Casa Germanica - Peristyl

  • Sie hatte natürlich Recht. Er würde im Winter nicht reisen und überstürzen würde er sowieso nichts. Schließlich war der Gedanke an Tarraco noch frisch und er musste ihn auch noch mit Iulia besprechen, sollte er an diesem Plan festhalten.


    "Maximian? Gute Frage. Ich hatte ihm verboten mit den Legionen in den Osten zu gehen. Seit diesem Tag geht er mir aus dem Weg, treibt sich weiß der Geier wo rum, ist nie zu Hause, kommt nur um dreckige Wäsche in eine Ecke zu schleudern und frische anzuziehen. Keine Ahnung, wie das noch enden wird..."


    Er wusste es wirklich nicht.


    "Nun ja, aber ich möchte Dich damit nicht behelligen. Ich bin gekommen um Dich zu sehen, und das habe ich."


    Er lächelte.


    "Wenn Du in der Nähe der Casa bist, kannst Du uns immer besuchen. Vorausgesetzt wir sind da. Ich danke Dir für Deine Gastfreundschaft, Schwesterherz."


    Es hieß also wieder Abschied nehmen. Meridius erhob sich.

  • Das sind ja mal wieder tolle Aussichten. Wenn sie nicht zum Militär dürfen, dann werden die Decima eben Herumtreiber. Aber das würde Lucilla ihren Söhnen von Anfang an austreiben, da ist sie sich sicher. Da Meridius allerdings nicht gerade froh aussieht bei diesem Thema, geht auch Lucilla nicht weiter darauf ein.


    Stattdessen zuckt sie lächelnd mit den Schultern. "Gastfreundschaft doch nicht. Ich bin jetzt hier zu Hause und auch wenn ich jetzt verheiratet bin, bist du noch lange nicht mein Gast. Du wirst immer mein Bruder bleiben, Meridius, und damit gehörst du zur Familie!" Sie grinst verschmitzt und steht auf, ganz vergessend, dass sie keine Schuhe anhat, um Meridius zum Abschied zu umarmen. Erst als ihre Fußsohlen auf dem kalten Stein aufkommen, zieht sie die Zehen zusammen. Doch nun steht sie eh schon, so dass sie ihren Bruder ebenso gut umarmen kann.
    "Grüß mir den Rest schön, vor allem auch deine Frau. Ich werde der Lucina an kleines Opfer für sie darbringen. Und natürlich auch an den Carmentalia an sie denken, du weißt ja, feiern kann ich leicht für zwei."

  • In der Tat, so klein sie war, feiern konnte sie schon immer für zwei. Meridius lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ihre warme Begegnung hatte ihm gut getan, es schien fast so, als würde die alte Verbundenheit aus der Vergangenheit wieder entstehen können. Nur, ob es jemals wieder die selbe sein würde?


    "Ich danke Dir. Ich werde Iulia die Grüsse ausrichten. Wenn ich wieder in Rom bin, schau ich bei Dir vorbei. Und ..."


    Er blickte nach unten


    "...zieh Dir in jedem Fall was an die Füße an, ehe Du Dir den Tod holst. Eine Erkältung wirft Dich ins Bett und das muss nicht sein."


    Mit mehr Mühe als gedacht, riss er sich von ihr los.


    "Ehe ich es vergesse. Hier das Schreiben, welches bei uns für Dich abgegeben wurde."


    Er legte es auf den Tisch, lächelte noch einmal und verließ dann das Haus, nicht wissend, welch wichtige Nachricht, der Absender geschickt hatte. Was für ein Schicksal. Tagelang hatte das Schreiben in der Casa gelegen, Meridius hatte keine Ahnung, was es enthielt und auch jetzt würde er es nicht mitbekommen.


    Sim-Off:

    und ab

  • Lucilla beeilt sich wieder auf die Kline zurück zu huschen und sich die Decke über ihre Füße zu ziehen. Dann greift sie sich den Brief und beginnt zu lesen. Nicht lange jedoch, denn schon die ersten Sätze führen dazu, dass Lucilla mit weit geöffneten Augen und offen stehendem Mund das Schreiben sinken lässt.
    "Meridius!" Lucilla setzt sich auf, doch ihr Bruder ist längst fort. "Schnell, schau ob du Meridius noch erwischst!" ruft sie einem Sklaven hin, der schnell aus dem Peristyl eilt.


