Valetudinarium - Krankenhaus

  • Vulpis Lupus hatte Pech, gewaltiges Pech. Der Mann, der sich nun vom Schrank mit den vielen kleinen Schubladen, in denen er gewühlt hatte, umdrehte, war ausgerechnet Sisenna Iunius Scato. Und dies war der erste Patient, den er im Alleingang betreuen würde. Glücklicherweise wusste der Gast nichts von dieser zweifelhaften Ehre. Scato stellte dessen Zivilkleidung fest und reimte sich seinen Teil zusammen.


    "Zur Musterung?", fragte er mit seidenweicher Stimme, die nicht zu seinem unterdrückten Grinsen passte und streckte die Hand nach der Tabula aus.

  • Lupus war jetzt ein wenig irritiert und schaute den Mann forschend an. Täuschte er sich oder unterdrückte der Kerl ein Grinsen. Kannte der ihn etwa? Flog er jetzt auf? Während er weiter den Capsarius anschaute reicht er ihm ohne hinzuschauen die Tabula




    Tauglichkeit von Vulpis Lupus



    Alter: 23



    Vorerkrankungen:



    Körperlicher Zustand:



    Sonstiges:




  • Als er auf die Wachstafel sah, zogen Scatos Mundwinkel sich zu einem unseriösen Grinsen auseinander.


    "Vulpis Lupus ... armer Hund." Den Witz hielt er für komisch. "Dafür prägt jeder sich deinen Namen beim ersten Hören ein. Ich bin Iunius Scato, der Capsarius deines Vertrauens. Und ich werde dich jetzt befragen und deine körperliche Eignung für den Militärdienst überprüfen. Also. Warst du im Leben irgendeinmal schwer krank oder verletzt?"


    Scatos unangenehmer Gesichtsausdruck verschwand, weil er in der Schublade des Tisches nach einem anderen Griffel wühlte. Der hier war ihm nicht spitz genug.

  • Vulpis spürte das sich seine Fäuste wie von Götterhand gesteuert ballten. Liebend gerne hätte er sie benutzt bei dem blöden Grinsen des Kerls. Dann besaß er auch noch die Unverschämtheit zu behaupten er wäre der Capsarius seines Vertrauens. Wie konnte er so arrogant sein? Ich habe ihn noch nie gesehen und er brüstet sich so, dachte er. Na Bürschlein, irgendwann krieg ich dich bei den Eiern.
    Mit stoischer Miene antworte er nur: „Nein nie“

  • Scato fand keinen spitzen Griffel, er musste das stumpfe Ding vom Optio valetudinarii nehmen. Er kratzte einen Vermerk in die Tabula. Danach wies er mit dem Griffel in Richtung des Fußbodens. Kaum hörbar flüsterte er:


    "Stell dich mit den Fußspitzen dort an die Linie und lies vor, was an der Wandtafel steht."


    XI IV VIII
    V XVII VI
    [SIZE=7]L X[/SIZE]

  • Nachdem er dem Treiben des angeblichen Capsarius zugesehen hatte,wollte Lupus gerade etwas sagen als er ein Flüstern hörte mit der Anweisung. Noch während er zu der Linie ging, fragte er dann doch: „Sag mal so wie du dich hier aufführst stellt sich mir die Frage ob du wirklich der Capsarius bist?“ Ohne die Antwort abzuwarten las er dann: „ XI IV VIII V XVII VI L X zufrieden? " Herausfordernd kam letzteres heraus.

  • Gehör und Augen funktionierten, das Mundwerk auch. Er kratzte die Ergebnisse in das Wachs.


    "Natürlich bin ich der Capsarius", gurrte Scato. "Auch wenn ich lieber schon eine Stufe weiter wäre. Bitte komplett ausziehen, die Sandalen auch, die Sachen dort auf den Stuhl legen."

  • Während Lupus der Aufforderung nachkam entschlüpfte ihm unwillkürlich die Frage:“Was wäre den die nächste Stufe? Ich kenne mich da nicht aus. Wie viele gibt es überhaupt? Also Stufen meine ich.“
    Zunächst ärgerte er sich über sich selber. Wie kann ich mich mit solch einem Angeber unterhalten? Aber wer kann wissen wofür es gut ist, beruhigte er sich selber. Wissen ist Macht, man sollte soviel wie möglich ansammeln.

