• »Davon gehe ich auch aus«, erwiderte Caius schlechthin und ohne nachzudenken. Man konnte ihm somit nun auslegen, dass er sie für zu dürr hielt. Aber vielleicht dachte Seiana auch gar nicht daran, weil sie noch zu beschäftigt war mit den Gedanken über sein "Geständnis". Ihre Reaktion jedenfalls ließ ihn nur naiv-ehrlich grinsen, ehe er sich eines besseren besann und wieder ernster wurde. Dass sie allerdings nicht weiter darauf reagierte und auch sonst schwieg, machte es nicht gerade leichter für ihn. So stürzte er sich begierig auf die neue Information.
    »Ah.« Etwas in Seianas Stimme allerdings warnte ihn dann doch vor weiteren Fragen zum familiären Hintergrund. Nachdenklich musterte er sie, bis ein neues, keckes Lächeln seine Züge zierte.
    »Dann werde ich so oft schreiben, wie es geht«, versprach er und nickte bekräftigend.


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    »Er? Die Kurve? Glaubst du ja selbst nicht«, spottete Katander und sah Elena zweifelnd an.
    »Eher heiratet der neue Kaiser deine Herrin und Caius muss sehen wo er blei...« Katander bekam große Augen und sah Elena entsetzt an.
    »Oh ver...« murmelte er und blickte zerknirscht drein.
    »Vergiss am besten ganz schnell wieder, was ich eben gesagt hab. Äh. Öh. Was sagtest du eben noch? Ähm, ihr bleibt erstmal hier? Also, egal wie das mit dem Krieg aussieht? Klingt gut. Und in Rom kann man ja auch ne Menge unternehmen. Und falls es mal zu langweilig wird, kommt ihr uns in Ägypten besuchen. Das würde mich nämlich freuen, ich kenn da unten schließlich auch keinen. Vielleicht kann ich dir ja auch mal eine Nachricht mitschicken, wenn Caius deiner Herrin schreibt...« lenkte Katander schnell ab.

  • Seiana war tatsächlich noch beschäftigt mit seiner Offenbarung. Nicht dass sie die Tatsache an sich überraschte, dass er sie mochte, denn dass er sie zumindest sympathisch fand, war doch einigermaßen offensichtlich – sonst wäre er wohl kaum zu Besuch gekommen, und auch nicht auf die Idee, ihr schreiben zu wollen. Nur dass er es so offen sagte, hatte sie überrascht und zugleich verlegen gemacht. Er musste sie schon sehr mögen, wenn er ihr das bei ihrem zweiten Treffen bereits sagte – aber vermutlich hatte auch eine Rolle gespielt, dass es zu einem weiteren Treffen kaum mehr kommen würde, jedenfalls nicht vor seiner Abreise. Seiana war verwirrt und wusste immer noch nicht recht, was sie davon halten oder dazu sagen sollte, aber gleichzeitig mochte sie es, dass er ehrlich war – manchmal ging es ihr gewaltig gegen den Strich, mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten zu müssen, weil es sich einfach nicht gehörte, sie zu sagen, je nach den Umständen und je nachdem mit wem sie sprach. Dass der Aelier davon ebenfalls nicht so viel zu halten schien, gefiel ihr. Aber auch wenn sie nicht mehr von seinen vorigen Worten abgelenkt gewesen wäre, hätte sein folgender Kommentar sie nicht zum Grübeln gebracht – Seiana interpretierte selten mehr in Worte hinein als da war. Wenn ihr etwas seltsam vorkam, fragte sie in der Regel nach, aber im Übrigen war sie der Ansicht, dass Menschen sagen sollten, was sie sagen wollten, ohne kryptische Formulierungen zu wählen – und daher fasste sie nun auch seinen Kommentar so auf, wie er vermutlich gemeint war: als schlichte Feststellung. Ein Lächeln flog über ihre Züge. „Ausgehen? Ich denke du kannst dir sicher sein, dass ich im Winter in Germanien frieren werde. Schon allein weil ich diese Temperaturen überhaupt nicht gewöhnt bin.“


