"Sehr gut, vale bene Pavarus"
Detritus verließ die Mansio Ostiae.
"Sehr gut, vale bene Pavarus"
Detritus verließ die Mansio Ostiae.
Nachdem Marcus einige Briefe in der Stadt zugestellt hatte, machte er sich auf den Weg in die Mansio. Er war müde. Nachdem er 'sein' Pferd den Stallburschen übergeben hatte, ging Marcus ohne Umwege in den Schlafsaal.
Abgehetzt erreichte Marcus die Hafenstadt. Der Riemen des Beutels mit den Briefen für die Stadt schnitt sich in sein Fleisch. Müde stieg er von seinem Pferd und überreichte die Zügel einem herbeieilenden Stallburschen. Der alte Tabellarius seufzte, als er mit schnellen Schritten die Mansio betrat und den Beutel einem weiteren Tabellarius übergab. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich die Schulter. So langsam merkte er sein Alter. Lange ging das nicht mehr gut. Marcus schaute sich um. Er war mit Abstand der Älteste. Ihm fielen schon seit längerem die mitleidigen und auch spöttischen Blicke der weitaus jüngeren Kollegen auf. Bislang gelang es ihm sie zu ignorieren oder die kritischen Stimmen mit übermäßigen Arbeitseifer zum Schweigen zu bringen. Doch lange konnte er das mörderische Tempo eines Tabellarius nicht mehr aushalten - dessen wurde er sich bewusst, während er zum Schlafsaal ging, um endlich einmal auszuruhen.
Es war bereits später Nachmittag, als Caius schlussendlich in Ostia eintraf. Das Gespräch mit Centho, sowie das Mittagessen und diverse andere Kleinigkeiten hatten ihn noch einige Stunden aufgehalten.
Schnell war die mansio des Postdienstes gefunden, ein unscheinbares Gebäude, allerdings in zentraler Lage. Den Brief des LACP in der einen, den Mantel in der anderen Hand, betrat er den Hauptraum. Sofort fiel ihm ein sichtlich gelangweilter Mitarbeiter auf, der nicht wirklich begeistert von der Ankunft eines - für ihn - potentiellen Kundes zu sein. Kurz begrüßte Caius den Mitarbeiter - er stellte sich als Potitus Plotius Curvus vor -, um ihm dann daraufhin den Brief des Germanicus zu zeigen, der ihn als neuen stationarius legitimierte.
Jener Plotius Curvus hatte noch einige Arbeiten zu erledigen, nahm sich dann aber sogleich Zeit für Caius. Er erklärte ihm ausführlich, wie die Abläufe waren, und führte ihn auch in die buchhalterischen Aufgaben des stationarius ein. Noch einmal wurden ihm seine Pflichten vor Augen geführt, die immer möglichst zeitnah erfüllt werden mussten. Im Anschluss der theoretischen Einführung, zeigte der Plotius Caius noch die hinteren Räume, in denen die Post gesammelt und sortiert wurde. Diese waren auf Grund des großen Hafens von Ostia etwas umfangreicher als in den normalen mansiones. Hier wurde einiges an privatem Brief- und Warenvekehr gesammelt und anschließend verschifft. Hier trafen dauernd tabellarii aus Rom und weiterer Umgebung ein, deren Post in dieser mansio zwischengelagert wurde. Caius würde wohl in nächster Zeit dafür Sorge tragen müssen, dass der Ablauf auch hier weiterhin reibungslos funktionierte. Das Einarbeiten würde viel Zeit in Anspruch nehmen, und auch die Bücher mussten auf Vordermann gebracht werden. Deren Führung hatte durch die andauernden Vertreter gelitten.
Nur über einen kleinen Umweg, nämlich eine Taberna um ein schnelles Mittagessen einzunehmen, kam Modestus von den Verhandlungen mit seinem bisherigen Lieferanten für Tonamphoren nun zur Mansio des Cursus Publicus. Er hatte sich von besagtem Lieferanten nun getrennt, denn dieser hatte entgegen der Tendenzen des Marktes höhere Preise verlangt, was Modestus nicht eingesehen hatte. Nun wollte er einen Brief an das germanische Handelskonsortium Freya Mercurioque schicken, um ein Angebot einzuholen. Normalerweise hätte er diese Aufgabe und auch die Verhandlungen einem Vilicus überlassen, aber es war ein willkommener Vorwand gewesen Rom für zwei Tage zu verlassen.
