[Forum Boarium] Templum Mercuri

  • Nachdem sie die Türe wieder ordnungsgemäß verschlossen hatten stiegen sie die Stufen des Tempels empor. Kurz warteten sie vor der Türe bis ein korpulenter Mann mittleren Alters seine Opfergabe beendet und die Cella verlassen hatte. Sodann führten sie ihre Inspektion dort fort, wieder jedoch ohne eine Auffälligkeit zu entdecken. Ein wenig enttäuscht schüttelte Gracchus den Kopf.
    "Nichts. Hast du noch Fragen an den Aedituus, Valerius? Sonstig werden wir uns augenscheinli'h einer anderen Taktik bedienen müssen, die Opferung einer größeren Summe scheint mir eher geeignet. Indes sollten wir dies nicht heute tun, dies wäre allfällig zu offensichtlich."

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Tiberius schüttelte gleichfalls den Kopf. "Nein, ich habe keine Fragen." Er dachte einen Moment nach. Um keine größere Aufmerksamenkeit zu erregen raunte er dem Flavier mit betont heiterer Miene zu: "Dass wir keine Spuren eines Einbruchs gefunden haben, lässt meiner Meinung nach mehrere Schlüsse zu. Entweder das Leck ist hier bei den Tempelbediensteten, bei denjenigen, die die Gaben transportieren, oder jemand bekommt die Buchung nicht auf die Reihe. Die Buchung können wir ohne weiteres auf methodische Fehler, Zahlendreher oder simple Rechenfehler kontrollieren. Wenn du willst, kümmere ich mich darum. Bei den Transportbediensteten herum zu stöbern, würde wahrscheinlich durchaus Aufmerksamkeit erregen. Man könnte sie beschatten lassen, ohne dass sie es bemerken."
    Bei dem Gedanken möglicherweise Leute wie die Prätorianische Garde hinzuzuziehen, war Tiberius nicht ganz wohl. Die waren ihm nicht geheuer.

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    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

  • Am Vormittag, die Sonne schien bereits, wenn auch noch etwas zaghaft, auf die Tempeltür, schritt ein junger Mann alleine die Stufen zum Tempel hinauf. Unter dem Arm trug er ein Huhn, gerade auf dem hinter ihm liegenden Forum gekauft, das mit einigen Blumen geschmückt war. Kein übermäßiges Opfer, aber doch die Ehrerweisung des kleinen Mannes. Ehrfürchtig wandte er den Blick nach oben, zum bunt bemalten Giebel, als er zuerst durch die majestätischen Säulen und danach durch die große Pforte des Tempels trat. Gleich darauf sprach er, nur für sich geflüstert, ein kurzes Gebet an Merkur, den Gott dieses Hauses, dessen Kultbild am anderen Ende des Raumes aufgestellt war und alle Blicke auf sich zog, und sah sich dann nach einem Priester um.

  • Im Tempel waren immer Priester damit beschäftigt, die ankommenden Bittsteller zu empfangen. Daher wurde der junge Mann von der Seite angesprochen, kaum hatte er das Gebäude betreten. Leider blickte er gerade gebannt an die Decke und flüsterte etwas, was vermutlich ein Gebet war, so dass er den Priester erst bemerkte, als dieser ihn ansprach.


    Salve, du möchtest gerne Mercurius um etwas bitten? Kann ich dir dabei behilflich sein?

  • Der junge Mann erschreckte sich ein wenig, als er ganz plötzlich von der Seite angesprochen wurde. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken und antwortete sogleich auf die Frage des Priesters:


    „Salve… Ja, ich möchte Mercurius für meine sichere Reise danken. Ich bin erst seit kurzer Zeit in Rom und habe mein erstes Geld gespart, um dieses Huhn zu kaufen, denn Mercurius hat mir eine schnelle und sichere Reise gegeben. Außerdem möchte ich um Segen und Sicherheit für mein neues Geschäft bitten.“

  • Dann bist du hier bei uns genau richtig. Wir werden deine Gabe gerne für dich opfern und du kannst deine Gebete dazu sprechen. Mercurius wird sich sicherlich über einen Geschäftsmann freuen, der es in kurzer Zeit geschafft hat ein neues Geschäft zu gründen.


    Der Priester streckte die Hände nach dem Huhn aus und deutete mit dem Kopf zu einem nahen, freien, Altar, auf dem er die Gabe opfern würde, falls dies gewünscht war.

  • Graecus gab dem Priester bereitwillig das Huhn.


