• "Eine öffentliche Speisung ist sicher auch eine Möglichkeit."


    Schweigen unterbrach den Gedankengang des Senators.


    "Doch ich würde damit nicht zuerst anfangen. Am Anfang musst Du einflussreiche Verbündete für Dein Unterfangen finden. Dein Besuch hier bei mir ist ein erster Schritt. Doch ich alleine bin nicht Rom. Lade am besten ein paar Aurelier, Iulier, Matinier, Purgitier und Vinicier, gute römische Familienoberhäupter ein, die Dich unterstützen könnten. Je mehr Du im Vorfeld davon überzeugen kannst Dich zu unterstützen umso besser."

  • Der Octavier nickte zustimmend.


    "Damit sollte ich doch aber besser warten, bis ich im Ordo bin, oder? Denn der Magister Domus Augusti wies mich darauf hin, dass es womöglich knapp werden würde noch ein den Ordo erhoben zu werden. Falls das nicht mehr rechtzeitig passieren würde, wäre das höchst peinlich."


    Er massierte sich die Schläfen und dachte nach.

  • In der Tat. Diesen Gesichtspunkt hatte er im Eifer des Gefechts übersehen. Der Senator musste aufmerksamer sein. Oder lag es etwa schon am Alter? Erst vor kurzem hatte er im Senat ein wichtiges Faktum ausser Acht gelassen und prompt den Spott seines Schwagers gespürt.


    "Du hast Recht. Dies wäre die Vorraussetzung."


    Er dachte nach.


    "Ich weiß nicht, ob ich vor meiner Abreise noch eine Audienz beim Kaiser bekomme. Oder hast Du schon jemanden, der eine entsprechende Erhebung forciert? Ist irgendjemand an dieser Sache dran?"


    Falls nicht, konnte es sowieso lange dauern.

  • "Ich war persönlich beim Magister Domus. Er erklärte mir, dass er dem Kaiser mein Anliegen vorbringen würde. Und ich... ich nannte al Unterstützer auch deinen Namen. Ich hoffe, dass dich das nicht stört."


    er sah den Decimus an und lächelte.


    "Der Aelier sprach in äußerst wohlwollend von dir, dem großen Triumphator."


    Sein Lächeln ging in die Breite.

  • Es störte ihn keinesfalls, weswegen auch. Zugegeben, es wäre für den Octavier besser, wenn er VORHER mit seinen Unterstützern sprechen würde, BEVOR er deren Namen publik machte, doch Meridius sah an diesem Tag darüber hinweg. Er ließ seinen Blick über den Garten schweifen, ehe er etwas erwiderte.


    "Nun, mein Triumph ist lange her. Es freut mich, dass in diesem schnelllebigen Geschäft der Politik der kommenden und gehenden Helden ein paar wenige Menschen übrig sind, die mich nicht vergessen haben."


    Er lächelte, halb ironisch, halb süffisant.


    "Ein Kaiser kann heute vergöttert, morgen gehasst, übermorgen verdammt werden und am Ende schreiben die Geschichtsschreiber doch über ihn, wie SIE es wollen, ganz gleich wie ER sich auch bemühte in einem angenehmen Licht zu erscheinen. Wir sind alle sterblich, am Ende zählt wohl nur die Frage, ob wir unsere Pflicht getan haben, ob unsere Ahnen auf uns stolz sein könne und ob unsere Familie uns geliebt hat. Wenn Dein Blut weiterlebt und mit ihm der Gedanke an Dich, dann hast Du mehr erreicht, als viele Caesaren. Mag sein, dass ihre Namen in Geschichtsbüchern stehen, doch wenn keiner diese Bücher liest, oder die Namen nicht mehr als Buchstaben sind, sind sie im Grunde nichts mehr wert."


    Jetzt wurde er beinahe philosophisch.


    "Ich kann Dir nur raten, Deinen Wahlkampf so zu führen, dass Deine Ahnen auf Dich stolz wären, Deine Familie immer in Liebe und Achtung zu Dir aufsehen kann und so, dass Du Deine Pflichten gegenüber Rom erfüllst. Sind dies Deine Prinzipien, wird Dir das Volk gerne nachfolgen. Wenn nicht, war es diese Generation nicht wert, dass Du Dich ihr widmest."

