• "Er hatte auch jeden Grund dazu.", kommentierte Scato das ganze etwas beiläufig, ließ sich aber nicht weiter darüber aus, eingetreten blickte er sich kurz um, den Carcer sah man ja schon nicht alle Tage, jedoch hatte Scato auch nicht unbedingt das Verlangen danach..
    Mit einer kurzen Geste bat der den Soldaten vorwegzugehen.

  • Halb im Dämmerschlaf kauerte ich auf dem Stroh, welches ich in meiner Zelle statt einer Lagerstatt vorgefunden hatte. Mein Rücken brannte unvermindert weiter, während ich aber in den anderen Regionen meines Körpers zu frieren begonnen hatte. Meine Tunika war nur noch ein besserer Fetzen, nachdem man sie mir vom Leib gerissen hatte. Außerdem war sie völlig verdreckt und stank fürchterlich nach Schweiß und anderen Körperausdünstungen. Inzwischen hatte ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, hier schon bald wieder herauszukommen. Ich fragte mich bereits, was sie mit mir anstellen würden, wenn mich niemand hier abholte.
    Doch dann wurde ich wach - hellwach, um genau zu sein - als ich Schritte hörte. Ich hob meinen Kopf, um genau hinhören zu können, wohin sich diese Schritte bewegten. Sie kamen direkt zu meiner Zelle. Mein erster Gedanke war, dass sie kamen, um mich wieder zu holen. Sicherheitshalber verkroch ich mich in die hinterste Ecke meiner Zelle, obwohl das völlig hirnrissig war, denn auch dort würden sie mich finden…

  • Drinnen angekommen, empfing sie auch schon der Wärter. Beide Soldaten grüßten sich knapp mit einem Salut, woraufhin Ahenobarbus zu ihm sagte "Der ehrenwerte Flavius Scato ist hier um seinen Sklaven, Angus, aus dem Carcer zu holen."
    Mit einem kurzen Nicken ging der Gefängniswärter tiefer in den Carcer um Angus zu holen.
    "Aufstehen! Ein gewisser Flavius Scato holt dich!" sagte der Wächter mit imposanter Stimme zu Angus, nachdem er die Türe aufgeschlossen hatte und diese offen hielt.

  • Die Tür wurde aufgeschlossen und die mir wohlbekannte Stimme des Wärters ertönte. Wie angewachsen blieb ich zunächst dort sitzen, wo ich war. Erst als ich realisierte, was der Wachsoldat da gesagt hatte, erhob ich mich langsam, reckte sacht meinen Kopf zur Tür, um hinaus zu lugen, was allerdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da ich außer dem Wachsoldaten niemand erkennen konnte.


    Zögerlich machte ich einige Schritte zu Tür hin. „Flavius Scato … holt mich ab?“, fragte ich noch einmal leise und zaghaft nach, um mich zu vergewissern, dass ich richtig verstanden hatte. Meine Stimme hörte sich dabei ziemlich kratzig an. Ich machte noch ein paar Schritte, bis ich endlich in der Tür stand. Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass ich endlich diese Zelle verlassen würde, um hoffentlich nie wieder hier drinnen zu landen.


    Und dann sah ich ihn. Er war es tatsächlich. Meine Augen erfassten seine Gestalt und in mir entstand eine Regung von unendlicher Dankbarkeit und auch Freude. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich einmal so freuen würde, diesen eingebildeten Mistkerl zu sehen.

  • Unter anderen Umständen hätte sich Celeste jetzt gefordert gefühlt. Herausgefordert. Aber sie war weise genug hier mal eine Ausnahme zu machen. So nickte sie einfach nur und nahm hin, dass man die Zellen für ausbruchssicher hielt. ebenso die Türen. Vielleicht konnte die Keltin ja noch ein paar Blicke darauf erhaschen um mehr sehen zu können und ihr eigenes Urteil zu fällen. Artig schrieb sie kurze Notizen mit als die beiden Männer sich unterhielten und fragten und antworteten. Drei Kreuze würde sie zusätzlich machen wenn sie hier bald wieder herauskamen. dann musste sie auch nicht mehr so dicht an Aquila kleben und sie konnte wieder frische und vor Allem freie Luft atmen.

