Valetudinarium - Krankenhaus

  • Als Scato die Stimme seines Kameraden Pullus vernahm, ließ er die frisch eingetroffenen Kräuter, die er gerade entlaubte, auf die Arbeitsfläche fallen und eilte zum Eingangsbereich. Als er sah, was Pullus da im Schlepptau hatte, wurde Scato rot und eine Zornesader schwoll an seiner Schläfe, während Cassivellaunus alle Farbe aus dem Gesicht wich. Jedoch waren beide klug genug, nun so zu tun, als wären sie sich noch nie begegnet.


    "Ihr zwei, mitkommen", kommandierte Scato und führte sie in einen freien Behandlungsraum für chirurgische Notfälle. "Setz dich auf die Pritsche, Junge. Was ist mit dir passiert?"


    Das fragte er, während er hin und her eilte, um alle notwendigen Behandlungsutensilien auf einem Tablett bereitzulegen. In dem Fall konnte er keinen Miles medicus oder gar einen noch höheren Rang mit der Verletzung behelligen, denn Scato wusste, dass er hier einen entlaufenen Sklaven vor sich sitzen hatte. Wenn das rauskam, war Cassivellaunus des Todes, zumal Sklaven nichts in der Castra Praetoria zu suchen hatten. Normaler Weise müsste er den Buben stante pede melden, anstatt ihm das Ohr - wo war sein Ohr hin?! - das ehemalige Ohr zu flicken. Er hoffte, dass der picklige Bursche schlau genug war, die Klappe zu halten, bis Scato ihn verarztet hatte, damit auch Scato sich guten Gewissens dumm stellen konnte.


    Mit abgekochtem Wasser, das - genau wie das noch sterilere frisch aufgefangene Regenwasser - immer im Valetudinarium bereitstand und einem weichen Lappen reinigte Scato die Wunde, bis er überhaupt etwas erkennen konnte. Es dauerte, weil da Blut teilweise verkrustet war, zudem musste Scato den Patienten mit einer Schere um einen Teil seiner Haarpracht erleichtern, die sich mit der Wunde verkleben wollte. Etwas hilflos schaute er hernach den klaffenden Schnitt an. Wie man so etwas verarztet, hatte er noch nicht gelernt. Aber hier musste er selbst tätig werden und konnte niemanden um Hilfe bitten. Zu nähen war da scheinbar ohnehin nichts ...


    "Es gibt keine Haut, die wieder anwachsen könnte, die Wunde ist komplett offen. Ich mach dir einen Druckverband und gebe dir mehrere Kompressen mit. Der Verband muss anfangs zwei Mal am Tag gewechselt werden. Hat die Wunde aufgehört zu nässen, wechselst du nur noch einmal am Tag. Lass den Verband drauf, bis sich eine schützende Schicht über der Wunde gebildet hat, damit kein Dreck hinein gelangt. Danach kannst du sie offen lassen und legst den Verband nur noch zum Schutz an, wenn Gefahr besteht, dass du sie dir zum Beispiel bei der ARBEIT aufreißt."


    Das Wort zu betonen, konnte er sich nicht verkneifen. Er hoffte, dass seine Behandlungsversuche Erfolg haben würden, tat aber, als wäre er sich dessen absolut sicher. Während Scato mit dem Druckverband die Mullkompresse fixierte, erzählte Cassivellaunus, was ihm im Blinden Esel zugestoßen war.


    "Lurco hat dir also beim Verhör das Ohr abgeschnitten", wiederholte Scato. "Da du sowieso schlecht gehört hast, ist es kein Verlust. Ich werde ihn bitten, dir auch das andere abzuschneiden, damit es symmetrisch ist. Aber wo ist Lurco jetzt?"


    Fragend sah er Pullus an.

  • Pullus


    Pullus wartete einen Moment ab, wo Scato nicht an dem Buben werkelte, um ihm einen Klaps vor den Hinterkopf zu verpassen. Nicht hart, aber warnend.


    "Lurco, Kyriakos und ich haben erfahren, dass der Besitzer des blinden Esels eine Krähe ist. Wenn nicht sogar die Krähe. Wir also rein in den Laden. Drei Krähen haben wir auf Anhieb ausfindig gemacht und diesen pickligen Zeugen. Lurco verhörte die Krähen, Kyriakos leistete Hilfe und ich sicherte die Tür.


