Cubiculum | Manius Flavius Gracchus

  • ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~

    Genüsslich räkelte er sich auf der Kline. Der runde Mond über der Villa Eutopia strahlte milchig weiß und wärmte sie mit seinem sanften Schein, die schimmernden Sterne erhellten den Essplatz mit ihrem zarten Funkeln und die goldfarbenen Rosen um sie her verströmten einen betörenden Duft nach Vergessen und Verführung. Faustus lehnte sich zurück und blickte empor gen Himmel.
    "Ach, herrlich, so lässt es sich doch gleich noch viel gediegener speisen, nicht wahr?"
    Er lächelte verzückt.
    "Fürwahr, es ist wahrhaft fastilliant, was du dir stets aufs Neue einfallen lässt. Und ich wage nicht erst zu fragen, was du heute wieder kredenzen wirst, carbunculus meus."
    Ein schelmisches Schmunzeln huschte über Faustus' Lippen.
    "Für heute, mein Geliebter, habe ich mir eine ganz besondere Spezialität ausgedacht."
    Mit einem Wink beorderte er den Schatten eines Sklaven herbei, der ein großes Tablett aus Gold vor sich trug, welches bedeckt war mit einer goldenen Haube. Lautlos stellte er es auf dem Tisch vor ihnen ab und war bereits wieder entschwunden als Serapio mit spitzen Fingern die Haube anhob.
    "Mehercule!"
    , rief er mit einem entzückten Quietschen aus, und seine Augen wurden so groß und rund, dass sie mit der Mondscheibe konkurrierten.
    "Das ist ingeniös! Magnifik! Miramanilliant! Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen!"
    Vor ihnen auf dem güldenen Tablett lag Sciurus' Kopf auf einem Bett aus Weinblättern und Feigen kredenzt, garniert mit schwarzen Oliven und einem Kranz aus Petersilie. Seine Augen strahlten so eisig wie eh und jeh, und auf seiner Haut lag ein Schimmer als wäre sie mit Honig benetzt.
    "Wo hast du ihn nur gefunden?"
    Faustus beugte sich zu ihm, ganz nah an sein Ohr, und hauchte:
    "Wenn ich dir das verrate, dann muss ich dich leider töten!"
    Laut lachend warf Serapio seinen Kopf in den Nacken, so laut, dass auch Sciurus' Mund sich öffnete und ein heiseres, kehliges Lachen ausstieß, dass auch er selbst davon wurde angesteckt und nicht mehr aufhören konnte zu lachen.

    ~~~


    Ein Ruck durchzog seinen Leib und riss Gracchus aus seinen Träumen. Sein Magen knurrte und erinnerte ihm vorwurfsvoll daran, dass er am Abend zuvor auf die Cena hatte verzichtet. Am Mittag hatte er sich über Ikarus' Ordnung der Unterlagen geärgert, welcher zwar nichts falsch gemacht hatte, doch die Dokumente nicht wie Sciurus hatte sortiert. Diese Erinnerung wiederum brachte Gracchus in eigene Zerrissenheit in latentem Sehnen nach seinem jahrelangen Leibsklaven und überschäumendem Zorn ob dessen Verrat, welche ihn den Rest des Nachmittages bis in den Abend hinein grämte. Einen Augenblick erwog der Flavier aufzustehen und nach Ikarus zu rufen, dass er ihm ein verfrühtes Frühstück bereiten möge, doch noch während er sich nicht konnte entscheiden übermannte ihn noch einmal der Schlaf.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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