Salvete."
grüßte Modestus, um auf sich aufmerksam zu machen, als er die Mansio betrat und sah sich nach dem entsprechenden Beamten um, während ihm sein Sklave mit der Tasche mit dem Brief folgte.
Caius war gerade im Archiv der mansio gewesen, in dem er in den letzten Tagen sehr viel Zeit verbrachte - hauptsächlich abends und morgens, selten während den Stoßzeiten, zu denen viele Kunden in den Laden strömten. Nun war er aber eben auch einmal mittags dort gewesen, um etwas nachzuschlagen. Eigentlich hatte er dem kleinen Rufus, der sich hier momentan ein bisschen was dazuverdiente, gesagt, er solle doch für die paar Minuten auf die Postannahmestelle aufpassen. Doch hatte sich der Junge anscheinend aus dem Staub gemacht, so dass Caius einen wartenden Kunden vorfand, als er - es hatte etwas länger gedauert - den Annahmeraum wieder betrat. Leise murmelte er Verfluchungen über den frechen Burschen, und wandte sich dann dem Kunden zu, der nicht unbedingt wie ein normaler aussah. Moment. War das nicht ein Senatorengewand? Mit einem weiteren Blick versicherte er sich, und begrüßte dann den Kunden äußerst herzlich.
"Salve, senator!" Er deutete eine Verbeugung an. "Wie kann ich euch behilflich sein?" erkundigte Caius sich, und begab sich dann wieder hinter seinen Schreibtisch.
Modestus machte eine leicht wegwerfende Handbewegung, um anzudeuten, dass so eine Förmlichkeit nicht nötig war, obwohl er sie durchaus zu schätzen wusste.
"Nun ich will einen Brief nach Germania schicken lassen. Und wenn wir schon dabei sind, dann kann ich mir auch gleich noch eine Guthabenkarte einrichten lassen. Wie lautet im Übrigen dein Name, Stationarius?"
"Einen Brief nach Germanien, alles klar", nahm er zur Kenntnis, und holte die Versandübersicht hervor, um alles ordnungsgemäß einzutragen, und in die Wege zu leiten. "Wertkarten haben wir in den Stufen 50, 100, 250 und 500 Sesterzen. Welche Summe wünschst du zu anzulegen? Es gibt bis zu 10% Rabatt", verkündete er dem Senator vielversprechend. Sofort zückte er eine weitere Wachstafel, um den Wert der Wertkarte und den Namen des Besitzers zu notieren. Nachher würde er ein offizielles Papyrus anfertigen, sowie den offiziellen Vermerk in der Versandliste vornehmen. Auf die Frage nach seinem Namen reagierte Caius etwas überrascht, war er sich doch sicher, dass der Name eines stationarius sofort wieder vergessen werden würde, wenn der senator die mansio verließ. "Äh, Caius Iulius Casca, senator." Er zögerte kurz. "Deinen Namen bräuchte ich auch noch, für die Listen und die Wertkarte", holte er zum Gegenschlag aus.
"Ich bin Kaeso Annaeus Modestus. Senator und Quindecemvir. Ich werde wohl eine Wertkarte für 500 Sesterzen nehmen. Aber zuvor habe ich noch eine Frage. Ist diese nur in Italia nutzbar? Und kann es sein, dass ein Mitglied meiner Familie bereits eine Wertkarte besitzt?"
fragte Modestus nun genauer nach, denn eventuell würde er sonst für seine Verwandten in den Provinzen auch noch Wertkarten erwerben müssen.
Kurz holte Caius weitere Listen hervor, diesmal das offizielle Dokument, in dem alle Wertkarten Italias aufgeführt waren. "Oh, für die Gens Annaea existiert in der Tat bereits eine Wertkarte ..." Er rutschte mit dem Finger in der Zeile weiter nach links. "Sie verfügt noch über ein Restguthaben von 230 Sz - möchtest du trotzdem eine weitere Wertkarte für 250 Sz dazukaufen, senator? Die Karte kann leider nur innerhab Italias verwendet werden. Alles andere würde den Verwaltungsaufwand sprengen."
Aculeo betrat das Amt und blickte sich um. Keiner da. Also musste er die Arbeit selbst machen und begann einen Brief nach Germanien zu verfassen. Dieser würde wahrscheinlich nicht lang sein und er würde auch nicht unbedingt von geistreichen Phrasen bespickt sein aber die Person für die er geschrieben wurde wusste sicherlich bescheid.
