"Nicht direkt." wehrte ich ab. Über diese Dinge zu sprechen, verschafte mir ein äußerst unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wenn irgendjemand uns hören würde, oder wenn Seiana – ohne es zu wollen, ich vertraute ihr, aber ich wußte ja selbst wie schnell einem etwas herausrutschen kann, das man lieber für sich behalten hätte – doch etwas weitersagen würde, dann wäre ich dran... und sie auch.
Eigenständig. "Hmm... schon, solange es im Rahmen der gebotenen Treue ist..." Vor meinem inneren Auge sah ich den Stadtpräfekten, sein joviales Lächeln... verspürte wieder die scheußliche Ohnmacht. Klein sein.
Der Kaiser zu schwach, zu krank?
"Sowas sollte man niemals laut sagen!" fuhr ich meiner Schwester beinahe über den Mund. "Er ist unser Kaiser. Er ist ein Feldherr, ein Kämpfer, er hat Schlachten geschlagen. Wie soll er denn jemals genesen, wenn wir nicht mehr an ihn glauben?! - Und überhaupt, wenn jemand dich hört....."
Ich nahm die Fingerspitzen voll Weihrauch und ließ sie auf den Rost rieseln.
"Ihr Laren, behütet uns vor Lauschern und unbedachten Worten." bat ich, dann erhob ich mich abrupt, machte dem gefährlichen Gespräch ein Ende.
"Warte mal, ich hab noch was für dich..."
Ich enteilte, und kam mit der Hasta caelibaris wieder, überreichte sie Seiana feierlich. Und obgleich es nicht gerade eine männliche Angelegenheit war, leistete ich meiner großen Schwester weiter Gesellschaft an diesem bedeutsamen Abend, erst beim Opfern und später sogar beim Frisieren.