Cubiculum Marcus Matinius Metellus

  • Mein altes Zimmer. Vater hatte es so gelassen, wie ich es verlassen hatte. Ein Bett, eine große Truhe, ein Schreibpult mit einem Schemel davor, ein kleiner Tisch in einer Ecke, ein Teppich auf dem noch mein Spielzeug lag.


    Zweifelsohne würde ich nun einiges verändern müssen

  • Gesagt, getan!


    Altes kam raus und neues kam rein! Auch wenn es mir schwer viel, mich von den Möbeln zu trennen... Das Spielzeug... Ich tat es in eine Truhe... Wie oft hatte ich mit dem Pferd auf Rollen gespielt... Das konnte ich nicht weggeben.


    Das neue Bett... Viel größer... Das neue Arbeitspult versprach viel Platz zum arbeiten und das Regal hatte genügend Platz für die halbe Bibliothek von Alexandria.


    Natürlich durfte auch ein Sitzbereich nicht fehlen... Eine nette Couch und ein Beistelltisch.


    So ließ ich mich dort nieder und las die Abschrift der Acta Diurna... Viel war nicht drinn, vor allem ärgerte mich der kleine Teil über Hispania... So unbedeutend war unsere Provinz doch nicht und man könne mir nicht erzählen, dass hier nix los sei...


    So müsste ich meine Informationen von anderer Stelle bekommen!

  • Ich wartete geduldig auf Helena und zog mir mühselig die Stiefel aus und warf sie in die Ecke. Das letzte Mal als ich mit einer Frau getrunken hatte, war lange her... Sie hieß Prygia, die Tochter eines Gladiatorentrainers, Die hatte was vertragen... Helena war viel zu zart gebaut um viel vertragen zu können, was zweifellos auch ganz lustig sein könnte.


    Sie musste denken, ich sei richtig betrunken, dabei bräuchte es schon mehr von diesem Gesöff um mich umzuhauen.


    Wo blieb sie bloß? Sie hatte mich doch nicht übers Ohr gehauen? Ich beschloss, nicht mehr lange zu warten....

  • Erst einmal aus dem Zimmer lehnte ich mich an die Wand und atmete tief durch. Sicherlich würde er nicht schlafen. Schnell eilte ich los um aus der Küche zwei Becher zu besorgen. Doch allerdings hielt mich eine Bedienstete auf, die noch recht neu war und sich nicht auskannte. Ich half ihr die Gewürze zu finden – über diesen kurzen Stop freute ich mich, da es mir ein wenig davor graute, gleich zu trinken. Was tat man nicht alles für die liebe Seelenruhe der Verwandten.


    Langsam öffnete ich mit den beiden Bechern die Tür und sah Metellus brav da warten, wo ich ihn abgesetzt hatte. Allerdings nicht schlafend. Doch anmerken ließ ich mir nichts und ich setzte mich neben ihn.


    „So, da bin ich wieder. Tut mir leid, dass es solange gedauert hat.“


    Ich lächelte ihn an und reichte ihm einen Becher. Allerdings hatte ich auch eine Kanne mit Wasser mitgebracht, damit ich notfalls ausweichen konnte.

  • Sie hatte mich nicht versetzt und an die Becher hatte sie auch gedacht. Doch was war dies für eine Kanne die sie mitbrachte?


    „Das macht nichts! Ich bin noch lange nicht müde! Aber sprich, was hast du da noch mitgebracht? Noch mehr Wein? Nun, das wäre nicht nötig gewesen, denn ich habe hier nicht den billigen mitgenommen!“


    Ich deutete auf die Kanne in meinem Arm und hob dann lehrreich den rechten Zeigefinger.


    „Wie sagte ein weiser Mann einmal: ‚Nunc vino pellite curas!’ – ‚Nun vertreibt die Sorgen mit Wein!’“


    Ich seufzte kurz und sah Helena an.


    „Ich danke dir, dass du hier bist! Bist nen prima Kumpel, ich meine Cousine! Und du hast wirklich nichts besseres zutun, als dir die Sorgen eines jungen Mannes anzuhören, mit dem die Götter ihr Späßchen treiben?“

  • Ich betrachtete ihn und wusste nicht recht ob Grinsen oder Lächeln. So entschied ich mich zu einem warmen Lächeln, wobei jedoch die Mundwinkel manches Mal verdächtig zuckten.


