• Natürlich ging sie nicht wieder hinein. Sie blieb, sie strich weiter über seine Haut, unter der die Muskeln eisenhart zu sein schienen, so angespannt, dass sie fast meinte es müsste in sie übergehen. Aber nach und nach entspannte er sich ein wenig, und Seiana trat noch einen Schritt näher, strich mit ihrer Hand nun über seinen Rücken und legte ihren Kopf leicht an seine Schulter. Sie konnte so gut nachvollziehen, wie er sich gerade fühlen musste... Ostia, der Theaterbesuch, diese paar Tage, in denen sie geglaubt hatte Seneca hätte sie verraten, in böser Absicht verraten, lagen noch nicht allzu lange zurück.


    Sie sagte immer noch nichts, hätte auch nicht gewusst was, aber sie hoffte dass es ihm erst mal einfach nur half, dass sie da war. Und dann hörte sie ein Räuspern, irgendwo hinter sich, wandte sich leicht um – und entdeckte Massa, der nun auf sie zukam, in einem so lässigen Schlendergang, dass Seiana sich fragte, ob er tatsächlich so dreist war, oder ob ihm einfach nicht bewusst war, wie das wirkte. Aber da sie ihn bei weitem nicht als dummen Menschen kennen gelernt hatte, glaubte sie nicht wirklich daran, dass er das nicht wusste.
    Sie blieb stehen, wo sie war, veränderte nur leicht ihre Haltung – und das allein ließ es schon so wirken, als würde sie sich schützend vor ihren Bruder stellen. „Was willst du hier, Massa? Deine Cousine vermisst dich sicher bei der Cena.“ Ein Gespräch wäre sicher nicht das Schlechteste... Seiana war sich nur nicht so sicher, ob es jetzt so klug war.

  • So hatte ich mir das vorgestellt. Seiana beschützt ihren kleinen Bruder. " Sicher nicht, so lange Stella jemanden hat, mit dem sie sich Beschäftigen und Vergnügen kann. Erst wenn sie von ihm genug hat oder kein anderer da ist, wird der kleine Tyrann sich an mich erinnern. Was der Liebe zu diesem kleinen Tyrannen keinen Abbruch leistet. Ich muss sie nur ab und zu daran erinnern, dass ich ein eigenes Leben führe und nicht nur für sie da bin. Das macht es mir leichter, wenn sie heiratet, eine Familie hat. Wenn du verstehst was ich meine."
    Obwohl ich gern für Stella da war. Sie musste sich langsam bewusst werden, dass sie bald eine eigene Familie hatte. Ihr Mann dann für sie da war. Ich dann nur noch die Besucherrolle inne hatte. Beim näheren Betrachten trafen meine Worte zum großen Teil auf eine zweite Person zu die ich kannte. Ausgerechnet auf eine die hier vor mir stand.

  • Auch das noch. War ihm sein Sieg im Triclinum nicht genug, mußte er sich auch noch an meiner Verzweiflung weiden?! Schlappte uns dreist aufdringlich hinterher und quasselte irgendwas über Stella, was mich im Moment nicht weniger hätte interessieren können.
    "Verschwinde." sagte ich leise. "Du Bastard."
    Für einen Augenblick war es wie früher, Seiana die mich vor den Fischerjungs beschützte, Seiana die meine Mütze zurückeroberte, als die sie mir geklaut hatten, aber dann – wie KONNTE er es wagen - kehrte glühendheiß meine Wut zurück, und da war ich auf einmal gar nicht mehr hilflos, da wollte ich nur noch eines: ihm das süffisante Lächeln aus dem Gesicht prügeln.
    Mit einem Ruck löste ich mich von meiner großen Schwester, ging auf Massa zu, Mord im Blick.
    "Du verlogener Dreckskerl. Du widerlicher Heuchler." fauchte ich, mit zornbebender Stimme, immer weiter auf ihn zu kommend. "Was soll dieses Scheiß-Spielchen?!! Kapier's endlich: ich will dich nie wieder sehen! Verpiss dich endlich!!"
    Und mit diesen Worten ballte ich die Faust und schlug sie ihm, von grenzenlosem Zorn beseelt, mit voller Wucht ins Gesicht... (ich muß leider dazusagen, dass meine Faust keine Herkulesfaust war, vor allem nicht nach Tasheribat), rammte ihm um einen Sekundenbruchteil später bösartig das spitze Knie in den Magen, und, erwartend dass er sich niederkrümmen würde, riss ich meine Ellbogen zusammen um sie ihm dann, schön mit Schwung, von oben in die verletzliche Grube hinter dem Schlüsselbein zu stoßen...