    Etwas später kommt der Sklave zurück, doch er hat Meridius nicht mehr erreichen können. Lucilla hat mittlerweile den Brief zu Ende gelesen und die Arme um ihren Körper geschlungen. Sogar eine Träne hat sich schon in ihr Auge eingeschlichen. Sie kommen alle irgendwann nicht wieder zurück, ihre Soldaten. Lucilla schnieft und zieht die Nase ganz undamenhaft hoch. Noch ist Livianus nicht tot. Bestimmt nicht. Er würde wieder zurück kommen. Ganz bestimmt.


    Lucilla scheucht den Sklaven nochmal auf, um ihr Schreibzeug zu holen.

  • Ein Schnipp da, ein Knack dort. Der Schreiberling tat sich recht behände bei einer Arbeit, die eigentlich der Gärtner erledigte. Heute aber war es eine Art Ausgleich für die geistig hochanstrengenden letzten Tage und so war Philomelus leicht erschrocken, als der junge Sklave mit den Wassermännern um die Ecke bog.


    Er ließ von seinen kniffigen Entzweigungen ab und konzentrierte sich auf die 'Gäste'.














    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Höflich entschuldigte sich Ennius Cerealis zuerst einmal dafür, den Verwalter noch einmal stören zu müssen, bevor er dann mit seinem Anliegen begann. "Wir würden gerne eine Termin für die Umbauarbeiten an der Wasserleitung absprechen. Auch wenn das Rohr unten in einem alten Schacht liegt, wird dieser doch zum Teil geöffnet werden müssen. Außerdem ist der Austausch des bronzenen Anschlußstutzens in der Kellerwand nötig." Solche Arbeiten wären insgesamt sicher nicht in nur einem oder zwei Tagen zu erledigen, auch wenn man die eigentliche Unterbrechung der Wasserzufuhr sehr kurz halten konnte.

  • Jener war bereits bestens informiert. Bereit eine stichhaltige Antwort zu geben. "Ihr kommt einfach an einem Wochentag in der morgentlich neunten Stunde und seid bis Fünf am Abend wieder verwschwunden. Mit diesem Rhythmus könnt ihr auf fünf Tage brauchen. Nur nicht früher und ja nicht später. Der Hausherr braucht seine Ruhe." ...war zu erfahren.

















    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Der nette Mann vom Kundendienst war überrascht. "An jedem beliebigen Tag? Umso besser, das erleichtert den Kollegen die Planung sicher wesentlich." Warum der Verwalter die Zeitangaben so seltsam machte, anstatt wie jeder ordentliche Mensch die Stundenzählung des Tages mit dem Sonnenaufgang zu beginnen, war ihm nicht ganz klar, aber das konnte man ja schnell umrechnen. "Ich danke dir für die Möglichkeit zu dieser flexiblen Planung. Wir lassen spätestens am Tag vor dem Beginn der Arbeiten nochmal einen Boten kommen."

  • Manchmal, aber nur manchmal war diese Casa einfach zu groß, wenn man mal nicht der komplizierte Senator sein wollte, sondern der überraschende Ehemann. Es war ein Tür aufreißen und Tür schließen, ein Gucken und Klotzen, ein Horchen und Hören und dann endlich das erkenntliche Glücksgefühl einen Treffer gelandet zu haben. Lucilla saß im Garten und ja was und?


    Die Sonne schien, der Brunnen plätscherte vor sich hin. Ein paar Vögel zwitscherten ihr Lied. Auch der Sittich war draußen und zupfte sich gerade sein Federkleid. Doch Germanicus Avarus war nicht wegen dem grünen 'Vuchel' gekommen.


    "Hier bist du also... na wie geht es unserem Jungen?" Ein prüfender Blick ein Kuss auf die Stirn, ihre Stirn. "Sag mal Lucilla, jetzt wo du..." wie sagte man das nur ohne abfällig zu wirken? "... na du weißt schon, wo unser Junge wächst und seinen Platz in deinem Bauch braucht." Zog er sich aus der Affäre... "... da dachte ich, also da habe ich mir gedacht ich könnte dir doch ein paar schöne Seidenkleider schneidern lassen. Du sollst doch nicht während der Schwangerschaft in irgendwelchen Getreidesäcken rumlaufen müssen..." Avarus setzte sich zu ihr. Mit Sicherheit hatte Lucilla dabei ihren ganz eigenen Geschmack.

