• Er stimmte zu! Mehr sogar noch!
    Eine eigene Sklavin nur für sie und eigene Mittel nur für sie, so dass sie nach Herzenslust shoppen gehen konnte! Am liebsten hätte Aglaia bei dieser Aussicht tanzen mögen! So aber fiel sie Livianus nur um den Hals und bedeckte seinen gesamten Kopf mit hunderten von Küssen vor lauter Freude. “Oh, du bist der beste... liebste... tollste Mann... auf der ganzen... weiten Welt...“ und noch mehr Komplimente wurden zwischen vereinzelten Küssen gehaucht. Erst, nachdem der erste Freudentaumel da abgeklungen war, realisierte er, was er noch gesagt hatte.
    Gerade hielt sie sein Gesicht in beiden Händen und irgendwie saß sie schon wieder halb auf ihm, als sie doch einmal kurz verwirrt blinzelte und innehielt. “Hast du gerade eben gesagt, die Kaiserin kommt mit?“ Ja, das hatte er gesagt. Ganz sicher. “Heißt das, ich werde die Augusta kennenlernen?“ Noch eine kurze Pause, um diese Information zu verdauen. Erst dann brach es aus Aglaia heraus! “Oh, gütiger Mercurius! Das ist... wann reisen wir denn ab? Wieviel Zeit habe ich, einzukaufen? Und... ich bringe die Sachen dann hier her?“ So ganz eindeutig hatte Livianus ja noch nicht gesagt, dass er wollte, dass Aglaia auch hier bis zur Abreise bei ihm wohnte, wenngleich Aglaia annahm, dass er spätestens nach der heutigen Nacht eben genau das wollen würde. “Ich brauche dann ja auch Schmuck und Kosmetik und überhaupt, die Kaiserin soll ja nicht denken, dass du dich mit einer Bettlerin umgibst. Ach, so viel zu organisieren, und.... reisen wir per Schiff oder über Land? Reise ich irgendwie mit der Kaiserin zusammen? Oh, das ist so aufregend!“
    Als Aglaia das nächste Mal sich wieder bewusst umguckte, stand sie irgendwie neben Livianus. Rasch setzte sie sich wieder auf die Kline zu ihm. Das war... Aglaia hatte zwar damit gerechnet, dass sie durchaus wieder Geld, in gewisser Weise Macht, Einfluss und auch Ansehen gewinnen würde, wenn sie Livianus betört bekäme. Aber dass sie so rasch und vermutlich auch intensiv die Kaiserin kennenlernen würde, das hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet.
    Sie würde Venus ein riesiges Dankesopfer schulden. Hoffentlich kam sie dazu, es umzusetzen, ehe sie abreisten. Wer wusste schon, ob es in Germania Tempel für die Liebesgöttin gab?

  • Solche Komplimente hörte der Decimer gerne und auch der körperlichen Art und Weise wie Aglaia zeitgleich ihre Dankbarkeit zeigte gab er sich mit Freuden hin. Auch ihrer sichtlichen Aufregung sah er mit einem amüsierten und gütigen Lächeln zu. Ja, da hatte er in der Tat einen guten Fang gemacht und er musste bei nächster Gelegenheit den Göttern dafür danken, dass sie Aglaia zu ihm geführt hatten. So viel Freude in ihrem Gesicht zu sehen, dass vor Aufregung und Tatendrang strahlte tat auch dem alten Decimer nach all dem Entbehrungen der letzten Monate wieder einmal gut.


    "Ja, du wirst die Kaiserin kennen lernen und auch den Kaiser. Er wird mich Ende dieser Woche im Palast empfangen und persönlich um Statthalter ernennen. Ich werde arrangieren, dass auch du bei dieser Zeremonie anwesend sein kannst und einen guten Platz unter den Gästen zugewiesen bekommst."


    Als Peregrina konnte Aglaia nie den offiziellen Platz einer Ehefrau an seiner Seite einnehmen. Vermutlich war ihr das klar, da sich auch bereits mit ihrem verstorbenen Partner Lucius ein solches Leben geführt hatte. Und nun mit einem Statthalter und Consular an ihrer Seite wäre das Ganze noch unvorstellbarer. Sie würde natürlich im privaten Rahmen das Leben DER Frau an Livianus Seite führen können - dafür würde er schon Sorge tragen - doch ihre Verpflichtungen waren dabei andere. Bei offiziellen Anlässen, wie diesem im Palast oder später als Statthalter, würde sie nie die zugewiesene Rolle einer Ehrfrau einnehmen können. Der Decimer ging jedoch davon aus, dass Aglaia damit auch nicht gerechnet und entsprechendes Verständnis hatte, sodass er es aus Rücksichtnahme nicht noch einmal auf den Tisch bringen musste.


    "Wir werden gleich im Anschluss über den Landweg abreisen. Die Kaiserin wird uns mit einer Leibgarde der Prätorianer begleiten. Es bleibt dir daher tatsächlich nicht mehr viel Zeit für die Vorbereitungen. Doch mein Maiordomus wird dich so gut es geht unterstützen. Du kannst natürlich ab sofort bis zur Abreise hier in der Casa Decima wohnen und alle Dinge welche du für die Reise brauchst auch hier her bringen lassen. Ob wir mit der Kaiserin gemeinsam Reisen oder in getrennten Reisewägen, müssen wir der Kaiserin überlassen. Mal sehen."


    Der Decimer schenkte ihr ein liebevolles Lächeln und erhob sich dann, um auf seinen Platz zu gehen.


    "Und nun sollten wir uns wirklich endlich dem Essen widmen, bevor uns vor Hunger die Kräfte verlassen."

  • Aglaia musste unbedingt noch einmal zu Laurentius gehen! Mit genügend Geld ausgestattet würde sie nicht nur ihr rotes Kleid zurückkaufen können, sondern auch nach etwas suchen können, das für diesen Anlass angemessen war. Ja, gut, es war Livianus besonderer Ehrenmoment. Aber wenn sie schon mit einem Platz in der zweiten Reihe vorlieb nehmen musste, dann wollte sie dort wenigstens alle Blicke auf sich wissen und den Neid der versammelten, hohen Damen. Und dafür hatte sie keine Zeit zu verlieren. Und sie brauchte eine Ornatrix! Nein, nicht nur irgendeine, die Beste von ganz Rom! Und Schuhe! Wo bekam man ordentliche Schuhe her? Noch dazu in der Kürze der Zeit, da hatte ja der Schuster noch nicht einmal die Zeit, die Leisten zu zimmern!
    Nein, Aglaia hatte wirklich keine Zeit zu verlieren.


    “Wenn es nicht zu viel verlangt ist, könntest du das dann bitte erfragen? Also, ob wir getrennt reisen oder uns einen Wagen teilen? Ich meine, ein wenig Unterhaltung muss doch auch für die Kaiserin ganz schön sein? Wir werden ja Wochen unterwegs sein, bis wir ankommen. Ich nehme an, du willst reiten, oder fährst du auch im Wagen?“
    In einem Fall ergab sich für Aglaia etwas potentiell neues. Sie hatte noch nie in einem fahrenden Reisewagen mit einem Mann geschlafen. Es war schön, wenn man noch immer etwas neues entdecken konnte.


