"Morgen? Übermorgen?" Lucilla schaut ihren Bruder mit großen, ein wenig entsetzten Augen an. "Das schaffe ich nie und nimmer. Für morgen wurde mir schon eine Stadtführung versprochen," sie lächelt zu Venusia, "und der Markt wird sicher ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem will ich mich nicht hetzen. Ich genieße meine letzte freie Zeit zwischen dem hektischen Arbeitsalltag einer Praefecta Vehiculorum und dem sicherlich ebenso hektischen Alltag einer verheirateten Frau. Außerdem möchte ich etwas von der Stadt sehen, wer weiß schon, wann ich wiederkomme. Magnus werde ich außerdem nicht zur Last fallen, ich habe ein Zimmer in der Mansio, das reicht mir." Nicht nur das, es ist ihr sogar noch viel lieber, als ein Zimmer mitten im Castellum.
Sie lächelt schelmisch. "Du wirst dich schon noch gedulden müssen, mein lieber Bruder, bis ich nach Mogontiacum komme und du all deine Zeit für deine Schwester aufwenden und mir die Stadt, die Verwaltungsgebäude, die Basilika, die Regia und das Theater zeigen kannst. Ich verspreche dir, ich werde dir noch genug auf die Nerven gehen, wahrscheinlich bist du dann bald froh, wenn mich der Winter wieder nach Hause treibt!" Lachend greift sie nach vorn zu einer Schale und nimmt sich noch ein paar Trauben, bevor sie sich wieder zurück lehnt.
Dann lächelt sie Magnus zu. "Es schmeckt hervorragend. Vor allem das eingelegte Obst ist wirklich fantastisch. Der Fisch war auch sehr lecker. Oh, fast hätte ich es vergessen." Sie wendet sich um zu einem der Sklaven, der sie begleitet hat und der während des gesamten Essens schon wie ein fast unsichtbarer Schatten in einer Ecke steht, wie es sich für einen Sklaven gehört, und ein Leinenbündel hält. Sie winkt ihn heran und nimmt das Bündel entgegen.
"Ich habe lange überlegt, was ich euch zur Hochzeit schenken könnte. Es ist nichts wirklich besonderes, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem." Genau genommen hat die Suche nach einem Geschenk Lucilla halb verzweifeln lassen, immerhin hatte sie erst in Mantua überhaupt von der Hochzeit erfahren - fern von den unendlichen Märkten Roms. Doch Lucilla wäre nicht Lucilla, wenn sie nicht noch etwas besonderes aufgetrieben hätte. Sie entpackt das Leinen und reicht dann je einen seidenen Schal an jeden Teil des Brautpaares.
"Sie stammen aus Thracia. Obwohl ich denke, dass sie noch von irgendwo weiter aus dem Osten importiert wurden. Denn ich wüsste nicht, dass in Thracia selbst so feine Stoffe gewebt werden. Die Farben werden im kommenden Winter den Ton in Rom angeben, ich hoffe, sie eigenen sich auch für Germania." Magnus erhält einen Schal mit einer Musterung in Rot- und Brauntönen, Venusias Schal dagegen ist in gelb und grün gehalten, mit einigen orangenen Akzenten. Alles in allem für Lucillas sonstigen Geschmack schon recht dezent, doch bei Geschenken für andere ist sie immer ein wenig vorsichtiger.
WiSim.