  • Lucilla sitzt im Garten und lässt sich die Frühlingssonne auf den Kopf scheinen. Der unvermittelte Kälteeinbruch der letzten Woche hat sie völlig aus ihrem Jahresrhythmus gebracht und sie ist froh, dass es an diesem Tag wieder wärmer ist. Obwohl Sonne bräunt und dunkle Haut in Rom gar nicht schick ist, kann es Lucilla nicht lassen, sich von ihren Strahlen liebkosen zu lassen. Letztlich wird sie in dieser Hinsicht immer das Landei bleiben, dass sie seit jeher ist, und bei ihrem Hautton ist eh Hopfen und Malz verloren.


    "Medicus, setzt dich zu mir." Lucilla streicht über die Kline und wartet bis ihr Mann neben ihr sitzt. Sie lächelt fröhlich. "Das ist eine wundervolle Idee, wobei es bis zu den Getreidesäcken noch ein bisschen dauern dürfte. Die Gürtel kann ich allerdings schon nicht mehr so eng tragen. Ist das nicht witzig, immer legen wir Wert auf die Taille und dann sind wir froh, wenn der Umfang gesprengt wird."


    Lucilla nimmt sich eine getrocknete Dattel aus der Schale auf dem Tisch vor sich. "Wie läuft der Cursus Publicus? Haben sie die Zeit ohne dich gut überstanden oder musst du erst einmal das Chaos sortieren? Ich habe mir überlegt, wir könnten wenn das Kind da ist doch mal wieder in den Süden reisen. Ich würde so gerne irgendwann nocheinmal nach Aegyptus."

  • Sein Platz war gut gewählt. Der Bauch und die Beine in der Sonne, das Gesicht im Schatten eines kleinen Baumes. Noch stand die Sonne tief, wenn sie ihren Weg um das Forum von Rom nahm. Daher reichten die natürlichen Sonnenschutzbäumchen aus, welche erst vor einigen Jahren gepflanzt wurden und noch ein Weilchen brauchten, um ganz groß zu werden. Die Äste trieben die ersten Blätter hinaus und boten dadurch auch wirklich Schatten. Natürlich nicht so dicht, wie im Sommer, aber wenigstens derart, das es ihn nicht blendete.


    "Ich habe einen Klienten. Seine Schneiderei gehört zu den bekanntesten und exklusivesten Betrieben des Gewerkes. Er schneidert nicht nur für deinen Patron, sondern auch dessen Bruder."


    Das verschmitzte Gesicht erschien, wenn wie eben Avarus etwas erfahren hatte, das Lucilla bisher vermieden hatte ihm zu berichten. Namen waren dabei nicht wichtig und der Mann im Hause würde Medicus bleiben, wenn er in Erfahrung brachte, was seine Frau so trieb.


    "Für mich ebenfalls und naja beschwert hast du dich noch nie, das dir meine Kluft zu traurig vorkommt."


    Er grinste kurz.
    "Ich werde natürlich die Kosten tragen." Ja Lucilla wollte unabhängig bleiben und ihre Mundwinkel schienen auch jetzt darauf anspringen zu wollen ( 8) ) : "keine Widerrede, lass mich dir auch mal was schenken."


    Eine Dattel verschwand in seinem Mund und das Kauen ließ nicht mehr diese Exklusivität der weit gereisten Frucht erkennen, denn mehr jene eines Feinschmeckers.


    "Wenn du Muse hast, sollten wir an einem Tag gehen und die Stoffe aussuchen, die dann für das Schneidern verwandt werden sollen. Sag es mir einfach etwas früher, dann sende ich einen Diener in den Laden des Klienten."


    Mit dem letzten Schlucken der Dattel war es nicht schwer nach Aegyptus zu wandern. Gerade stellte sich dafür eine denkbar ungünstige Zeit ein. Aber der Junge sollte auch aus dem Gröbsten raus sein, wenn sie so eine lange Reise machen wollten. Dieser Tage jedoch war so vieles unklar, das erst ein stabiler neuer Kaiser in Rom ihm die Erlaubnis würde geben können nach der Provinz am Nil zu reisen.


