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    Sie lächelte leicht dabei, auch wenn sie nicht wirklich fröhlich dabei wirkte, sondern eher ein Hauch Melancholie durchschimmerte. „Ich bin so froh, dass du den Krieg auch heil überstanden hast.“*



    Keinen Schritt hatte ich gehört. Als mein Name fiel, schreckte ich regelrecht hoch. Mit einem Satz raffte ich mich auf. Seiana? Wieso nicht Seiana. Im ersten Moment war ich ein wenig irritiert. Nach allem was ich erfahren hatte, wich die Irritation, der Erleichterung. In diesem Moment waren die Zwistigkeiten vergessen. „ Seiana….ich freue mich dich zu sehen.“ Es klang sicher komisch aber ich meinte es aufrichtig. Auf den ersten Blick schien sie die ganzen Querelen gut überstanden zu haben. Aber ich wusste selber wie es war, wenn es um Leben und Tod ging. Es blieb immer etwas zurück. Tief im Verborgenen schlummerte es in einem. Eine Umarmung wäre das nächste gewesen, aber ich wusste um ihre Unnahbarkeit und glaubte das sich daran nichts geändert hatte. „ Ja, mein Leben und die Ehre Soldat Rom’s zu sein hat man mir gelassen.“ sagte ich sarkastisch. „ Nach allem was ich gehört habe. Ist es mir besser ergangen als dir und……Faustus.“ Mein Glück war unter dem Kommando von Octavius Dragonum zu stehen. Sein Verhandlungsgeschick hatte uns gerettet. Was war aus ihm geworden, nach Entlassung aus seinem Kommando? Ich schweifte mit meinen Gedanken ungewollt ab. „ Wie geht es dir und was treibt Faustus? Wie geht es ihm?“ Allen Gerüchten zum Trotz hoffte ich, dass es ihm gut ging, besser als man hinter vorgehaltener Hand erzählte.

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    Original von Decima Seiana
    Die plötzliche Frage nach ihrem Bruder überraschte Seiana ein wenig, obwohl sie sich ja eigentlich schon gedacht hatte, dass das Verhältnis zwischen dem Flavier und Faustus enger sein musste, eng genug, dass es den Senator lebhaft interessieren dürfte, wie es ihrem Bruder ging. Vielleicht, weil Flavius Gracchus sonst immer einen sehr zurückhaltenden, beherrschten Eindruck machte.
    „Ja, er ist hier“, antwortete sie nichtsdestotrotz auf die Frage, ohne ihrer leichten Überraschung Ausdruck zu verleihen. Stattdessen huschte ein Schatten über ihr Gesicht. Sie sollte froh sein, dass er überhaupt hatte heimkommen können, das wusste sie, und sie war auch froh – aber sein Zustand machte ihr Sorgen. „Besuch kann er noch keinen empfangen. Er ist...“ Sie presste kurz die Lippen aufeinander und suchte nach Worten. „Die Zeit im Carcer hat ihm sehr zugesetzt, er leidet unter heftigen Fieberschüben. Und... wenn das Fieber niedriger ist, ist er...“, fügte sie zögerlich hinzu, stockte und setzte erneut an: „...leidet sein Geist fast noch mehr, als es sein Körper tut.“ Sie wusste nicht so genau, warum sie das sagte. Vielleicht, weil letztlich deutlich war, dass den Flavius etwas mit ihrem Bruder verband, etwas, dass dazu geführt hatte dass Faustus ihn hier versteckt hatte, etwas, dass dazu geführt hatte dass der Flavier nun hier war, nach ihrem Bruder fragte, sich Sorgen machte. Vielleicht auch, weil Seiana Tag für Tag fast nur an der Seite ihres Bruders verbrachte, weil sie versuchte ihn zu schützen, weil sie versuchte, nach wie vor und trotz der Rückkehr ihres Onkels, stark zu sein, der Familie Rückhalt zu geben – und damit mehr und mehr an ihre eigenen Grenzen kam.


    Ja, er ist hier, hallte es mannigfach durch die weiten Gänge Gracchus' Gedankengebäude, wurden die Worte einem Echo gleich wieder und wieder von den Wänden zurück geworfen, akkumulierten, intensivierten sich, dass es kein Entrinnen gab. Hier. In diesem Haus. Nur wenige Schritte entfernt. Zugesetzt… Fieberschübe … leidet sein Geist … sein Körper ... Mit jedem Wort, das die Decima aussprach, mit jedem Schatten, jedem Suchen, Zögern und Stocken konnte Gracchus spüren wie eine Hand sich in seine Brust hineinwandt, wie sie um sein Herzen sich legte, zur Faust ballte und sein Innerstes nach außen zog.
    "Nein ..."
    , entfleuchte ihm ein leises Aufbegehren über die Lippen, während er vergeblich suchte das Geröll seiner Gedanken zu halten, welche einer Lawine gleich über ihn hinweg zu rollen drohten. Vorbei - der Bürgerkrieg war vorbei, doch er war nie grauenvoller gewesen als in diesem Augenblicke, in welchem Gracchus bewusst wurde, dass seine Politik, dass das goldene Zeitalter, die Zukunft seiner Kinder, die Idee Roms allfällig das Leben seiner Liebe würde fordern, und er konnte nicht verhindern, dass ein feuchter Glanz sich über seinen Blick legte.
    "Wenn … wenn sich dies ändert ..."
    Zum Positiven, wie zur Katastrophe, doch Gracchus wollte, konnte dies nicht aussprechen.
    "Kannst du ... mir bitte eine Na'hricht zukommen lassen?"
    Er blinzelte einige Male, drängte sich selbst weit zurück und suchte sich an die Fassade zu erinnern, welche in Augenblicken wie diesen nicht nur Illusion, sondern gleichsam Protektion bot, jene Fassade, deren Aufrechterhaltung er früher einmal perfektioniert hatte, welche indes in den letzten Monaten und Jahren mehr und mehr Risse hatte erhalten, deren Wahrung mehr und mehr an ihm zehrte, deren Abbild er sich nicht mehr sicher war. Gracchus, Aton, Flavius, Manius, Flavius Gracchus, Papa, Senator Flavius, Manius Flavius Gracchus - als wäre jeder Name und jeder Name ausgesprochen in jedem Klang ein anderer Mensch, als wären unzählige von ihm in eine Hülle gesteckt, welche bereits zu eng war für einen einzigen, in welcher ein beständiger Kampf tobte um die Vorherrschaft über Leib, Herz und Verstand. Er war sich nicht einmal mehr sicher, wer hier erwartet wurde, wer in diesem Augenblicke adäquat war, wer überhaupt um die Vorherrschaft sich musste bemühen, denn die Welt um ihn - allfällig auch nur in ihm - war derart inkohärent geworden, dass mit rationalen Überlegungen dem nicht mehr beizukommen war.
    "Deine Sklaven ..."
    , riss letztlich einer der publiken Protagonisten das Wort an sich, drängte jede Intimität aus dem Raume, verbannte Emotionalität und Vulnerabilität zurück in die tieferen Sphären seines Selbst. Alltägliche, gehaltlose Angelegenheiten wie Sklaven dies waren, boten keine Angriffsfläche für unbeherrschbare Affekte.
    "Ich bin auch gekommen, um dir meinen Dank auszuspre'hen für diese Unterstützung - die beiden haben mich zuverlässig nach Hause geleitet. Selbstredend wurden sie hernach in der Villa Flavia gut ver..sorgt."
    Zumindest hatte er dies so angewiesen und es war wohl davon auszugehen, dass dieser Anweisung nachgekommen war.

