[Officium] Praefectus Castrorum

  • Der actaauschnitt, der sich mit dem drohenden Krieg beschäftigte, war völlig zerknittert, weil Marcus ihn immer und immer wieder gelesen hatte, so was war noch nie mit einem Text passiert, vielleicht ein Brief seiner Mutter, aber niemals die acta- die Marcus doch sonst ungeniert verschmähte. Doch heute hatte es ihn bewogen, seinen Stab zur Seite zu legen, aufzustehen nach einem guten Mahl und vielen schwerwiegenden Briefen und schnellstens in das officium des praefectus zu marschieren. Denn er hatte eine dringliche Angelegenheit mit diesem zu besprechen, mehr noch ein Gesuch, was er vortragen wollte. Darum trat er in das Vorzimmer des praefectus, sah zu dem scriba und grüßte ihm mit einem marginalen Kopfneigen.


    “Salve! Centurio Flavius, erste cohors, zweite centuria. Hat der praefectus vielleicht einen Moment für mich Zeit?”

  • Der Scriba schaute den Centurio grimmig an, während er Berge von Wachstafeln und Schriftrollen sortierte. Der gemeine Legionär mußte nur sein Marschgepäck packen, aber hier, im Herzen der legio gab es vor einem Krieg ganz andere Dinge zu packen und zu erledigen.


    Er schaute zur Tür des Officiums, welche weit offen stand. Man sah Plautius an seinem Schreibtisch fleißig unterschreiben und Wachstafeln lesen und mannlange Listen abgleichen. 6000 Mann wollten unterwegs schließlich versorgt sein. Und alle Materialreserven wurden aufgelöst und neue Ausrüstungsgegenstände an die Männer verteilt.


    "Gute Frage, Centurio. Ich weiß es nicht. Ich bin der Scriba des Legatus und suche hier nur was. Den Zeitplan des Praefectus kenne ich nicht, mit dem habe ich nichts zu tun. Ich würde vorschlagen, daß du anklopfst, rein gehst und nachfrägst. Wenn er einen Tobsuchtsanfall bekommt, Dir den Kopf abreisst und dich anschließend in den Kerker werfen lässt, dann hatte er keine Zeit."


    Der Scriba fand was er suchte und verschwand schneller als der Centurio etwas entgegnen konnte.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Etwas unschlüssig sah Marcus dem davon eilenden scriba hinter her und zögerte einen Herzschlag lang. Denn im Angesicht des Manövers hatte der praefectus wohl, wegen all der anfallenden Arbeit, wohl weniger Zeit. Sollte er da persönliche Belange vorbringen? Nun, in das passende halboffizielle Gewand gekleidet war das eventuell noch besser möglich. So straffte Marcus sich und trat entschlossen auf die Tür zu, klopfte kräftig und trat erst nach einer kurzen Pause hinein. Sein erster Blick fiel auf einen Turm von tabulae. Ein leichtes Schaudern rieselte über seinen Rücken, nein, den Posten des praefectus strebte Marcus wahrlich nicht an. Viel zu viel Schreibarbeit und das ständige Hocken hinter einem Tisch. Marcus räusperte sich leise und salutierte vor Plautius.


    „Salve, praefectus. Hast Du vielleicht einige Minuten Zeit für mich, praefectus?“


    Etwas unschlüssig, ob er gleich das Anliegen vortragen sollte, dachte Marcus darüber nach. Und da Marcus schwer gleichzeitig reden und denken konnte- solche Höchstleistungen überließ er lieber seinen klugen Verwandten- verstummte er für einige Herzschläge ehe er dann entschloss: Nein, erst mal anfragen. Denn wenn der praefectus schlecht gelaunt war, war es besser etwas später damit anzukommen. Schließlich war das Anliegen von Marcus- für ihn- sehr wichtig.

  • Plautius sah nicht auf und arbeitete weiter, aber seine Ohren hörten zu. Die Frage gelangte ins Gehirn, wurde analysiert und die Stimme Centurio Flavius Aristides zugeordnet. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 83,4735821% stand dieser vor seinem Schreibtisch, wahrscheinlicher Abstand 1,578 Meter, und hatte gerade salutiert. Seine Stimme war ruhig und sachlich und enthielt keinen Hinweis auf eine schlechte Laune.