    "Eine phantastische Idee, mein Schatz. Auch mich reizt diese Region des Reiches besonders. Ansonsten kann ich dir noch nicht viel über meine Arbeit berichten. Vorerst werde ich mir einige Tage Ruhe gönnen. Das Aedilat war doch ganzschön Kräfte zehrend. Außerdem scheint sehr viel Arbeit dort auf mich zu warten, beleuchtet man die Tatsache, das Crassus mich derart schnell zurück auf diesen Posten beschleunigte. Ich habe immerhn noch nichteinmal mit ihm gesprochen nach meiner Zeit als Aedil."


    So war es eben bezahlter Urlaub. :]

  • Dass Avarus von Hungi weiß und es beiläufig zur Sprache bringt, fällt Lucilla gar nicht auf. Sie hat keinen Hehl aus ihrem Patron gemacht. Gut, sie hat es Avarus auch nicht direkt gesagt, aber sie hätte es auch nicht geleugnet, wenn er sie gefragt hätte. :D


    Den vorgeschobenen Protest, der von einer Frau erwartet wird, wenn ihr Mann ihr etwas schenken möchte, weist Avarus direkt zurück, noch ehe Lucilla ihn äußern kann. Natürlich lässt sie sich so leicht überzeugen. Stoffe aussuchen klingt besonders gut, nur das wir stört ein bisschen. Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Mann, der glaubt mit seiner Frau einkaufen gehen zu müssen, obwohl er eigentlich gar keine Ahnung hat. Andererseits traut Lucilla Avarus in dieser Hinsicht bessere Qualitäten zu als ihren Brüdern.
    "Ach, du weißt doch, zum einkaufen habe ich immer Zeit. Sag mir nur wann, dann werde ich alles andere schieben."


    Sie nimmt sich noch eine Dattel. Seit einiger Zeit hat Lucilla das Gefühl, dass ihr Körper ständig nach Energie verlangt und dabei gleichsam immer träger wird.
    "Crassus weiß nur genau, was er an dir hat. Außerdem ist er ein Soldat, vermutlich haben sie ihn in deiner Abwesenheit mit allerlei Papierkram geärgert." Lucilla lächelt liebevoll. Sie ist froh, dass Avarus nur mit Papier kämpft, gerade in diesen Zeiten, da die Legion wieder einen Decimus im Feld zurück gelassen hat.

  • Schnell angelt er sich ebenfalls noch ein Dattelchen aus der Schaale. Nicht das er es Lucilla nicht gönnen würde, aber er selbst liebt es diese Früchte zu genießen. Immerhin sind die Diener sowieso angewiesen die Obst und Trockenfrüchteschaalen immer anständig gefüllt, jedoch nicht überfüllt zu halten.


    "Na da würde ich mal vorschlagen wir gehen in vier Tagen auf den Markt. Das sollte meinem Klienten genügend Zeit geben seine besten Stoffe vorzubereiten. Vielleicht finden sich noch andere Händler im Tuchmacherviertel, die ebenfalls mit den hohen Ansprüchen mithalten können."


    Er dachte da an all diese Designer, die sowieso den ganzen Tag nichts anders zu tun hatten, als verrückte Kleidungsstücke zu entwerfen und an den extravaganten Kunden zu bringen, dem sein Geldsäckchen locker genug saß, das es nicht zu schlimm war, wenn ein zwar teures, aber im Alltag kaum tragbares Einzelstück im Schrank hängen blieb.


    Der Einwurf zum Leiden des Crassus belustigte Avarus...


    Sicherlich haben seine Beamten, die das Handwerk von der Pieke auf gelernt haben, Crassus den Alltag zur Hölle gemacht. Avarus wußte schon, wie oft diese Bürokratenhengste mit völlig belanglosen Fliegen ihre Chefs aufsuchten, um daraus Elefanten zu artikulieren. Bei diesem Gedanken mußte er unweigerlich grinsen.

  • Lucilla nickt geflissentlich. "Oh ja, und bei den Fernhändlern müssen wir auch vorbei, jetzt kommen ja die ganzen neuen Stoffe aus dem Osten. Faustus hat mit ein paar mitgebracht, diese Farben sind einfach himmlisch!" Begeistert rollt Lucilla mit den Augen und hebt dann einen Fuß an.
    "Hier schau mal, die hat er mir auch mitgebracht, sind die nicht herzig?"
    Lucillas Fuß ist von einer syrischen Pantoffel umhüllt, deren Spitze nach oben gebogen ist. Die Oberfläche ist auf orientalisch-prunkvolle Weise über und über mit gold- und silberglänzendem Flitter bestickt, und dazu mit witzigen Bommeln und Trodeln verziert.


