Manöver der ersten Legion

  • Das Manöver rollt an


    Schon in den letzten Tagen hatte sich im Lager durch eine gewisse Unruhe angedeutet, dass das angekündigte Manöver kurz bevor stand. Tribun Macer hatte häufiger als üblich Stabbesprechungen abgehalten und diese waren auch länger als sonst gewesen. Praefectus Meridius hatte eine peinlich genaue Aufstellung über Truppenstärke, Materialien und Vorräte verlangt und einige Bestände sogar perönlich nachgeprüft.


    Nun eröffnete Macer den Centurionen der Legion, dass das Manöver tatsächlich unmittelbar bevor stehe. Alle Kohorten sollten Marschbereitschaft herstellen und sich auf das Verlassen des Lagers innerhalb der nächsten Woche vorbereiten. Zurückbleiben würde nur eine kleine Truppe von Legionären, die ohnehin bald als Veteranen entlassen würden. Tribun Geta würde diese Truppe vor Ort befehligen. Alle anderen Soldaten würden am Manöver teilnehmen, welches etwa vier Wochen dauern würde. Als Zielpunkt des Manövers war die Wahl der Offiziere auf den Garganus Mons an der Ostküste gefallen, so dass den Soldaten eine Durchquerung des Appenin bevorstehen würde. Eine Kohorte, welche noch ausgelost werden wird, werde schon in zwei Tagen als Voraustruppe abmarschieren sollen, um einen Teil des Weges vorzubereiten und ein Versorgunglager einzurichten.


    Die Centurionen nahmen die Ankündigung routiniert entgegen und brachten sie ihren Mannschaften durch entsprechende Anordnungen zur Kenntnis. Die Unruhe der letzten Tage wich bald einer konzentrierten Betriebsamkeit, als Vorräte verladen und Ausrüstung gepackt wurde.

  • Der Praefectus hatte alle Hände voll zu tun. Nachdem die Bestände überprüft und aufgestockt worden waren - alles war zu seiner Zufriedenheit an seinem Platz - wurden mehrere Arbeitstrupps zusammengestellt, die die Vorbereitungen für den Abmarsch treffen sollten. Jeder einzelne Legionär wurde eingespannt. Die Wagen wurden auf Vordermann gebracht, die Ausrüstung repariert oder geflickt, die Maultiere neu behuft und mit frischen Tieren verjüngt, der Bestand leicht erhöht. Die Zelte wurden aus den Magazinen geholt, durchgebürstet und auf Schäden durchgesehen, Holzpflöcke für die Marschlager musste geschlagen werden, eine Einheit rückte gar nach Ostia aus, um das Hafenbecken für die Flotte aus Ravenna zu erweitern, welche ja zumindest einen Teil der Truppen wieder zurückbringen sollte. Die Offiziere indess zählten ihre Mannschaften durch, immer auf der Suche nach Kranken, vermeintlichen Kranken, Scheinkranken oder Drückeberger, waren die harten Manöver im Allgmeinen doch nicht sehr beliebt. Bei der Überprüfung der III. Kohorte stellte sich dann heraus, dass tatsächlich ein Mann fehlte.


    "Equitus Alfunsus?"


    "Keine Ahnung, Preafect, er war weder auf seinem Zimmer, noch hat er sich zum Appell gemeldet. Wie lange er schon ausgebüchst ist, wissen nur seine Zimmerkameraden und die werden mit Sicherheit nicht reden. Ich denke wir müssen ihn suchen lassen und um die Disziplin wieder herzustellen seine Einheit bestrafen..."


    "Wie Du meinst Centurio. Aber vergiss nicht, es war Deine Einheit! Und die Strafe müsste auf Dich kommen!"


    Meridius dachte kurz nach.


    "Soldkürzung und halbe Rationen dürften genügen. Zusätzlich Doppelschicht und beim nächsten Mal eine härtere Strafe. Du weißt, dass in Kriegszeiten ganz andere Strafen drohen würden..."


    "Ja, Praefect."


    "Nun denn, Du weißt was Du zu tun hast."

