[Capitolium] Auguraculum

  • Sim-Off:

    Verzeihung abermals, verschwitzt! :(


    Die Worte des Auguren hallten über den Platz der Auguren, und die spirituelle Aura, die sich ausbreitete, konnte Piso fast greifen. Er erinnerte sich ein wenig zurück – noch vor einiger Zeit hatte er wenig mit der Religion zu schaffen gehabt, doch nun war er voll und ganz dabei, sie zu umfangen. Auch wenn er selbstredend kein Fanatiker war – mit den Göttern schloss man Pakte beim Opfern, und dann ließ man sie in Ruhe, fertig.
    Piso betrachtete genau die Bewegungen des Stabes. Er war natürlich kein Augur, sondern „nur“ Septemvir (Buh!). Trotzdem kamen ihm die Bewegungen vage bekannt vor – ebenso wie Centho hatte auch er Schriftrollen gewälzt über die Religion, anders hätte man ihn nie in eines der eminentesten Priesterkollegien Roms aufgenommen.
    Jetzt konnte man nur noch warten. Der Flavier war ja schon gespannt, was die Götter so alles für ihn bereithalten würden. Bis dahin könnte er nur hoffen, dass keiner der Piepmätze über ihn hinwegfliegen und seine schöne Toga mit einem riesigen Gacks besudeln würde.

  • Iulia erreichte das Kapitol. Sie ging an einigen Tempeln vorüber und bemerkte, wie sie immer unsicher wurde. Sie wollte Priesterin werden. Doch was, wenn die Götter sie gar nicht als Priesterin haben wollten? Unentschlossen sah das Mädchen sich um und erspähte dabei per Zufall den Platz der Auguren. Eine kleine Schlange löste sich gerade auf, sodass ihr freier Blick auf die Auguren gewährt wurde. Einer Eingebung folgend trat sie auf diese zu. "Salve. Ich würde gerne euren Rat einholen, wenn das möglich ist."

  • Ein Liktor brachte dem Magister der Augures die folgende Mitteilung, welche er ihm verlas.



    ABSTIMMUNG
    DECRETUM SENATUS



    Die laufende Abstimmung ist beendet.


    Nach Abstimmung ist Lucius Iulius Centho als Mitglied des Collegium Augurum
    angenommen.


    Die laut CODEX UNIVERSALIS nötige Mehrheit
    von 60% des Senates wurde also erreicht.


    Somit tritt die Ernennung in Kraft.



    gez.
    Lucius Flavius Furianus

  • Einer Einladung Folge leistend, betrat Menecrates - wie verlangt - am dritten Tag nach der Wahl in eine Toga gekleidet das Auguraculum auf dem Capitol . Seine Vereidigung fehlte noch, gleichzeitig erhoffte er sich ein Signal von den Göttern, dass er bereist jetzt erste Vorkehrungen für eine erfolgreiche Ausübung seines Amtes treffen konnte. Als er einen der Auguren erblickte, steurrte er auf ihn zu.


    "Salve, mein Name ist Claudius Menecrates, soeben gewählter Aedilis Curulis. Ich suche über euch der Götter Rat, den Beginn meines Amtes betreffend. Und zwar noch über diese, wie ich glaube, formale Einladung hinaus." Er wies die Wachstafel vor. "Ich nehme an, dafür benötige ich einen weiteren Termin. Diese soll vermutlich ausschließlich die Amtsaufnahme begutachten." Einerseits wollte Menecrates niemand bestürmen, denn Hast mochten auch die Götter nicht. Andererseits waren es die Götter, die ihn nicht nur sterbenskrank wieder gesunden ließen, sondern auch sein Wahlopfer angenommen hatten. Er glaubte sich von ihnen unterstützt und kehrte zum alten Elan zurück. Und wenn Menecrates einmal in Schwung war, dann wollte er viel, um nicht zu sagen alles, und das am besten auf einmal.