    So haben wir unter anderem von Zeugen erfahren, dass der Tabernenbesitzer die Krähe war. Der kleine Zeuge hier teilte uns mit, dass der Unterweltboss ins Gras gebissen hat. Er hat uns zur Leiche geführt, nachdem wir die drei Leichen der Krähen im Esel zurück gelassen hatten.


    Vor Ort befand sich aber nicht nur eine, sondern zwei Leichen. Lurco hat die Sachlage sondiert und den Tatort gelesen. Die Oberkrähe wurde von einem Vertrauten abgestochen. Dieser wiederum wurde von einem Dritten Vertrauten erstochen und war auf der Flucht.


    Vorab erfuhren wir durch die Befragung im Esel von zwei Unterschlüpfen der Krähen. Einer befindet sich bei den Katakomben, der andere ist ein Haus in der Subura. Lurco trug mir auf den Buben zu Dir zu bringen. Danach muss er zurück zum Esel, um die Vorräte für seinen Herrn Kyriakos zu sichern. Tote benötigen keine Nahrung.


    Lurco und Kyriakos machten sich direkt an die Verfolgung des dritten Meuchlers. Sie wollten das Nest der Krähe in der Subura ausgeben und die restlichen Vögel rupfen. Deshalb muss ich auch gleich wieder los, um die Kameraden zu unterstützen. Du kannst mich begleiten, wenn Du willst.


    Lurco bot Kyriakos und seinen Mannen Unterschlupf im Lallenden Löwen an. Dahin geht dann das Futter.


    Bist Du soweit? Dann lass uns aufbrechen. Du Bub kennst Deine Aufgabe", sagte Pullus und machte sich auf den Weg. Er hatte Sorge um Lurco und um Kyriakos. Sie hatten vor in ein Wespennest zu stechen, um Krähen auszuräuchern.

  • Scato schob die fertige Tabula dem Vulpis Lupus hinüber.


    "Damit gehst du zurück zum Officium Conducendi und zeigst Optio Lepta diese Tabula. Das war`s, wenn der Optio zufrieden ist, bekommst du danach deine Ausrüstung und dich erwartet die Vereidigung."


    Tauglichkeit von Vulpis Lupus


    Alter: 23


    Vorerkrankungen: Keine


    Körperlicher Zustand: Makellos


    Gehör: Gut


    Augen: Gut


    Sonstiges: -


    Capsarius: Sisenna Iunius Scato

  • "Lurco ist da allein?" Scato wurde etwas laut. "Wo ist unsere verdammte arschfaule Einheit, weiß die überhaupt davon?! Wir müssen ihm helfen! Moment!"


    Er eilte zu seinem Vorgesetzten und erklärte die Lage. Glücklicher Weise erhielt er die Erlaubnis, Lurco mit Pullus entgegen zu gehen. So schnappte er sich seine Capsa, drückte Cassivellaunus die Verbände und Kompressen aus seinem Privatbestand in die Hände und ließ sich samt dem entlaufenen Sklaven von Pullus nach draußen führen, damit sie Lurco beistehen konnten.

  • Pullus


    Pullus blieb stehen und zuckte mit den Schultern.


    "Wo sie vermutlich immer sind. Er sollte die Zeugen wegen dem Anschlag auf die Station verhören und wegen den Mordanschlägen drumherum. Wo die anderen ab dato waren? Keine Ahnung Scato, aber Du kennst Lurco besser als jeder andere. Er nimmt seine Aufgaben ernst. Manchmal zu ernst, aber wie sollte man Mord sonst sehen?


    Ich hatte die Aufgabe ihm seine Befehle zu überbringen, also bin ich an seiner Seite geblieben und wir haben uns gemeinsam mit Kyrikos darum gekümmert. Der Lupo hat mehr für die Ermittlung getan als die Barackenbrüder oder sonst wer von den Urbanern.


    Am Ende ist es gleich, geschehen ist nichts, wir haben Tote gefunden. Merk Dir das. Wir haben ermittelt, stießen auf einen Haufen Leichen und damit hat sich das kriminelle Pack selbst ausgelöscht. Wir schreiben einen Bericht, die Sache ist durch. Keine unnötigen Fragen, die Sache ist geklärt.


    Und ja er ist da nun allein mit dem fußlahmen Lupo, der mehr für Rom gelaufen ist, als so mancher gesunde Urbaner, Prätorianer oder was weiß ich. Du hast doch schon die Vigiles gesehen beim Brand am Ganymed. Muss irgendwas im Trinkwasser sein in Rom. Es macht aus Männer Memmen, komm", gab Pullus zurück und marschierte weiter vor.