Ad Quintilia Melina
Germania, Mogontiacum
Casa Quintilia
Salve Melina
Nun denn. Die Absage welche du mir erteiltest schmerzt natürlich doch war es eine unverbindliche Zusage von dir und deshalb kann ich ja gar nicht böse sein.
Dass du nun Germanien unsicher machst würde ich als derben Rückschlaf für die Barbaren ansehen. Vllt solltest du dich als Stammesführer bei einen der Stämme melden, so wie du bist.
Der Schmutz ist auch keine grosse Sache. Er hält warm und auch wasserdicht. Deshalb ist es sicher praktisch eine dicke Schicht Schlamm auf der Haut zu haben da ja das Wetter da oben nicht besonders von Sonne erfüllt ist.
Ich bin ja nun beim Cursus Publicus beschäftigt und kümmere mich um den Schriftverkehr hier in Italien. Eine recht interessante Sache da es nicht nur Listen zu bearbeiten gilt sondern auch selbst mal den einen oder anderen Brief an seinen Empfänger bringen muss. UND, die Bezahlung ist auch sehr gut. Vielleicht bewerbe ich mich zum Praefectus Vehiculorum da der Posten im Moment nicht besetzt ist.
Deinen Bruder werde ich auch mal besuchen. Schliesslich war er mein Vorgesetzter und ich hege keinen Groll gegen ihn. Was dein Unverständnis dem Soldatenleben gegenüber angeht....Für viele wird es eben eine Verdienstquelle sein, mit Pro und Contra. Aber ich kann auch nichts dazu sagen.
Falls ich mal Lust bekomme nach Germanien zu reisen werde ich mich bei dir melden. Und dann vllt auch gleich bei deinem Verwandten um dir dann zu erklären was am Soldatenleben so reizvoll ist.
Schliesse nun diesen Brief mit Gedanken an dich ab und hoffe du passt auf dich auf.
Lass mir die Barbaren schön Grüssen
Alles Liebe
Dein Paullus
Geld überwiesen
Tjo, der Sommer hatte so seine Eigenheiten. Auf der einen Seite genoß man das schöne Wetter, die Hitze und den Weg an den Strand um derer zu entkommen.
Die andere Seite war dass man weniger zu tun hatte. An der Hitze dürfte es wohl liegen dass weniger Briefe geschrieben und somit auch versendet wurden. Recht gelangweilt saß nun die Belegschaft im Officium herum und versuchte irgendwie die Zeit totzuschlagen, am besten mit dem neuen Sport der Fliegendezimierung.
Gnaeus war gerade beim Versuch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe zu erwischen als nun Aculeo das Officium betrat und belustigt dem Treiben eine Weile zusah.
Salve, Gnaeus. Wie ich sehe widmest du dich der beliebtesten Beschäftigung zur Zeit. Wie ist denn der Stand der Dinge? Dabei setzte er sich auf einen der Stühle und blickte nun, auch mit dem gelangweilten Blick der hier üblich war, Gnaeus an.
Dieser zog ein breites Grinsen auf und antwortete Salopp.
17:4 fürs mich. Scipio der Träumer bekommt es nicht mal mit wenn einer dieser fetten Dinger auf seiner Nase sitzt. Und das ist wirklich ein Kunststück. Die Viecher sind so fett dass sie mit einem Schubs erst zum fliegen gebracht werden können. Ganeus lachte laut auf. Scipio hingegen verzog das Gesicht und meinte. Klappe Gnaeus.
Aculeo musste grinsen. Der liebevolle Umgangston ließ seine Mitarbeiter ab und zu zu Höchstleistungen aufleben. Es war ein recht angenehmer Job hier im CP. Und Ostia überhaupt...die Lage am Meer konnte nicht besser sein. Im Gegensatz zu Rom war es hier angenehm zu leben. Keine Staus, kein Gestank aus den Strassen durch den Müll der herumlag. Keine Menschenmassen die sich durch enge Gassen drängten und Lärm verursachten der einem hin und wieder zu recht morbiden Fantasien anregte.
Aus heiterem Himmel sagte Gnaeus plötzlich. Sag mal Aculeo. Hast du endlich eine Frau gefunden? Dein Gesicht ist ja fast nicht mehr auszuhalten. Ständig dieses Grinsen und dann deine Pfeiferei am Morgen. Hoffe das ändert sich bald sonst meld ich mich zur Legion nach Palästina. Er zwinkerte fröhlich dabei.
