Audienz für den Senator Maximus Decimus Meridius

  • Ein Scriba brachte den Legatus Legionis in die Aula Regia.




    Bitte wartet kurz hier, ich werde den Kaiser über Euer Kommen unterrichten.


    Dann verließ der die Aula Regia, um den Kaiser zu verständigen.

  • Die Sicherheitsmaßnahmen im Audienzsaal sind nicht mehr ganz so scharf wie noch vor einiger Zeit, trotzdem sind noch immer mehr Wachen zugegen als üblich. Auch bei einer Audienz für einen Legatus Legionis.


    Der Kaiser betritt in einfacher Kleidung den Saal und grüßt militärisch.


    "Salve Senator Decimus Meridius, Legatus Legionis der Legio IX Hispania. Es freut mich, dass Du meiner Bitte um eine Unterredung so zügig gefolgt bist."

  • Als der Imperator eintrat, wandte Meridius sich ihm zu und erwiderte den Gruß, wie es in den Legionen üblich war.


    "Mein Imperator."


    Er sah den Kaiser fragend an.


    "Ich eilte so schnell ich konnte."

  • "Das ist dem Thema der Unterredung auch durchaus angemessen. Trotzdem können wir es uns etwas bequemer machen."


    Der Kaiser nimmt Platz und deutet dem Legatus Legionis an, das gleiche zu tun.


    "Es geht um zwei Dinge, die aber miteinander zusammen hängen.


    Erstens geht es um dein Erscheinen hier in Rom vor Gericht, um das Du vor geraumer Zeit schriftlich gebeten wurdest. Du bist dieser Bitte erst jetzt nachgekommen, wofür es sicherlich wichtige Gründe gibt, aber über diese wurde meine Kanzlei nicht vorab schriftlich informiert.


    Das alleine wäre sicher kein Grund, dich hierher zu bitten.


    Doch mir wurde ferner aus Germania über deine längerfristige Abwesenheit von der dir anvertrauten Legion berichtet. Der Legatus Augusti pro Praetore Purgitius Macer schien mir ebenfalls nicht ausreichend informiert worden zu sein, weshalb Du dich längerfristig in Hispania aufgehalten hast.


    Du weisst, dass ich von meinen Legaten erwarte, dass sie sich dort aufhalten, wo ich sie hinschicke."


    Der Kaiser blickt den Legatus Legionis fest an und wartet auf dessen Erklärung.

  • Meridius nahm Platz und hörte aufmerksam zu.


    "Mein Imperator. Das erste Schreiben Deiner Kanzlei erreichte mich unmittelbar vor Beginn der Saturnalien. Da während der Saturnalien schon seit Augustus-Zeiten die Gerichte ruhen, bin ich davon ausgegangen, nicht sofort anwesend sein zu müssen. Offensichtlich war dies ein Irrtum."


    Er hilet inne.


    "Was meine Abwesenheit aus Germanien betrifft, ist es mein Fehler gewesen, den Legatus Augusti Pro Praetore nicht zu unterrichten. Es wird kein weiteres mal vorkommen. Sobald ich wieder in Germanien bin, werde ich Purgitius Macer umgehend aufsuchen."

  • "Es ist völlig richtig, dass die Gerichte an den Saturnalien ruhen, aber diese sind schon lange vorbei!"


    Da er als Pontifex Maximus auch für das Kalernderwesen zuständig war, war es sich dessen absolut sicher.


    "Ferner gehe ich davon aus, dass dein langer Aufenthalt in Hispania in keinerlei inhaltlichem Zusammenhang mit den Saturnalien stand."

  • "Mein Imperator, das ist richtig."


    Meridius schwieg.


    "Es gibt für meinen verlängerten Aufenthalt in Hispania keine gerechtfertigte Begründung. Da ich jedoch die Legion in guten Händen wusste und der Winter in Germanien bereits eingebrochen war, womit sich Offensiven der Germanen erübrigen, dachte ich nicht in Eile sein zu müssen. Auch dies war ein Irrtum. Wenn Du es wünschst, werde ich mein Kommando in Deine Hände zurücklegen."


    Er neigte sein Haupt.

  • Der Kaiser nickt mit dem Kopf.


    "Ja, es war ein Irrtum. Ich halte nicht viel von übertriebener Eile, aber auch nicht viel von unnötiger Verschleppung. Es waren stets deine Worte, dass Du überall dort dienen würdest, wo ich dich hin schicke. Daher gehe ich davon aus, dass Du auch immer wieder gerne und rasch zu diesem Ort zurückkehren möchtest, sofern Du ihn aufgrund dringender Tätigkeiten verlassen musstest."


    Er blickt ihn noch einmal fest an, dann löst sich sein Blick und seine gestik wird etwas bewegter, während er weiter spricht.