  • Langsam schritt Marcus auf die Dianastatue aus weiß glänzenden Marmor zu, die prachtvoll in mitten der Laube thronte. Er hatte gehört, dass der Alte diese Laube für seine Mutter bauen ließ. Es war ein Hochzeitsgeschenk gewesen. Ein kleiner Altar befand sich ebenfalls in der Laube, der jener Göttin geweiht war, der Mutter ihr Leben gewidmet hatte – Diana. Auch Flava wollte Priesterin der Diana werden und damit in die Fußstapfen ihrer Mutter treten. Wie gerne hätte er sie kennen gelernt. Manchmal hatte er sogar das Gefühl sie tatsächlich gekannt zu haben, so oft hatten die Großelter über sie erzählt, als Marcus und Flava noch Kinder waren. Irgendwie hatte dieser Ort etwas vertrautes, obwohl Marcus ihn zum ersten Mal sah.


    Er ließ sich auf einer Steinbank nieder und sah sich um. An keinem anderen Ort hatte er sich bisher seiner Mutter so Nah gefühlt als hier. Es war ein wunderbares aber auch zugleich ein erschreckendes Gefühl, wenn er sich wieder in Erinnerung rief, wer diese Laube einst erbauen ließ. Er schloss seine Augen und atmete tief ein. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden hier in Rom zu sein und wollte versuchen das Beste daraus zu machen. Als erstes würde er zusehen eine ordentliche Anstellung oder ein Amt zu bekommen, was mit dem Namen und dem Stammbaum ein nicht all zu großes Problem sein wollte. Auch wenn er seinen Vater hasste und er seiner Ansicht nach bleiben konnte wo er war, so hatte konnte er durchaus Vorteile darin sehen, der Sohn des großen Triumphator und Feldherren Decimus Livianus zu sein. Bestimmt würden ihm die Türen und Tore Roms offen stehen, da die meisten Menschen bestimmt Mitleid mit der Familie hatten und auch das damit verbundene Gefühl ihnen etwas schuldig zu sein, da Livianus sein Leben für das Wohl Roms auf Spiel gesetzt hatte und nun irgendwo in Gefangenschaft festsaß. Marcus hatte absolut kein Problem damit diese Situation für seinen Vorteil zu nutzen – nur übertreiben durfte er es nicht.


    Er war jedoch zuversichtlich, die richtigen Entscheidungen für sich und seine Schwester zu treffen. Als Priesterin war sie schon einmal gut untergebracht und in nächster Zeit damit beschäftigt, ihre Ausbildung zu absolvieren. Also blieb ihn genügend Zeit sich auch um seine ersten Schritte in Richtung Karriere zu kümmern. Zum Militär wollte er keinesfalls – allein schon weil sein Vater den Großteil seines Lebens beim Militär war. Er wollte keinesfalls etwas von Fußstapfen oder ähnliches hören. Vielleicht in die Politik oder in die Verwaltung? Wichtig war es zu Beginn Kontakte zu knüpfen und einflussreiche Leute kennen zu lernen. Er öffnete seine Augen und sah in Richtung der Dianastatue.

