[Capitolium] Templum Iovis Capitolini

  • Livius hatte seinen Platz am Altar wieder eingenommen, als sein Lehrmeister sich, mit dem Opfermesser in der Hand, zum Lamm begeben hatte.


    Trotz all der Aufgeregtheit, das erste mal vor der Öffentlichkeit ein solches Opfer zu vollziehen, schaffte es der junge Livius zumindest in Gedanken den Opferablauf noch einmal durchzugehen. War ihm auch kein Fehler unterlaufen? Konnte er bedenkenlos das 'Age' geben? Sein Blick streifte über die kleine Traube an Zuschauern, die sich eingefunden hatte zu diesem Opfer. Natürlich konnte niemand erwarten, dass eine jubelnde Masse vor dem Tempel stehen würde, um diesem unbedeutenden Plebejer bei seinem Opfer zuzuschauen, doch waren es mehr Leute als Livius überhaupt erwartet hatte. Was seine allgemeine Nervösität natürlich abermals verstärkte.


    Doch jetzt half alles Bedenken und Überlegen nichts mehr. Er musste weitermachen, damit sich dieser Moment nicht unnötig in die Länge zog und auffiel. Der Discipulus blickte also zum fragenden Aedituus hinüber und, atmete sichtbar aus und nickte dann, als er sprach:"Age!". Laut und deutlich, und ohne dieses ängstliche Krächzen in der Stimme, wie es ihm sonst schonmal passiert war, seit sich seine Stimme brach.
    Sein Blick ruhte danach auf seinem Lehrer Matinius und dem nicht mehr lange am Leben bleibenden Lamm. 'Hoffentlich wird das Blut strömen. Hoffentlich werden die Eingeweide makellos sein. Hoffentlich wird Minerva das Opfer annehmen.' Mehr als die Hoffnung blieb dem Livius nicht mehr.

  • Auf dem Kapitol herrschte Alltag. Als Agrippa und der Curator vor dem Tempel des Jupiter zum Stehen kamen, war es schon Mittag. Auf dem Vorplatz wurde gerade eine kleine Zeremonie abgehalten, ansonsten liefen hier wie gewohnt Priester und Gläubige herum. "Nun, wie gesagt, ist es vor allem die Ostseite des Tempels, die mir Sorgen bereitet", sagte der Matinier und führte den Curator um die Ecke, damit dieser den dortigen Zustand des Bauwerks begutachten konnte. Am besten lasse ich ihn erst mal in Ruhe nachdenken! Gedacht, getan. Nach einer Weile fragte Agrippa aber dann doch nach: "Was hälst du davon?"

  • Den Weg zum Tempel hatten sie gemächlich zurück gelegt. Das Gesprächsthema bis dato waren alltägliche Dinge, die gerade so angesagt waren und die man sonst auch mit den Nachbarn in der Straße, wo man wohnte, auszutauschen pflegte. Jetzt da sie ihr Ziel erreicht hatten, ging der Senator ein paar Schritte zurück, um sich die gesamte Seite des Tempels ansehen zu können, ohne Genickstarre zu bekommen. Immerhin war der Bau ein imposantes Gemäuer. Dann schwieg er wahrlich eine Weile. Das das den täglich patrouillierenden Bezirks Bauarbeitern nicht aufgefallen war, blieb ihm ein Rätsel.


    "Hm, das sieht wirklich nicht gut aus. Da müssen wir aber schnellst möglich etwas tun, damit der Schaden nicht noch größer wird."

  • Was auch immer sie zu tun gedachte, zuerst musste Axilla hierfür die nötigen Grundlagen schaffen. Und dafür brauchte sie eine Fachmeinung, da diese Frage nicht ganz so alltäglich war, als dass sie sie einfach hätte selber entscheiden oder nachlesen können. Allerdings war sie auch nicht derartig alles bestimmend, dass sie damit gleich zum Flamen Dialis höchstselbst gehen musste. Auch wusste Axilla nicht sicher, ob Iuppiter da selbst der richtige Ansprechpartner wäre, oder doch eher Saturn als gebundener, kettensprengender Gott. Aber auch das würde sich herausfinden lassen.


