Ein Lächeln legt sich auf Lucillas Gesicht. Wieder eine Weihung gut überstanden. Sie gibt Maior mit einem Nicken ein Zeichen und tritt dann wieder nach vorne.
"Nachdem Apollon dieser Bibliothek seinen Segen gegeben hat, soll sie nun endlich den Bürgern der Stadt Tarraco übergeben werden, auf dass sie sie zu langem Studium und angenehmer Kurzweil nutzen können. Denn nicht nur Thermen und Sportplätze dienen unserem Wohl, sondern auch und gerade Bildungsstätten. Schon Ovid erkannte dies in seiner Ars Amatoria, aus welcher ich den 'Reiz geistiger Gaben' rezitieren möchte."
Sie räuspert sich nochmals und beginnt dann in bester Rhetorikstimme zu rezitieren.
"Fern sei jeder Frevel; damit du geliebt wirst, sei liebenswert:
dieses wird dir nicht das Gesicht oder allein die schöne Gestalt geben,
dass du deine Auserwählte halten kannst und damit du dich nicht wunderst, dass du verlassen worden bist,
füge dem Reiz des Körpers Gaben des Geistes hinzu.
Die schöne Gestalt ist ein zerbrechliches Gut, wie viel sie hingeht zu den Jahren,
sie wird schlechter, und sie selbst wird aufgebraucht durch die Zeit.
Auch die Veilchen blühen nicht immer und auch nicht die purpurfarbenen Lilien,
und der von der verblühten Rose zurückgelassene Dorn ist starr.
Auch dir werden graue Haare wachsen, Schöner,
schon werden Runzeln sichtbar, die dir den Körper durchziehen.
Stärke jetzt deinen Geist, damit er andauert, und füge ihn der Gestalt hinzu:
allein jener bleibt bis zum äußersten Tod."
Lächelnd schaut Lucilla in die Runde.
"Und damit euch nicht nichts bleibt, als graue Haare, bitte ich nun den Duumvir unserer Stadt, Decimus Maior zu mir."