    „Salve Centurio! Zeit ist im Moment Mangelware, aber nimm Platz und schenke Dir ruhig was ein. Irgendwo auf meinem Schreibtisch steht Wasser, Wein und Kräutersud, sowie Becher.


    Störe dich nicht daran, dass ich weiterarbeite. Was hast du denn für ein Anliegen?


    A) Dein Testament soll in der Legio hinterlegt werden!
    B) Ein Gehaltsvorschuss für einen letzten Lupanarbesuch in Mantua!
    C) Die Einlagerung persönlicher Sachen in ein Horrea der Legio!
    D) Ein Kurzurlaub wegen unaufschiebbarer Familienangelegenheiten!
    E) Sonstiges!


    Du merkst in diesen Tagen reduzieren sich die Anfragen bei mir auf einige Kernpunkte. Ach ja, ich gedenke wohl vor dem Krieg noch zu Heiraten. Betrachte dich vorab schon einmal als eingeladen, aber eine offizielle Einladung geht Dir noch zu.“


    Plautius unterzeichnete Wachstafel auf Wachstafel und hatte während seiner kurzen Rede nicht aufgeschaut.

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  • >>>>>>Pulchra sah in die Richtung die ihr der Scriba wiesund besah sich die Wartenden. Die Warteschlange wurde schnell kürzer und einige miles kamen eher missmutig zurück, da ihre Bitten wahrscheinlich abgelehnt wurden. Als Pulchra endlich an der Reihe war, klopfte sie an und ging auf das "Herrein" hinein.


    "Salve praefectus, mein Name ist Decima Pulchra, Villica des Gaius Prudentius Commodus und ich wollte Fragen, ob im Lager an Oliven und Getreide Bedarf ist." >>>>>



    Plautius sah von seinem übervollem Schreibtisch auf und musterte die Frau prüfend. Die Gens Decima schien am Ende zu sein oder war dabei tiefer und tiefer zu sinken. Eine gewisse Decima Lucilla sollte die Dauerverlobte von Senator Germanicus Avarus sein, welcher keine Anstalten machte sie zu heiraten. Decimus Meridius war nur noch Senator und in Germania abgelöst worden. Und jetzt stand da eine gewisse Decima Pulchra und arbeite auch noch für einen anderen Senator. Hoffentlich ersetzte man vor dem Feldzug Decimus Livianus nicht auch noch als Legatus. Die Gens Decima schien schwere Zeiten zu erleben. Seine Gens mit Matinius Agrippa natürlich auch, aber dass in Hispania was nicht stimmte und Agrippa mal wieder Schläge bekam, daran war man als Matinier schon gewöhnt.


    „Salve Decima Pulchra. Normalerweise nicht, obgleich es im Moment durch einige verdorbene Vorräte einen kleinen Ausgleichbedarf gibt. Allerdings ist auch dieser vielleicht fraglich, denn wir ziehen in den Krieg und wissen nicht wie viel Vorräte wir überhaupt mitnehmen müssen oder was hier aus dem Castellum wird. Wie teuer sind denn die Oliven und das Getreide und wie schnell kann geliefert werden.“

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  • "Lieferung innerhalb von bis zu vier Tagen. Der Scheffel Getreide, beziehungsweise Oliven kostet 0.50 Sesterzen. Wir haben über 1700 Scheffel Getreide und um die 700 Fäßßchen mit Oliven"


    sagte Pulchra artig auf.


    Sim-Off:

    Wenn ich das noch ein paar mal gesagt bekomme das villica kein ordentlicher Beruf ist dann bekomm ich echt noch einen Anfall - finde erstmal Arbeit als Frau zu der Zeit!!!


    Sim-Off:

    und nochmal im deutschen - 1700 Einheiten Getreide und 700 Einheiten Oliven

  • Sim-Off:


    Berufe als Frau:
    Tonstrix (Friseuse), Hetäre (gebildete Gesellschafterin), Lupa (Prostituierte), Köchin, Putzfrau des Kaisers, freie Mitarbeiterin der Acta, Anstandsdame der Augusta, Priesterin, professionelle Anschnorrerin beim ollen Meridius, brave Ehefrau eines alten, dickbäuchigen Senators.