    Axilla also betrat das Capitol des Iuppiter und betrat die Cella des großen Staatsgottes mit seinem beeindruckenden Standbild. Den nächstbesten, der nach Tempeldiener und nicht nach Besucher aussah, sprach Axilla auch gleich an. “Entschuldige bitte. Ich habe eine Frage bezüglich eines Sühneopfers an Iuppiter und müsste mich da mit jemandem unterhalten.“

  • Livius war nun bereits seit einiger Zeit als Discipulus mit dem Studium der religiösen Riten zur Wahrung der Pax Deorum beschäftigt und am heutigen Tage führte ihn sein Weg abermals zum Capitolium, dessen vielen Stufen er bereits gewohnt war zu erklimmen.
    Im Tempel angekommen, wollte er sogleich seinen gewohnten Tagesabläufen folgen und nach den Weihrauch Beständen der göttlichen Trias sehen. Dazu betrat er die Cella des obersten aller Götter zuerst um dort nach dem Rechten zu sehen, als er von einer ihm fremden Frau angesprochen wurde.


    Er drehte sich herum und blickte in die dunkelgrünen Augen einer schlanken Frau, die kleiner, aber auch Älter als er selbst war.
    "Salve.", antwortete er zunächst freundlich und lauschte dann ihren kurzen Ausführungen. "Nun, ...", kam es nichtssagend aus seinem Mund. Er war sich nicht sicher, ob er dabei wirklich der richtige Ansprechpartner war, doch wollte er es wenigstens versuchen. "Worum geht es denn genau? Wollen wir uns dafür vielleicht kurz setzen?", fragte er dann möglichst höflich und deutete auf eine Bank am Rande, die prädestiniert für ein Gespräch unter vier Augen war. Viele Gläubige, die für Fragen oder ein Gespräch zu den Tempeln kamen, legten auch viel Wert auf Privatssphäre.

  • Im Tempel des Iuppiter durfte man sich hinsetzen? Axilla vertraute dem Tempeldiener, und die Bank stand sicherlich aus gutem Grund da, aber irgendwie war sie trotzdem sehr überrascht über diese eigentlich so selbstverständliche Aufforderung. Sie nickte also erst einmal und begab sich mit dem jungen Mann zu besagter Bank. Sie machte sogar Anstalten, sich hinzusetzen, allerdings fühlte sich das irgendwie nicht richtig an. Axilla kam sich zwar fürchterlich albern vor und wahrscheinlich lachte der junge Mann sie innerlich gerade für ihren Aberglauben aus, aber sie traute sich einfach nicht, sich hier im Tempel einfach hinzusetzen. “Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir stehen bleiben?“ fragte sie einfach unsicher. Sie war zu alt, sich darum Sorgen zu machen, was andere von ihr dachten und konnte also so eine Frage stellen, ohne vor Scham im Boden zu versinken.
    “Und um das Problem etwas besser zu beschreiben...“, ging sie auch gleich zum Kern ihres Anliegens über, “Die Sache ist die: Mir wurde ein Versprechen abgenötigt, durch welches ich – ohne dies zuvor zu wissen oder zu ahnen – Mitwisserin eines Verbrechens wurde. Nun würde mich besagtes Versprechen zum Stillschweigen verpflichten, was allerdings nie in meinem Sinn lag. Da für Iuppiter gegebene Versprechen allerdings heilig sind, frage ich mich, welches Sühneopfer wohl angebracht wäre, um das Brechen eines Versprechens wieder auszusühnen. Insbesondere, da das Verbrechen, welches durch dieses Wort geschützt werden soll, eines ist, das der kapitolinischen besonders verhasst ist.“
    Dass Menschen ein Versprechen brachen, kam sicherlich alle Nase lang vor. Dass sie dafür als Entsühnung opferten, war daher wohl auch nicht selten. Allerdings war es für Axilla das erste Mal, dass sie in dieser Situation war, also hatte sie keine Ahnung, welches Tier hierfür angebracht wäre.

