- Officium XXVI

  • Ich machte keine Anstalten, meine bequeme Position zu verlassen, sondern griff nur nach dem Stück Papyrus, dass der Annaeer auf dem Schreibtisch platziert hatte. Blitzartig dämmerte es mir wieder, wen ich da zu mir geladen hatte. Meine Mimik erhellte sich und ich deutete einladend auf den freien Platz gegenüber. "Ah, Annaeus, auf Empfehlung meines Patrons Senator Purgitius!" Fortuna schien dem Bittsteller hold zu sein, denn als Günstling meines Patrons hatte er bei mir bereits einen Fuß in der Tür. "Etwas Wein?", bot ich an, während ich mich dann doch aus meiner Liegeposition erhob und mich zur Schrankwand begab, die meine stolze Sammlung erlesener Weine beherbergte.

  • Als der Procurator das Schreiben las, hellte sich seine Mine auf und er bot mir einen Platz an den ich gerne und dankend annahm und mich setzte.


    Auch das Angebot eines Getränkes nahm ich dankend an, worauf der Procurator seine Beine vom Tisch nahm, noch bevor ich die Gelegenheit, Chance oder was auch immer hatte, zu sehen ob er ein Subligaculum (gewickeltes Tuch welches als Unterhose diente) trug oder nicht.


    Dann wartete ich freundlich, bis der Procurator das Gespräch begann, um welches er gebeten hatte. Dass er ein Klient des Senators Purgitius war machte die Situation für mich natürlich schon einmal etwas angenehmer.

  • Mit zwei vollen Weinbechern begab ich mich zurück zum Annaeer und ließ mich diesmal mit etwas mehr Haltung auf meinem Stuhl nieder. Einen Moment lang musterte ich den Jungen eindringlich. "Lucius Annaeus Florus.", sprach ich dann unvermittelt. "Dein Vater war ein bekannter Senator, nicht wahr? Lebt er noch?", fragte ich geradeheraus. Weswegen der Annaeer eigentlich hier war, wusste ich natürlich. Aber ich erkundigte mich gerne etwas über das eigentliche Anliegen hinaus - zumindest bei Personen, die mir nicht gänzlich gleichgültig waren.

  • Ich nahm den Becher mit Wein dankend an und entspannte mich innerlich etwas, als der Procurator sich danach nicht wieder in die liegende Position begab. Das machte ein Gespräch für mich viel einfacher.


    Dann folgte eine länger Phase des Schweigens, bevor er mich ganz unvermittelt nach meinem Vater fragte.


    Nein, mein Vater weilt leider schon lange nicht mehr unter uns. Ob er ein bekannter Senator war, kann ich nicht sagen, denn ich kannte ihn nur als Vater. Sein Andenken wird jedoch auch vom Staat in Ehren gehalten, weswegen ich schon davon ausgehen kann, dass er nicht unbekannt war.
    In meiner Stimme schwang beim Sprechen über meine Eltern immer, auch noch heute, eine Spur Trauer mit, aber in der Zwischenzeit konnte man auch Stolz hören. Stolz über das, was mein Vater erreicht hatte und was ich zu mehren suchte.

  • "Das ist bedauerlich", entgegnete ich mit nüchternem Tonfall und spürte, dass der Sprössling mit dem Verlust noch zu kämpfen hatte. Allerdings war ich distanziert genug, um keinerlei Trauer oder Mitgefühl zu empfinden. Stattdessen wandte ich mich ganz sachlich auf den eigentlichen Grund des Besuchs zu. "Du willst also ein Tribunat...", begann ich rhetorisch. "Du hast Glück, dass dich Senator Purgitius schickt. Ich werde mich für dich einsetzen." Ich musterte Florus abermals eindringlich und nahm einen tiefen Schluck Wein. "Du siehst nicht so aus, als könnte man dich in die Wälder Germaniens schicken...", stellte ich sodann unverblümt fest. "...oder vielleicht doch?"