    Dass Archias nicht weiter auf ihre familiären Verhältnisse einging, dafür war Seiana dankbar. Sie verspürte im Moment keine große Lust, nun von ihrer Mutter zu sprechen, und wenn er mehr über ihre Familie wissen wollte, würde das Gespräch unweigerlich auch auf ihre Mutter kommen. Aber sie wollte nicht, dass Trübsinn aufkam, oder auch nur die Verlegenheit auf seiner Seite, nicht zu wissen, wie er reagieren sollte. Sie erwiderte seinen nachdenklichen Blick einen Moment, sah dann wieder durch den Garten, nur um gerade rechtzeitig wieder den Blick ihm zuzuwenden, um sein keckes Lächeln sehen zu können. Ohne etwas dagegen tun zu können, grinste sie zurück. „Ich freue mich schon darauf“, meinte sie, und sie stellte – fast schon selbst verblüfft – fest, dass es tatsächlich so war. Sie freute sich wirklich, Briefe von ihm zu bekommen, und das nicht nur wegen der hoffentlich spannenden Beschreibungen Ägyptens. „Wirklich“, fügte sie noch einmal mit Nachdruck und einem ehrlichen Lächeln hinzu, auch wenn sich das möglicherweise ebenso wenig schickte wie seine Offenbarung zuvor. „Wann wirst du denn abreisen?“


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    Elena lachte nur. „Wer weiß. Bisher hat sie jedenfalls noch nicht hochkant rausgeschmissen, und glaub mir, sie hätte keine Skrupel das zu tun, wenn er sich wirklich im Ton vergreifen sollte.“ Dann hielt sie verblüfft inne und starrte Katander mit offenem Mund an. „Bitte was? Heiraten?“ Einen Moment brauchte sie, um sich zu sammeln. „Von was reden wir hier? Wie kommst du auf hei…“ Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Meint ihr nicht, dass das ein bisschen früh ist?“
    Mit einem frechen Lächeln stellte sie fest, dass Katander es offenbar ziemlich peinlich war, was ihm da herausgerutscht war. „Vergessen? Das könnte dir so gefallen. Aber mach dir keine Sorgen, ich sag nix…“ Dann machte sie erneut große Augen, diesmal aber wesentlich kürzer, bevor erneut ein Lächeln ihr Gesicht zierte, diesmal ein gespielt verschämt-verführerisches. Katanders Ablenkung hatte funktioniert – Elena war sich darüber durchaus bewusst, aber es störte sie nicht. Wenn der Aelier vorhatte um die Hand ihrer Herrin anzuhalten, dann sollte er das tun. Auch wenn sie der Meinung war, dass es vielleicht ein bisschen früh war, um schon diesen Entschluss zu fassen… Aber offenbar hatte er ja vor, sie erst mal näher kennen zu lernen. Was für sie bedeutete, seinen Sklaven näher kennen lernen zu können. „Das würdest du? Tatsächlich?“ Das Lächeln wurde ein bisschen intensiver. „Würde mich freuen. Seiana lässt mich dir sicher antworten…“

  • »Und das Wetter«, merkte Caius an und nickte.
    »Es schneit dort. Hast du schon mal Schnee gesehen? Er glitzert in der Sonne und man kann ihn formen. So wie...wie Brotteig. Allerdings ist Teig nicht so fest wie...naja. Man kann Dinge damit nachbauen.« Einmal hatte er seinen... Aber das wollte Seiana bestimmt nicht wissen, also grinste Caius nur vor sich hin und behielt für sich, was er da in Überlebensgröße nachgebaut hatte. Sein schelmisches Grinsen verwandelte sich in ein erfreutes, als sie ihm gestand, dass sie sich freuen würde. Wenn das mal nicht in die richtige Richtung ging! In seinen Gedanken malte er sich bereits aus, wie er mit Seiana zusammen in einer kleinen Insula wohnte und drei kleine Caii um sie herumtollten. Gut, vielleicht etwas weit in die Zukunft geblickt und zudem mehr als nur dümmlich-romantisch, aber so war Caius eben. Dies war auch der Grund, aus dem ihm nicht im Traum einfiel, dass der Senator von seiner Vorstellung alles andere als begeistert gewesen war. Caius war Optimist; und das auf ganzer Linie und noch darüber hinaus.
    »Übermorgen«, erwiderte er auf ihre Frage hin.
    »Und vorher muss ich noch meinen ganzen Kram zusammenpacken... Ich muss nämlich zugeben, dass ich bisher noch nichts gepackt habe. Ich wollte auch gleich heute noch damit anfangen...«