  • Zusammen mit seinem Sklavenjungen Cyrus der ein kleines Bündel und einen kleinen Vogelkäfig trug, kam Valens zum Tempel des Iuppiter Optimus Maximus. Er wollte den größten und besten Iuppiter bitten seine Standeserhebung zu unterstützen. Als höchster Herrscher des Himmels, war Iuppiter genau der richtige Ansprechpartner unter den Göttern. So dachte zumindest Valens. Er hatte sich eine saubere Toga für diese Angelegenheit angezogen und bestaunte nun zunächst den Tempel von Außen. Ein außerordentlich beeindruckendes Bauwerk. Vor dem Tempel standen Beutestücke, die von Feldherren dem Tempel geschenkt worden waren. Da mussten Präsente von vielen großen Feldherren dabei sein. Vielleicht auch einem Fabier? Natürlich nicht aus seiner Linie, die hatte ja erst mit seinem Vater und dessen Bruder angefangen. Aber vielleicht von den großen Fabier der Vergangenheit. Nachdem er genug gesehen hatte, trat Valens an eines der Wasserbecken um sich rituell zu reinigen, bevor er den Tempel betrat. Er wusch sich die Hände und sprach die Formel. Dann bedeutete er Cyrus das gleiche zu tun. Sicher war sicher. Schließlich konnte man nie wissen, wo der Bengel sich überall herumgetrieben hatte.

  • Im Inneren des Tempels angekommen, trat Valens mit Cyrus erst einmal zur Seite und suchte sich einen der Bediensteten des Tempels. Nachdem er erklärte hatte warum er hier war, engagierte er die notwendigen Opferhelfer. Da es ja nur um drei weiße Tauben ging hielt sich der Aufwand in Grenzen. Valens hatte einen Jungen gefunden, der für ein paar Ass Flöte spielen würde. Dazu kam noch einer der Popae, der ihm bei der eigentlichen Opferung der drei Tauben helfen würde. Als Opferherr musste er die Tiere zum Glück selbst nicht aufschneiden. Das traute er sich dann doch nicht zu und schließlich konnte ein Fehltritt das Opfer zu nichte machen.


    Während der Popae und der Junge mit der Flöte am Foculus für kleinere Opfer warteten, ging Valens mit Cyrus zur Statue des Iuppiter. Valens bestaunte die Statue einen Moment lang, bevor er fortfuhr. Aus dem Bündel lies sich Valens zunächst einen sehr kleine Weinamphore reichen. Er öffnete den mit Wachs versiegelten Pfropfen der Amphore und nahm dann den schönen Glasbecher von Cyrus entgegen. Immerhin aus der Produktion seines eigenen Betriebs und ebenso Teil der Opfergabe. Valens schenkte den Wein in den Becher und gab die Amphore zurück. Anschließend nahm er etwas Weihrauch entgegen und lies ihn in die Schale mit der Glut fallen. Wohlriechender Rauch erfüllte die Luft als Valens vorsichtig den Becher Wein zu Füßen der Statue abstellte. Anschließend erhob er die Hände, wie es für das Gebiet üblich war.