  • Zitat

    Original von Angus
    Die Tür wurde aufgeschlossen und die mir wohlbekannte Stimme des Wärters ertönte. Wie angewachsen blieb ich zunächst dort sitzen, wo ich war. Erst als ich realisierte, was der Wachsoldat da gesagt hatte, erhob ich mich langsam, reckte sacht meinen Kopf zur Tür, um hinaus zu lugen, was allerdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da ich außer dem Wachsoldaten niemand erkennen konnte.


    Zögerlich machte ich einige Schritte zu Tür hin. „Flavius Scato … holt mich ab?“, fragte ich noch einmal leise und zaghaft nach, um mich zu vergewissern, dass ich richtig verstanden hatte. Meine Stimme hörte sich dabei ziemlich kratzig an. Ich machte noch ein paar Schritte, bis ich endlich in der Tür stand. Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass ich endlich diese Zelle verlassen würde, um hoffentlich nie wieder hier drinnen zu landen.


    Und dann sah ich ihn. Er war es tatsächlich. Meine Augen erfassten seine Gestalt und in mir entstand eine Regung von unendlicher Dankbarkeit und auch Freude. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich einmal so freuen würde, diesen eingebildeten Mistkerl zu sehen.


    "Ich muss sagen, es ist eine seltsame Form der Erleichterung dich wohlauf zu sehen Angus.", sagte Scato recht gefasst und war in der Tat froh dass seinem Eigentum nichts geschehen ist.
    "Wenn dann nichts weiter wäre Soldat, würde ich den Sklaven gerne wieder seinen Pflichten in der Villa Flavia zuführen. Bei weiteren Fragen stehen wir dir natürlich gerne zur Verfügung."

  • Es war schon ein seltsamer Moment, als ich ihm endlich gegenüberstand und in sein Gesicht blickte. Während ich den Flavier mit voller Dankbarkeit regelrecht anhimmelte, kam aus seinem Mund bereits das übliche, von Sarkasmus geprägte Gerede. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er das nur tat, weil der Wachsoldat neben ihm stand. Natürlich entgegnete ich in der Gegenwart des Soldaten nichts, sondern wartete damit, bis wir endlich aus diesem grässlichen Loch draußen waren.
    Der Soldat ging voraus und brachte uns ans Tor. Ich war überglücklich, als ich die Sonne wieder sah und die frische Luft einatmen konnte.
    „Danke!“, entgegnete ich endlich Scato. Meine Dankbarkeit war aufrichtig und ehrlich gesagt war es für mich in diesem Moment unwichtig, ob auch er mir gegenüber noch so etwa wie Dankbarkeit empfand. Schließlich hatte ich ihm vor einigen Tagen noch vor einem Meuchelmörder bewahrt…

  • Angus sah furchtbar aus, und es roch hier auch ganz grässlich, was Scato in einem Anflug von Optimismus aber eher dem gesamten Carcer zuschrieb als seinem Sklaven. Als sich Angus bedankte zögerte Scato leicht, im Prinzip hatte er seinem Sklaven auch etwas zu verdanken, aber wer wäre er, jetzt in diesem Moment ein Zeichen der Schwächen zu zeigen, auf der anderen Seite, war niemand hier, und Angus Worte würden wohl von den anderen Sklaven nur belächelt werden, wenn er von einem Moment der Milde des jungen Flaviers berichtet hätte, außerdem war sein Beruf der des Leibwächters, wobei er ihn wohl noch vor einigen Monaten einfach hätte sterben lassen... Scato blickte ihn kühl an, schaute sich kurz um, blickte auf den kleinen Tross von flavischen Bediensteten, welche in einiger Entfernung warteten. Er seufzt, blickte Angus dann wieder an, und erhob leise die Stimme..
    "Ich habe ebenfalls zu danken schätze ich.", ließ Scato angebunden heraus, ein seltener Moment für jeden den ihn kennt, und für Leute die es auf ehrliche Anerkennung des jungen Flaviers abgesehen hatten, wäre dieser enorm wertvoll gewesen, "Nun aber zurück zur Villa, du brauchst dringend ein Bad und neue Kleidung, wenn dich die Leute so sehen. Auf auf.., befahl er, und machte sich großen Schrittes auf zum Tross, welcher wieder zur flavischen Villa aufbrach.