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    Zerknirscht sah Katander von Elena zu den beiden Herrschaften nach vorn und wieder zurück zu der hübschen Sklavin.
    »Da kann man reden und reden, es ist, als würdest du vor eine Wand laufen«, sagte er dann matt und hob seufend die Schultern.
    »Ich hab versucht, ihm das nahezulegen, aber er...naja, manchmal ist er eben arg verträumt. Er denkt dann nicht nach, weißt du. Du glaubst nicht, wie der Senator ihn angeschaut hat...als säße ein pferd vor ihm im Stuhl und spräche davon, Seiana zu heiraten.« Katander zog eine Grimasse, als hätte er soeben in eine Zitrone gebissen.
    »Danke«, meinte er nur, als sie versprach, nichts zu sagen, zumindest vorerst nichts.


    »Klar. Wieso nicht? Ich find dich eigentlich ganz nett. Und wenn mich nicht alles täuscht, dürften wir demnächst ohnehin öfter miteinander zu tun haben.« Katander brachte ein ehrliches Lächeln zustande und zwinkerte Elena zu, gerade als er Caius vom Aufbruch reden hörte. Er wandte den Kopf, besah sich den Stand der Sonne und runzelte die Stirn.


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    »Na sicher. Und wer darf sich hinterher wieder abhetzen?« fragte er Elena leise, rollte mit den Augen und zeigte auf seine Brust. Lauter sagte er:
    »Es wird allmählich Zeit. Wenn du wirklich in zwei Tagen das Schiff bekommen willst, dann sollten wir vielleicht nicht mehr allzu lange bleiben.«
    Caius wandte sich zu Katander und Elena um, hob eine Augenbraue und musterte die beiden grinsend. Katander, der alte Halunke...
    Theatralisch seufzte er dann und zuckte zu Seiana gewandt mit den Schultern.
    »Hm, wenn man von Pluto spricht, erscheint er dir als Personifikation... Naja, er hat leider recht, so gern ich auch noch bleiben würde.«

  • Seianas Lächeln hatte fast schon etwas Übermütiges. „Schnee… Nein, gesehen habe ich Schnee noch nicht. Kann daraus auch Kugeln formen und jemandem eine an den Kopf werfen?“ Das hatte sie zumindest früher mit Vorliebe gemacht, nicht mit Schnee, sondern mit einer Sand-Schlamm-Mischung – bei ihren Brüdern und den anderen Kindern, und hatte auch dementsprechend selbst Geschosse abbekommen. Ohne dass sie sich selbst bewusst darüber war, mochte ihr Grinsen wohl verraten, in welche Richtung ihre Gedanken gerade gingen – zumindest jedenfalls, dass es keine ganz harmlose war. „Wie Sand. Damit kann man jedenfalls auch Dinge nachbauen.“ Als sie Archias’ schelmisches Grinsen sah, wurde ihr bewusst, wohin ihre Gedanken gerade abgeschweift waren und dass ihr Grinsen womöglich mehr gezeigt hatte als gut, oder besser: schicklich war für eine junge Frau ihren Standes. Hatte er in ihrem Gesichtsausdruck lesen können, woran sie gerade gedacht hatte? Sie konnte kaum ahnen, was sein Grinsen ausgelöst hatte, und wieder überzog eine hauchzarte Röte ihre Wangen, während sie überlegte, ob sie ihm erklären sollte, dass sie bei weitem nicht mehr so frech war wie als junges Mädchen. Obwohl der Gedanke, mal wieder eine Schlammschlacht zu veranstalten, durchaus etwas Reizvolles hatte…


    „So bald schon?“ Seiana war selbst überrascht davon, dass sich fast so etwas wie Enttäuschung in ihr ausbreitete, als sie sein Abreisedatum hörte. Er wäre kaum hier aufgetaucht und hätte ihr die Bitte unterbreitet, ihr schreiben zu können, wenn er nicht bald abreisen würde, aber dennoch… Ebenfalls mit leiser Überraschung stellte sie fest, dass ihr seine Gesellschaft angenehm war.


