[Forum Augustum] Templum Martis Ultoris

  • Dem alten Tiberier waren die Erlebnisse von Axilla und Piso ebenfalls nicht bekannt, sodass er auch nicht bemerkte, dass diese ein wenig peinlich berührt war. Als Gracchus dann noch erklärte, dass Piso verhindert war, nickte er nur.


    "Gut, dann fangen wir an. Am besten zuerst das Tempelinnere, dann gehen wir nach außen bis zur Tempelküche - dort müsstest du ja noch einige Erdarbeiten durchgeführt haben, nicht wahr?"


    fragte er Kephalos.

  • Als Axilla hörte, dass Piso tatsächlich nicht kommen würde, beschloss sie aus lauter Erleichterung spontan, nachher vor dem Nachhausegehen noch ein paar Dinkelkekse für Mars zu kaufen und zu opfern – auch wenn es wohl ein sehr improvisiertes und schnelles Opfer sein würde ohne große Gesten und Worte. Manchmal sagte ein kleines „Danke“ auch mehr als eine ganze Litanei an Lobeshymnen.
    In jedem Fall war Axilla sehr erleichtert über die Neuigkeit und schaffte es nur ungenügend, das zu verbergen. Sie lächelte doch wieder und stand etwas gerader, als noch gerade eben, wobei sie dennoch etwas nervös nach wie vor war. Immerhin entschied sich gleich, ob sie oder genauer gesagt Kephalos sich in Rom wohl einen Namen machen mochten. Wenn das hier gut lief, vielleicht kamen dann noch mehr Aufträge? Es gab in Rom schließlich eine Unmenge an Tempeln, Schreinen und sonstigen heiligen Stätten, die die ein oder andere Ausbesserungsarbeit dann und wann bräuchten. Da konnte man schon mal nervös sein.


    “Gut, ich... warte dann so lange hier draußen.“ Axilla wusste nicht, ob sie so durch den Tempel spazieren durfte. Sie war noch nie in irgendeinem Kultraum gewesen. Meistens opferte sie an ihrem Hausaltar oder dann und wann an einem kleinen Schrein. Bis auf für Pluto hatte sie noch nie so richtig in einem Tempel geopfert oder viel sich in einem aufgehalten. Aber ihr war dennoch klar, dass sie da nicht einfach so überall rumspazieren durfte. Der Tiberius und der Flavius waren Pontifices, die durften. Kephalos musste alles erklären und musste also mit. Aber sie? Sie war keine Priesterin, schon gar nicht für Mars – hatte der sowas überhaupt? - und darüber hinaus eine Frau. Da wartete sie lieber hier, wo sie ganz sicher niemanden sauer machte.


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    Kephalos nickte seiner Brötchengeberin kurz zu und machte sich dann daran, die beiden Pontifices durch den Tempel zu führen. “Das ist richtig, Pontifex Tiberius. Es wird mir eine Ehre sein, euch alles zu zeigen.“
    Also betrat er den Tempel und wartete darauf, dass die Männer ihm folgten. “Das Innere des Haupttempels musste nicht saniert werden. Die nötigen Messungen ergaben keine Verschiebungen bei den Wänden oder Säulen, weder lot- noch fluchtrecht. Lediglich eine gründliche Säuberung nach den Bauarbeiten, begleitet von einer Säuberung der Kapitelle der Säulen, sind hier erfolgt. Die Hauptarbeiten beschränkten sich auf die Tempelküche im hinteren Teil und das Dach“, dozierte der Grieche mit tiefer Bassstimme gleichmäßig, während er gemessenen Schrittes und in nötiger Ehrfurcht vor dem Gott durch den Tempel zu eben jenen Bereichen schritt.

  • Ein wenig verwirrt war Durus schon angesichts der Erleichterung der Iunierin, deutete es aber schließlich als Nervosität, die sich nun ablegte, da sie endlich ihr Werk präsentieren konnte - oder vielmehr Kephalos, denn sie wartete scheinbar lieber draußen.


