[Capitolium] Templum Iovis Capitolini

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    ...
    "Iuppiter Optimus Maximus, höchster aller Götter und Herr des Himmels! Schwurgott und Gott der Blitze, dem alle Vögel heilig sind und der den Vogelflug lenkt! Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, danke dir nochmals für deinen Beistand und deine Hilfe, die mich von der Curia Ostiensis nun erfolgreich in die ersten Schritte der stadtrömischen Politik führten! Daher möchte ich dir nun diesen mit Argusaugen ausgesuchten blütenweißen Ochsen zum Geschenk machen!
    Und damit möchte ich dich auch bitten, mich trotz oder vielleicht gerade wegen der auf mir und meiner Gens lastenden Vergangenheit auch weiterhin gut auf meinem Weg in die Politik zu unterstützen! Denn nur so vermag ich dem Augustus, vermag ich Roma und vermag ich nicht zuletzt auch dir, mächtiger Iuppiter, optimal dienen zu können! Davon bin ich überzeugt. Und dann will ich auch für die Zukunft geloben, dir weitere große und prächtige Opfer darzubringen! Do ut des."

    ...

    Sim-Off:

    Mein rechter, rechter Platz ist leer; ich wünsche mit Iuppiter her.


    Hm... Fühlte sich diese eine Stelle des Herzens hier etwas verhärtet an? Und lag nur unweit davon ein kleiner Schatten auf dem Gewebe? Dieses eine Blutgefäß jedenfalls schien schwarz wie die Nacht... Halt, das war nur ein dickes Haar, das wohl einem der Opferdiener beim Ausnehmen der tierischen Innereien ausgefallen sein musste. - Nochmal Glück gehabt.
    Doch auch das Gefühl eines göttlichen Hauches wollte sich zunächst einfach nicht einstellen, bis... bis in Ostia ein Schmetterling * kräftig in die Flügel schlug und dem Iulier durch die wenig später durch Roma wehende leichte Brise dann doch noch vortäuschte mit seiner Bitte erhört worden zu sein. So verwarf der Opfernde schlussendlich auch die leisen Zweifel, befand letztlich alle Eingeweide für in Ordnung und verkündete einmal mehr in seinem Leben ein erfolgreiches Opfer:


    "LITATIO!", rief er freudig aus, bevor Fleisch und Innereien in die Opferküche gebracht wurden und der Iulier nach dem einen oder anderen kurzen oder noch kürzeren Gespräch gut gelaunt von dannen zog. Zwei iulische Sklaven würden sich darum kümmern, dass die Hälfte des Opferfleisches später noch in die Casa Iulia kam, während die andere Hälfte verspendet wurde. Die vitalia selbstredend würden nach dem separaten Kochen für den höchsten und größter der Götter im Aggregatzustand verändert werden. Kurz: Sie würden verbrannt. End of story.


    Sim-Off:

    * So sei denn der wohl mächtigste Gott hoffentlich würdig vertreten. :D

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Mit seiner erfolgreichen Wahl zum Vigintivir endete die Dienstzeit von Lepidus im Iuppiter-Tempel. So ein Aedituus-Posten war nicht mit dem Amt vereinbar, so wie es diejenigen der einzelnen Collegien waren - immerhin war das hier auch ein Fulltime-Job. Dennoch kam Lepidus natürlich oft zu alter Wirkungsstätte zurück und zwar nicht nur, um zu beten und zu opfern, sondern auch um mit seinen früheren Kollegen zu sprechen. Am besagte Saturnalienmorgen schaute er wieder einmal beim Tempel vorbei und bemerkte sogleich wie sich einige Opferhelfer und auch eine der Aedituii vor nebenliegende Mauer gestellt hatten und den darüber liegenden großen Schriftzug anstarrten. Was für eine Schande!


    "Lepidus! Lepidus!", sprach sogleich sein alter Kollege, Segimerus, als dieser ihn kommen sah. "Sieh nur! Sieh!" Er deutete wie wild auf das Schriftmuster "Ja, ich sehe es! Das ist ja auch kaum zu übersehen." Lepidus schüttelte mit dem Kopf. "Ich hab es immer gesagt und ich sage es wieder: Wir sind viel zu leicht mit den Anhängern des Usurpators umgegangen. Der Kaiser wird noch ewig mit diesem lästigen Pack konfrontiert sein und schafft sich durch seine Güte ihnen gegenüber große Gefahr!" Giftmörder? Wie lächerlich. Da reichte man einfach den Vorwurf an den Usurpator weiter an den wahren Kaiser. So einfallslos konnte doch nun kaum jemand sein, dachte sich der Tiberier. "Du bist doch jetzt bei den Quattuorviri viarum curandum. Dann kannst du doch die Reinigung gleich in Auftrag geben?!" Lepidus schüttelte diesmal aus anderem Grunde als Entrüstung den Kopf. "Nein, nein, wir kümmern uns nur darum, dass die Straßen frei sind. Das da müssen die Aedile klären und in Auftrag geben. Aber ich werde es weiterleiten, damit Iuppiter nicht allzu lange so ein lächerliches Geschreibsel in seiner unmittelbaren Gegenwart betrachten muss." Immer wieder blieben Menschen für einen kurzen Augenblick vor der Schrift stehen, lasen und gingen dann weiter. Lepidus rief für einen Augenblick etwas lauter aus: "Traurig, wie es um die Bildung hier in Rom steht: Manche können hier nicht einmal einen Vescularier von einem Cornelier unterscheiden." Lepidus konnte nur traurig wenige Lacher auf sich vereinen.

  • Nachdem sich Lepidus für die Quatuorviri eine Sonderkompetenz für die Reinigung der Kaiserschmähungen hatte erteilen lassen, sind die Vorbereitungen sehr schnell angelaufen.


