• Apollonius nickte. "Ja, der junge Mann, der mich hineingeführt hat, bot mir etwas zu trinken an. Aber ich bin gerade nicht durstig. Außerdem ist heute kein Weintag." Apollonius nickte, hielt er doch schon seit Jahren auch Diät. Freilich seiner Gesundheit tat es zwar gut, eine schlankere Linie erhielt er dadurch aber nicht. Aber das hatte er schon vor Jahren aufgegeben.


    "Wird Euch Eure Familie dann dieses Mal nach Germania begleiten?" Der Medicus sank dabei wieder in den Korbstuhl zurück. Zwar empfand er es selber als nicht ganz schicklich, aber Alter vor Ansehen, dachte er sich in dem Moment wohl.

  • Meridius nickte.


    "Ja, ich werde meine Verlobte, meine beiden Söhne und die wichtigsten Sklaven mit nach Germanien nehmen. Maximian ist in der Zwischenzeit zum Mann geworden, ich hoffe er hat sich bei seinen Studien auch als ein solcher aufgeführt und wird - so er es sich nicht noch anders überlegt auch in die Truppen eintreten."


    Er hielt inne und dachte nach. Der Grieche könnte doch...


    "Du hast nicht zufällig Lust nach Germanien zu ziehen? Ich hatte mir diesbezüglich einige Gedanken gemacht, welche Dir eine Menge Möglichkeiten zur Entfaltung geben könnten und mir nützliche Dienste bedeuten würden."

  • Es dauerte einige Sekunden ehe die volle Bedeutung davon in Apollonius Bewußtsein sickerte. Seine Augenbrauen zogen sich in Verblüffung zusammen und er kratzte sich wieder seinen Bart, ein lästiger Tick, den er immer wieder nachging.


    "Euer Sohn ist schon ganz begierig darauf in Eure Fußstapfen zu treten. Ich denke auch, dass seine Bildung das rechtfertigen kann."


    Wieder fuhr er sich über seinen Bart und sah Meridius grüblerisch an. "Das ist ein Angebot, Senator, was mich sehr ehrt." erwiderte Apollonius schließlich. "Aber ehrlich gesagt arbeite ich an der Gladiatorenschule, um meine Forschungen weiter zu bringen. Aber was habt Ihr Euch denn vorgestellt?"

  • Meridius wusste, dass er überzeugende Argumente bringen musste, um den Griechen für die Aufgabe zu gewinnen. Er war sich sicher, dass er überzeugende Argumente hatte, und ein Angebot, wie es vergleichbarer weise bisher noch keiner hatte bieten können.


    "Ich weiß, dass Du ein gebildeter Mann bist, Apollonius. Du hast eine architektonische, eine medizinische Ausbildung und bist Ingenieur. Die Wissenschaft liegt Dir im Blut und Dinge zu erforschen und zu bewirken ist Dein Leben."


    Er hielt inne.


    "Ich gehe nach Germanien, übernehme das Kommando über eine Provinz, vier Bezirke, sechs Legionen, eine größere Anzahl Auxilia, eine Flotte. Auf der anderen Seite des Limes ist Niemandsland."


    Wieder hielt er inne.


    "Nenne ich offen die Möglichkeiten. Zum einen brauche ich einen Leibarzt, für mich und meine Familie. Jedoch stehen Dir des weiteren die Krankenhäuser von sechs Legionen zu Verfügung. Du kannst in ihnen hemmungslos forschen, Dir die schweren Fälle ansehen, was immer Du möchtest. Nicht einmal eine Gladiatorenschule kann da mithalten.


    Dann haben wir all die Provinzstädte und Legionslager, ein ganze gigantische Provinz, die ausgebaut werden muss. Es wurde unter Sedulus sicher viel bewegt, doch Germania ist nicht Rom. Es ist eine riesige Baustelle. Als Architekt und Ingenieur kämen Tempel, Aquädukte, Brücken, Tore, wenn Du es möchtest sogar Befestigungsanlagen auf Dich zu. Ich bräuchte auch in diesem bereich jemanden, der über eine gewisse Kompetenz verfügt und zudem gelehrt ist.


    Und zu guter letzt: Germanien auf der anderen Seite des Limes. Eine Expedition zur Erforschung dieses Gebietes würde Deinen wissenschaftlichen Interessen sicher entgegen kommen, würde mir als Legatus in einer Grenzregion wertvolle Dienste leisten.