  • "Kyriakos, der Grusel-Grieche mit der grausigen Frisur", fasste Scato die Beschreibung zusammen, die Lurco einst ersonnen hatte. Anhand derer hatte er sich gut gemerkt, wer dieser Kyriakos war.


    Dass der Lupo bei der Ermittlungsarbeit so geholfen hatte, wunderte Scato nicht - seine Existenz war bei dem Brand vernichtet worden und die schuldige Sklavin lief schon wieder frei draußen herum, ohne dass es irgendjemanden scherte. Umso verständlicher wurde, was Pullus da andeutete ... das Leichen gefunden worden waren. Irgendjemandem war der Kragen geplatzt, vermutlich dem besagten Kyriakos. Und der schob die Tat nun einem Rivalen in die Sandalen. Die Konkurrenzkämpfe der Lupanare waren hart, schmutzig und endeten oft blutig. Zusammen mit dem einohrigen Cassivellaunus, der nun einen Verband um den Kopf trug, folgte Scato Pullus zum Tatort.


    Das Nest der Krähe >>

  • << Porta Praetoria


    Scato schrie herum, bis ihm mehrere Capsarii Lurco abnahmen und ihn in ein freies Zimmer brachten. Dort legten sie ihn vorsichtig auf ein Bett und eilten los, um die Vorgesetzten zu informieren. Scato wich nicht von Lurcos Seite. Als niemand hinsah, strich er ihm über das Haar und hoffte, dass er aufwachen würde. Wobei sicher niemand auf falsche Gedanken kam, wenn jemand einem schwer verwundeten Kamerad das Haar streichelte und diesen voller Besorgnis musterte.


    "Lurco", sagte er. "Hörst du mich?"

  • Das Schaukeln hatte ein Ende, sein Durst war unbeschreiblich. Kyriakos... irgendwo waren sie angekommen. Sein Kopf fühlte sich zum Bersten an, ganz bewusst spürte Lurco nach seinem Körper. Er hatte unbeschreibliche Schmerzen, gut, er lebte. Er war einige Male durch die Gegend geschleudert worden und seine Arme wie auch sein Gesicht hatten einiges an Schnitten abbekommen.


    Irgendjemand streichelte ihn...
    Irgendjemand rief seinen Namen...
    Nicht irgendwer... Scato.
    SCATO!


    Lurco öffnete die Augen und blinzelte gegen die unerträgliche Helligkeit an. Eine Hand griff nach Scatos Arm und dieser sah wie zerschnitten die Unterarme von Lurco waren. Manius setzte mehrfach an etwas zu sagen, bekam aber kaum etwas heraus, als ein heiseres Krächzen. Dann gelang es ihm endlich etwas zu sagen.


    "Durst! Via... Appia... Nekr...ropole... muss... muss... hin...".


    So vorsichtig wie möglich versuchte Lurco sich aufzurichten.

  • Scato schossen die Tränen in die Augen. Lurco so zu erleben, ging ihm gewaltig an die Nieren und mit zarten zwanzig Jahren konnte er nicht auf die Abgebrühtheit der Veteranen zurückblicken. Er griff mit der Hand an Lurcos Hinterkopf und drückte seine Stirn gegen die von Lurco, während er um den Rest seiner Beherrschung rang.


    "Um der Götter willen, bleib liegen! Pullus geht es gut, er bewacht den Tatort, ich muss ihm die Kameraden rüberschicken. Kyriakos ist hier, er wartet auf seine Zeugenaussage. Wir haben alles im Griff und du musst auch noch nicht in irgendwelche Katakomben! Erst recht nicht in diese, wir haben einen eigenen Urbanerfriedhof in der Nähe der Via Salaria, ja? Aber gleich werden deine Schnitte genäht und danach wird es dir schon viel besser gehen."

  • Lurco schloss die Augen und drückte seine Stirn gegen die von Scato. Lange konnte er den Druck nicht ausüben, denn er hatte seinem Körper alles abverlangt. Als die Anspannung vom Kampf nachgelassen hatte, hatten seine Kräfte versagt. Er hatte mehr gegeben, als er hatte. Eine bleierne Müdigkeit hatte von Lurco Besitz ergriffen. Er versuchte sich an Scato festzuhalten, doch er rutschte wieder in die liegende Position.