  • Der Rest des Weges war die reinste Tortur gewesen. Doch dank des wackeren jungen Mannes, der Rachel bis hin zur Castra getragen hatte, war es zu keinen Zwischenfällen mehr gekommen, die den Zorn des brutalen Urbaners herausgefordert hätte.
    Endlich hatte der Zug aus Urbanern und Gefangenen die Castra erreicht. Wehmütig erinnerte sich Beroe daran, wie sie nicht weit von hier auf Avianus gewartet hatte. Avianus… noch immer war er so weit fort von hier. Unerreichbar für sie. Ihre Hoffnungen schwanden, ihn jemals wieder zu sehen.


    Schließlich führte man die Gefangenen in den Carcer. Ein widerlicher Geruch aus feuchtem Gemäuer, Fäkalien und Erbrochenem schlug ihnen entgegen. Dort pferchte man sie unter Jammern und Schreien in mehreren Zellen zusammen. Dabei wurde jedoch wenig Rücksicht genommen, ob Familien oder Freunde auseinandergerissen wurden. So geschah es auch, dass Beroe von ihrer Freundin getrennt wurde. Vergeblich protestierte sie, schrie nach ihrer Freundin und bettelte letztendlich darum, dass man sie zusammenlegte.


    Die Lykierin landete in einer Zelle, in der sich bereits einige Frauen befanden. Frauen, die man wegen unbedeutenden Delikten eingesperrt hatte, weil sie etwa ein Stück Brot gestohlen hatten oder auf dem Markt betrogen hatten. Eine jedoch, die in der Zelle das Sagen hatte, stach davon heraus. Die Frau mittleren Alters, eine Lupa, hatte einen ihrer Freier umgebracht, weil der gewalttätig geworden war, als sie sich ihm nicht fügen wollte. Sie sprach nicht viel, doch jede der Insassen hatte vor ihr Respekt.
    „Halt endlich deine verdammte Klappe und such dir´n Platz zum Schlafen!“, fauchte sie Beroe an, die selbst, nachdem man die Zellentür hinter ihr geschlossen hatte, noch immer nach Rachel schrie.