Es tut mir wirklich leid Gnaeus. Du wirst noch einige Zeit mit meine Gesicht und meiner Pfeiferei leben müssen. Bis jetzt hat sich mir noch keine um den Hals geworfen und darum gebettelt geheiratet zu werden. Ausserdem würde es euch nicht schaden in Palästina Dienst zu machen. Da bekommt ihr wenigstens Disziplin beigebracht. Paullus schmunzelte. Er war froh diese Menschen als Kollegen zu haben ansonsten würde das Arbeiten mühsam werden.
Ich werde mich nun über die Listen hermachen. Ihr benehmt euch und lasst keine Beschwerden von euch hören lassen. Bis dann also
Er verließ das Officium und machte sich auf den Weg nach Rom um da den Bürokram zu erledigen der anstand.
Wieder einmal ließ Dives einen Boten einen Brief zur Post bringen:
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Ad
Iullus Quintilius Sermo
Casa Quintilia
Mogontiacum, Provincia Germania Superior
Salve Equite Quintili,
Es ist eine meiner Pflichten als Quaestor Ostiensis, die Aufsicht über die Stadtkasse der Civitas Ostia zu führen und sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Civitas genaustens zu kontrollieren und zu überwachen. Im Rahmen dieser Tätigkeit stieß ich auf eine kleine Unregelmäßigkeit im Jahr deines Duumvirats.
Allerdings wird es dich sicherlich freuen zu hören, dass der Differenzbetrag, der durch eine bis heute nicht von dir in Anspruch genommene Gehaltsauszahlung im Zeitraum KAL NOV DCCCLX A.U.C. (1.11.2010/107 n.Chr.) bis einschließlich ANTE DIEM VII ID NOV DCCCLX A.U.C. (7.11.2010/107 n.Chr.) entstanden ist, sich in Summe auf 250 Sesterzen zu deinen Gunsten beläuft.
Aus diesem Anlass bitte ich dich darum, dir einen kurzen Moment Zeit zu nehmen und mir mitzuteilen, ob du gewillt bist, eine entsprechende Nachzahlung des Gehalts für den besagten Zeitraum anzunehmen und mir möglichst bald, spätestens aber bis zu den ID NOV DCCCLXI A.U.C. (13.11.2011/108 n.Chr.), eine entsprechende Nachricht an die Curia Ostiensis zukommen zu lassen. Denn sollte ich bis dato keine Mitteilung von dir erhalten haben, muss ich annehmen, dass die nicht beanspruchte Auszahlung des Gehalts beabsichtigt war und schreibe sie den Spenden an die Civitas zu.
Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
Vale bene.
Marcus Iulius Dives
QUAESTOR - OSTIA
Familien-Wertkarte der Iulier (F-I)
Es dauerte eine Weile bis Dives nach dem Überraschungsbesuch seines Cousins auch wirklich genug Zeit und Muße aufbringen konnte, um den verabredeten Brief auch wirklich zu diktieren. Doch bereits früh am nächsten Morgen nach dem Diktat traf ein Bote mit besagtem Schriftstück in der Mansio Ostiensis des Cursus Publicus ein, um das Schreiben endgültig abzuschicken...
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Ad
Paullus Atius Scarpus
Castellum Alae II Numidiae
Confluentes, Provincia Germania Superior
Salve Cive Ati,
Mein Name ist Marcus Iulius Dives von den Iulii Caepiones aus Roma. Ich schreibe dir jedoch aus der Hafenstadt Ostia, in der ich im Rahmen meiner geplanten politischen Karriere als Quaestor tätig bin. In dieser geschäftigen Civitas mit Verbindungen ins gesamte Imperium trug es sich auch zu, dass ich in einem Gespräch mit einem sehr weit herumgekommenen Händler auf deine Gens Atia und insbesondere auf dich aufmerksam gemacht wurde.
Doch was ist der Grund dafür? - Meine Großmutter väterlicher Seite, Iulia Atia. Wie du dir bei dem Namen leicht denken kannst, stammt sie ebenfalls aus einem Zweig der Gens Atia, wobei erwähnter Händler steif und fest behauptete, dass sie eben Teil genau deines atischen Zweiges ist. Soweit ich das nachgeforscht habe, hieß ihr Vater Caius Atius. Sie heiratete in jungen Jahren cum manu mein Großvater Marcus Iulius Lepidus und lebte wohl seither in der iulischen Gens. Doch das ist leider schon alles, was ich dir diesbezüglich mitteilen kann, da sowohl sie und ihr Mann, als auch ihre Kinder bereits verstorben sind. Einzig meine Tante Iulia Helena wurde noch nicht von Pluto in sein Reich geholt. Da ich mich jedoch momentan nicht an sie wenden kann und auch mein Cousin, Senator Lucius Iulius Centho, mir nicht wirklich weiterhelfen konnte, kann ich dem Hinweis auf die genaue Abkommenschaft meiner Großmutter nur durch dieses Schreiben an dich nachgehen.