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    Original von Celeste
    Über Aegyptus etwas erzählen. Eigentlich wollte sie dieses Land vergessen und nicht noch jemandem vorschwärmen müssen wie schön es dort war. Alles andere als Schwärmen würde sie aber verraten und so blieb nur das Land in schillernden Farben zu beschreiben. "Ja, gern erzähle ich dir davon," log sie daher das Blaue vom Himmel. "Es ist ein wunderbares Land und so ganz anders als Italia." Diese Aussage war nicht gelogen. Es war wirklich anders. Vieles dort und zum Glück war sie eben dort nicht mehr. "Ich nehme an, dass du Hilfe beim Schriftverkehr haben möchtest und Gesprächsnotizen oder Protokolle angefertigt haben möchtest. Gegebenenfalls auch wichtige Botengänge erledigt wissen möchtest. All das vermag ich zu tun. Ich kann mich dezent im Hintergrund aufhalten oder auch etwas offener agieren. Außerdem habe ich gelernt Augen und Ohren offen zu halten wenn das gewünscht ist oder sie zu verschließen."
    Sie grinste viel- und auch wieder nichtssagend. Das ging nicht und widersprach sich? Nein, Celeste konnte das. "Das waren im Grunde auch schon die weiteren Aufträge, die ich für deinen Verwandten erledigt habe. Informationen sind ein wichtiges Gut im politischen Leben und ich kann sie besorgen wenn man es möchte." Seine nächste Frage ließ ihr die Augenbrauen nach oben wandern. Erst die Rechte und dann die Linke. Sie musterte den jungen Mann von oben bis unten nachdem sie aufgestanden war und auf ihn zuging. "Junger Decimus. DAS fragt man eine Frau nicht. Du kannst dir vermutlicha usrechnen, dass ich etwas älter bin als du da ich Serapio schon einige Zeit kenne. Schon allein aus dieser Vermutung heraus, schickt es sich nicht zu fragen. Dann und das solltest du dir wirklich merken, schätzt man eine Frau immer jünger ein als sie vermutlich ist. Lernst du das nicht recht bald gut einzuschätzen, wirst du es vermutlich unter Schmerzen lernen müssen weil dir eine Dame ihren Unmut durch direkte Berührung der Hand mit deinem Gesicht deutlich macht, dass du daneben lagst."
    Celeste entfernte sich und ließ ihr ernstes Gesicht einem Freundlicheren weichen. "Damit wären wir wohl bei einer weiteren Aufgabe, die mir zu Teil wird. Dir zu zeigen was man tunlichst nicht tun sollte."
    Dann setzte sich Celeste wieder, allerdings auf die Kante des Tisches. "Ich würde gern von dir wissen was du für deine Zukunft planst und was du nach der Wahl gern tun möchtest. Außerdem wäre es gut zu wissen was du von mir erwartest. Wir können nur gut zusammenarbeiten wenn ich das weiß. Nur dann kann alles zu deiner Zufriedenheit geschehen." Kurz spielte die Keltin mit einer Tabula ehe sie Aquila wieder ansah und auf seine Antwort wartete.


    Aquila freute sich jetzt schon drauf, etwas über Aegyptus zu hören – jedenfalls, wenn es lebhaft erzählt wurde, und naja, Celeste war ja auch hübsch zum Ansehen. Mussten sie also irgendwann mal ganz sicher ins Auge fassen.
    Anschließend grinste er breit bei ihrer Aufzählung. „Klasse. Du kannst das viel besser zusammenfassen, was ich wahrscheinlich brauchen werd. Und wie, was, du hast Informationen beschafft für meinen Vetter?“ fragte er neugierig beim letzten Punkt nach. Das klang interessant. „Kann ich vielleicht auch brauchen, je nachdem welches Amt ich krieg, wenn ich gewählt werden sollte...“ Und wenn nicht jetzt, dann später irgendwann. Aquila zumindest ging einfach mal davon aus, dass Celeste ihm – einmal zu seinen Diensten abgestellt – erst mal erhalten bleiben würde. Genauer gesagt: er dachte da gar nicht so wirklich drüber, wie er über viele andere Sachen auch nicht nachdachte.