    Dass Livianus sich von ihr wieder entfernte, um gegenüber Platz zu nehmen, passte Aglaia nun nur bedingt. Aber er hatte recht, sie sollten wirklich endlich essen. “Ja, du hast recht, wir sollten uns stärken. Dir ist hoffentlich klar, dass wir nach diesen Ankündigungen heute Nacht nicht besonders viel schlafen werden.“ Aglaia schenkte Livianus ein verschmitztes und vielsagendes Lächeln. Ja, heute nacht hatte er es sich verdient, einige Wünsche erfüllt zu bekommen. Und Aglaia würde in aller Frühe los müssen, um ihren neugewonnenen Luxus auszutesten und genügend Garderobe zu erstehen, um im kalten Norden nicht frieren zu müssen.

  • "Ich werde es erfragen. Aber ich gehe einmal ziemlich sicher davon aus, dass wir in getrennten Wägen reisen werden und die Kaiserin es uns mitteilt, wenn sie Gesellschaft wünscht. Sie wird auf einer so langen Reise gewiss auch entsprechende Privatsphäre wünschen und hat sicher auch selbst Begleitung in Form von Hofdamen oder Dienerinnen mit. Ich selbst werde wohl je nach Tagesverfassung und Laune zwischen Pferd und Wagen wechseln. Ich hätte also auch nichts dagegen einen eigenen Wagen mit dir zu teilen."


    Nun war es endlich so weit und den Decimer hielt nichts mehr davon zurück einen herzhaften Bissen von seinem Essen zu nehmen. Doch nur um sich im Anschluss daran gleich fast zu verschlucken, nachdem Aglaia ankündigte, dass die heutige Nacht noch lange werden würde. Er blickte auf und sah auf ihr verschmitztes Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ, dass sie dies auch durchaus ernst meinte. Bona dea! Diese Frau war in der Tat eine Venus und der Decimer fing langsam an sich darüber Gedanken zu machen, ob er sich in seinem Alter nicht ein wenig mit dieser heißblütigen Schönheit übernommen hatte. Doch sie war attraktiv, klug und witzig. Ein Mann konnte sich wohl keine bessere Frau an seiner Seite wünschen.


    Doch nun war einmal das eigentlich geplante Abendessen dran, wo sich die beiden tatsächlich ausgiebig stärkten, noch ziemlich viel Wein floss und sie sich nicht nur körperlich weiter näher kamen, ehe man zu Bett ging und die erste gemeinsame Nacht in den Räumen des Decimers verbrachte.

  • Eines schönen Tages, schon einige Zeit nach meiner Rückkehr, saßen Casca und ich zusammen im Tablinum, um mal ein paar wichtige Sachen zu besprechen. Dieser Raum war für mich gedanklich noch immer 'das Reich meines Vaters', und ich nutzte ihn zurückhaltend, aber Livianus war weit weg, im hohen Norden. Ich hatte mich sogar auf seinen Stuhl... also ich meine, auf den großen Hausherrenstuhl, gesetzt. Vielleicht auch, um meinem Vetter Casca, der sich in der Zwischenzeit so rührend meiner Verlobten – meiner Ex-Verlobten meine ich – angenommen hatte, zu demonstrieren, dass ich wieder da und mit mir zu rechnen war.
    Nachdem wir eine Weile über harmlose Haus-, Hausangestellten- und Landgut-Angelegenheiten gesprochen hatten, trat eine Pause ein. Das große Thema hatten wir bisher in wohl beidseitig stummem Einvernehmen umschifft. Nachdenklich betrachtete ich Casca, den ich in der Vergangenheit immer mehr als den tragisch invaliden kleinen Bruder des heroischen Massa wahrgenommen hatte, als elegischen Schwarmgeist, Sammler von Pferdefiguren und ausnehmend schönen Sklavinnen, als Tanten-Becircer und Schöndenker. Während ich mich im Dienste der Patria im wilden Orient herumgetrieben hatte, schien er sich ja ganz schön gemacht zu haben.
    "Also, wie ist das nun mit Valentina? Ist es dir ernst?"

  • Seit einiger Zeit war nun schon Serapio zurück und irgendwie hatte ich nicht anders gekonnt, als diesen Umstand dazu zu nutzen, mich anderweitig zu befassen als mit den herkömmlichen Dingen in der Casa. Laue Abende bei Fackelschein und gesellig mit Sklaven im Garten bei einem Brettspiel, trunkene Betrachtungen über das Leben und Muse, welche von der Philosophie und allgemeinen Lebenfreude getrieben wurden und ihren Niederschlag auf dem ein oder anderen Pergament fanden, gehörten nun der Vergangenheit an. Zum einen wollte ich mich natürlich nicht als Müßiggänger präsentieren, zum anderen – so musste ich mir früher oder später eingestehen – war es der Umstand, dass meine Geliebte nun einmal Serapios Verlobte gewesen war. Ein Umstand, der mir bisweilen doch schon ein wenig unbehaglich war, zumal ich stets im Hinterstübchen meiner Geisteskräfte halbwegs gewiss war, dass der Held der Familie, weit gereist und hart erprobt, nun ohne sein Lieb dastand, da ich es ihm während seiner Abwesenheit abspenstig gemacht hatte. Bereuen tat ich es selbstverständlich nicht, denn ich war verliebt wie am ersten Tag. Schon am Morgen galt mein erster Gedanke Valentina und ich lächelte in mein Kissen. Der zweite Gedanke allerdings galt dann auch schon gleich meinem Vetter, was mich mich dann stets aus dem Bett und aus dem Haus trieb. Überhaupt hatte mich Serapio letzter Tage selten gesehen. Die Societas und der Tempel forderten ihren Tribut.


    Dass im Tempelbezirk beinahe eine Seuche grassierte, welche sich aber am Ende dann doch als das Resultat einer Hochzeitsgesellschaft, welche verdorbenes Fleisch zu sich genommen hatte herausstellte, kam mir da gerade recht. Auch dass einige Opfergaben des Öfteren verschwanden und der Dieb noch immer nicht gestellt war hielt mich an der Arbeit. Doch das alles konnte den Lauf der Dinge natürlich nicht stoppen und früher oder später musste ich mich stellen. Heute schien dieser Tag zu sein und ich saß Serapio gegenüber und besprach mit ihm – weltmännisch, wie es sich gehört, nur ab und an ein wenig an meinem Kragen der viel zu hoch geschnittenen Tunika für dieses Wetter zupfend und ein bisschen meine Hände auf meinen Knien abreibend – einige wichtige Angelegenheiten. Bis dann die Pause kam und die Frage, auf die ich zwar gewartet, aber nicht unbedingt herbeigesehnt hatte. Also, wie war es nun mit Valentina?


    Während ich noch mein Gegenüber, welches auf dem Hausherrensessel platziert war, der einige Zeit nun doch verwaist gewesen war, zuckte ich nun doch zusammen. Vielleicht sogar ein wenig verdächtig. “Oh….,“, entkam es mir prompt. “Nun ja….also...ich denke...nun ja….“ Zu meinem Leidwesen gesellte sich nun ein etwas verschämtes Grinsen in meinen geradezu ertappt wirkenden Gesichtsausdruck. “Also...wir sind wild entschlossen...die Ehe… ja...in Erwägung zu ziehen. Weil… also…,“ Die Worte tropfen wie schwerer Honig aus meinem Mund, nur leider schmeckten sie weder süß noch irgendwie lieblich. Valentina hatte es nicht verdient, dass ich so herumstammelte, nachdem ich nun doch schon ein recht anständiges Gespräch geliefert hatte. “Ich bin fest entschlossen sie zu ehelichen!“, gab ich mir dann auch körperlich den entscheidenden Ruck und sah Serpaio dabei sogar direkt in die Augen. Vielleicht nicht unbedingt herausfordernd, aber doch eindringlich, wie ich hoffte. Auch wenn die Schultern noch hingen und meine Hände wieder über den feinen Stoff der Tunika über meinem Knie schabten.

