Nach langer Abwesenheit von Rom kehrte Meridius aus Tarraco zurück und betrat sein Zimmer, welches ihm in der neuen Stadtvilla noch immer nicht vertraut geworden war. Er legte seine Toga ab, ging zu einem kleinen Tischchen und schenkte sich einen Becher Wein ein. Nachdenklich betrachtete er wie die Flüssigkeit auf dem Glas ihre Spuren zog.
Maximus Decimus Meridius
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- Cubiculum
- Quintus Decimus Mercator
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"So langsam lerne ich alle wichtigen Wege im Haus kennen"
Sagte Iulia als sie vom Perystilium kommend, die Tür zu Meridius Zimmer erreichten. Sie wollte gerade die Hand nach der Türklinke aus strecken, als Meridius sie schon herunter gedrückt hatte und ihr die Tür aufhielt.
"Ich frage mich wirklich, wie lange ich noch in diesen Genuß komme."
Leicht grinsend hatte sie sich die Bemerkung einfach nicht verkneifen können. Nachdem sie eingetreten war, stand sie ein wenig unschlüssig in der Mitte des Raums und wandte ihren Blick wieder zu Meridius.
Seine Haltung, seine breiten Schultern, sein Körperbau, die Zeit bei der Legion ließ sich nicht leugnen. -
Meridius steuerte auf einen Korbsessel zu, nahm Platz und forderte auch Julia mit einer Handbewegung auf sich niederzulassen.
"Setz Dich doch."
Er lehnte sich zurück und betrachtete sie nachdenklich.
"Ich wollte mit Dir noch etwas besprechen. Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber... Bist Du in der Stimmung, oder sollen wir lieber ein anderes mal?"
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"Nein, lass uns ruhig jetzt darüber sprechen. Es scheint dir auch wichtig zu sein. "
Sie setzte sich zu ihm und schaute ihn aufmunternd an.
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Meridius blickte zur Türe, dann wieder zu ihr.
"Und Du sitzt auch bequem?
Möchtest Du noch etwas zu tinken?
Ist Dir warm genug?
Soll ich nach einer Palla schicken lassen?"Noch war er nicht soweit. Er wollte sie ruhig noch zappeln lassen und wenn er ehrlich war, er genoss diese Situation.
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Warum diese übergroße Besorgnis? Viel es ihm schwer über das eigentliche Thema zu sprechen. Nein, dass passte nicht zu ihm.
"Danke bei mir ist alles in Ordnung, ich brauche nichts. Oder werde ich das alles brauchen um dass worüber du mit mir reden willst zu verkraften?"
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Meridius lachte. Sie hatte immer noch die selbe Art von trockenem Humor. Unscheinbar die Ernste spielen und dabei doch unzweideutig zweideutig ihre Spitzen verschießen. Er fühlte sich in seine Jugend versetzt. War es nicht ihre Redefertigkeit gewesen, welche ihn neben dem dunklen Haar, ihren Augen und ihrem Lächeln bezaubert hatte?
"Nein, keine Sorge. Ich denke nicht, dass es etwas zu verkraften geben muss. Es geht um unseren Sohn. Ich habe lange über ihn nachgedacht..."
Meridius hielt inne.
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Nun da er scheinbar Spaß daran gefunden hatte, ihr immer nur einen kleinen Teil zu verraten und sich alles einzeln aus der Nase ziehen zu lassen, wollte sie ihm nicht auch noch den Gefallen tun und weiter nachfragen, so schaute sie ihn einfach nur abwartend an.
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Meridius musterte Iulia und musste neidlos anerkennen, dass sie das Spiel mitzuspielen gedachte und sich keinesfalls anmerken ließ, wie neugierig sie in Wirklichkeit war. Er kannte ihre Neugier, und bewunderte immer wieder, wie geschickt sie dieses "Laster" wie sie es früher manchmal nannte, verbarg.
