Decima Valeria

  • Im Zimmer von Valeria angekommen, zeigte Alessa ihr ersteinmal alles, dann schloss sie die Tür und setzte sie mit ihr an eine Sitzgruppe. "Wenn du möchtest, kannst du mit mir darüber sprechen. Du kannst dir gewiss sein, dass es nur zwischen uns beiden bleibt. Dennoch kann ich aber auch verstehen, wenn du es nicht möchtest. Schließlich kennst du mich ja erst seit heute." lächelte Alessa aufmunternd.

  • Valeria sah sich staunend um. Dieses Zimmer war sogar noch besser eingerichtet als das Gästezimmer, das sie in Tarraco hatte bewohnen dürfen. Sie hatte das Gefühl, nur noch Worte des Dankes zu sprechen, doch sie bedankte sich trotzdem höflich und setzte sich dann zusammen mit Alessa.
    Sollte sie ihr alles erzählen? Wirklich alles? Valeria sah Alessa lange an, dann begann sie stockend zu erzählen.


    "Meine...Mutter sagte mir einst, dass ich eine Decima sei. Und als es ihr dann immer schlechter ging, habe ich mich nach Tarraco begeben, zu Meridius und meinem Va...dem Mann, von dem meine Mutter behauptet hatte, er sei mein Vater. Ich wurde freundlich aufgenommen - und ich traf Maximian. Er...liebte eine andere. Ihr Name war Julia. Nun ja, er bot mir dennoch an, mich herumzuführen, mir alles zu zeigen. Und so ritten wir wenige Tage nach unserem Kennenlernen los. Das war ein unglücklicher Tag! Viele Stunden von Tarraco entfernt ging mein Pferd durch und er versuchte mich zu retten, stürzte aber dabei und verletzte seinen Arm. Er war bewusstlos und ich..Alessa, ich habe ihn geküsst! ......Wir mussten auf einem benachbarten Hof übernachten. Die Leute kannten Maximian und dachten, ich sei seine Frau. Wir...haben zusammen in einem Bett übernachtet. Er hatte keine Erinnerung, keine Erinnerung an gar nichts.
    Naja....wir haben uns ineinander verliebt und....naja..."


    Hier stoppte sie, war das Ende der Geschichte doch zu offensichtlich, ihrer Meinung nach. Vielleicht aber auch nicht

  • Doch die Neugier lies Alessa weiterfragen. "Was war dann? Ich...ich meine, wenn ihr euch liebt, warum seit ihr nicht zusammen? Und vor allem, warum suchst du ihn dann?" fragte sie und hatte dennoch ein verständliches Schimmern in ihren Augen.


    Irgendwie konnte sie verstehen, was über Valeria gekommen war, als sie Maximian geküsste hatte und sich danach in ihn verliebt hatte. Eines musste sie ihrem Großcousin zugestehen...er war gut im Geheimnisse hüten, sie hatte rein gar nichts davon bemerkt, dass er überhaupt in irgendjemand verliebt war. Ihr Blick fiel kurz auf die Kette, die Meridius ihr geschenkt hatte und die sie seit diesem einem Tag nicht mehr von ihrem Hals nahm. Kurz schloss sie in Gedanken die Augen, wo Avitus wohl war? Würde sie ihn wiedersehen oder war es ein einmaliges Treffen gewesen?


    Sie schüttelte kurz den Kopf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, dann sah sie wieder zu Valeria. "Verzeih, ich war kurz in Gedanken..." erklärte sie verlegen. Warum nur wurde sie immer wieder an Avitus erinnert, wenn sie mit einer anderen Frau über Männer oder die Liebe sprach? "Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich in ihn verliebt hast. Er ist noch hübscher als sein Vater und ein wahrhafter Engel." lächelte Alessa.

  • Noch hübscher als sein Vater? Valeria verstand nicht. War Alessa etwa...? Nein. Valeria traute sich auch nicht, das zu fragen. Schließlich betraf es den pater familias, da konnte sie nicht einfach....
    Stattdessen erinnerte sie sich der Frage, die Alessa gestellt hatte.