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    Klient - Decima Lucilla

  • Irritiert sah ich ihn an. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Die Art, wie er es aussprach und das er im Zorn auf mich zu kam, hätte mich warnen müssen. Die Faust landete unglücklich in meinem Gesicht. Mein Mundwinkel machte Bekanntschaft mit den Zähnen, ich schmeckte Blut. Ein Reflex meiner Bauchmuskulatur war es zu verdanken, dass sein Knie mich nicht zu Boden zwang. Es war schmerzhaft, nahm mir kurz die Luft. Ich krümmte mich zur Seite drehend. Halt an einer Säule suchend, rang nach Luft. " Nur gut, dass der Praefect mich nicht als Miles zu den Praetorianern geschickt hat . Er hat mir die Wahl gelassen." jappste ich, richtete mich auf. "Mehr war dir der Grieche nicht wert." Das Blut aus dem Mundwinkel wischend. " Stand noch etwas wichtiges in dem Brief von dir, was ich wissen sollte? Ich denke nicht, dann kann ihn gleich ungeöffnet dem Feuer überlassen, bevor ich gehe." ächzend, mit einer Hand die Magengegend massierend, lehnte ich an der Säule. " Warum ich armer Irrer mich auf dich eingelassen habe." Einen Augenblick wollte ich angelehnt stehen bleiben, bis ich einigermaßen gerade das Peristyl verlassen konnte. Meine Sachen holen und weg, dachte ich nur noch. Egal wo ich diese Nacht unter kam.

  • Seiana fühlte sich, als ob jemand einen Kübel Eiswasser über sie ausgeschüttet hätte. Sich beschäftigen und vergnügen. Tyrann. Eigenes Leben. Warum nur hatte sie das Gefühl, er sprach gar nicht von Stella, sondern von ihr? Was hatte Faustus gesagt, Massa hatte sich in seiner Ehre verletzt gefühlt aufgrund ihres Briefs? Warum hätte er sich in seiner Ehre verletzt fühlen sollen – wenn nicht deswegen, dass er im Grunde der Meinung war, dass eigentlich sie, als Frau, sich nicht einzumischen hatte in die Belange der Familie, völlig egal, ob es hier um die Kinder des Bruders ihres Vaters ging? Und warum sollte er seine Cousine als Tyrann bezeichnen, die noch ein halbes Kind war im Grunde, und die er zudem seit Jahren nicht gesehen hatte? Nein. Seiana war sich sicher, dass er damit nur sie meinen konnte, dass ihm nicht gefiel, wie eng ihre Beziehung zu ihrem Bruder war, dass er fand sie solle sich um andere Dinge kümmern, weil er doch ein eigenes Leben zu führen hatte. Massa hatte keine Ahnung. Nicht die geringste Ahnung. Sie hatte geglaubt, damals, als sie sich kennen gelernt hatten, als sie gesprochen hatten, dass er verstand, was Faustus und sie verband, dass er bis zu einem gewissen Grad sogar sie verstand, obwohl sie sich kaum kannten, aber das war wohl ein Irrtum gewesen. Er schien ja noch nicht einmal zu verstehen, wie Familienzusammenhalt in Rom funktionierte. Seiana hatte keine Ahnung, ob die in Griechenland lebenden Römer das anders handhabten, aber eine Ehe sine manu hieß in Rom, dass die Frau nicht in die Familie ihres Mannes überging, sondern ihrer eigenen verhaftet blieb. Und damit nicht nur das Recht, sondern die Pflicht hatte, sich um deren Wohlergehen zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen, vor allem dann, wenn sonst niemand da war der das tun könnte.