  • Der traditionellen Einladung folgend, erschien Macer am dritten Tag nach seiner Wahl zum Consul am Auguraculum auf dem Capitol, um sein Recht auf die Einholung der Auspizien wahrzunehmen. Zweifellos würde er von diesem Recht während seiner Amtszeit noch mehrfach Gebrauch machen, aber aber dieses erste Mal war auch für ihn etwas besonderes. Dementsprechend erschien er nicht allein, sondern in Begleitung mehrerer Sklaven und vor allem einiger Klienten. Am Ziel der Gruppe angekommen, schaute er sich nach den Priestern um, die ihn aufgrund der Einladung hier erwarten würden.

  • In Gedanken ging Menecrates die möglichen Zeiträume, die sich ohnehin für Spiele verboten durch. Er konnte sich kaum vorstellen, dass die Götter ausgerechnet dann Spiele und Opfer sehen wollten. Er hoffte, ihm würde etwas zeit für die Vorbereitungen bleiben, war aber ansonsten für alles offen und bereit.
    Nun wartete er nicht nur auf die Auskunft, ob er gleich am heutigen Tag Auspizien in eigener Sache einholen durfte, sondern in erster Linie natürlich auf dieses erste bedeutungsvolle Einholen des Götterwillens anlässlich seiner Wahl zum Aedilis Curulis.


    Inzwischen war auch Macer eingetroffen, dessen Kandidatur zum Consul ebenfalls vom Senat wohlwollend aufgenommen wurde.


    "Salve Macer", grüßte Menecrates. "Ich gratuliere dir zu deiner Kandidatur und wünsche eine gute Amtszeit. Mein Ziel ist es, Rom wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen, in dem der Götterzorn abebben kann. Richtungsweisende Winde sind gut, nicht aber ein Sturm."

  • "Salve, Claudius Menecrates!", erwiderte Macer den Gruß. "Danke. Und die ebenfalls meine Gratulation zum Aedilat. Ein Amt, welches ich damals sehr genossen habe und gerne daran zurück denke." Tatsächlich verfolgte Macer aus diesen Erinnerungen heraus auch jetzt noch die Kandidaturen von Aedilen besonders genau, soweit es seine Zeit zuließ. Als Consul würde er sich ja von Amts wegen in diesem Jahr wieder besonders genau mit ihnen befassen. "Ruhiges Fahrwasser ist ein gutes Ziel. Schon deswegen, weil wir in Rom nun mal alle in einem Boot sitzen", griff Macer das Bild auf und führte es weiter.

  • Sensibel würde sich Menecrates bei weitem nicht einschätzen, aber aufmerksam in jedem Fall. Ihm fiel sofort der Kontrast zwischen seiner Anrede und der Macers auf, und er konnte nicht umhin, sich ein wenig beschämt zu fühlten. Eigentlich war Menecrates vom alten Schlag, kannte das gesamte Alphabeth der Anstandsregeln und wendete es auch stets an. Gerade anhand der gewählten Anrede zeigte und erkannte er, welcher Respekt entgegengebracht wurde, oder wie eng das Band zwischen den Gesprächspartnern hielt. Früher hätte Menecrates ohne zu überlegen Gentil- und Cognomen benutzt, heutzutage hatte er lernen müssen, dass Anstandsregeln außer Betrieb gesetzt waren.
    Seit seiner Genesung fanden bereits unzählige Gespräche mit Personen unterschiedlichster Stände und Ränge statt. Egal vom wem, ihm wurde niemals die höfliche Anrede mit Gentil- und Cognomen zuteil. Entweder wurde er gar nicht zurückgegrüßt - ihm fiel Salinator ein - oder er wurde nur mit dem Gentilnamen angesprochen, wie zum Beispiel von Duccius oder Hadrianus, die weit unter seinem Stand und Ordo lagen. Schon glaubte Claudius, er wäre nach seiner Genesung in ein neues Zeitalter hineingeboren, da trat ihm mit Macer wieder die alte Schule entgegen. Ja, er fühlte sich nun beschämt, hatte er sich doch vorschnell den angeblich neuen Gepflogenheiten angepasst, zumal er sie selbst erst kürzlich noch kritisiert hatte.