  • Offenbar hatte das Fauchen Wirkung gezeigt, denn Beroe verstummte augenblicklich und wich zurück. Sie wischte ihre Tränen ab und setzte sich in eine freie Ecke. Der Boden war hart und kalt. Wenn sie doch wenigstens etwas Stroh gehabt hätte!
    Eine ganze Weile saß sie still in der Dunkelheit der Zelle und hörte nur das Atmen der anderen Frauen. Gelegentlich nahm sie ein Flüsterten wahr, doch sie versuchte erst gar nicht zu verstehen, worüber die Frauen flüsterten. Höchstwahrscheinlich ging es um sie. Besser wenn sie sich ruhig verhielt und die anderen in Ruhe ließ. Vielleicht würde man sie dann auch nicht behelligen.
    Doch dann rutschte eine der Frauen zu ihr hinüber, die ihr ein Stück Brot reichte, das wohl von der letzten Essensausgabe übrig geblieben war. „Hier, hast bestimmt Hunger.“ Beroe nahm das Stück Brot. Es war hart und schmeckte nicht besonders. Dennoch begann sie, einen Bissen davon zu kauen.
    „Weswegen haben sie dich eingesperrt.?“, fragte schließlich die Lupa, diesmal allerdings in einem weitaus weniger aggressiven Ton. Die Lykierin schluckte den Bissen hinunter. Ein wenig Wasser zum Spülen wäre jetzt gut gewesen, aber es gab kein Wasser.
    „Die Urbaner haben ein Christennest ausgehoben. Da waren wir dabei, meine Freundin und ich. Aber eigentlich…“ Die Lupa unterbrach sie, so dass sie ihren Satz nicht beenden konnte. “Gehörst du etwa zu diesem Christianergesocks?“ Ihre Worte klangen scharf und bedrohlich. Sie schüchternen Beroe noch mehr ein. „Nein, nein, wir sind keine Christen,“ entgegnete sie schnell. Ihre nächsten Worte musste sie mit Bedacht wählen, wenn sie nicht hier auch noch Ärger haben wollte. So erzählte sie einfach das, was sie dem Urbaner gegenüber zuvor schon zum Besten gegeben hatte. „Eigentlich sind wir mit zwei Kerlen mitgegangen, die uns gut bezahlt hatten… Wir hatten ja keine Ahnung!“ Ein Moment lang herrschte Stille. „Dann bist du auch ´ne Lupa. Für wen arbeitest du?“, fragte die andere weiter. Mit dieser Frage hatte Beroe nicht gerechnet. Sie schluckte erst einmal, bevor sie Antwort gab. „Früher haben wir für Silanus gearbeitet, aber seit einiger Zeit sind wir in Trans Tiberim unterwegs und arbeiten dort auf eigene Rechnung.“ Wieder war alles still, bis die Andere die Stille durchbrach. „Silanus, aha. Hab schon lange nichts mehr von ihm gehört. Weißt du, warum ich hier bin?“ Die Art der Fragestellung ließ auf nichts Gutes hoffen und dass es offenbar still um Silanus geworden war, war zwar einerseits für die Lykierin beruhigend, andererseits nützte ihr das gerade recht wenig. „Nein,weiß ich nicht. Weshalb bist du hier?“, fragte Beroe schließlich. Die anderen Frauen begannen zu kichern noch ehe die Lupa ihr antwortete. „Weißt du wie man unliebsame Kerle los wird? Solche, die meinen, sie müssten dich nicht bezahlen aber dich dafür ständig verprügeln? Ich hab dem Schwein ein Messer in die Leistengegend gerammt. Er hat geschrien wie ein Stück Vieh auf der Schlachtbank und ist dann auch so verblutet wie eins.“ Beroe schauderte es bei der Vorstellung, die anderen Frauen aber lachten nur.

  • Als es wieder still geworden war, ließ sich Beroe dennoch zu einer weiteren Frage hinreißen, denn im Grund war es genau das, was sie auch für sich selbst in Erfahrung bringen wollte, nämlich was mit ihr jetzt geschehen würde. „Und was jetzt? Was machen die jetzt mit dir?“ wollte sie von der Lupa wissen, schließlich war ja Mord, aus welchen Beweggründen auch immer, kein Pappenstiehl. Unter den anderen Frauen, die soeben noch lachten, herrschte eine bedrückende Ruhe.
    „Die wollen mich an die Löwen verfüttern, weil der Drecksack irgendwas Wichtiges war, keine Ahnung!“ In der Stimme der Lupa klang keinerlei Furcht mit. Entweder hatte sie noch nicht realisiert, was ihr noch bevorstand oder sie war bereits darüber hinweg. Beroe aber kam nicht umhin deswegen laut zu Seufzen. Ihr war bewusst, in welcher ausweglosen Situation auch sie sich befand. Diesmal würde ihr niemand helfen.
    Sie zwang sich, nicht länger darüber nachzudenken, sonst würden sie ihre Ängste noch in den Wahnsinn treiben. Wieder biss sie ein Stück von dem Brot ab und kaute lustlos darauf herum. „Habt ihr noch etwas Wasser, ich bin so durstig.“ Das trockene Brot war ohne Wasser unmöglich hinunterzuschlucken. Alles was jedoch die Lykierin zu hören bekam, war das Geräusch einer leeren metallenen Kanne, die scheppernd zu Boden ging. Dach dann erhob sich eine der Frauen und trat an die Zellentür. „He Wärter! Wir brauchen noch mehr Wasser! Sonst verdursten wir hier noch!“, rief sie, was bei dem anderen Frauen wieder Gelächter hervorbrachte. Um ihrer Forderung noch ein wenig Nachdruck zu verleihen schlug sie mir der leeren Kanne gegen die Tür.