    "Maximian und ich haben das Lager geteilt. Und es war Livianus, der uns erwischt hat", sagte sie dann kurz und schmerzlos, ehe sie wieder aufsah und Alessa anblickte.
    "Ich musste abreisen und habe nicht noch einmal mit Meridius oder Maximian sprechen können seitdem. Alles was ich weiß, habe ich aus Maximians Briefen erfahren. Ich...vermisse ihn. Und gleichzeitig habe ich auch Angst, ihn wiederzusehen. Wir sind Cousin und Cousine, Alessa. Deswegen ist es nicht rechtens."


    Valerias Blick schweifte in die Ferne, als könne sie dort Maximian winken sehen.
    "Ja, er ist ein Engel."
    Sie seufzte und kehrte ins Jetzt zurück.
    "Aber ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Wenn Meridius erfährt, dass ich hier auf seinen Sohn warte... Ich fürchte, er würde mich nicht einmal erklären lassen, weshalb ich gekommen bin. Und ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Bin ich eine Decima und ist es unrecht, dass wir uns lieben? Oder bin ich eine Frau, die ihren Vater nicht kennt? Ich weiß es nicht, Alessa. Ich wünschte, die Götter könnten mir helfen, des Rätsels Lösung zu finden."

  • Alessa widersprach Valeria "Woher willst du wissen, ob es rechtens ist? Dass ihr wirklich Cousin und Cousine seit, weist du ja nicht sicher, also gibt es dennoch Hoffnung, denkst du nicht auch?" fragte sie.


    "Wie hat denn Livianus reagiert, als er euch erwischt hat?" fragte sie nach. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Livianus übel reagiert hatte, er war doch so ein guter Kerl.


    Sie streckte ihre Hand aus und nahm die von Valeria. "Hab keine Sorge, so lange ich hier bin, werde ich dir helfen, wo ich kann und wenn es sein muss, Meridius gut zusprechen." bot sie an und lächelte vertrauensvoll. "Du kannst dich jederzeit an mich wenden und ich werde dir gerne zur Seite stehen, wenn du dich fürchtest mit Meridius alleine zu sprechen!" entgegnete sie und stand dann auf.


    "Jetzt solltest du dich ausruhen. Ich werde Fannia bescheid sagen, dass sie dir Wasser und ein paar Früchte bringen soll." mit diesen Worten ging sie zur Türe.

  • Ja....allerdings hatte sich diese Möglichkeit erst mit dem Tod ihrer Mutter eröffnet. Sie gab Alessa das zu bedenken und setzte hinzu:
    "Es ist ziemlich unglaubwürdig, wenn ich nun das Gegenteil dessen behaupte, was ich Meridius vor zwei Monaten erzählt habe, meinst du nicht auch? Wenn ich er wäre, würde ich skeptisch sein."


    Sie würde auch zuerst allein mit ihm sprechen wollen. Trotzdem fand sie Alessas Angebot wirklich freundlich. Immerhin kannten sie sich erst eine ganz kurze Zeit. Kurzerhand stand sie auf und überwand die wenigen Schritte zwischen ihr und Alessa, die bereits zur Tür gegangen war. Sie schloss die andere Frau in die Arme und drückte sie kurz. Schließlich traute sie sich doch, Alessa indirekt nach ihrem Verhältnis zu Meridius zu fragen.
    "Danke, Alessa. Das bedeutet mir viel. Aber sag... du redest über Meridius wie ich von Maximian rede...."

  • Alessa nickte verstehend. "Natürlich... du hast schon recht, dass ist allerdings komisch, wenn du auf einmal das Gegenteil behauptest. Dennoch glaube ich, dass er ein Mensch ist, mit dem man reden kann." zwinkerte sie ihrer neugewonnenen Freundin zu.


    Eh sie sich versah, kam diese auf sie zu und umarmte sie. Herzlich erwiderte Alessa die Umarmung und lächelte Valeria zuversichtlich an.
    "Du musst dich doch nicht bedanken" entgegnete Alessa und musste schmunzeln, als Valeria sie auf Meridius ansprach.