    Wir könnten unsere Res Gestae gemeinsam schreiben. Du schreibst über die Taten des Legatus Augusti Pro Praetore Maximus Decimus Meridius in der Provinz Germanien, und nutzt Platz und Zeit eifrig um medizinische, architektonische und wissenschaftliche Studien zu betreiben."


    Er blickte den Griechen an.


    "Deine Bezahlung würde natürlich der Aufgabe angepasst werden. Du führtest den Titel eines persönlichen Sekretärs, wärst in meinem Beraterstab, hättest weitgehend freie Hand. Mein Officium und Privathaus steht Dir Tag und Nacht offen und meine Söhne hätten ihren Lehrer auch weiterhin. Vor allem bei Romanus bin ich mir sicher, dass die Legion nichts für ihn ist. Er könnte Dir asestieren. Wenn schon das Schwert für ihn nichts ist, ist er vielleicht für die Wissenschaft geboren."

  • Gespannter Miene lauschte Apollonius Meridius. Erstaunen machte sich in seinem Gesicht breit, abgewechselt von Verblüffung, Nachdenklichkeit, Begeisterung, Interesse, wieder Nachdenklichkeit. Bei dem Vorschlag der Res Gestae musste Apollonius fast schmunzeln, eine wahrhaft erstaunliche Gefühlsregung bei dem Medicus. Für einen Moment betrachtete er Meridius nachdenklich. Ob er vielleicht einen zukünftigen Iulius Caesar vor sich hatte. Auf jeden Fall einen Mann, der die Geschicke eines Imperiums durchaus bewegen kann und somit in die Geschichte eingehen würde.


    Und Apollonius hatte ja bei der Frage von Meridius ablehnen wollen. Sein Entschluss stand in den ersten Sekunden fest. Schließlich gefiel ihm die Arbeit in der Gladiatorenschule, die hispanischen Landen waren auch sehr angenehm, besonders für seine Gelenke und seine Pläne mit dem Iatreion auch schon recht weit gediehen. Doch je länger der Senator sprach, desto wankelmütiger wurde Apollonius. Das klang wirklich sehr überzeugend und sehr interessant. Die Germanen waren zwar noch viel barbarischer als die Römer, aber es konnte durchaus interessant werden die Tiere jener Landen etwas zu beobachten. Und wenn nur die Hälte davon so eintraf, wie Meridius es in den leuchtensten Farben schilderte, so würde das eine enorme Herausforderung für Apollonius werden. Somit schmolz Apollonius Ablehnung wie ein Eisblock in der Wüste, schnell und ohne Chance dem Sand zu entkommen.


    Apollonius nickte schließlich. "In der Tat bin ich davon überzeugt, dass Romanus ein Talent für die Wissenschaft, vielleicht sogar für die Rethorik hat. Etwas, was einem vornehmen Römer gut zu Gesicht steht." Apollonius schwieg kurz, dachte noch mal grübelnd nach und schließlich nickte er erneut. "Ich muss zugeben, dass ich bis jetzt nicht im Weitesten vor gehabt hätte, nach Germania zu ziehen. Aber Ihr vollführt eine wirklich große Überzeugungsarbeit." Langsam fuhr er sich mit der Hand über den Bart. "Also gut, ich werde mich Euch in Germania anschließen, Senator. Zumindest für eine längere Weile."

  • Meridius war erleichtert, dass der Grieche zugesagt hatte. Sicher, hätte er nein gesagt, er hätte einen anderen suchen müssen, doch so war es am einfachsten und würde für sie beide zum Nutzen sein.


    "Es freut mich ein JA von Dir zu erhalten, Apollonius."


    Er hielt inne und fuhr anschließend fort.


    "Ich denke das Gehalt handeln wir aus, sobald Du in Germanien eingetroffen sein wirst. Du wirst Dich vermutlich erst noch um Deine Angelegenheiten in Tarraco kümmern wollen. Bring erst alles in Ordnung. In der Regia von Mogontiacum wirst Du mich finden."

  • Das erste, was Valeria nach der Ankunft in Rom amchen wollte, war sich auf etwas weiches setzen, besser noch legen. So führten sie die Schritte recht zügig ins Tablinum, in dem, wie sie wusste, herrlich bequeme Liegen und wunderbar weiche Sessel standen. Alles war besser als die schwankenden Möbel auf dem Schiff oder auch der Reisewagen, der zwar recht bequem war, aber sich eben ständig bewegte. Schnurstracks lief sie auf eine Kline zu, setzte sich und schluss die Augen. Sie hatte immer noch das Gefühl, sich zu bewegen, obwohl das nun definitiv nicht mehr der Fall war. Valeria war hoffentlich am Ende der reise angekommen. In Rom hatte alles begonnen, in Rom würde es auch enden - später, sehr viel später!


