Porta - Der Eingang der Villa Claudia

  • Marco erwartete sehnsüchtig den Tag, an dem er vom lästigen Türdienst befreit wurde. Er sah keinen Grund, die Porta länger doppelt besetzt zu halten und wenn schon, dann reichten nach seiner Ansicht zwei normale Sklaven aus. Als Leibwächter gab es andere Pflichten.
    Er bemühte sich nicht, die allgemein üblichen Floskeln auswendig zu lernen.


    Mit ernster Miene öffnete er die Tür.
    "Salve!" Bevor er weitersprach, realisierte er, dass er den Wartenden kannte. "Äh, ja. Was ist dein Anliegen?" Ein ausführlicheres Frage und Antwortspiel sparte er sich. Er klang nicht unfreundlich, höchstens ein bisschen lustlos.

  • Dass der groß gewachsene und muskulöse Leibwächter seines Patrons zum Türdienst verdonnert worden war, wunderte Vespa nicht. Nur weil der Aufstand zerschlagen worden und die Rädelsführerin gefangen genommen war, hieß es noch lange nicht, dass die Gefahr endgültig verbannt war. Vielleicht gab es noch kleinere Gruppierungen, die im Schatten des Geschehens geblieben waren und nur darauf warteten, dass sich die Lage entspannte, um dann wieder zuzuschlagen. Vor allem war die Vorsicht seines Patrons verständlich, da er mehrere Enkelkinder in seiner Obhut hatte und drei davon am ersten Tag des Aufstandes in Gefahr gewesen sind.


    Mit kühlem Blick antwortete er dem Hünen "Ich bin hier, um meinen Patron zu sprechen."

  • Marco nickte. Viele andere Möglichkeiten als eine Vorsprache gab es auch nicht, mit Ausnahme einer zu meldenden Katastrophe. Davon war also zum Glück nicht auszugehen.


    "Das lässt sich einrichten, mein Herr ist da", erwiderte Marco und trat zur Seite. "Im Grunde kennst du dich ja aus, spätestens seit dem Besuch des Kaisers. Ich darf dich trotzdem nicht ohne Geleit ins Atrium schicken. Anweisung von ganz oben." Eine von vielen Gepflogenheiten im Hause Claudia, die auf Höflichkeit und nicht auf Misstrauen oder Vorsicht basierte.
    Marco winkte einem Sklaven. Er selbst durfte die Porta nur auf Anweisung verlassen. Ein fremdländisch aussehender, schon recht betagter Sklave führte Vespa ins Atrium.

  • In einer Sänfte ließ Gracchus Minor sich hinüber zur Villa Claudia eskortieren. Da er insekur war, ob der alte Claudius ihn zu einem Mahl zu empfangen gedachte, hatte er sich statt für die Toga für eine an das Militärische gewahrende Tracht entschieden und trug zur Tunica Laticlava, selbstredend aus edlerem Stoff als jene, welche er in Germania zu tragen gepflogen hatte, ein purpurnes Sagum, das trotz seiner fein aufgestickten geometrischen Muster entfernt einem Paludamentum glich. Dies war sein erster Wahlkampftermin, welchen er wahrnahm und er hoffte, dass Menecrates, welcher ihm zuletzt durchaus große Zuneigung gezeigt hatte, ihm auch heute hold sein würde.


    Während der Jüngling also der Sänfte entstieg, eilte Patrokolos, sein Sklave, bereits zur Pforte und meldete ihn an:
    "Mein Herr, Manius Flavius Gracchus Minor, ist auf Einladung des Hausherrn hier."

  • Marco öffnete und nickte. Noch immer versah er den Türdienst und als solcher wurden ihm erwartete Gäste auch benannt. Er warf einen Bliock auf die Sänfte, überzeugte sich, dass sie ein flavisches Emblem trug und gab die Porta frei. Sein Augenmerk lag auf demjenigen, der der Sänfte entsteigen würde. Anschließend ließ er den Gast in das vorbereitete Atrium führen.

  • Macer rechnete zwar nicht wirklich damit, dass Claudius Menecrates tatsächlich so zeitlich flexibel war, wie er es in seinem Brief geschrieben hatte, denn immerhin war nun Wahlkampf und da hatter er sicher viele Verpflichtungen, aber da der Zufall es wollte, dass Macer heute ausnahmsweise ohnehin in der Nähe der Villa Claudia vorbei kam, nahm er sich die Zeit für einen Abstecher. Wenn es nicht klappte, hatte er nicht viel verloren, denn immerhin war es Menecrates, der Fragen an ihn hatte. Also ließ er seinen Laufburschen, der ihn wieder einmal begleitete, anklopfen.