    Was der Grund war, warum er jetzt mit Anlauf in ein Fettnäpfchen sprang. Der Blick, der ihn nun traf, hatte es in sich, und Aquila hatte für einen winzigen Moment das Gefühl, in seinem Sessel zu schrumpfen, bevor sich genug Trotz in ihm meldete, dass er sich das zumindest nicht ganz so sehr anmerken ließ. Trotzdem war er fast ein bisschen eingeschüchtert, als sie dann sogar noch aufstand, auf ihn zukam und direkt vor ihm stehen blieb, während er sie von unten herauf ansehen musste. „Eh“, machte er verwirrt. Nicht eine Frau nach ihrem Alter fragen. Klar. Jünger schätzen. Auch klar. Nur: warum? Und wer redete denn hier von ausrechnen? Er konnte sehen, dass sie älter war als er, warum also der ganzen Hickhack, nur weil er nach ihrem Alter gefragt hatte? „Ehm. Warum soll ich nicht nach dem Alter fragen? Ich mein, ich kann sehen, dass du älter bist als ich.“
    Bei dem, was Celeste noch sagte, blieb ihm dann der Mund offen stehen. Sie sollte WAS? Aquila war so perplex, und dann zunehmend empört, dass ihn noch nicht mal ihre Pose auf dem Tisch, wie sie halb auf der Kante saß, halb daran lehnte, ablenken konnte im Augenblick. „Mooo... Momomoment mal. Du sollst was tun? Danke, aber ich weiß schon was ich nicht tun sollte.“ Das klar zu stellen war erst mal wichtiger als ihre weiteren Fragen, aber so was von, fand er. „Wer sagt dir so was, und warum?“

  • Auf die Sache mit den Informationen ging sie vorerst nicht ein. Sie hatte etwas Wichtigeres zu tun und scheinbar ein hartes Stück Arbeit vor sich. Laut hörbar seufzte sich und sah den jungen Decimus an. Kurz funkelte etwas ähnliches wie Wut darin auf. Dann schloss sie die Augen, zählte innerlich von bis und atmete drei Mal tief durch. So gefasst öffnete sie den Mund und schloss ihn darauf gleich wieder. Celeste hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Ihn weiter zusammenstauchen und an der scheinbar vergessenen Ausbildung in dieser Richtung herumkriteln oder sie nachholen. Da sie auf ihn Acht geben sollte, beschloss sie es ein wenig anders zu sehen. Er war jung und wusste es scheinbar nicht besser. Also versuchte sie es ihm zu erklären wobei sie nicht ganz wusste wie sie das richtig bewerkstelligen sollte.
    "Also, Frauen sind mit ihrem Alter ein wenig zurückhaltend und wenn du sie fragst wie alt sie sind, zwingst du sie dazu zu lügen weil sie ihr wahres Alter nicht Preis geben wollen. Am Besten wäre es sogar wenn du eben gar nicht erst danach fragst weil du sie damit eben in eine unschöne Situation bringst und unter keinen Umständen solltest du sie auch noch so freundlich wie mich gerade eben darauf hinweisen, dass sie älter sind als du. Aber damit du nicht vor Neugierde sterben musst, sage ich es dir. Ich bin 22 Jahre alt."
    Hoffentlich war das jetzt verständlich genug und er konnte damit etwas anfangen.
    Der nächste Punkt überraschte die Keltin dann wirklich. Gerade eben hatte er doch bewiesen, dass er nicht wusste was er tun sollte.
    "Damit dich die Damenwelt Romas nicht grün und blau prügelt zum Beispiel, wäre es gar nicht so schlecht wenn du den ein oder anderen Hinweis von mir bekommst was du nicht tun solltest. Ebenso bist du sicher an einem guten Ruf interessiert wenn du deine nächsten Schritte auf der Karriereleiter tust. Auch dabei kann ich dir helfen wenn du mich lässt."
    Sie hoffte, dass er auf diese Erklärung einging. Celeste selbst fand sie gut.


  • Seiana hatte zu lange für die Acta gearbeitet, zu lange dort sowohl mit Informanten als auch mit Mitarbeitern zu tun gehabt, und sie hatte nicht zuletzt zu lange und zu viel Erfahrung mit ihrer eigenen Fassade, um nun nicht zu erkennen, dass jene des Flaviers Risse bekam. Dass es ihn traf zu hören, wie schlecht es ihrem Bruder ging. Merkwürdigerweise mischte sich in ihre leichte Verwunderung darüber so etwas wie Dankbarkeit... dafür, dass es da noch jemanden gab, der sich wirklich um Faustus zu sorgen schien. Jemanden außerhalb der Familie. Es minderte das Gefühl, so unendlich allein zu sein.
    „Das werde ich“, versprach sie leise, als er um Nachricht bat. „Sobald sich etwas ändert.“ Sie wusste nicht so recht, was sie noch sagen sollte, wie sie das Gespräch weiter führen sollte – ob sie noch mehr über ihren Bruder sagen oder das Thema wechseln sollte. Aber der Senator nahm ihr die Entscheidung ab und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre beiden Sklaven, die schweigsam im Hintergrund gewartet hatten. Seiana warf ihnen einen kurzen Blick zu, als der Flavius sie erwähnte, und zwang sich dann zu einem Lächeln, als sie sich wieder dem Senator zuwandte. „Für mich war es selbstverständlich, das zu tun, was mein Bruder wohl getan hätte, wäre er selbst hier gewesen“, erwiderte sie. „Es freut mich, dass sie dich schützen konnten... ich hoffe, sie waren auch in den Tagen danach noch von Nutzen für dich und die deinen.“

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    Original von Appius Decimus Massa
    Keinen Schritt hatte ich gehört. Als mein Name fiel, schreckte ich regelrecht hoch. Mit einem Satz raffte ich mich auf. Seiana? Wieso nicht Seiana. Im ersten Moment war ich ein wenig irritiert. Nach allem was ich erfahren hatte, wich die Irritation, der Erleichterung. In diesem Moment waren die Zwistigkeiten vergessen. „ Seiana….ich freue mich dich zu sehen.“ Es klang sicher komisch aber ich meinte es aufrichtig. Auf den ersten Blick schien sie die ganzen Querelen gut überstanden zu haben. Aber ich wusste selber wie es war, wenn es um Leben und Tod ging. Es blieb immer etwas zurück. Tief im Verborgenen schlummerte es in einem. Eine Umarmung wäre das nächste gewesen, aber ich wusste um ihre Unnahbarkeit und glaubte das sich daran nichts geändert hatte. „ Ja, mein Leben und die Ehre Soldat Rom’s zu sein hat man mir gelassen.“ sagte ich sarkastisch. „ Nach allem was ich gehört habe. Ist es mir besser ergangen als dir und……Faustus.“ Mein Glück war unter dem Kommando von Octavius Dragonum zu stehen. Sein Verhandlungsgeschick hatte uns gerettet. Was war aus ihm geworden, nach Entlassung aus seinem Kommando? Ich schweifte mit meinen Gedanken ungewollt ab. „ Wie geht es dir und was treibt Faustus? Wie geht es ihm?“ Allen Gerüchten zum Trotz hoffte ich, dass es ihm gut ging, besser als man hinter vorgehaltener Hand erzählte.