    Sie legte nun auch die Beine ab und seufzte wohlig, hielt die Augen immer noch geschlossen, genoss das wunderbare Gefühl der Ruhe und merkte nicht, dass nach ein paar Minuten jemand den Raum betrat...

  • Menas hatte seinen Auftrag ausgeführt und im Hause bekannt gegeben, dass nun die Reisegesellschaft eingetroffen war. Meridius ließ sich folglich nicht lange bitten und begab sich sofort in das Tablinum um nach seiner Gattin und den anderen zu sehen. Zu seiner Verwunderung traf er jedoch nur Valeria an. Iulia und Maximian mussten noch entweder im Atrium sein, oder in einen anderen Raum gewechselt haben.


    "Sei gegrüßt Valeria. Es ist schön, dass ihr endlich hier seid.
    Ist Iulia noch im Atrium?"


    schob er der Begrüßung gleich eine Frage nach, ging ein paar Schritte zur Türe, welche zum Atrium führte, nur um es sich dann doch noch anders zu überlegen. Er blieb doch noch eine Weile hier und nahm ebenfalls in einem Korbstuhl Platz.

  • Erst, als eine Männerstimme ertönte, schlug Valeria die Augen auf und blinzelte Meridius entgegen. Sie hatte beinahe angenommen, dass es Maximian gewesen war, so ähnlich war seine Stimme inzwischen der seines Vaters geworden. Nur die prompte Frage nach Severa und sein Anblick zeigte, dass es ihr Onkel war. Valeria lächelte matt.


    "Salve, Onkel. Ich bin auch froh, dass die Reise zu Ende ist. Schiffspassagen sind definitiv nichts, was ich zu meinen Vorlieben zähle. Severa und Lucius sind entweder noch draußen im Atrium oder schon im Bad, ich weiß nicht recht. Severa wollte schnellstmöglich ein Bad nehmen und sich umkleiden lassen. Zumindest hat sie das vorhin gesagt", erzählte Valeria und schob sich mit den Ellbogen in eine etwas bequemere Position auf der Liege. "Hast du Lucilla schon gesehen? Ich freue mich wirklich, dass sie hier ist. Letztes mal steckte sie in Germanien, als ich in Rom war."

  • Iulia nahm also ein Bad. Meridius nickte.


    "Ja, ich habe Lucilla gestern schon gesprochen. Ihr geht es gut und sie war schon ganz aufgeregt, dass wir bald alle wieder in Rom sein würden. Immerhin sind die Familientreffen in letzter Zeit relativ selten vorgekommen..."


    Er dachte nach.


    "War der restliche Weg zwischen Ostia und Rom in Ordnung? Es grenzt schon an ein Wunder, dass ihr es mit den Wagen überhaupt geschafft hat. Wüsste ich nicht um Deine Abneigung gegen alles was sich auf dem Wasser fortbewegt, hätte ich ansonsten vorgeschlagen den ganzen Krempel und das Gepäck mit einem Treidelschiff den Tiber hinauf schleppen zu lassen."


    Kein erfreulicher Gedanke, wenn man bedachte, wie sehr dieses Gewässer an manchen Tagen stank. Und dann erst der Verkehr. Die hunderte von Schiffe, welche Ostia anliefen waren die eine Sache. Die tausende Lastkähne und Wagen zwischen Ostia und Rom die andere.

  • Ich erreichte mit dem Senator das Tablinum und bat ihn, so lange zu warten, bis der Hausherr eintreffen würde, was jeden Moment geschehen konnte.


    "Senator, der Senator wird jeden Moment hier erscheinen.
    Nimm bitte Platz. Kann ich etwas Wein anbieten, oder sonst eine Erfrischung?"


    Es war für alles gesorgt, immerhin war der Besuch ja auch erwartet worden.

  • Commodus war dem Sklaven gefolgt und hatte auf dem Weg ein wenig die Casa betrachtet. Er konnte sich nicht wirklich erinnern, ob er jemals hier gewesen war, daher betrachtete er alles, was er sah mit einer gewissen Neugier.


    Als sie das Tablinum erreicht hatten, schaute er sich hier ebenfalls dezent um und nahm dann Platz.