  • "In Erwägung zu ziehen?" wiederholte ich skeptisch.
    Entschlossenheit klang anders! Doch dann war es, als ginge ein Ruck durch meinen Vetter, er äußerte sich klar, während zugleich die fahrigen Gesten seiner Hände seine Anspannung verrieten.
    "Bona Dea, Casca! Sieh mich nicht so an, als ob ich dir gleich den Kopf abreißen wollte. Ich weiß, dass ich die Sache vermasselt habe. Ich war ein Tonto, ich hätte sie niemals allein lassen dürfen, nicht nach allem, was sie schon durch hat. Ich will doch auch... das beste für sie. Na ja, du kennst mich", ich hob resigniert die Handflächen in die Höhe, "und ich will auch nicht behaupten dass ich vor Liebe für sie brennen würde, es war eine Vernunftentscheidung, aber... ich mag sie! Sehr! Sie ist ein Goldschatz. Ich kann vollkommen verstehen, dass du sie dir geangelt hast.
    Valentina... sie verdient es, endlich einen Ehemann, ein trautes Heim, eine Familie zu haben. Und sie ist... sie war echt die einzige, bei der ich mir jemals vorstellen konnte, freiwillig ins Ehejoch zu gehen."

    Traurig ging mein Blick durch die Verbindungstür zum Hortus, wo wir unsere Verlobungsfeier gehabt hatten, das war ein richtig schönes, rauschendes Fest gewesen. Und wie erleichtert mein Vater ausgesehen hatte. Wie verzaubert war es gewesen, mit Carmelitas Liedern, und alle mit den Kränzen... ich hatte noch genau Valentina mit den Rosen im Haar vor Augen, und Borkan mit dem Anemonenkranz...
    Eben, tolerant war sie auch. Aber ob ich wirklich der Richtige für sie war....? Vielleicht war sie mit Casca wirklich besser dran. Wenn er denn beständiger war als sein Bruder Massa, der wie ein Schmetterling von Schönheit zu Schönheit gaukelte! Zumindest würde sie hier wohnen, und auch die Ländereien, die ich ihr zur Verlobung geschenkt hatte, würden in der Familia bleiben.


    Der Sessel des Pater Familias, mit seiner hohen Lehne, bewirkte eine aufrechte Körperhaltung. Die blankgewetzte Sitzfläche schien mit Gravitas förmlich aufgeladen. Ein guter Stuhl, wirklich. Ich schloss die Hände um die mit Schnitzereien verzierten Enden der Armlehnen und beugte mich etwas vor. Auge in Auge mit Casca erklärte ich:
    "Schwör mir, dass du es wirklich und wahrhaftig ernst mit ihr meinst. Schwör es mir bei Iuppiters Stein und Iunos Stab."

  • Vielleicht war das mit dem „in Erwägung ziehen“ doch ein wenig untertrieben gewesen. Immerhin brannte in mir ja nach wie vor die wilde Leidenschaft, die zur Vorsicht herunter gedrosselt wohl doch eher zu kümmerlich wirkte, um der Wirklichkeit zu entsprechen. Doch immerhin hatte ich es ja sofort bemerkt. Außerdem wollte ich meinem lieben Vetter keine Unentschlossenheit vorgaukeln. Aber wie er so dasaß in diesem Sessel… nun denn. Zwar glaubte ich nicht, dass mir gleich von ihm der Kopf von den Schultern gerissen wurde, doch konnte ich nicht völlig aus meiner Haut, die bisweilen doch ein wenig dünn war. Besonders an Stellen, welche vom Selbstbewusstsein nicht so gut erreicht wurden. Wie gut, dass Serapio es sofort bemerkte und anmerkte, dass ich mich eines anderen Gesichtsausdruckes befleißigen sollte. Das tat ich auch sofort und untermalte meine Blicke mit einem hoffnungsfrohen Grinsen. Ein Grinsen, welches einen Hauch breiter wurde, als mein Vetter mir eröffnete, dass seine Wahl für Valentina eher von der Vernunft geprägt gewesen war und nicht von stürmischer Liebe, wie es bei mir der Fall war.


    Er sprach sogar von einem Ehejoch, während mein Herz in inniger Freude herzhaft klopfte, wenn ich an die Kinderschar dachte, die ich mit Valentina herzustellen gedachte. Allein ihre Augen, ihre Blicke, ihr Charme und ihr Liebreiz brachten mich zum Dahinschmelzen. Sie in Kinderaugen wieder zu finden war für mich wie Nektar, der überreichlich aus voll erblühenden Kelchen tropfte.


    “Nun ja, ich dachte, also ich wusste nicht, wie du… ich meine...“, kam es aus mir noch immer ein wenig verhalten hervor, während ich Serapio auch weiterhin betrachtete, der aufrecht und ehrwürdig dasaß. Ein weit gereister Mensch, geschunden durch viele Meilen und Kämpfe, welche er wohl mir sich selbst und anderen bestritten hatte. Zur Gänze kam ich also keineswegs umhin ein gewisses Maß an Ehrfurcht zu empfinden, doch wusste ich auch, dass mein Maß gemessen an anderen eher groß war wie ein Fass, wobei andere wohl eher eine kleine Amphore davon besaßen. Dennoch hielt ich seinem Blick stand, richtete mich noch ein wenig weiter auf und wurde dann absolut feierlich. Noch ehe ich es recht versah, schwebte meine Hand über meinem Herzen. “Vetter!“, begann ich getragen. “Valentina ist die Liebe meines Lebens und ich würde eher in der Wüste verschmachten, als einen weiteren Tag ohne sie sein zu wollen! Ja, ich schwöre bei Iuppiter, seinem Stein und Iunos Stab, dass ich es in aller Ehrhaftigkeit aufrichtig meine! Allein der Gedanke an Valentina bringt mein Herz zum Singen und mein Innerstes in die höchste Form der… also...ahm...“ An dieser Stelle suchte ich mit der freien Hand wedelnd nach den passenden Worten. “...Schwingung...“, beendete ich meinen Satz. “Wir wollen eine kleine Verlobung und wir sprachen bereits über die Hochzeit. Ich kann es kaum erwarten!“ Ich nickte getragen zur Bestätigung, ehe ich anfügte: “Und Valentina auch nicht!“

  • Casca schwor, inbrünstig und entschlossen. Tja. Was sollte man dazu noch sagen, ausser: 'Ich kapituliere!' oder auch 'Ich gratuliere!'
    "Du... hast dich verändert, Vetter." bemerkte ich nach einem Moment des Schweigens. Ich war lange fortgewesen, und Casca schien eine Entschiedenheit in sich gefunden zu haben, die ich früher bei ihm vermisst hatte. Ausserdem hatte es ihn ganz schön erwischt. Er strahlte ja förmlich vor Liebesglück, und die honigsüßen Worte perlten nur so von seinen Lippen.
    "Aber... dir ist schon bewußt, dass Verliebtsein keine Basis für eine Ehe ist, ja? Ich stützte den Kopf in die Hand und rieb mir resigniert die Nasenwurzel. "Naja, wahrscheinlich ist sie mit dir besser dran." Von der Leidenschaft für sie, die da aus ihm sprach, könnte ich nicht mal einen kleinen Bruchteil aufbringen. Und ich kannte Valentina gut genug um zu wissen, dass sie, obschon höchst anständig, eine sinnliche Frau aus Fleisch und Blut war.
    Wegwerfend wedelte ich mit der Hand. "Also... soll es mir fern liegen, euch irgendwie im Weg zu stehen. - Aber Casca..." Und hier fasste ich ihn wieder scharf ins Auge, "... dass eines mal klar ist: wenn du sie unglücklich machst, bekommst du es mit mir zu tun!"
    Darauf lehnte ich mich wieder zurück und fügte sanfter hinzu: "Und wenn ich dir einen Rat geben darf: mach nicht den selben dämlichen Fehler wie ich. Plane nicht zu lang, halt dich nicht Verlobungsbrimborium auf, da fragt doch sowieso keiner danach. Heirate sie einfach sofort..."