    "Iuppiter Optimus Maximus, vor dir steht Gaius Fabius Valens, Sohn des Quintus Fabius Vibulanus. Ich weiß nicht ob du der richtige Gott dafür bist, aber ich habe eine Bitte an dich. Ich möchte dich darum bitten die Geschehnisse auf dem Palatin so zu beeinflussen, dass dem Gesuch meines Patrons mich in den Ritterstand zu Erheben stattgegeben wird. Ich habe meinen Vater in vielen Dingen enttäuscht, doch ich möchte mich bessern und dem Weg folgen, den er sich für mich immer gewünscht hat. Ich bitte um deine Unterstützung in dieser Sache, um meinen Vater Stolz zu machen, auch wenn er sich schon im Jenseits befindet." Als er so über seinen Vater sprach, fingen seine Augen an zu tränen. Das musste bestimmt an dem Weihrauch liegen. Ja, der Weihrauch... "Im Gegenzug erhältst du von mir heute diesen Wein. Im Gegenzug erhältst du von mir noch heute drei weiße Tauben. Darüber hinaus gelobe ich dir am Tag meines Standeserhebung ein weißes Kalb zu Opfern. Bitte nimm diese Opfer von mir an." Valens lies die Worte noch in dem Tempel verhallen, bevor sich umdrehte und zu dem Foculus ging, wo die Opfertiere bereits auf ihr Schicksal vorbereitet worden waren.

  • Am Foculus angekommen verhüllte Valens seinen Kopf mit einer Falte seiner Toga. Sein engagierter Opferhelfer, hatte die erste Taube bereits in der in der linken Hand und bestreute ihren kleinen Kopf mit Mola Salsa. Cyrus hatte derweil drei einfache Schalen bereit gestellt, um das Blut der Tauben aufzufangen. Derweil stand der Junge mit der Flöte etwas abseits, um die Opfernden nicht zu stören, und spielte eifrig eine Melodie. Valens lies sich noch einen Moment Zeit und verfolgte das Zappeln des Vogels, bevor er dem Popa zunickte. Der zog nun sein Opfermesser aus einer Scheide an seinem Gürtel. Ein schmales Messer aus poliertem Stein.


    "Agone?" stellte der Opferdiener die Frage an den Opferherrn und "Age!" erwiderte Valens. Mit einer geschickten Bewegung seines Daumens brach der Popa dem Vogel das Genick, damit der Vogel nicht zu sehr zappelte und das Opfer störte. Dann setzte er sofort das Opfermesser an und Blut quoll aus dem Vogel hervor. Cyrus hielt sofort die Schale hin und sie füllte sich sogleich mit Blut. Fachmännische Schnitte trennten die Innereien des Vogels von seinem Fleisch. Unter der Aufsicht von Valens platzierter beides fein säuberlich von einander getrennt auf dem Foculus. Dann wurde ein weiterer Vogel aus dem Käfig geholt und das Schauspiel wiederholte sich. Erst "Agone?" dann "Age!". Noch ein drittes Mal erkläng die rituelle Frage "Agone?" und die zu erwartende Antwort "Age!" erschallte.


    Alle drei Tauben waren nun geopfert und es galt die Innereien zu untersuchen, während die weiß gefiederten Leiber daneben lagen. Als Opferherr fiel diese Aufgabe natürlich Valens zu, doch der Opferhelfer hatte weit mehr Ahnung als er und assistierte ihm natürlich. Nachdem sich keine offensichtlichen Verformungen abzeichneten warf Valens dem Popa einem Blick zu. Er nickte unmerklich. "Litatio!" verkündete Valens darauf hin. Iuppiter hatte das Opfer angenommen. Sein Helfer machte sich nun daran die Innereien und das Blut weg zu schaffen, um es in den Feuern für den Gott zu verbrennen. Es dauerte einige Momente, bevor er wiederkam und auch die Tauben selbst mitnahm, während Valens und Cyrus sich schon daran machten ihre Sachen wieder einzupacken. Es folgte eine kurze Danksagung und eine Verabschiedung, als der Popa das letzte Mal kam, und dann ging Valens mit seinem Sklavenjungen wieder hinaus aus dem Tempel.

  • Zuerst etwas perplex, aufgrund der Frage seines Gegenübers, fing er sich wieder recht schnell und antwortete nickend: "Ja, selbstverständlich. Wie es Dir recht ist."