  • Scato stellte sich hinter den Mann und begann mit der körperlichen Untersuchung. Er war zwar manchmal ein Kauz, aber seine Arbeit nahm er ernst und ging vorsichtig vor. Die Untersuchung erfolgte mit Umsicht. Es wurde das Vorhandensein aller Körperteile überprüft und Scato warf einen Blick auf die Zähne des Mannes. Weiterhin kontrollierte er, ob die Wirbelsäule gerade gewachsen war, prüfte die Stabilität der Gelenke und tastete die Gliedmaßen und Rippen auf verheilte Brüche ab. Derweil plauderte er, um dem künftigen Kameraden die Nervosität zu nehmen.


    "Man beginnt als Tiro und darf sich nach der Grundausbildung Miles nennen. Danach besteht die Möglichkeit, immunes zu werden, in meinem Fall als Capsarius. Wenn ich mich gut mache, werde ich hoffentlich dereinst Miles medicus, Sanitäter im Unteroffiziersrang. Alle Sanitätseinheiten gehörten zur kämpfenden Truppe und sind entsprechend keine Ärzte in dem Sinne. Und dann ... wenn alles gut läuft ... folgen die höheren Ränge, wie Optio valetudinarii oder Medicus ordinarius. Ersterer ist vor allem für die Verwaltung zuständig, letzterer hingegen ist richtiger Arzt. Das wäre mein Traum! Und wovon träumst du, Vulpis Lupus?"

  • Naja gründlich scheint er ja zu sein, musste Lupus sich eingestehen. Er hatte sich wohl auch im Gegenteil zu ihm genauestens über seine Zukunft beim Militär informiert. Bei der Frage des Capsarius wäre er fast zusammengezuckt um sich ein wenig Zeit zu verschaffen stellte er eine weitere Frage. „Wie ist eigentlich dein Name? Oder darf man dich nur mit Dienstrang ansprechen.“
    Ja sein Traum war bestimmt ein ganz anderer. Er stellte sich eine riesige Villa mit vielen Sklaven und Angestellten vor, in der er als Leiter eines riesigen Imperiums residierte. Ein Imperium der dunklen Macht.
    „Mein Traum wäre es Besitzer eines Lupanar zu sein“, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu.

  • "Sisenna Iunius Scato", wiederholte er seinen Namen, während er die Lymphknoten unter den Ohren befühlte, da der Probant in der Aufregung ihn das erste Mal wohl überhört hatte. Danach war er fertig und trat einen Schritt zurück. Ein wenig betrübt stellte er fest, dass es an dem Mann nicht einmal eine winzige Schürfwunde oder einen blauen Fleck gab, für den er ihm eine Paste mitgeben konnte. Vulpis Lupus war kerngesund und bar aller Makel.


    "Nichts", rief Scato. "Absolut gar nichts ist an dir zu finden, deine Haut ist geradezu jungfräulich, deine Gelenke so stabil wie am ersten Tag und alle Knochen vorbildlich gerade gewachsen! Von deiner Familie habe ich zwar noch nie etwas gehört, aber arme Schlucker scheinen sie nicht eben zu sein. Kannst dich wieder anziehen."


    Scato kritzelte im Stehen über den Schreibtisch gebeugt in die Tabula.


    "Ein eigenes Lupanar - da hat sich neulich eine Marktlücke aufgetan. Das Ganymed in der Nähe der Station wurde angesteckt und es ist nichts mehr übrig als ein Trümmerhaufen."

  • „Toll und ich bin nun hier. Für wie lange sagte der beim Tor? Richtig 25 Jahre. Oder?“ Fragend schaute Lupus Scato an. „Wenn ich hier bin kann ich bestimmt kein Lupanar aufmachen“, murmelte er.


    „Ist ja toll, das ich so gesund bin. Ich hätte es euch gleich sagen können, aber hättet ihr mir geglaubt? Wohl kaum.“ Er lächelte, obwohl wenn er an die lange Zeit hier dachte hätte er vor Wut über sich selber lieber geheult.

  • "Römische Bürger verpflichten sich auf 20 Jahre bei den Legionen, bei den Cohortes Urbanae auf 16 und bei den Cohortes Praetoriae auf 12 Jahre zum Dienst", zitierte Scato den Codex Militaris. "Wenn du deine Freizeit geschäftlich nutzen willst und über geeignetes Personal verfügst, an das du die Leitung des Lupanars delegieren kannst, ist das kein Problem. Ein Kamerad und ich betreiben nebenbei auch eine Taberna, ich weiß nicht mal, ob die überhaupt was abwirft - mein Sklave Terpander kümmert sich um alles. Die ist für den Fall gedacht, dass einer von uns wegen einer Verletzung dienstuntauglich wird."


