"Ahje, und sobald kein neuer in Aussicht?"
Er kramte zwei Briefe hervor.
"Ich hätte hier zwei Briefe nach Rom. Der eine geht an Artoria Medeia, der andere an die Augusta."
Als Erstes legte er die 25 Sesterzen auf den Tisch, danach die beiden Briefe. "Der an die Augusta bitte als Eilbrief, der Andere ist nicht ganz so eilig."
Wisim
Artoria Medeia, Casa Artoria, Roma, Italia
Salve Artoria Medeia,
sei gegrüßt! Ich hoffe, es geht Dir den Umständen entsprechend wieder gut und Du hast die Verletzungen wohl überstanden. Ich laß tatsächlich in der Acta darüber, doch gewisse Ereignisse hier, die meine Familie und mich schwer trafen, ließen mir bis vor Kurzem keine Zeit um mich um viel Anderes als die Arbeit und diese Angelegenheiten zu kümmern.
So viel ich von meinem Cousin gehört habe, hat die Factio wohl vor bei ihm eventuell Pferde zu erwerben. Er ist gespannt, ob es zu einem Kontrakt kommt und ich würde es ihm natürlich gönnen. Das letzte Mal hier in Germanien hat die Factio ja teilweise sehr gut abgeschnitten. Gab es derweil in Rom wieder Rennen, die zu irgendwelchen Ergebnissen führten?
Hast Du Dich in Dein Amt schon einleben können? Wenn es etwas gibt, womit ich Dir behilflich sein kann, gib mir Bescheid, ich stehe Dir gerne zur Verfügung.
Hier läuft langsam alles wieder in geregelten Bahnen ab. Nach einem Anschlag und einer Entführung in den Reihen meiner Familie, sind alle wieder wohlbehalten zu Hause und die Verantwortlichen dafür hinter Gittern, wo sie hoffentlich lange bleiben werden. Die letzten Wochen waren anstrengend und aufreibend und ich freue mich darauf in Zukunft einmal wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen, so hoffe ich zumindest, auch wenn die Arbeit viel ist. Irgendwann dieses Jahr wird wohl auch die Theatergruppe, jedoch wahrscheinlich ohne mich, ihren Weg nach Mantua finden, da es ja seit Kurzem eine Städtepartnerschaft zwischen Mogontiacum und Mantua gibt. Ich hoffe, die Resonanz auf diese wird auch dort so positiv sein, wie sie bisher im ganzen Reich, wo sie auftraten waren.
Auch in Raetia geht es langsam bergauf, was mir ein besonderes Anliegen und eine besondere Erleichterung ist. Vielleicht werde ich in den nächsten Wochen auch einmal Zeit haben persönlich dorthin zu reisen um mich von den Fortschritten vor Ort zu überzeugen. Die Spendenfreude der Menschen hat zum Glück keinen Abriß gefunden und momentan sieht es, nach einem verregneten Maius, so aus, als würde es doch noch ein gutes Erntejahr, was natürlich auch für die Gebiete positiv sein wird, welche noch auf verbrannter Erde aufbauen müssen.
So, für den Moment habe ich nicht viel mehr zu erzählen, wünsche aber Dir und Deiner Familie das Allerbeste und hoffe, dass die Nornen wohlwollend über Dein Schicksal wachen werden.
Vale bene
Valentin Duccius Germanicus
Iulia Ulpia Drusilla, Domus Augustana, Roma, Italia
Ehrenwerte Augusta,
ich habe Deinen Brief erhalten und fühle mich sehr geehrt, so wie auch große Freude mein Herz darüber erfüllte.
Was Raetia betrifft, hoffe ich auch weiterhin auf eine positive Entwicklung. Durch die voraussichtlich gute Ernte, nach einem verregneten Maius hat sich das Wetter sehr gut gemacht, wird auch einiges für Raetia übrig bleiben, so dass für den kommenden Winter zumindest die Provinzkassen nicht unnötig mehr belastet werden müssen. Hoffen wir, dass die Götter uns nicht vorher noch verheerende Wetterumschwünge schicken mögen.
Sollte es meine Zeit und die Entwicklung der letzten Wochen, die hoffentlich nun abgeschlossen ist, erlauben, werde ich eventuell in den nächsten Wochen einmal selber nach Raetia reisen um mir vor Ort einen Überblick zu verschaffen. Ich vertraue zwar sehr auf die Legio und meinem Magistraten Iulius Lepidus, der dorthin entsandt wurde, doch denke ich, dass ein persönlicher Eindruck immer noch mal schwerer wiegt.
Was die Einladung betrifft, bedauere ich natürlich sehr, wie wahrscheinlich jeder Bürger der Provinz und besonders der Stadt, dass Du diese nicht wahrnehmen kannst, doch sei Dir gewiss, dass Du gerne jederzeit und immer herzlichst Willkommen sein wirst!
Was Deine Güte bezüglich des Patronats betrifft, fühle ich mich zutiefst geehrt und darf dies auch im Namen meiner Familie verkünden. Selbstverständlich, trotz unserer Wurzeln und Verbundenheit zu der alten Heimat, kannst Du jederzeit mit unserer Treue rechnen und den Diensten, die verlangt oder nötig sind. Mogontiacum und die Provinz sind mir, nach all den Jahren und den engen Verbindungen, die hier auch zustande kamen, eine richtige und gute Heimat geworden, die ich nicht missen möchte.
Was die Anderen Wünsche betreffen ist es mir eine Ehre und Selbstverständlichkeit diese zu erfüllen.
Mögen die Nornen stets wohlwollend über Dich wachen.
In tiefer Ehrerbietung
Valentin Duccius Germanicus
Er sann noch einen Moment über den Wortlaut des Satzes nach, in dem er über die reue sprach und merkte, dass es wahrlich so wahr. Er würde die Heimat niemals vergessen und in germanischer Tradition leben, aber spätestens seit Marcia hatte er hier seine eigentliche Heimat gefunden. Endlich, nach so vielen Jahren. Dann riss er sich selber aus den Gedanken und lächelte Trimalchio kurz entschuldigend an. "So, das müsste es dann gewesen sein."
Er bemerkte noch, das Augustinus gegangen war. "Öhm, ja, das war jetzt schnell," murmelte er noch in seinen nicht wirklich vorhandenen Bart.