    "Gut, dann sehen wir uns gleich."


    stellte der alte Tiberier schließlich fest und betrat das Innere des Tempels. Wie immer im September überraschte Durus die stickige Wärme im Inneren des ehrwürdigen Gemäuers. Während es den Großteil des Jahres angenehm kühl in den großen Steinbauten war, so hatte der heiße Sommer das Bauwerk nun so aufgeheizt, dass man hier wohl bis weit in den Herbst hinein nicht würde frieren können. Etwas verwirrt erklärte Kephalos dann allerdings auch schon, dass es hier eigentlich nichts zu sehen gab.


    Dennoch ließ der Pontifex pro Magistro seinen Blick streifen, blieb am Schwert des Divus Iulius hängen, das hier aufbewahrt wurde und nahm besonders die zahlreichen Votivgaben in Augenschein, deren älteste noch aus der Zeit des Divus Augustus stammten. Nachdem er aber tatsächlich kein Stäubchen (oder zumindest nicht ungewöhnlich viel für einen Tempel dieser Größe) finden konnte, nickte er.


    "Gut, dann sehen wir uns die Tempelküche an. Das Dach wird mein Scriba Personalis für mich besteigen und in Augenschein nehmen."


    Gerade mit dem Stock war es wohl kaum möglich, in seinem Alter ein Gerüst zu erklettern, um den Tempel von oben zu sehen (obwohl ihn die Aussicht durchaus reizte).

  • Schweigend folgte auch Gracchus dem Architekten in das Innere des Tempels, in dem es nicht mehr zu sehen gab außer den Wänden, Statuen, Kandelabern und Votivgaben, welche dort stets harrten. Diesmalig stand auch kein Besucher im dämmrigen Licht des Raumes, kein Opfernder am Altar und innerlich seufzte Gracchus erleichtert über diesen Umstand, obgleich die Qualität der Luft in der Cella ihm seine letzte Begegnung im Tempel nur allzu deutlich in Erinnerung rief. Er suchte den Worten des Griechen aufmerksam zu folgen, realisierte jedoch die Bedeutung deren Inhaltes erst vollkommen als Durus darauf verwies, dass sein Scriba auf das Dach hinauf würde steigen. Ein dicker Klos formte sich in Gracchus' Kehle beim Gedanken daran, an einem Gerüst empor an der Tempelwand hinauf zu klettern, um allfällig hernach auch noch auf den Schrägen des Daches herumzulaufen, wobei er indes keinen Gedanken an die Möglichkeit aus körperlicher und konstitutionellen Sicht verschwendete - womöglich auch, um nicht sich eingestehen zu müssen, dass auch sein Leib für solcherlei zu alt, zu untrainiert oder zu eingeschränkt war, wenn nicht gar alles zugleich-, sondern sich daran klammerte, dass dies einem Senator und Pontifex ohnehin nicht gut zu Gesicht stand. Somit würde auch er nur seinen Vilicus in die luftigen Höhen hinauf senden - dass Sciurus seinem Namensgeber mochte nacheifern.

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    Der Pontifex wollte wirklich einen seiner Gehilfen aufs Dach schicken? Hätte Kephalos das gewusst, er hätte den Abbau des Baukrans nicht veranlasst, so dass man mit selbigem einen Korb in die Höhe hätte ziehen können. So jetzt würde er seine Gehilfen schicken müssen, eine Leiter holen, und selbst dann würde der Scriba des Tiberiers kaum mehr sehen als das gedeckte Dach, war die eigentliche Arbeit doch unter den Schindeln verborgen. Aber Kephalos hatte schon als Lehrling bei seinem Meister damals gelernt: Einem Bauherrn widersprach man bei solcherlei Dingen besser nicht.
    “Wie du wünscht, Pontifex. Ich werde einen meiner Schüler mit hochschicken, der deinem Scriba gerne alles zeigt.“
    Kephalos war schließlich Architekt und kein Vogel. Abgesehen davon, dass er doch dem guten Essen etwas mehr zugetan war und da nicht über eine wacklige Leiter irgendwo hochklettern musste wie ein junger Athlet.