    Bei dem von Macer fortgeführten Bild lächelte er jedoch schon wieder.


    "Jetzt ist nur die Frage, wer ist unser Steuermann. Ist es Valerianus in der Tat?" Zurückblickend auf die Cena im Hause Tiberia waren sich Macer und er in dieser Frage nicht einig gewesen. Er wischte den Gedanken mit einer Handgeste demonstrativ fort. "Auch Bootsmann, Lieutmnann und Segelmacher sind wichtige Zünglein an der Waage, wenn es um das manövrieren eines Schiffes geht. Tun wir einfach das uns Bestmögliche auf dem uns zugewiesenen Platz", schlug er vor.

  • Macer musste grinsen, denn der Claudier schien in Macers Kandidaturrede gut zugehört zu haben. "Jeder an seinem Platz und jeder erfüllt seine Aufgabe, nicht mehr und nicht weniger war ja auch Kern meiner Kandidaturrede." An das Bild mit dem Schiff hatte er damals gar nicht gedacht, zumal er selber der Seefahrt nun auch alles andere als verbunden war, aber es passte einfach gut. "Schauen wir, was die Götter für die jeweiligen Plätze vorgesehen haben", fügte er dann mit Blick auf die bevorstehenden Auspicien hinzu und hatte keine Lust, sich schon wieder zum Kaiser zu äußern. Ohne die Gunst der Götter würden ohnehin alle guten Pläne makulatur sein.

  • Oha, er hatte Macers Kern seiner Kandidaturrede getroffen? Menecrates staunte. Wieder einmal stellte er fest, dass er seine Durchzugmentalität gerade im Senat schnellstens abstellen musste. Zwar langweilten ihn viele Reden, aber er würde sich demnächst alle zu Gemüte ziehen müssen. Macers Rede hätte ihn zwar nicht gelangweilt, obwohl er ihr - wie er gerade feststellte - nicht mal im Ansatz gefolgt war. Er hielt es aber wohl nicht für nötig, sich dessen Argumentation zu Gemüte zu führen, weil er glaubte, Macer zu kennen, und sich bereits im Vorfeld eine Meinung zu dessen Kandidatur gebildet hatte. Menecrates merkte selbst, welch hoch riskantes Spiel er da trieb. Vertrauen auf lange Sicht? Vorschussvertrauen? Wie wollte er da merken, wenn jemand umschwenkte, sich bestechen ließ oder anderen in den Rücken fiel?


    Nie wieder im Senat schlummern! Das schwor er sich an diesem Tag.


    Er nickte Macer auf dessen Abschlussbemerkung hin zustimmend zu und erwartete die Begrüßung des Augurs.

  • Am Morgen seines Amtsantritts zum Consul fand sich Livianus am Capitolium ein, um gemäß den Traditionen des Cursus Honorum Auspizien einzuholen. Es war ein klarer aber kalter Herbstmorgen, der dem Decimer wohl für den Rest seines Lebens in Erinnerung bleiben würde. Trotz einiger Widrigkeiten und eine schweren Zeit die hinter seiner Familie und dem Reich lang hatte er es geschafft die letzte und höchste Stufe des Cursus Honorum zu erreichen. Als Consul und dem damit Verbundenen Imperium hatte er auch das Recht bei den Auguren Auspizien einzuholen. Da es traditionell zum Amtsantritt eines Consuls gehörte dies am ersten Tag seines Amtsantritts zu tun und bei den Götter ihre Zustimmung für seine Ernennung zu erfragen, wollte auch der Decimer nicht mit dieser Sitte brechen. Er wurde von den Auguren in Empfang genommen und begrüßt. Als alle die für den Ritus vorgesehenen Positionen eingenommen hatten, war Livianus an der Reihe die formellen Aufforderung zur Einholung der Auspizien auszusprechen.