    „Nein, kein Wein. Wasser.“


    Ich schenkte uns beiden von seinem Wein ein, jedoch bei mir bewusst etwas weniger. Doch ich hatte die dumme Befürchtung, dass er nicht mit verdünnen einverstanden war. Na, probieren würde nicht schaden...


    Hm, nein. Heute habe ich jedenfalls nichts besseres zu tun. Und dass sie mit dir Späßchen treiben glaube ich nicht. Aber das werden wir dann morgen sehen. Ich wollte dir noch einen kleinen Rat geben: Bevor du deine Sorgen in Wein ertrinkst... Denke daran dass genau das auch dein Vater tut.


    Ich zwinkerte ihm fröhlich zu.

  • “Ich weiß was ich hier tu’. Um meine Sorgen werde ich mich morgen schon kümmern, das sei dir sicher. Ich werde Valeria beschatten lassen, ihre Vergangenheit aufwühlen lassen, denn ich muss mir über ihre Motive ganz im klaren sein, wenn ich ruhig schlafen soll. Ich tu’ das nicht für mich, sondern für meinen Vater. Ich will nicht, dass er enttäuscht wird. Und ich tu’ das für meine Mutter, die auf meinem Vater wartet. Hier geht es nicht um mich... Aber das glaubst du mir sicher nicht... Du denkst sicher, ich bin ein Egoist, dem es nur um seine eigene Interessen geht. Frauen... Ach du bist ja eine, du weißt es daher am besten...“


    Frauen können so seltsam sein, so unterschiedlich von einem auf den anderen Augenblick. Frauen haben die Eigenschaft ihre Motive hinter einer Fassade zu verstecken... Frauen... sind so liebliche Wesen... Frauen sind so begehrlich... Ohne sie kann man nicht, aber mit ihnen auch nicht.


    Ich betrachtete Helena, nein, ich sondierte sie. Was steckte hinter ihrem Äußeren? Ja, ich gab es zu, oft interessierte mich nur das Äußere, aber vielen der Mädchen ging es doch oft genauso... Aber was war, wenn man mehr wollte?

  • Ich hob bei seinen Worten eine Braue.


    “Nein, ich halte dich eben nicht für einen Egoisten. Ich halte dich eher für ziemlich besorgt, wie du selbst es ja auch sagst. Auch wenn ich deine Mittel ziemlich extrem finde. Möchtest du sie nicht erst einmal selbst kennen lernen, bevor du sie beschatten lässt? Vielleicht tust du ihr Unrecht...“


    Oh ich konnte ihn sogar sehr gut verstehen. Ich hatte meine Mutter nie gekannt, sie starb bei meiner Geburt. Ich hatte stets nur Vater und Onkel gehabt, die mich aufgezogen haben. Umso schlimmer war es für mich, als diese Aurelia Lucia auftrat, die ich allerdings sehr nett fand. Doch erst heute.


    „Ich glaube dir.“


    Fügte ich also nur leise und ein wenig nachdenklich an und legte meine Hand mit einem aufmunternden Lächeln auf die Seine.

  • „Das Gespräch mit ihr hat mir gereicht. Ich muss auf Nummer sicher gehen um meinen inneren Frieden zufinden. Und ich kann nur noch mal betonen, dass ich mir von einer fast gleichaltrigen nichts sagen lasse. Dixit!“


    Ich schaute in meinem Becher: Leer! So nahm ich zuerst Helenas Becher und dann meinen und füllte reinen Wein nach.


    „Lass uns trinken! Auf die neue Frau meines Vaters, die genauso meine Schwester sein könnte! Lass uns auf mein Junggesellenleben anstoßen!“


    Ich wartete bis Helena ihren Becher anhob, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich den Becher leerte um ihn gleich wieder aufzufüllen. Erst dann trank ich auch.

  • Ich sah betrübt in den vollen Becher – dann also nicht. Dann würde ich allerdings äußerst langsam trinken und warten, bis er gar nicht bemerkte ob ich trank oder nicht. Ich mochte Wein zwar sehr gern, vertrug aber fast nichts.


    „Du klingst irgendwie zynisch, aber das bilde ich mir wohl nur ein.“


    Ich zwinkerte abermals und setzte den Becher an um einen Schluck zu trinken. Ich setzte ihn allerdings nicht ab und tat als würde ich etwas länger trinken. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn. Dann stellte ich den Becher wieder ab. Der Wein rann mir verdammt warm die Kehle runter. Ich wandte mich ihm nun wieder ganz zu.