  • Mein Bruder hatte mir geschrieben! Aus Germanien, ein wirklich herzlicher Brief, über den ich mich wahnsinnig gefreut hatte. Sonst ging ja in letzter Zeit bei mir irgendwie alles schief... Mit dem Brief in der Hand spazierte ich jetzt durch den Garten der Casa, mal wieder auf der Suche nach einem Platz, wo ich Appius in aller Ruhe zurückschreiben konnte. Blätter raschelten unter meinen Füssen, trockenes Laub das der Gärtner zusammengerecht hatte, das Geräusch mischte sich harmonisch mit dem Klimpern meines Cingulums. Die meisten der Blumen, die ich neulich erst hier bewundert hatte, waren jetzt verblüht.
    Ich ging hinüber zur Diana-Laube - das Weiss der Statue zeichnete sich so schön gegen die Farben der Umgebung ab - und sah, dass schon jemand dort sass, auf einer Bank, ganz kontemplativ.
    "Salve!" Ich trat näher und überlegte, wo in aller Welt ich ihn schon mal gesehen hatte. Ein Verwandter wahrscheinlich, bei unserer riesigen Gens, die sich von Tarraco über Achaia bis nach Tylus ausgebreitet hat, da konnte man ja gar nicht den Überblick behalten. Aber irgendwie war mir, als sähe ich ihn nicht zum ersten Mal.
    "Ich bin Serapio. Decimus Serapio. Hm..." Ich hob die Hand zum Kinn und grübelte. "Kennen wir uns nicht irgendwoher?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ein wenig erschrocken sah Marcus in die Richtung der Stimme, die ihm plötzlich aus Richtung des Laubeneingangs ansprach. Er hatte den Mann nicht gehört oder bemerkt, so war er in seine Gedanken versunken gewesen. Prüfend musterte sein Blick den Fremden von Kopf bis Fuß und noch bevor er sich vorstellte, war Marcus zu dem Entschluss gekommen, dass es sich bei diesem Mann zweifellos um ein Familienmitglied handeln musste. Manche Decimer erkannte man einfach, wenn man sie sah, hatte seit seiner Ankunft hier im Haus festgestellt. Zumindest war dies bei Meridius und Mattiacus der Fall gewesen. Und auch dieser Fremde zeigte gewisse Merkmale, die man bei den meisten männlichen Familienangehörigen wiederfand. Er nickte begrüßend und sah sich seiner Annahme auch gleich darauf bestätigt, als sich ihm der Fremde als Decimus Serapio vorstellte. Ein Name, den er zweifellos noch nie zuvor gehört hatte – was nicht verwunderlich war, denn er kannte ja eigentlich keinen seiner Verwandten väterlicherseits. Dennoch nahm er in diesem Fall erfreut zur Kenntnis, dass in diesem Haushalt auch jüngere Decimer wohnten. Vermutlich war dieser sogar ungefähr im gleichen Alter.


    "Salve! Ich bin Marcus Decimus Flavus und ich denke nicht das wir uns kennen. Ich bin erst seit kurzem hier in Rom und habe mein bisheriges Leben ausschließlich in Britannia verbracht."

  • "Britannia?!", wiederholte ich überrascht, "ach, ich wusste gar nicht dass wir da auch Verwandte haben."
    Interessiert trat ich in die Laube hinein. Mit einer Hand stützte ich mich an einem Pfeiler ab, um den sich rot verfärbte Kletterranken wanden, mit der anderen spielte ich mit dem zusammengerollten Brief, während ich Flavus betrachtete. Britannia, wie aussergewöhnlich. Gerade neulich erst hatte ich doch einen Cousin aus dem fernen Tylus getroffen, und dann beim Wagenrennen auch noch Crassus - unsere Gens war wirklich riesig. Dass er mir so bekannt vorkam, das lag dann ja wohl an der Familienähnlichkeit.
    "Ja dann freut es mich Dich kennenzulernen!" Ich grinste fröhlich und erklärte: "Ich bin aus Tarraco, ich bin der Sohn von Silanus" - und weil mein Vater viel zu früh gefallen war, bevor er Ruhm und einen grossen Namen gewinnen konnte, fügte ich noch hinzu - "und Neffe von Livianus. Ich bin hier bei den Stadtkohorten, seit einer Weile. - Aus welcher Linie stammst Du denn dann, und was führt Dich aus dem hohen Norden hierher nach Rom?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Neffe des Alten – also war dieser Fremde Marcus Cousin. Abgesehen von Mattiacus, den er nur kurz bei einem Abendessen vor seiner Abreise nach Parthia kennen gelernt hatte, also der nahestehenste Verwandte hier im Haus, den er bisher getroffen hatte. Er machte einen recht freundlichen Eindruck für einen Decimus, auch wenn er etwas geschwätzig schien. Dennoch waren es bisher ausschließlich interessante Informationen und keineswegs überfreundliche Begrüßungs- und Kennenlernfloskeln. Da er bei der Stadtkohorte diente unterstellte ihm Marcus sofort, dass er wohl ebenso wie der Rest der Decimer ein typischer Militär sein musste. Marcus erwiderte das Lächeln nicht sondern sagte nur ziemlich trocken.