Aus diesem Anlass bitte ich dich darum, doch auch einmal das Familienarchiv deiner Gens nach einer Iulia Atia zu durchsuchen, die mit meiner Großmutter übereinstimmen könnte. Ich bin derzeit 19, bald 20 Jahre alt. Das macht die Suche im Stammbaum vielleicht etwas einfacher. Solltest du tatsächlich Erfolg haben, unsere Gentes demnach miteinander verbunden und wir miteinander verwandt sein, würde ich mich sehr über eine Antwort in die Villa Iuliana Ostiensis freuen. Andernfalls tut es mir Leid, hiermit deine Zeit verschwendet zu haben.
Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
Vale bene.
Marcus Iulius Dives
SODALIS ET SCRIBA - FACTIO VENETA
QUAESTOR - OSTIA
Familien-Wertkarte der Iulier (F-I)
Dives ließ einen Brief abgeben...
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Ad
Paullus Atius Scarpus
Castellum Alae II Numidiae
Confluentes, Provincia Germania Superior
Salve Decurio Alae Scarpus,
Mit großer Freude habe ich deine letzte Nachricht gelesen. Damit habe ich endlich die lang erhoffte Klarheit über die Herkunft meiner Großmutter Iulia Atia. Und ich freue mich sehr, dass ich auf diesem Weg auch gleich weitere Verwandte kennenlernen kann.
Du heißt also Atius Scarpus. Woher kommst du? Ich meine, hast du schon immer in der kalten Provinz Germania gelebt? Warst du überhaupt schon mal in Italia? Ich finde ja, dass man mindestens einmal in seinem Leben Roma nicht nur gesehen, sondern auch erlebt haben muss! Falls es dich also dienstlich oder privat jemals hierher verschlagen sollte, dann gib mir bitte Bescheid und sei dir meiner und gewiss auch der Gastfreundschaft meiner übrigen Gens versichert.
Außerdem erwähntest du einen Praetorianer Atius Romanus. Zu gern würde ich auch ihn etwas näher kennenlernen. Hast du vielleicht nähere Kenntnis darüber, wo ich ihn erreichen könnte? Zwar gibt es auch einen verwandten Centurio Iulius Antoninus, der unter den Praetorianern seinen Dienst am Imperium tut, doch ist dieser in der derzeitigen politischen Situation ein vielbeschäftigter Mann, der sich nicht auch noch mit derlei Angelegenheit herumschlagen soll.
Zuletzt möchte ich mich noch für mein langes Schweigen entschuldigen. Eine tückische Krankheit hat mir die vergangenen Wochen sehr schwer gemacht, sodass an Arbeit ganz allgemein nicht zu denken war und mir nichtmal die Kraft zum Schreiben einiger Briefe blieb. Doch zum Glück bin ich mittlerweile wieder so gut wie vollständig genesen. Viele Gebete und Opfer an die Götter haben mir dabei geholfen.
In diesem Sinne hoffe ich, dass auch du gerade in diesen Tagen versucht bist dich mit den Göttern gut zu stellen. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen.
Vale bene.
