[Sedes] Marcus Artorius Falco

  • Ein langer Tag, eine durchgemachte Nacht und ein weiterer lange Tag lagen hinter mir. Mittlerweile war schon seit mehreren Stunden wieder die Dunkelheit eingekehrt und eigentlich hatte ich gar nicht mehr zurückgewollt. Doch meine Beine hatten mich wie von selbst zurük zum Hause des Artorius Falco geführt und ich stand skeptisch vor der Tür, ehe ich eintrat und die Treppen hinaufstieg. Ich achtete nicht auf seine Sicherheitsvorkehrungen und öffnete einfach die mit Mehl bestäubte Tür und trat ein. Mein Hals brannte, die Wunde war kein bisschen von mir versorgt worden. Und nun trug ich sie schon stundenlang mit mir herum. Sie juckte auch ein wenig und zweimal hatte ich den Krustenansatz bereits weggekratzt und das Blut um die Wunde herum verteilt.


    "Falco?"


    fragte ich leise in die Dunkelheit. Entweder schlief er schon oder er war noch unterwegs, vermutete ich. Ich trat zum Fenster und sah in den Himmel hinauf. Hier würde ich sicher sein und nach dieser langen Zeit der Angst war das ein gutes Gefühl.

  • Wenige Minuten nur blieb ich am Fenster stehen. Von der Nacht hatte ich genug. Mein Hals brannte noch immer und meine Augen schmerzten Mangels Schlafes. Ich trottete ins angrenzende Zimmer und ließ meine Tunika zu Boden gleiten. Doch ich rutschte aus und verursachte dabei für einen kurzen Moment unerträglichen Lärm, da ich einen Becher umgeworfen hatte, der neben dem Bette stand. Beinahe mit TRänen vor Wut in den Augen legte ich mich zu ihm ins Bett, allerdings den Rücken zu Falco gewandt.

  • Ich fuhr hoch und griff instinktiv nach meinem Gladius, zog es jedoch nicht aus der Scheide, weil ich Dierna erkannte. Ich drehte mich zu ihr um.


    Du bist zurück? Ich dachte erst, ich würde dich nie wieder sehen!"


    Ich fasste sie an der Schulter an.


    "Dierna, alles in Ordnung?"

  • Ich hörte zwar seine Worte, doch ich ging nicht auf sie ein. Ich starrte in die Dunkelheit und erst als er meine Schulter berührte, gab ich Laut zu hören.


    "Ja, ist alles in Ordnung."


    Doch sprach ich nur leise und regte mich auch kein Stückchen.

  • Ich legte meine Arme beinahe schützend vor meinen Bauch und zog die Knie an. Warum musste er so bohren? Ich wandte mich noch immer nicht um, als ich antwortete.


    "Unterstelle mir nicht, dass ich Lüge. Mir geht es gut und wo ich war musst du meiner Meinung nach nicht erfahren."


    war meine knappe Erwiderung.

  • "Es ist dein gutes Recht eine eigene Meinung zu haben, doch auch ich habe meine. Denn es war meine Meinung, dass ich dir helfen sollte, es war meine Meinung, dass du von deinem Pfad herunter kommen könntest. Da dürfte ich wohl doch etwas Entgegenkommen verlangen dürfen, oder? Vielleicht bist du es nicht gewohnt, dass sich Menschen sorgen um dich machen, aber es ist nun mal so, denn ich habe sie mir gemacht!"


    Punkt. Ich wollte ihr nocheinmal die Chance geben, zu antworten. Sie müsste endlich lernen, zu vertrauen. Ich seufzte innerlich und blickte in die Leere.

  • Mein Blick war von einer Sekunde auf die nächste von nachdenklich zu betroffen geworden. Er konnte sich doch nicht ernsthaft Sorgen um mich machen. Zwar sprach er wahre Worte, dass ich es nicht gewohnt war, doch aus welchem Grund sollte es auch jemand tun? Fragend wandte ich ihm meinen Blick auf die Wand.


    "Es ist aber alles in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich solange fort war."

  • "Du hättest bescheid geben sollen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, eine Spur von dir zu finden, doch die verleif sich sehr schnell. Ich habe dieser Sache sogar mehr gewidmet als die meines Auftraggebers! Dierna, wenn alles in Ordnung war, dann muss ich dir sagen, dass dies keine Herberge ist, wo man kommen kann wie man will!"


    Das machte mich ein wenig sauer. Nutze sie mich nur aus und kam nur her, wenn sie etwas wollte?

  • Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Gut, vielleicht war die Wahrheit mit Praesens und Praeteritum doch etwas zu geschickt getarnt, doch dass er es so auslegen wollte...? Ich schlug die Decke wieder zur Seite und stand auf, was allerdings mit reichlich wackeligen Beinen geschah. Ich nahm meine Tunika wieder auf und zog sie mir über.


    "Vielleicht sollte ich dann besser entgültig gehen, da ich dir ja ziemlich zur Last zu fallen scheine. Ich danke dir für dein Obdach, ich werde dir zum Danke das Geld hier lassen."


    meinte ich, während ich mit zittrigen Händen die Fibel befestigte. wohin war bei jemanden wie mir keine schwere Frage, doch 'fort' war eine schwere Tatsache.