    Seiana kam noch näher, aber wie stets wahrte sie die letzte Distanz. Sie dachte gar nicht darüber nach – selbst wenn da nicht jener Streit zwischen ihnen stehen würde, hätte sie nicht darüber nachgedacht. Ihr Lächeln wurde noch ein wenig trauriger, als sie den Tonfall hörte, der Massas Stimme färbte, und für einen Augenblick fragte sie sich, ob das je wieder zu reparieren war... was ein Teil von ihnen, ihrer Familie, erlebt hatte in diesen letzten Monaten des Bürgerkriegs. Ob sie sich je wirklich wieder einfinden würden in das gesellschaftliche System Roms.


    „Ich bin in Ordnung, aber ihm geht es nicht allzu gut“, murmelte sie, und auf einmal war da die Müdigkeit zu sehen, die Besitz von ihr ergriffen hatte und sie nicht mehr loszulassen schien. Es ging Faustus inzwischen besser, gut genug, dass sie nicht mehr in jedem freien Moment, egal ob Tag oder Nacht, an seinem Bett saß, aber dennoch war sie oft bei ihm, saß in dem Sessel an seinem Bett und schlief auch immer noch häufig dort, und dennoch machte sie sich Sorgen. „Er war lange krank, er erholt sich nur langsam vom Carcer... und er... es fällt ihm schwer...“ Seiana stockte immer wieder, suchte nach Worten und schien keine zu finden, was ungewöhnlich war für sie. „Es fällt ihm schwer, sich mit der Situation abzufinden. Verloren zu haben.“

  • Celeste sah genervt aus, und kurzzeitig sogar etwas wütend. Wobei Aquila nicht wirklich begriff, warum, und offen gestanden auch nicht so ganz einsah, was er denn nun falsch gemacht haben sollte. Er hatte noch nicht mit vielen Frauen zu tun gehabt in seinem Leben, nicht solchen, die ihm ebenbürtig wären, die ihm einen Umgang auf Augenhöhe hätten lehren können. Sein Großvater hatte nach dem Tod seiner Frau nicht mehr geheiratet, sein Onkel, der die letzten Jahre in Tarraco verbracht hatte, war ebenfalls unverheiratet gewesen, und so sehr Aquila seine Mutter liebte, aber sie war eine stille, zurückhaltende Frau, die sich schon immer hatte sagen lassen was zu tun war. Weswegen Aquilas Weltbild in Bezug auf Frauen recht simpel war, und ziemlich geprägt von einem ordentlichen Selbstbewusstsein.


    Was er Falsches gesagt haben sollte, sah er auch dann noch nicht wirklich ein, als Celeste es ihm erklärte... ganz im Gegenteil. Sagte sie ihm da etwa gerade wirklich, dass er Schuld daran war, wenn eine Frau über ihr Alter log, nur weil er sie danach gefragt hatte? Inwiefern bitteschön zwang er denn jemanden zu lügen, wenn er nur eine simple Frage stellte? War doch das Problem der Weiber, wenn sie nicht die Wahrheit sagen wollten.
    Aber er war immerhin klug genug um zu wissen, dass es wohl besser war die Klappe zu halten zu diesem Thema. Schon allein weil bei Celestes Reaktion deutlich wurde, dass es irgendwie doch sein Problem war, wenn frau dann so zimperlich reagierte. Auch wenn, das wollte ein Teil von ihm doch irgendwie betonen – und zwar nur zu gerne laut, eigentlich, worauf er aber verzichtete –, auch wenn Celeste eine Frau war und seine Scriba von jetzt an und auch wenn das doch hieß, oder heißen sollte, dass er das Sagen hatte.
    Eigentlich. Faktisch schwante Aquila in diesem Moment, und auch in denen die folgten, in denen Celeste erklärte was es mit ihrer zusätzlichen Funktion als offenkundiger Wachhund auf sich hatte, dass es wohl nicht ganz so einfach werden würde. Wohl gar nicht, nicht wenn sie ein Auge darauf haben sollte, dass er nichts Dummes anstellte. Er bekam das noch nicht so ganz in Einklang mit seinem Bild über Frauen, aber dass seine Tante Seiana sich erst um sein Tirocinium und jetzt um die Scriba gekümmert hatte, bekam er auch nicht so ganz in Einklang... und konnte trotzdem ganz gut damit leben, indem er einfach nicht weiter darüber nachdachte.


    „In Ordnung“, brummte er. „Nicht nach dem Alter fragen. Alles klar.“ Er räusperte sich, sich nicht so ganz im Klaren darüber, was er jetzt davon halten sollte, dass er einfach so nachgab, aber nach einem Moment des Schweigens nahm er recht unbekümmert den Faden einfach wieder auf: „Also. Du und ich.“ Sie war doch um ein paar Jahre älter als er, und ältere Frauen hatten ja schon mehr Erfahrung, kam es ihm plötzlich und ziemlich unerwartet in den Sinn. Aquila grinste verschmitzt bei dem Gedanken. War vielleicht gar nicht so schlecht, sich einsichtig zu zeigen und damit Punkte bei ihr gut zu machen. „Wie viel Zeit hast du denn? Oder bist du dann den ganzen Tag bei mir? Falls ich gewählt werde, müsste ich dann auch erst mal abwarten welches Amt ich bekomm, bevor ich weiß was ich da genau zu tun hab. Und wo ich dich brauchen könnt.“

  • Er gab nach. Zum einen freute es sie zum anderen machte es sie auch misstrauisch. Warum konnte sie im Moment nicht sagen. Vielleicht war es auch einfach die Enttäuschung, dass sie ihr kleiner Schlagabtausch ein ende gefunden hatte. Mit Amneris hatte sie einen guten Partner für Schlagabtausche gehabt und das fehlte ihr wohl etwas. Diese Zeit war aber vorbei.