  • Den Moment des Schweigens quittierte ich mit einem recht gewollt wirkenden stoischen Gesichtsausdruck. Dieser währte so lange, bis Serapio meinte, dass ich mich verändert hätte. Wirklich? Die unaufgeregte Miene verzog sich hin zu einem beglückten Lächeln, ohne dass ich dies bewusst so entschieden hätte. Ein Lob, und genauso fasste ich es auf, hatte bei mir immer diese oder eine ähnliche Wirkung. Doch dann, schon bei den nächsten Worten meines Vetters, schürzten sich meine Lippen. Wieso sollte Verliebtsein keine Basis für eine Ehe sein? Meine Stirn runzelte sich, während der Mann im Hausherrensessel ein wenig resigniert wirkte. Natürlich war mir durchaus bewusst, dass eine Ehe vor allem ein Vehikel war, um standesgemäße Nachfahren hervorzubringen, die Titel, Geld und Würden mehr oder weniger erbten und so manch einer handelte unter diesem selbsterwählten Joch auch genauso, doch war ich mir sicher, dass in mir drin nicht ein solcher Mann wohnte. Mein Herz war frisch und jugendlich und es schlug nicht, um irgendwann einmal in Bitterkeit stille zu stehen. “Das denke ich sehr!“, entkam es mir, als Serapio nun meinte, dass Valentina mit mir wahrscheinlich besser dran wäre.


    Dann machte sich Erleichterung breit, als mein Vetter meinte, meinem unvergleichlichen Glück nicht im Wege stehen zu wollen. Ein gedehntes Ausatmen meinerseits machte deutlich, dass mir ein Felsen von meinem Innersten rollte. Zugleich entließ es auch die nervöse Anspannung aus meiner Körperhaltung. Wäre da nicht dieses „Aber“ gewesen. Zu den folgenden Worten nickte ich geflissentlich. Es lag mir nämlich sehr fern, meine Angebetete unglücklich zu machen. Auch dass die Ehe schnell vonstatten gehen sollte, kam mir sehr gelegen. War doch die Reise an die Küste schon mehr oder weniger geplant und die Vorfreude auf ein paar entspannte Tage, mit Blick auf die Weiten des Horizonts über den Wassern, mit nicht mehr als einem Körbchen voller Obst und meiner Geliebten, ungebremst.


    Wieder atmete ich durch. “Keine Sorge, Vetter!“, gelobte ich erneut. “Ich halte die Liebe durchaus für die stärkste Kraft zwischen zwei Menschen und vielleicht auch zwischen den Menschen und der Unendlichkeit.“ Während ich sprach geriet ich wohl ins Schwärmen, denn mein Blick wurde wohl etwas weicher und meine Stimme wattesamt und getragen. “Was, wenn nicht die Liebe sollte ewig bestehen und ein Fundament für den Tempel sein, den die Menschheit je gekannt hatte? Die Verbindung zweier Menschen, welche sich aufrichtig schätzen und verehren und die für sich in guten und schlechten Stunden einstehen?“ Ein Seufzer folgte. “Folgte nicht auch Orpheus der Eurydike in die Unterwelt? Ein Band, das den Tod überdauert und somit eines Mannes wahres Werk auf Erden sein kann? Wie könnte ich Valentina unglücklich machen wollen? Ein Blitz möge ich erschlagen, sollte ich dies jemals tun! Ich werde sie auf Händen tragen und für sie den Mond auf den Erde holen, würde sie ihn haben wollen!“ Ich strahlte nun wieder. “Die Abreise für unsere Verlobungsfeier steht kurz bevor und ich war bereits so frei und habe einige Dinge auflisten lassen, welche für eine Eheschließung benötigt werden. In Kürze wird mich ein Weinspezialist aufsuchen. Nur das Beste!“ Dann fiel mir jedoch noch etwas ein. “Sofern ich es mir leisten kann...“ Diese Worte verloren sich nun doch etwas in meinem nicht vorhandenen Bart. Zwar war ich immer gut gekleidet und ließ es an rein optisch an nichts vermissen, doch im Grunde waren meine Finanzen im Moment recht schwächlich, sodass sie gegen Monatsende stets ihre Kraft aushauchten.

  • Immerzu der Romantiker war Casca, und forderte mich damit förmlich dazu heraus, ihm Kontra zu geben. (Wahrscheinlich wäre ich ebenso ins Schwärmen gekommen, wenn ich die Chance gehabt hätte, mein Leben mit meinem Geliebten zu teilen, aber das war ja nun mal ausgeschlossen.) Mir fehlte einfach komplett das Verständnis dafür, wie man für ein Wesen des schwachen Geschlechtes, und sei sie noch so zauberhaft, dermaßen entbrennen konnte. Aber das war eben meine eigene Unzulänglichkeit.
    "Ja, Eros ist der größte der Götter..." entgegnete ich ein wenig bitter. In meinen Mußestunden hatte ich neulich mal wieder das Symposion gelesen. "...sagen so einige. Meine iberische Großmutter hingegen, die hat immer gesagt: Liebe vergeht, Acker besteht."
    Und auch das hatte wohl einen wahren Kern.
    Mein ungebetener Rat schien Casca nicht willkommen zu sein. Ich beschloss, dass ich kein Recht hatte, ihnen reinzureden. Zumindest wollten sie die Verlobung offenbar nicht hier feiern, das erleichterte mich zu hören. "Wo wollt ihr denn hin?"
    Spätestens zu ihrer Hochzeitsfeier würde ich eine neue Zukünftige zum Vorzeigen brauchen, sonst stünde ich ja da wie der letzte Depp.
    "Du kannst natürlich aufs Familienvermögen zurückgreifen. Soll ja keiner sagen, wir Decimer würden uns lumpen lassen." Das war ja auch eine Prestigefrage. "Sowieso müssen wir uns bald keine Gedanken mehr ums Geld machen." Mit dem Kinn wies ich auf die schwere eisenbeschlagene Geldtruhe des Hauses, die hier im Tablinum stand, und vielleicht war es mir auch eine kleine innere Genugtuung, Casca dies unter die Nase zu reiben. "Der Kaiser hat mir erneut ein Gardetribunat zugesagt." Was natürlich ein gewaltiges Salarium mit sich brachte. Ich hatte schon ein neues Streitwagen-Modell mir ausgesucht, das ich mir dann gönnen würde, und ein oder zwei Gladiatoren würde ich mir auch gern wieder anschaffen, aber natürlich würde ich nicht alles auf den Kopf hauen sondern ganz verantwortungsvoll auch dem Haushalt und der Gens zu Gute kommen lassen.
    "Und, wie läuft es sonst so bei dir? Viel Arbeit im Tempel, was?"