    Haue Meridius mal an, dass er sich für dich auf den Heiratsmarkt umschaut. Der ist jetzt nur noch Senator. Die haben Zeit. Mein Bruder Matinius Agrippa, Proconsul von Hispania, sucht immer mal wieder eine brave junge Ehefrau. =)




    Plautius nahm eine riesige Wachstafel zur Hand, welche die aktuellen Marktpreise enthielt. Seit er so etwas benutzte und regelmäßig aktualisieren ließ, kaufte die Legio I viel günstiger ein und das schonte das Legionskonto.


    „0,50 Sesterzen? Wir sind die Legio I, nicht der Palast des Imperators. Viel zu teuer. 0,50 Sz. für Getreide sind Patrizierpreise, wie sie die Gens Flavia oder Frettchengesicht Tiberius Durus anbieten. Ich zahle doch keine Patrizierpreise, wenn ich es in Germania bei deiner Verwandschaft, Decimus Magnus, für 0,49 Sz. Bekomme. Und bei dem Preis habe ich noch keinen Legiorabatt bekommen.


    Also die Oliven sind mit 0,50 Sz. Auch ganz schön happig. Also da kann ich auch zur Villa Claudia hier in Mantua gehen und in deren Gärten die Oliven abernten. Da zahle ich denselben Preis und die brauchen keine 4 Tage bis hierher. An Oliven besteht ein gewisses Interesse.“





    edit: Schreibfehler beseitigt

  • Sim-Off:

    mit heiraten kannste knicken - mein verlobter spielt auch mit beim IR und den heirate ich dann (sofern er aus syrien wieder zurück kommt - er ist auch bei der prima)
    und als Prostituierte Köchin Putzfrau oder Friseuse arbeite ich schon mal gar nicht!!! :dagegen:
    und was heißt hier mal wieder?! - was hat denn dein Bruder für einen Verschleiß an Frauen!



    "Hier in Mantua sind die oliven auf jedenfall nicht so qualitativ hochwertig wie die aus Misenum. Aber ich würde sagen ich biete dir 0.48 für die Oliven und ...


    Pulchra überschölug im Kopf Liefer- und Ernteaufwand


    "...für das Getreide würde ic h0.47 sagen, obwohl das schon sehr günstig ist.

  • Ein uneloquentes, unpatrizisches: „Ähm ja?“ entrann Marcus Mund als er die Antwort von Plautius vernahm. Der heiratete? Noch vor dem Krieg? Marcus Hand ging zu seinem Nacken und er rieb diesen in einer Geste der Verwunderung. Marcus nahm Platz, ergriff einen Becher, goß sich Wein ein und starrte den praefectus unverwandt an. Von dessem Privatleben hatte Marcus auch nicht so viel Ahnung. Ja, er hatte den praefectus hin und wieder in Frauengesellschaft gesehen, aber nicht gewusst, ob das jetzt was ernsthaftes, ob es dieselbe Frau oder gar einer der vielen lupae des praefectus war. So grübelte Marcus nach und kam zu dem Schluss: Er kannte die Frau bestimmt noch nicht oder es war gar ebenso arrangiert wie bei ihm. Marcus lehnte sich zurück und war noch für einige Herzschläge von der plautischen Neuigkeit überrascht, trank dabei einen Schluck Wein und nickte schließlich, wobei er erst jetzt merkte: Er hatte den Wein nicht verdünnt, aber das konnte er durchaus gebrauchen und er mochte das so viel lieber.


    “Herzlichen Glückwunsch, praefectus. Wer ist denn die Glückliche, wenn ich fragen darf?“


    Marcus lächelte ein wenig, denn auf Hochzeiten ging er gerne- wenn es nicht die Eigene war. Da konnte man sich so herrlich ungebunden und frei vorkommen, das Fest genießen und sehen, wie ein weiterer Mann in die Fänge einer Ehefrau kam. Was ihn dann doch wieder schleunigst zu der eigenen Angelegenheit brachte.