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    „Ach, ich weiß was du meinst.“ Elena lächelte aufmunternd. „Wenn Seiana sich etwas in ihren Kopf gesetzt hat, dann lässt sie sich davon moistens auch nicht mehr abbringen. Du kannst dir den Mund fusselig reden, und es ist als ob sie’s gar nicht hören würde.“ Dann wieder ein Lachen, als sie sich Katanders nächste Worte hörte. Elena hatte mit dem Senator noch nichts zu tun gehabt und kannte ihn nicht, aber seine Reaktion konnte sie sich lebhaft vorstellen. Dazu das Bild, dass vor ihm ein Pferd saß… „Oooh, das kann ich mir vorstellen, wie er… Moment.“ Die Sklavin unterbrach sich, als ihr etwas an Katanders Worten auffiel. Diesmal runzelte sie leicht die Stirn, bevor sie ihre Augenbrauen hochzog. „Dein Herr war sogar schon beim Senator und hat ihn gefragt?“ Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, aber letztlich schien es zu dem Aelier zu passen, von dem was sie bis jetzt selbst von ihm mitbekommen und von seinem Sklaven gehört hatte. „Also ich werd nichts sagen. Ich weiß nur nicht ob das auch für den Senator gilt… Hach, abwarten. Ich bin gespannt wie sie reagiert.“ Jetzt grinste Elena wieder spitzbübisch. Es dürfte tatsächlich spannend werden, das hautnah mitzubekommen. Sie musterte erneut die beiden vor sich. Sie kannte den Aelier nicht, aber sie kannte ihre Herrin, und sie sah, dass diese sich gerade wohl fühlte. „Jaaa… wenn sie’s nicht in den falschen Hals kriegt, also das mit den Heiratsplänen, sehen wir sicher öfter in Zukunft.“


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    Elena kicherte nur, als sie Archias’ und anschließend Katanders – nur für sie gemeinten – Kommentar hörte, während Seiana sich zusammen mit dem Aelier zu den beiden Sklaven umwandte. Als Archias dann antwortete, nickte sie leicht. „Das kann ich verstehen… auch wenn ich mich gern noch länger mit dir unterhalten hätte.“ Ihr Lächeln zeigte, dass es nicht nur eine höfliche Floskel war, die sie ihm zum Abschied sagte, sondern ernst gemeint war. „Dann wünsche ich dir eine gute Reise, und dass du wohlbehalten in Ägypten ankommst.“

  • Caius grinste breit. Die Frage verriet, dass Seinaa einen Humor besaß, den er mochte. Allerdings hatte er das schon bei ihrem gemeinsamem Marktbummel mit dem Flavier bemerkt.
    »Ganz genau. Wie nasser Sand, nur eben nicht körnig, sondern...kalt. Und geht auch nicht so schnell kaputt wie Gebilde aus Sand«, fügte er hinzu und schmunzelte. Das zarte Erröten des hübschen Gesichts machte ihn ein wenig verlegen, und er blickte zu Katander, um es zu überspielen.
    »Ja. Ich freue mich schon darauf, um ehrlich zu sein. Und natürlich werde ich dir ganz oft schreiben«, wiederholte er und legte flüchtig eine Hand auf ihren Unterarm.


    »Ja, war er. Und der Senator schien nicht gerade begeistert, was verständlich ist.« Katander wiegte den Kopf hin und her und zuckte dann mit den Schultern.
    »Naja, wird schon schiefgehen. Wenn sie irgendwann von der Idee nicht abgeneigt ist, wird er sicher nicht nein sagen. So schätz ich ihn zumindest ein, denn er sagte, dass er zuerst mit deiner Herrin reden will.«


    »Genauso ergeht es mir auch«, versicherte Caius, der sich freute, dass Seiana ihn scheinbar mochte, denn wie pure Höflichkeit sah das nicht gerade aus.
    »Danke«, sagte Caius und wiederholte die Worte seines Sklaven, ohne es zu wissen.
    »Wird schon schiefgehen.«


    »Es war schön, dich wiederzusehen, Elena«, sagte Katander auf der anderen Seite, ergriff die Hand der Sklavin und platzierte einen etwas steifen Kuss darauf, ehe er sie spitzbübisch anschmunzelte.
    »Du wirst bald von mir hören. Vale, und pass gut auf deine Herrin auf.« Klang wie eine Drohung, war aber tatsächlich ehrlich gemeint.
    »Gib gut auf dich acht, Seiana. Ich melde mich.«


    Und damit sammelte Caius seinen Sklaven ein und beide verließen das Haus der Decimer, nun wieder etwas zuversichtlicher als nach dem niederschmetternden Gespräch mit dem Senator.