    "Ich wünsche den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass ich, der Quirite Marcus Decimus Livianus, bestimmt durch den Willen des Römischen Volkes der Quiriten, das Amt des Consul antrete."



    Einer der Auguren trat nun nach vorne, nahm den Lituus und zeichnete ein großes Kreuz in den Himmel, um damit die eventuell auftauchenden Zeichen als positiv oder negativ deuten zu können. Mit fester und lauter Stimme sprach er in Richtung Himmel


    "Oh Bester und Größter! Wir rufen Dich an, zeige uns Deinen Willen! Ob Du einverstanden bist mit diesem neuen Consul Deiner geliebten Stadt Roma"


    Es folgte eine kurze Stille, in der auch Livianus etwas nervös den Himmel absuchte und tatsächlich dauerte es nicht lange bis ein dafür ausgewählter Taubenschwarm auftrat und die himmlische Bühne auch an der vorgesehenen richtigen Seite verließ, wie man es den Tieren antrainiert hatte. Theatralisch erhob der Augur erneut seine kräftige Stimme


    "Aves addicunt. Iuppiter, dem besten und größten, selbst gefällt Deine Amtsübernahme."


    Als der Augur sich wieder zu Livianus wandte nickte ihm dieser lächelnd zu.


    "Ich danke dem Iuppiter Optimus Maximus für dieses Zeichen."


    Damit war das kurze, aber um die Traditionen zu wahren notwendige Schauspiel auch schon wieder beendet. Livianus dankte den Mitgliedern des Collegium Augurum für ihre mühevollen und gelungenen Vorbereitungen und wandte sich dann den bereit stehenden Liktoren zu, um zur Casa Decima Mercator zurück zu kehren, die Toga praetexta anzulegen und die Salutatio seiner Freunde und anderer Senatoren entgegenzunehmen, ehe man mit dem processus consularis begann.

  • Selbstredend war auch Aquila anwesend bei den Auspizien, die sein Onkel einholte für sein Consulat. Er hielt schön brav im Hintergrund bei den Liktoren, Sklaven und Klienten, die von der Amtseinsetzung mitgekommen waren, und verfolgte die Zeremonie stumm. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen, als die Auspizien zufriedenstellend ausfielen, bevor der ganze Haufen um ihn herum dann – ihn eingeschlossen – seinem Onkel folgte in die Casa Decima, ein Weg, den Aquila gleich mal nutzte, um mit dem ein oder anderen Klienten ins Gespräch zu kommen.

  • Am Morgen, an dem die großen Opferfeierlichkeiten an Concordia geplant waren, versammelten sich die Magistrate des Cursus Honorum im Auguraculum auf dem Capitol. Der Consul hatte für heute bei den Auguren ein Augurium salutis in Auftrag gegeben. Es handelte sich um einen alten Brauch, der sich aus den anfänglichen Zeiten der Republik bis in die Gegenwart bewahrt hatte und als eine Anfrage an die Götter verstanden wurde, durch die man erfahren wollte, ob sie den Römern überhaupt erst erlaubten, bei einem anschließenden Opfer für das Wohl des Volkes zu bitten. Dies jedoch war bereits während der Republik mit der Auflage verbunden, dass zum Zeitpunkt dieser Anfrage kein Heer im Feld stehen und kein Krieg geführt werden durfte. Denn wie es bereits aus alten Schriften überliefert war glaubte man, dass selbst eine solche Bitte eine Beleidigung an die Götter darstellen würde, wenn man nicht schon vorher ihr Wohlwollen und Einverständnis dafür eingeholt hatte.