  • Darüber, dass ich wie ein überdrehter Schwärmer dastehen könnte, machte ich mir überhaupt keine Gedanken, denn wie immer trieben mich meine voluminösen Worte dahin und unter Garantie der absoluten Sicherheit glaubte ich natürlich – wie immer – jedes einzelne davon! Doch Eros, so wie es mein Vetter sagte traf es nicht ganz. Zwar mochte er mit Gaia und anderen aus dem Chaos entstanden sein, doch war der der jünglinghafte Gott für mich nurmehr ein Bildnis für eben das, was ich mir selbst unter der wahren Liebe vorstellte. Diese war doch das erstrebenswerteste auf der Welt und kam keineswegs aus chaotischen Zuständen. Viel eher aus einem lebendig klopfenden Herzen mit einem festgelegten Rhythmus. Chaos, wenn man es so wollte, kam für mich erst mit der Liebe. Oder danach. Doch darüber wollte ich nun gewiss nicht nachdenken. Zu Serapios melancholischer Feststellung, in welcher er seine mir unbekannte iberische Großmutter zitierte, entlockte mir ein fast schon mitleidiges Nicken. “Dabei ist die Liebe doch ein Feuer, welches man am lodern halten sollte!“, stellte ich vielleicht schon ein wenig persönlich beleidigt klingend fest. “Ähnlich dem Feuer der Vesta!“


    Die Frage, wohin wir unsere Verlobungsreise zu tätigen gedachten holte mich aus meinen Höhenflügen zurück in die Gegenwart. “Was würde sich besser eignen als Campania felix?“, quoll es aus mir hervor. “Valentina habe ich gesagt, ein Besuch in Ostia wäre besonders schön, doch ich habe mich dazu entschlossen, sie mit einer Reise nach Capua zu überraschen!“ Mein Gesicht strahlte wieder. “Wir werden dort das Amphitheater besuchen und dann an die Küste reisen, wo wir beiden uns das Eheversprechen geben werden.“ Wie ich es so aussprach konnte ich Valentina und mich schon deutlich am Strand erblicken. Mitten im schönen Sonnenuntergang. Vielleicht bei einem Feuer und den zauberhaften Klängen einer Kithara. Ein wenig Gesang und ein wenig Lyrik… Ich seufzte wieder selig und dieses Mal besonders intensiv, da mit mein Vetter bezüglich der Finanzierung der Hochzeit so vortrefflich beruhigte. Zwar passte es mir nicht völlig, den Beginn meiner Ehe aus dem Familienvermögen zu bestreiten, doch durfte ich mich natürlich auch nicht lumpen lassen, zumal allein Caesoninus bei seinem Fest schon so trefflich vorgelegt hatte. Und dann erst die Verlobungsfeier von Serapio selbst. Bitterkeit beschlich mich, wenn ich daran dachte, dass meine Valentina ihre decimische Ehe dürftiger finden sollte, als die ihre erste decimische Verlobung mit meinem Vetter!


    Als Serapio noch meinte, dass die Geldsorgen in Bälde ganz entschwinden würden, horchte ich noch einmal auf. Meine Blicke schweiften auch sogleich zu der Truhe, auf die mein Vetter deutete. “Oh!“, entfleuchte es mir promt, als er nun auch verkündete, dass der Kaiser ihm ein Gardetribunat zugesagt hatte. Meine Blicke schwenkten zurück. “Ich meine...Oh...das ist schön!“, beeilte ich mich dann zu sagen. “Meine aufrichtige Gratulation dazu!“ Wie immer, wenn jemand aus meiner Familie es schaffte mir zu zeigen, dass ich selbst wohl nie mehr sein würde als maximal ein „kleiner Bruder“ oder „der hinkende Casca“ wühlte etwas in mir auf. Irgendwie fühlte es sich stets wie Unzufriedenheit an über die eigenen Unzulänglichkeiten, die mich nun schon über Jahre von sämtlich möglichen steilen Karrieren abgehalten hatten. Woran es lag galt es noch zu herauszufinden.


    Wahrscheinlich wollten mich die Götter einfach in anderer Hinsicht beschenken und es half – gerade in diesem Moment – ungemein, mir vor dem inneren Auge das liebliche Antlitz von Valentina auszumalen. In sanften, warmen Tönen! “Oh, im Tempel läuft es hervorragend! Ich bin geradezu rund um die Uhr beschäftigt. Stell dir vor. Wir dachten erst, es würde eine Seuche grassieren, doch es war nur verdorbenes Fleisch, von dem eine Hochzeitsgesellschaft gegessen hatte.“ Ich lachte ein wenig gehässig, auch wenn das Spektakel im Tempel durchaus keine schöne Angelegenheit gewesen war. “Im Moment sind wir auf der Suche nach einem Dieb, welcher die Opfergaben entwendet,“ ließ ich noch folgen. “Und auch in der Societas läuft es gut. Zur Zeit bin ich Stellvertreter des Magisters Iulius Dives. Doch ich bin mir sicher, dass Iulius Caesoninus nicht zögern wird, mir diesen Posten zu entreißen.“ Wieder seufzte ich. “Aber so ist es auf den Pfaden der Götter wohl nicht anders als auf den Pfaden der Legionen. Das Erreichte muss verteidigt werden! Und dazu bin ich wild entschlossen! Deshalb meine Abwesenheit in der Casa in der letzten Zeit.“ Dann fiel mir noch etwas ein: “Iulius Caesoninus wird uns übrigens bald besuchen. Er hat einen vortrefflichen Sklaven, der sich hervorragend mit Wein auskennt. Wie ich bereits sagte. Der Mann ein ist ein Faszinosum!“ Da meine Vorliebe für Wein wohl weitläufig bekannt war – zumindest in diesem Haus – konnte es wohl kaum verwundern, wenn ich auf diesen besonders viel Wert legte zur Hochzeit. “Du warst also beim Kaiser!“, kam ich dann auf zuvorige Thema zurück. “Und...ist er wohl auf?“ War das Neid in meiner Stimme? Ich hoffte nicht.

  • Offenkundig war mein lieber Cousin mehr als über beide Ohren verliebt, da machte es keinen Sinn zu diskutieren. Begeistert sprach er von der geplanten Verlobungsreise.
    "Vorgezogene Flitterwochen, hm, ja, das klingt..." ... überkandidelt... "... nett."
    Valentina würde es bestimmt zu schätzen wissen. Sie hatte es verdient, nach Strich und Faden verwöhnt zu werden. Zumindest konnte ich mich als spendablen Gönner für das junge Glück fühlen.
    Aber bei seinen Glückwünschen zum Tribunat, die ganz ehrlich klangen, da lächelte ich dankbar. Wie jedes Mal bei dem Thema hatte ich den Impuls, mich dafür zu rechtfertigen, dass ich nicht sogleich wieder nach den allerallerhöchsten Höhen der Militia equestris strebte, aber ich verbiss mir das.
    Aufmerksam hörte ich ihm zu, als er vom Tempeldienst erzählte, von der Societas, und von seinem Rivalen, und bemerkte wohlgefällig, dass auch bei ihm mittlerweile der familiäre Ehrgeiz zum Vorschein gekommen war. (Dass Dives der Magister war, war mir gar nicht geläufig. Voll und ganz zurückgezogen aus dem öffentlichen Leben hatte er sich also nicht.)
    "Ja, erobern ist oft leichter als halten." stimmte ich ihm zu. "Du machst das schon, wir Decimer wissen zu kämpfen."