    „Hast du mittlerweile mit Agrippa gesprochen, was du nun vorhast?“


    Ich versuchte das Gespräch in eine andere Richtung als Verlobte zu lenken...

  • „Was ich vor hab, dass stand doch schon fest, es war nur die Frage, ob das mit den Plänen meines Vaters übereinkommen würde... Glücklicherweise hat mein Vater mein Schicksal in meine eigene Hände gelegt und ist auf meinen Wunsch eingegangen: Ich darf nun in der Provinzverwaltung anfangen: In der Regia meines Vaters. So kann ich ihm bei der Arbeit über die Schultern schauen und lerne noch etwas über die Provinz, wo ich solange abwesend war!“


    Darauf musste wieder angestoßen werden....


    „Lass uns auf meine Ernennung anstoßen!“


    Ich nahm ihren Becher und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass er noch fast ganz voll war. Ich drückte ihr den Becher wieder in die Hand und stemmte die Arme in die Hüften.


    „Helena! Du willst doch nicht das ich böse werde? Austrinken! Sofort!“


    Ich wartete darauf, dass sie den Becher leere, damit wir erneut anstoßen konnten.

  • Ich musste nun doch grinsen und hob zynischen Blickes eine Augenbraue. Meine Stimme troff nur so von Ironie.


    „Herr, du wirst doch nicht etwa ein armes Mädchen wie mich zum Trinken zwingen?“


    Innerlich musste ich jedoch sehr laut seufzen, auch wenn meine Ironie mir ein Zwinkern zu dem Grinsen abverlangte. ‚Gefügig’ trank ich ihm zuliebe also den Becher bis etwas über die Hälfte aus und hielt ihm diesen mit einem hoffnungsvollen Lächeln hin.


    „Reicht das?“

  • Ich seufzte laut...


    „Jetzt weiß ich, warum man besser mit Männern trinkt, da wird der Wein wenigstens nicht schlecht. Ich finde das ein schlechtes Zeichen, wenn man anstoßt... Du willst doch nicht das Pech in meinem neuen Job heraufbeschwören? Also, wenn ich den Becher jetzt voll mache, damit wir auf meine Ernennung anstoßen, dann erwarte ich, dass du in leer machst und wenn ich sage ‚LEER’, dann meine ich auch leer!“


    Ich goss ihr wieder ein, bis der Becher ganz voll war und ich setzte an!


    „Zum Wohl! Auf meine Ernennung!“

  • Ich sah ihn beinahe entsetzt an, doch ich widersprach nicht. Er meinte doch nicht, alles auf einmal ‚leer’ trinken, oder? Ich sah in den Becher und sah dann zu ihm. Dann jedoch murmelte ich ebenfalls ein ‚Zum Wohl’ und trank. Da ich seiner womöglichen Bitte nachkommen wollte, trank ich alles in einigen Zügen aus, auch wenn mir beinahe übel wurde. Ich beschloss, nichts von meinem Fernhandel zu berichten. Nicht davon, dass ich Falernen importierte...


    Hustend und erleichtert, dass der Becher endlich leer war, setzte ich ihn ab und kniff meine Augen zusammen. Ich sah zu ihm. Ich wusste einen Moment nicht so recht, was ich sagen sollte. Doch dann murmelte ich grinsend:


    „Na? Zufrieden?“


    Und reichte ihm den Becher. Ich spürte deutlich die Wirkung des Weines. Schon jetzt. Ich fühlte mich leicht benebelt, aber das lag wohl auch an meinem nüchternen Magen. Meine Wangen glühten, so fühlte es sich zumindest an.


    „Jetzt müsste ja alles gut gehen!“


    stellte ich zwinkernd fest. Doch ich bemerkte bereits, dass meine Zunge ein wenig schwerer wurde. Auch wenn man es noch nicht hörte. Dass Wein aber auch immer so früh und so stark bei mir anschlagen musste...

  • Anscheinend machte sich der Wein bei ihr schon bemerkbar. Das machte mir Spaß! Sie verträgt wohl nicht soviel, umso lustiger würde es werden... Ich musste grinsen.


    „Helena! Bist du betrunken? Hier probiere noch etwas von diesem Wein hier!“


    Ich schenkte ihr aus der selben Kanne noch einmal nach und beobachtete sie.

  • Ich blinzelte ein paar Mal und sah ihn verwirrt an.