Marcus Iulius Dives
SODALIS ET SCRIBA - FACTIO VENETA
Familien-Wertkarte der Iulier (F-I)
>>> Absolute Unfähigkeit umgab mich. Ich konnte es nicht anders sagen. Ehrlich. Es war teilweise wirklich einfach nicht zu glauben, was diese Landeier in den Mansiones ihrer Kleinkleckersdörfer (und das waren für mich alle Orte, die nicht an die Größe Roms oder Alexandrias heranreichten) mir als ihre Arbeit verkaufen wollten. Ganz zu schweigen übrigens von meinem Fahrer, dessen hochmodernes Gefährt auf dieser knappen ersten Hälfte meiner Dienstreise nicht etwa einmal und auch nicht zweimal, sondern ganze DREIMAL aufgrund irgendeines dämlichen Defektes am Wegrand gestrandet war! Verdammte Spontan- und Last-Minute-Reisen!! Da hatte sich der Wagen doch glatt einen Splitter eingefahren kurz vor Tarentum, oje, wie furchtbar. Aber nicht zu vergleichen natürlich mit dem kleinen Kiesel, an dem sich der träge Gaul meiner Kutsche zwischen Naepolis und Misenum ein bisschen gestoßen hatte. Doch auch das war selbstverständlich noch kein Vergleich zu unserer Panne kurz hinter Antium! Mit anderen Worten hatte ich kaum die Hälfte meiner Reise hinter mir und bereits einen Speichenbruch, eine Verstauchung des Zugtiers, sowie zuletzt einen gesamten Achsenbruch erlebt! Kurzum: Ich war hochauf begeistert von diesem Trip, bei dem ich mich mittlerweile fragte, ob auch nur ein Teil dieser wackligen, morschen Klapperkiste, in der ich fuhr, wirklich wieder zusammen mit mir Rom erreichen würde. Schon jetzt waren ja ein Rad, die gesamte Achse und der Gaul unterwegs irgendwie ausgetauscht worden. Ehrlich. Ich war gespannt.
Aber ich wollte mich ja gar nicht beschweren. Ich war schließlich nicht die Leidtragende dieser ganzen Posse. Mein halbes Dutzend Begleitinspekteure, mein Personal, ohne das ich eine solche Reise natürlich nicht angetreten hatte, sowie nicht zuletzt selbstverständlich auch die diversen Stationarii durften meine Laune unterm Strich ja ausbaden. Und so zählte mein statistischer Schreiber bereits jetzt 156 Er- und 23 Abmahnungen. 7 Tabellarii und ein Stationarius waren sogar gleich ganz entlassen worden. Deshalb, und natürlich wegen des verstauchten Gauls, begleiteten mich auch nur noch fünf meiner Inspekteure, während der sechste als frisch ernannter Stationarius das Chaos in Misenum bewältigen sollte, das sein selten unfähiger Vorgänger ihm hinterlassen hatte. Selbst schuld, wer als Postbeamter nicht mitbekam, dass die Postpräfektin eine Inspektionsreise durchführte! (Dieser Trottel feierte doch tatsächlich gerade ausgiebig die Saturnalien, als ich in Misenum eintraf!)
Ostia. O, du ödes, olles Ostia. Mit Erreichen dieses kaiserlich-königlichen.. Kuhkaffs überlegte ich mir ganz ernsthaft, ob ich nicht einfach meine Tour abbrechen und mich auf direktem Wege wieder zurück nach Rom begeben sollte. Ich meine, meine verbliebenen fünf Begleitinspekteure könnten ja auch.... Wobei. Vermutlich wären selbst die ohne meine Führung und Autorität etwas aufgeschmissen. (Das bildete ich mir wenigstens ganz gerne ein.) Würdig vertreten oder gar ersetzen könnten sie mich jedenfalls ganz sicher nicht! Und so verwarf ich meine fixe Idee am Ende ebenso schnell wieder, wie ich sie ersponnen hatte, und entstieg kurz darauf vor der ostiensischen Mansio des Cursus Publicus meiner Kutsche.
Ja, doch, äußerlich machte das Gebäude schonmal einen ganz annehmbaren Eindruck - und es kamen auch gleich eine handvoll hier Bediensteter herausgeeilt, um mich (und natürlich auch meinen Anhang) angemessen zu begrüßen. Der mansioführende Stationarius selbst baute sich repräsentativ vor dem Eingang auf: "Sei gegrüßt, meine Postpräfektin. Herzlich Willkommen in der geschäftigen Hafenstadt Ostia und der hiesigen Mansio des Cursus Publicus!", tat das kleine Landei ganz groß. Der hatte im Gegensatz zu seinem vormaligen Kollegen in Misenum offenbar von meiner Dienstreise gehört. So wünschte ich mir das. "Salve, Stationarius.", antwortete ich schon halb im Vorübergehen äußerlich unbeeindruckt von diesem für mich ganz selbstverständlichen Tamtam. "Als meine Unterkunft für die Nacht ist die Casa Helvetia meines Cousins zu beziehen. Für die übrigen Inspekteure haben ebenfalls Schlafplätze organisiert zu werden. Ferner wünsche ich in zwei Stunden die aktuellen Bilanzen und Berichte der Mansio persönlich ausgehändigt zu bekommen. Bis morgen in der Früh werden sie wieder in der Mansio sein. Dabei sind insbesondere die Personalakten nicht zu vergessen. Für alle Postangestellten dieser Mansio, die nicht durch attestierte Krankheit entschuldigt sind, wird morgen früh, eine Stunde vor Dienstbeginn, eine Mitarbeiterversammlung angesetzt. Ich erwarte pünktliches Erscheinen.", diktierte ich meinem Umfeld schon fast etwas gelangweilt. "Und du.. Stationarius..", begann ich zögerlich. "Ostorius!", nickte er wichtig. "Jaja, wie auch immer.", winkte ich ab. "Du, Stationarius, führst mich jetzt einmal durch die Mansio und zeigst mir alles." Denn die Gebäude waren zwar schon alle ähnlich strukturiert, aber deshalb trotzdem nur selten exakt gleich aufgebaut. Und so betrat ich, Ladies first, vor dem Stationarius die Mansio, bevor er mir übereifrig folgte....