    All das lag ihr auf der Zunge, sie wollte es ihm sagen, wollte es ihm entgegen zischen, dass die Griechen ihre Frauen vielleicht wegsperrten, aus dem öffentlichen Leben fernhielten und auch sonst keinerlei Einmischung wünschten, aber dass Römer anders waren, und das auch in Griechenland lebende Römer sich an römische Sitten halten sollten und nicht die griechischen. Aber sie bekam nichts davon heraus. Sie schwamm innerlich in einem Meer aus Eis, versuchte gegen die überwältigende Kälte anzukämpfen, die das helfende Maß überschritten hatte im Moment, die zwar den Schmerz, den verletzten Stolz blockte, die sie aber zugleich auch lähmte. Sie stand nur da, wie erstarrt, und sah Massa an, mit versteinerter Miene, und sie hätte sich vermutlich noch wesentlich länger nicht regen können, wenn Faustus und seine Reaktion sie nicht aus ihrer Starre gerissen hätten. Überrascht beobachtete sie, wie er zunächst verbal und dann körperlich auf Massa losging, auf ihn einschimpfte, ihm Schläge versetzte... und konnte dann nicht anders als Genugtuung zu verspüren. Unter fast allen anderen Umständen hätte sie wohl versucht dazwischen zu gehen, hätte die beiden aufgefordert, sich nicht wie Kinder zu benehmen – aber so, jetzt, nach dem, was Massa gesagt und wie sie es verstanden hatte... bekam er einfach nur, was er verdiente. Es freute sie nicht. Es erfüllte sie mit tiefer Genugtuung, die nichts mit Freude oder Triumph zu tun hatte. „Du bist Römer, Massa. Benimm dich auch so“, fauchte sie, als er sich nach den Schlägen genug gefasst hatte, um zu reagieren. „Aber wenn du dich selbst als Grieche siehst, bist du bei der Classis gerade richtig.“

  • Mitten in die Fresse! Das hatte er verdient! Das tat so gut!! Aber meine Hand schmerzte von dem Schlag. Ich rieb sie, einen Schritt zurückweichend, angespannt Massas Reaktion erwartend, ihn sprungbereit taxierend... doch wieder Erwarten schlug er nicht zurück, hielt sich nur an der Säule. Vielleicht weil ihm selbst im Grunde doch klar war, dass ihm dieser Schlag gebührte?
    Römer, Griechen, Hispanier..... Seiana hatte Recht, sollte er doch bei der Classis ein ruhmloses Dasein fristen.
    "Massa was redest du für einen Unsinn??!" fauchte ich verständnislos auf seine wirren Worte, noch immer zornig, aber nicht mehr ganz so rot umnebelt wie vor dem Schlag. "Das ist so lächerlich! Der Präfekt wusste sehr genau dass ich dich als Optio ad spem ordinis wollte! - Was?! Ich fass es nicht! Du hast meinen Brief nicht mal gelesen?!!" Da hätte ich es mir echt sparen könne, mir den Kopf über meine womöglich zu harsche Wortwahl zu zerbrechen, wenn es schon so weit war, dass er das was ich ihm zu sagen hatte, lieber ignorierte. "DU hast mich hintergangen! DU hast dein Versprechen gebrochen! DU hast mich im Stich gelassen, dich kaltblütig von mir abgewandt, mich auf die schnödeste nur vorstellbare Weise abserviert, und dann... dann hast du nicht mal den Schneid meine Antwort zu lesen?!"
    Ich schüttelte den Kopf, hob die Hände gen Himmel, als würde irgendwo da oben am Firmament vielleicht eine Antwort zu finden sein, die mir erklärte, wie sowas sein konnte.
    "Bin ich dir so gleichgültig?" Vehement wiederholte ich die Frage, wieder auf ihn zugehend, ihn bei den Schultern packend, ihn mit der Kraft der Verzweiflung gegen die Säule drückend. Ich hatte ein Recht auf eine Antwort! Ich hatte ein Recht darauf, dass er mich SAH! Massa, Hannibal, ja sie waren alle groß darin mich nicht mehr zu sehen, sich ohne Gewissenbisse einfach wortlos aus dem Staub zu machen... "Sieh mich an!! Antworte mir!" Es war schon beinahe ein Flehen. "Bin ich dir so gleichgültig?!"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Die classis wird vielleicht bald das Zünglein an der Waage sein. Das kam mir in den Sinn. " Du hast mehr Grieche als ich in dir. Du scheust nicht davor zurück der Mutter die Kinder weg zu nehmen. Keine andere Meinung lässt du in der Familie zu. Deine Worte im Brief. Du bist nur ein Freund meines Bruders." ich kämpfte mit der Übelkeit. " Stimmt, nur ein Freund. Bei einem Familienmitglied steht man nicht in der Schuld." ich hatte das letzte Wort nicht ganz ausgesprochen, als Serapio sich zu Wort meldete. Der Praefect hatte es gewusst? Nein, das war eine Ausrede. Das glaubte ich nicht. Seinen Brief? Ich wollte nach Rom und keine Zeit verlieren.
    An die Säule gedrückt, Übelkeit, den Geschmack von Blut im Mund. Er glaubte mir kein Wort, egal was ich sagen würde. Viel zu aufgebracht und in Rage. "Der Praefect wusste es, ich nicht. In meinem Brief stand kein Wort davon." ich rang nach Luft." Dein Brief habe ich nicht gelesen um keine Zeit zu verlieren nach Rom zu kommen." Mit Aufbietung aller Kräfte die ich nach den Schlägen in der Lage war aufzubringen, befreite ich mich aus seinem Griff. Mit wütendem Blick sah ich ihm in die Augen. " Würdest du heute Auge in Auge vor mir stehen, wenn du mir gleichgültig gewesen wärest. Hätte ich auf dich gewartet? Hätte ich über deine Schwäche hinweg gesehen? Hätte ich mir nicht schon längst deswegen was anderes gesucht?" den Zorn runterwürgend, zog ich meine Tunika zurecht und ließ die beiden stehen. An der letzen Säule blieb ich stehen. " Du bist mir nichts mehr schuldig, Seiana." mit einem Tuch, im Brunnen befeuchtet, wischte ich mir übers Gesicht. Äußerlich die Ruhe selbst, innerlich alles andere als ruhig, nahm ich wieder an der cena teil.