  • Gerade als die Sonne den Himmel zurück erkämpfte, Sterne und Mond und die Nacht vertrieb, hatte Alaina ihre Insula verlassen und sich auf den direkten Weg zur Casa Decima gemacht. Es war noch angenehm kühl, die Straßen fast leer und auch stank es nicht ganz so erbärmlich, wie es später der Fall sein würde. Es war eine angenehme Tageszeit und sie genoss es ungestört durch die Straßen schlendern zu können.


    Der Türsklave der Decima öffnete ihr etwas verschlafen die Türe und wies sie an ins Perisytl zu gehen, denn dort schien der Senator Morgens als erstes antreffen zu sein Gesagt getan, wenig später fand sie sich nun dort auf einer Kline wieder, ein Sklave brachte ihr etwas Saft und auch ein wenig Obst und zusätzlich eine Familienchronik, mit welcher sie sich schon am gestrigen tage beschäftigt hatte. Nun fehlte nur noch der Senator.

  • Seit seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft hatte Livianus oft Probleme mit engen Räumen. Die Casa war zwar groß, doch zog er es vor so viel Zeit wie möglich unter freien Himmel zu verbringen. Gleich in den frühen Morgenstunden, nachdem er sich frisch gemacht und einkleiden hatte lassen, war es mittlerweile fast eine Zeremonie, dass er einige Runden im prachtvoll angelegten Perestylium drehte. Er genoss dabei stets die ersten Sonnenstrahlen und sogar das Frühstück in dieser angenehmen Umgebung zu sich.


    An diesem Morgen war der Tisch für Zwei gedeckt und auch zwei Klinen hatte man aufgestellt. Ausgeschlafen und putzmunter trat der Senator aus einer der zahlreichen Türen und schritt auf Alaina, seine neue Scriba personalis zu, die wie vereinbart bereits auf ihn wartete. Er mochte Pünktlichkeit und Alaina hatte damit bereits den ersten Pluspunkt gesammelt.


    "Guten Morgen Alaina. Lass uns noch ein paar Runden gehen, bevor wir das Frühstück zu uns nehmen."

  • Vertieft in ihre Lektüre bemerkte sie es zunächst nicht, dass Senator Livianus das Perestylium betrat. Erst als er fast schon vor ihr stand und sie begrüßte, sah sie auf und schenkte ihm ein doch recht fröhliches Lächeln. Eilig legte sie das Pergament beiseite und erhob sich. Sie mochte es nicht sonderlich gern, wenn jemand auf sie herab blickte. Gern war sie in Augenhöhe mit ihren Gesprächspartner. Bei dieser Bewegung löste sich eine Strähne aus ihrem hochgesteckten Haar, wie so oft war es kaum zu bändigen und auch wenn sie sich nach römischer Sitte kleidete und benahm, so gab es doch Auffälligkeiten die sie eindeutig von den Römern unterschied. Eilig richtete sie ihre Frisur.


    „Guten Morgen, Senator!“ grüßte sie munter.


    „Aber gern doch!“ nahm sie die Einladung an mit ihm einige Schritte zu gehen und den Morgen noch etwas zu genießen, ehe sie sich wohl in die Arbeit stürzen würden.

  • "Ich hoffe das aufstehen ist dir nicht all zu schwer gefallen. Ich bin ein notorischer Frühaufsteher und freue mich jeden Tag aufs Neue, ein paar Runden hier im Peristylium zu drehen und die Ruhe zu genießen."


    Livianus wartete, bis sie sich zurecht gerichtet hatte und schritt dann voran durch den Säulengang, Alaina an seiner Seite.


    "Hast du gestern noch das Haus besichtigt und die Sklaven kennengelernt?"

  • Sie lächelte offen und freundlich. "Nun, das Frühe aufstehen stört mich keines wegs. So kann man den Tag wirklich nutzen und auch etwas schaffen!" meinte sie und schritt gemächlich neben ihm her.