    Er schaute sein Stöckchen beschwörend an, er wollte alles nur nicht auf dem Friedhof landen. Er hatte die Krähen in den Abgrund geschickt, aber es war noch lange nicht Zeit diesem Vögeln zu folgen. Eine Untergrundorganisation weniger, aber es gab vermutlich noch so viele wie Sand am Meer. Und wer stellte sich ihnen entgegen?


    Ein verkrüppelter Lupo und ein abgehalfteter Urbaner. Zwei Männer die im Leben nichts erreicht hatten und die das Schicksal zu verhöhnen schien. Kyriakos Leben war in Rauch aufgegangen, seines bewegte sich in der Monotonie einer Endlosschleife.


    Es schien sich niemand für die tatsächlichen Probleme zu interessieren. Nicht einmal die Staatsorgane die dafür zuständig waren. Vielleicht war es Zeit selbst eine Untergrundorganisation zu gründen. Keine die sich bereicherte und anderen die letzten sauer verdienten Systerzen raubte. Sondern eine Untergrundorganisation der Gerechtigkeit. Männer die das voll- und durchzogen, wozu der Staat weder in der Lage noch Willens war.


    Einen Dolch aus der Dunkelheit bekämpfte man am besten mit einem Richtschwert aus der Finsternis. Es sprach nichts dagegen Richter und Vollstrecker in einer Person zu vereinen. Als Männer des Mars würden sie ihr Urteil fällen. Der Gott des Krieges würde sie und ihre Klingen leiten.


    Kyriakos war in Sicherheit, diese Angst hatte Scato ihm genommen. Was wäre er für ein Bruder unter Waffen gewesen? Gerettet von seinem Kameraden und dann lag er hier, während Kyriakos alleine ihren Kampf austrug? Aber er war hier, Kyriakos war in der Nähe. Lurco versuchte zu lächeln, aber sein Gesicht fühlte sich an als würde es zerreissen.


    Ein unterdrücktes Keuchen entrang sich seiner Kehle, ehe er wieder ruhig lag.


    Jetzt musste er sich erholen, er musste Scato in die Arme schließen und ihm alles berichten. Er musste ihm sagen was geschehen war. Zu allererst aber musste er etwas trinken und versorgt werden.


    "Durst...", flüsterte Lurco und sackte erschöpft in sich zusammen.

  • Scato half Lurco, sich wieder hinzulegen. Sehr vorsichtig bettete er dessen ramponierten Kopf ins Kissen. Als sein Freund meinte, er hätte Durst, biss Scato sich gequält auf die Zunge. Verletzte durften nichts trinken, bis der Medicus erlaubte. Warum das so war, wusste er nicht. Sein Gefühl setzte sich am Ende über den Verstand hinweg und so brachte Scato einen halbvollen Becher Wasser herbei, auf die Gefahr hin, von Optio Serranus den Anschiss seines Lebens zu kassieren, damit Lurco sich zumindest den Mund befeuchten konnte. Wie zerschnitten er aussah! Vermutlich würde das Wasser einfach durch das Loch in der Wange wieder nach draußen fließen.


    "Ruh dich aus, Pullus und ich kümmern uns um alles", sagte Scato beruhigend, nachdem Lurco ausgetrunken hatte und stellte den Becher weg, während ein anderer Capsarius schon alles brachte, was für das Verarzten des Patienten notwendig war.

  • Lurco war froh, dass ihm Scato Beistand. Als er wieder richtig lag und auch etwas getrunken hatte, ging es ihm besser. Einer von Scatos Kollegen brachte bereits einiges an Ausrüstung und Besteck, um ihm helfen zu können. Lurco umfasste Scatos Handgelenk und hielt ihn einen Moment lang fest. Sein Stöckchen so zu spüren, beruhigte seine Nerven zusätzlich.


    Dabei sah Scato so aus, als könnte er ebenfalls eine Beruhigung gebrauchen.
    "Du... wirst mal ein guter Arzt. Hast Dir doch Wunden... zum Üben gewünscht. Da bin ich", versuchte sich Lurco an einem Scherz und einem Grinsen. Beides misslang kläglich. Lurco steckte die Zunge durch sein Wangenloch und zog sie wieder zurück.


    "Dass musst Du flicken", bat er überflüssigerweise und drückte Scatos Handgelenk.