  • Und wieder schafften es Massas Worte, ihr die Luft wegzunehmen. Schnitten in sie hinein, wie mit rasiermesserscharfen Klingen, und raubten ihr die Luft zum Atmen. Tyrann, echote es in ihrem Kopf. Der Mutter die Kinder wegzunehmen. Wenn es so schön klang, ihr solche Vorwürfe zu machen, was spielte die Wahrheit da dann noch für eine Rolle? Dass es doch Venusia gewesen war, die der Familie die Kinder hatte wegnehmen wollen? Dass es der Duccia frei stand, bei den Kindern zu bleiben – aber dass sie eben nicht verwandt war mit ihnen, dass sie kein Recht hatte die Erziehung zu bestimmen, oder gar wo sie aufwuchsen? Es gab römische Familien, die die Witwen hinaus warfen, spätestens wenn die Kinder alt genug waren, und Venusias Kinder waren eigentlich alt genug. Trotzdem sprach kein Decimer, auch sie nicht, davon, es der Duccia zu verweigern hier zu leben, in der Casa Decima, und für ihre Kinder da zu sein. Keine andere Meinung lässt du zu.
    Seiana presste die Lippen aufeinander, und um ihren Mund erschien ein harter, verbitterter Zug. Sie wollte nur das Beste für die Familie. Wenn sie sich damit unbeliebt machte: bitte. Es war ja nicht so, dass sie das nicht schon kannte, von der Schola, von der Acta, wo ihre Art, ihre kühle und manchmal harte Hand bei vielen nicht sonderlich beliebt war. War nicht die Iunia das beste Beispiel dafür, dass sie offenbar einfach hassenswert war? Sie hatte Axilla nicht nur fest in die Acta geholt, sondern sogar zur Lectrix befördert, trotz allem, was gewesen war – und dennoch schien die Iunia sie zu hassen, so sehr, dass sie ihr gleich mehrere Affären andichten wollte, kaum dass sie von ihrer einzigen erfahren hatte.