    Da der Flavier auch keine weiteren Einsprüche erhob, führte Kephalos die beiden Pontifices also in den Bereich zur Tempelküche weiter, wo zwischenzeitlich der Betrieb auch wieder aufgenommen werden konnte.
    “In diesem Bereich“, begann also der Grieche zu erklären und zeigte auf den Boden im zentralen Bereich. “... war eine Absenkung eingetreten, die behoben werden musste. Dazu wurde die Tempelküche zunächst soweit als möglich ausgeräumt und abgebaut. Zur Sicherung der Wände wurden hier... und hier über Kreuz Stützbalken eingesetzt, die das Gewicht der Wände trotz fehlender Mittelmasse besser zu verteilen und einen Einsturz zu verhindern.“ Zum Glück hatten sich keine Druckstellen auf den Steinen durch diese Stütze ergeben. “Daraufhin wurde der Boden hier ausgehoben, um auszuschließen, dass ein Wasserlauf oder ein Hohlraum hierfür ursächlich ist. Nachdem dies ausgeschlossen werden konnte, wurde der Grund neu und mit dichterer Masse verfüllt. Wenn ihr hier herüberlauft, werdet ihr vermutlich eine kleine Erhöhung feststellen. Diese ist beabsichtigt, da der Grund sich bis zur endgültigen Verdichtung in zwei bis drei Jahren noch um etwa einen bis zwei digiti abfallen wird und damit dann planeben sein sollte.“ Ganz sicher konnte man so etwas natürlich nie sagen. Der Architekt, der ursprünglich diesen Baugrund untersucht hatte, war sicherlich auch nicht von einer Absenkung ausgegangen. “Bei der Verlegung des óstrakon wurde diese Verschiebung bereits berücksichtigt, so dass die Fliesen nicht erneut springen dürften.“

  • Dass man gar nichts sehen würde, wenn man das Dach begutachtete, war Durus nicht bewusst - er hatte einfach angenommen, dass man die Reparaturarbeiten am Dach auch eben dort kontrollieren musste. Doch vorerst ging es weiter in die Tempelküche, die er seiner Erinnerung nach noch nie betreten hatte. Zwar hatte er Mars schon mehrfach geopfert, doch die einfachen Tätigkeiten oblagen nun einmal stets den Opferhelfern - und die Zubereitung des Fleisches konnte man durchaus einem Aedituus anvertrauen.


    Mit seinem Gehstock klopfte er auf die leicht unebenen Platten.


    "Aber zu garantieren ist das nicht, nehme ich an? Beziehungsweise würdest du die Schäden kostenfrei ausbessern, wenn es im nächsten Jahr wieder Schäden gibt?"


    fragte er - er wollte ja nicht im nächsten Jahr gleich wieder einen Architekten engagieren und diesem Geld aus der Tempelkasse geben.

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    Die Frage verletzte Kephalos in seinem nicht unerheblichen griechischen Stolz.
    “Sollte es sich innerhalb von drei Jahren mehr absenken, als von mir vorausgesagt, heb ich höchstpersönlich die Grube noch einmal aus“, polterte sein tiefer Bass hervor, ehe er sich doch etwas bei seiner Aussage einschränkte. “Ich übernehme die Gewährleistung für meine Arbeit, aber nicht für Blitzschläge, Erdbeben, Feuer, Überschwemmung oder schlicht menschlichen Vandalismus. Wenn allerdings Fehler bei meiner Arbeit aufgetreten sein sollten oder etwas von mir nicht sorgfältig genug geprüft worden sein sollte – was ich dir versichern kann, dass ohnehin nicht zutrifft – dann werde ich selbstverständlich die Ausbesserung der Arbeiten auf meine Kosten übernehmen.“
    Es wäre ein Risiko, wenn Kephalos nicht vollkommen von sich und seiner Arbeit überzeugt wäre. Aber er hatte alles nicht nur fünf oder zehn Mal nachgeprüft – oder im Falle des Daches, durch beständiges Scheuchen seine Gesellen prüfen lassen. Nein. Er hatte sicher jeden einzelnen Bauschritt fünfzig Mal begutachtet. Und er war sich sicher, dass wenn nicht Mars höchstselbst unzufrieden mit ihm war und ihn daher strafen wollte, dass seine Arbeit für das nächste Jahrzehnt in jedem Falle ausreichend wäre, wenn nicht länger.

  • Eine Garantie von drei Jahren klang für Durus tatsächlich gut - für diese Zusage riskierte er gern eine kleine Beleidigung für einen Griechen. Noch einmal ging er zwei Schritte vor, um die neuen Platten auch im "Gebrauch" zu erproben. Dann nickte er.