"Maximian hat in letzter Zeit nicht allzuviel zu tun gehabt. Ich will offen zu Dir sein. Er hatte eine Affäre mit seiner Cousine Valeria. Ich denke, dass es zum einen auch daran liegt, dass ich mich nicht so um ihn kümmern konnte, wie ich es eigentlich hätte tun sollen und tun können. Er ist bald in dem Alter, mit welchem er berechtigt ist die Toga der Männer zu tragen und in die Legionen einzutreten."
Was sie wohl dachte? Er hätte ein halbes Vermögen dafür ausgegeben um zu erfahren, was in ihrem hübschen Kopf hinter den zusammengekniffenen Augen vorging.
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Bei dem Gedanken daran, dass Maximian bald in die Legionen eintreten wird, nimmt ihr Gesicht einen leicht bekümmerten Ausdruck an. Noch jemand um den sie sich im Falle eines Krieges sorgen muss und sie will gar nicht daran denken, was wäre wenn ihm wirklich etwas zustoßen sollte.
"Ja ich weiß, dass er eine Affäre mit ihr hatte. Hmm ich bin mir nur nicht sicher, ob er sie nicht auch gehabt hätte, wenn er mehr beschäftigt gewesen wäre, aber das sind Spekulationen....Aber ich würde mir an deiner Stelle nicht die Schuld daran geben, du bist nicht allein für ihn verantwortlich. Es liegt genauso gut auch bei mir..."
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Meridius neigte seinen Kopf nach rechts, dann wieder nach links. Irgendwoher hatte er eine Verspannung im Nacken und er wurde sie nicht recht los.
"Was hast Du gesagt? Ach ja, mach Dir keine Gedanken. Du warst ihm eine gute Mutter und Du bist ihm eine gute Mutter. Alles was ihm in den letzten Jahren fehlte war ein Vater. Nichts gegen Damian, aber ich konnte ihn schon damals nicht leiden..."
Er hielt kurz inne.
"Ich habe daran gedacht, Maximian bei einem einflussreichen Römer in die Schule zu schicken. Und ich suche immer noch einen Hauslehrer für den Jungen. Einen Griechen. Ich denke, dass er ersteinmal bei diesen lernen soll, und dann sehen wir weiter. Zur Legion kann er danach immer noch gehen."
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Iulia war erleichtert dies zu hören.
Offenbar scheint dir der letzte Lehrer nicht so zugesagt zu haben. Aber ansonsten bin ich deiner Meinung, Maximian hat bis jetzt leider noch nicht die Ausbildung genossen, die er hätte erfahren sollen. Ich meine in der Zeit in Valentia."
Sie dachte noch einmal über das nach, was Meridius zuvor gesagt hatte.
"Naja Damian, er war oft in Rom und fehlt darum natürlich zu Hause, aber durch deinen Dienst in den Legionen wäre es genauso gewesen. Was ist eigentlich mit dir? Hat dir dein Vater gefehlt?"
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Die Verspannung beschäftigte ihn immer noch. Es konnte doch nicht sein, bis vorhin war doch noch alles in Ordnung gewesen.
"Mein Vater? Du weißt es doch. Du hast mich doch getröstet, nachdem er in Germanien gefallen war..."
Meridius hielt inne und blickte zu ihr hinüber.
"Sicher, er hat mir gefehlt. Aber er war auch mein Held. Ich habe zu ihm aufgesehen, wie man zu einer Statue des Imperators aufsieht. Er war für mich unbesiegbar. Unsterblich. Ich habe ihn nicht oft gesehen, er war ja meistens mit den Truppen unterwegs. Aber immer dann, wenn ich ihn sah, bewunderte ich ihn. Seine Art wie er auf dem Pferd saß. Wie er in seiner Rüstung stolzierte. Seine Auszeichnungen. Und die Art wie Mutter zu ihm aufsah und ihn trotz all des Leids respektierte und bewunderte. Sie war eine starke Frau."
Er wurde nachdenklich.
"Vater nahm mich einmal mit an die Donau. Damals stand seine Ala noch an der Donau. Ich war sechzehn. Es war eine schöne Zeit. Danach reiste ich wieder nach Hause, die Ala wurde nach Germanien verlegt und Vater fiel. Aber Du kennst die Geschichten..."
Und wie sie sie kannte.