    „Betrunken? Nein, noch lange nicht...“


    murmelte ich. Das noch lange nicht, war aber nur deshalb wahr, weil ich notfalls ‚Nein Danke’ sagen würde. Würde ich nach Gutdünken weiter trinken, wäre es wohl nach spätestens zwei weiteren Bechern so weit. Ich hatte auf den Boden gesehen und erst jetzt fiel mir auf, dass er mir die Kanne anbot. Das schien ihm Spaß zu machen. Na, das würde Rache geben! Ich grinste und nahm den Becher entgegen.


    “Ich glaube kaum, dass der so anders schmecken wird, aber dir zuliebe probiere ich doch gerne noch einmal davon...“


    Ich setzte den Becher an und begann zu grübeln. Ich würde nicht mehr viel trinken, sonst würde ich keine Rache üben können. Doch was konnte ich denn tun? Wie immer würde mir erst etwas einfallen, wenn der Moment schon lange vertan war. Ich seufzte und realisierte erst gar nicht, dass ich doch schon wieder trank...

  • Ich vergaß ganz das Trinken und schaute ihr vergnügt zu. Ja, das würde lustig werden. Meine trübsinnige Stimmung ist gänzlich verschwunden. Ich liebte Schadenfreude!!


    ...Erst letztens in einer der nicht so schönen Ecken Tarracos hatte ich mich nicht mehr einbekommen, als ein alters Zeterweib ihren Nachttopf aus dem Fenster goss und einen Togaträger voll traf. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen, vor allem als das alte Weib den Flüchen des Mannes, der evt. ein Patrizier war, entgegensetzte und noch ihre Suppe nachgoss. Anschließend machte ich mich dann doch schnell vom Acker, als ich böse Blicke von dem Mann erntete....


    Helena schwankte ein wenig.


    „Ja, ja, die Wirkung vom Wein sollte man nicht unterschätzen. Aber seine Nebenwirkungen sind gerne hinzunehmen....!“


    Während ich sie in eine Gespräch verwickelte goss ich ihr wieder schnell nach.


    „... für die durchaus positiven. Faszinierend ist immer zu sehen, wie unterschiedlich der Wein bei Menschen wirkt!“


    Wie lange würde sie das wohl noch mitmachen? Ich vertauschte in einem Moment der Unachtsamkeit die beiden Krüge und goss mir selbst aus dem Wasserkrug ein!


    „Lass uns noch mal...!“

  • Doch ich bemerkte das Austauschen. Das würde ich mir merken. Ich würde ihm das heimzahlen. Noch spielte ich ahnungslos. Ich musste ein paar Mal die Augen zusammenkneifen, da sich meine Sicht ein wenig verschlechterte. Meine Augen blinzelten abenteuerlustig und ich griff mir den Krug mit dem Wasser.


    “Was dagegen wenn ich mir noch ein wenig nachschenke?“


    Ich tat als wäre dies der Weinkrug und wartete nicht lang auf eine Antwort. Dummerweise hatte ich ganz vergessen, dass er bereits nachgeschenkt hatte. Ich bemerkte es in dem Moment, als ein wenig des nun verdünnten Weines über den Becherrand rann. Ich starrte mit zunehmend verärgerten Blick auf das Dilemma. Jetzt hatte ich mich doch glatt selbst in eine Falle gelockt. Ich sah aus den Augenwinkeln zu Metellus, um zu schauen ob er etwas bemerkte...

  • „Nein, nein... Trinke ruhig!“


    Ein hämisches Grinsen entfuhr mir, doch es wich schnell: Sie hatte meinen Plan anscheinend durchschaut. Doch dann musste ich grinsen und konnte einen lauten Lacher gerade noch unterdrücken.


    “Äh, Helena! Du hast dich nass gemacht! Ein Weinfleck, oh je! Passiert dir das öfters?“


    Ich stand auf und holte ein Tuch.


    „Warte, Papa hilft dir! Becher festhalten!“


    Ich kniete mich vor ihr hin und spannte ihren Stoff, machte den Lappen ein wenig mit Wasser nass und versuchte den Fleck einzuweichen, sodass der Wein sich erst gar nicht tief in die Fasern ziehen konnte. Doch ganz war der Fleck nicht herauszubekommen.


    “Ich fürchte, das gute Stück muss in die Reinigung! Du solltest deinen Becher erst mal leeren, bevor du nachgießt! Also weg damit!“

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