    Von meinem Besuch auf dem Palatin zu hören, schien ihn auch nicht ganz unbeeindruckt zu lassen. Ja, ich gehörte vielleicht zum alten Eisen, zu den Relikten einer martialischeren Zeit, die in unserer neuen Friedensära nicht mehr so ganz zum Ambiente passten... aber eine Audienz war schon noch drin.
    "Bestens. Huldvoll, scharfsinnig, mit dem Blick für Details sowie das große Ganze, umsichtig wie eh und je. Mögen die Götter ihm hundert Jahre schenken."
    Das erinnerte mich an etwas, was mir unsere Köchin ganz stolz erzählt hatte, wo ich mich aber gefragt hatte, ob sie das wirklich richtig verstanden hatte...
    "Sag mal. Candace meinte zu mir, du hättest es geschafft, Klient der Kaiserin zu werden, ist das wahr?!"




  • Als Serapio die vorgezogenen Flitterwochen anbrachte und sie lediglich „nett“ nannte, hob sich eine meiner Augenbrauen empor. Immerhin fand ich selbst diese Idee geradezu grandios und ich konnte es kaum erwarten. Doch Einwände waren nicht angebracht, denn schließlich war ich es ja gewesen, der meinem Vetter die Verlobte schier abspenstig gemacht hatte und an seiner Statt in den Hafen der Ehe einlaufen würde. Unter allen Dingen in meinem Leben war Valentina wohl die größte Eroberung und ganz dazu gemacht, sich wohl ebenso als großer Feldherr zu fühlen. Was waren da schon einige Posten, mit denen ich nun betraut war und die neben jenen meiner Famila sowieso recht kümmerlich wirkten. Dennoch konnte ich nicht umhin, Caesoninus als Kontrahenten darstellen. Natürlich nur um mein Selbstwertgefühl ein wenig zu polieren und aufzuschneiden. Gerade bei Serapio erschien mir das besonders wichtig. Für mein Ego natürlich. “Oh! Wir kämpfen!“, sagte ich deshalb frei heraus und machte eine Geste mit meiner Hand, die zur Faust geschlossen war. Dazu lächelte ich ölig und hoffte nebenbei, dass mein Vetter das alles Caesoninus natürlich nicht erzählen würde.


    Dann ging es um den Kaiser, der sich offenbar nicht nur bester Gesundheit erfreute, sondern auch scharfsinnig, huldvoll und mit einem Blick für das Detail ausgestattet war. Zu jedem dieser Worte nickte ich geflissentlich und schaute überaus interessiert drein. Umsichtig war er auch. “Mögen Sie am Ende der hundert Jahre, ihn zu einem der ihren machen!“, legte ich dann noch nach, ehe mich Serapio auf die Kaiserin ansprach, deren Klient ich nun war. Recht stolz richtete ich mich wieder auf, wobei mein Grinsen natürlich nicht aus meinem Gesicht wich. “Oh ja, ich hatte die Ehre auf einer Feierlichkeit der Flavier ihr zu begegnen. Wir haben uns vor vortrefflich unterhalten und offenbar war es mir gelungen einen guten Eindruck zu machen!“, gab ich von mir. Natürlich ohne zu erwähnen, dass auf derselben Feierlichkeit sich mein Leibsklave geradezu permanent übergeben hatte müssen. “Sie ist eine wundervolle Person!“, ließ ich folgen. “Und ebenso scharfsinnig und huldvoll wie ihr Gatte.“ Mein Grinsen ging in ein Lächeln über. “Ich sollte sie öfter einmal aufsuchen. Ich meine…. Als Klient… ahm… hat man ja auch gewisse Verpflichtungen!“

  • Mit einem zustimmenden und zuversichtlichen Nicken quittierte ich seine kämpferische Geste, wobei mich dieses seltsame Lächeln, das er dabei zeigte, mich schon wieder stutzig machte. Er hatte so was doppelbödiges, Cousin Casca.


    Doch dies wich einem ganz anderen Gefühl, als er von seinem großen Coup erzählte, ganz bescheiden, so als wäre nichts dabei.
    "Bona Dea, Casca! Respekt! Das ist ja fabelhaft. Was für eine Ehre."
    War das Neid in meiner Stimme? Ich hoffte nicht!
    'Vortrefflich unterhalten und einen guten Eindruck gemacht'... Ich staunte. Dass Casca charmant sein konnte war mir klar, er bezauberte ja zum Beispiel auch Großtante Drusilla wie kein anderer, aber dass er aus einer Festbegegnung mit der Augusta gleich ein Klientelverhältnis herausschlug – sehr beeindruckend.
    'Sollte sie öfter mal aufsuchen' – wie jetzt? Vernachlässigte er etwa schon seine Klientenpflichten?
    "Ja, hegen und pflegen solltest du diese Verbindung. Sie hält keine regelmäßigen Salutationes, nicht wahr?" Zumindest früher war das so gewesen, was wohl auch an der Vielzahl der Klienten lag. "Du solltest zu den Anlässen erscheinen, auf die sie Wert legt, und du solltest dich einmal im Jahr bei ihr in Erinnerung bringen. Zum Beispiel wenn sie Geburtstag hat mit einem kleinen Lobgedicht oder etwas in der Art. Na, dann kann es ja nicht mehr lange dauern bis zu deinem kometenhaften Aufstieg im Cultus Deorum."
    Dies bemerkte ich freundlich lächelnd und im Tonfall einer Selbstverständlichkeit, auch wenn ich mir denken konnte, dass es nicht sein Lieblingsthema war. Auch unsere verehrte Valentina würde ihn hoffentlich auf Zack bringen, sein Talent weiter zu entfalten und den glücklichen Umstand dieses Patronates zu nutzen, anstatt ewig als Tempelvorsteher sein Licht unter den Scheffel zu stellen.


    "Sag mal," meinte ich dann einen Moment später, "vorhin erwähntest du Iulius Dives. Ich habe gehört, dass es einen großen Skandal um seine Frau gab, diese starb, und er sich aufs Land zurückgezogen hat." Der Tod seines Eheweibes, dieser elenden Kriminellen, konnte ihn ja wohl kaum so erschüttert haben, das musste ja eher eine Befreiung für ihn gewesen sein. Dachte ich mir zumindest so, wobei man bei Dives ja nie wissen konnte.
    "Weißt du, was da los war?




  • Dass mir mein Vetter seinen Respekt zollte, war wie Öl auf meine Mühlen und ich strahlte auf einen Schlag über das ganze Gesicht, während ich sogar recht stolz dabei lächelte. Der Kaiserin überhaupt zu begegnen war etwas, was ich mir wohl noch vor Jahren als ganz unmöglich erschien und nun stand ich auf der Liste ihrer Klientenschar, auch wenn ich zu meiner Schande gestehen musste, dass meine Patronin auf‘s Sträflichste vernachlässigt hatte. Bisher war ich noch gar nicht wieder bei ihr gewesen, um ihr meine Aufwartung zu machen, doch war ich der Meinung, noch von gar keinen großen Taten meinerseits berichten zu können. Doch das sollte mich eigentlich nicht aufhalten, weshalb ich es in Gedanken auch gleich auf die Agenda für die kommende Zeit setzte. Zu Serapios Worten nickte ich also mehr als nur geflisstentlich. “Nein, keine regelmäßigen Salutationes…,“ bestätigte ich also schnell. “Einmal im Jahr...“, murmelte ich weiter, während der imaginäre Stilus auf die ebenfalls imaginäre Tabula schrieb. Auch eine Ode würde im Bereich des möglichen sein. Ich würde sie für die Kaiserin ersinnen und höchst selbst vortragen, was übrigens auch eine gute Idee für meine Valentina wäre. Auch ihr würde ich ein Epos widmen, welches aus meiner Feder sicherlich mit etwas Wein und ein wenig Muße machbar sein würde. “Äh ja…!“, entfuhr es mir dann noch einmal unter einem kräftigen Nicken, als mein Vetter einen kometenhaften Aufstieg bei Einhaltung meiner Klientenpflichten prophezeihte.