    "Es kann sein, dass ich das tue. Aber es ist höchstens eine Schwärmerei...ich bin keineswegs verliebt in Meridius, wenn du das meinst." lachte sie. "Keineswegs kann ich leugnen, dass er ein gutaussehender Mann ist und durchaus liebenswerte Seiten an sich hat, aber da ist zu einen schon mal unsere Blutsverwandschaft und dann.. dann könnte ich es mir auch kaum vorstellen, dass ich mit jemanden wie ihm glücklich werden könnte. Er sieht mir zu vielen Frauen hinterher." grinste sie neckisch.


    Sie überlegte, ob sie mit Valeria über Avitus sprechen sollte oder nicht. In Tarraco hatte sie ja schon mit Lucilla darüber geredet. Aber war das alles eigentlich spruchreif, dass sie alle schon damit einweite, was sie für den eigentlich Unbekannten empfand. Sie entschied sich erst einmal nichts zu sagen und abzuwarten, ob sie ihn in näherer Zukunft überhaupt wiedersehen würde.

  • Valeria sah sie nur leicht zweifelnd an. Sie hatte Meridius bisher als guten Mann erlebt, allerdings hatte es sich in Maximians Briefen ganz anders angehört. Alessas kleine Rede Meridius betreffend klang demnach etwas seltsam für sie. Aber schließlich kannte Valeria den pater familias auch kaum, hatte sie ihn doch nur einmal gesehen. Und so konnte sie sich wohl auch kaum ein Bild von ihm machen, geschweige denn eines, das objektiv gewesen wäre. Daher zog sie es vor, nichts dazu zu sagen, sondern nur wissend zu lächeln.


    Und nun war sie müde und aufgeregt zugleich, denn hoffentlich kam Maximian bald hier an und hoffentlich würde man ihm sofort mitteilen, dass sie bereits in der Casa war, sollte er den Brief nicht empfangen haben.
    Valeria legte Alessa eine Hand auf die Schulter und sagte:
    "Ich glaube, wir werden gute Freundinnen."
    Und sie meinte es wirklich ehrlich.

  • Alessa lächelte sie freundschaftlich an und nickte zustimmend. "Ja das glaube ich auch. Und darüber freue ich mich wirklich sehr." fügte sie hinzu.


    "Wenn du etwas brauchst, fühl dich wie Zuhause und ruf nach Cicero oder Fannia, sie werden dir sicher weiterhelfen. Natürlich kannst du dich auch jederzeit an mich wenden." bot sie an.


    "Ruh dich aus und vielleicht sehen wir uns später zum Essen nocheinmal" schloss sie ihre Worte und verabschiedete sich von Valeria.

  • Valeria grinste und verabschiedete sich von Alessa mit den Worten:
    "Gern, ich freue mich!"


    Die Tür wurde geschlossen und Valeria war allein. Seufzend ließ sie sich auf das weiche Lager sinken und starrte vor sich hin. Wann Maximian wohl kommen würde? Und ob sie Livianus begegnen würde? Vielleicht würde er sie sogar aufsuchen, denn er musste zweifellos etwas von ihrer Anwesenheit mitbekommen haben.
    Valeria schloss die Augen und dachte nach. Wenn sie wirklich keine Decima war...und nicht wusste, wer ihr Vater war...dann war sie genslos...hatte keine Unterkunft...war mittellos.......aber sie hatte Aussichten, vielleicht doch mit Maximian zusammenbleiben zu können!
    Über all diese Grübeleien fiel sie in einen unruhigen, leichten Schlaf.

  • Mit einer Schüssel Früchte und einer Kanne Wasser in der Hand stand Fannia nun vor dem Zimmer von Valeria. Höflich klopfte sie an und wartete darauf eintreten zu dürfen.

  • Valeria schrak auf und saß kerzengerade im Bett. Hatte da jemand geklopft? Sie rieb sich die verschlafen dreinblickenden Augen und schwang die Beine über die Bettkante, ehe sie "Herein, bitte!" rief.
    Wer es wohl war, der sie da besuchte? Sie rechnete ja allen Ernstes schon damit, Livianus gegenüberzustehen....