  • Der Wärter der etwas weiter weg saß, vernahm nach einer Weile nur das nervende scheppern des Bechers und sah sich deshalb gezwungen doch mal ein Machtwort zu sprechen.
    Also ging er zu der Zelle aus dem der Krach tönte und meinte: "Hey! Ihr wisst doch wie das hier läuft! Und wenn ihr nicht sparsam genug mit den großzügig gegebenem umgeht... Dann ist das euer Pech und jetzt hört auf mit dem Lärm oder es folgt eine Strafe." Worauf der Faulpelz eigentlich keine Lust hatte... Er wollte lediglich seine Schicht hinter sich bringen, ein oder zwei Gläschen Wein trinken und gemütlich in die Welt der Träume sinken.

  • „Was heißt hier sparsam“, rief die Stimme aus dem Zelleninneren. „Ihr habt uns noch die Neue hier rein gesteckt. Wie soll man da sparsam sein?! Na los, hab dich nicht so. Nur ein kleines bisschen!“ Diesmal verzichtete die Frau darauf, mit der Kanne Radau zu machen. Genau wie die anderen ihrer Zellengenossinen, war auch sie bereits eine Weile hier und wusste sie in etwa, wie sehr sie die Geduld der Wärter strapazieren konnten. Ob sie letztlich damit erfolgreich war, hing alleine von der diensthabenden Wache ab.
    Inzwischen aber schien sich die Lykierin bereits damit abzufinden, dass es eben kein Wasser mehr gab. Es war nicht das erste Mal, dass sie Verzicht üben musste. Fast ihr ganzes Leben hatte aus Verzicht bestanden. Was machte also da schon ein paar Tropfen Wasser aus? „Lass nur!“ meinte Beroe beschwichtigend. Sie wollte nicht auch noch Schuld daran sein, dass die Frauen noch Ärger bekamen.

  • "Na schön." brummelte er in sich hinein und entfernte sich um noch ein wenig Wasser für die Insassen zu holen, kurze Zeit später kehrte er dann wieder mit einer halben Kanne zurück "Das muss jetzt aber reichen... Mehr gibts für euch vorerst nicht." meinte er und ging wieder auf seinen Posten zurück.

  • „Na siehste!“, kommentierte die Gefangene die Großzügigkeit der Wache. Gerade mal halbvoll hatte der Geizkragen die Kanne gefüllt. Aber besser als gar nichts! Hastig nahm sie ihm das Gefäß aus der Hand und reichte es Beroe weiter.


    „Danke!“ Beroes Stimme klang müde. Sie trank ein wenig von dem Wasser und aß noch etwas von dem trockenen Brot. Irgendwann fielen ihr schließlich die Augen zu und sie schlief ein. Niemand hatte genau sagen können, wie lang sie geschlafen hatte. Da in der Zelle fast vollkommene Dunkelheit herrschte, wusste niemand von den Insassen, ob es noch Tag oder bereits Nacht war. Doch es mussten bereits Stunden, wenn nicht sogar Tage vergangen sein, seitdem man sie hier eingesperrt hatte. Immer mehr quälte sie die Frage nach dem Verbleib ihrer Freundin. Als schließlich das Essen an die Gefangenen ausgeteilt wurde, näherte sie sich der Tür, um die Gelegenheit zu nutzen und die Wache nach Rachel zu fragen. „Hallo, bitte! Kannst du mir sagen, wie es meiner Freundin geht? Rachel - die Frau mit dem gebrochenen Bein. Geht es ihr gut?“ Die anderen Frauen nahmen ihre Ration entgegen. Beroe war es gleich, ob sie etwas abbekam oder nicht. Die Sorge um ihre Freundin vertrieb all ihren Hunger.

