• In einem meiner ersten Semester belegte ich einen Kurs über römische Architektur. Der war wirklich sehr gut, aber alle Rekonstruktionen und Modelle waren weiss.


    Ich las dann etwas mehr als verlangt und stiess auf Beweise, dass Statuen, Häuser, Tempel und auch Säulen bunt bemalt waren. Als ich in der Veranstaltung fragte, lachte man mich aus. Ich stand da wie der letzte Trottel.


    Nun 2 Dinge:


    1) Ging es euch auch schon mal so?
    2) Welcher Meinung seid ihr?


    Nun, bitte, ich studiere das ja, also kenne ich die historisch korrekte Antwort, soweit es im Moment Beweise gibt. Mich interessiert erst mal nur ob ihr etwas ähnliches schon mal erlebt habt, und welcher Meinung ihr seid.


    Die historische Tatsache schildere ich euch heute Abend oder am Weekend, inklusive Beweise ;)
    Wer das Gefühl hat, er müsse vorgreiffen, muss damit leben, dass ich als Supermod von meinen Rechten Gebrauch machen werde.

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  • Ich kenne die Antwort auch schon, schließlich studiere auch ich Geschichte, was jedoch nichts heißen soll. Gerade in Geschichte gibt es so viele Irrtümer, weil sie eben auf Annahmen beruht. Dabei war schließlich von den heute lebenden niemand. :D


    Dennoch, der Umgang mit Geschichte ist ein faszinierendes Thema.


    Eine Anekdote:


    Gothe himself sah in seiner Person einen überragenden Naturwissenschaftler und einen bescheidenen Literaten. Seine Farbenlehre (dass alles aus schwarz und weiß besteht) wurde jedoch nie angenommen und auch wiederlegt. Als ich das Thema in einem Deutsch-LK ansprach, wusste selbst der LK-Lehrer nicht weiter. Er verstand nur Bahnhof, womit bewiesen wäre, dass auch Experten (sei es an der Schule oder an der Uni) nur über begrenztes Wissen verfügen.


    Um es anders auszudrücken:


    An der Uni Tübingen streiten sich zwei Professoren schon seit Jahren, ob es Troja jemals gab. Der eine sieht in den Schuttresten lediglich Müllhaufen einer älteren Siedlung, der andere den Beweis der Illias. :D

  • Ob alle Statuen bemalt waren weiß ich nicht, aber zumindest kann man in so manchem Museum noch die Farbreste an diesen noch sehen. ;)


    Bei vielen hat wohl einfach das Regenwasser die Farbe abgewaschen, da die Römer noch keine wasserfeste Farbe kannten und es schon mal passierte, daß die ein oder andere Statue an der frischen Luft in den letzten Tausend Jahren mal so richtig im Regen stand.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Gothe himself sah in seiner Person einen überragenden Naturwissenschaftler und einen bescheidenen Literaten. Seine Farbenlehre (dass alles aus schwarz und weiß besteht) wurde jedoch nie angenommen und auch wiederlegt. Als ich das Thema in einem Deutsch-LK ansprach, wusste selbst der LK-Lehrer nicht weiter. Er verstand nur Bahnhof, womit bewiesen wäre, dass auch Experten (sei es an der Schule oder an der Uni) nur über begrenztes Wissen verfügen.


    *hust*
    2 Monate Schulverwaltung - Bereich Personal


    Lektion Nr. 1:
    Lehrer sind dooof !!!


    :)
    Das Problem in der Schule ist, die Lehrer dort sind meist keine ...
    dann gibt es ja Lehrpläne die den Stoff sehr ausdünnen und auf eine sehr kurze Zeit beschränken.
    Man kann also nur immer anschneiden.
    Und vor allem bei der Geschichte wirkt sich das anschneiden als sehr verfälschend aus!


    wies an der Uni is weiß ich nich :) da war ich noch nie^^

    Stolze Nachfahren von Romulus und Remus. Mit der Venus unserer Ahnherrin stark !

  • Zitat

    Original von Gaius Flavius Torquatus
    Lektion Nr. 1:
    Lehrer sind dooof !!!


    Nunja, so würde ich das nicht sehen. Aber du hast recht, sie haben so viel zu tun, dass es ein Unding ist zu erwarten sie wüssten überall wirklich Bescheid. Vor allem Fachfremd eingesetzt, wissen sie gerade mal eine Handbreit weiter Bescheid, als die Schüler selbst. :D


    Und ich rede aus der Praxis.

  • Ad (2)


    Von dem was ich gehört habe - in der Schule - sollen eigentlich nur Klassizissmus + Renaissance mit ihrer "weissen, sauberen" Antike schuld daran sein, dass wir glauben die antiken Bauwerke (Tempel, Statuen, whatever) seien weiß gewesen.


    (Nun ja, Farben verblassen... und Ideale bleiben.)

    QUAESTOR CONSULUM
    DIRECTIVUS SCHOLAE ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS

  • Zitat

    Original von Caius Iulius Seneca
    Studiert ihr Altertum oder allgemein Geschichte?
    Braucht man dazu Latein?


    Kommt darauf an, was Du studierst und wo Du studierst.
    Für Magisterstudium neue geschichte wird Latein nicht nötig sein.
    Für Mittelalterliche und Alte Geschichte unabdingbar.
    In Tübingen brauchst Du dafür jedoch nur das kleine Latinum,
    es sei denn Du legst den Schwerpunkt auf die Antike. (großes Latinum)


    Studierst Du auf Lehramt Gymnasium (Staatsexamen an der Uni) brauchst Du gleich das Große Latinum.