    "Dann freut es mich auch dich kennen zu lernen Vetter. Ich bin Livianus Sohn."


    Mit allen weiteren Ausführungen und Erklärungen wollte er sich Zeit lassen, um den Mann nicht zu überfordern. Es war wohl besser alles der Reihe nach zu erzählen und den Familienmitgliedern dabei immer etwas Zeit zu geben, die Neuigkeiten zu verdauen. Gespannt wartete Marcus auf die Reaktion seinen neuen Vetters.

  • Livianus Sohn?! Bona Dea!! - Das verschlug mir erst mal die Sprache. Ich bekam grosse Augen und starrte vollkommen verblüfft Flavus an, als er das geradezu beiläufig bemerkte. Onkel Livianus war doch kinderlos! Doch so erstaunlich diese unerwartete Enthüllung auch war, ich nahm es ihm doch ab, denn klar, das was mir gleich aufgefallen war, was ich nur nicht hatte benennen können, das war natürlich seine Ähnlichkeit mit Onkel Livianus. Wie hätte ein Betrüger das hinbekommen sollen? Ich runzelte die Stirn, beugte mich ein wenig vor und betrachtete ihn noch genauer. Nein, dieser Vetter schien echt zu sein.
    "Wie kann das sein?", fragte ich schliesslich, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte, jetzt eine Spur reservierter als zuvor. Da war, wie ich fand, so ein Anflug von Selbstgefälligkeit in Flavus' Worten, der bei mir nicht gerade den Wunsch erweckte diesem aus dem Nichts, nein, aus Britannia, aufgetauchten Vetter herzlich um den Hals zu fallen.
    "Warum hat Livianus nie etwas von Dir erzählt?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • "Weil er selbst noch nichts von seinem Glück weiß." antwortete Marcus salopp.


    Dann merkte er erst, dass er mit seinem neuen Vetter bisher nicht besonders Freundlich umgegangen war. Nur weil er seinen Vater hasste, hieß das nicht, dass alle Familienmitglieder der Gens seine Vorurteile verdienten, auch wenn er sie alle sehr gerne in einen Topf warf. Nichts desto trotz war er Serapio wohl weitere Erklärungen schuldig. Sich gleich von Beginn an Feinde in der eigenen Famielie zu machen, war nicht wirklich Vorteilhaft. Wer konnte jetzt schon wissen, was diese Kontakte eines Tages Wert waren. Von einem Moment auf den Anderen trat ein Lächeln in Marcus Gesicht – nicht besonders überschwänglich, aber durchaus freundlich wirkend.


    "Es tut mir Leid Vetter. Ich möchte dir natürlich nicht vorenthalten, warum er dir bisher nie etwas von seinen Kindern erwähnt hat. Er weiß es selbst noch nicht. Meine Zwillingsschwester und ich – sie ist ebenfalls hier in der Casa – sind bisher bei unseren Großelter in Britannia aufgewachsen. Wir sind die Kinder von Decima Aemilia, die bei unserer Geburt verstarb."