    "Ich traue Dir uneingeschränkt zu, dass Du in der Lage bist zu beurteilen, wo deine Anwesenheit am dringendsten nötig ist, doch meine Wünsche diesbezüglich solltest Du nicht kommentarlos missachten. Wenn Du meiner Bitte um Erscheinen in Rom nicht sofort Folge leisten kannst, so erwarte ich eine Begründung. Und wenn Du meiner Bitte um die Führung der Legio IX im Krieg und in Friedenszeiten nicht permanent nachkommen kannst, so erwarte ich wenigstens eine Begründung bei meinem Statthalter der dortigen Provinz.


    Ich beabsichtige im übrigen nicht, Dir das Kommando über diese Einheit zu entziehen. Wenn ich nicht wollte, dass Du bei dieser Einheit bist, würde ich dich wohl kaum wegen deiner Abwesenheit hierher zitieren."

  • Meridius nickte mit dem Kopf. Der Kaiser hatte Recht.


    "Du hast Recht, mein Imperator. Es gibt für mein Verhalten keine Entschuldigung. Ich werde mich noch heute auf den Weg nach Germanien begeben und das Kommando so ausfüllen, wie ich es hätte ausfüllen müssen."


    Er blickte den Kaiser an.

  • "Ob ich dein Verhalten entschuldige oder nicht, spielt nicht einmal die wichtigste Rolle. Es geht auch um deine Vorbildfunktion als Kommandeur."


    Zum Angebot der sofortigen Abreise sagt er nichts - seine Ausführung zu übertriebener Eile und unnötiger Verschleppung wollte er nicht wiederholen.


    "Allerdings habe ich dich bisher als einen Mann offener Worte geschätzt und hätte zumindest eine kurze Erklärung erwartet, was dich so lange in Hispania aufgehalten hat.


    Ich könnte mir denken, dass dich spätestens mein Statthalter ebenfalls danach fragen wird. Zwar beschreibt er die Lage in Germania als ruhig, aber die unerklärte Abwesenheit eines guten Feldherren wird ihm sicher nicht zu ruhigerem Schlaf verholfen haben."

  • "Ich bin über die Saturnalien nach Hause gereist um meine Sponsalia zu feiern, Imperator. Ich dachte, dass es schneller gehen würde, wurde dann jedoch unvorhergesehen aufgehalten."


    Er hielt inne und dachte kurz nach.


    "Vermutlich hätte ich sie besser in Germanien feiern sollen. Doch die Anreise der kompletten Verwandtschaft wäre wohl für die meisten zu einer Anstrengung geworden, welche nicht nötig gewesen wäre.


    Purgitius Macer nicht zu informieren war ein schwerer Fehler,
    der jedoch nicht wieder vorkommen wird."

  • "Gut, das will ich hoffen. Den Rest kannst Du vor Ort mit ihm besprechen."


    Der Kaiser lehnt sich zurück. Seinen Fehler schien der Legatus eingesehen zu haben.


    "Der unvorhergesehene Zwischenfall bei deiner Sponsalia hat aber keine Auswirkungen auf deine private Zukunft, oder? Und wo wird die Hochzeit stattfinden?"

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Mit Sicherheit nicht, mein Imperator."


    Er sah seinen obersten Befehlshaber an.


    "Vielleicht war ich zu lange in der Politik, um solche Fehler jetzt zu machen. Oder es liegt tatsächlich an den Frauen...


    Ich dachte meine Hochzeit ebenfalls in Tarraco abzuhalten. Die Iulier haben dort ihren Stammsitz und meine Familie ebenfalls. Doch bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen."

  • Die Mimik des Kaisers spiegelt leichtes Unverständnis wider, da sich ihm der Sinn der ersten Sätze des Legaten nicht ganz erschließt.


    "Ich erwarte von den besten Befehlshabern meiner Armee, dass sich zwischen militärischem Dienst, Politik und Privatleben zu trennen vermögen."

  • Meridius atmete tief durch. Wer konnte das? Konnte es der Imperator denn selbst? Hier erwartete er etwas, das er nicht einmal bei seiner eigenen Familie hinbekommen hatte.


    "Ich werde mein bestes geben, mein Imperator.
    Du wirst Dich immer auf mich verlassen können."

  • "Davon ging ich immer aus und deshalb stellte ich dich an die Spitze einer Legion."


    Wo er selber eigentlich auch immer noch ganz gerne stehen würde. Aber dies musste er seinem Sohn überlassen, ihn selber nahm die Politik in Anspruch. Man konnte eben nicht alles unter einen Helm bringen, das hatte er in der Vergangenheit am eigenen Leib gespürt. Hoffentlich würde der Legatus Legionis nicht den selben Fehler machen.


    Der Kaiser beendet diesen Gedankengang und erhebt sich.


    "Dann wünsche ich Dir alles Gute in Germanien. Mögen Jupiter und Mars über dich wachen."

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