    Lepidus war es natürlich ein inneres Anliegen insbesondere beim Iuppiter-Tempel - seiner alten Wirkungsstätte - für Ordnung zu sorgen. Dieser heilige Ort, an dem doch der Kaiser bei seinem Opfer vor nicht allzu langer Zeit das Wohlwollen des größten aller Götter selbst erlangte, sollte nicht gestört werden von solch frevelhaften Malereien. Der Tiberier konnte nur hoffen, dass Iuppiter ein wachsames Auge auf sein Haus hatte, dann war ihm sicher auch nicht entgangen, wer für diese schändlichen Taten verantwortlich war. Der göttliche Zorn wird den Täter sicherlich treffen und ihn einer grausamen und damit auch völlig gerechten Strafe zuführen. Bis dahin wurden aber erst einmal die Schmierereien entfernt.


    Sim-Off:

    Ich wollte noch auf die Ermittlungen der Praetorianer warten, aber damit man mir keine Pflichtvernachlässigung attestiert, poste ich jetzt schon einmal. Die Praetorianer können sich entweder auf einer früheren Zeitebene mit den Schmierereien auseinandersetzen (da ich jetzt nicht davon ausgehen, dass das Betrachten der Wände ein paar Wochen in Anspruch genommen hat) oder sie können direkt die Reiniger ansprechen, die sich zu Zeitpunkt des Auftretens der Praetorianer womöglich gerade erst aufgemacht hatten, die Sachen zu entfernen. Je nachdem, wie es beliebt. ;)

  • Lucius war nun schon eine ganze Zeit lang in Rom, hatte die Bibliotheken entdeckt und bereits interessante Werke zur Architektur gefunden, hatte Kneipen erkundet und auch im sommerlichen Rom Bierquellen aufgetan. Aber trotzdem reichte das nicht so recht aus, ihm die Zeit zu vertreiben und so hatte er beschlossen, sich die Architektur doch auch einmal live anzusehen. Sein erstes Ziel war noch einmal das Forum gewesen, das zwar leider nicht besonders regelmäßig eingeteilt war, aber doch ein paar imposante Basilicae beherbergte. Schließlich hatte er beschlossen, auch einmal einen Blick von oben zu riskieren und so hatte er es heute zum Capitolium hinaufgeschafft.


    Tatsächlich war der Blick herrlich weit - bei dem blauen Himmel, der momentan herrschate, konnte er bis über die Stadtmauern hinweg sehen! Allerdings zeigte er doch auch, wie unregelmäßig, ja geradezu chaotisch diese Stadt aufgeteilt war, wie irrational sich die Gassen und Gässchen zogen, vollgestellt von scheinbar willkürlich gesetzten öffentlichen Gebäuden und Mietskasernen. Nein, wenn er ehrlich war, musste er doch zugeben, dass er Augusta Raurica irgendwie netter gefunden hatte. Natürlich war dort alles winzig im Vergleich zu hier - aber dafür wenigstens schön ordentlich!


    Schließlich drehte er sich um und begutachtete den Tempel. Eine Schande, dass man so viel Gold verschwendet hatte, um das Tempeldach und die Tore damit zu versehen! Überhaupt verstand er wieder einmal nicht, warum man so riesige Bauten für die Götter baute, wenn offensichtlich auch ein Altar im Wald genügte, um sie zu verehren...


    Naja, immerhin war der Bau architektonisch interessant, weshalb er trotzdem ein paar Schritte auf die goldene Pforte zumachte.


    Sim-Off:

    Falls jemandem langweilig ist... ;)

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Schnell hatte der junge Petronier die Stufen erklommen - dann blieb er aber doch stehen. Selbst wenn er all das hier für Humbug und Geldverschwendung hielt - der Weihrauchduft, die goldenen Weihegeschenke und so weiter ließen ihn doch irgendwie ein bisschen abbremsen. Langsam betrat er die Cella, in der die Statue des Iuppiter Optimus Maximus thronte, mit goldener Haut und Purpurgewändern. Abstrus, wenn man sich vorstellte, dass der Herrscher über Blitze und Stürme ein Bärtiger mit einem Adler als Haustier war! Wenn es überhaupt Götter gab, dann mussten sie doch wohl irgendwie unsichtbar sein und unendlich groß, damit sie all das bewirken konnten, was man ihnen zuschrieb! Man hätte sich bei diesen Tempeln dann also auch die teuren Goldstatuen sparen können! Natürlich wusste er vom Alten, dass auch er die Statuen nixht für die Götter selbst hielt - aber das machte diese Geldverschwendung ja umso fragwürdiger!
    "Von dir hätte man wahrscheinlich 'ne komplette Wasserleitung kaufen können!"
    sprach er die Statue ein bisschen spöttisch an.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Aufgeregt stand Matinius Agrippa vor dem Tempel des Iuppiter. Es war das erste Opfer, das er alleine vollzog, und dementsprechend war er auch sichtlich nervös und angespannt. Alle Vorkehrungen für das heutige Tagesereignis hatte er gestern schon getroffen – so hoffte er nun, dass ihm nach der Planung nun auch die Ausführung des Rituals (erfolgreich) gelingen würde.


    Am Waschbecken am Tempeleingang wusch sich Agrippa die Hände, und bedeckte seinen Kopf mit einer Falte seiner Toga. Dann schritt er auf das Kultbild des Göttervaters zu. Dann sprach er, mit nach oben gerichteteten Handflächen, zum obersten Gott:


    „Iuppiter, höchster Gott und König aller anderen Götter! Ich, Aulus Matinius Agrippa, Sohn des Marcus Matinius Metellus, möchte dir für deinen bisherigen Wohlwollen mir gegenüber danken. Ich bitte dich darum, mich auch in Zukunft zu unterstützen.“

    Mit einer Wende nach rechts beendete Agrippa die Ansprache; und streute etwas Weihrauch in die umherstehenden Feuerschalen. Wenig später erfüllte sich der Raum mit dem angenehmen Geruch. Jetzt war das eigentliche Opfer an der Reihe, und so stieg Agrippa die Treppe vor dem Tempel zum Altar hinab.


    Vor dem Altar stand (bzw. zappelte) ein weißes, geschmücktes Lamm, welches mit einem Seil dort festgehalten wurde. Ein Flötenspieler sorgte mit seiner Musik nun für eine angemessene Atmosphäre.


