Natürlich ging sie nicht wieder hinein. Sie blieb, sie strich weiter über seine Haut, unter der die Muskeln eisenhart zu sein schienen, so angespannt, dass sie fast meinte es müsste in sie übergehen. Aber nach und nach entspannte er sich ein wenig, und Seiana trat noch einen Schritt näher, strich mit ihrer Hand nun über seinen Rücken und legte ihren Kopf leicht an seine Schulter. Sie konnte so gut nachvollziehen, wie er sich gerade fühlen musste... Ostia, der Theaterbesuch, diese paar Tage, in denen sie geglaubt hatte Seneca hätte sie verraten, in böser Absicht verraten, lagen noch nicht allzu lange zurück.
Sie sagte immer noch nichts, hätte auch nicht gewusst was, aber sie hoffte dass es ihm erst mal einfach nur half, dass sie da war. Und dann hörte sie ein Räuspern, irgendwo hinter sich, wandte sich leicht um – und entdeckte Massa, der nun auf sie zukam, in einem so lässigen Schlendergang, dass Seiana sich fragte, ob er tatsächlich so dreist war, oder ob ihm einfach nicht bewusst war, wie das wirkte. Aber da sie ihn bei weitem nicht als dummen Menschen kennen gelernt hatte, glaubte sie nicht wirklich daran, dass er das nicht wusste.
Sie blieb stehen, wo sie war, veränderte nur leicht ihre Haltung – und das allein ließ es schon so wirken, als würde sie sich schützend vor ihren Bruder stellen. „Was willst du hier, Massa? Deine Cousine vermisst dich sicher bei der Cena.“ Ein Gespräch wäre sicher nicht das Schlechteste... Seiana war sich nur nicht so sicher, ob es jetzt so klug war.