    "Wir haben Leichen gefunden... sehr viele... Leichen. Der Bericht... Sobald ich kann, schreibe ich den Bericht", erklärte er seinem Freund und hoffte der Arzt würde bald kommen, oder Scato anfangen.

  • Pullus


    Pullus betrat das Zimmer und schaute von Scato zu Lurco und zurück.
    "Hallo Ihr beiden. Ich war draußen schon mal so frei und habe den Bericht vorbereitet. Du musst ihn nur noch abzeichen. Hör zu Lurco", sagte Pullus aufmunternd und legte seinem Barackenbruder kurz die Hand auf die Schulter.



    "Manius Purgitius Lurco
    Cohortes Urbanae
    Zwölfte Kohorte
    dritte Zenturie
    siebtes Contubernium




    Bericht Anschlag auf die Urbaner-Station




    Tatort: Urbaner Station in der Subura
    Einsatzgrund: Ermittlungen bezüglich des v.g. Vorfalls samt der dazugehörigen Morde



    Bei der Durchsuchung des Geschäftes gegenüber der Urbaner Station direkt nach dem Mord an dessen Besitzer und im Anschluss in der schwer beschädigten Urbaner Station selbst, fand der Unterzeichner Vogelschädel. Diese waren als Mahnung oder Warnung an den jeweiligen Tatorten zurückgelassen worden.


    Zwecks Aufklärung des Anschlags auf die Urbaner Station und die vorherigen Morde um den Anschlag zu verschleiern, erhielt der Unterzeichner von der inhaftierten Sklavin Eireann zweckdienliche Hinweise, dass sich ebenfalls im Ganymed ähnliche Vogelschädel befunden hätten. Ferner führte das Subjekt aus, dass der Besitzer des "blinden Esels" einer Taberna eine Krähe, wenn nicht die Krähe schlechthin wäre. Bei den Krähen handelt es sich laut dem Subjekt um eine Untergrundorganisation.


    Das Subjekt wurde inhaftiert, als der Unterzeichner seinerseits sich an die Schädel erinnerte und das Ganymed zwecks Tatortschau erneut aufsuchte. Hierbei erwischte er die besagte Sklavin, wie sie sich unrechtmäßig in der Brandruine des Ganymed aufhielt und über Steine wischte. Die Sklavin wurde daraufhin umgehend verhaftet und in Etappen verhört.


    Anzumerken ist hier besonders, dass der Sklavin die Untergrundorganisation und deren Kopf wohlbekannt waren. Ferner legte sie ein Geständnis darüber ab, weshalb sie sich in den Ruinen befunden hatte. Sie versuchte Spuren zu vernichten.


    Vorherige Ermittlungen bestätigten bereits, dass es sich bei den Krähen um eine Untergrundorganisation handelte. Der ehemalige Besitzer und Geschädigte des Ganymeds bestätigte, dass es sich bei den Krähen um eine Untergrundorganisation handelte.


    Um die Morde im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Urbaner Station aufzuklären wurde umgehend die Taberna zum Blinden Esel von Kollegen Potitus Sittius Pullus und dem Unterzeichner aufgesucht.


    Die Taberna zum blinden Esel war verwüstet worden. Vor Ort wurden von dem Unterzeichner und dessen Kollegen drei hingerichtete Leichen aufgefunden. Ein junger Zeuge, der verängstigt und verstümmelt aufgefunden wurde, äußerte sich vor den Urbanern dahingehend, dass es sich um einen Angriff unter Räubern gehandelt haben musste. Bei den Leichen handelte es sich um Mitglieder der Bande der Krähen.


    Darauf angesprochen, was er sonst noch bezüglich der Krähen wüsste, teilte der junge Zeugen den Urbanern mit, dass er belauscht habe, dass die Krähe - sprich der Unterweltboss in einer Gasse ermordet worden wäre. Er könne die Urbaner an den Tatort führen. Als Gegenleistung verlangte er nur Geleit, um den Tatort sicher verlassen zu können.


    Das Geleit wurde dem jungen Zeugen zugesagt und gewährt. Dieser führte die beiden Urbaner ohne Umwege direkt zu der Leiche der Krähe. Der Unterzeichner konnte eine der Leichen zweifelsfrei als den ehemaligen Besitzer des blinden Esels identifizieren. Eine weitere Leiche lag neben der dem Besitzer des blinden Esels.