    Während Faustus und Massa weitere Worte austauschten, heftige Worte, machte Seiana einen Schritt zurück, dann noch einen, bis sie in ihrem Rücken eine Säule spürte, an die sie sich lehnte. Der kühle Steine beruhigte sie, wenigstens etwas, und während die Worte an ihr vorbeirauschten, ohne dass sie wirklich deren Inhalt zu begreifen schien – Schwäche? Von welcher Schwäche sprach Massa da, etwa von Faustus' Arm? –, versuchte sie ihre Atmung zu kontrollieren. Sie begriff es nicht. Sie war doch sonst nicht so, sie konnte sich doch sonst beherrschen, sie begriff einfach nicht, warum Massas Worte sie so trafen, und sie begriff noch viel weniger, warum auch ihr Körper plötzlich nicht mehr beherrschbar zu sein schien, warum sie sich auf einmal so schwach fühlte, sie so schnell atmen musste, sich ihre Knie so weich anfühlten und ihr Magen so flau, obwohl sie weder krank noch übermäßig müde war. Aber die Gedanken halfen ihr nicht, und sie konnte das Rätsel sowieso nicht ergründen – und sie stand einfach nur da, an die Säule gelehnt, bleicher als normal, was aber im Schatten kaum erkennbar war, und hörte regungslos dem Wortwechsel der beiden Männern zu – reagierte auch nicht, als Massa schließlich am Schluss noch einmal das Wort an sie wandte. Nichts mehr schuldig. Noch ein Stich. Er hatte nicht die geringste Ahnung... Sie würde ihm ewig schuldig sein, gleich wie er sich verhielt, gleich ob er das annahm. Aber sie sagte nichts, auch dann nicht, als er sich wieder auf den Weg zurück ins Triclinium machte.

  • "Um keine Zeit zu verlieren?!" wiederholte ich fassungslos. "Das ist die allererbärmlichste Ausrede die ich je gehört habe!" Und was ich ihm vor allem anderem vorwarf – sein Wort gebrochen zu haben – darüber ging er hinweg als wäre es vollkommen belanglos!
    "Gewesen, ja, gewesen..." Ich hätte nicht fragen sollen. Nun hatte ich meine Antwort, in Worten und Handeln, und mir war nur noch hundeelend.
    "Ich erkenne dich nicht wieder."
    Erst Seiana angreifen und sich dann rasch aus dem Staub machen. Na bravo! Wie hatte ich in diesem Mann jemals einen Achilles sehen können? Oder, wenn er wirklich einer gewesen war... wie in aller Welt hatte er sich so plötzlich in diesen Lump verwandelt?
    Ich wandte mich ab, wollte ihn nicht weggehen sehen, es war zu schmerzhaft, angesicht dessen was ich mal mit ihm geteilt hatte. Wenn ich ihm bloß nicht so viel schulden würde!! .... egal wie unsäglich widerwärtig er sich aufführte, es änderte daran leider nichts. Wie eine schwer lastende Eisenkette, die ich wohl niemals loswerden konnte.
    Langsam, schleppenden Schrittes, ging ich zu Seiana. Sie sah gar nicht gut aus. "Lass dir nichts einreden. Er..... er setzt alles daran ein Zerwürfnis herbeizuführen. Er weiß nicht, was es bedeutet eine Familie zusammenhalten zu müssen, und er sagt das alles nur, weil er genau weiß wo es wehtut."

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  • Seiana versuchte sich auf ihren Atem zu konzentrieren. Ein, aus, ein, aus, immer schön ruhig, immer schön regelmäßig. Sie war dankbar dafür, dass sie im Peristyl waren, dass sie frische Luft bekam. Drinnen im Haus wäre ihr jetzt wohl schlecht geworden, und auch so verging das flaue Gefühl in ihrem Magen nicht so schnell, wie sie es gern hätte – aber immerhin wurde es nicht schlimmer. Sie verstand immer noch nicht, warum sie so empfindlich war, verdrängte den einzig möglichen Grund dafür, so wie sie ihn seit Wochen mittlerweile verdrängte, und weil sie es schlicht nicht wahrhaben wollte, weil sie es so gekonnt verdrängte, hielten sich wohl auch die Reaktionen ihres Körpers noch größtenteils in Grenzen, waren kaum vorhanden, und was da doch an Veränderungen da war – dass ihr gelegentlich übel war, oder dass ihre Laune häufiger wechselte und schwerer war zu kontrollieren –, schob sie auf andere Dinge oder unterdrückte sie eisern.