  • "Oh."
    Ich sank erst mal auf eine Bank, Flavus gegenüber. Das war ja eine verrückte Sache. Zwei Kinder, Zwillinge, und Livianus wusste überhaupt nicht davon. Dann war Flavus also sein Sohn aus einer richtigen Ehe , und nicht etwa bloss, wie es mir gerade durch den Kopf geschossen war, ein natürlicher Sohn. Sogleich verspürte ich einen Stich... das war der Neid... eine schlechte Sache von der ich leider nicht frei bin. Ich hatte mir ja früher, auf eine gewisse Weise jedenfalls, immer gewünscht, Onkel Livianus würde mehr Notiz von mir nehmen, mehr Zeit bei uns verbringen, und irgendwie in die Lücke treten, die der frühe Tod meines Vaters gerissen hatte. Ich wusste auch, dass meine Mutter damals lange den Wunsch gehegt hatte, er würde mich adoptieren. Aber ich war halt nicht gerade die Sorte von Kind gewesen, die sich ein Feldherr wünscht, nicht stramm und rauflustig sondern zart und verträumt - damals. Und mit meiner rebellischen Phase hatte ich es dann eh verbockt. Und als ich dann endlich mal soweit war, dass ich was vorweisen konnte, an dem Tag als ich Armillae verliehen bekam, aus der Hand des mittlerweise vergöttlichten Kaisers - da wurde just an diesem Tag bekannt gegeben, dass die Parther unseren Legaten erwischt hatten, und gleich sein Nachfolger eingesetzt. (Es war kindisch, aber ich hatte das Onkel Livianus an diesem Tag richtiggehend übel genommen, obwohl er natürlich nicht das geringste dafür konnte, dass er nicht da war, und bestimmt schreckliches durchmachen musste... ja, es war kindisch, aber ich wollte doch einmal, ein einziges Mal wenigstens, vor seinen Augen gut dastehen.)
    Auch Flavus konnte echt nichts dafür, dass die Dinge so waren wie sie waren, aber ich neidete es ihm spontan, dass er Livianus' Sohn war. So gut wie möglich verbarg ich diese unedle Regung in der Tiefe meines Inneren - und sagte mir, dass ich dafür früher mehr von Livianus gehabt hatte als er, wenn er ihn nicht mal kannte.


    "Dann... wird das eine wahnsinnige Überraschung für ihn sein. Zwillinge sogar. Bona Dea, er wird sich freuen, wenn er davon erfährt! - Ich glaube fest daran, dass Onkel Meridius und Mattiacus ihn finden und zurückbringen werden. Die Parther sind berechnende, habgierige Bastarde, die bringen bestimmt niemanden um, aus dem sie noch Profit oder einen Vorteil schlagen können, schon gar nicht einen Legaten."
    Das musste ziemlich hart für Flavus sein, dass er verschollen war. Kam aus Britannien nach Rom, kannte den Vater nicht, und der war im Osten verschwunden. Überhaupt schien mein Vetter doch etwas netter, als auf den ersten Eindruck.
    "Ich verstehe aber immer noch nicht. Warum hat man ihm denn verheimlicht, dass er Vater geworden ist? - Wollten eure Grosseltern etwa nicht, dass er euch zu sich nimmt?"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Das kleine Wort „wahnsinnig“ vor der Überraschung gefiel Marcus und brachte ihn auf neue Ideen. Vielleicht fiel der Alte ja nicht, so wie es sich Marcus bisher immer gerne im Geiste ausgemalt hatte, vor entsetzen Tod um, sondern wurde durch diese Überraschung Wahnsinnig. Auch diese Vorstellung hatte etwas für sich und er musste Serapio schon fast dankbar sein, ihm derart den Tag versüßt zu haben. Seinen Mund umspielte bei diesen Gedanken auch ein zufriedenes Lächeln und seine Stimmung hatte sich deutlich gehoben. Im Gegensatz zu seinem Vetter, hoffte Marcus jedoch, dass die Mission von Meridius und Mattiacus scheiterte und es ihm erspart blieb, den alten Sack jemals zu Gesicht zu bekommen. Ging es nach ihm, so sollte man Livianus für Tod erklären, unter seiner Schwester und ihm das Erbe aufteilen und den Alten in Parthia verrecken lassen – wenn er das nicht ohnehin schon war.


    Zum Glück wechselte Serapio das Thema, was auch Marcus wieder auf andere Gedanken brachte und auch das selbstgefällige Lächeln aus seinem Gesicht verdrängte. Sein Vetter hatte die Situation ziemlich genau erraten und es war auch nicht verwunderlich, dass er darüber mehr wissen wollte. Auf Marcus machte er einen ziemlich klugen und rechtschaffenen Eindruck. Es war nicht das erste Mal, dass Marcus diesbezüglich Rechenschaft ablegen mussten, auch Meridius hatte danach gefragt und es würde bestimmt auch nicht das letzte Mal sein. Am liebsten hätte er allen gesagt – Fragt doch die Großeltern - aber die waren ja leider in Britannia und so blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst auf diese Frage immer und immer wieder Antwort zu geben.