    „D, praefectus. Denn zum einen stehen noch saliifeiertage an, zum Anderen…nun, wollte ich noch meine Verlobung feiern. Heiraten geht bei mir schließlich noch nicht! Es sei denn, Du beförderst mich noch schnell zum Tribun!“


    Marcus grinste breit, meinte das in keinster Weise ernst, denn das war ja auch ein ritterlicher Posten und Marcus glaubte nicht daran, daß er diesen noch erreichen würde. Zum einen, was es unpassend und zum anderen seine Dienstzeit nicht lang genug. Und zudem wußte er ganz genau: Avitus wäre ein sehr viel besserer Tribun als er.


    „Dafür bräuchte ich schnell noch ein paar Tage frei, praefectus!“

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides



    "Du hast bereits gefragt, Centurio, gerade eben, womit sich dein "fragen dürfen" erübrigt. Es handelt sich um Artoria Medeia, die hübscheste Frau direkt nach Venus und Aphrodite, wobei mich aber nicht nur ihre Schönheit und ihr Lächeln anspricht, sondern auch ihre Intelligenz und die gemeinsamen Interessen. Jetzt gibt es quasi nur eine stille Hochzeit und eine kleine Feier und nach dem Feldzug lassen wir es dann auf einer großen Feier so richtig krachen."


    Plautius sah erstmals auf.


    "Abgelehnt! Die Salii-Feiertage müssen auch mal ohne dich auskommen. Mars wird dir deswegen schon nicht den Arsch aufreissen, nur weil du nicht mit den anderen Patriziern durch die Gegend hüpfen tust. Tanzen nennt man das, glaube ich, und dabei so eine Schildparade macht.


    Hm, du willst dich verloben oder du MUSST dich verloben? Im Falle von muß kann ich dich gerne auch in den Kerker werfen lassen um das zu verhindern. Zum Tribunus würde ich dich schon befördern, aber solange der Legatus lebt kann ich ihn nicht einfach mit Beförderungen übergehen und außerdem bedarf es der Zustimmung durch den Imperator ab dem Rang eines Centurios. Warte mal noch etwas ab. Wenn wir erst mal im Gefecht stehen und die ersten Posten frei werden, dann wird das mit den Beförderungen nicht mehr so eng gesehen und es geht fix nach oben. Dann genehmigt der Imperator sicher auch im Nachrang die Ernennungen auf dem Feld.


    Feiere die Verlobung doch hier im Castellum? Und wer ist denn die zukünftige Verlobte?"


    Plautius erinnerte sich, daß bei Patriziern oft die Ehen einen politischen Hintergrund hatten und so konnte es sein, daß seine zukünftige Frau eine unglaublich häßliche "Gruselguste" war. Die Ergebnise der vielen Inzucht in den patrizischen Familien konnte man ja problemlos beim Namen nennen. Spontan fiel Plautius Flavius Furianus ein, ein größenwahnsinniger Irrer und Klugscheisser der besonderen Sorte. Ein lebender Beweis dafür wie hoch man patrizische Scheisse stapeln konnte.


    Das mit der Ausgangssperre war ein Problem. Jetzt Urlaub gewähren war so eine Sache. Plautius überlegte ...

  • "Woher sollen wir wissen wie gut seine Oliven sind? Und die Oliven aus Misenum waren bislang nicht schlecht. Du kannst uns gerne mal 50 Fass umsonst geben, dann machen wir den genauen Geschmacksvergleich in der Legio. Dann könnte ich es mir überlegen die anderen 650 Fass zu kaufen, wenn die Männer die Ware für gut befinden.


    Aber Getreide brauche ich deutlich weniger. Da brauche ich nicht mehr als 375 Scheffel."

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Pulchra viel der Unterkiefer runter 50 Faß?! - war sie die Wohlfahrt?


    "Also ich glaube das 50 Faß als Probe etwas viel sind. Wie wäre es mit 2-3 Faß für den Offiziersstab und der führt dann die Verkostung durch."

  • Plautius seufzte innerlich. Sonderlich schlau war die Frau nicht, denn solch ominöse Worte wie "langfristiger Abnehmer gewinnen" und so kannte sie wohl nicht.


    "Ich mag keine Oliven! Sowas ist für die Truppe. Und 2-3 Fass, wie soll das aussehen. jeder legionär bekommt 1 Olive zum kosten?" :P

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  • "Dann liefert die 700 Fass so schnell wie möglich hierher ins Castellum."