    Dann begann sie auch schon zu erzählen, um was es im Detail ging, allerdings ohne allzuviel zu verraten. Ihre Ausführungen waren ziemlich vage. Allgemein betrachtet konnte es sich quasi um alles Mögliche handeln, theoretisch.
    Nachdem Livius ihr zu Ende zugehört hatte, machte er eine kleine Denkpause, ehe er eine Antwort fand.
    "Zusammengefasst: Du hast ein Versprechen gegeben, das du nun zu brechen gewillt bist, um ein Verbrechen aufzudecken, dass Iuppiter besonders verhasst ist?", rekapitulierte er ersteinmal und wartete dann auf irgendeine Art von Reaktion von der Braunhaarigen. Nachdem er diese bekam, oder zumindest glaubte sie bekommen zu haben, fuhr er fort mit einer relativ spekulativen Aussage. "Wenn doch, das Brechen dieses Versprechens ein Verbrechen aufdeckt, das ihm besonders verhasst ist und nun durch deine Aussage die Möglichkeit besteht, dass es gesühnt werden kann, sollten die Götter bereits milder über Dich empfinden." Eine weitere kleine Pause, in der Livius in sich ging und die Gedanken durch seinen Kopf kreisen ließ, ehe er seine Interpretation der Dinge fortführte "Wodurch seine mögliche Strafe nicht mehr so drastisch ausfallen sollte. Besonders in Verbindung mit einem angemessenen Sühneopfer. Was das betrifft, hängt natürlich vieles auch davon ab, was nun für Dich angemessen ist."
    Endete er dann, wobei die angesprochene Angemessenheit sich jetzt darauf bezog, wieviel sie im Stande war auszugeben für ein Opfertier.

  • Auf seine Rückfrage nickte Axilla einfach stumm und gebannt auf die Antwort wartend. So konnte man die ganze Situation wohl grob zusammenfassen. Auch wenn das wohl angesichts der ganzen Verzwickungen in diesem speziellen Fall mehr als simpel klang, das Ganze durcheinander in einen Satz zusammenfassen zu können.
    Dass Iuppiter schon aufgrund der Natur der Sache etwas nachsichtiger wohl sein würde, klang schonmal nicht ganz so erschreckend. Also war es prinzipiell möglich, einen Dispens im Vorfeld zu erreichen. Das war schon einmal die erste gute Nachricht des Tages. Dass der letztendliche Preis sich auch nach ihrem Vermögen richtete, war fast schon klar gewesen.
    Über Geld redete man nicht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Aber Axilla wollte ja eine Antwort haben, um ihr Vorhaben möglichst zu einem positiven Ergebnis zu führen. “Es wäre für mich kein Problem, einen Stier oder sogar zwei als Opfer darzubringen. Wobei ich nicht weiß, ob ich als Privatperson das so einfach darf, oder ob das den hohen Magistraten eher... ähm... zusteht. Oder ob hier eher Hunde oder sowas infrage kommen, da es ja ein Sühneopfer ist.“ Für solche wurden ja häufiger Tiere geopfert, die sonst weniger unter das Opfermesser kamen. Gerade auch Hunde. Allerdings hatte Axilla noch nie gehört, dass dies bei Iuppiter auch so gemacht wurde. Auf der anderen Seite hatte sie auch noch nie gehört, dass jemand öffentlich ein gebrochenes Versprechen gesühnt hatte.
    Das war auch gleich der nächste Punkt. “Auch wenn ich mich bei dem Opfer dann sicherlich nicht lumpen lasse, möchte ich es nicht allzu sehr bekannt machen. Ich meine... den konkreten Anlass kann man ja auch sicherlich für die Öffentlichkeit... anders darstellen, oder?“

  • "Nein nein.", antwortete Livius und machte eine beschwichtigende Geste. "Stiere sind nicht vollkommen den hochrangigen Magistraten vorbehalten. Allerdings würde ich persönlich zu einem Stier raten. Immerhin klingt dein Fall recht heikel, da solltest du kein unnötiges Risiko eingehen.", so zumindest die 'fachmännische Meinung' des noch jungen Discipulus.