    Dem Lamm wurde der Schmuck abgenommen. Ein Opferdiener reichte Agrippa das culter, das Opfermesser, mit dem er dem Tier einmal von Kopf bis Schwanz über den Rücken strich. Es bewegte sich auf einmal nicht mehr, sondern stand ganz still da, doch der junge Matinier spürte die Anspannung des Lamms. Es war, als wüsste es bereits, dass das Unvermeidbare kurz bevorstand.


    Daraufhin sprach Agrippa das Opfergebet:


    „Iuppiter Optimus Maximus, oberster aller Götter und Herrscher des Himmels! Mit diesem Opfer möchte ich dir danken; dir danken für deine bisherige Unterstützung. Dank dir ist es mir gelungen, mich meinen Zielen zu nähern!


    Ich habe dich immer geehrt, und heute opfere ich dir – zum ersten Mal in meinem Leben – ein Lamm. Ich hoffe, es sagt dir zu, auch wenn es sich um ein eher kleines Opfer handelt.


    Ich bitte dich auch weiterhin um deine Unterstützung. Ich bitte dich vor allem um deine Unterstützung in Hinsicht auf meine politische Karriere, die ich bald zu beginnen gedenke.


    Um mich bei dir für die Erfüllung meiner Bitte zu bedanken, werde ich dir natürlich auch in der Zukunft regelmäßig Opfer darbringen!“


    Das würde eine teure Angelegenheit werden! Agrippa hatte ja jetzte schon einen großen Teil seiner Ersparnisse für dieses Opfer verbraucht… Aber er schweifte ab! Er durfte sich nicht ablenken lassen – das Opfer war noch nicht beendet:


    Er wandte sich nach rechts und beendete so auch das zweite Gebet. Der cultrarius blickte ihn an und fragte: „Agone?“


    „Age!“, rief Agrippa, und der Opferdiener durchschnitt dem Lamm die Kehle. Das Blut floss aus dem Tier heraus und wurde in Schalen gesammelt.


    Nun stellte man sich die große Frage: Hatte Iuppiter das Opfer angenommen?


    Dem geopferten Lamm wurden die Eingeweiden entnommen und Agrippa machte sich daran, diese zu untersuchen…

  • So gefiel es dem Göttervater! Ein Mann zeigte sich in demütiger Dankbarkeit erkenntlich für den bisherigen Schutz durch den höchsten aller Götter, bat um weiter anhaltende Unterstützung und opferte dafür ein weißes Lamm. So geziemte es sich für einen frommen Römer und im Gegenzug für das Versprechen weiterer Opfer gewährte er gerne weiter seinen Schutz. Folglich ließen alle Zeichen nur den Schluss zu, dass er dieses Opfer angenommen hatte.

  • "Litatio!", rief Agrippa begeistert. Da war sein erstes größeres Opfer doch glatt gelaufen! Das Zeichen des Gottes war eindeutig: Mit den Eingeweiden des geopferten Lammes stimmte alles, es fehlte nichts. Der junge Matinier konnte sich also der Unterstützung Iuppiters sicher sein. Na, das war ja wirklich ein Trost - bisher hatte ja der baldige Beginn seiner politischen Karriere keine besonders guten Aussichten gehabt, weil sein Großvater aus irgendwelchen Gründen sich nicht in der Stadt befand. Aber gut, das Opfer war in jedem Falle ein Erfolg gewesen.


    Kessel wurden herangeschafft und die Einzelteile des geopferten Tieres wurden gekocht. Die lebensnotwendigen Organe, die vitalia, wurden daraufhin mit der mola salsa bestrichen und verbrannt - das war der für Iuppiter bestimmte Teil.


    Der Rest des gekochten Fleisches wurde in mehrere sportulae gefüllt. Jeder der Opferdiener - sowie der Aedituss des Tempels - bekam eines dieser kleinen Körbchen, und wurde daraufhin mit einem angemessenen Entgelt entlassen. Agrippa machte sich - ebenfalls mit einem Korb Fleisch - schließlich auf den Weg nach Hause, in die Casa Matinia.

