Von wegen das ich meine Wut berherrschte. Ich sollte endlich anfangen zu denken bevor ich redete.
Es gab Dinge die durften noch nicht erwähnt werden. Noch nicht.
Ich atmete tief durch.
"Ich kann dir nur gratulieren zu deiner Wahl eine Tiberia zur Frau zu nehmen. Und was Senator Avarus betrifft ..."
Ich neigt kurz den Kopf.
"Ich neige mein Haupt vor deiner Weisheit und Menschenkenntnis."
Was absolut meiner tiefsten Überzeugung entsprach, das mit Avarus.
"Doch was deine anderen Fragen betrifft .. nur so viel, die Ordnung der Dinge ist von den Göttern geschaffen worden, ein jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe. Die Aufgabe der Patritzer ist es Entscheidungen zu treffen. Ihre Hand schützend über Rom zu halten. Zu lenken. Doch solange sich die Familien nicht eins sind, nicht mit einer Stimme handeln, sich ausruhen und mit dem zufrieden geben was ihnen netterweise zufällt. Solange werden wir unsere Aufgabe nur eingeschränkt ausfüllen können. Du brauchst nur auf die Strassen dieser Stadt schauen. Unruhe und Furcht beherrscht die Plebejer. Der Kaiser ist gestorben und es fehlt das sichernde Gerüst. Ein Senat in dessen Reihen zuvele sind, die nicht dafür geboren wurden. Familien die sich erhoben haben, aber die nur ihren Reichtum und ihre Geschäfte im Sinn haben.
Die Plebejer sind die Räder die Rom am laufen halten. Ihr Handelssinn und ihre Tüchtigkeit treiben uns vorwärts. Aber ohne sicheren Lenker ..."
Ich hielt inne. Ich sollte meine Zunge zügeln. Ich würde es schon schwer genug haben. Ich war der Überzeugung das die patrizischen Familien Rom lenken sollten. Aber meine Worte hatten kein Gewicht mehr. Und ich redete einfach zu viel.
Ich wusste selbst nicht genau warum, vielleicht weil mir der Mann gegenüber, meine Bruder, sympathisch war. Ich wusst ncht warum. Sein Ton war hart, herausfordert, er zeigte keine Gefühle, er war berechnend. Und er hatte es geschafft mich mit ein paar Worten wütend zu machen. Er wirkte arrogant und herablassend. Aber trotzdem .. ich konnte nicht sagen was .. irgendwas an ihm weckte .. nein, das war jetzt abwegig .. warum sollte hier mein Beschützerinstinkt geweckt werden .. ich hatte definitiv noch Nachwehen meiner Krankheit .. oder wirklich einen Dachschaden.
"Aber, ich hoffe du siehst mir meine Offenheit nach, noch kenne ich dich nicht gut genug. Verzeih mir, Bruder, dies ist nicht der Tag noch der Ort um
weiter auf diese Themen einzugehen."
Mein Blick wanderte kurz umher. Paläste hatten Ohren, das wusste ich nur zu gut. Ich wusste zwar nicht wie es um diesen jetzt bestellt war, aber ...
"Wie ich schon sagte, auf manche Fragen kann ich dir im Moment keine Antwort geben, manches muss vorerst unerklärt bleiben."
Manches musste auch für immer ungeklärt bleiben, setzte ich in Gedanken hinzu.
"Zumal du nicht vergessen solltest, das es um meinen Ruf und meine Reputation denkbar schlecht bestellt ist. Meine Worte, ob wahr oder Hirngespinnste sind im Moment bedeutungslos, vielleicht sogar gefährlich. Du solltest, um deiner Willen und unserer Familie Willen, meinen Worte nicht allzuviel Bedeutung zumessen."
Ich hielt kurz inne.
"Ich bin nur ein Mann der nach langer Krankheit dorthin zurückkehrt, wo er einmal heimisch war, in dessen Leben es viele Irrungen gab, der sich mehr aus seinen Feinden definiert, als das er Menschen Freunde nennen kann, dessen Famile beinahe ausgelöscht wurde, der nicht mehr viel erwarten darf, und der nun versucht sein Leben erneut zu finden. Ich bitte dich, natürlich erst nachdem du dich meiner Identität versichert hast, mich hier in Hispania wieder niederzulassen zu dürfen. Erneut mein Heim in der Villa Flavia zu beziehen."
"Langsam wieder Kontakte aufnehmen, mich mit Philosophie zu beschäftigen, die einfachen Freuden des Lebens wieder zu erlangen."
"Wenn ich dir bei irgendetwas hilfreich zur Seite stehen kann, werde ich es natürlich tun. Ich habe meine Familie zum größten Teil verloren. Und dies
ist das was mir am meisten fehlt. Die Verbundenheit, die Loyalität, die Vertrautheit. Ich kenne dich noch zu wenig, und du mich. Aber wenn es einen Weg geben sollte wieder eine Familie zu werden, dann werde ich es versuchen."