  • Als der Procurator mir mitteilte, dass er sich für mich einsetzen würde, neigte ich dankend meinen Kopf. Dann stellt er eine Frage, die mich etwas ins Nachdenken brachte, bevor ich antwortete:


    Also wollen ist natürlich etwas stark ausgedrückt. Ich wünsche es mir, ich möchte es auch wirklich, aber ich weiss, dass der Wille alleine nicht ausreicht. Sollte der Imperator oder der Senat für mich andere Pläne haben, so werde ich diese ebenso mit vollem Einsatz zu erfüllen versuchen.


    Ich denke aber, dass ich für ein senatorisches Tribunat gut gerüstet bin. Auf unserem Landgut in Mantua habe ich eine solide Ausbildung auch im Umgang mit Schild und Schwert, sowohl zu Fuss als auch auf dem Pferd, erhalten. Zudem erlernte ich die Kunst des Bogenschiessens vom Rücken eines Pferdes durch Freunde meines Vaters aus dem fernen Tylus.


    Ob mein Einsatz in Germanien sinnvoll ist, oder ob eine andere Grenze des Imperiums im Moment eher einen Einsatz ermöglicht oder benötigt, kann ich nicht abschätzen. Mein Patron ist im Moment Statthalter in Germanien, deswegen wäre ein Posten dort durchaus in meinem Sinne. Aber ich habe auch gehört, dass in Parthien momentan die Lage viel ernster ist und vielleicht ist es sinnvoller, wenn ich an einen solchen Ort abkommandiert würde?


    Die Idee von Iulius Caesoninus, dass wir vielleicht zusammen ein Tribunat absolvieren könnten, hallte noch immer in meinem Kopf mit.

  • Dass der Annaeer auch für das ferne Germanien offen war, überraschte mich durchaus. Für mich war ein Aufenthalt im unzivilisierten Norden nie in Frage gekommen. Aber um mich ging es ja nicht und wenn der Knabe sich während des Tribunats Schlamm und Kälte anstatt Sonne und Strand wünschte, dann sollte es eben so sein. "Gut, ich bin mir sicher, dass sich ein Posten für dich findet. Du wirst informiert, sobald eine Entscheidung getroffen wurde", gab ich dann nüchtern zu Protokoll und leerte meinen Weinbecher. "Gibt es sonst noch etwas, Annaeus?"

  • Ich war erstaunt ob der nüchternen Sachlichkeit, mit welcher der Procurator meine Antwort entgegen nahm. Doch das war wohl ein Muss in dieser Position.


    Nein Procurator, das wäre alles. Ich danke herzlich für deine Zeit und erwarte gerne die Entscheidung.


    Dann wartete ich, dass er mich offiziell entlassen würde, um danach wieder aus dem Palast in die Stadt zurückzukehren.

  • Als mich die Kunde über den neuen persönlichen Sekretär des Kaisers erreichte, war ich zunächst verwirrt und sodann echauffiert, mutmaßte ich doch - misstrauisch wie ich war - dass damit auch eine Erosion der Kräfteverhältnisse am Kaiserhof einherging, die nicht zu meinen Gunsten sein dürfte. Immerhin handelte es sich, wie man munkelte, nicht um einen einfachen Scriba, sondern einen Günstling des Kaisers aus dem Osten, der in den Genuss einer exponierten Stellung und weitreichender Befugnisse kam. So war er zwar de jure nur ein einfacher Primicerius in der Abteilung des alten Axiers, de facto aber ein Entscheider.


    Gleichwohl hatte diese neuerliche Entwicklung auch etwas Förderliches, denn sie hielt mir ungeschönt vor Augen, dass ich über die letzten Monate dem besorgniserregenden Beamtentrott verfallen war. Ich war lethargisch geworden - begonnen hatte diese Entwicklung wohl spätestens nach meiner Hochzeit mit Axilla - und hatte darob meinen einstigen Eifer eingebüßt. Nicht in Bezug auf meine Arbeit, denn die hatte ich schon seit eh und je vernachlässigt. Nein, in Bezug auf meine Karriere, die ich stets sorgsam vorangetrieben hatte. Der Verwaltungsapparat hatte unbemerkt seinen Schleier der Trägheit über mich gelegt und mich zu einem Phlegmaticus verwandelt. Eine Entwicklung, der ich dringendst gegensteuern musste.