    "Vielleicht finden wir für dich ja auch noch etwas Schickes. Nicht, dass du mir nicht gefallen würdest, aber es sind bestimmt auch ein paar Einflüsse auf die Männermode aus Parthien mitgekommen."
    Nach der Magistratur brauchte Avarus immerhin auch nicht mehr die langweilige Amtstoga zu tragen, sondern konnte sich durchaus mit einer modischen synthesis sehen lassen.

  • Avarus versuchte sich im Gedächtnis eine Notiz zu machen, das sie wohl bei diesem Einkauf nicht mit den üblichen Bediensteten im Schlepptau auskommen würden und er Abaris auf keinen Fall vergessen sollte. Waren die Stücke edel genug, würde der flinke Jude den besten Preis für den Germanicus heraus handeln.


    Des Ehemanns Blick senkte sich nach unten. Der Gedanke Plunder schoss ihm sofort ins Wort, doch zum Glück für den Weltfrieden sprach der Ehemann DAS jetzt nicht aus. Gekonnt griff er nach dem Füßchen seiner Frau Lucilla und begutachtete diese 'herrlichen' Bommeln und Trodeln. Was für ein Geschmack!


    "Sehr schön wirklich, ich glaube du wirst die einzigste Frau in Rom sein, die solche Schuhe trägt. Deine Freundinnen werden im Neid erblassen."


    Schon huschten die Silben 'Vielleicht finden wir für dich ja auch noch etwas Schickes ... und ... Männermode aus Parthien' durch den Kopf. Ein erneuter Blick auf die mit 'gold- und silberglänzendem Flitter bestickten Hauslatschen und Avarus stöhnte innerlich.


    "Bestimmt finden wir auch etwas für mich. Nach den langen Monaten im öffentlichen Leben kann ich es mir endlich leisten wieder legerer zu gehen."


    ...aber ganz bestimmt nicht als buntes Huhn in parthischen Sackkleidern mit gestreiftem Turban.

  • Dass Avarus die Schuhe, die Serapio ihr geschenkt hat, schön findet, lässt Lucilla hoffen, dass auch er sich zu einer etwas extravaganteren Garderobe überreden lassen würde. Ohne Frage läuft Avarus immer sehr modisch durch die Gegend, aber ein paar Farbtupfer ab und an könnten auch ihm nicht schaden. Es gibt immerhin genug Senatoren, die auch außerhalb des Amts ständig nur ihren weiße Toga tragen, meist mit der Ausrede, sie wären ja immer im Amt.


    "Wo wir gerade beim Thema Parthien sind, wusstest du, dass mein Cousin Magnus und seine Frau Venusia zur Zeit in Aegypten bei deinem Cousin Corvus und seiner Frau Aelia sind? Die Welt ist furchtbar klein, nicht wahr, oder einfach zu voll mit Germanikussen und Decimern." Doch noch will Lucilla nicht über die Lippen, was Aegypten mit Parthien zu tun hat. "Und weißt du was, die beiden haben Nachwuchs bekommen, ist das nicht toll! Zwillinge ... also Magnus und Venusia, nicht Corvus und Aelia. Obwohl es bei denen wirklich auch mal langam Zeit werden würde." Sie zögert kurz, dann fällt ihr wieder der eigentliche Grund des Satzanfangs ein. "Oh, und Magnus wusste noch gar nicht, dass Livianus vermisst wird. Kannst du dir das vorstellen!? Also hätte ich das gewusst, ich hätte es ihm natürlich geschrieben, aber ich muss doch wohl davon ausgehen, dass die Familie in so einem Fall benachrichtigt wird. Ehrlich, Medicus, ich weiß nicht, wer da so geschlampert hat, ich habe es ja auch nur von Serapio erfahren. Auf jeden Fall gehört derjenige zur Rechenschaft gezogen! Am besten auch gleich noch, weil er nichts unternimmt. Magnus ist nun auf der Suche nach geeigneten Männern und will dann von Aegypten aus mit ein paar Söldnern nach Parthien ziehen und nach Livianus suchen. Er ist eben durch und durch ein Decimus, sage ich dir. Wir brauchen keine Legionen, wenn es um die Familie geht."