    Livianus war einer der Ersten, der begleitet von seinen Liktoren am Eingang des Auguraculum eintraf und von den Auguren begrüßt wurde, während man auf die anderen Magistrate wartete. Wie gewohnt war der Decimer ein überpünktlicher Mensch und daher war noch Zeit genug, sich die vermutlich kurze Wartezeit mit ein wenig Plauderei zu vertreiben.

  • Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen? In diesem Fall war es wohl eher die Tatsache, dass er bereits selbst öffentlich angekündigt worden war, die ihn hier hinauf zum Auguraculum auf das Capitol führte. Begleitet von einem seiner Decemviratskollegen, mit dem er sich zuvor an der Basilica Ulpia getroffen hatte, kam er im Gespräch mit jenem Manne begriffen letztlich also an. Zusammen waren sie nicht ganz so pünktlich hier, wie sich das der Iulier erhofft hatte, doch gegen die Verspätung seines Collega war er nunmal machtlos gewesen.


    "Ein bisschen geweint? Das ist doch noch GAR nichts! Ich hatte neulich eine bei mir sitzen, die erst im wortwörtlichen Sinne flennend vom Stuhl fiel, als sie nicht nur erfuhr, dass ihr einstiger Versorger kaum etwas hinterlassen hat, sondern von dem bisschen auch alles, was nur ging, anderweitig verteilte. Ich bin also hin zu ihr, um ihr aufzuhelfen. Und da fängt die plötzlich und ohne Vorwarnung an um sich zu schlagen wie eine Wilde! Ich mein, sie kam wohl aus Germanien, aber trotzdem!", ging es naturgemäß um die vorgeblichen Kuriositäten des Alltagsgeschäfts als Decemvir stlitibus iudicandis.
    "Ach komm! Echt?", konnte der Iulier kaum glauben, dass sein Fall mit der Iunia und ihrem Cousin hier keinen Stich zu machen imstande war.
    "Echt! Am Ende habe ich nicht nur mein Amtszimmer kaum wiedererkannt, sondern musste sogar vier, VIER Amtsdiener herbeischaffen, um diese Dame", denn natürlich sprachen die beiden Herren ohne die Nennung konkreter Namen, "erst aus meinen Räumlichkeiten entfernen und später dann auch wieder etwas beruhigen zu lassen!"
    "Da ist der Consul Decimus.", lenkte Dives von seiner kleinen Niederlage ab, deutete auf den Magistrat und grüßte ihn aus der Ferne mit einem Handzeichen. Sein Collega tat es ihm gleich. Schlussendlich wurden selbstredend auch die anderen Magistrate mal höflicher distanziert mal etwas freundschaftlicher begrüßt, bevor es hoffentlich bald losging.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Gemeinsam marschierten nun auch die Quatuorviri auf, welche eine eigentümliche Geschlossenheit an den Tag legten. Das nun immerhin fast einjährige Bestehen ihrer Amtskollegialität hatte eben doch ein wenig zusammengeschweißt. Natürlich versäumte es Lepidus nicht, auch die anderen Magistrate zu begrüßen, die hier eingetroffen waren. Die einen bekamen neben einer netten Begrüßung und den obligatorischen Handschlag (man denke nur an seinen Verbündeten Dives), die anderen etwas neutraler, was natürlich nichts mit Abneigung, sondern eher mit der Gegenseitigen Unbekanntheit zu tun hatte. Ansonsten blieben die Quatuorviri eher unter sich. Diesem Gruppenzwang konnte sich auch Lepidus nicht wirklich entziehen. Wo man auch schonmal ein wenig zusammen war, blieben auch die ein oder anderen Vigintiviri-Internen Sticheleien nicht aus: "Hast du die Münzheinis schon gesehen?"
    "Mir ist heute noch keiner über den Weg gelaufen."
    "Die sind sicher viel zu beschäftigt damit, irgendwelche Visagen aufzuprägen"
    "Unsere drei Kerkermeister kann ich auch noch nicht sehen. Die Praetoren werden sie hoffentlich von der Leine gelassen haben."
    Lepidus schmunzelte das eine oder andere Mal. Dass er recht humorvolle und wenig zurückhaltende Kollegen hatte, war ihm bisher ja schon aufgefallen. Bei etwaigen Kommentaren über Xviri hielt er sich jedoch auffällig zurück. Da wollte er wohl nicht einmal ein Lächeln riskieren. So standen die Zuständigen für die Straßenreinigung geschlossen zusammen und warteten, bis die Show begann.