  • Abmarsch des Vorauskommandos


    Bereits einige Tage, bevor das Manöver für den Hauptteil der ersten Legion starten sollte, wurde es für eine ihrer Kohorten ernst. Sie sollte einige Tage vor der Haupttruppe abmarschieren, mit Pionierwerkzeugen evtl. Probleme im von der Reiterei erkundeten Weg beheben und auf halber Strecke zwischen dem Standlager der Legion und dem Ziel am Garganus Mons in den Höhen des Appenin an geeigneter Stelle ein Versorgungslager errichten.
    Das Los war auf die fünfte Cohorte gefallen, und so standen diese Soldaten am morgen in voller Marschausrüstung und in Begleitung der Trossknechte mit den Packtieren auf dem Exerzierplatz und erwarteten ihre Entsendung. Ihr Auftrag war ihnen bekannt, ein routinierter Tribun, der schon in einigen Legionen gedient hatte und mit den notwendigen Kenntnissen ausgestattet war sollte sie führen, die Ausrüstung war in perfektem Zustand und die notwendige Verpflegung ausgegeben worden.
    Macer wandte sich daher nur mit einigen knappen Worten an sie, forderte sie zu gewissenhafter Erfüllung ihrer wichtigen Aufgabe auf und wünschte ihnen Glück und gutes Wetter für ihren Weg.


    Die Kohorte verliess den Exerzierplatz in leichter Marschformation, wie sie für schnelle Truppenverlegungen auf römischen Straßen geeignet ist und entfernte sich trotz des recht großen Trosses mit vielen Vorräten und schwerem Pioniergerät recht zügig. Macer blickte ihnen kurz nach und verschwand dann wieder im Lager, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.

  • Auf halbem Wege fing ihn der Preafectus ab.


    "Tribun, die Bestände sind durchgesehen und aufgestockt. Ich habe alles veranlasst und war sogar in Ostia um eine zusätzliche Getreidelieferung für die Legion zu überwachen. Wir haben jetzt genug Proviant und Material auf Lager um einen zweimonatigen Feldzug durchführen zu können. Ich hoffe zwar, dass das Manöver so lange nicht dauern wird, doch gerüstet ist gerüstet."


    Meridius lachte kurz auf, fasste sich dann wieder und fuhr ernst fort.


    "Ich habe auch die Offiziere der Hilfstruppen angewiesen sich einsatzbereit zu machen. Zusätzliche Pferde und Maultiere wurden angeschafft, damit sie ihre Rolle als Numider oder Gallier gut spielen können. Ich denke sie werden damit unseren Jungs ganz schön zusetzen können..."

  • "Das hört man gerne, Praefectus!" antwortete Macer zufrieden. "Aber zwei Monate werden wir in der Tat nicht unterwegs sein. Wenn nichts unvorhergesehenes passiert, werden wir in gut einem Monat wieder alle zurück sein."


    Und etwas leiser setzte er hinzu: "Gut, dass das mit den Hilfstruppen so schnell geklappt hat. Ich werde ihnen kurz vor unserem Abmarsch noch selber einen Besuch abstatten und einiges besprechen. Aber kein Wort davon zur Truppe", schob er mit einem Augenzwinkern hinterher und klopfte Meridius freundschaftlich auf die Schulter. Er wusste, dass er sich da voll auf ihn verlassen konnte.

  • Während die Legionäre in den letzten Tagen mit der Vorbereitung auf das Manöver beschäftig waren, hatte Macer noch einige bürokratische Angelegenheiten zu erledigen. Trotzdem hatte er auch Zeit gefunden, einiges seiner Ausrüstung persönlich zu packen. An diesem Morgen liess er sich aber zur Überraschung der Soldaten sein Pferd bringen, packte leichtes Reisegepäck und rief eine kleine Eskorte der Legionsreiterei zu sich. Den Centurionen hatte er auf der morgentlichen Besprechung bekannt gegeben, dass er kurzzeitig außerhalb des Lagers etwas zu erledigen hätte und in zwei Tagen noch vor Beginn des Manövers zurück sein werde. Die weiteren Vorbereitung im Lager würden in dieser Zeit vom Praefectus Castrorum geleitet werden.


    Mit dem diensthabenden Optio der Torwache wechselte er noch ein paar freundliche Worte, dann verschwanden er und seine Begleiter rasch in nordöstlicher Richtung.