    Studierst nur an einer PH (Realschule oder Hauptschule als Ziel), brauchst Du gar kein Latein, weil dir das an der Schule eh nix bringen würde.

  • Ich studiere Englisch, Latein und allgemeine Alltertumswissenschaften mit Schwerpunkt Alltagsleben. Soweit ich weiss ist Latein immer eine gute Wahl wenn man Geschichte studieren will, egal ob nötig oder nicht. Ausserdem bieten viele Unis ja auch die Möglichkeit an, ein Latinum während des Studiums nachzuholen ;)

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  • Zitat

    Original von Caius Iulius Seneca
    Am besten finde ich natürlich, wenn man sich beim Studium nur mit der Antike, vorallem mit den Römern befasst.


    Geschmacksache. Ich habe zuerst Geschichte mit drei Schwerpunkten (Neuere Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Alte Geschichte) an der Uni studiert und nebenher am Großen Latinum gearbeitet (mit begrenztem Erfolg), bevor ich dann auf eine Pädagogische Hochschule wechselte, die den Schwerpunkt neben der Fachwissenschaft eher auf die didaktische Seite legte und dafür auf das Latinum verzichtet.


    Die Frage ist ja bei der Geschichte oft: Was nützt mir das Wissen, wenn ich damit nix anzufangen weiß? Oder anders herum: Wissenschaft zum Selbstzweck ist schön, aber tot.


    Mein Interesse heute liegt er in der Frage: Wie vermittelt sich Geschichte und wie wird Geschichte rezipiert / wahrgenommen. Wenn ich ehrlich bin ist diese Frage viel interessanter und gewinnbringender als die Frage, ob Caesar sich die Haare gefärbt hat oder nicht, ob er den Scheitel links oder rechts getragen hat, oder ob er überhaupt einen hatte. :D

  • Zum Selbstzweck ist Geschichte natürlich hervorragend und sehr interessant, aber es ist tatsächlich schwer auch einen Job zu finden, bei dem es sich hauptsächlich darum dreht.
    Historiker oder Archaeologe vielleicht?! Aber da besteht nicht all zu viel Bedarf, glaube ich...

  • Wie gesagt, die Frage ist immer was Du machen willst. Historiker alleine dienen eigentlich der Aufklärung, auch wenn das wohl zu idealistisch dargestellt ist. Ihr Job ist es, aus der heutigen Perspektive unter heutigen Fragestellungen eine Sicht der Dinge darzustellen, wie sie für uns relevant sind. Alles andere, was zum Teil in archeologischen vereinen oder bei Hobbyhistorikern abläuft, mag nett sein, ist aber genauso sinnvoll wie das private Briefmarkensammeln oder Golfspielen. Ein paar Leute erfreut es, doch das war es dann auch schon.

  • Genau, den Dr. macht man zwar auf seinem Fach, aber die Bezeichnung kriegt man dann von der Fakultät. Also Phil I oder Phil II oder Med oder eben was es sonst noch so gibt :D


    Die Auflösung mit den Beweisen und Links gibt es, wenn ich etwas mehr Zeit hab, bin gerade auf dem Sprung ;)

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  • So, nun ist es so weit und ich las mit Freude, dass die Meisten hier wussten, oder zumindest annahmen, dass Skulpturen, Tempel und Säulen in der Antike sehr oft bunt bemalt waren.


    Wie richtig gesagt wurde, gibt es in einigen Ausstellungen Exponate, welche noch Farbreste zeigen. Diese sind jedoch selten und meist nicht so ausführlich, dass man daran die komplette Farbgebung einer Statue rekonstruieren könnte.


    Dies ist nun jedoch möglich und auch Spuren, welche von blossem Auge nicht erkennbar sind, kann man wieder sichtbar machen. Dies z.B. mittels UV-Licht oder extremem Streiflicht. Dabei können antike Bemahlungen z.T. so gut wieder sichtbar gemacht werden, dass eine genaue Rekonstruktion möglich wird. So entstanden in den letzten Jahren ganz neue Bilder der antiken Tempel und Skulpturen.


    Im Moment gibt es in Basel gerade eine Ausstellung zu diesem Thema. Die HP dazu ist hier zu finden. Ich denke, das sollte als Beweis auch ausreichen ;)


    Und nun, viel Spass beim Vorstellen der Akropolis, nicht in weiss, sondern in knalligem rot, gelb, blau, grün, etc. :)

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  • Ich mische mich auch mal ein *auch Geschichtsstudent ist*


    Also, in der Tat waren auch Statuen bemalt, nur dass bei den meisten kaum Farbreste zu erkennen sind. Gut für uns dass einige Städte bei einem Vulkanausbruch verschüttet und konserviert wurden, schlecht für die Bürger damals. :]


    Vor allem in den Falten der Toga hat man oft Farbreste an Statuen gefunden.


    Das Problem ist eigentlich, wenn man sich mal die Sammlung des Vatikans ansieht, dass die Statuen damals alle gesäubert wurden und so auch alle Farbpikmente verschwanden! X(

  • Genau, nur ist es eben so, dass selbst auf solchen Statuen mit UV- und Streiflicht das Vorhandensein von Bemahlung nachgewiesen werden kann, selbst wenn man nicht mehr genau sagen kann, welche Farben das waren. ;)

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  • Eine interessante Frage ist ja auch, wie sah Purpur wirklich aus? Wir haben zwar Farbreste, aber wie verhällt sich die Frabe unter Asche für so lange Zeit? Gleiches gilt für die Stoffreste aus dem Sand von Ägypten, wo auch Farbe zu erkennen war!

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