Auf einem Feld vor Tarraco

  • Arria lächelte sie an, als sie ihr folgte.


    "Pass auf deine Gesundheit auf, Helena, wenn du sowieso schon krank bist", meinte Arria besorgt und kam zu ihr. Sie lächelte ihr zu und blickte auf das Meer, spürte, wie das Wasser an ihre Fesseln schlug. "Wie weit und tief das Meer wohl ist? Es ist unergründlich und unruhig, ebenso wie es sanft sein kann."

  • "Es ist nur eine leichte Schwäche, mach dir keine Gedanken. Ich weiß selbst nicht genau was es ist, aber ich glaube nicht, dass das Wasser viel daran ändern wird!"


    Ich ergriff lächelnd wieder sachte ihre Hand und blickte über das Wasser.


    "Momentan wirkt es auf mich sehr ruhig aber doch, als würde es recht bald aufbrausen können. Die Wellen schlagen so unbeständig gegen meine Beine..."

  • Arria griff nach ihrer Hand, um sie sofort wieder los zu lassen und ihre Tunika von neuem zu raffen und nun auch irgendwie hochzubinden. Ein Zipfel war dennoch nass geworden, da sie das Kleidungsstück bislang nur festgehalten hatte. Verlegen grinste sie Arria an, ehe sie ihre Hand wieder in die Helenas schob und auf das Meer blickte. Auch die Wolken schienen mehr zu werden.


    "Die Luft scheint geladen zu sein, als wolle sie sich darauf vorbereiten, die Kraft, die das Meer preisgeben wird, zu erwidern."

  • Ich nickte leicht und grinste:


    "Sobald es soweit ist sollten wir uns wieder in sicherere Gefilde begeben damit unsere Tuniken nicht nach werden!"


    lächelte ich, wobei dann vermutlich weit mehr nass würde als nur der Saum der Tuniken. Ich ließ meinen Blick über die Wasser schweifen und mir war als würde sich dort ganz weit hinten der Himmel verdunkeln.


    "Da fällt mir grade ein von mir erlebtes Abenteuer ein..."


    meinte ich, mittlerweile leicht amüsiert. Damals hatte ich nicht einmal darüber sprechen können ohne in Tobsucht auszubrechen, doch mittlerweile..

  • Arria lächelte sie an.


    "Erzähl mir davon! Ich bin so behütet aufgewachsen, dass ich gar nicht richtig weiß, was ein Abenteuer ist", antwortete Arria und ein gewisses Funkeln trat in ihre Augen.

  • Oh ihre Worte hatten etwas in mir geweckt, was ich seit der gens Tiberia verloren geglaubt hatte. Auch in mir stieg die Lust auf neue Abenteuer und entflammte. Doch erst einmal begann ich zu erzählen...


    "An einem lauen Frühlingsabend war ich ein wenig ausgeritten, denn ich musste aus Rom raus und trabte also ein wenig durch die Umgebung. Da hörte ich lautes Schluchzen und sah meinen damaligen Lieblingsbruder blutend am Boden liegen, eine junge Frau kniete neben ihm. Erst dachte ich sie würde ihm helfen, doch dann sah ich das entsetzliche. Sie trug ein Schwert, sie, eine Frau. Und es war voller Blut. Er war kurz davor ins Elysium einzukehren und sie schüttelte ihn heftig, so ziemlich das schlimmste was sie hätte tun können. Da hatte ih natürlich Wut in mir aufflammen gespürt und mich gefragt, warum sie ihn erst verletzte. Und das Unglaubliche war, sie verlangte von mir mitten in der Nacht im Befehlston, dass ich einen Medicus aufsuchen sollte..."


    Ich brach ab, obwohl noch lange nicht der Höhepunkt der Geschichte erreicht war...

  • Arria blickte sie einen Moment an und öffnete den Mund, um etwas zu fragen, schloss ihn dann aber wieder. Sie wusste nicht, was Helena in diesem Moment empfand und ob sie Fragen überhaupt beantworten würde. Stattdessen drückte sie nur kurz deren Hand und blickte wieder aufs Meer, darauf gespannt, ob die Pontifex weiter erzählen würde.

  • "...aber ich habe mich um einen Medicus gekümmert und er wurde notdürftig verarztet. In der Nacht schliefen wir gemeinsam in einem Zimmer, denn ich wollte für ihn sorgen. Und endlich kam wieder eine familiäre Bindung zu ihm zustande. Dann bat er mich, ihn direkt nach Ostia zu bringen und ich erfüllte meinem Bruder diesen unsinnigen Wunsch. Dort wartete mein Schwager auf uns, was ich aber nicht wusste. Nun, Aeolos lotste mich auf das Schiff und natürlich erfüllte ich meinem schwerverletzten Bruder diesen Wunsch. Ich hätte es besser nicht getan... du glaubst gar nicht was dann geschah.."


    Ich sah sie grinsend an und wandte mein Blick wieder aufs Meer, auch wenn es sich langsam einem weiteren unschönen Punkt näherte.


    "Kaum dass wir auf dem Schiff waren legte es ab. Und als ich aufstand und mich umsah, konnte ich den Hafen nur noch in weiter Ferne erkennen - und mein Schwager winkte uns hinterher, auch wenn ich glaube etwas wie Entsetzen gesehen zu haben!"


    schmunzelte ich.

  • "Fast!"


    lachte ich, ehe ich wieder etwas ernster fortfuhr.