    "Selbstverständlich sehe ich ein, dass du den wahren Anlass für das Opfer nicht öffentlich preisgeben möchtest. Das ist nicht zwingend nötig. Ich würde dir in diesem Falle raten, dass du dein Sühnegebet an Iuppiter direkt in der Cella richtest und ausserhalb des Tempels lediglich noch ein paar allgemeinere Dankesworte an die Götter richtest. Aber auf der konkrete Opferablauf ist strikt einzuhalten, sonst müssen wir es wiederholen. Doch wird dir der Tempel dafür selbstredend genügend qualifizierte Helfer zur Seite stellen.", ging Livius dann weiter auf die Sorgen der Römerin ein und gab schon ein paar Lösungsmöglichkeiten vor.


    "Eine Nachfrage habe ich aber noch.", kündigte er dann seine kommende Frage an: "Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du dein Versprechen noch nicht gebrochen. Wirst du das tun, bevor du Iuppiter opferst, oder erst danach?" Er war sich nicht sicher, ob dies für Iuppiter wirklich von Belang war, schließlich waren viele Opfer auf zukünftige Ereignisse ausgerichtet und auf zukünftigen Schutz durch die Götter, doch ihn selbst interessierte das in dem Moment brennend. "Ich denke er wird so, oder so zufrieden sein, wenn dieses 'ihm besonders verhasste Verbrechen' durch dich aufgeklärt und gesühnt werden kann.", versuchte er die Römerin dann noch zu beschwichtigen, denn er wollte nicht durch seine Frage noch mehr Sorgen heraufbeschwören.

  • Gut, dann also ein Stier. Natürlich ein rein weißer, gestriegelt und geputzt, mit vergoldeten Hufen und allem drum und dran. Denn da hatte der Mann durchaus recht, bei so einer Sache sollte man kein Risiko eingehen. Nicht das geringste.
    Allerdings stutzte Axilla kurz, als der Mann meinte, sie solle dann in der Cella opfern. “Gibt das nicht eine riesige Sauerei auf dem Marmorboden?“ fragte sie etwas verwirrt, jetzt ganz römische Hausherrin. Vielleicht hatte sie das jetzt auch einfach nur falsch verstanden, und er meinte nur das Voropfer, oder doch noch ganz anders. Und Axilla wusste, dass es durchaus den ein oder anderen Kult gab, wo direkt vor dem Kultbild geopfert wurde. Sie hatte auch schon von Zeremonien gehört, bei denen man mit dem Blut der Opfertiere übergossen wurde. Allerdings hatte sie das bislang bei den östlichen Kulten eher verortet, bei Kybele oder Mithras – wenn man da überhaupt mal etwas munkeln hörte. Und die Christen sollten gar Blut trinken bei ihren Zeremonien! Aber vielleicht gab es auch beim Iuppiter-Kult einige Aspekte, die ihr bislang schlicht entgangen waren.


    “Ich denke noch darüber nach, wann ich welchen Schritt unternehme“, meinte sie ebenso ominös wie ehrlich auf die Nachfrage. Sie war sich ja wirklich noch nicht ganz darüber im Klaren, was sie wie wann tun wollte. Dafür benötigte sie noch die ein oder andere Information, denn hierbei wollte sie in keinem der Punkte ein Risiko eingehen.

  • Der Senator beobachtete das Gebäude einige Augenblicke und kam zu seinem Schluss. Gut, Agrippa wusste, dass der Tempel nicht gut aussah. Aber schnell handeln? Das hatte er nicht für nötig gehalten! "Dann bin ich froh, dass ich dich aufgesucht habe, Curator. Ich hätte nicht gedacht, dass solche Eile vonnöten ist." Seine nächste Sorge galt dem reibungslosen Kultablauf im Tempel. "Du sagtest - als ich das Moos erwähnte -, dass Wasser eingetreten sein könnte. Werden die Arbeiten auch im Inneren des Tempels stattfinden müssen? Nicht dass wir unerwartet bei einer Zeremonie unterbrochen werden!", sagte Agrippa mit einem Lächeln.