  • Ich war nicht bereit, auf Händen und Füssen vor ihr zu kriechen. Wieso sollte ich das überhaupt. Ich war sauer.


    "Wenn du 'Sorgen machen' mit zur 'Last fallen' gleichsetzt, dann ja. Und jetzt sei nicht so eingeschnappt. Das ist echt typisch für euch: Wegrennen könnt ihr immer alle gut, doch das bringt euch nicht weiter. Wenn du jetzt gehst, wirst du dein ganzes Leben damit verbringen fort zu laufen, wenn dein Leben nicht plötzlich in einer Seitengasse endet! Ist das deine Vorstellung von Leben? Hat man dir dafür dein Leben geschenkt?"


    Ich war entsetzt, auch wenn ich es kannte.

  • Ich fuhr mir mit meiner Hand durch mein schulterlanges Haar und entknotete es auf diese Weise so gut es ging. Ich brauchte Zeit, wusste ich doch nicht, was ich antworten sollte.


    "Ich laufe nicht fort, denn ich kann von nirgendwo fort laufen.. Ob mein Leben endet oder nicht ist mir mittlerweile ziemlich gleich geworden, da dieses ohnehin in ständiger Angst gelebt wird, zu Recht. Und eine Vorstellung vom Leben? Um ehrlich zu sein, habe ich nicht die Geringste. Nein, Falco, fliehen habe ich nicht im Sinn. Aber ich schätze du hast Recht, wenn du sagen würdest, dass ich dir zur Last falle, denn ausser Sorgen konnte ich dir nicht viel bereiten.."

  • "Du scheinst wirklich ein hoffnungsloser Fall zu sein. Ich hatte mich also in dir geirrt, als ich dich sah! Nun gut, dass passiert mir selten..."


    Ich seufzte.


    "Du gibst dir gar nicht die Mühe etwas an deiner Situation zu ändern. Selbst wenn man dir helfen will, machst du nichts daraus. Und wenn du glaubst, du fällst mir nur zur Last, dann glaube weiter daran, auch wenn dem nicht so ist!"


    Enttäuscht drehte ich mich auf die Seite und schüttelte den Kopf. Hatte ich mich wirklich so stark geirrt?

  • Etwas wehmütig blickte ich in Richtung seiner Worte, doch genaues erkannte ich dank der Finsternis nicht. Ich war hin- und her gerissen, was ich nun tun sollte.


    "Es tut mir leid."


    murmelte ich leise, doch was sollte ich auch sonst noch groß sagen? meni Drang einfach fortzulaufen war fort, doch bleiben wollte ich auch nicht. Er wirkte so kalt, so desinteressiert, dass ich der Meinung war, es war besser zu gehen.


    "Ich habe mich bemüht, meine Situation zu ändern, doch wurde ich eines besseren belehrt. Ich wurde gestraft, nicht gelohnt."

  • Ich blickte wieder in ihre Richtung.


    "Also war doch nicht alles in Ordnung, wie du sagtest? Du musst es mir nicht sagen, was genau geschah, doch anlügen sollst du mich auch nicht, denn ich finde, dass habe ich nicht verdient. Siehst du das denn nicht? Ich will dir helfen, Dierna. Ich, Falco, ein armer kleiner Plebejer!"

  • Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich sie Silhouette dort auf dem für kurze Zeit gemeinsamen Lager. Was sollte ich noch dazu sagen?


    "Nein, du hast keine Lügen verdient, doch habe ich auch nicht gelogen. Du fragtest ob alles in Ordnng ist und ich antwortete mit 'Ja'. Dass etwas nicht in Ordnung war, habe ich verschwiegen, doch das gehört auch der Vergangenheit an."


    Klärte ich meine Worte auf.


    "Das Drama begann damit, dass ich durch einen Irrtum bei den Vigiles gelandet bin und am heutigen Tage beinahe die Kehle durchgeschlitzt bekommen habe."


    entgegnete ich in einem beinahe zynischen Tonfall.

  • Ich war entsetzt, auch wenn ich öfters von solchen Vorgängen gehört hatte. Ich setzte mich hin, nahm einen Feuerstein und entzündete eine Öllampe. Das Öl war nicht das beste und rauchte ein wenig.


    "Komm jetzt erstmal her und setze dich zu mir!"

  • Erst etwas zögernden Schrittes ging ich auf ihn zu, ehe ich mich sicher neben ihn setzte und ihn anblickte. Es wäre mir lieber gewesen, wäre das Licht ausgeblieben, denn so konnte man meinen blutverschmierten Hals sehen, an welchem eine Schnittwunde klaffte.


    Schweigend blickte ich zu Falco auf und wartete, was er nun tun würde.

  • Schweigend fiehl mir die Wunde auf und schweigend stand ich auf, holte Wasser und zerriß eine alte Tunika von mir um die Wunde zu säubern und sie zu verbinden. Das hatte ich damals beim Lazarettdienst gelernt. Ich seufzte wieder einmal.


    "Wieso immer du, Dierna?"

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