    Eine Karriere war nun immerhin etwas, was ich unbedingt verfolgen sollte. Allein schon Valentina zuliebe, die sich nicht mit einem kleinen Besitzer eines Sägewerks, einer Tonstrina und Vorsteher eines gebeutelten Tempels zufrieden geben sollte. Wenn sie über das Forum ging sollte man schließlich sagen: „Schau, da ist die Frau des angesehenen Decimus Casca!“ Das würde auch der Kinderschar zugute kommen. Während meine Gedanken also noch in der glorreichen Zukunft festhingen, war Vetter Serapio aber schon weiter. Nämlich bei Iulius Dives, dessen Frau und ihr Verscheiden er erwähnte. Zuvor hätte sich mein wohlmeinender Magister auf das Land zurück gezogen, doch was zwischen ihm und seiner Gattin vorgegangen war…. Ich stutze kurz und verzog nachdenklich meine Lippen, doch das allein half mir keineswegs eine profunde Antwort herauszubringen. Also schaute ich meinen Vetter etwas unverhohlen an und zuckte zur gleichen Zeit mit den Schultern. “Keine Ahnung!“, gab ich dann meine Unwissenheit bekannt und räusperte mich dann. “Ich meine, ich weiß es nicht wirklich… eigentlich...äh...eher gar nicht. Aber…..ich könnte Caesoninus bei seinem Erscheinen fragen… ich meine er ist mit ihm… also...auch sein Vetter…?“ Im Anschluss an meine verlorenen Worte holte ich tief Luft. “Ich werde ihn natürlich auch zur Hochzeit einladen. Also Caesoninus und auch den Iulius Dives….“ Kurz dachte ich nach, ehe mir die nächste Frage in den Sinn kam: “Sollte ich die Kaiserin auch einladen?“ Fragend schaute ich Serapio entgegen.

  • Leider wusste Casca auch nicht mehr, erbot sich aber, nachzufragen. Sein Rivale/Freund Caesonius war also ein Vetter des Dives. Ich hatte kein Interesse daran, dass mein Interesse sich rumsprach – Dives würde mir am Ende auch daraus wieder einen Strick drehen... und winkte ab.
    "Ach nein, ist nicht so wichtig."
    Ob ich ihm einfach nochmal schreiben sollte... auf die Gefahr hin, aufdringlich zu wirken? Aber wenn Casca ihn zur Hochzeit einlud, wäre das ja auch eine Gelegenheit, ihn mal wieder zu sprechen.
    "Aber ja!" bestärkte ich Casca darin, seine hochedle Patrona einzuladen. "Unbedingt. Mal wieder etwas Glanz für unsere Hütte... hm... wobei, traditionellerweise geht es ja in der Casa Quintilia los. So wirklich repräsentativ ist die nicht... sehr hübsch natürlich, keine Frage! Aber um die Augusta zu empfangen – falls sie kommt – vielleicht doch etwas... bescheiden. - Nun ja, es gibt auch Alternativen zu einer Haus-Hochzeit. Mein ehemaliger Centurio bei der Prima... er war Patrizier und ein bisschen exzentrisch... der hat zum Beispiel seine Braut in einem Privatpark mit vielen wilden Bestien geheiratet, sogar Krokodile gab es da, ein todschickes Fest!"
    Das riesige Purpur-Sonnensegel, das mir noch intensiv in Erinnerung war, erwähnte ich gegenüber Casca mal lieber nicht, denn so unerschöpflich waren unsere Mittel dann doch nicht. (Meinen Vorsatz mit dem Nicht-Reinreden einzuhalten, war gar nicht so leicht. Aber schließlich hatte er gefragt.)


    Wir unterhielten uns noch ein wenig, und ich erzählte ihm unter anderem von meinen 'Ausflugsplänen'.
    "In den nächsten Tagen werde ich übrigens nicht da sein. Ich habe eine Fahrt nach Ostia und einen Jagdausflug in die Berge vor. Gleich kommt noch der Schneider mit meiner neuen Jagdkluft." Hoffentlich stimmte jetzt alles, er hatte nochmal nachbessern müssen, weil mir die Clavi zu eintönig gewesen waren. Gerade holte ich Luft, um Casca zu instruieren, wie er in meiner Abwesenheit das Haus führen sollte, dann fiel mir ein, dass er das jahrelang auch so hingekriegt hatte. Ich atmete aus. Tempus fugit.




  • “Nun gut,“ erklärte ich, nachdem Faustus nun meinte, dass seine Erkundigung nach Iulius Dives nicht so wichtig wären. Meine eigenen Gedanken hingen auch schon sogleich wieder bei der Hochzeit und der Gästeschar, die dazu zu laden war. Der Gedanke daran, die Kaiserin dabei begrüßen zu dürfen versetzte mich in Art gespaltene Stimmung. Auf der einen Seite wäre es ein Hochgenuss sie begrüßen zu dürfen, doch auf der anderen Seite riss sie den Standard der Hochzeit derartig in die Höhe, dass ich meine bisherigen Planungen noch einmal überarbeiten würde müssen. Nein, dann reichte kein guter Wein: Er musste exellent sein! Also hinterließ die Zustimmung meines Vatters zur Ladung der ersten Dame im Reiche zunächst einmal ein flaues Gefühl, welches noch übler wurde, als er auch noch meinte, dass die Casa Quintilia nicht repräsentativ genug wäre. Sogleich wollte ich heftig widersprechen, wie immer wenn jemand etwas über meine Verlobte vorzubringen hatte oder gegen irgendetwas, was ihr zuzurechnen war. Doch dann schluckte ich meine Einwände hinunter. Vielleicht hatte er ja recht.


    Die Vorstellung in einem Bestiarium zu ehelichen allerdings erschien mir so absurd, dass ich nun doch den Mund auftat: “Ich glaube nicht, dass ein solcher Ort etwas für Valentina wäre. Ich meine… sie liebt Tiere, aber derartiges… nein, ich denke nicht!“ Über den Ort der Hochzeit würde ich mir nun auch Gedanken müssen und unter dieser Aufgabe seufzte ich schon jetzt schwer und vernehmlich. Als mein Vetter meinte, er wäre die nächsten Tage nicht in Rom horchte ich jedoch wieder auf. Er wollte nach Ostia und in die Berge zum Jagen? Ich neigte mein Haupt ein wenig und sah ihn vielleicht ein wenig verständnislos an. Mein Zeitvertreib wäre dies nicht unbedingt, doch gegen ein paar Tage allein in der Casa hatte ich natürlich auch nichts. Die vergangenen Tage waren so randvollgefüllt mit ungewohnter Arbeit gewesen, dass ich mich nach einigen Abenden in Ruhe sehnte. Nur ein wenig Musik, ein paar Oden und eine gute, kleine Amphore vom besten Massiker der im Hause aufzutreiben war. Allein bei dieser Vorstellung ging es mir schon bedeutend besser. “Dann wünsche ich ein angemessenes Jagdglück!“, sagte ich fast schon ein wenig zu erleichtert klingend. “Ich werde derweil die Hochzeit weiter planen und… nun… das Haus auf Vordermann bringen lassen.“