    "Genau so ist es Serapio. Unsere Großeltern gaben Vater die Schuld am Tod unserer Mutter. Du musst wissen, als er nach Germanien in den Krieg gegen die Aufständischen zog, war sie bereits mit mir uns meiner Schwester schwanger und blieb alleine in Hispania zurück. Sie entschied sich schließlich zu ihren Eltern nach Britannia zu reisen, um uns Kinder im Kreis der Familie auf die Welt zu bringen. Auf dieser Reise wurde sie jedoch Krank und verstarb kurz nach unserer Geburt. Die Großeltern haben es Vater nie verziehen, dass er unsere schwangere Mutter allein zurück ließ und in den Krieg zog und gaben ihm dadurch auch die Schuld an ihrem Tod. Wäre er bei ihr geblieben, hätte sie die beschwerliche Reise nicht auf sich genommen und wäre dadurch auch nicht erkrankt.


    Erst als meine Schwester und ich Volljährig wurden, drängten wir unsere Großeltern, unseren Vater kennen lernen zu wollen. Vor allem meine Schwester wollte unbedingt nach Rom reisen und hatte sehr gehofft, ihn hier anzutreffen."

  • Nachdem sie sich zum Cultus Deorum gemeldet hatte, war Flava von Freude erfüllt wieder nach Hause gegangen. Sie hätte nie geglaubt, dass das alles so einfach gehen sollte. Aber es hatte das kurze, hastig aufgesetzte Briefchen ihres Bruders gereicht, und sie hatte den Eid sprechen dürfen. Jetzt hieß es also nur noch warten, bis eine neue Nachricht sie aufforderte, sich zu ihrem Lehrer zu begeben. Flava konnte es kaum erwarten.
    In diesem Gefühl religiösen Eifers und Vorfreude beschloss sie, in den Garten zu gehen. Sie hatte die Laube für Diana bereits an ihrem ersten Tag entdeckt, und sie wollte jetzt die Nähe zur Göttin suchen. Sie fühlte sich ihr im Moment so verbunden, dass sie gerne eine Weile einfach nur in ihrer Laube sitzen wollte und die Statue bewundern, vielleicht ein wenig beten.
    Also schlenderte sie dahin, direkt zu der Laube, als sie die Stimme ihres Bruders hörte. Sehen konnte sie ihn nicht, dazu war die Laube noch zu gut abgeschirmt. Wenn die letzten Blätter endgültig gefallen wären, konnte man vielleicht mehr einsehen, aber im Moment hörte sie ihn nur. Er sprach mit jemandem über ihre Großeltern, und über sie. Noch beschwingt von der Vorfreude der Anmeldung trat Flava lächelnd in die Laube.
    Du redest über mich, Bruderherz?“, meinte sie freudig lächelnd und ließ ihren Blick daraufhin zu seinem Gesprächspartner schweifen. Er hatte etwas vertrautes an sich, aber sie war sich sicher, ihn noch nie getroffen zu haben. Dennoch bekam er ein ebenso warmes Lächeln wie ihr Bruder, sie war einfach viel zu glücklich, um auf so etwas zu achten.
    Salve“, begrüßte sie den Unbekannten und überließ es ihrem Bruder, ihr seinen Gesprächspartner vorzustellen.

  • Marcus hatte gerade mit seiner Erzählung geendet, als er von einer bekannten Stimme aus seinen Gedanken gerissen wurde. Verwundert und überrascht zog er beide Augenbrauen nach oben und schaute zum Eingang der Laube. Es war Flava, die sichtlich einen fröhlichen und ausgelassenen Eindruck vermittelte. Anscheinend verirrten sich heute alle in diese Laube, die Marcus anfangs eigentlich für sich allein zu haben glaubte.