  • Es war das erste Dämmerlicht des Morgens, in welchem eine unscheinbare Sänfte die Straße zur Kuppe des capitolinischen Hügels sich emporwand, getragen von muskulösen, cyrenaeischen Sklaven mit ebenmäßigem Antlitz und goldener Haut, gefolgt von einer kleinen Sklavenschaft aus ebenso schön anzusehenden Männern, in deren Mitte drei Widder trotteten, deren Fell von derart heller Couleur war, dass alle Schatten und Schemen der schwindenden Nacht von ihnen abzuperlen schienen Regentropfen von der Hülle bronzener Statuen gleich, deren Hufe und Hörner gleichsam einen goldfarbenen Glanz reflektierten. Vor dem gewaltigen Tempel der capitolinischen Trias kam der kleine Zug zum stehen und der Pontifex pro magistro Flavius Gracchus entstieg der Sänfte, an diesem Tage indes nicht in seiner offiziellen kultischen Funktion, sondern schlichtweg als gänzlich unbedeutender Privatmann, der er war. Welchen Gott galt es Dank zu schulden, welchen Gott galt es zu besänftigen und welchen Gott um Nachsicht zu bitten, wenn nichts Geringeres als das gesamte Imperium Romanum in der Waagschale lag? Der Herrscher aller Götter, der Bewahrer des Staates und der Wahrheit schien Gracchus die adäquateste Wahl, ob dessen er früh am Morgen - weit früher als sonstig üblich, wollte er doch allzu viel Publikum vermeiden - bereits aufgestanden war und sich zum Capitol hatte aufgemacht. Selbst nach so vielen Jahren da er nun bereits im Dienste des Cultus Deorum stand, nach all den zahllosen Tempeln, welche er in Achaia und Rom hatte aufgesucht, nach all den Jahren, welche er in Rom zwischen monumentalen Bauwerken wandelte, gereichte der Eintritt in den Tempel der capitolinischen Trias, respektive die cella des Iuppiters noch immer dazu, Gracchus in ehrfürchtiges Schweigen zu versetzten, derart gewaltig war dieses Bauwerk, derart majestätisch die gigantische Statue des Göttervaters, gleichwohl überkam ihn mit der vertrauten Atmosphäre aus Licht, Rauch, Knistern und Wärme eine Ruhe, welche nur die Nähe zu den Göttern zu evozieren im Stande war. Gracchus glaubte nicht an menschenähnliche Götter, die emotionalen Schwankungen waren unterlegen wie jene des griechischen Pantheons, er glaubte nicht einmal daran, dass die Götter sich um die Belange der Menschen übermäßig scherten, doch er war überzeugt von den göttlichen Prinzipien und davon, dass wenn jene aus dem Gleichgewicht gerieten, sich dies auf die Sphäre der Menschen auswirkte. Das Leben war eine Welt des Ausgleiches, der immerwährenden Balance - und wo Disharmonie entstand, musste diese kompensiert werden, denn andernfalls sorgte das Leben selbst auf die ein oder andere - zumeist überaus unangenehme Weise - für diesen Ausgleich. Iuppiter war der Name des Prinzips des Herrschens, des Staates, das Urprinzip Roms und aller Römer, und Gracchus hatte dazu beigetragen, dieses Prinzip massiv aus seiner Bahn zu werfen. Das Gros des Ausgleiches hatte sich alsbald von selbst eingestellt - in Form eines Usurpators, eines Bürgerkrieges, in Form von Tod und Chaos -, doch es war nie zu spät, den Göttern zu opfern. Bedächtig wusch sich Gracchus die Hände in der Schale mit eiskalten Wasser, welche neben dem Eingang der cella auf einer steinernen Säule ruhte, zog sich sodann eine Falte seiner Toga praetexta über den Kopf und trat ein in das Haus des Iovis. Honiggolden flackerten die Flammen der Öllampen und Kerzen, ließen Schatten und Schemen über die Mauern des Gebäudes tanzen, ließen den flirrenden Rauch sich in die Höhe emporwinden gefräßigen Schlangen gleich und warfen ein Spiel auf das Antlitz der bunt bemalten Statue Iuppiters als würde dieser bereits seinen prüfenden Blick werfen auf den kleinen Sterblichen zu seinen Füßen.
    "Iovis Optimus Maximus, Höchster aller Götter, Vater des Staates, Schirmherr von Recht, Treue und Wahrheit, gewähre mir Deine Aufmerksamkeit, denn hier stehe ich, Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Vespasianus, vor Dir, um Dir zu geben, was längst Dir zusteht."
    Sciurus, sein ewiger Schatten, stand bereits ein wenig zur Seite mit einem Korb voll Opfergaben, aus welchem Gracchus eine Schale mit fein geraspeltem Aloeholz nahm. Süßlich stieg der Duft empor als die Späne auf den glimmenden Räucherkohlen landeten, und in einem marginalen Augenblicke von rationaler Überlegung stellte der Flavier weit hinten in seinen Gedanken sich die Frage, ob er jenen Duft, welchen er selbst durch seine Nase einzog, dem Göttervater gleichsam vorenthielt. Aus einer silbernen Kanne goss er sodann rotfarben perlenden Wein in den Opferstein zu Iuppiters Füßen - ein vorzüglicher Tropfen von den Westhängen des Vesuvius, welcher bei jedem Staatsopfer vergeudet gewesen wäre den Göttern zu verkosten.
    "Iovis Optimus Maximus, es war niemals meine Intention, was letztlich aus meinen unbeda'hten Handlungen geworden ist, ich war überzeugt, dass all dies zum Wohle Roms geschieht und doch - ich habe Dein Recht gebrochen, ich habe Deine Treue geschändet, ich habe Deine Wahrheit destruiert, nicht weniger ist meine Schuld als ein Bürgerkrieg, welchen ich über Dein Imperium gebracht habe, nicht weniger als Chaos, Ver..wüstung und Tod."
    Einige kleine Opferkuchen platzierte der Flavier vor dem bronzenen Adler des Iuppiter, ehedem er seinen Blick empor wandte.
    "Iovis Optimus Maximus, hier stehe ich, Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Vespasianus, und frage Dich, wie es sein kann, dass ich noch immer hier stehe? Wo waren Deine zornigen Blitze, die mich aus dieser Welt tilgten, wo war Dein aufgebra'hter Adler, der mir das Herz aus dem Leibe riss, wo war Dein erzürnter Donnerkeil, der mich zwischen seinem Grollen zermalmte?"
    Tiefe Furchen zeichneten sich auf Gracchus' Stirne ab als er mit all seinen Fragen die steinerne Statue belangte, welche ihm doch keine Antwort gab.