  • Beroes Frage war unbeantwortet geblieben. Der Wärter hatte sie einfach ignoriert und war weiter gegangen. Selbst ihr Rütteln an der Tür hatte nichts geholfen. Die Ungewissheit war eine schlimmere Strafe, als das Eingesperrtsein.
    „Beroe, komm und iss!“, mahnte schließlich eine der anderen Frauen. Auch wenn die Ration beileibe kein Festmahl war, stürzten sich die Frauen auf den Klecks Puls, den man ihnen lieblos auf einen Teller geklatscht hatte. Gierig schnappten die Finger nach der geschmacklosen Masse, die allerdings sehr sättigend war, und führten den Getreidebrei zu ihren Mündern.


    Die Lykierin hatte nichts gegessen. Sie hatte sich, nachdem sie sich von der Tür abgewandt hatte, in ihre Ecke verkrochen und machte sich Vorwürfe. Warum nur hatte sie sich diesem Urbaner verweigert? Aus verletztem Stolz oder eher aus schlechtem Gewissen, weil sie doch Avianus versprochen hatte, nie wieder als Lupa zu arbeiten. Avianus… seitdem sie hier festsaß hatten sich ihre Gedanken um alle mögliche gedreht, nur nicht um ihn. Er war so weit weg. Unerreichbar. Vielleicht hatte er sie längst vergessen. Ihr ungutes Gefühl, welches sie empfunden hatte, als er sie vor etlichen Wochen verlassen hatte, bevor er nach Germanien aufgebrochen war, schien sich nun zu bestätigen. Schlimmer hätte es wahrlich nicht kommen können. Wieder einmal bewahrheiteten sich die Vorhaltungen, die ihr ihre einstige Domina immer wieder gemacht hatte, wenn ihr, der Sklavin, wieder einmal ein Ungeschick widerfahren war. Beroe zog wohl wirklich das Unheil magisch an und riss alle mit sich, die sich in ihrer Nähe aufhielten... Wie gut, dass Avianus ihr noch rechtzeitig entkommen konnte.


    Tage und Nächte vergingen. Wie viele es waren, war schwerlich zu beantworten, denn im Dunkel der Zelle verlor man rasch sein Zeitgefühl und stumpfte mit der Zeit ab. Wen kümmerte es schon, wie lange man hier drinnen war? Eingesperrt und dem Vergessen werden preisgegeben. Doch eines Tages, das war allen gewiss, öffnete sich für jeden die Zellentür. Und tatsächlich, eines Tages öffnete sich die Zellentür unerwartet. Unruhe entstand unter den Frauen. Einige schrien und jammerten als sie die Lupa, die ihren Freier getötet hatte, hinaus zerrten. Die Lupa hatte sich nicht einmal zur Wehr gesetzt. Sie war freiwillig mit den Männern mitgegangen, obwohl sie wusste, dass da draußen nur noch ein grausamer Tod auf sie wartete. Beroe hatte dies alles still in ihre Ecke mitverfolgt. Vielleicht, so dachte sie, war der Tod ja doch ein guter Freund…