    "Merke es dir. Das ist mein Rat für dich als Frau und als deine Scriba. ich werde kein kissen dabei haben, das ich dann gegebenfalls zwischen dein Gesicht und die ausholende Hand einer Frau werfen werde wenn du sie beleidigt haben wolltest."
    Ein wenig musste sie über die sehr plakative Darstellung mit dem Kissen lachen. Vielleicht sollte sie ein ganz besonders kleines Kissen fortan bei sich haben und immer damit winken wenn er etwas Dummes anstellen wollte.
    "Ja. Du und ich. Du wirst dich wohl mit mir abfinden müssen wenn du gern eine Scriba haben möchtest."
    Sein Grinsen bemerkte sie nicht da sie einen Moment zur Wand sah und eine Antwort auf seine Frage suchte. Im Grunde hatte sie viel Zeit. Es sei denn Cleonymus benötigte sie. Dann hatte sie stellenweise auch mal einiges zu tun und weniger Zeit für ihn.
    "Im Grunde habe ich dann Zeit wenn du mich benötigt. Wenn du es wünschst, begleite ich dich den ganzen Tag über. Sollte ich dich abends zu dienstlichen Veranstaltungen begleiten müssen, wäre es schön rechtzeitig Bescheid zu wissen. Sonst kannst du eben über mich verfügen wie du mich benötigst.Ich denke, dass es besser wäre wenn wir den genauen Ablauf dann besprechen wenn du weißt welches Amt das deine ist."
    Von den genauen Ämtern hatte sie zwar keine Ahnung, aber so schlimm konnte das wohl nicht werden. Etwas Papierkram hier und da, ein oder zwei Protokolle, mal ein paar Briefe und sonst war es ein einfaches Leben. Wenn sie davon absah, dass sie dem Jungen noch den rechten Schliff geben musste.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana hatte zu lange für die Acta gearbeitet, zu lange dort sowohl mit Informanten als auch mit Mitarbeitern zu tun gehabt, und sie hatte nicht zuletzt zu lange und zu viel Erfahrung mit ihrer eigenen Fassade, um nun nicht zu erkennen, dass jene des Flaviers Risse bekam. Dass es ihn traf zu hören, wie schlecht es ihrem Bruder ging. Merkwürdigerweise mischte sich in ihre leichte Verwunderung darüber so etwas wie Dankbarkeit... dafür, dass es da noch jemanden gab, der sich wirklich um Faustus zu sorgen schien. Jemanden außerhalb der Familie. Es minderte das Gefühl, so unendlich allein zu sein.
    „Das werde ich“, versprach sie leise, als er um Nachricht bat. „Sobald sich etwas ändert.“ Sie wusste nicht so recht, was sie noch sagen sollte, wie sie das Gespräch weiter führen sollte – ob sie noch mehr über ihren Bruder sagen oder das Thema wechseln sollte. Aber der Senator nahm ihr die Entscheidung ab und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre beiden Sklaven, die schweigsam im Hintergrund gewartet hatten. Seiana warf ihnen einen kurzen Blick zu, als der Flavius sie erwähnte, und zwang sich dann zu einem Lächeln, als sie sich wieder dem Senator zuwandte. „Für mich war es selbstverständlich, das zu tun, was mein Bruder wohl getan hätte, wäre er selbst hier gewesen“, erwiderte sie. „Es freut mich, dass sie dich schützen konnten... ich hoffe, sie waren auch in den Tagen danach noch von Nutzen für dich und die deinen.“


    Mit einem zustimmenden Nicken bestätigte Gracchus die Hoffnung der Decima.
    "In der Tat, das waren sie fürwahr."
    Insbesondere Raghnall - dessen Name Gracchus längst hatte vergessen, welcher für ihn stets schlicht als der Sklave der Decima disponibel war gewesen - hatte sich als überaus nutzbringend erwiesen, hatte er doch sich nach dem Verbleib der Decima erkundigen können ohne dabei einen ersichtlichen Rückschluss auf das flavische Interesse zu bieten. Ein Moment der Stille hing im Raume, währenddessen der Senator bereits in Gedanken auf dem Nachhauseweg, respektive der notwendigen Bitte an die Götter weilte, vermochte er doch niemanden zu benennen, welcher allfällig sonstig an Faustus' Zustand etwas würde ändern können - welcher nicht aus seinen Sinnen mochte weichen. Schlussendlich räusperte er sich.
    "Nun, ich möchte deine Zeit nicht über Gebühr in Anspru'h nehmen. Sofern es etwas geben sollte, was ich für dich oder Faustus tun kann, so lasse es mich bitte um..gehend wissen."

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  • „Du könntest dich aber selbst dazwischen schmeißen, wenn du schon kein Kissen mitnehmen willst“, grinste Aquila breit zurück, den eben gefassten Vorsatz sich ein wenig zu benehmen schon wieder vergessend. Die Vorlage hatte er sich aber nicht entgehen lassen können, und dass sie gerade selbst schon wegen des Kissens lachte, hatte ihn eher noch zusätzlich angestiftet. Auch die Wortwahl, er müsse sich mit ihr abfinden, reizte ihn eigentlich zu einem Konter... aber diesmal hielt er sich zurück. Am Ende beschloss sie noch, dass sie sich nicht mit ihm abfinden wollte, und das wollte er dann doch nicht riskieren. Wachhund hin oder her, eine eigene Scriba machte einfach was her. Dann aber... oh Götter. Sagte sie gerade er könne über sie verfügen? Machte sie das eigentlich mit Absicht, ihn so zu reizen, oder war ihr gar nicht klar was ihre Wortwahl bewirkte? Diesmal fiel Aquila nicht so schnell ein angemessener Konter ein, das hieß: ihm wären eigentlich eine Menge Dinge eingefallen, aber da zeigte sich wieder seine Jugend – so abgebrüht und rotzfrech war er dann doch (noch) nicht. Stattdessen war er für den Moment sogar ein winziges bisschen verunsichert, weil er nicht wusste ob er darauf nun wirklich eingehen oder es eher überspielen sollte. „Werd ich tun. Also, dir Bescheid geben, wenn abends was ist. Und wenn ich dich sonst so brauche.“ Er räusperte sich. „Dann, eh... treffen wir uns wieder, wenn die Wahl rum ist, würd ich sagen. Ach ja, das heißt: könntest du ein bisschen Wahlwerbung organisieren, für mich und meinen Onkel? Und wie kann ich dich erreichen, oder schlägst du regelmäßig hier auf?“