    Glücklicherweise war ich noch rechtzeitig - so hoffte ich nun zumindest - aus meinem Tiefschlaf erwacht. An meinem Schreibtisch sitzend begann ich also, die nächsten Schritte zu planen. Zuallererst musste ich bei der morgendlichen Besprechung mit dem Kaiser meine Position ausloten. Und dann war da noch dieser Emporkömmling - wie war noch sein Name? Aurelius Tigell…Tigellinus - den ich kennenlernen musste. Selbstredend würde ich ihn nicht wie ein gewöhnlicher Bittsteller aufsuchen, sondern die Rangordnung auf dem Palatin wahrend zu mir kommen lassen. Um dies zu arrangieren, griff ich zu einer Tabula und formulierte eine entsprechende Weisung, getarnt in einer freundlichen Ladung.

  • Ich hatte mich seit dem Verschwinden meines ehemaligen Patrons bedeckt gehalten, meine Arbeit verrichtet und mich bemüht, unauffällig zu bleiben.
    Beinahe hätte Tigellinus kreischige Delicia meine Absicht sabotiert, in dem sie laut verkündete, mich bei der Salutatio gesehen zu haben und das vor Prätorianern. Aber nichts weiter war geschehen, und ich war immer noch auf meinenm Posten. Das hieß wohl, dass sich die Ungnade nicht auf mich erstreckte.
    Nach einer Weile erzwungener Deckung war ich es wieder Leid, übersehen zu werden. Da hätte ich auch in Parthenope bleiben können. Also setzte ich meine Kennenlernrunde in der Kanzlei fort, was je nach Rang entweder einem freundlichen Salve oder einem höflichen Antrittsbesuch in einer anderen Abteilung entsprach.
    Cnaeus Fabius Torquatus, Officium XXVI, war der Procurator a memoria und gehörte somit in die letztere Kategorie.
    In eine blütenweiße Toga gewandet( Die furische Wäscherin Chloe hatte sie ganz schön wässern müssen, damit der Uringeruch endgültig verflog) klopfte ich mit dem hoffentlich richtigen Maß an Forschheit und Respekt an die Türe, um zu sehen, ob der Procurator Zeit für ein kurzes Kennenlernen hatte.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Ich hatte mir gerade einen vorzüglichen Falerner von der Insel Aenaria einverleibt und döste zufrieden in meinem Stuhl, während ich meine Beine entspannt über den Edelholztisch gelegt hatte. Das plötzliche Klopfen ließ mich etwas genervt seufzen und ich versuchte zu eruieren, ob ich irgendeinen Termin vergessen hatte. Ich befürchtete aber, dass nur einer der Notarii - wie so häufig - mit Dienstkram meine Nerven strapazieren wollte. Entsprechend war auch mein Tonfall, mit dem ich den Störenfried hereinforderte: "Ja!" Ich rieb mir die Augen und blickte dann wenig erwartungsvoll gen Tür, während ich unverändert in meiner Liegeposition verharrte.

  • Ich nahm das Ja als Aufforderung, einzutreten und streckte meinen Kopf durch die Tür. Mein Blick fiel auf einen Mann, der gerade jene entspannte Haltung eingenommen hatte, die als Lohn nach einem zweifellos anstengenden Amtsmorgen winkte: Füße auf dem Tisch und Weinbecher daneben.


    "Salve Procurator Cnaeus Fabius Torquatus!", grüßte ich ehrerbietig mit Titel und sämtlichen Namen: " Ich heiße Aulus Furius Saturninus. Ich bin der neue Primicerius ad Epistulis und wollte mich nur mal vorstellen."

