Cella II - leer

  • Ganymed blinzelte und rutschte etwas von Strabo weg. Für einen Moment erschien dieser ihm wie ein Daimon aus der Unterwelt, der gekommen war ihn zu Hades oder den römischen Pluto zu holen. Erschrocken holte er tief Luft. Das Lächeln von Strabo beruhigte ihn auch nicht. Verwirrt sah er dann die Ankunft des Medicus. Aber er war auch erleichtert darüber. Mit Strabo wollte er lieber nicht alleine im Carcer sein.


    Er ließ sich die Behandlung des Medicus gefallen und trank gehorsam die Flüssigkeit, die er ihm verabreichte. Hoffentlich half dies gegen die Übelkeit und die ständigen Kopfschmerzen, die ihn plagten. Das Zeug schmeckte scheußlich, aber der junge Mann schluckte alles herunter, dann sank er wieder zurück. Schwer atmend musterte er Strabo und den Medicus. Etwas prickelte über seinen Nacken, ein Verdacht oder eher Mißtrauen. In dem Moment war er sich gar nicht so sicher, ob jene Männer ihm wirklich helfen wollten. Doch dieser Gedanke zerfasserte allmählich. Ganymed fühlte sich schwer an und seine Augenlieder schienen Steine zu sein. Langsam sanken sie herunter. Ganymed öffnete kurz flackernd noch mal die Augen, dann schloss er sie wieder.


    Und genauso wie seine Augen nachgaben, gab auch sein Körper auf. Ein Seufzen gab er noch von sich und dann sackte er schlaff auf der Pritsche zusammen. Nur noch sein Geist bewegte sich und schritt wieder in das Land der Träume und Hoffnungen. Vielleicht würde er dort wieder Lyra spielen oder auf einer grünen Wiese sitzen...Nichtsdestotrotz- Ganymed war bewußtlos.

  • Ich stand weiter im Hintergrund und lächelte wissend. Nachdem der Sklave den letzten Tropfen getrunken hatte, sah mich der Medicus ernst an und stand dann auf. Ich trat näher und sah, wie das Schlafmittel seine Wirkung entfaltete. Endlich lag er bewusstlos auf der Pritsche.


    "So, nun bitte ich dich, den Tod des Mannes festzustellen."


    Alles war bereits abgesprochen worden und die Worte eigentlich überflüssig.


    "Er ist tot."


    "Gut, das wirst du später auch dem Praefectus sagen."


    Er nickte und ging dann aus dem Zimmer. Einige Minuten später kehrte er mit einem festen Sack zurück. Er war groß genug, um einen Mann zu fassen. Zusammen trennten wir Naht auf und legten Ganymed dann hinein. Schließlich nahmen wir Nadel und Zwirn und vernähten Sack wieder fest. Schließlich legten wir den Sack auf die Pritsche und setzten uns schnaufend daneben. Der nächste Schritt würde es sein, dem Praefect die schlechte Nachricht zu überbringen.

  • Nach dem Gespräch mit Crassus kam ich mit dem Medicus in die Cella, um den Sack zu transportieren. Zusammen trugen wir ihn nach oben und luden ihn auf einen Wagen. Mit einer Plane wurde das Ganze verdeckt und war fertig zum Abtransport. An den Kutscher gewandt sprach ich langsam und bedächtig:


    "Dein Ziel ist Ostia. Bring die Fracht zum Hafen und nimm dir dort ein Zimmer. Sollte er zu sich kommen, schlag ihn bewusstlos oder was dir sonst einfällt. Auf jeden Fall muss er bis zur Fahrt bewusstlos bleiben. Wenn du am Hafen bist, warte auf Nachricht von mir. Verstanden?"


    "Ja, Optio!"


    "Gut, Abii!"


    Der Kutscher nickte und ließ die Peitsche knallen. Der Wagen setzte sich langsam in Bewegung und war bald aus meinem Sichtbereich verschwunden. Lächelnd blickte ich noch zum Horizont und ging dann wieder in mein Officium.

  • Ganymed war tief in der Bewußtlosigkeit versunken. Der Trunk des Medicus hielt ihn in seeligen Träumen gefangen. Manchmal stöhnte er leise auf, bemerkte jedoch in keinster Weise, wie er in einen Sack eingenäht wurde. Als er hochgehoben und in den Wagen geworfen wurde, stöhnte er leise auf, aber kaum hörbar, doch immer noch bewußtlos. So bemerkte er auch den Transport nach Ostia nicht.

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