  • Nachdem sich der Eingangsbereich des Tempels nach und nach mit den Magistraten gefüllt hatte, wandte sich Livianus an die Anwesenden.


    "Ich danke euch für euer kommen. Die Auguren erwarten uns bereits und wenn die letzten eingetroffen sind, werden wir uns alle gemeinsam in den Tempel begeben.


    Nach Beendigung des Augurium salutis werden wir uns gemeinsam hinunter zum Forum Romanum begeben, wo dann der Festtag und das anschließende Opfer im Concordiatempel stattfindet."


    Livianus ließ noch einmal den Blick über die Versammlung schweifen.


    "Wie ich sehe haben es noch nicht alle geschafft. Lasst uns daher noch kurz warten."

  • Nachdem alle Magistraten eingetroffen waren, machte sich der Tross nach einem Zeichen des Consuls auf, das eigentliche Auguraculum zu betreten. Im Inneren wartete bereits die versammelte Augurenschaft, um die Magistrate des Cursus Honorum zu begrüßend. Stellvertretend für die eine Seite schritt der Consul nach vorne. Für die Auguren trat der Magister Augurum auf Livianus zu und begrüßte ihn sehr freundschaftlich. Nach dem Austausch einiger kurzer Grußworte wurde es auch schon wieder formell und die Auguren nahmen ihre übliche Aufstellung ein. Die Sonne hatte den Horizont bereits zur hälfte überschritten und ein dämmriges Licht umhüllte die Anwesenden, als sie sich in Richtung Himmel wandten.



    Der Worte des Magister Augurum hallten durch den Tempel, als er Livianus die rituell wirkende Frage stellte


    "Consul Decimus. Das Collegium Augurum hat sich auf dein Geheiß versammelt. Was ist dein Begehr?"

  • Livianus trat nach vorne aus den Reihen der Magistraten, in deren Mitte er gestanden war und erhob feierlich seine Stimme


    "Ich wünsche gemäß den Traditionen unserer Vorväter den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass wir, das römische Volk, das nach den schweren Zeiten des Bürgerkriegs heute voller stolz die Wiederherstellung des allumfassenden Friedens im gesamten Imperium Romanum ausrufen können, in einem Opfer an Concordia, Göttin der Eintracht, für das Wohl des Volkes bitten."





    Der Magister Augurum nickte und der ganze Tross bestehend aus Magistraten des Cursus Honorum und Auguren trat nun vor den Tempel. Der Magister nahm den Lituus und zeichnete ein großes Kreuz in den Himmel, um damit die eventuell auftauchenden Zeichen als positiv oder negativ deuten zu können. Mit fester und lauter Stimme sprach er in Richtung Himmel


    "Oh Bester und Größter! Wir rufen Dich an, zeige uns Deinen Willen! Bist du einverstanden mit dem Opfer deiner geliebten Stadt Roma, die allen Streit und alle Feindseligkeiten begraben, keine Legionen im Felde hat und auch keinen Konflikt mit anderen Völkern oder Nachbarn austrägt. Wir bitten dich um ein Zeichen!"


  • Wie bei den meisten Auspizien und auch schon bei jenen, die Livianus bei seinem Amtsantritt einholen ließ, war auch heute nichts den Zufall überlassen worden. Während alle Versammelten mit ihren Blicken den Himmel absuchten stieg nach einer kurzen Wartezeit ein für heute ausgewählter Taubenschwarm auf einer Seite des Blickfelds auf und flog schnurstracks zur anderen, wo er wieder aus dem Blickfeld der Anwesenden verschwand. Die Tiere machten zum Glück alles richtig und wie von Livianus und den Auguren erwartet und so konnte der Magister Agurum sich erneut den Magistraten und den Consuln zuwenden.