    "In Ordnung. Als nächstes kommt dann schon das Dach? Oder können wir noch etwas persönlich in Augenschein nehmen?"


    fragte er dann weiter - er musste sich schließlich nicht ewig aufhalten.

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    Natürlich konnten sie, und Kephalos hätte sie schön herumgeführt, wenn der Pontifex nicht so zielstrebig losmarschiert wäre. Aber hier griff nunmal die Rangordnung: Ein Peregriner sagte nicht einem Pontifex, wo er langzugehen hatte.


    “Am Aufgang zum Tempel wurde eine Treppenstufe ausgetauscht, die ihr, werte Pontifices, gern in Augenschein nehmen könnt, während mein Gehilfe deinen Scriba auf das Dach führt. Und natürlich das Pferdeohr an der Statue auf dem Platz, sofern ihr es noch nicht in Augenschein genommen habt“, meinte Kephalos etwas versöhnlicher.

  • Treppenstufen - das war nun auch nichts sonderlich kompliziertes. Aber da sie schon einmal hier waren, beschloss er, auch dieses Werk persönlich in Augenschein zu nehmen.


    "Gut."


    Sie gingen um den Tempel herum und standen wieder vor dem Aufgang, auf dem sich die Säulen erhoben. Etwas verwirrt blickte der alte Tiberier die Treppe hinauf und hinab.


    "Und...welche Stufen hast du nun ausgetauscht?"


    Er konnte auf Anhieb keine großen Unterschiede an den einzelnen Stiegen erkennen - man hatte ja auch denselben Marmor verwendet.

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    Also ging es wieder um den Tempel herum zur Vorderseite desselben, wo sie zu Beginn schon gestartet waren. Kephalos winkte auf dem Weg einen seiner Gehilfen herbei und gab ihm in schnellem Griechisch zu verstehen, dass er eine Leiter herbeizuschaffen hatte und dann dem Scriba des Pontifex das Dach zeigen sollte. Sein Gehilfe schluckte zwar einmal und sah etwas zweifelnd drein, aber beeilte sich dann, das Gewünschte mit seinen Leidgenossen herbeizuschaffen, während der Meister sich weiter ans Präsentieren machte.


    Hier draußen schloss sich auch die Iunia wieder an und schenkte den Herren erneut ein mädchenhaftes Lächeln, verkniff sich aber die Frage, ob denn alles zur Zufriedenheit bislang sei. Das fragte Axilla besser am Schluss.


    Kephalos unterdessen schritt langsam die Stufen herab, ehe er auf besagter Stufe stehen blieb. “Diese hier, Pontifex. Die Steinmetze haben sich bemüht, sie so exakt wie möglich in das jetzige Bild einzufügen. Einzig ist sie natürlich nicht so ausgetreten wie die älteren Stufen, was aber wohl auch nicht gewünscht wird. Um Schäden beim Einsetzen zu vermeiden, wurde die darunterliegende Stufe mit feinem Sand geschlämmt und abschließend wieder gesäubert.“ Andernfalls wäre der weiße Marmor der anderen Stufen beim Einpassen vermutlich sehr verkratzt worden. So aber gab es keine über die normale Abnutzung hinausgehenden Zeichen, höchstens dass die Treppe durch das Abschmirgeln mit dem feinen Sand jetzt besonders sauber war.


    Unterdessen kamen auch zwei von Kephalos' Burschen wieder mit einer Leiter, die wohl lang genug war, um auf das Dach zu steigen. Der Grieche blickte kurz in die Richtung, ehe er sich an die beiden Pontifices wieder wandte. “Sofern keine fragen hierzu bestehen, können wir uns noch die Pferdestatue au dem Vorplatz ansehen, während meine Gehilfen den euren das Dach zeigen“, schlug er vor. Von hier unten konnte man außer ein paar herumkletternden Männern da sowieso nicht viel sehen. Außer, der Pontifex wünschte, sich mit seinem Scriba über den Zustand des Daches dann noch sogleich zu unterhalten, während eben jener dort oben herumkletterte.