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Der Störenfried entpuppte sich als Furier - und da ich keine Furier in nennenswerten Positionen kannte, war mein Interesse an seiner Person zunächst nicht geweckt. Gleichwohl winkte ich ihn doch näher in mein Officium herein und deutete auf den Besucherplatz gegenüber meines Tisches. Zum einen hatte er mit seiner achtungsvollen Begrüßung mein Ego gestreichelt und zum anderen hatte ich keinen Spitzel mehr in der Abteilung des ab epistulis, nachdem mir mein letzter Vertrauensmann abhanden gekommen war. Vielleicht war ja der Furier dafür geeignet, sodass sich dieses Kennenlernen beiderseitig lohnte. "Aha", bemerkte ich zunächst wenig beeindruckt. "Furius also? Erzähl mir mehr über dich. Seit wann bist du hier und woher kommst du?" Während ich den Primicerius im Augenwinkel argwöhnisch musterte, schenkte ich mir zur Gesprächsunterstützung einen Falerner nach.

  • Wenn etwas überhaupt die Bezeichnung "kühn" verdiente, so waren es die Züge des Mannes hinter dem Schreibtisch. Seine lässige Position anfangs hatte mich getäuscht, nun blickte ich in graue Augen, deren scharfen Blick wohl wenig entging.
    Unwillkürlich nahm ich Habachtstellung an als ich Platz nahm. Die Stimme des Procurators klang nicht unfreundlich - und von Wein schien er etwas zu verstehen.
    "Danke dass Du Dir die Zeit nimmst, mich zu empfangen. Ein Furier, ja.", sagte ich:
    "Ich komme aus Parthenope bei Neapolis, bin aber in Roma geboren. Ich bin seit knapp einem Monat im Amt."
    Vermutlich konnte sich Torquatus schon ausrechnen, wer mich dorthin empfohlen hatte. Das ich jedoch immer noch meinen Posten inne hatte, bedeutete, dass ich noch ein unbeschriebenes Blatt Papyrus war. Es bedeutete auch, dass ich einen neuen Bezugspunkt brauchte.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Dass der Furier von Aurelius Tigellinus, des Kaisers ehemaligen und nun geächteten Günstling ins Amt gehievt wurde, hätte ich vielleicht unter großer Anstrengung all meiner geistigen Kräfte erahnen können, kam mir jedoch - leicht benebelt durch die Wirkungen des Falerners und auch deswegen, weil ich den Aurelier ob seiner kaum bedeutenden Amtszeit schon wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte - nicht in den Sinn. Deswegen bemühte ich mich auch weiter mit Nachfragen, mir ein Bild des neuen Primicerius zu machen. "Hast du Familie oder Unterstützer hier in Rom? Leute, die man kennt?", erkundigte ich mich geradewegs. Von einem Furier aus Parthenope bei Neapolis erwartete ich dies nicht, ein unbeschriebenes Blatt war in diesem Fall für mich aber ohnehin zweckdienlicher.

  • Ich überlegte: "Caius Furius Helios war Tribunus Angusticlavius in Alexandria. Aber er ist schon vor langer Zeit verstorben. Um drei Ecken verwandt bin ich mit Senator Iulius Dives, der mir freundlicherweise gestattete, beim Equus October die Farben der Veneta zu tragen. Mein Cousin Cerretanus ist Optio bei den Urbanern. Ich habe Freunde hier, die ich aber nach und nach erst aufsuchen muss, um sie an ihre Freundschaft zu erinnern.
    Kurz und gut, für mich wird gelten: Ego arxo tou genous. - Ich werde der erste meines Geschlechts sein."
    , zitierte ich die Antwort des Athener Feldherren Iphikrates, als man ihm seine geringe Herkunft vorwarf.
    Ich hoffte, damit dem Prokurator (außer Bildung) zweiererlei vermittelt zu haben: Ich hatte keine großartigen Fürsprecher in Roma mehr, ein Schlag, gewiss, doch hatte ich meinen Ehrgeiz nicht verloren.
    Vielleicht war auch das freundliche Gespräch von seiner Seite aus gerade mehr als reine Freundlichkeit.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Beim Namen Iulius Dives wurde ich hellhörig, zu dem ich bisherig noch keinerlei Beziehung pflegte, der sich aber in den letzten Jahren unzweifelhaft einen Namen in Rom gemacht hatte. "Interessant", stellte ich fest und nahm einen großen Schluck Falerner. "Auch ich bin einst aufgebrochen, ohne mich im Lichte eines Anverwandten baden zu können, wie es in Rom schon Tradition ist. Und sieh wo ich nun stehe", entgegnete ich zufrieden grinsend, ohne falsche Bescheidenheit zu zeigen. Zum ersten Mal wandte ich meinen Kopf nun vollständig zum jungen Furier, dessen harmonische Gesichtszüge zwar auf den ersten Blick etwas verletzlich wirkten, womöglich aber auch einen harten inneren Kern verbargen, den es zweifelsfrei bedurfte, um das steinige Pflaster Roms zu beschreiten. "Dies wäre aber ohne Unterstützer und Fürsprecher nicht möglich gewesen. Und so wie ich dereinst unterstützt wurde, bin ich jetzt ebenso bereit, jungen aufstrebenden Männern unter die Arme zu greifen. Loyalen Männern", betonte ich und blickte meinem Gegenüber dabei tief in die Augen. "Bist du loyal, Furius?", hinterfragte ich eindringlich, fest davon ausgehend, dass ihn nicht nur die reine Höflichkeit, sondern auch der Wunsch nach besonderer Förderung im Meer der zahllosen unsichtbaren Kanzleibeamten in mein Büro getrieben hatte.