    "Aves addicunt. Iuppiter, der Beste und Größte selbst ist mit eurem Opfer einverstanden und die Göttin Concordia wird es in seinem Namen annehmen."


    Anschließend wandte sich der Magister wieder zu Livianus, der zufrieden nickte und lächelnd erwiderte.


    "Ich danke dem Iuppiter Optimus Maximus für dieses eindeutige Zeichen. Damit steht dem Opfer für das Wohl des Römischen Volkes nichts mehr im Wege und wir werden uns nun zum Forum Romanum begeben, um es zu zelebrieren."


    Damit war das kurze, aber traditionsreiche Schauspiel auch schon wieder beendet. Livianus dankte dem Magister und den Mitgliedern des Collegium Augurum für ihre mühevollen und gelungenen Vorbereitungen und wandte sich dann den Magistraten des Cursus Honorum zu, um mit ihnen gemeinsam hinunter zum Forum Romanum zu marschieren und den Festtag zu eröffnen.

  • Wie der decimische Consul es wünschte, wartete man also noch einen kleinen Moment auf die letzten Magistrate, die dadurch sicherlich nicht gerade positiv bei Faustus' Vater auffielen. Wer fehlte eigentlich? Diese Frage beschäftigte in der Folge Dives und den mit ihm plaudernden Decemvirn. Und auch hier - wie unwissentlich auch bei den Quattuorviri - gelangte man zu dem Ergebnis, dass es unter anderem die Münzheinis waren, die sich am meisten von allen verspäteten. In gewisser Weise natürlich typisch für die vornehmlichen Patrizier in dieser Magistratur, dass sie um jeden Preis aufzufallen versuchten - gerade gegenüber einem plebeischen Consul offensichtlich eben gerne auch mal negativ!
    Natürlich hielt sich der Iulier, der sowieso präferiert nur gedanklich lästerte, statt sich offen zu äußern und damit potenzielle Sympathien zu verspielen, ein wenig zurück bei der patrizischen Thematik. Nicht zuletzt aber war es wohl auch kein sonderlich großes Geheimnis, dass er durch manch tiberische Verwandtschaft selbst ein bisschen zwischen den Stühlen saß, sodass Dives kurz darauf schon die Gesellschaft wechselte und mit einem anderen Mitglied seiner Kollegiums ins Gespräch kam. Der war zwar auch kein Patrizier, hatte jedoch offenbar andere Prioritäten, als nun deshalb über die Münzheinis herzuziehen.


    Dann begann die Zeremonie und wurde offenbar vom Magister Augurum persönlich geleitet! Lucius oder Publius Verginius Esquilinus war wohl dessen Name, wenn sich der Iulier richtig an manche Erzählung seines Cousins Lucius Centho erinnerte. Jener war ja selbst Augur und musste es wohl folglich wissen, sofern sich seit dem cornelischen Herrschaftsantritt nicht personell etwas geändert hatte. (Weshalb aber sollte es? Der Verginier hatte ja schon Centho einst noch unter Valerianus als Magister Augurum vorgestanden.)
    Selbstredend waltete der Augur sodann auch überaus solide seines Amtes, wie wohl auch kaum anders zu erwarten gewesen war, sodass der Consul Decimus schon kurz darauf einen zufriedenen Eindruck vermittelnd ankündigte nun gemeinsam zum Forum Romanum marschieren zu wollen. Und so machten sich natürlich auch Dives und sein neuer Gesprächspartner (während der Zeremonie des Magister Augurum hatte man selbstverständlich andächtig geschwiegen) hernach auf, kaum hier oben angekommen wieder zum Forum hinabzusteigen...

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