    „Vielen Dank. Bitte bringe dieses bescheidene Opfer Mercurius dar. Ich werde nun gleich meine Gebete sprechen, ich habe den Gott schon lange genug warten lassen - ich hoffe, er straft mich nicht.“


    Sogleich kniete er sich, mit gebührendem Abstand, vor den nahen Altar und begann, Gebete zu sprechen. Zuerst dankte er, leise gemurmelt, für die sichere Reise nach Rom und vor allem für einige riskante Situationen, die trotzdem ohne Probleme vergangen waren. Danach beschrieb er sein neues Geschäft - die Einkäufe, die ersten Gäste und Pläne für die Zukunft. Zum Schluss folgte noch eine lange Bitte um Segen und Schutz.


    Nach dem Gebet trat er noch einmal an den Priester heran:


    „Ich habe nun meine Gebete gesprochen und möchte noch fragen, ob ihr hier im Tempel auch kleine Statuen verkauft - ich habe in meiner Heimat oft solche gesehen und da ich keine Ahnen zu verehren habe, möchte ich ein Bildnis von Mercurius in meine Gaststätte stellen, damit er meine Geschäfte immer segnet.“

  • Während der Mann seine Gebete verrichtete, bearbeitete der Priester das Huhn und opferte einen Teil auf dem Altar. Der grössere Teil jedoch würde als Entschädigung in den Kochtöpfen der Priester landen. Das war schon immer so gewesen und es gab keinen Grund, dies zu ändern. Trat jemand an die Priester heran, dass er sein Opfer nicht selbst vollziehen wolle, egal ob er die Worte nicht kannte, oder einfach keine Lust hatte, sich selbst die Hände schmutzig zu machen, so gehörte mindestens die Hälfte der Gabe den Priestern.


    Nach vollzogenem Opfer trat der Mann noch einmal an den Priester heran und stellte eine ebenfalls übliche Frage.


    Ja, du findest gleich neben dem Tempel, links, einige Stände, an welchen du finden kannst was du möchtest. Sollte es jedoch genau deinen Wunsch nicht haben, so findet sich dort auch immer jemand, der dein gewünschtes Bildnis erstellen kann.

  • Graecus nickte, verbeugte sich fast, als der Priester ihm den Weg zu den Ständen wies. Dann sah er noch einmal das Kultbild des Mercurius an, neigte den Kopf, und verließ den Tempel. Draußen, vom hellen Sonnenlicht noch etwas geblendet, kaufte er gleich eine kleine, etwa zwei Fäuste hohe Statue aus Bronze - sie sollte in einer Mauernische in seiner Caupona ihren Platz finden.

  • Damit meine Reise auch sicher verlief, hatte ich mich auf den Weg zum Tempel des Mercurius gemacht. Dort überreichte ich den Priestern eine recht großzügige Spende, um mich dann dem Gebet an den Gott zu widmen. Ich verbrannte eine etwas faustgroße Menge Weihrauch und zog einen Zipfel meiner Toga über meinen Kopf.


    "Mercurius, Schutzgott der Reisenden, der du mich auf meinen Reisen stets geschützt hast, ich bitte dich erneut um deinen Schutz. Wie du weißt, reise ich zwar nicht oft, aber dafür sind meine Reisen lang und gefährlich. Bei meiner ersten Reise haben noch meine Eltern großzügig an meiner statt geopfert, damit ich sicher ans Museion käme. Bei meinem Rückweg hatte ich dir zu Beginn und Ende der Reise reichlich geopfert. Und so will ich es auch diesmal halten. In Kürze werde ich nach Mogontiacum reisen. Die soeben geleistete Spende soll mein Opfer sein, um deine Gunst zu gewinnen. Du wirst auch mit Neptunus reden müssen und ihn überzeugen müssen, das Schiff von Ostia sicher nach Massilia passieren zu lassen. Es wird dir nicht schwer fallen, denn bei meinen letzten Reisen hattest du wesentlich längere Passagen auf See ebenfalls sicher ermöglicht. Du kannst Neptunus gerne ausrichten, dass ich mich erkenntlich zeigen werde, sollte ich eine ruhige Fahrt nach Massilia haben. Und dein Schaden soll es auch nicht sein. Ich bitte dich auch, meine Begleiter auf der Reise ebenfalls unter deinen Schutz zu stellen. Auch deshalb war ich heute bereits sehr freigiebig dir gegenüber. Wenn wir alle sicher in Mogontiacum angekommen sein werden, werde ich dir auch dort noch einmal opfern und das umso großzügiger, je angenehmer die Reise war. Quid pro quo, mein lieber Mercurius. Ich hoffe, dass wir uns handelseinig sind."


    Ich betrachtete die Statue des Gottes kurz, dann drehte ich mich nach rechts und verließ den Tempel. Nachdem ich wieder auf der Straße war, ließ ich mir meine Toga richten und ging meines Weges. Ob der Gott mich erhört hatte oder nicht, wusste ich nicht. Jede Reise war ein Risiko, das gehörte zum Leben dazu.

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