    „Er hat Recht“, entgegnete sie nach einem längeren Moment des Schweigens schließlich. „Wenn Venusia wieder in Germanien leben wollen würde, würde ich ihr die Kinder wegnehmen. Wenn es meine Entscheidung wäre, jedenfalls. Ich versteh nicht, warum er das für so abnormal hält, dass ich finde die Kinder gehören zu ihrer eigenen Familie.“ Es war einfach leichter, nun darauf einzugehen, als auf den Rest, den Massa ihr vorgeworfen hatte. Oder darauf, wie sehr sie das getroffen hatte – und warum. „Ja. Irgendwer muss sie zusammenhalten. Wenn ich dafür der Tyrann der Familie bin, bitte, ist es halt so.“ Bei den letzten Worten schwang Trotz in ihrer Stimme mit, und sie bemühte sich, den leisen, fast schon verzweifelten Unterton, der ebenfalls da war, zu unterdrücken. „Was ist mit dir? Wie geht’s dir?“

  • "Und du hast damit ganz recht." pflichtete ich Seiana solidarisch bei - auch wenn mir das Venusia gegenüber gewiss nicht so leicht über die Lippen gekommen wäre. Ein Tyrann...
    "Hör nicht auf ihn. Er hat sich da in was verrannt... und erzählt den größten Blödsinn! Du bist nicht mehr ein Tyrann, als dass er meinen Brief um keine Zeit zu verlieren nicht gelesen genommen hat. Echt mal!" Ich schüttelte bitter den Kopf.
    Wie es mir ging? "Ich könnte kotzen! Ich dachte... also was auch immer sonst war... unsere Freundschaft jedenfalls wäre ewig. Ich wünschte nur, ich stünde von früher her nicht so tief in der Schuld von diesem.... diesem.... "
    Letztendlich fand ich keine passende Bezeichnung, und winkte nur ab. "Du, ich geh nicht wieder zur Cena. Ich will diesen.... ich will ihn nicht sehen. Ich glaube ich muß dringend in die Castra."
    Das blöde an dieser Ausrede war, dass sie nur für mich ausreichte, aber nicht für Seiana, und ich wollte sie eigentlich nicht in feindlichem Gebiet zurücklassen, so verlagerte ich unschlüssig das Gewicht von einem Bein auf das andere und rieb dabei leidig meine Fingerknöchel, denen der Schlag wirklich nicht so gut bekommen war, sie taten weh und waren leicht angeschwollen.
    "Und du? - Ach... " Da fiel mir ein... "Verdammt, die Mutter der Helvetier wollte noch irgendwas mit mir besprechen."

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  • „Natürlich hab ich Recht“, klammerte Seiana sich an den Trotz. „Livianus' leibliche Kinder sind doch das beste Beispiel dafür, was es anrichtet, wenn Kinder nicht bei ihrer Familie aufwachsen.“ Einem Impuls folgend, überwand sie die kurze Distanz zu Faustus und umarmte ihn kurz, weil er da war, weil er zu ihr hielt, und weil er so wirkte als ob auch er gerade ein bisschen Nähe brauchen könnte. „Ich dachte auch, er wäre... anders“, sagte sie, bevor sie sich wieder von ihrem Bruder löste, als der davon sprach, zu gehen. Seiana presste die Lippen aufeinander, und sie wünschte sich, es gäbe irgendeinen Grund der erklärte, warum sie auch gehen musste, aber ihr wollte keiner einfallen. Sie rieb sich über die Stirn. „Ich weiß nicht, ich-“, setzte sie zu einer Antwort an und unterbrach sich gleich darauf. „Wollte sie? Stimmt...“ Da war was gewesen, Seiana war auch dabei gestanden. „Mh.“ Wenn Faustus einen Notfall in der Castra vorschützte, dann konnte er auch die Frau versetzen... aber Seiana brachte es nicht über sich, das vorzuschlagen. Sie wollte nicht, dass Faustus ging, der einzige Mensch, dessen Anwesenheit ihr den Abend nach diesem Zwischenfall erträglich machen konnte. „Du solltest dir vielleicht kurz anhören, was sie will. Wahrscheinlich ist es ohnehin nur ein Gefallen, den sie von dir möchte. Praefectus Praetorio.“ Seiana rang sich ein Lächeln ab.

  • Einfach nur noch erschöpft ließ ich mich von Seiana umarmen, und streichelte ihr kurz den Rücken. Wenn ich sie nicht hätte!
    "Wir könnten auch sagen, dass du dich nicht wohlfühlst, und ich dich nach Hause bringe?" schlug ich vor, wobei es mir eigentlich gar nicht so wichtig war, was für eine Ausrede wir nahmen, hauptsache ich mußte mich nicht weiter der Tortur bei der Cena aussetzen. Und so gesellschaftlich bedeutend waren die Helvetier ja nun nicht, also war es auch nicht so schlimm wenn sie ein wenig pikiert waren. Trotzdem wollte ich lieber nicht unhöflich zu der würdigen Matrone sein. Ich nickte und machte schwach Anstalten die Augen gen Himmel zu verdrehen. "Ja... ich schau mal was sie will." murmelte ich, und zog meine Synthesis zurecht, atmete tief ein, straffte meine Körperhaltung, biss die Zähne zusammen und machte mich auf, diese Pflicht noch irgendwie hinter mich zu bringen.