  • Meridius sah seinem Tribunen hinterher, blickte dann als jener aus dem Tore geritten war in Richtung Exerzierplatz und rief den Primus Pilus zu sich.


    "Die Centurione mögen sich noch heute Abend im Büro einfinden. Ab morgen sollen alle Soldaten, egal ob Probatii oder Legionarii, zweimal am Tag durch den Drill. Ich will, dass die Kohorten alle fit sind, bevor es in das Manöver geht. Der Kaiser hat ein Auge auf uns. Er will sehen, ob er sich auf uns verlassen kann. Also zeigen wir ihm, dass die I. die beste ist, und bleibt!"

  • Der Abend dämmerte schon, als sich eine kleine berittene Gruppe dem Lager näherte. Es war Tribun Macer mit seiner Eskorte, der von seinem geheimnisvollen Ausflug zurück kehrte. Zufrieden stellte er fest, dass die Vorbereitungen für den Abmarsch der Legionäre planmäßig verlaufen waren. Ein kurzer Bericht des Praefectus Castrorum sowie der anderen Offiziere bestätigte diesen Eindruck. Die Truppe hatte noch einmal gründlich exerziert und sich marschbereit gemacht. Morgen konnte es also tatsächlich losgehen.
    Macer wechselte schnell das Gepäck und legte sich zur Nachtruhe, um am nächsten Tag in Form für den Abmarsch zu sein.

  • Es geht endlich los


    Die Legionäre hatten die Nacht in unruhiger Anspannung verbracht. Während die älteren Soldaten schon den Ablauf von Manövern kannten, früh zu Bett gegangen waren und häufig schon vor dem Wecken aufgestanden waren hatten die jungen Probati vor Aufregung kaum ein Auge zu bekommen. Jetzt wurde es für alle gleichermaßen ernst.
    Zügig sammelten sich die Einheiten vor ihren Unterkünften, kontrollierten nochmal die Vollständigkeit der Marschgepäcke und der Ladungen auf den Packtieren und zogen zum Exerzierplatz. Die Tribunen schritten durch die Reihen, wechselten hier ein paar Worte, warfen dort einen Blick auf die Ladung.


    Tribun Macer kletterte schließlich auf das Podest am Ende des Exerzierplatzes und hielt eine kurze Ansprache an seine Truppe: "Soldaten der ersten Legion, heute ziehen wir hinaus ins Manöver, um unsere Fähigkeiten zu trainieren, unsere Stärke zu beweisen und unseren Zusammenhalt zu erproben. Für einige von euch ist es das erste Mal, dass ihr mit einer ganzen Legion das Lager verlasst; für andere ist es eine willkommene Abwechslung zum Dienst in der Kaserne. Ganz gleich, was ihr jetzt für Gefühle habt - es liegt ein herausfordernder Weg vor euch, den es zu meistern gilt. Heute brechen wir auf, um zu trainieren - schon morgen könnten wir aufbrechen, um in den Krieg zu führen. Lasst uns jetzt den selben Ernst zeigen wie im Krieg, dann fällt uns der Krieg genauso leicht wie das Training!


    Milites state! Clamate: Semper fidelis - semper paratus!"


    Nach diesem Schlachruf stieg er von dem Podest herunter, schwang sich auf sein Pferd und gab mit einem Wink das Signal zum Abmarsch. Die Hörner erschallten, die Reiterei setzte sich in Bewegung und langsam verlies die Truppe den Exerzierplatz, um zuerst auf einer der breiten Römerstraßen rasch Richtung Osten voran zu kommen.


    Die erste Etappe sollte über 19 Meilen führen, erst über Straßen, dann auf einfachem Gelände. Für den ersten Tag stand der Truppe keine besondere Anstrengung bevor.


    Sim-Off:

    Ab sofort stehen damit alle Mitglieder der LEGIO I (mit Ausnahme von Tribun Geta, der bekanntmassen das Lager bewacht) 24 Stunden im Dienst der Legion. Es ist ihnen für die Dauer des Manövers damit weder möglich, die Provinz zu wecheln oder an Festen teilzunehmen, noch Briefe zu schreiben oder zu empfangen (heute dürft ihr noch ;)).
    Die Benutzung des "Terretorium universale" steht euch natürlich weiterhin wie üblich frei, ist ja auch provinzunabhängig.

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