  • Sie sollte sich dazwischen schmeißen? Wovon träumte der Junge denn nachts? Scheinbar von solchen Sachen. Aber gut. Das Spiel konnte sie mitspielen.
    "Also wenn ich mich dazwischen werfe, wäre die Ohrfeige wohl dein geringstes Problem. Ich bin etwas schwerer als eine Hand. Aber wenn du es wünschst, können wir das mal versuchen."
    Jetzt grinste sie breit. Auch wenn sie eine zierliche Frau war, konnte sie schon etwas Schwung aufnehmen wenn sie wollte und das würde sie tun. Dann würde er sich nach einem Kissen sehnen.
    Es schein als wäre so langsam alles besprochen und sie nahm ihre Sachen wieder zur Hand und erhob sich vom Tisch. Sie sollte Wahlwerbung machen? Das überraschte sie jetzt etwas. Aber es war sicher nichts Schlimmes dabei da etwas zu organisieren.
    "Das kann ich gern tun. Ich kann da gern etwas organisieren. Alelrdings ist es schon etwas knapp. Ich weiß daher nicht wie gut die Werbung werden wird. Irgendwas wird mir aber sicher einfallen."
    Bei seiner letzten Frage musste sie tatsächlich etwas nachdenken. Celeste musste aufpassen, dass sie ihre Verstecke so verteilte, dass es ihr möglich war im Ernstfall schnell unterzutauchen. Doch eine Unterkunft hatte sie, die konnte sie offiziell machen.
    "In Ordnung. Ich wohne in einer Insula in der Nähe der Via Nomentana auf dem Viminalis. Da kannst du mir Bescheid geben lassen wenn du meine Hilfe benötigst. Gib mir dann einfach Bescheid wann ich mich dann wo einfinden soll. Dann würde ich jetzt gehen."
    Celeste verabschiedete sich als dann nichts mehr zu klären war und würde die nächste Zeit wohl häufiger in der Insula sein um dort auch Boten empfangen zu können.

  • Unwillkürlich schossen Aquila Bilder durch den Kopf, Bilder, wie Celeste ihm entgegen segelte, wie er sie auffing, oder wahlweise zwar hinfiel, aber logischerweise mit ihr, auf ihm, in seinen Armen. Möglichst eng an ihn gepresst. Das versuchen? „Na sicher, auf jeden Fall!“ Jetzt ging Aquilas Grinsen quasi von Ohr zu Ohr. Natürlich hatte er sich eigentlich nicht vorgestellt, dass Celeste sich auf ihn stürzte... aber wenn sie das so offenkundig anbot – wer war er, dass er dazu nein sagte? „Keine Sorge, ich fang dich dann schon auf.“


    Zur Wahlwerbung deutete Aquila ein leichtes Achselzucken an. „Muss nicht allzu gut sein, Hauptsache wir bleiben im Gespräch“, erwiderte er und griff sich dann eine der Tafeln, eine leere, die sie mitgebracht hatte. „Ich darf doch?“ fragte er der Höflichkeit halber, aber ohne es tatsächlich zu meinen, weil er sie ja schon gegriffen hatte und bereits im Begriff darauf zu kritzeln, wo sie wohnte. „In Ordnung. Dann sehen wir uns spätestens nach der Wahl.“ Wenn er die verlor, würde er sich überlegen müssen, was er machte... Hm. Vielleicht sollte er sich das vorher schon überlegen. In jedem Fall würde er Celestes Dienste dann wohl nicht so gut gebrauchen können. Aber das war etwas, worüber er sich dann immer noch Gedanken machen konnte, beschloss er, während er seine Scriba – seine Scriba! – verabschiedete. „Vale bene.“

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Mit einem zustimmenden Nicken bestätigte Gracchus die Hoffnung der Decima.
    "In der Tat, das waren sie fürwahr."
    Insbesondere Raghnall - dessen Name Gracchus längst hatte vergessen, welcher für ihn stets schlicht als der Sklave der Decima disponibel war gewesen - hatte sich als überaus nutzbringend erwiesen, hatte er doch sich nach dem Verbleib der Decima erkundigen können ohne dabei einen ersichtlichen Rückschluss auf das flavische Interesse zu bieten. Ein Moment der Stille hing im Raume, währenddessen der Senator bereits in Gedanken auf dem Nachhauseweg, respektive der notwendigen Bitte an die Götter weilte, vermochte er doch niemanden zu benennen, welcher allfällig sonstig an Faustus' Zustand etwas würde ändern können - welcher nicht aus seinen Sinnen mochte weichen. Schlussendlich räusperte er sich.
    "Nun, ich möchte deine Zeit nicht über Gebühr in Anspru'h nehmen. Sofern es etwas geben sollte, was ich für dich oder Faustus tun kann, so lasse es mich bitte um..gehend wissen."


    Das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein wenig ehrlicher, als der Senator bestätigte, die Sklaven seien nützlich gewesen. Auch wenn es vielleicht nur so dahin gesagt war – immerhin hieß das, dass sie nicht unangenehm aufgefallen waren. Wäre es so, hätte der Flavius wohl anders reagiert, vermutete sie.


    Als der Senator sich dann nach einem Moment des Schweigens – in dem Seiana selbst schon zu überlegen begann, wie sie das Ende des Gesprächs einleiten könnte, ohne unhöflich zu wirken – zu verabschieden begann, war es an ihr zu nicken. Zeit hatte sie im Augenblick zwar im Überfluss... aber auch sie wollte das Gespräch nicht unnötig in die Länge ziehen, hätte gar nicht gewusst, worüber sie sich noch unterhalten sollten. „Hab nochmals Dank. Ich werde darauf zurückkommen, sollten wir deine Unterstützung brauchen. Umgekehrt gilt für dich selbstverständlich das gleiche.“ Sie erhob sich und begleitete ihn noch bis zur Tür des Tablinums, bevor sie einem Sklaven signalisierte, den Flavier hinaus zu geleiten. „Vale bene, Senator.“

  • "Vale bene, Decima"
    , erwiderte Gracchus den Abschiedsgruß, und verließ sodann mit zwei Sklaven weniger als er gekommen war das Haus. Während auf dem Weg in das Tablinum ihm die Ereignisse der Vergangenheit waren im Nacken gesessen, so geleitete ihn nun ein seltsames Zerren, als wäre sein Leib ein geleerter Weinschlauch, aus welchem man suchte den letzten Tropfen Flüssigkeit herauszusaugen. Der Gedanke, dass Faustus nur einige Mauern entfernt war, zerrte an seinem Geiste, der Gedanke, dass Faustus allfällig gar mit dem Tode rang, an seinem Herzen. Noch auf der Schwelle der Casa Decima wies er Sciurus an, stante pede den Weg zum Templum Apollinis Medici einzuschlagen und dafür Sorge zu tragen, dass bei seiner Ankunft dort alles für eine Opfergabe wäre bereitet.