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Ja sie erinnerte sich noch gut an damals.Auch sie hatte inzwischen ihren Vater verloren, dennoch war es mit 16 etwas völlig anderes, man verlor einen Rückhalt , was in dem Alter noch viel mehr bedeutete. Neben der Trauer über den Verlust hatte Meridius den Platz seines Vaters einnehmen müssen und die damit verbundene Verantwortung. Sie hatte ihn wegen seiner Kraft in dieser Situation bewundert....
"Ja ich kenne sie. Es tut mir leid ich hätte nicht davon anfangen sollen."
Sie stand auf und ging zu ihm, leicht fuhr sie mit der Hand über seinen Nacken wobei sie feststellte, dass er völlig verhärtet war. Mit langsam kreisenden Bewegungen ihrer Finger, fing sie an ihn zu massieren.
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Ihre schmalen Finger an seinem Nacken taten unglaublich gut. Er musste sich zusammen nehmen, dass er nicht gleich seine Augen schloss und in einen gemütlichen Schlaf fiel.
"Wie ist die Sache mit Damian ausgegangen? Hat er Dich rausgeworfen? Bist Du gegangen? Seid ihr geschieden? Wie steht es um Deine anderen Kinder?"
Er drehte seinen Kopf etwas nach hinten zu ihr, ihre Hände korrigierten seine Haltung jedoch sofort und richteten ihn sofort wieder aus.
"Das tut gut... ja, mehr links..."
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Sie erhöhte den Druck ein wenig, während sie weiter massierte.
"Natürlich hat er mich rausgeworfen, gleich nachdem er davon erfahren hatte. Schließlich hatte ich ihm ja ein Kind untergeschoben, dass nimmt niemand so einfach hin. Wir sind auch relativ schnell danach geschieden worden, nach allem war das auch nicht sonderlich schwer. "
Einen Moment hielt sie inne.
"Meine anderen Kinder sind natürlich bei ihm geblieben, wie es üblich ist, er ist ihr Vater sie gehören zu seiner Gens. Zu der Zeit hätte ich mich auch nicht richtig um sie kümmern können. Sie fehlen mir sehr...."
Während sie sprach waren ihre Augen feucht geworden.
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Meridius konnte nicht sehen, dass ihr Tränen in den Augen standen. Er konnte es jedoch an ihrer Stimme hören. Sie hatte sich kaum merklich verändert, doch Meridius kannte sie.
"Es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht verletzen. Doch ich fragte aus einem bestimmten Grund. Setz Dich mal neben mich..."
Er drehte sich halb um und winkte sie mit einer Handbewegung zu sich herunter.
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"Du hast mich nicht verletzt, nur erinnert. Wenn mich mich jemand verletzt hat dann Damian."
Sie nahm halb auf der Armlehne des Korbsessels platz.
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Meridius wartete, bis sie einigermaßen gemütlich saß und ihre lange Tunika geordnet hatte.
"Ich habe mir überlegt, dass es gut wäre, wenn ich Dich zu meiner Gemahlin nehmen würde. Ich denke Maximian hat es verdient eine richtige Familie zu haben. Meine wurde viel zu schnell zerstört und er soll auch eines Tages mein Erbe antreten. Darüberhinaus habe ich Dich schon einmal verloren. Es soll kein zweites mal passieren. Und ich will, dass Du versorgt bist, sollte mir etwas zustossen."
Er blickte zu ihr.
"Wie denkst Du darüber?"
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Einen Moment saß sie still, dann blickte sie ihn mit erstaunten Augen an, damit hatte sie nicht gerechnet.
" Das klingt alles sehr vernünftig, bist du sicher das es nicht zu vernünftig klingt? Ich meine das du dich möglicher Weise zu sehr verpflichtet fühlst. Das heißt nicht, dass ich an deinen Gefühlen zweifle, und auch nicht, dass ich dich nicht heiraten will, aber du warst schon immer jemand, der nunja ein großes Pflichtgefühl hatte, an das Wohl der anderen gedacht hat..."
Sie wusste nicht wie sie es anders ausdrücken sollte.
Bist du dir sicher?"
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