  • Die Fachkundigkeit, mit der der Architekt die Renovierung vorgenommen hatte, beeindruckte Durus durchaus. Dass man Marmor abschlämmte, um Kratzer zu vermeiden, hatte er noch nie gehört - aber das Ergebnis gefiel ihm durchaus. Auch hier machte er ein paar vorsichtige Schritte auf den Stufe, um etwaiges Kippeln zu bemerken - allerdings war dies erwartungsgemäß nicht der Fall.


    "Das ist eine gute Idee. Zwar habe ich sie schon oberflächlich in Augenschein genommen..."


    Immerhin war er daran vorbeigegangen, wobei er - zugegebenermaßen - nicht sonderlich auf die Ohren der Pferde geachtet hatte.


    "...aber wenn du uns kurz erklären kannst, was ihr genau getan habt, ist es vielleicht doch besser. Lukios, geh du mit den beiden Handwerkern!"


    Der Scriba entfernte sich beflissen, während Durus die wenigen Stufen wieder hinabging, um die Quadriga aus der Nähe zu betrachten und Kephalos' Erklärungen zu hören.

  • Noch immer schweigend - es widerstrebte Gracchus seit jeher Worte um der Worte willen zu verlieren, wenn er ohnehin nichts zu sagen hatte, und in diesem Falle hatte er nur etwas zu sagen, so er einen Mangel an den Bauarbeiten würde feststellen - trat auch Gracchus in die Tempelküche hinein, in welcher er genteilig zu Tiberius zwar schon zur ein oder anderen Gelegenheit während seiner Ausbildung war gewesen, was indes ihm derart lange bereits zurück schien - ein halbes Leben, wenn nicht gar länger mochte es sein -, dass er kaum sich an mehr als eine Tempelküche erinnerte, welche in ihrer Erscheinung jeder anderen Tempelküche würde gleichen. Der Boden dort sah aus wie ein Boden nun einmal hatte auszusehen, insbesondere schien er durchaus waagrecht, so dass es auch hier nichts zu beanstanden gab. Similär war dies auch draußen am Aufgang zum Tempelgebäude, wo eine Stufe war ausgetauscht worden, doch obgleich Gracchus beinahe ein jedes Mal so er die Treppen war hinaufgegangen beiläufig eben jene Stufe hatte mit Missfallen wahrgenommen, obgleich er ein jedes Mal hatte vermieden, eben diese Stufe zu betreten, so hätte er nun nicht mehr sagen können, an welcher Stelle dies gewesen war. Die Treppe präsentierte sich wie die Treppe zu einem Tempel sich nun einmal präsentierte - hell, erhaben, makellos, nur gezeichnet von den Spuren der Verehrung - und es war wohl dies, was Kephalos als wirklich guten Baumeister bei dieser Arbeit auszeichnete, dass nichts zu sehen war von seiner Arbeit, dass nichts störte im Bild der Vollkommenheit der Realität, dass seine Arbeit sich nahtlos einfügte in ein Werk, das nicht das seine war. Erst als Gracchus näher trat und sich ein wenig hinabbeugte, konnte er den Unterschied zu den umliegenden Stufen erkennen, und er wünschte sich in diesem Augenblicke, dass es auch solche Baumeister gäbe für den Geist. Was wäre dies für eine Chance, könnte er solch einen Baumeister einladen in die Welt seines Innersten, ihn hinführen zu seinem Gedankengebäude, welches in Teilen zwar einem Palast entsprach - entsprungen aus tausenden Träumen, erbaut und erweitert in einer Lebenszeit -, doch in so vielen Bereichen nurmehr in Trümmern und Schutt lag, niedergerissen von der unbändigen Kraft des Schicksals, eingestürzt unter der Bedingungslosigkeit der Realität, zerstört durch die Willkür der Menschheit. Wenn nur ein anderer, seiner eigenen Unfähigkeit zum Trotze, diese Devastation könnte wandeln in die Pracht, welche Stück um Stück verloren gegangen ward, welche allfällig niemals hatte bestanden! Doch Kephalos' Vorschlag weiter zu der Statue inmitten des Platzes zu gehen riss Gracchus zurück in die Wirklichkeit, zurück in das Bewusstsein, dass der Weg in seine Gedankenwelt niemandem offenstand außer ihm selbst, dass niemals irgendwer für ihn würde erfüllen können, was er selbst nicht zu schaffen fähig war, dass die Zeit stets nur voranschritt, doch niemals zurück. Während Durus' Scriba ausgeschickt wurde, das Dach zu begutachten, überquerten die Pontifices den Platz vor dem Tempel, um die steinernen Pferde des pater patriae in Augenschein zu nehmen.