    "Iovis Optimus Maximus, Du hast Dir längst von Rom genommen, was ich, Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Vespasianus, Dir schuldig war, Du hast Dir von Rom genommen, was Dir zustand. Ich bitte Dich, Iovis Optimus Maximus, fordere nicht mehr noch von Rom ein, sondern nehme meine Gaben als Ausgleich für meine unbedachte Ver..fehlung."
    Noch immer kräuselten sich feine Rauchkringel in die schwindelerregende Höhe der cella empor, noch immer tanzten und knisterten die Flammen der Kerzen und Öllampen leise - und noch immer schwieg der gewaltige Iuppiter vor ihm. Und doch war diese Atmosphäre - gewichtig und bedeutsam, dabei gleichsam friedlich und gelöst von allem Profanen - etwas, nach dem Gracchus sich so sehr sehnte, denn wenn er niemals auch nur ein Wort von den Göttern würde vernehmen, so barg doch bereits ihr Schweigen mehr Antwort als alles Wort, das jemals von einem Menschen gesprochen worden war. Dennoch - denn deplorablerweise war der Tempel Eigentum eines gesamten Imperiums - wandte der Flavier sich schlussendlich um, die cella zu verlassen, verharrte jedoch als er durch die große Türe hinaus auf das Podest des Tempels trat. Ein wenig öffnete sich Gracchus' Mund während seine Züge sich glätteten und er überwältig vom Anblick der Schönheit keinen Gedanken mehr konnte fassen. Im Osten, hinter Palatin und Cealimontium, hatte die Sonne sich ein Stück weit über den Horizont geschoben und tauchte die Hügel Roms in einen orangegoldfarbenen Schein, während im Tal des Tibers noch ein Schleier aus Nebel hing, während die tiefblaufarbene Dunkelheit der Nacht vom Firmamente wich und einen hellen, von feinen, pudrigen Wolken überzogenen Himmel zurückließ. Sie war so wunderschön, diese Stadt, dass es Gracchus schmerzte, dass sein Herz zerspringen wollte im Gedanken daran, dass er sie beinahe der Zerstörung hatte preisgegeben.
    "Hier vor Deinem Tempel stehend, Iovis Optimus Maximus, will ich Dir geloben, dass mein Streben immer Rom gelten soll, mehr als je zuvor, und was immer die Götter mir zum Wohle Roms be..stimmen, ich werde es annehmen."
    Die kühle Luft des Morgens konnte Gracchus nichts anhaben als er die Treppenstufen hinabstieg zum steinernen Opferaltar, vor welchem bereits die Widder angekettet waren. Routiniert durch die langjährige Praxis seines Amtes bereitete er das blutige Opfer vor, reinigte die Teilnehmenden - letztlich nur seine Sklaven und eine Hand voll Tempelbediensteter -, wusch noch einmal seine Hände, weihte die Tiere dem Iuppiter mit einigen Tropfen Wein über ihre Köpfe und überantwortete sie ihm durch die rituelle Entkleidung mit der Klinge seines kultischen Amtes.
    "Iovis Optimus Maximus, Höchster aller Götter, Vater des Staates, Schirmherr von Recht, Treue und Wahrheit, hier stehe ich, Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Vespasianus, um Dir zu geben, was längst Dir zusteht. Diese drei Widder für Dich, Höchster und Größter, für Deine Na'hsicht, für Deine Gunst!"
    Er trat zu dem ersten der Widder und fasste diesen am Horn, stach ohne Zögern mit der eisernen Klinge seiner secespita in dessen Kehle, hielt das Tier in seinem Griff bis dass es aufhörte sich zu regen, ehedem er den noch immer blutenden Leib zu Boden sinken ließ. Während die Sonne gänzlich vom Horizont sich löste folgte die Konsekration des zweiten Widders, und auch das dritte Tier selbst in die Gefilde der Götter zu überführen ließ Gracchus sich nicht nehmen, obgleich es ihm kein leichtes mehr war, das mittlerweile unruhige Tier am Horn fest zu packen. Seine Toga war längst mit blutigen Flecken versehen, doch was war der Wert einer Toga im Vergleich mit der Gunst der Götter - abgesehen davon, dass Gracchus ohnehin keine Vorstellung vom Wert einer Toga besaß. Ein victimarius des Tempels stand bereit, um die Tiere auszunehmen und schlussendlich dem Flavius zur Begutachtung vorzulegen. Es waren drei gesunde, kräftige Widder von einem Hof vor den Toren der Stadt gewesen, in der Blüte ihres kurzen Lebens stehend, ob dessen auch ihre Eingeweide makellos waren, der Flavier keine Anomalitäten an den vitalia finden konnte.
    "Litatio"
    , flüsterte er ein wenig erleichtert mehr zu sich selbst, ehedem er sich dem victimarius zuwandte.
    "Die vitalia für Iuppiter, der Rest für den Tempel."
    Während die Tempeldiener sich daran schafften, die Tiere zu erlegen, trat Gracchus ein Stück weiter auf den Tempelvorplatz hinaus und blicke der Sonne entgegen. Iuppiter war der Schirmherr der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Treue, und doch hatte er davon abgesehen, Gracchus allzu tief in den Schlund seines eigenen Chaos' stürzen zu lassen. Allfällig war sein Vergehen nicht einmal der Anfang allen Übels gewesen, hatte es lange vor ihm begonnen, allfällig hatte Rom all dies heraufbeschworen, weshalb letztendlich auch Rom dafür hatte bezahlten müssen. Es war ein merkwürdiger Gedanke, ein wenig beruhigend, doch gleichsam ebenso verstörend.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • In der Frühe eines Morgens machte sich Matinius Agrippa auf den Weg zum Templum Iovis Capitolini. Er war heute besonders früh aufgestanden, nicht nur um pflichtbewusst seiner neuen Tätigkeit als Tempelverwalter nachgehen zu können, sondern auch um die Menschenmassen auf dem Forum Romanum, das er auf dem Weg von der Casa Matinia hierher zum Tempel zu überqueren hatte, zu vermeiden. So konnte er sich schnell und vor allem auch entspannt fortbewegen. Agrippa genoss die kühle Luft und den Anblick der aufgehenden Sonne. Es war eine Atmosphäre, die einen so mythischen Eindruck erweckte. Und als Krönung eben dieser Wahrnehmung ragte vor dem jungen Aedituus der prächtige Tempel des Iovis Capitolinus empor - ein riesiges Bauwerk mit vergoldetem Dach und Tor.