    Die Tatortspuren waren dahingehend eindeutig, dass die "Krähe" von einem Vertrauen niedergestreckt worden war. Ein Mann seines Geschäftes, hätte keine andere Person derart nah an sich herangelassen. Der überraschte Gesichtsausdruck des Toten und die Ausbreitung der Blutlache sprachen ebenfalls dafür, dass es sich bei dem Besitzer des blinden Esels um die erste Leiche gehandelt hatte.


    Die zweite Leiche wies einen ebenso erstaunten Gesichtsausdruck auf. Diese unbekannte Person muss ebenfalls eine Krähe gewesen sein, sonst wäre ein derartiges Vertrauensverhältnis zu der Krähe nicht möglich gewesen. Folglich hat ein dritter Tatverdächtiger den ersten Mörder hingerichtet. Die zweite Leiche wurde überrascht, denn sie wurde hinterrücks erstochen. Sie stürzte in die Blutlache der ersten, so dass das Blutbild eindeutig aufzeigt, wer zuerst verstorben war.


    Auch der Umstand, dass die zweite Leiche von hinten erstochen wurde, die erste aber von vorne erdolcht wurde, lässt nur einen Rückschluss zu - der Besitzer des blinden Esels starb zuerst im Angesicht seines Feindes. Hätte zuerst der dritte Mann zugestochen, hätte der Besitzer des blinden Esels diesen bemerkt, da er seinem eigenen Mörder ins Gesicht blickte und so mitbekommen hätte, wer sich diesem von hinten nähert.


    Die Urbaner befragten erneut den jungen Zeugen, dieser teilte mit, dass er mit angehört habe, wie sich einige Krähen in das Haus ihres Anführers zurückziehen wollten. Sogar den Standort des Hauses konnte er in Erfahrung bringen und gab diesen unmittelbar an die Urbaner weiter.


    Da der junge Zeuge verletzt war, entschieden sich die Urbaner sich zu trennen. Kollege Potitus Sittius Pullus brachte den jungen Zeugen zu einem Medicus, während der Unterzeichner sich auf den Weg zum Nest der Krähe machte.


    Dort angekommen bot sich ihm ein Bild des Grauens. Bereits vor dem Haus fand der Unterzeichner mehrere Leichen. Folglich nahm er seine Waffe zur Hand und betrat das Gebäude, die Eigensicherung selbstverständlich stets berücksichtigend.


    In dem zweistöckigen Haus selbst, fand der Unterzeichner weitere Leichen vor. Scheinbar hatten im Hauptquartier der Krähe die letzten Überlebenden Zuflucht gesucht und hier gemeinschaftlich den Tod gefunden.


    Aufgrund der harten und effektiven Vorgehensweise kann nur von einer Reinigungsaktion einer befeindeten Bande ausgegangen werden.


    Insgesamt wurden von dem Unterzeichner 27 Krähen-Leichen aufgefunden.


    Spezifizierung der Funde:
    3 Krähen-Leichen in der Taberna blinder Esel
    2 Krähen-Leichen in der Gosse, darunter die Krähe der Unterweltboss (Besitzer des blinden Esels)
    22 Krähen-Leichen vor und in dem Haus der Krähe in der Subura


    Gesamt: 27 Krähen-Leichen.



    Zusatzbemerkung:
    In welchem Zusammenhang die Sklavin Eireann mit den Krähen stand, ist nicht offensichtlich. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Subjekt aufgrund seiner staatsfeindlichen Einstellung Kontakte zu dieser Untergrundorganisation pflegte.


    Hier ist im Zusammenhang der Brand des Ganymed hervorzuheben. Dass Subjekt kann das Lupanar im Auftrag und im Namen der Krähen angesteckt haben.


    Die Ermittlungen haben eindeutig ergeben, dass die Krähen für den Anschlag auf das Ganymed (möglicherweise durch die Sklavin Eireann als Täterin), für den Anschlag auf das Geschäft gegenüber der Urbaner-Station, für die Anschläge auf offener Straße und für den Anschlag auf die Urbaner-Station verantwortlich sind.


    Ferner ist festzuhalten, dass alle Krähen die durch Ermittlungsarbeit aufgespürt wurden, nur als Leichen aufgefunden werden konnten.



    Zeugen:
    Freier römischer Bürger, Cohortes Urbanae, Potitus Sittius Pullus
    Freier römischer Bürger, Cohortes Urbanae, Miles Manius Purgitius Lurco



    Unterzeichnet
    Manius Purgitius Lurco
    Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium", las Pullus vor.