    Als ich an der Tür einen Schatten wahrnahm, zuckten meine Blicke dorthin. Es war mein Sklave Muckel, der etwas abwartend dastand. Meine Stirn legte sich in Falten und ich sah seinen Finger, der mir andeutete, dass er mit etwas zu sagen hätte. Ich schaute zu Serapio zurück, räusperte mich und sagte dann: “Dann will ich dich nicht länger von der Anprobe abhalten!“ Bei den letzten Worten erhob ich mich schon und nickte meinem Vetter noch einmal freundlich zu. “Die Arbeit steht schon wieder vor der Tür und ich fürchte, sie wird sich nicht aufhalten lassen.“ Ein entschuldigendes Lächeln folgte. Dann schritt ich zur Tür hinüber und wendete mich noch einmal um. “Die Hochzeit wird grandios!“, versprach ich. “Doch jetzt muss ich….“ Unter diesen Worten deutete ich zur Tür und zuckte dann mit den Schultern, in der Hoffnung, dass dies noch einmal eine entschuldigende Geste ergeben würde. Alsdann war ich auch schon aus dem Tablinum und atmete tief durch. “Muckel!“, erklärte ich bestimmt: “Schau, ob wir noch Massiker im Keller haben!“ Den brauchte ich schon jetzt irgendwie, egal was mir nun noch mitzuteilen hätte.

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    Caesoninus und der iulische Cellarius Alexander folgten dem Hausherrn also vom Atrium ins Tablinum, ein ebenfalls sehr geschmackvoller Raum wie er fand. Ihm war die witzige Wortwahl von Casca aufgefallen. Dieser entnahm er, dass es seinen Geschäften wohl gerade nicht ganz so prächtig erging. Doch bestimmt würde er es schon wieder schaffen, Casca war immerhin ein ordentlicher Bursche. Der Cellarius folgte stumm wie ein Fisch seinem Herrn.


    Im Tablinum angekommen fragte der Gastgeber dann seinerseits nach Caesoninus' Angelegenheiten. "Oh der Wein wächst bestimmt prächtig, wenn ich Onkel Proximus aus Misenum Glauben schenken darf. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen meine erworbene misenische Geflügelfarm persönlich zu inspizieren, doch wenn ich endlich dazu komme und einmal wieder unten im Süden bin, werde ich mich vom guten Wuchs der Reben natürlich auch selbst noch einmal überzeugen." zwinkerte er.


    "Und was meine Karriere angeht, tja so ein Vigintivirleben ist doch ein wenig aktionsärmer, als z.B. höhere Posten. Mein Alltag besteht hauptsächlich aus dem Aufstellen der Wachpläne für das Tullianum. Ein Verwaltungsposten eben, so wie früher die Sache als Aedituus, nur weit weniger lustig."
    Ganz ohne Scherze konnte er seinen Bericht ja doch nicht gestalten.
    "Aber zum Glück habe ich auch noch meine Arbeit in der Baukommission der neuen Station der Urbaner, diese Arbeit erfüllt mich wirklich und auf der Baustelle gibt es immer was zu tun. Ich denke durch meine Arbeit dort habe ich mehr über Verwaltung und Organisation gelernt, als in allem anderen zuvor zusammen, was auch meine erste Amtszeit miteinschließt, da kannst du mir glauben."


    Alexander stand in der hinteren Ecke des Raumes, nicht ganz sicher, ob er Abstand halten, oder sich zu den beiden Römern hinzugesellen sollte und er konnte sich auch einfach nicht entscheiden, ob er stehen, oder doch sitzen sollte. Als Sklave wurde man ja immerhin nicht alle Tage von einem freien Römer eingeladen, da waren die Verhaltensregeln für ihn um einiges unklarer als sonst.

  • Im Tablinum angekommen steuerte ich gleich auf eine Clinen zu. Ein längeres Laufen oder gar stehen würde mein Knie nun nicht mehr verkraften. Auch eine Stärkung klang in meinen Ohren nun recht verlockend und ich hatte auch Muckel schon mit einer scheuchenden Armregung davon komplimentiert. Hoffentlich beeilte er sich. Ich nickte zu Casesoninus Worten und seufzte dann, als ich vernahm, dass der Wein wunderbar wuchs und gedieh‘. “Ach ja, der Süden,“ seufzte ich ein wenig schwer und lächelte dem Iulier dann entgegen. “Vielleicht sollte ich mir dort auch ein kleines Fleckchen suchen.“ Natürlich gemeinsam mit meiner geliebten Valentina. So ein kleines Landgut hatte doch auch etwas Verlockendes, auch wenn ich es mir nicht wirklich vorstellen konnte, den ganzen Tag dort unten der Bodenpflege von Weinpflanzen zu widmen. Wie viele Sklaven brauchte man da überhaupt? Auch ein recht anstrengender Gedanke, betrachtete man es genauer. Wir hatten auch so schon genug davon in der Casa und Muckel und Grian waren ja nun auch nicht einfach in der Handhabung. Noch einmal seufzte ich leicht.


    Schließlich nickte ich, als ich von Caesoninus Karriere hörte. Höhere Posten. Pläne erstellen. Ja, das musste er auch. Für den Tempel und für sein Leben. Ersteres war ein wenig schwieriger und ließ sich nicht so einfach mal unter den Tisch schieben wie Letzteres. Ließ ich mich zu sehr treiben? Nein, daran wollte ich nun auch nicht denken. Doch immer in Casoninius Nähe lupfte sich doch ein wenig Ehrgeiz aus meinen Gedanken hervor und es würde eines guten Schluck des Weins bedrüften, um diesen wieder nieder zu ringen. Ersteinmal sollte die Hochzeit unter Dach und Fach sein, ehe ich mir über anderes Gedanken machte. Und eine Karriere war da wohl von Nöten. Immerhin wollte ich Valentina ein schönes, einwandfreies Leben an meiner Seite ermöglichen. Sie sollte nicht mehr jede Münze zweimal umdrehen müssen.


    “Ah!“, kommentierte ich dann Caesoninus Bericht über die Arbeit in der Baukommission und lächelte wieder, während ich nun auf der Cline mein Bein ausstreckte. “Das Bauhandwerk!“, ließ ich dann folgen. “Vor nicht allzu langeer Zeit, habe ich mich auf dem Gebiet der Architektur ein wenig fortgebildet!“, erklärte ich nun und nickte neuerlich dazu. “Also wie ich höre, schreitest du auf den Schwinges des Pegasus voran!“ Ich grinste ein wenig. “Nun ja. Ich selbst bin noch immer mit meiner Hochzeit befasst.“ Mein Blick schwenkte dann auf den mitgebrachten Sklaven. Den auserwählten Weinkenner. “Oh, Alexander! Komm‘ nur her!“, lud ich den Mann dann ein und deutete auf eine der freien Liegen. “Ich denke, es wäre doch sehr genehm, wenn du hier mit uns Platz nehmen würdest!“ Dann sah ich zu Caesoninus, um zu überprüfen, ob dieser als Herr des Sklaven etwas dagegen hatte. “Ich bin doch schon so gespannt auf seine Expertise!“, erklärte ich dann in Ceasoninius Richtung. “Also sollte er ruhig auch kosten, was wir in der Casa Decima anzubieten haben!“

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