    Sim-Off:

    nope, so ekelig will ich dann heute ausnahmsweise mal nicht sein. bin zu müde um mich jetzt noch mit weinenden Frauen auseinander zu setzen. Mach dem Konto der Legio I ein persönliches Angebot in der WISIM."

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  • Eindringlich dachte Marcus über die genannte Frau nach, doch er kannte sie nicht. Dessen war er sich so gut wie sicher, wenngleich er auch die Tendenz hatte schon nach wenigen Minuten den Namen vieler Frauen wieder zu vergessen, besonders, wenn sie ihm nicht durch besondere Umstände im Gedächtnis haften blieben wie die Namen von Lucilla oder Epicharis. Selbst die lupa, die er schon seit vielen Monaten immer wieder besuchte, vergaß er stets vom Namen her, sah er doch keinen sonderlich wichtigen Grund, diesen zu behalten. Dennoch grinste Marcus breit, denn so wie Plautius sprach, musste dieser verliebt sein. Keine Frau konnte wahrlich solchen Lobeshymnen standhalten, die Plautius von sich gab. Mal abgesehen womöglich von seiner eigenen Mutter.


    “Nun , praefectus, dann hast Du wohl einen großen Venuswurf gelandet. Mein Glückwunsch und natürlich komme ich gerne zu der Hochzeit. Wo soll sie denn stattfinden?“


    Doch das Lächeln schwand von einem Moment zum Nächsten. Marcus starrte Plautius erst entgeistert an und dann stieg unbotmäßiger Zorn in Marcus auf. Die üblichen Scherze von Plautius waren Marcus kein Dorn im Augen, fand er sie doch selber oftmals witzig- vorausgesetzt er verstand sie auch, was nur bei der Hälfte der Bemerkungen der Fall war- aber hier hatte Plautius eindeutig sich einen Scherz erlaubt, der ihn sehr wütend machte, fast so zornig als ob Plautius seine Mutter beleidigt hätte- nur in der möglichen Konsequenz, daß er Ersteren vielleicht noch verzeihen konnte, bei einem Scherz seine Mutter betreffend wäre das unmöglich gewesen. Einen Atemzug lang verschmälerten sich Marcus Lippen und er richtete sich auf. Der Zorn war durchaus in Marcus Stimme zu hören, aber er hatte noch nie das Talent gehabt, seine Gefühle anderen gegenüber zu verbergen.


    Praefectus! Die salii hüpfen nicht durch die Gegend und führen eine Schildparade auf!! Das ist unerhört und da gehst Du zu weit…Die salii sind eine alte und wichtige kultische Vereinigung, die noch auf die Zeit der Könige zurückgeht. Wir salii tragen das heilige Schild von Mars und ehren ihn mit unseren Riten und den Waffentänzen, die älter sind als…als, nun sehr alt zumindest.“


    Marcus Augen funkelten wütend und seine Hand umgriff fest den Tonbecher in der Hand.


    „In Zeiten, wo Krieg auf uns zukommt, praefectus, solltest Du nicht die Männer beleidigen, die schon über Jahrhunderte hinweg in der Gunst des Kriegsgottes stehen und eines seiner heiligsten Gegenstände in ihren Hallen bewahren. Zumal es ein wenig unverfroren von Dir ist, Mars Willen derart zu interpretieren.“


    Marcus stellte den Becher zur Seite und hatte nicht übel Lust aufzustehen und einfach raus zu gehen. Denn wenn man es genau nahm, konnte sich Marcus jederzeit auf seinen Dienst bei den Saliern berufen, um sich Privilegien heraus zu nehmen, die Andere nicht hatten. Schließlich erfuhren die sodales große Ehrungen vom Kaiser und galten als Unantastbar. Zumindest glaubte Marcus das zu wissen. Doch mühsam beherrschte sich Marcus. Doch nachdem er schon so zornig war, wollte sich Marcus bestimmt nicht dazu hinreißen lassen, die gesamten Details der Ehearrangement zu erläutern. Einen Moment schwieg Marcus, um seiner Stimme wieder einen normalen Tonfall zu geben.