  • Die Besuche mehrten sich in letzter Zeit, weswegen Marco sich zumindest nicht langweilte in dem für ihn ungewohnten Betätigungsfeld. Den zweiten Türsklaven, der seit den Unruhen stets an der Porta stand, hatte er inzwischen so geschult, dass der die Porta öffnete, während Marco die Konversation führte. So auch dieses Mal. Die Porta öffnete sich, Marco trat heraus und erfasste den Laufburschen mit seinem Blick. Flüchtig sah er zu dem unweit entfernt stehendem Senator. Mittlerweile konnte er die Standes- und Ordokennzeichen gut unterscheiden.


    "Salve, wen darf ich anmelden?" Er ging davon aus, dass der Besucher zum Hausherrn wollte und der weilte auch in der Villa.

  • "Senator Purgitius Macer wünscht den Hausherrn Claudius Menecrates zu sprechen, sofern er anwesend ist", meldete der Laufbursche routiniert seinen Herrn an. Macer nahm das zufrieden zur Kenntnis und blieb schweigend im Hintergrund. Er hatte den jungen Mann schon seit Jahren in seinen Diensten. Anfangs hatte er ihn wirklich nur für einfache Botengänge eingesetzt und um dem Küchenpersonal bei den Einkäufen zu helfen, aber inzwischen hatte er sich zu einem guten Begleiter und fast schon einem zweiten Sekretär gemausert.

  • Marco vermutete, dass es sich um einen wichtigen Gast handelte, weswegen er keine Umstände machte.


    "Der Hausherr ist zugegen und wird augenblicklich informiert." Marco nichte in Richtung eines Sklaven, der davonhuschte. "Bitte einzutreten und mir zu folgen." Er nahm sich die Freiheit heraus, den Türsklaven für Momente alleine zu lassen, was zwar entgegen der Anweisung seines Herrn war, er aber angesichts der Situation für legitim hielt.

  • Atticus hatte einen Brief erhalten. Oder besser gesagt, die Factio Albata hatte einen Brief erhalten – was in diesem Fall aber doch irgendwie dasselbe bedeutete, da ohnehin Atticus derjenige war, der sich um sämtliche Rennteilnahmen kümmerte. An und für sich freute Atticus sich ja sehr, dass jemand ein rennen veranstalten wollte. Doch blieben bei dieser Einladung noch so viele Fragen offen, dass er erst einmal nachfragen wollte, ehe er irgendwas zusagte.


    Da er als junger Mann ohnehin mit viel zu viel Zeit – laut Aussage seiner Mutter – beglückt war, war er an diesem Tag auch selber zur Villa Claudia aufgebrochen, in der Hoffnung, mit dem zuständigen Bediensteten zu reden, der dieses Rennen plante. Also stand er mit Hund und Brief schließlich vor der Villa Claudia und klopfte an.

  • Manius war von seinem Vater und Verwandten quasi überfallen worden. Er sollte endlich ein Tirocinium Fori ableisten. Sein Verwandter Antoninus hatte sich so hatte man ihm versichert, tüchtig bei dessen Patron ins Zeug gelegt. Das lies wenig Spielraum noch faul zu sein. Nach dem Gespräch mit seinem alten Herren und Antoninus hatte ihn dieser noch mal einzeln ins Gebet genommen. Er trainierte mit dem ehemaligen Prätorianer häufiger und mochte ihn recht gern. Doch dieser hatte ihm klar gemacht das er sich nicht wieder bei ihm blicken zu lassen brauchte wenn er ihn blamierte.
    Darum hatte er sich noch am Abend hingesetzt und hatte eine kleine Vita auf eine Tabula gekratzt. Sowas war bei ihm zwar nicht oben auf der Liste der beliebtesten Dinge aber blamieren wollte er weder sich noch die Familie.
    Nun war er die wenigen Schritte rüber zur Villa Claudia gegangen und hatte an der Porta geklopft. Die Tabula in der Hand haltend wartet er auf den Türhüter.


    Vita Manius Iulius Avianus.


    Ich Iulius Avianus bin der Sohn des Aedilicius Lucius Iulius Centho und der Furia Calliphana.
    Meine Geschwister sind Iulia Aviana und Tiberius Iulius Fusus.
    Durch die Ausbildung im Haus meines Vaters bin ich in der Grammatik, Rhetorik und Ethik sowie Geometrie und Architektur ausgebildet.
    Ich spreche und schreibe Latein und Koiné.
    Im Laufe meiner weiteren Ausbildung habe ich einen Juristischen Kurs, einen zum Thema Straßenbau und einen Grundkurs zur Architektur besucht und erfolgreich abgeschlossen.
    Im vorletzten Jahr habe ich ein Tribunat bei der Legion Seduca Fidelis Constans abgeleistet.