    Es war schon der Nachmittag eingetreten, die Sonne machte sich auf den Rückweg. Und Agrippa gelüstete es nach einem kleinen Imbiss. "Darf ich dir einen Becher Wein anbieten? Oder etwas Gebäck?" Der Curator sollte mit seinem Expertenblick weiter den Tempel begutachten, da war etwas im Magen bestimmt hilfreich.

  • "Wasser das in ein Mauerwerk eindringen kann, ist immer ein Problem. Natürlich kann es auch Schaden im Inneren anrichten, aber die Mauern sind sehr dick. Ich hoffe das wir dort noch keine Durchbrüche haben. In ein paar Monaten wird es kalt. Bis dahin sollte der Schaden und auch die Ursache dafür behoben sein, denn Wasser trocknet noch ab, aber sich bildendes Eis in den Rissen führt zu deutlich größeren Schäden, als wir sie jetzt haben."


    Avarus schaute Matinius Agrippa überrascht an. Aber natürlich er meinte einen der Backwaren Stände, wie sie überall am Straßenrand verteilt waren.


    "Gerne, dann können wir die nächsten Schritte besprechen, die es zu tun gibt."

  • "Ah ja", sagte Agrippa. Nachdenklich schaute er zum Tempel hinüber. Natürlich, die Mauern waren sehr dick. Vielleicht war im Inneren noch alles in einwandfreiem Zustand.
    Der Curator willigte ein, einen Imbiss zu essen. Agrippa zeigte zufrieden in Richtung der Stände. "Sehr gut, gehen wir zu dem Stand dort drüben. Da hole ich mir öfters eine Kleinigkeit zum Knabbern." Auf dem Weg dorthin fragte Agrippa: "Wann denkst du, werden die Arbeiten beginnen?" Als sie an dem Stand ankamen, duftete es bereits nach frischem Brot. Agrippa wählte ein mit Koriander und Sellerie gewürztes Gebäckstück und bedeutete dem Curator mit einem Nicken, sich ebenfalls eins auszusuchen. Das ging dann auf Rechnung des Cultus Deorum. "Mal ein ganz anderes Thema. Ich habe vor, in die politischen Fußstapfen meines Großvaters zu treten. Ich muss noch ein Tirocinium Fori absolvieren - und hatte gehofft, dass du mich aufnehmen würdest, als deinen Tiro Fori."

  • "Tun wir das."


    Er bestellte sich ein Minzwasser und etwas Gebäck. Unterschiedliche Kekse eben, die zum Teil etwas misslungen ausschauten. Ein kurzer Test ließ ihn aber zuversichtlich werden. Schmeckten echt lecker die Kekse.


    "Bevor wir beginnen können, brauchen wir natürlich die Zustimmung der Priester. Immerhin ist das keine Taverne sondern ein heiliger Ort. Wir müssen einen Bauplan erstellen und diesen mit dem Collegium abstimmen. Nicht an allen Tagen einer Woche wird man arbeiten können und auch nicht zu jeder Tageszeit. Sind diese Dinge geklärt, kann ich einem Bauhof die Weisung erteilen diese Probleme vorrangig zu lösen. Dann bedarf es noch eine Abstimmung mit dem Curator Viarum, denn wir müssen den Verkehr dort und dort..." Avarus zeigte auf ein paar enge Stellen. "... durch Gerüste verstellen. Das ist hier eine wichtige Route, da sollten alle Bescheid wissen."


    Sein Minzwasser wurde endlich serviert. Wahrscheinlich war erst noch jemand los gerannt, die Minze zu pflücken...


    "Danke, .... wenn das geklärt ist, kann es rasch erledigt werden. Ich schätze eine Bauzeit von drei Wochen. Inklusive aller Rüst Arbeiten und Verzögerungen, die auf Grund von Materialknappheit eintreten könnten."


    *jamjam* lecker Kekse...