  • Auch der Fabier war also ohne das Geflecht von Familienbeziehungen aufgestiegen und an Förderer geraten, die sein Potential erkannten. Zu Ehre und Reichtum hatte er es offensichtlich gebracht, ich nickte zustimmend. Das alles machte ihn mir nicht umbedingt sympathisch, doch ließ meinen Respekt wachsen. Gleichzeitig wusste ich nun, dass mich mein zweiter Eindruck nicht getäuscht hatte: Cnaeus Fabius Torquatus war kühn und würde sich mit der zweiten Reihe nicht zufrieden geben.
    Ich gab den Blick des Procurators zurück.
    „Ich bin ein loyaler Freund meinen Freunden.“, erwiderte ich auf dessen Frage.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • "Nun gut", gab ich mich nach einem Moment der Stille zufrieden und sprang dann von meinem Sitz auf, um nach einem zweiten Weinbecher aus meiner Vitrine zu greifen und dem Furier ebenso einen Schluck Falerner zu servieren. Die bloße Behauptung von Loyalität war natürlich das eine, aber ich würde dem Knaben Möglichkeiten geben, sie auch unter Beweis zu stellen. "Ich habe gerne einen Überblick über die Arbeit der Kanzlei - deswegen würde ich mich freuen, über die Vorgänge in der Abteilung des ab epistulis etwas...genauer unterrichtet zu werden. Genauso über alles andere, was dir auf und um den Palatin auffällig erscheint. Aktivitäten, Gerüchte...et cetera. Im Gegenzug werde ich dafür sorgen, dass du aus der Vielzahl von biederen Aktensortierern positiv herausstichst", bot ich dem Furier, nun auf seiner Seite des Tisches stehend, an. Sodann blickte ich grinsend nach unten zu meinem sitzenden Gast und streckte ihm meinen Weinbecher zum Anstoßen entgegen. "Einverstanden?"

  • Ich schaute zu Torquatus hoch und stieß mit meinem Becher an seinen.
    „Einverstanden.“, sagte ich mit fester Stimme:
    „Und wenn du mich schon nach Merkwürdigem fragst: Ein gewisser Ravilla ist in Roma aufgetaucht und hat nicht einmal einen einzigen Gastfreund in der Urbs, so dass er in der Taverna Apicia logiert. Ein Seius. Ich dachte offen gesagt, mit der gens Seia hätte der göttliche Caesar Augustus Tiberius bereits vor 80 Jahren Tabula rasa gemacht. Aber nein, der Mann erfreut sich bester Gesundheit und hat an den Kalenden des Novembers* eine Audienz bei unserem Kaiser.“
    Nur Glück oder steckte mehr hinter diesem Provinzialen? Ob der Procurator weitere Informationen wollte?
    Ein wenig hatte mir der Libertus, den ich mit dem Einladungsschreiben in die Apicia geschickt hatte, erzählt.


    Sim-Off:

    *Der Termin war schon, wurde aber noch nicht ausgespielt

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