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  • Zitat

    Von Decima Seiana
    Seiana stockte immer wieder, suchte nach Worten und schien keine zu finden, was ungewöhnlich war für sie. „Es fällt ihm schwer, sich mit der Situation abzufinden. Verloren zu haben.“



    „ Wer kann sich damit abfinden, der sich so mit Rom identifiziert wie Faustus.“ Mein Blick blieb bei Seiana. Sie war nicht so frisch und forsch wie ich sie kannte. Es hatte sie genauso mitgenommen wie Faustus. Sie würde es vor mir nie zugeben. Ich lächelte gequält. „ Es hat den Anschein, dass ich von uns dreien der einzige Gewinner bin. Ich habe den Posten eines Princeps prätorii bei der classis Misenensis, gegen den Posten eines Nauarchus bei der classis augusta alexandrina eingetauscht. Vom Adjudanten des Praefecten der classis, zum Schiffsführer in einer Provinzflotte. Das wird sich gut auf meinem Grabstein machen.“ Stolz konnte man auf so einen Knick in der Karriere nicht sein. Aber die angebrochene Zeit fragte nicht danach. Gegen die Strömung zu schwimmen brachte noch mehr Verdruss. „ Ich werde mich bemühen, das Beste für die Familie daraus zu machen.“ Nur was konnte ich tun um Faustus zu helfen. Seiana würde sich wahrscheinlich nicht helfen lassen. Obwohl ich mir nicht mehr sicher war, richtig damit zu liegen. “ Was kann ich für dich und Faustus tun? Alexandria ist nicht gerade der nächste Vorort von Rom. Viel Zeit habe ich auch nicht, wir legen in ein paar Tagen ab.“

  • „Ich weiß nicht so Recht, ob das für mich nicht doch ein Gewinn ist. Mittlerweile bin ich ganz froh darum, mich zurückziehen zu können.“ Sie würde es vermissen Arbeit zu haben, sie vermisste es jetzt schon, wo sie noch nicht einmal ganz raus war aus dem Spiel – aber so wie die Dinge standen, scheute sie ja sogar davor zurück, überhaupt einen Schritt vor die Tür zu setzen, geschweige denn sich in der Schola oder gar Acta blicken zu lassen. „Du bist jung, Massa. Wer weiß, was du noch erreichen wirst. Ich bin überzeugt, dass du das Bestes daraus machen wirst, und ich glaube wirklich nicht, dass du als Nauarchus sterben wirst.“ Jetzt bemühte sie sich um ein Lächeln, und sie bemühte sich um ein ehrliches. Das gleich darauf allerdings ein wenig bitter wurde. Die Zeit zurückdrehen. Faustus zur Vernunft bringen. Ihren Onkel davon zu überzeugen, dass er keine Pläne für sie schmieden sollte, vorausgesetzt er dachte darüber nach. „Ich glaube im Moment können wir alle nicht viel mehr tun als abwarten, bis das alles wenigstens halbwegs in Vergessenheit geraten ist. Aber wenn du... mit Faustus reden könntest, ihn vielleicht etwas aufbauen...“ Sie schluckte mühsam gegen den Kloß in ihrem Hals, als sie daran dachte, wie ihr Bruder mit ihr gesprochen hatte. Wie er sie hinaus geworfen hatte aus seinen Räumen. „Ihn zur Vernunft bringen.“

  • Man musste Livianus nicht Informieren. Der Decimer hatte die Ankunft seines heutigen Gastes bereits bemerkt und war in das Tablinum geeilt, um sie dort persönlich in Empfang nehmen zu können. Er empfand es in diesem Fall als unangebracht, vielleicht auch, weil es sich bei dem Gast um eine Frau handelte, auf sich warten zu lassen, obwohl er dies bei den meisten seiner Gäste gerne tat, um nicht den Anschein zu erwecken, er hätte nichts besseres zu tun, als hier zu sitzen und auf deren eintreffen zu warten. Doch hier machte er eine Ausnahme und als Sergia Fausta durch das Atrium in Richtung Tablinum schritt, kam er ihr bereits freundlich lächelnd einige Schritte entgegen. Aus noch einigermaßen sicherer Entfernung musterte er seinen Gast dabei. Wie auch schon bei ihrer Hochzeit, bot die junge Frau, die vom Alter her vermutlich Livianus Tochter sein konnte, in ihrem körperbetonten und eleganten Kleid einen überaus reizvollen Anblick. Und auch wenn der Anblick dem Decimer durchaus gefiel, ließ er sich nichts anmerken, sondern nickte der jungen Frau grüßend zu.


    "Salve Sergia! Willkommen in der Casa Decima Mercator. Es freut mich, dass ich dich im Haus meiner Familie begrüßen darf. Bitte komm weiter. Da es heute ein recht warmer Tag ist, habe ich mir gedacht, dass wir es uns im Tablinum bequem machen. Der Schatten des angrenzenden Peristyls kühlt die warme Luft ein wenig ab und lässt die Hitze erträglicher erscheinen."


    Mit einer einladenden Geste deutete er auf die beiden Klinen, die man an einem der großen offenen Durchgänge zum Innenhof hin aufgestellt hatte. Dann ließ er der Sergia den Vortritt.