    "Du lauscht doch nicht etwa Flava?"


    sagte er zuerst vorwurfsvoll, begann aber dann zu schmunzeln, da er genau wusste, dass Flava viel zu ehrlich und zu anständig war, um so etwas zu tun. Jedoch machte es immer wieder Spaß, sie mit solchen Vorwürfen aufzuziehen. Sie begann dann meistens sich brüskiert über solche Vorwürfe zu verteidigen. Er deutete ihr näher zu kommen und sah dann wieder zu seinem Gesprächspartner.


    "Das ist meine Schwester Flava über die du gerade gehört hast."


    Dann wandte er sich an seine Schwester und deutete mit einer eleganten Handbewegung auf Serapio.


    "Darf ich dir vorstellen Schwesterherz. Decimus Serapio, unser Vetter."

  • Das war ja... ungeheuerlich. Dem Vater nicht die Kinder zu gönnen! Ich war echt betroffen von der ganzen Geschichte, und suchte noch nach den richtigen Worten - es war schlimm, schlimm die Mutter zu verlieren, aber bei Livianus' lag da doch eindeutig keine Schuld - als leichte Schritte sich näherten; davon abgelenkt wandte ich den Kopf zum Eingang der Laube und sah ein Mädchen eintreten, das uns mit einem Lächeln bedachte, so strahlend als hätte an diesem verblassten Herbsttag auf einmal der Frühling seinen Einzug gehalten. Das war ansteckend - "Salve" grüsste ich zurück, und erwiderte das Lächeln ganz von selbst, überrascht aber herzlich. Flavus stellte uns vor und ich erhob mich rasch, staunend über diese plötzliche Vermehrung meiner näheren Verwandschaft. Flavus und Flava. Ich sah von einem zum anderen. Schon verrückt wie das Schicksal so spielte. Es nahm Onkel Livianus alles, und liess dafür auf einmal Zwillinge, die doch ein Zeichen für die Gunst der Götter sind, auftauchen... aber das war bestimmt ein gutes Omen. Musste es sein.
    "Es ist mir eine Freude Dich kennenzulernen, Flava! Wir haben uns gerade ein bisschen bekannt gemacht. Faustus ist mein Praenomen. Ich muss zugeben, ich bin gerade ziemlich überwältigt, ich hatte nicht die geringste Ahnung dass ihr... aber das hatte ja wohl keiner. - Setz Dich doch zu uns wenn Du magst." Auch ich nahm wieder Platz und fragte, weil es gerade so viele Fragen gab, dass ich lieber mal eine nicht so komplizierte wählte, aber voller Interesse an meiner neuentdeckten Cousine: "Und, wie gefällt es Dir so hier in Rom?"

  • Ich würde nie lauschen, Marcus, es ist nur… oh, du bist gemein!
    Am Anfang wollte sie sich noch rechtfertigen, dann sah sie aber seinen schelmischen Gesichtsausdruck und sah ihn vorwurfsvoll an. Aber nur kurz, da sie zum einen viel zu glücklich über den bisherigen Verlauf des Tages war und zum anderen ihrem Bruder einfach nicht lange böse sein konnte. Erst recht nicht wegen so einem kleinen Spaß.
    Als ihr Bruder ihr ihren Cousin vorstellte und dieser ihr auch gleich seinen Praenomen nannte, strahlte Flava regelrecht. Sie hätte nie gedacht, dass sie von allen so freundlich aufgenommen werden würden, aber so lieb wie alle zu ihr waren, fühlte sie sich schon fast wie zuhause. Und noch besser, wenn sie den Stammbaum nicht völlig durcheinanderbrachte, war das hier ihr „richtiger“ Cousin, nicht ein entfernterer Verwandter, sondern einer der nächsten. Dass dieser sie so freundlich begrüßte, freute die junge Frau gleich noch einmal mehr, und sehr gerne nahm sie die Einladung an und setzte sich zu den beiden Männern.
    Oh, Rom ist wunderschön. Nur etwas groß. Wäre Meridius nicht so nett gewesen, mir einen Sklaven als Stadtführer mitzugeben, glaube ich, ich hätte mich vorhin verlaufen. Hier gibt es auch so viel zu sehen!
    Flava bekam einen fast schwärmerischen Gesichtsausdruck. Rom war wirklich wundervoll, allein die Tempel waren mehr als nur sehenswert. Sie war von dieser Stadt gänzlich verzaubert bislang, auch wenn sie die bloße Ausdehnung ein wenig erschreckte.
    Und bislang sind hier alle so freundlich. Auch der Septemvir eben. Ach, wo hab ich nur meinen Kopf, das kannst du ja gar nicht wissen. Ich war eben beim Cultus Deorum, um mich als Schülerin zum Dienst an den Göttern zu melden.“ Und jetzt wandte sie sich ganz freudig aufgeregt ihrem Bruder zu. „Und sie haben ja gesagt. Ich muss nur noch auf einen Brief warten, aber dann kann ich Priesterin werden, genau wie Mutter. Ist das nicht wundervoll?
    Flava fand es so wundervoll, dass sie übers ganze Gesicht geradezu strahlte, während sie zwischen ihrem Bruder und Faustus hin und her blickte. Sie konnte es kaum erwarten und war so überglücklich, dass es so unkompliziert und schnell doch geklappt hatte.