    Agrippa wurde bereits erwartet. Ein älterer Mann mit strengem Gesichtsausdruck, der sich als des Matiniers neuer Kollege (ebenfalls ein Aedituus) herausstellte, begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln und energischer Stimme: "Salve, junger Mann! Ich nehme an, du bist mein neuer Kollege. Das Collegium hat dich angekündigt." Er stellte sich als Cnaeus Abronius Durus vor und führte den Matinier sogleich durch den Tempel. Agrippa wurden die cellae der drei Götter gezeigt. Beim Anblick der großen Statue des Iuppiters erinnerte er sich sofort an das Opfer, das er vor wenigen Wochen durchgeführt, und an das Gebet, das er eben hier gesprochen hatte. Es war ein erfolgreiches Opfer gewesen, das dem obersten aller Götter gefallen hatte, und der junge Matinier dachte stolz an den Moment zurück. Ob der Göttervater bei Agrippas Ernennung zum Aedituus für eben diesen Tempel seine Hände im Spiel gehabt hatte? Die Bewerbung war schließlich problemlos verlaufen und es hatte alles mit so einer Einfachheit geklappt ...


    "Als Aedituus bist du - zusammen mit mir - für den reibungslosen Ablauf im Tempel verantwortlich. Der Tempel muss sauber gehalten und gepflegt werden", fuhr Abronius Durus mit seiner Einweisung fort. "Natürlich stehen uns Untergeordnete zur Verfügung, die entsprechende Anweisungen erwarten." Agrippas Kollege zeigte zufrieden auf ein paar Tempeldiener, die gerade ihrer Arbeit nachgingen. "Außerdem empfangen und beraten wir die Besucher des Tempels in religiösen Angelegenheiten. Und wir helfen bei der Organisation und Durchführung ihrer Opferungen - natürlich nur gegen das entsprechende Entgelt!", sagte Durus mit einem Augenzwinkern. Der erfahrene Aedituus machte mit der Einweisung weiter und sprach über die Aufgaben und Pflichten eines Tempelverwalters, über die Geschichte des Jupitertempels, ...


    Es ist gut, dachte sich Agrippa, mit jemand so überzeugendes zusammenzuarbeiten. Falls irgendetwas schieflaufen sollte, weiß er bestimmt, was zu tun ist! Er blickte zu seinem Kollegen, der trotz seines hohen Alters eine immense Energie aufbrachte.

  • Am Abend, als das Schreiben des Rex Sacrorum in der Insula abgegeben wurde, herrschte große Aufregung in der kleinen Wohnung des Livius. Seine kleine Schwester, sowie seine Mutter freuten sich wie verrückt, dass Drusus diese Chance bekam. Sein Vater hingegen redete ununterbrochen auf ihn ein, worauf er alles achten sollte, wie er sich verhalten sollte, damit er ihm und der Familie keine Schande machen würde. Schließlich würde er am nächsten Morgen dort alleine hingehen. Ohne den ständigen Rat seines Vaters.


    Und so kam der Morgen. Der Morgen seines ersten Tages als Discipulus im Cultus Deorum. Die Sonne war kaum aufgegangen da eilte Drusus bereits quer durch die Straßen der Stadt. Alleine und nicht sicher, ob er den Weg auch finden würde. Doch seine Beine führten den jungen Livius schlussendlich den steilen Weg zum Capitolium hinauf. Dort sollte er sich beim Templum Iovis Capitolini einfinden und sich beim Aedituus Matinius Agrippa anmelden, der dann auch sein direkter Ansprechpartner während seiner Ausbildung wäre.
    Mit aufgeregter Miene stand Livius nun an den Stufen des richtigen Tempels und schaute sich nervös um. Nicht sicher ob er nun einfach reingehen sollte, wackelte er etwas unentschlossen auf den untersten Stufen des Tempels herum.

  • Auch Agrippa eilte durch die Straßen Roms zum Capitolium. Verdammt, das Frühstück mit seiner Cousine hatte sich zu sehr in die Länge gezogen. Er wollte doch nicht zu spät zum Tempel kommen! Abgesehen davon, dass sein Kollege Durus dies sicherlich nicht mit Freude aufnehmen würde, hatte er kurzfristig Nachricht vom Collegium erhalten. Agrippa war ab sofort für die Ausbildung eines neuen Discipulus zuständig. Ein Discipulus namens Marcus Livius Drusus. Natürlich erinnerte er sich sofort an den jungen Mann. Ihm hatte er doch vor wenigen Tagen die Porta der Regia geöffnet. Ihm und seinem Vater, der es mit seinem Sohn zwar sehr gut meinte, aber doch für ein sehr angespanntes Verhalten zu sorgen schien.


    Natürlich war Agrippa auch etwas nervös. Er hatte noch nie einen Discipulus gehabt. Na, das wird sicherlich alles schon! Er erreichte den Tempel und - ah, da war er ja schon! "Salve, Livius Drusus!", begrüßte er ihn freundlich. "Ich hoffe du erinnerst dich an mich. Ich habe dich und deinen Vater vor ein paar Tagen an der Regia empfangen. Ich bin Aulus Matinius Agrippa." Ein Blick zum Tempel, dann wieder zurück zum Discipulus. "Das ging ja schnell mit deiner Bewerbung, was?", sagte Agrippa in fröhlichem Ton. "Hätte ich nicht gedacht!" Dann fragte er ihn: "Kennst du dich schon ein bisschen aus mit Aufbau und Abläufen in einem Tempel?"

  • Verträumt stand der junge Livius auf den ersten Stufen des Tempels als er plötzlich von einem Fremden angesprochen wurde. Er drehte sich zu ihm herum und erkannte ihn auch sofort wieder, nachdem dieser sich vorgestellt hatte. "Salve Matinius Agrippa.", antwortete er dann zwar etwas verlegen, hörte dann jedoch immerhin mit dem rumgewackel wieder auf und stand still vor seinem neuen Lehrer. "Ja, der Brief des Rex Sacrorum kam wirklich schneller als erwartet.", bestätigte er die Aussage des Matinius.


    Dann fing Matinius bereits damit an, sich einen Überblick über Livius Kenntnisstand zu verschaffen. Er schaute den Aedituus etwas perplex an, ehe er anfing einfach draus los zu quasseln. "Nun, hier sind die Treppen.", sagte er voller Unsicherheit. "Oben kommen einige Säulenreihen und dann kann man die drei Cella betreten, für Iuppiter in der Mitte, links Iuno und rechts Minerva.", endete er erstmal und blickte Matinius mehr fragend als sagend an.

  • "Äh... genau!", sagte Agrippa. "Lass uns doch erst einmal reingehen." Er führte den Livius die marmornen Stufen hinauf und durch die goldenen Türen des Tempels. "Sobald du deine Ausbildung beendet hast, wird man dich zum Aedituus ernennen, und dich einem Tempel zuteilen. Hast du schon eine favorisierte Gottheit?" Im Inneren des Tempels waren bereits mehrere Tempeldiener bei der (harten) Arbeit und reinigten die Cellae und die Statuen. "Es kommt immer darauf an, in welchem Tempel man dient. Hier zum Beispiel, im Templum Iovis Capitolini, stehen uns mehrere Tempeldiener zur Verfügung, sodass die Aeditui - also ich und Durus, du wirst ihn sicherlich gleich kennen lernen - uns auf eher kultische Aufgaben konzentrieren können. In kleineren Tempel, wo oft nur ein einziger Aedituus aufzufinden ist, häuft sich schon mehr Arbeit an", sagte er und blickte dabei zufrieden zu den arbeitenden Tempeldienern. Ja, da hatte er aber echt Glück gehabt, dass er diesen Tempel hier erwischt hatte. Ich binde Drusus am besten ein bisschen ein. Ein Monolog meinerseits könnte ihn ja langweilen! "Sag, hast du dir schon Gedanken gemacht über die Arbeit eines Aedituus? Also, was wir für Aufgaben haben?"