    Lucilla hätte vermutlich noch gut und gerne eine ganze Weile weiter geplaudert, wäre nicht eine Sklavin ins Peristyl getreten und hätte unaufällig auffällig auf sich aufmerksam gemacht. Nachdem Lucilla sie herangewunken und die Sklavin leise ihr etwas Ohr getuschelt hat, werden Lucillas Augen groß.
    "Bona Dea, ist es schon so spät? Ach, herrje." Eilig setzt sie sich auf. "Jocasta und Peduceana sind schon da," erklärt sie Avarus. "Wir sind bei Obultronia Orestilla eingeladen, ein kleiner gemütlicher Abend mit einem griechischen Dichter und einem aegyptischen Tänzer." Nachdem die Worte aus ihrem Mund sind, überlegt Lucilla, ob es nicht besser gewesen wäre, Avarus nur von dem Essen zu erzählen. "Und natürlich sehr exquisiten Speisen, Obultronia ist doch mit Presenteius Praetextatus verheiratet, diesem Ritter, dem der halbe, ach was sage ich, der ganze Handel mit Meeresfrüchten in Rom gehört. Mhmm, das wird ein Schlemmen."


    Lucilla steht auf. "Ehemänner bleiben leider außen vor, mein Liebster." Sie küsst Avarus mit einem hintergründigen Lächeln. "Es würde dir eh nur langweilig werden." Sie schaut auf ihre Füße herab. "Ach, da kann ich Jocasta und Pedu endlich meine neuen Schuhe zeigen. Die werden Augen machen. Vielleicht kann mir Jocasta auch bei der Kleiderauswahl helfen, und Pedu vielleicht mit dem Haar ... Es wird nicht allzu spät, aber ich nehme mir trotzdem ein paar Männer mit. Bis heute Abend, Medicus." Noch einmal haucht Lucilla ihrem Ehemann einen Kuss auf die Wangen und verschwindet dann mit kleinen Tippelschritten in ihren schicken Troddelschühchen aus dem Perstyl. Kurz darauf ist vom Atrium her Gekicher und Geschnatter zu hören, bis die Damen sich in Lucillas Gemächer zurückziehen, um dort Lucilla für den Abend herzurichten.

  • Als Mann von Rom und eben auch Senator fällt es den recht modisch gekleideten Ehemann schwer den Worten seiner Frau über das unermesslich vielfältige Modebewußtsein zu folgen und döste bereits abseits in Gedanken herum. Erst die Silben '...mein Cousin Magnus und seine Frau Venusia zur Zeit in Aegypten bei deinem Cousin Corvus und seiner Frau Aelia sind...' lassen ihn ruckartig zurückkehren. Der Blick wandert über die anwesenden Diener. Doch keiner verzieht eine Miene. "Ja ich weiß." Woher das ließ der Mann aus. Wie der Brief nun aus seiner Schublade im Arbeitszimmer doch zu Lucilla gefunden hatte, wollte er jetzt nicht ergründen. Aber sie nahm das viel gefasster auf, als Avarus gedacht hatte. Seine bereits eingeleiteten Schritte schaffte Medicus ihr nicht zu erzählen, denn wie von einer Tarantel gestochen sprang Lucilla auf und wollte aus dem Garten eilen. "Schatz? Verringere dein Rumhüpfen, unser Kind soll doch gesund zur Welt kommen." Er zwinkerte ihr zu und blickte seiner Frau so lange nach, bis sie verschwunden war.


    Auch für ihn erschien wenig später eine Sklave und dieser kündigte bereits den ersten Gast zum Abendmahl im Hause Germanica an. Avarus hatte ebenfalls zu einem Essen geladen, das jedoch in gesellig kleiner Runde abgehalten wurde und sicher nicht die ganze Nacht durchgehen würde.
    "Dann werde ich mich mal umkleiden. Lass die Gäste im Oecus Platz nehmen und gib ihnen etwas leichtes zur Unterhaltung."


    Der Sklave wußte, was zu tun war und Avarus strebte seinem Gemach entgegen. Der Tag würde wie so viele andere Abende enden. Nur mit dem guten Unterschied, das er diesen Abend nicht nach Hause laufen mußte, sondern bei Ende der Zusammenkunft mit wenigen Schritten im eigenen Bett war...