    "In der Tat segelten wir Richtung Tarraco, denn ich hatte mittlerweile verstanden, dass es galt, meinen Bruder in Sicherheit zu bringen. Doch dann geschah etwas unglaubliches. Wir wurden von Piraten überfallen, das muss man sich erst einmal vorstellen. Von diesem elenden Pack gab es noch immer welche. Und da habe ich mir doch glatt mit ihrem Anführer ein Duell geleistet. Er wollte irgendetwas von Aeolos, doch was weiß ich noch heute nicht. Jedenfalls hat er diesem Schurken das Schwert aus der Hand treten können, so verletzt wie er war, und ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und warf es über Bord. Ich glaube wenn die Classis nicht rechtzeitig eingeschritten wäre, würde ich heute nicht mehr hier stehen..."


    lächelte ich.

  • ARria hörte ihr aufmerksam zu und lächelte dann.


    "Es ist gut, dass sie dich gerettet haben. Mit wem würde ich sonst hier stehen, im Meer, und zuhören? Und wer würde meine Empfindungen teilen?", antwortete Arria mit einem Zwinkern.

  • "Ich weiß nicht... Aber ich glaube doch auch, dass meine Rettung nicht völlig vergebens war!"


    zwinkerte ich und drückte ihre Hand leicht - vor Allem das Gefühl von kalten Füßen musste sie einfach mit mir teilen, aber ich würde erst aus dem Wasser gehen, wenn es ihr reichte. Und anders gesehen genoss ich das Gefühl auch, einfach nur hier zu stehen.

  • "Aber keinesfalls", versicherte Arria und lächelte. "Hat dein Bruder überlebt?", fragte sie nach einer kleinen Weile und blickte Helena erwartungsvoll an. Es wäre doch alles umsonst gewesen, wenn ihrem Bruder doch etwas ernsthaftes zugestoßen wäre. "Und wer war die Frau überhaupt? Seine Geliebte?"

  • "Nein, die Frau war eine völlig unbekannte. Von meinem Bruder weiß ich, dass er als Geldübermittler eingesetzt wurde. Darum habe ich mit ihm auf das Schiff gemusst - er floh vor dem römischen Recht, ohne so wirklich zu wissen warum. Er hat nicht überlebt, denn er hat eine der Wachen angegriffen... Die ganzen Zusammenhänge sind mir immer noch ein Rätsel."

  • "Das tut mir leid. Du hast ihn sicher sehr geliebt", antwortete Arria mitfühlend und drückte Helenas Hand kurz. Langsam zog eine Gänsehaut ihre Beine entlang nach oben, doch sie ließ sich nichts anmerken. "Sag, wie ist es, Geschwister zu haben? Ich habe keine und ich glaube, dass Vater lieber einen Sohn hätte."

  • "Naja, ich habe ihn eigentlich kaum gekannt. Nur wenige brüchige Erinnerungen aus unserer Kindheit. Und ich glaube er hat mir nicht vertraut. Sicher, es war hart, doch über Vaters Verlust habe ich deutlich mehr getrauert..."


    Ich lächelte leicht traurig und doch ehrlich als ich sie ansah.


    "Bis heute hatte ich nichts von meinen Geschwistern, da ich stets von ihnen getrennt lebte. Doch ich würde einen guten Bruder für nichts eintauschen, denn er ist stets für einen da, beschützt und stützt!"

  • Arria nickte verstehend. Es klang wirklich gut, Geschwister zu haben.


    "Was glaubst du, wäre Vater glücklicher, wenn er einen Sohn hätte? Oder zusätzlich zu mir einen Sohn?", fragte Arria leise und seufzte. Er hatte ihr ja oft genug gezeigt, dass er sich einen Sohn wünschte. Davon abgesehen, dass er sie teilweise mehr als einen Sohn denn als eine Tochter erzogen hatte. Deswegen war sie ja auch ein solcher Wildfang und hatte ihren eigenen, sogar sehr starken Willen.

  • "Das weiß ich nicht, da ich mich mit ihm noch nie über soetwas unterhalten habe. Doch gerade Männer bevorzugen dann letztendlich doch ihre Töchter, warum weiß ich selbst nicht. Gut, mein Mann war damals auch etwas enttäuscht, als ich es eine Tochter wurde - schade dass er seine beiden Söhne nie sehen konnte."


    schmunzelte ich und verbarg meine Trauer unter meinem Lächeln.


    "Ich denke dein Vater würde dich nicht weniger lieben. Ich bevirzuge weder Sohn noch Tochter, denn sie alle sind wunderbare Geschenke der Götter."


    antwortete ich fromm, für meinen Geschmack fast schon zu fromm und geleiert, doch es war eine ehrliche Antwortl.

  • Arria nickte und lächelte.


    "Irgendwie freue ich mich schon darauf, Mutter zu werden. Aber dazu muss ich erst einmal heiraten und dann... Nunja, die Schwangerschaft dauert ja auch noch eine Weile", antwortete sie und lächelte Helena an. "Ich hoffe, Imperiosus wird sich auch über eine Tochter freuen. Obwohl er meinte, dass sich jeder Römer Söhne wünscht."

  • "Höchstens deshalb, damit der Sohn das Erbe antreten kann. Aber ansonsten schätze ich, oder zumindest sollte es so sein, dass man sich über jedes Kind gleichermaßen freut."


    Ich bewegte meine Füße ein wenig, denn langsam wurde es wirklich frisch.


    "Hast du dir schon Namen überlegt?"


    fragte ich schmunzelnd.

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