  • "Ja das ist wundervoll Flava."


    Marcus Stimme klang leise und sanftmütig. Er freute sich für seine Schwester und genoss das glückliche Strahlen in ihren Augen zu beobachten, als sie ihm diese Neuigkeit mitteilte. Sie hatte also nun ihre Ziele bereits erreicht, Marcus stand erst am Anfang. Natürlich waren seine Karrierevorstellungen etwas höher gesteckt als die seiner Zwillingsschwester und der Weg dorthin daher vermutlich auch mühsamer und steiniger, doch für Flava war es die Welt, wie Mutter als Priesterin der Diana zu dienen. Er sah kurz zu seinem Vetter Serapio um zu sehen, wie dieser auf seine Schwester reagierte. Marcus wusste, das Flava unbewusst eine unbändige Anziehung auf Männer ausübte und hatte daher gelernt besonders Achtsam zu sein und aus den Gesichtern anderer Männer zu lesen, wenn seine Schwester in der Nähe war. Schon mancher hatte eine anzügliche Bemerkung oder auch nur einen verstohlenen Blick bitter bereut. Auch bei Verwandten würde er da keine Ausnahe machen. Dann sah er wieder zu seiner Schwester.


    "Ich freue mich für dich. Bis wann kannst du diesen Brief erwarten?"

  • Es war schön zu hören, wie begeistert meine Cousine von Rom war. "So ging es mir am Anfang auch hier", grinste ich - sowohl mit dem Verlaufen, als auch mit dem Zauber, den diese Stadt ausübte, war es so gewesen. Und um wieviel mehr musste sie die beiden beeindrucken, die gerade aus Britannia angekommen waren - wo die Zivilisation im Vergleich zu hier doch sicherlich bloss rudimentär war.
    "Ja, grossartig!", fiel ich ein, mitgerissen von ihrem Enthusiamus, "Glückwunsch!"
    So wie Flava strahlte, musste es für sie eine ganz grosse Bedeutung haben. Unwillkürlich sah ich hoch zu der Statue der Göttin, deren schönes weisses Antlitz unbeteiligt über uns hinwegsah. Es war das erste Mal, so sinnierte ich, dass ich mitbekam wie eine Tochter in die Fusstapfen der Mutter trat, sonst lag es doch immer nur bei den Söhnen die Fackel der Väter weiterzutragen... Der Einklang, der ganz offenkundig zwischen den beiden Geschwistern war, machte mich ein klein bisschen wehmütig, erinnerte mich daran, dass Seiana weit weg, auf einer ziemlich gewagten Reise, im fernen Ägypten war. Ich fing einen Blick von Flavus auf, der mich wiederum musterte, und sah einen Moment lang fragend zurück, bevor er sich wieder Flava zuwandte. Die Hände um den Rand der Steinbank gelegt, lehnte ich mich ein wenig zurück, auf die ausgestreckten Arme gestützt. Das war schon interessant, fand ich - so schroff Flavus wirkte, so liebenswert erschien seine Schwester.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!