    Irgendwann später hörte er Lucilla mit ihren Begleitern das Haus verlassen. Ihre Rückkehr würde er wohl nicht erleben, sondern bereits im seeligen Schlaf träumend ruhen. Aber so war das eben. Denn während seine Frau am nächsten Morgen bis weit in den Tag ausschlafen konnte, stand für ihn schon zeitig die Klientenschaar vor der Tür.

  • Schon seit einiger Zeit herrschte höchste Anspannung im Hause Germanica. Dies lag wohl an einem Boten, der vom Hafen in Ostia nach Rom geritten war, um Kunde zu tun, das jenes seltsame Gewächs -Ficus sycomorus- mit einem Schiff aus Aegyptus angelandet wurde. Dem Senator war es schon immer daran gelegen seinen wachsenden Garten mit exotischen Sträuchern, Blütern und auch Bäumen zu verschönern. Nun kam also ein Bäumchen hinzu, dem eine heilende Wirkung nachgesagt wurde. Doch bis die ersten Maulbeerfeigen wachsen würden, vergingen sicherlich noch einige Jahre.


    Tumultartige Bewegungen im Garten ließen die mittägliche Ruhe abrupt enden. Der Hausherr eilte hinaus und war in seinen Worten und Gesten hin und weg. Ein prachtvolles Exemplar stand da vor seinen Augen. Es sollte eilligst eingegraben werden und gut angegossen. Er scheuchte die Sklaven durch die Gegend, gab hektische Anweisungen.


    "Wunder, wunderschön... Hathor wäre begeistert diesen herrlichen Wuchs zu sehen."


    Irgendwann würde der Baum guten Schatten spenden. Eine Sitzbank darunter oder eine Hängematte. Avarus kam bei diesem Gedanken ins Schwärmen. Blieb ewig mit in die Hüften gestämmten Fäusten vor dem Ficus stehen. Dabei überlegte er auch, wie lange jener Wuchs wohl dauerte, bis man -wie die alten Aegypter- aus den Stämmen Möbel, Schiffe und Statuen machen kann.

  • Paulina lag in völliger Entspannung auf einer der Liegen, die im Perisyl der Casa Germanica standen. Die spätsommerlichen Sonnenstrahlen wärmten ihre Haut, der Wind raschelte durch das weniger noch erhaltene Laub der Bäume und das zufriedene Glucksen iherr TOchter, die mit einer der SKlavinnen im Grass spielte, wärmte ihr Herz.


    Sie selbst befasste sich gerade mit der Lektüre eines vor einigen Jahren erschienenen Werks von Tacitus. Er schrieb, zu Paulinas Unterhaltung un Skepsis äußert interessante Dinge über die Germanen. Wie mochte das wohl auf Leser wirken, die nicht eine gewisse Zeit in Germanien gelebt hatten und das ein oder andere schlichtweg besser wussten?
    "Domina, domina!" wurde sie dann urplötzlich von der Sklavin unterbrochen und blickte im ersten MOment besorgt zu ihrer Tochter. DOch sobald sie erkannte, was los war, schlug sie mit einem strahlenden Lächeln und überraschten "OH!" die Hände vor dem Mund, wobei das gute Tacitus-Buch zu Boden fiel. Doch das kümmerte Paulina wenig. Einen Moment und vier Schritte später war sie bei ihrer Tochter und bestaunte deren ersten Schritte.


    Die Sklavin überließ der Mutter das Stützen der noch wo kleinen Hände und so liefen Mutter rückwärts und Tochter vorwärts ganz langsam durch den Garten. "Sieh nur, sieh nur!" meinte Paulina begeistert zu der Sklavin und "Das machst du großartig, mein Engel." sowei "Fein, fein machst du das!" zu ihrer Tochter. Die liebenswürdige junge Sklavin klatschte vor Freude sogar in die Hände. Nach einigen Metern und dem ein oder anderen Plumpser auf den Popo hob Paulina ihre Tochter hoch und wirbelte sie durch die Luft, sodass beide, Mutter und Kind, fröhlich glucksend Kreise drehten.
    "Wenn dein Papa das heute sieht, wenn er nach Hause kommt." meinte Paulina dann, voller Vorfreude, wohl wissend, dass Sabina sie noch nicht wirklich verstehen konnte.

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