    "Das Haus habe ich mir angesehen und ich denke ich finde mich ohne Schwierigkeiten zurecht, einige Sklaven hab ich bereits kennen gelernt... und auch deinen Sohn, Flavus!" berichtete sie ihm. Über den Vorfall im Bad würde sie nicht sprechen, das ging den Senator rein gar nichts an.

  • "Ah, sehr gut. Es ist mir wichtig, dass du dich schnell eingewöhnst."


    Er blieb einen Moment stehen und begutachtete einen hoch gewachsenen Rosenstrauch, der sich mittlerweile um eine der Säulen rankte und den vor vielen Jahren noch sein Vater gepflanzt hatte. Die Sklaven und auch sein Verwandter Verus kümmerten sich gut um den Hortus und den Säulengang und ermöglichten so diese Vielzahl an Blumen und Pflanzen, die den Weg aus den untschiedlichsten Teilen des Reiches nach Rom und schließlich hier in der Casa Decima ein neues Zuhause gefunden hatten. Er pflückte eine der prachtvollen weißen Rosenblüten und überreichte sie wortlos, aber mit einem sanften Lächeln Alaina, die auf ihre besondere Art und Weise ebenso wunderschön war, wie die Blüte.


    "Hast du eine Tabula dabei? Ich habe heute bereits einige Aufgaben, die relativ rasch erledigt gehören."

  • Livianus schien nicht weiter daran interessiert zu sein, dass sie bereits seinen Sohn kennen gelernt, oder vielmehr, einen seiner beiden Söhne, schließlich hatte er ja vor kurzem einen jungen Mann adoptiert. Nur schien das dem leiblichen Sohn nicht zu gefallen, laut Aussage der Sklaven. Es war auch besser so, dass der Senator nichts über die Begegnung zwischen ihr und Flavus erfahren wollte. Schließlich handelte es sich in diesem Fall um eine recht delikate Geschichte.


    „Ich kann mich recht schnell an die gegebene Situation anpassen…“ meinte sie leichthin. Kurz blieben sie an einem der Rosensträucher stehen. Nachdenklich betrachtete sie die wunderschönen Blumen, mit ihren Dornen. Gefährlich, aber schön. Wie viele Dinge in der Natur. Als der Decima ihr dann eine der Rosen überreichte, konnte sie einige Ähnlichkeiten zwischen Vater und Sohn erkennen, nur das der Sohn wesentlich aufbrausender in seiner Art war. Livianus war zurückhaltend und schien sich auch beherrschen zu können. Dankbar lächelte sie ihm zu.


    „Tabula, Pergament, Tinte… alles was ein Scriba ständig bei sich haben sollte!“ sie deutete auf eine kleine bestickte Tasche auf der Kline. „Ich bin jederzeit bereit!“ schmunzelte sie.

  • Livianus sah, dass sich die junge Frau über diese kleine Gäste freute. Schade nur, dass sie sich die weiße Rosenblüte nicht in ihr Haar steckte. Es hätte bestimmt wunderbar zu ihren feuerroten Haaren gepasst. Doch dann gab er mit einem Handdeut zu verstehen, dass er weitergehen wollte und ordnete wieder seine Gedanken.


    "Magst du Pferde Alaina? Kennst du dich mit ihnen aus?"

  • Nachdenklich drehte sie die Rosenblüte zwischen ihren Fingern. Sie hätte diese auch in ihr Haar stecken können, aber sie gehörte nicht zwangsläufig zu den Frauen, die sich heraus putzten um Mänenr zu gefallen. Eher war sie da etwas pragmatisch. Was sie wohl zumindest Flavus bewiesen hatte. Dennoch stellte sie sich die Frage wohin mit der Blüte, sie einfach fallen zu lassen, wäre unhöflich gewesen, von daher steckte sie die Rose mit einer Brosche zusammen fest. Der bronzene Ton des Schmuckstück und die weiße Blume bildeten ein wunderbares Bild der Harmonie.


    Etwas verdutzt sah sie ihn an, als er das Thema uf Pferde lenkte. "Nun.... ich mag Pferde, aber ich kann nicht sonderlich gut reiten!" gab sie etwas zögernd zu. "Und auskennen... naja nicht wirklich!" fügte sie hinzu.


    "Warum?"