    "Deine Anfrage ehrt mich. Du bist jung an Jahren und bestimmt wissbegierig sowie voller Tatendrang. Ich schleppe die Bürde mit mir herum durch jedes Jahr im Dienste des Kaisers, der Stadt Rom, dem Imperium ein bisschen weniger schaffen zu können. Nimm es mir nicht übel, aber Du brauchst keinen alten Greis wie mich, Du benötigst einen dynamischen, drahtigen Mann, der seine Geschicke mit Deinen Fähigkeiten verbindet und es schafft Dich in dieser Zeit zu fördern. Wenn Du wirklich etwas werden willst in der Politik, dann nimm meinen Rat an. Ich kann Dir gern behilflich sein so jemanden zu finden und auch Unterstützung darin sein, das er Dich als sein Tiro Fori wählt. Aber ich selbst sehe mich dazu nicht mehr in der Lage."

  • Agrippa nickte. Da gab es also noch weitere Leute, die kontaktiert werden mussten. Oh, dieser elende Verwaltungskram! "Also das Collegium Pontificum und den Curator Viarum müssen wir noch treffen", sagte er, die Ausführungen des Senators zusammenfassend, und gönnte sich noch einen Bissen in das Brot. Neidisch beäugte er das Minzwasser des Curators. "Drei Wochen, das hört sich gut an. Klar, wir müssen den Verkehr lahmlegen, davon werden die wenigsten begeistert sein, aber wenn dafür der Tempel wieder in Ordnung ist.. Meinst du, wir sollten den Pontifex pro magistro direkt kontaktieren? Oder ist da jemand anders zuständig im Collegium? Ich kenne mich da leider nicht aus." Agrippa hatte als Aedituus ja freien Zutritt zur Regia, er könnte sich ja mal umhören.


    Die Absage des Senators hätte Agrippa wahrscheinlich hart getroffen, wenn dieser sie nicht so freundlich formuliert hätte. So aber kam ihm der Germanicer gleich viel sympathischer vor. "Gut, dann nehme ich deinen Rat an." Agrippa lächelte. "Deine Hilfe nehme ich auch gerne an", sagte er dankbar. "Kennst du zufällig jemanden, der bereit wäre einen Tiro aufzunehmen?"

  • Age! Agrippa bereute es sofort, die Rolle des cultrarius übernommen zu haben. Das Tier blökte, wand sich, spürte den auflauernden Tod. Das arme Lamm! Aber es musste getan werden. (Außerdem waren hier zu viele Leute, um hier das Weichei markieren zu können.) Agrippa packte das Tier und schnitt ihm mit dem culter die Kehle durch. Blut strömte. Das Lamm lag nun leblos auf dem Altar, im dunkelroten Blut.


    Nun, es folgte der nächste Schritt des Rituals. "Jetzt fehlt nur noch die Litatio", flüsterte Agrippa seinem Discipulus zu. Er musterte ihn. Drusus hatte sich bis hierhin sehr gut gemacht. Es war alles einwandfrei gelungen, Minerva müsste also keine Bedenken haben das Opfer anzunehmen. Agrippa schnitt dem toten Tier - es war noch warm - den Bauch auf, und entnahm dem Lamm die Innereien. Dann nickte er Drusus zu, er solle die Eingeweiden untersuchen. Dies war der spannendste Teil des Opfers. Nach dem großen Aufwand wollten schließlich alle Beteiligten und Zuschauer wissen, ob es sich gelohnt hatte, ob die Göttin das Opfer annahm.

  • Doch, ja.. Minerva blickte wohlwollend auf das Opfer, schließlich hatte man sich ja akribische Mühe gegeben und alle Regeln befolgt die es zu befolgen gab. Darüber hinaus war es ein prächtiges Tier welches dort auf dem Altar lag sodass der Göttin ein kurzes zufriedenes Lächeln entfloh.. Wie eigentlich immer wenn sie derartig bedacht wurde.
    Der sterbliche würde durchweg positive Zeichen in den Innereien entdecken können, das Opfer wurde ohne murren angenommen und Minerva war zufrieden.

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