    “Claudia Epicharis ist die Frau, die ich gedenke zu heiraten. Und nein, es ist kaum möglich, daß ich die Verlobung hier in der castra feiere. An so eine Feier ist immer eine gewisse Erwartung geknüpft und diese werde ich nicht übergehen können. Das ist nun mal das Los meiner Herkunft, praefectus.“


    Manchmal- eigentlich oft- beneidete Marcus die Plebejer, die nicht das ganze Zeremoniell machen mussten, wie er. Obwohl damit aufgewachsen, wurde es selbst Marcus manchmal zu viel.

  • Du meine Güte dachte Plautius. Arestides regte sich ja auf, wie manches es tat, wenn man eine abfällige Bemerkung über seine Mutter machte, welche einen hohen Stellenwert besaß, da man den Vater quasi nicht kannte.


    Offensichtlich sahen die Salier in dieser rituellen Handlung etwas extrem Wichtiges. Vermutlich, weil es eine der wenigen Dinge war, die ihnen geblieben waren und wo sich kein Pleibeier rantrauen durfte. Plautius überging gelassen die Erregung des Centurios. Aufregen hatte Zeit bis zum Manöver oder den Kampf auf Leben und Tod.


    Plautius lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Hände im Nacken.
    “Ich habe auch nichts anders gesagt. Du spricht von Riten und Waffentänzen und betonst das Tragen des Schildes des Mars. Ich wählte andere Worte, aber damit habe ich den Sinn und Zweck der Kulthandlung nicht in Frage gestellt. Was das Thema Religion angeht bin ich ein sehr einfacher und unerfahrener Mann. Es gibt neben der Politik kein besseres Thema um mit jemandem in Streit zu geraten. Mein Vater hatte zur Religion eine einfache Einstellung. “Hilf dir selbst, dann brauchen dir die Götter nicht zu helfen. Denn wenn du nicht der Pontifex Maximus bist, dann bist du eh so unwichtig, daß du den Göttern egal bist.” Meine Mutter dagegen ist wegen jeder Kleinigkeit bei der Priesterschaft aufgelaufen und hat um Rat gesucht. Hm, vielleicht hilft uns deine Mitgliedschaft bei den Saliern aber weiter. Damit könnte ich dich nach Roma entsenden und die Ausgangsperre aufheben. Allerdings weiß ich nicht, ob die dortige Teilnahme in Kriegszeiten eine umfassende Entschuldigung ist, zumal der Imperator meines Wissens ja der Gegenvereinigung angehört.


    Bei dieser Gelegenheit könntest du in Roma auf deine Verlobung feiern. Ich sehe zwar keinen Grund warum das in Kriegszeiten bei Patriziern kein Verständnis finden sollte in der Castra zu feiern, aber vermutlich fehlt mir hier euer Standesdenken. Zumal der Imperator vermutlich eher hier anzutreffen sein wird als in Roma, falls du ihn einladen willst. Und in Kriegszeiten wäre deine Verlobung hier sicher Stadtgespräch in Roma. Wer kann sich schon einem solchen Ort als Patrizier rühmen. Aber nun gut, vermutlich wirst du in Roma ankommen und man hat für dich und deine Verlobte schon alles organisiert, daß jeder von euch nur noch JA sagen muß, wenn er das dezente Zeichen bekommt.


    Allerdings wirst du Probleme bekommen, wenn du von der Verlobung nicht wieder rechtzeitig hier bist und wir abmarschieren. Und die Saliergeschichte auch vorbei ist. Dann bist du fahnenflüchtig und Desserteure werden gekreuzigt. Am Besten brichst du so schnell wie möglich los, nachdem du alle Aufgaben an deinen Optio delegiert hast. Sieh ja zu, daß deine Centurie auf Vordermann ist, wenn es los geht, denn sonst marschierst du wieder als Legionär mit. Und dann dauert es noch länger bis zum Tribunus und du endlich heiraten kannst.”


    Plautius füllte einen Urlaubsschein aus. Er vermied es Kommentare über die Verlobte abzugeben oder Aristides zu beglückwünschen. Bei Patriziern wurden Verbindungen mehr als anderswo organisiert. Man konnte nur hoffen, daß diese Claudia Epicharis nicht häßlich wie die Nacht war. Angeblich sollten alle weiblichen Claudier eine riesige Adlernase haben.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

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