    M.Iulius Avianus

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Also stand er mit Hund und Brief schließlich vor der Villa Claudia und klopfte an.


    Als Marco öffnete, staunte er nicht schlecht. Sein Blick wanderte sofort vom Römer zum Haustier. Er konnte sich nicht erinnern, dass jemals ein Gast seinen Hund mitbrachte.
    "Wen darf ich anmelden und mit welchem Wunsch?"

  • Zitat

    Original von Manius Iulius Avianus


    Wieder öffnete Marco. Dieses Mal umfasste sein Blick einen Mann, aber kein Haustier, sondern eine Tabula.


    Inzwischen hatte er den Spruch drauf und fragte routinemäßig. "Wen darf ich anmelden und mit welchem Wunsch?"

  • Huch! Der Ianitor machte ja glatt Malachi Konkurrenz!
    Atticus blinzelte kurz und zeigte dann den Brief vor. “Mein Name ist Titus Pompeius Atticus, und ich habe einen Brief erhalten. Ich nehme an, von einem Vilicus von Senator Claudius Menecrates. Wegen eines Wagenrennen in ein paar Tagen. Ich bin von der Factio Albata, und ich hätte da noch ein paar Fragen bezüglich der Durchführung und dergleichen. An wen kann ich mich da wenden?“

  • Marco musste in diesem Fall nicht erst die Liste der möglichen Gäste prüfen, beim Stichwort Factio Albata war die Sachlage klar. das Stichwort Vilicuis half ihm auch, wobei er selbstverständlich den Ausrichter der geplanten Rennen, seinen Herrn, ebenfalls unterrichten würde.
    "Folge einfach diesem Sklaven", sagte er und wies auf einen Burschen in römischer Tracht, der jedoch dort nicht reinzupassen schien.
    Er selbst machte sich auf den Weg zum Arbeitszimmer des Hausherrn, während der eigentliche Ianitor die Türwache übernahm.

  • Zitat

    Original von Marco
    "Wen darf ich anmelden und mit welchem Wunsch?"


    Manius schaute den Türhüter an wie es wahrscheinlich grade dutzende Male in der Stadt geschah . „Ich bin Iulius Avianus. Mir wurde gesagt das ich mich heute bei Claudius Menecrates melden soll.“ Er hoffe das dem Türhüter das bekannt gemacht worden war.

  • In einfacher Kleidung, nicht abgerissen oder schmutzig, trat der Tiberius unter Geleit von zwei ebenfalls einfach gekleideten Soldaten seiner Einheit vor die Porta. Er hatte heute einen ganz persönlichen Auftrag zu erfüllen, der eine gewisse detailverliebte Feinfühligkeit bedurfte und deshalb übernahm er diesen selbst, da sich dieser Senator, mit dem er sprechen würde, anschickte, bald Konsul zu werden. Also ein Mann von Status und sogar noch von Stand als alter Ur-Patrizier. Verus musste also sehr vorsichtig agieren, um diese Operation, die einst mit der Festnahme einer Person begonnen hatte, sauber in Richtung Ende zu führen. Verus war sich für diese Arbeit nicht zu schade und würde sicherlich erneut seine Pflicht akurat erfüllen. Er klopfte sogar selbst an, mehrfach mit der breiten Faust seiner vernarbten Hand.

  • In der letzten Zeit standen häufiger Angehörige von Einheiten, Klienten, befreundete Familienmitglieder oder Wahlunterstützer sowie Senatoren vor der Tür. Deren Anliegen waren so abwechslungsreich wie die verschiedenen Ränge und Herkünfte.


    Er öffnete und erblickte drei Männer.

    "Salve, was kann ich für euch tun?"

  • Wie betäubt schien sein Herz, als er mit kaltem Gesicht zum Sklaven blickte. Verus war hier in seinem Auftrage und musste nicht erklären, sondern nur fordern. "Ich bin Verus und hier im Auftrage des Kaisers. Ich muss dringend deinen Herren, Senator Claudius, sprechen." Er ließ keinen Zweifel an seinem Auftrag und sprach diese Worte mit einer gewissen Bestimmtheit, die seine Zugehörigkeit schnell offenbarte.

  • Marco horchte auf, als der Hinweis auf den Kaiser fiel. Sein Herr würde erwarten, schnellstens informiert zu werden, trotzdem schickte er einen anderen Sklaven zum Hausherrn. Er selbst wies dem Besucher den Weg ins Atrium und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

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