Naja! Was sollte ich sagen? Bis auf die eine oder andere staubige Ecke, einen wackeligen Sitzplatz im Büro des Stationarius und zwei undichte Fenster, zwischen denen es unentwegt Zugluft gab, war am Gebäude selbst so spontan nichts auszusetzen, fand ich. Jedenfalls waren das keine Probleme, die meiner gesonderten Aufmerksamkeit bedurft hätten. Darum konnte und hatte sich der mansioführende Stationarius selbst zu kümmern! "Ja, ganz schön alles soweit.", teilte ich ihm also wenig enthusistisch mein vorläufig positives Feedback mit. "Das freut mich, Präfektin.", nickte der Stationarius erleichtert. "Mich auch. Wenn du dann so freundlich sein würdest und mir die vorhin geforderten Unterlagen zukommen ließest?", streckte ich ihm auffordernd meine offene Hand entgegen und hatte schon wenig später, was ich haben wollte. "Dann, bis morgen. Valete!", verabschiedete ich mich unpersönlich in den Raum hinein, bevor ich die Mansio verließ und mich getragenerweise ins helvetische Anwesen meines Cousins begab. "Vale, Präfektin!", antwortete mir der Stationarius noch ungehört. Dann wandte er sich an seinen eigenen Vorzimmerschreiber: "Callimachus hatte recht. Das ist eine arrogant und eingebildete, herrische, selbstverliebte Ziege!", fluchte er. "Aber eine ziemlich gutaussehende..", seufzte der Schreiber etwas schwermütig und fing sich dafür den Ellbogen seines Vorgesetzten ein. "An die Arbeit!"
Unterdessen erreichte ich irgendwann die Casa Helvetia, wo man mich mittlerweile natürlich erwartete. Mein Cousin Titus war nicht da. Leider. Ich hätte ihm gerne ausgeführt, wie gut es doch in der Stadt, in der er gerade "duumvirte", aussah. Oder war seine Amtzeit schon zu Ende? Keine Ahnung. Was interessierten mich auch irgendwelche provinziellen Wahlen in so einem Kleinkleckersdorf?!? Ich vermutete einfach, dass Titus noch arbeitete und deshalb noch nicht da war. Und vermutlich war die Lage hier auch nur deswegen so gut, weil er genau das tat - von früh bis spät arbeiten. (Ich sollte ihn nämlich auch am nächsten Morgen nicht zu Gesicht bekommen.)
So zog ich mich also gleich in mein Zimmer zurück, wo ich erst still etwas aß, bevor ich mir die Akten der Mansio zu Gemüte führte. Abrechnungen, Berichte, Abrechnungen, Abrechnungen, Berichte, Quittungen, .... Bis ich alles sortiert und durchgesehen hatte, war es längst dunkel draußen geworden und fast Mitternacht. Die Rechnungen waren soweit fehlerfrei und auch formal korrekt, wie es auch sonst kaum Auffälligkeiten gab. Das hieß: Genaugenommen war da nur eine einzige Sache. Immer wieder tauchten in beinahe regelmäßigen Abständen Kaufbelege für neue Einrichtungsgegenstände auf, denen stets eine Schadensmeldung vorausging, die wiederum in jedem einzelnen Fall irgendwo auch einen gewissen Blasius mal als Verursacher, mal auch nur als Zeugen einschloss. Zufall? Verarschen konnte mich allein! Da hätte ich am nächsten Tag also noch ein ernsthaftes Gespräch mit einem vermutlich trampeligen Volltrottel zu führen, der heute seinen letzten Arbeitstag gehabt hätte. Solche ständigen Ausgaben würde der Cursus Publicus unter meiner Führung hier nämlich nicht dulden! Mit einem gemeinen Grinsen legte ich mich zu Bett.