    >>

  • Jetzt hatte Dexter es doch tatsächlich geschafft noch vor seinem Bruder, und sogar vor dem erwarteten Gast im Peristylium anzukommen. Das hatte aber lediglich mit der Tatsache zutun, dass er dort sowieso gerade umher gewandert war und direkt von einem Sklaven der Casa Bescheid bekommen hatte. Er setzte sich zum weiteren Warten auf eine der Bänke, die am Rande des Säulengangs standen.

  • Mardonius folgte dem Ianitor eifrig. Er war gespannt ob er einen von Messalinas Brüdern treffen würde. Wie die beiden wohl waren?


    Als sie ins Peristylium kamen sah er einen römischen Mann warten der wohl einer der beiden Brüder war. Mardonius wartete gespannt das der Ianitor ihn vorstellte.

  • [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg]
    Ephialtes, Ianitor


    Im Peristylium angekommen entdeckte Ephialtes den jungen Dominus und berichtete sofort, wen er da im Schlepptau hatte.,,Dies ist ein Bote von Domina Messalina.", und deutete dabei auf den Sklaven der Decima.



    IANITOR - CASA DECIMA MERCATOR







    ,,In Ordnund. Du kannst gehen.", richtete Dexter zunächst das Wort an den Ianitor, ehe er den Boten seiner Schwester ansprach.


    ,,Ich bin Decimus Dexter und mir wurde gesagt du bringst Nachricht von meiner Schwester Messalina?", stellte er sich vor und begann sofort mit der ersten Frage.

  • Mardonius verneigte sich und sagte:


    "Salve, Dominus! Ich diene eurer Schwester, der edlen Decima Messalina. Sie hat mich gesandt um euch mitzuteilen das sie sich über einen Besuch durch euch und euren Bruder freuen würde."


    Mardonius wartete gespannt ob Dexter weitere Fragen hatte. Schlieslich hatte er seine Schwester wohl eine Weile nicht gesehen. Viel wusste Mardonius zwar nicht über Messalinas Leben, aber das würde sich ja hoffentlich bald ändern.

  • ,,Und, wie geht es ihr? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.", sprach er sofort weiter, nachdem der Bote geendet hatte, ohne ihm einen Platz anzubieten.


    ,,Du hast versäumt mir einen genauen Termin zu nennen, wann es möglich wäre ein Treffen zu arrangieren.", wies er den Sklaven als nächstes zurecht, immerhin war nicht anzunehmen, dass Messalina während ihrer Vestalinnen Ausbildung unendlich viel Zeit zur Verfügung hätte, weshalb Dexter sie in seinem Schreiben auch um einen Zeitpunkt gebeten hatte. Er nahm in diesem Moment einfach mal an, dass dieses Versäumnis selbstverständlich beim Sklaven lag, und nicht bei seiner eigenen Schwester.

  • Mardonius zuckte etwas zusammen ob der Zurechtweisung, antowrtete dann jedoch rasch:


    "Ich bin erst seit kurzem der Sklave eure Schwester, aber soweit ich es beurteilen kann geht es ihr gut. Was den Zeitpunkt angeht wäere es ihr Recht wenn ihr und euer Bruder es als bald einrichten könntet sie um die Mittagszeit zur Besuchsstunde im Atrium Vestae aufzusuchen. Falls ihr euch mit eurem Bruder beraten wollt wann es pasend ist komme ich gerne wieder um meiner Herrin den Zeitpunkt mitzuteilen."

  • ,,Dann richte ihr aus, dass ich mich noch mit meinem Bruder beratschlagen werde, und wir dann in den nächsten Tagen zur Mittagsstunde beim Atrium Vestae erscheinen werden.", erwiderte Dexter kurz angebunden und deutete dem Sklaven dann zu gehen. Als nächstes würde er dann wohl Albinus aufsuchen, um sich mit ihm abzusprechen.

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