    Während er den Discipulus ein wenig nachdenken ließ, überlegte sich Agrippa, wie denn die Ausbildung ablaufen sollte. Hm, zu den wichtigeren Themen gehört doch der der Ablauf eines Opfers! Genau, das war ein guter Startpunkt.

  • Offensichtlich aufgrund dessen Reaktion war, dass Livius nicht die Antwort gewählt hatte, die sein Lehrer von ihm hatte hören wollen. Doch anstatt ihn zurecht zuweisen oder zu korrigieren, führte er ihn die Stufen hoch ins Innere des Templum Iovis Capitolini.


    Voller Neugierde, auf das was noch kommen sollte, folgte er Matinius. Dann stellte sein Lehrer auch bereits die nächste Frage, auf die Livius sogar antworten konnte, doch fand er das es doch offensichtlich auf der Hand lag. Zumindest für ihn selbst. Matinius konnte ja auch nicht alles bereits im vorhinein wissen. "Am liebsten würde ich natürlich Minerva persönlich dienen.", antwortete er dem Aedituus, ehe dieser weiter über die Vorteile eines großen Tempels sprach. "Aber zum Beispiel für Minerva gibt es doch zahlreiche Tempel in Rom. Weiss man im Vorfeld, welchem man zugewiesen wird?", fragte er seinen Lehrer dann.


    "Nun.", fing er an. Noch eben waren ihm die Worte wie von alleine gekommen, doch jetzt waren sie wieder gepaart mit derselben Unsicherheit, die schon auf den Stufen des Tempels in seiner Stimme mitschwang. Er konnte noch nie gut mit Prüfungsähnlichen Situationen umgehen. "Ein Aedituus verwaltet den ihm zugewiesenen Tempel. Er ist verantwortlich für die Sauberkeit, die Instandhaltung des Tempels und seinen Bestandteilen.", versuchte er dann aus seinen Gedanken zu rekonstruieren. "Ach, und er opfert regelmäßig dem entsprechenden Gott und berät die Leute die ein Opfer darbringen wollen.", fiel ihm noch ein, warf es hinterher und suchte dann den Blick des Matinius.

  • "Ah, das trifft sich aber gut, dass du Minerva dienen möchtest. Hier, in der rechten Cella, befindet sich ihr Kultbild", sagte Agrippa, und führte Livius zur Statue der Göttin. Über die Frage des Discipulus musste er lächeln. "Nein, im Vorfeld weiß man eigentlich überhaupt nichts", sagte Agrippa. "Du kannst natürlich einen Wunsch angeben, aber letzlich entscheidet das Collegium über deine Zuteilung." Jaja, das Collegium... Hatte er sich nicht letztens noch über diese Leute beschwert? Die Aufgaben und Pflichten eines Aedituus schien der Discipulus zu kennen und - gut, dass er das Opfer anspricht! "Ganz genau, Livius, im wesentlichen beschränken sich unsere Aufgaben darauf, den Tempel in Ordnung zu halten, regelmäßig Opfer darzubringen und die Besucher des Tempels bei solchen Anliegen zu beraten."


    "Und da das Opfern so wichtig ist, fangen wir am Besten gleich damit an. Du hast sicherlich schonmal ein Opfer dargebracht, da bin ich mir sicher. Aber hier im Tempel muss alles perfekt ablaufen, schließlich sind wir für die Pax Deorum veantwortlich", sagte Agrippa mit einem Augenzwinkern. "Es wäre bestimmt am lehrreichsten, wenn du selbst ein solches Opfer darbringen würdest. Du erwähntest vorhin Minerva - weißt du, was man ihr normalerweise für Opfer darbringt? Also, welche Farbe die Opfertiere haben, zum Beispiel?"


    ***************


    Am nächsten Tag führte Agrippa den Discipulus in eine Art Abstellraum, in dem sich zahlreiche Gegenstände befanden, von denen einige einen kultischen Wert hatten, von denen andere profaner Natur waren und von denen wiederum andere - naja, über deren Nutzen ließ sich streiten. "Nun, hier siehst du die Werkzeuge, mit denen wir arbeiten. Ein ziemliches Durcheinander, ich weiß, aber du wirst schon bald das Wichtige vom Krimskram unterscheiden können." So, jetzt zum Wesentlichen. "Also, wie gestern angekündigt, werden wir heute dein Opfer für Minerva vorbereiten..." Er nahm einen kleinen Kasten in die Hand. "Das hier ist eine acerra. Hier drinnen befindet sich der Weihrauch - wichtig für das Ritual!" Dann nahm er einen hölzernen Behälter in die Hand. "Und das ist das molucrum - hier wird die mola salsa aufbewahrt. Das ist die Flüssigkeit, mit der das Opfertier bestrichen wird. Ich zeige dir das, damit du morgen weißt, was du für dein Opfer herholen musst. Aber lass uns erstmal wieder zurück in den Tempel gehen." Es gab natürlich noch eine ganze Reihe von Gegenständen, aber die konnten erst einmal warten.


    Oben angekommen, fragte Agrippa den Livius dann: "Was weißt du bereits über den Ablauf eines Opfers?"


    Sim-Off:

    Ich habe mal ein bisschen mit der Zeit gespielt ;)

  • Sim-Off:

    Wie es Dir beliebt. Ich bin dabei ;)


    Na, das hatte ich doch bereits gesagt... Ein patziger Gedanke durchschoss seinen Kopf, den auszusprechen, er ganz der Concordia folgend aber nicht wagte. Schließlich hatte er als Römer in seiner Erziehung, auch aus ärmeren Verhältnissen stammend, die römischen Tugenden stets eingetrichtert bekommen. Stattdessen folgte er seinem Lehrer zu Minervas Statue und lauschte weiter seinen Worten.