    Und damit Terpander etwas zu tun hatte, der sich unnütz fühlte, seit Scato nicht mehr daheim wohnte. Scato wies mit dem Griffel in Richtung des Kleiderstapels, weil Vulpis Lupus vor lauter Gedanken an sein Lupanar versäumt hatte, sich wieder anzukleiden.


    "20 Liegestütze und 20 Kniebeugen möchte ich noch von dir sehen."

  • „Tztz“ kam es von Lupus, „also was die Leute alles erzählen. Ich dachte doch es hätte mir ein Torwächter gesagt, dann war es doch jemand anders. Sechzehn Jahre hört sich schon viel besser an. "Richtig anziehen“, grinste er.
    „Echt so viele? Solche Übungen habe ich noch nie gemacht. Wenn das man gut geht“, stöhnte er. Hastig zog er sich an und legte sich auf seinen Bauch. Umständlich winkelte er die Arme an stellte die Handflächen auf den Boden und hob sich hoch. Sehr schnell sackte er zurück. „Und das 20 mal?“ entsetzt stieß er das hervor.
    Schnell sprang er hoch und kniete gleich darauf auf einem Knie. „Das zu machen ist schon viel leichter“, lachte er.
    Zufrieden mit sich und seiner Vorstellung kicherte er in sich hinein mit dem Gedanken, soll er es mir doch vormachen.

  • "Ganz falsch", kommentierte Scato, legte den Griffel weg und fuchtelte mit der Hand in Richtung von Lupus´ Beinen. "Das ist ein Ausfallschritt. Sehr gut für schöne Beine." Weshalb sein Stubenkamerad Asper diese Übung bis zum Erbrechen machte, was Scato ihm krumm nahm, obwohl es ihn überhaupt nichts anging. "Nicht das, was wir heute sehen wollen. Ein Liegestütz geht so."


    Scato begab sich in Bauchlage und demonstrierte fünf perfekte Liegestütze. Danach erhob er sich wieder. "Als ich hier in deiner Position war, sahen meine auch so unmöglich aus wie deine", sagte er tröstlich. "Genau so krumm, wackelig und schief. Das wird! Nur die zwanzig musst du schaffen, also streng dich an. Lass den Hintern unten, sonst sieht es dämlich aus, und berühre jedes Mal mit dem Kinn den Boden. Aber nicht mit den Knien. Wenn du das geschafft hast, kommen die Kniebeuge, die gehen so."


    Er stellte die Füße schulterweit auseinander, hielt die Arme waagerecht ausgestreckt und ging in die Hocke, ehe er sich wieder hinaufdrückte. Auch diese Übung demonstrierte er fünf Mal.


    "Nicht bis ganz nach unten, das ist nicht gut für die Knie, Muskeln immer angespannt lassen in der unteren Position. Zehen leicht nach außen drehen", empfahl er und wartete, dass Lupus die Übungen vorführte.

  • Jetzt führte Lupus innerlich einen Feixtanz auf. Gut gemacht lobte er sich. Soll ich ihm jetzt das Gewünschte perfekt abliefern? Ja denn das wird ihn dann hoffentlich treffen.
    Schon lag er auf dem Bauch und zählte „eins-zwei-drei-....“. Nach der zwanzig begab er sich in die Grundstellung für die Kniebeugen. Diese führte er auch vorbildlich durch. Grinsend schaute er den Capsarius an. „Dachtes du es dir so?“

  • Nun war es an ihm sich zu ärgern anstatt umgekehrt, denn Scato schien seine Absicht nicht bemerkt zu haben. Macht nichts dachte Lupus es ergibt sich bestimmt noch öfter die Gelegenheit.
    „Noch Fragen öhm nö oder doch. Was muss ich noch machen? Ich meine von hieraus.“ Langsam war er diese hin und her Rennerei leid und hungrig außerdem.

  • Pullus


    Pullus betrat mit dem einohrigen Jungen das Krankenhaus.
    "SCATO?", brüllte er einfach in den Gang und erntete dafür einige missmutige Blicke.


    Pullus ignorierte sie geflissentlich, hier ging es um weit mehr.
    "Scato? Wo bist Du? Ich benötige Deine Hilfe!", rief Pullus.


    "Gleich wird Dir geholfen!", munterte der Urbaner den Buben auf.

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