  • >>> Man führte mich ins Tablinum, wo mich der Consular offenbar schon erwartete. "Ich grüße dich, Consular Decimus! Und ich freue mich, dass du mir diese Ehre erweist und mich hier als deinen Gast empfängst.", lächelte ich mein charmantes, aber wenig offenes Lächeln und folgte, wie er sagte und mich bat, dem Senator noch etwas weiter. "Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee, Decimus.", lobte ich dann noch seinen Gedanken und ließ mich anschließend also als erste auf einer der beiden aufgestellten Klinen nieder. "Ich fühle mich bei diesem Wetter wirklich schon fast wieder nach Alexandria zurückversetzt. Da kam das ja häufiger vor, dass man mit solcher Hitze konfrontiert war. Aber hier in Rom? Gab es hier schon einmal so einen heißen Iunius?", setzte ich das Thema dann einfach noch ein bisschen fort. Dann musste ich unweigerlich kurz grinsen. "Mit einem "heißen Iunius" meine ich natürlich einen heißen Monat Iunius. Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen." Und damit nun also bewegte sich das Thema jetzt doch ein bisschen weg vom Wetter. Ich hoffte natürlich, dass mir der Consular folgte.

  • Nachdem sein Gast eine Kline gewählt hatte, ließ sich der Decimer, bei weitem nicht so grazil wie Fausta, auf der anderen nieder. Während sofort ein Haussklave herbeieilte, um mit kühlenden Getränken aufzuwarten, folgte Livianus den weiteren Worten der der jungen Frau. Bei ihrem Wortspiel schaute er zuerst ein wenig irritiert, da er nicht davon ausgegangen war, dass sie nicht den Monat Iunius meinen konnte, musste dann aber doch amüsiert lächeln.


    "Oh....keine Sorge meine Liebe. Ich hätte nichts Falsches in deine Aussage hineininterpretiert, auch wenn ich, wie der Zufall es will, einen Iunius kenne, der sogar eine Zeit lang in Alexandria gelebt hat. Mir war allerdings nicht bewusst, dass auch du bereits Alexandria kennst."


    Livianus deutete dem Sklaven kurz, dass er dem Gast und ihm selbst einschenken konnte, bevor er das aus seiner Sicht eigentliche Gespräch, rund um das Wetter wieder aufnahm. Schließlich konnte ihm unmöglich bewusst sein, dass hinter der Anspielung auf den Monat mehr steckte, als vielleicht vermutet.


    "Hier in Rom ist es zu dieser Jahreszeit meistens angenehmer, wenn ich mich so an die letzten Jahre zurückerinnere. Auch wenn mir der Vergleich zu Alexandria fehlt, so kenne ich aus Hispania wesentlich heißere Sommermonate."

  • Seine Liebe? Mensch, wie sich das anhörte! Seine Liebe. So sprachen eigentlich nur meine Freundinnen mit mir.. und mein Marcus.. manchmal. Und so gut kannte ich den Decimus beziehungsweise er mich doch auch eigentlich nicht, dass ich "seine Liebe" war, oder? Ich beschloss aber, das zu ignorieren, weil ich ja auch aus einem bestimmten Grund hier war und nicht nur aus lauter Jux und Tollerei! "Ja, ich bin sogar in Alexandria geboren und aufgewachsen.", antwortete ich dem Consular und überlegte dann mit einem oberflächlichen Lächeln im Gesicht, wie ich das Thema weiterlenkte. Mit dem Klima und Wetter kam ich hier nämlich nicht weiter. (Deshalb ging ich auch nicht weiter auf die Hitze oder auf Hispanien ein.) "Mein Vater, Caius Sergius Curio, Sohn des Eques Marcus Sergius Stephanus," Das wollte ich betont wissen. "hat dort seine letzten Lebensjahre verbracht. Er füllte dort das verantwortungsvolle Amt eines Magister Officiorum aus.", plauderte ich einfach noch ein bisschen aus. "Dabei war er ein Klient des Consulars Aelius Quarto." Ich ließ eine klitzekleine Pause. "Und deshalb bin ich hier."
    Jaa, das stimmte natürlich nur zum Teil. Denn ich war nicht nur deshalb hier. Wahrscheinlich wäre es mir letztlich sogar völlig egal gewesen, wer der Patron meines Vaters war, wenn ich nicht einen Vorteil daraus ziehen wollte und vielleicht auch konnte. Der aufmerksame Beobachter merkte: Diesmal schwieg ich ein bisschen länger nach meinem letzten Satz. Dann räusperte ich mich. (Hatte man mir eigentlich schon etwas zu trinken angeboten?) "Denn ich denke, du weißt, dass ich keine gewöhnliche Römerin bin, sondern Sergia Fausta, Praefecta Vehiculorum von Italia!" Ich zwang mich zu einer kleinen Pause und versuchte den Stolz, der bei diesen Worten automatisch in mir und meiner Stimme aufbrandete, etwas herunterzuschlucken. "Und als solche.. nun.. glaube ich, dass es ganz.. sinnvoll wäre, wenn ich einen Patron an meiner Seite wüsste, der mich und meine Ziele an den richtigen Stellen unterstützt.", druckste ich ein bisschen herum. Denn ich war eigentlich ja vollkommen selbstständig, nicht auf fremde Hilfe angewiesen und hatte mein Leben auch ohne Tutor, Ehemann und Patron sehr gut im Griff! Ganz genau so war es! (Wenn man sich das nur lange genug eingeredet hatte, dann glaubte man das irgendwann tatsächlich..) "Und ich weiß, dass ich jetzt eigentlich den Consular Aelius und seine Familie aufsuchen sollte, um ihn darum zu bitten. Aber da er schon auf meine Einladung zu meiner Hochzeit bislang noch nichts hat von sich oder den Seinen hören lassen.. stehe ich jetzt also hier." Ich schaute dem Decimer erwartungsvoll in die Augen, bevor ich sicherheitshalber doch nochmal präzisierte: "Du bist der ranghöchste Klient des Aeliers, von dem ich weiß, und bist ja sogar mit dessen.. äh.. Verwandter verlobt." Was wusste ich jetzt so spontan, ob das eine Nichte, Großnichte oder sonstwas war! "Deshalb möchte ich also dich.. bitten.. Ich möchte gern deine Klientin sein." Eine schwere Geburt! Aber jetzt war es raus. Und noch immer schaute ich den Consular vor mir erwartungsvoll an....


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