    Dass er mit dem Aufgabenbereich eines Aedituus richtig lag, zauberte ein lächeln auf sein Gesicht. Scheinbar kam er so langsam dahinter, wie er auf die Fragen des Matinius zu antworten hatte. "Ja, wir opfern regelmäßig innerhalb der Familie unseren Laren und Penaten. Aber ich habe noch kein großes Opfer in einem Tempel gehalten. Zugesehen, ja. Aber nicht selbst gemacht.", antwortete er dann. Einige Worte seines Lehrers später, wurde Drusus wieder richtig aufgeregt. Er sollte direkt selbst ein Opfer hier im Tempel darbringen? Ob er das schaffte, würde sich noch zeigen. "Nun, am 5. Tag nach den Iden des Martius waren wir mit meinem Vater immer beim Tempel als Minerva geopfert wurde.", erzählte er und überlegte weiter, ob er sich erinnern konnte welche Farbe die Opfertiere dort hatten. Es waren Kälber, soviel wusste er noch. Ach, genau. "Weiße Kälber.", stieß er hervor. Überrumpelt von der Freude, dass es ihm noch eingefallen war. "Es waren weiße Kälber."




    ***************



    Der zweite Tag seiner Ausbildung
    Wieder hatten sich Matinius und Livius in der Früh auf dem Capitolium getroffen um die Ausbildung des jungen Discipulus weiterzuführen.
    Livius wurde von dem eifrigen Aedituus in einen Hinterraum des Tempelkomplexes geführt, wo er ihm einige Hilfsmittel für die Opferungen zeigte und erklärte.
    Wieder zurück im Hauptraum des Tempels angekommen wollte Matinius wissen, was Livius zum Ablauf eines Opfers einfiel.
    "Wenn alles bereit ist, spielen die Tibicines und Fidicines auf ihren Instrumenten um jeglichen Lärm zu übertönen. Nachdem der Opfernde sich die Hände gewaschen hat, bestreicht er das Opfertier mit dieser Salzlake eingestrichen, die in diesem hölzernen Behälter aufbewahrt wird, den du mir vorhin gezeigt hattest. Dann nach dem Gebet wird das Tier geopfert. Dann folgt nur noch die Eingeweideschau, um herauszufinden ob die Götter auch zufrieden sind.", quasselte er dann, in Gedanken beim letzten Opfer, bei dem er dabei gewesen war, die Antworten vor sich hin.

  • "Genau, Livius, aber das ist nur der zweite Teil der Opferhandlung", korrigierte Agrippa den Discipulus, der etwas nervös wirkte. "Als erstes wird im Inneren des Tempels - nach dem Waschen der Hände, wie du bereits erwähnt hast - das Gebet gesprochen. Vor dem Kultbild des Gottes. Dann folgt ein kleines Voropfer - Weihrauch, vielleicht etwas Wein..." Ja, die Götter ließen es sich wirklich gut gehen! "Und dann erst geht es nach draußen, vor den Tempel, damit am Alter das blutige Opfer vollzogen werden kann. Mit den zahlreichen Opferdienern, wie die tibicines, aber das eher bei öffentlichen Veranstaltungen. Im privaten Bereich lässt man es dann doch eher bescheidener zugehen. Und zum Schluss findet die Eingeweidenschau statt."


    "Damit du den Prozess kennenlernst, führst du morgen einfach mal selbst ein Opfer durch. Ich bin natürlich auch dabei, keine Sorge!", sagte Agrippa lächelnd. Er musterte den Livius. "Da du dich Minerva sehr verbunden fühlst, kannst du gerne ihr opfern. Wie du gestern gesagt hast, werden ihr nach den Iden des Mars Kälber geopfert. Aber das könnte ein wenig teuer sein..." Der Discipulus sah nicht gerade so aus, als ob er ihm Geld schwamm. "Wir nehmen besser ein kleineres - und günstigeres - Tier, das reicht für unsere Zwecke auch. Hauptsache es ist weiß! Vielleicht gehst du morgen früh zum Markt, und besorgst das Opfertier. Nichts extravagantes, ruhig etwas günstiges. Und dann treffen wir uns morgen gegen Mittag hier vor dem Tempel, einverstanden?"


    Sim-Off:

    Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe ;)

  • Uhh, da hatte er, nach der Antwort des Aedituus zu schließen, nur den halben Opferablauf beschrieben. Die Röte stieg ihm ins Gesicht, als er von seinem Lehrer verbessert wurde, doch versuchte er alles aufzusaugen und sich korrekt zu merken.


    Sein erstes richtiges eigenes Opfer. Das könnte ja spannend werden. Die Vorfreude, gepaart mit der Aufregung machte sich in ihm breit. Die Vorfreude wurde dominiert von dem Gedanken, dass er Minerva opfern durfte. Der Göttin des Handwerks und der Stadt Rom. Da sein Vater sein ganzes Leben lang als Mosaikleger gearbeitet hatte, besaß die Familie eine besondere Beziehung zu Minerva, der sie oft auch im privaten geopfert hatten.
    "Ein Kalb kann ich mir wirklich nicht leisten.", gab Livius dann zu. Dass er nicht das Glück hatte reichgeboren zu sein, war aber wahrscheinlich kein Geheimnis mehr, was diese Aussage von ihm vermutlich überflüssig machte. "Würde dafür eine Ziege ausreichen?", fragte er dann den Matinius, als dieser ein günstiges und weniger extravagantes Tier vorschlug. Drusus hatte zwar keine Ahnung, wieviel Geld er für eine Ziege auf den Märkten der Urbs ausgeben müsste, doch dachte er sich, dass dies sicher nicht so teuer werden würde wie ein Kalb.


    Aber das Tier als einziges Utensil, würde doch für ein komplettes Opfer garnicht ausreichen, weshalb Drusus seinen Lehrer weiter ausquetschte: "Muss ich den Weihrauch, und die Zutaten für die mola salsa ebenfalls selbst kaufen?" Das könnte alles zusammen wirklich ins Geld gehen. Am besten ich frag Vater noch nach etwas Geld dafür., dachte er sich dann insgeheim, da sein eigener Lohn nicht dafür reichen würde.

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