  • "Weil es Teil deiner ersten Aufgabe ist. Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger von Pferderennen und auch Mitglied in der Factio Aurata. Ihrem Magister habe ich versprochen, ein neues Gespann für die kommende Rennsaison aufzutreiben und zu finanzieren. Diese Aufgabe möchte ich nun dir übertragen, da ich selbst kaum die Zeit habe durch Italia zu reisen oder mit Pferdezuchten zu verhandeln. Wenn du selbst keine Pferdekennerin bist, wovon ich ohnehin schon ausgegangen bin, dann wird sich bestimmt jemand finden, der dir mit Rat und Tat zur Seite steht. Vielleicht jemand von der Factio."

  • Alaina blieb stehen und blinzelte ihn erstaunt an. Sie sollte bitte was machen? Sich mit Pferden beschäftigen: Was für sie hieß von einer Zucht zur nächsten zu ziehen um die richtigen Tiere zu finden. Na gut, sie hatte Herausforderungen gewollt und nun würde sie diese wohl auch bekommen.


    „Hast du schon einen bestimmten Züchter im Kopf?“ fragte sie, kurz eilte sie zur Kline, holte die Tabula aus ihrer Tasche und machte sich flink Notizen. „Gibt es ein Limit, was den Kauf der Tiere angeht? Oder hab ich freie Hand?“ fragte sie nach. Als erstes würde sie sich wohl mal mit Pferdezucht beschäftigen müssen und wohl auch mit so einem Züchter sprechen müssen. Sicherlich gab es auch in der Nähe von Rom jemanden, der Pferde züchtete, ehe sie ihre Suche auf das gesamte Imperium ausweiten würde.
    „An wen kann ich mich wenden, was Pferdezucht angeht?“ fragte sie nun weiter.

  • "Nein. Ich lasse dir dabei absolut freie Hand. Was die Züchter betrifft, so sprichst du am Besten mit meinem Verwandte Decimus Varus. Er hat sehr viele Kontakte und ist sehr erfahren. Was die Pferde selbst betrifft, so kannst du dich mit meinem Sohn Serapio absprechen. Er ist ein hervorragender Fahrer und weiß worauf es ankommt, du könntest ihn mitnehmen und er könnte die Pferde dann vor dem Kauf testen."


    Livianus und seine Scriba waren nach einer kleinen Runde wieder an den Liegen angekommen und der Senator deutete ihr, dass sie nun Platz nehmen konnte.

  • Wieder jemand der ihr freie Hand bei allen Entscheidungen ließ. Nun gut, das gab ihr auch eine Menge Möglichkeiten. Decimus Verus hatte sie ja bereits kennen gelernt und sie scheute eine weitere Konfrontation mit ihm nicht. Die sah dies eher als Herausforderung an.


    "Serapio und Verus, ich denke das lässt sich auf jedenfall einrichten!" sie folgte seiner Aufforderung und ließ sich auf die Kline sinken, auf ihrem Schoß die Tabula mit ihren eigenen Notizen.

  • Auch Livianus ließ sich auf der bequemen Liege nieder und wurde gleich darauf von mehreren Sklaven umschwirrt, die das reichhaltige Frühstück servierten.


    "Sehr gut. Der nächste Punkt betrifft Informationen, die du für mich einholen sollst. Ich war vor kurzem beim Praefectus Urbi und habe ihm um einige Gefallen gebeten. Das Gespräch hat leider ein sehr unerwartetes und eher negatives Ende genommen. Ich bin mir nun nicht ganz sicher, ob er meinen Bitten gänzlich oder nur teilweise nachgekommen ist, oder vielleicht auch gar nichts unternommen hat. Es ging um die Erhebung meines Sohnes Flavus in den Ordo Euqester und meines Verwandten Decimus Crassus in den Ordo Senatorius, sowie um ein Tribunat in der kommenden Amtsperiode für meinen Bruder Mattiacus."

  • Eilig und unauffällig brachten die Sklaven des Hauses das Frühstück. Zumindest ein guter Anfang des Tages, denn die restliche Zeit würde sie wohl reichlich beschäftigt sein.


    „Ich denke, ich wird schon jemand finden der mir Auskunft geben kann!“ nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. Am besten würde es wohl sein einem Scriba des Praefecten auf den Zahn zu fühlen, die wussten immer alles und erledigten auch dessen Papierkram.

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