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    Kephalos nickte leicht und bedächtig auf die Worte des Tiberiers hin. Der andere Pontifex hatte bislang recht wenig geredet, so dass Kephalos einfach den älteren der beiden als Hauptgesprächspartner weiterhin annahm und den anderen eben als weiteres Augenpaar, falls der Tiberier etwas übersah. So oder so würde Kephalos den beiden ohnehin alles zeigen, was sie sehen wollten. Immerhin hatte er noch Geld zu bekommen.
    “Selbstverständlich, Pontifex. Wenn ihr mir folgen wollt?“


    Genau genommen folgten nun die drei – Flavius, Tiberius und Iunia – nicht Kephalos, sondern Axillas Sklaven und dem noch übrigen Gehilfen im Geschwader des Griechen, die die Leute auf dem Platz ein wenig beiseite scheuchten, so dass man zu der Statue überhaupt vernünftig gehen konnte. Und auch so dauerte es seine Zeit, wohl aber vornehmlich, weil Kephalos sich der Geschwindigkeit des Tiberiers anpasste. Trotz seines eigenen Körperumfangs war er doch sehr flott ansonsten, allerdings war er auch ein gutes Stück jünger als der Tiberier und benötigte keine Gehhilfe.


    An der Quadriga schließlich angekommen fing Kephalos wieder mit dem Erklären an. “Ich habe einen Steinmetz angewiesen, ein Ersatzohr für diese Statue hier zu fertigen und sich dabei an dem anderen Ohr in Form und Ausrichtung zu orientieren. Mittels eines Eisennagels wurde dann das Ohr mit der Statue verbunden. Da wir natürlich nicht auf das neue Ohr einhämmern konnten und die Bohrung für den Eisenstift auch nur geringfügig sein durfte, wäre die nötige Festigkeit der Verbindung nicht zu garantieren gewesen, außerdem konnte man noch recht deutlich einen Spalt sehen. Diesen haben wir geschlossen mit einer Schicht aus feinem Mörtel aus Marmorstaub, um so die weiße Farbe zu erhalten. Damit wurde das Ohr weiter fixiert und anschließend fein abgeschleift, um die Arbeit möglichst genau anzugleichen. Bei genauem Hinsehen sieht man natürlich noch die Unterschiede zwischen Mörtel und Stein, und eine Farbveränderung über die Zeit oder eine Auswaschung durch Regen ist nicht auszuschließen. Allerdings benötigt man hier nur Kleinstmengen an besagtem Mörtel, um dies wieder auszugleichen.
    Eine weniger sichtbare Lösung könnte nur durch einen kompletten Austausch der Statue erreicht werden.“
    Was wohl ein kleines Vermögen kosten dürfte, war die doch aus dem begehrtesten Marmor der Welt erschaffen worden. Und Kephalos hatte für eine wesentlich geringere Menge schon tief in seine Kasse greifen müssen, vor allem um das Material aus Luna zeitnah zu erhalten.

  • Natürlich folgte Durus dem Architekten auch zum letzten Punkt. Die Quadriga war eine der Lieblingsteile des Tempels für den Tiberier und er stellte zufrieden fest, dass die Handwerker ihre Arbeit gut gemacht hatten. Angestrengt taxierte er das Ohr - entweder es lag an seiner Alterssehschwäche oder am hervorragenden Werk von Kephalos, aber er konnte kaum Farbvarianzen sehen. Dementsprechend erschien es ihm nicht sinnvoll, diese wunderbare Statue auszutauschen.


    "Das würde die Renovierung um einiges teurer machen - ich denke, dass wir vorerst die vorliegende Lösung beibehalten, nicht wahr, Flavius?"


    Dann sah er erwartungsvoll abwechselnd zu Kephalos und Axilla. Sicherlich würde es nun an die finanziellen Dinge gehen...

  • Scheinbar war Gracchus gerade in Gedanken versunken - die Nachfrage hatte aber ohnehin nur darauf abgezielt, den Flavier etwas stärker einzubinden. Da dieser dazu aber nicht geneigt schien, wandte Durus sich nach kurzem Zögern doch wieder verbal an die beiden.