  • Tag um Tag, Woche um Woche verging. Wie lange die Lykierin nun schon in dieser Zelle saß konnte weder sie noch ihre Mitgefangenen beantworten. Wahrscheinlich wussten das nicht einmal ihre Wärter so genau. Keine der Frauen, die sie zu Beginn ihrer Haft hier angetroffen hatte, war noch hier. Alle hatte man sie nacheinander geholt. Manche hatte man unter großem Geschrei hinaus zerren müssen. Andere waren freiwillig mitgegangen und nicht wieder zurückgekehrt. Nur sie, Beroe hatte man scheinbar vergessen. Wie es schien, war sie dazu verdammt, in diesem Loch zu verrotten.
    Die Lykierin hatte es sich zu Eigen gemacht, sich in einer Ecke der Zelle zu verkriechen, sobald die Tür geöffnet wurde. Dann wurde sie Eins mit den grobbehauenen Steinen der Zellenmauer. Mit ihren neuen Zellengenossinnen sprach sie kaum ein Wort nur ihre wirren Blicke trafen sie manchmal weswegen sie sie längst für verrückt erklärt hatten.
    Da sie kaum noch Nahrung zu sich nahm, war sie stark abgemagert. Hätte sie sich bei Tageslicht sehen können, hätte sie sich wahrscheinlich selbst nicht mehr erkannt, denn sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihr dunkles Haar war stumpf und ungepflegt, ihr Körper starrte vor Dreck. Der Stoff, der einst ihre Tunika gewesen war, hing in Fetzen an ihr herab.
    Zu Anfang dachte sie noch oft an Avianus, der ganz bestimmt nach seiner Rückkehr aus Germanien nach ihr suchen würde. Doch nach den vielen Wochen in der Dunkelheit schwand ihre Hoffnung auf ein Minimum. Inzwischen dachte sie nur noch an den Tod, den sie für einen guten Freund gehalten hatte. Doch selbst der schien sie vergessen zu haben…

  • Anstatt sich nach seiner letzten Patrouille sofort wieder in sein Officium zu begeben - er wusste nicht, was ihn dort wohl gerade erwartet hätte - machte Dives einfach mal einen persönlichen Ausflug in die Gefängniszellen der Urbaner. Immerhin hatte er sich schließlich auch für seine Zeit als Tribun vorgenommen, dass er noch einmal auf Konfrontation mit dieser ungewissen Dunkelheit ging, die er selbst einst als Gefangener der Praetorianer erfahren hatte. Um sich selbst also zu beweisen, dass er die Vergangenheit bewältigt und hinter sich gelassen hatte, ließ er sich dennoch nur begleitet von zwei Urbanern in den Gefängnistrakt führen. Sein erster Eindruck: Ganz so schlimm wie bei den Praetorianern war es hier nicht! (Vor allem natürlich auf seiner Seite der Gefängnistüren.)


    Immer tiefer drang er ein in diesen Trakt der Dunkelheit, hörte hier und dort ein leises Wimmern durch die Türen, Gebete und auch einen Wutausbruch eines Mannes, der anscheinend erst kürzlich seinen "Besuch" hier angetreten hatte.
    "Aufmachen.", befahl er einem seiner Begleiter eine jener Türen zu öffnen, aus denen nichts zu hören war. Er selbst hatte sich damals in seiner Zelle ja auch nicht großartig bemerktbar gemacht - mit Ausnahme selbstredend gegenüber dem Sklaven, der ihm über Umwege am Ende dann den Duccius zu sich gebracht hatte. Das Schloss öffnete sich und mit einem auf seine ganz eigene Weise beklemmenden Quietschen, Knarren oder irgendeinem dazwischenliegenden Geräusch öffnete sich die Zellentür. Dives ging bis auf die Schwelle und sah ohne die Zelle selbst richtig zu betreten in ebenjenes dunkle Loch hinein. Einzig der Schein der Fakel eines seiner Begleiter warf einen Lichtstrahl ins Innere.
    "Name?", versuchte der Iulier möglichst hart und unbeeindruckt gegenüber den Zellinsassen zu bleiben. Sein Puls indes erhöhte sich dennoch, während die Bilder seiner eigenen Gefangenschaft auf einmal wieder nur allzu präsent vor seinen Augen auftauchten. "Weswegen seid ihr hier?", schob er sogleich noch hinterher, um sich und vor allem seinen Geist abzulenken von der wenig erbaulichen Erinnerung an die bislang wohl dunkelsten Stunden seines Lebens...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

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