  • Vorsichtig öffnete Fannia die Türe und trat langsam ein. Sie schloss die Türe wieder hinter sich und ging zu der jungen Frau, die auf ihrem Bett saß und die Sklaven direkt ansah.


    "Entschuldigt vielmals, wenn ich euch geweckt habe. Meine Herrin hat mir aufgetragen euch Früchte und Wasser auf das Zimmer zu bringen." erklärte sich die Sklavin.

  • "Ach, das macht nichts, ich habe gar nicht richtig geschlafen", meinte Valeria und winkte ab. Sie stand auf und schenkte sich rasch einen Becher Wasser ein, dann sah sie Fannia fragend an.


    "Möchtest du auch etwas? Ach, verzeih, mein Name ist Valeria - und wer bist du?"
    Sie wartete die Antwort das Wasser betreffend gar nicht erst ab, sondern schenkte einfach einen zweiten Becher ein, den sie Fannia lächelnd in die Hand drückte.

  • Noch bevor Fannia irgendwas sagen konnte bekam Fannia ein Glas Wasser in die Hand gedrückt. Verduzt sah sie ihr Gegenüber an. "Danke sehr" sprach sie und nahm einen Schluck. Sie war wirklich durstig gewesen, doch hätte sie niemals angenommen. "Mein Name ist Fannia. Ich bin die Sklavin von Quintus Decimus Mercator und für die Zimmer und die Frauen des Hauses zuständig." antwortete sie gehorsam.

  • Valeria grinste Fannia an und musterte sie.
    "Es freut mich, dich kennenzulernen, Fannia. Möchtest du auch etwas von den Früchten? Es sind viel zu viele, als dass ich sie allein essen könnte. Außerdem isst es sich besser in Gesellschaft und es bringt mich auf andere Gedanken...."
    Valeria nahm sich einige Trauben und setzte sich in einen Korbstuhl, der zusammen mit zwei weiteren und einem kleinen Beistelltisch die Sitzgruppe ergab.
    Aufmerksam sah sie die Sklavin an.

  • "Oh... ah.. vielen Dank" brachte Fannia nur schüchtern heraus und griff nach einer kleinen Feige. "Wirklich lecker" grinste sie mit halbvollem Mund, dann hielt sie sich die Hand vor den Mund. "Entschuldigung" meinte sie und schluckte. Es gehörte sich nicht mit vollem Mund zu sprechen.
    Auch Fannia wagte es, sich zu setzten. Sie fürchtete sich hier nicht von einem der Hausherren erwischt zu werden, obwohl die wohl auch nichts gesagt hätten. Ja, sie hatte es wirklich gut getroffen hier. "Gehört ihr auch zu Familie?" fragte Fannia neugierig.

  • Valeria grinste und nahm einen weiteren Schluck Wasser. Zurückgelehnt sah sie die Slavin an, als diese nun nach ihrem Bezug zur Familie fragte. Nun war Valerias gute Laune nicht mehr ganz so gut wie noch zuvor, hatte Fannia sie doch an etwas erinnert, dass sie vergessen hatte. Valeria seufzte und antwortete der freundlichen Sklavin.


    "Ich denke schon, auch wenn durch den Tod meiner Mutter einige Unklarheiten augekommen sind, was die Identität meines Vaters angeht" antwortete sie wahrheitsgemäß und dennoch vorsichtig.
    Und dass sie so und so zur Familie gehörte....nun, das hing letztendlich von Meridius und Maximian ab. Allerdins war sich Valeria ziemlich sicher, dass sich Maximian für sie einsetze würde.


    Um etwas abzulenken, fragte Valeria Fannia:
    "Bist du schon lange hier? Und wie gefällt es dir hier?"

  • Fannia erkannte, dass sie ins Fettnäpfchen getreten war. "Es tut mir leid, dass euere Mutter verstorben ist." entgegnete sie freundlich.


    "Nein, so lange bin ich noch nicht hier. Vielleicht 1-2 Monate, genau weis ich es nicht mehr." erklärte sie. "Es gefällt mir außerordentlich gut hier, denn die Familie ist unglaublich lieb und nett. Wir werden hier weniger als Sklaven, wie als Freunde behandelt."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!