    "Sehr gern. Etwas Wein, aber bitte sehr stark verdünnt." sagte er und fügte ein freundliches "Danke." an.

  • Der Senator saß nicht lange, als auch schon Meridius den Raum betrat und direkt auf seinen Besucher zuging. Menas hatte ihm bereits Wein angeboten, das Glas in der Hand des Senators ließ ihn dies sofort wissen. Meridius grüßte.


    "Sei gegrüßt, Praetor. Es ist mir eine Ehre Dich willkommen zu heißen.
    Ich hoffe der Weg war nicht zu beschwerlich..."


    Dann nickte er kurz Menas zu.


    "Danke, Menas. Du kannst gehen."


    Der Sklave ging.

  • Commodus erhob sich, als Meridius den Raum betrat.


    "Ich grüsse dich ebenfalls, Senator. Es ist mir eine Ehre als Gast in deinem Haus zu sein. Mein Weg hierher war sicherlich einfacher als deiner aus Germania hierher." sagte er.

  • Meridius nickte. Sicher, die Reise aus Germanien war weit gewesen.


    "Nun, ebenfalls nicht der Rede wert. Ich bleibe jetzt jedenfalls vorerst hier in Rom. Ein weiteres Kommando habe ich nicht angenommen und auf den Feldzug werde ich ebenfalls nicht gehen."


    Den Soldaten in ihm störte dieser Sachverhalt schon, als Vater und Ehemann hatte er jedoch nicht viel einzuwenden. Zumal er wusste, wie blutig das Soldatenhandwerk sein konnte. Er hatte wahrlich alles erlebt, jeder weitere Krieg musste nicht sein, wenn er denn nicht aufgezwungen wurde.


    "Was führt Dich zu mir?"


    fragte er seinen Besucher direkt.

  • "Es sind verschiedene Dinge, die mich zu dir führen." begann er.


    "Zum einen natürlich soll dies ein freundschaftlich motivierter Besuch sein. Immerhin kennen wir uns bereits eine halbe Ewigkeit und du kannst einen neugierigen alten Mann sicherlich mit einigen Neuigkeiten aus Germania versorgen."


    Er lächelte.


    "Zum anderen gibt es natürlich auch einen äusserst praktischen Grund für diesen Besuch. Die Wahlen stehen bevor und ich habe den Wunsch dem Volk ein letztes Mal zu dienen, bevor ich mich doch dem Alter ergeben muss."

  • Die beiden kannten sich nun wahrlich schon lange und interessanter Weise hatten sich ihre Wege immer wieder gekreuzt.


    "Informationen aus Germanien sind natürlich immer ein Besuch wert..."


    entgegnete er lächelnd und fuhr fort


    "Und was Deine Wahl betrifft, sehe ich nicht, wieso ich Dich nicht unterstützen sollte. Du kandidierst zum Consul, zweifellos eine ehrenvolle Aufgabe und eine Verantwortung, zumal der Kaiser Rom verlässt und es in den Sternen steht, bis wann er zurückkehren wird."


    Meridius nahm Platz.


    "Über was reden wir zuerst? Ich würde vorschlagen Dein Consulat.
    Über Germanien können wir auch beim prandium noch reden, wenn Du so lange bleiben möchtest..."

  • Commodus nickte.


    "Ich bin froh, dass du dieser Ansicht bist, so brauche ich nicht lange daran arbeiten dich zu überreden." sagte er bezüglich des Consulats.


    "Ich werde gerne so lange bleiben, sofern ich damit nicht deine Gastfreundschaft überstrapaziere." Denn das wollte er ganz und gar nicht, immerhin war alles andere, weswegen er gekommen war, schon nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen.


    "Gut, reden wir zuerst über mein mögliches Consulat. Vor allem möchte ich dich bitten, mich bei der Wahl durch deine Stimme zu unterstützen und dies, falls möglich auch auf dir nahestehende Kollegen auszuweiten."

  • Meridius hörte zu.


    "Nun, meine Stimme wirst Du erhalten. Ich werde auch meine Klienten bitten, dass sie Dich wählen werden. Und meine Freunde werden sicher auch kein Grund finden, Dir ihre Stimme vorzuenthalten. Der Kaiser verlässt Rom auf unbestimmte Zeit, es kann nicht schaden einen Consul zu haben, welchen man etwas besser kennt."


    Er lächelte.


    "Hattest Du während Deinem Consulat an Wagenrennen gedacht?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!