Am nächsten Morgen zurück in der Mansio Ostiensis waren tatsächlich alle hiesigen Mitarbeiter pünklich angetreten, während in der Casa Helvetia noch meine sieben Sachen zusammengepackt und erneut auf meine Kutsche verladen wurden. Moment! Standen wirklich ausnahmslos alle hier arbeitenden Leute vor mir stramm? Der Stationarius reichte mir zwei Krankheitsmeldungen. Und wessen Namen konnte ich darunter lesen? "Nicht so schnell.", hielt ich den Mansiochef sofort auf und zeigte auf den mir aufgefallenen Namen. "Was ist mit diesem Peregrinus hier?" Sichtlich ertappt blickte mich der Ostorier sprachlos an. "Ich erwarte eine Erklärung! Nach meiner Ansprache in deinem Büro!", funkelte ich ihn aus schmalen Augen böse an, bevor ich mich von ihm ab- und den übrigen Postbeamte zuwandte. Es folgte eine kleine Rede, die ich so ähnlich zuvor auch schon in Antium, Misenum, Neapolis und so weiter gehalten hatte. Ich konnte sie faktisch im Schlaf, was meiner Selbstsicherheit auch zu entnehmen war. "Anmerkungen? Wünsche? Fragen? - Keine? - Dann ab an die Arbeit und macht mich stolz!", schloss ich letztlich. Dann ging es ab zur peinlichen Befragung ins Büro des Stationarius....
Das hieß: Zunächst hatte ich natürlich noch keine Ahnung, dass meine Befragung so peinlich werden würde - für den Ostorier. Ich hatte ja nicht ahnen können, wie sich der peregrine Blasius seinen Namen verdient hatte! Es stellte sich heraus: Der Kerl war ein Schläfer, genauer ein Hoch-Schläfer, der auf genau diesem Weg nicht nur vom Sklaven zum Libertinus (erst jetzt erfuhr ich, dass er gar kein Peregrine war!) aufgestiegen war, sondern sich auch diesen Job hier so geangelt hatte. Und ich konnte bereits jetzt ganz deutlich sehen, wie mir der Stationarius Ostorius in ein paar Jahren ausgerechnet diesen Blasius als seinen Nachfolger vorschlagen würde.... "Diese 327 Sesterzen 86 erwarte ich zurückgezahlt an den Cursus Publicus von Italia in spätestens 14 Tagen! Ist mir egal, ob aus deiner oder seiner Tasche, Hauptsache das Geld kommt an! Verstanden?!" Ein Nicken folgte meinem auffordernden Blick. "Und künftig erwarte ich, dass es Lohnabzüge oder sonstwas gibt, falls soetwas nochmal passiert! Unter keinen Umständen möchte ich hier nochmal jemanden dabei erwischen, wie "in der Hitze des Gefechts" entstandene Unfälle über den Cursus Publicus abgerechnet werden! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?!", wetterte ich und schlug auch für die Leute außerhalb des Officiums abschließend einmal kräftig auf den Tisch. "Ja, Praefecta.", antwortete der Stationarius halblaut. "Dann ist ja gut. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Vale bene!", verabschiedete ich mich mit freundlichster Stimme und süßem Lächeln auf den Lippen. Kurz darauf setzte ich meine Dienstreise fort. Das nächste große Ziel: Tarquinia! >>>
(Warum ich niemanden aufgrund des Vorfalls gefeuert hatte? Nichts wäre mir lieber gewesen als das, nachdem diese Hafenstadt mir so langsam wie ein Zentrum dieser abnormen Gelüste vorkam! Meinen Verlobten hatte ich ja auch hier kennengelernt. Allerdings musste man diesen selbstgefälligen Nutzen auch mit den entstehenden Kosten vergleichen. Und da stand für den Ostorius zu Buche, dass er die Mansio gut im Griff zu haben schien, wie ich einmal mehr über ein schmutziges Geheimnis den Stationarius hoffentlich ganz gut in den Griff bekommen würde. Da sollte er auch ruhig sein kleines Spielzeug behalten dürften, um von diesem Tag für Tag für Tag aufs Neue daran erinnert zu werden, an wessen Rockzipfel er letztlich hing!)
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