    "Als Gesamtpreis hatten wir MMCCC Sesterzen vereinbart, richtig? Gibt es irgendwelche Änderungen der Auslagen, die den Preis ändern würden?"

  • Während Kephalos die Bemühungen der Steinmetze und Baumeister erläuterte, versuchte Gracchus jeden dieser Arbeitsschritte an dem tierischen Abbild nachzuvollziehen und die feinen Unterschiede der verwendeten Materialien zu entdecken und war durchaus ein wenig fasziniert von dieser Art der Arbeit, so dass die Nachfrage Tiberius' gänzlich seiner Aufmerksamkeit entging. Erst als dieser auf die vereinbarte Summe und die Kosten der Arbeit zu sprechen kam, wandte Gracchus sich wieder seinem Collegae und dem Baumeister zu, um dessen Antwort abzuwarten.



    Sim-Off:

    Ich bitte um Verzeihung, dieses Thema war augenscheinlich tatsächlich meiner Aufmerksamkeit abhanden gekommen.

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  • Jetzt war es an Axilla, wieder das Wort zu ergreifen. Immerhin war es ihr Architekt und damit auch ihre Rechnung, und letztendlich würde sie auch die ganze Verantwortung dafür übernehmen müssen, was Kephalos getan hatte. Immerhin arbeitete er ja nur für sie und nutzte ihren Namen für seine Geschäfte, während sie seine Fachkenntnisse für die ihren benutzte.
    “Das ist richtig, Consular Tiberius. Dreiundzwanzig Aurei. Die Beschaffung des Marmors war zwar doch etwas schwieriger als zunächst angenommen, allerdings konnten an anderer Stelle entsprechend Einsparungen vorgenommen werden, so dass es bei der Summe bleiben kann.“ Und selbst, wenn es nicht so gewesen wäre: Axilla hätte den Preis nicht mehr im Nachhinein verändert. Schon allein, um auf weitere Aufträge seitens des Collegium Pontificum hoffen zu dürfen. Rom hatte verdammt viele Tempel. Da ging andauernd etwas kaputt, wenngleich dieser Auftrag hier wohl schon zu den größeren gezählt werden durfte. Sofern nicht ein neuer Tempel gebaut werden würde – eine Ehre, die sich Axilla wohl nicht erträumen durfte – war das hier schon ein sehr prestigeträchtiges Referenzobjekt für künftige Arbeiten.

  • Durus war kein Freund der Umrechnung von Summen in die größtmögliche Münze - einen Aureus bekam man ohnehin selten zu sehen und Kaufleute pflegten sich stets des Sesterz als Rechenwert zu bedienen. Da es aber nichts zu rechnen gab - schließlich war die Bemerkung der Iunierin nur eine Bestätigung - nickte er nur.


    "In Ordnung. Wenn du erlaubst, werde ich die Pontifices konsultieren, ob wir dir möglicherweise einen Bonus auszahlen wegen der Schnelligkeit und Ordentlichkeit der Arbeit deines Architekten."


    Er sah hinüber zu Kephalos, dann forschend zu Gracchus - auch mit ihm hatte er noch nicht über den Gedanken gesprochen.

  • Ein Bonus für die gute Arbeit? Axilla sah im ersten Moment etwas perplex drein und folgte dem Blick des Tiberiers an Flavius Gracchus und weiter zu Kephalos, der bei dem Lob ein bisschen zu wachsen schien. Zumindest hob sich die doch recht umfangreiche Brust ein wenig an, auch wenn er ansonsten doch sehr stoisch blieb. Doch irgendwie war er doch alexandrinischer Grieche, und Axilla wusste, wie gern diese Komplimente hörten. Noch dazu, wenn sie sie verdienten.
    “Das wäre überaus freundlich von dir, Consular Tiberius. Aber es war uns auch so eine große Ehre, dem Collegium Pontificum behilflich gewesen zu sein.“ Axilla würde einen Bonus natürlich nicht ablehnen, wann bekam man schonmal Geld geschenkt bei einem Geschäft? Aber dennoch wollte sie höflich und nicht gierig sein, und es war ja wirklich nicht nötig, mehr zu zahlen, als vereinbart war.

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