    "Kann ich den Bericht so bei unserem Optio und Centurio abgeben?", fragte er und klappte die Wachstafel zu. Lurco sah schlimm aus, aber er Scato würde ihn wieder zusammenflicken.


    "Ja... gib den... Bericht ab... und Danke", antwortete Lurco müde.


    "Dann mache ich das direkt, bis später. Scato pass gut auf ihn auf", sagte Pullus und knuffte auch ihn, bevor er das Zimmer verließ und sich mit den Berichten auf den Weg machte.

  • Offenbar scherte es - wieder mal - keinen der Offiziere, wie es den Mannschaftsdienstgraden ging oder was sie taten. Scato hatte an zwei verschiedenen Stellen darum gebeten, dass sich ein Arzt der schweren Wunden von Lurco annehmen würde, doch keiner tat dergleichen oder gab ihm auch nur Antwort. Scato würde nicht jammern, er würde handeln.


    Die Wunden waren bald mit sterilem Regenwasser gereinigt. Während Pullus den Bericht vorlas, bei dem Scato sich fragte, wo die Stelle kam, an der Lurco sich diese Verletzungen zugezogen hatte, nahm Scato den Fadenspender in die Hand. Der Faden bestand in Wahrheit aus langem, menschlichem Haar, das dünn war und gleichzeitig hochstabil. Scatos Finger zitterten, als er den Faden durch die beinerne Nadel schob. Das Nähen von Wunden überstieg bei weitem seine Kompetenz als Capsarius. Im Körper verbliebenes Nahtmaterial stellte zudem ein Entzündungsrisiko dar. Die anderen beiden Capsarii halfen ihm nach Kräften. Einer reichte ihm das Material, der andere hielt von der anderen Seite Lurcos Hand, um ihn zu beruhigen und erklärte mit ruhiger Stimme, was nun gemacht wurde, damit Scato sich konzentrieren konnte. Dem lief der Angstschweiß von den Schläfen, als er die Nadel durch Lurcus Wange stach. Um eine Naht zu verschließen, verwendenten die römischen und griechischen Chirurgen spezielle Knotentechniken. All diese kannte er noch nicht. Als Scato fertig war, liefen ihm die Tränen, weil er dermaßen auf seine Arbeit gestarrt hatte und versäumt hatte, zu blinzeln.


    "Sieht das gut aus?", fragte er die anderen beiden Capsarii und sogar seine Stimme zitterte.


    "Nein", sagte der eine leise.


    Scato hielt Lurco einen Spiegel vor das Gesicht, doch das Bild verwackelte, weil es ihm nicht gelang, ihn still zu halten. "Ich trenn das noch mal auf, ja? Tut mir wirklich leid!"


    "Lass es erstmal verschlossen und übe an einem einfacheren Schnitt." Davon hatte Lurco ja genug. "Sollen wir helfen?"


    "Keinesfalls, ich mach das allein!"


    Scato hatte große Angst davor, dass jemand, der zu Lurco nicht den gleichen Bezug hatte, weniger sorgfältig mit ihm umgehen und ihm mehr als nötig weh tun könnte. Einem ranghöheren Mitglied des medizinischen Personals hätte er die Behandlung freilich anvertraut, aber das hier waren nur Krankenpfleger, so wie er selbst, und keine Wundärzte. Ihm war zum Heulen zumute, aber er arbeitete nach Kräften weiter. Wenn er Lurco nicht half, würde niemand es tun. Zu Scatos Verzweiflung kam ein gewisses Maß der Wut.

  • Scato bekam keine Hilfe, also er ebenfalls nicht. Was sollte es? Sein Freund tat das einzig Richtige, er handelte selbst. Seine Wunden wurden gewaschen und Scato machte sich hochkonzentriert an die Arbeit. Einer der Capsarii stand Scato als Assistent bei, der andere hielt ihm die Hand. Das Nähen war alles andere als angenehm, aber Lurco hielt still. Nur so konnte Scato ihm helfen und er rechnete ihm seine Fürsorge hoch an.


    Als Scato seine Wange vernäht hatte, schnaufte Lurco erleichtert durch. Der klaffende, reißenden Schmerz war verschwunden und hatte einem stumpfen Schmerz Platz gemacht. Als Scato ihm einen Spiegel zeigte, zitterte dieser wie sein Stöckchen selbst.


    "Alles gut Scato, mach weiter. Muss... muss Dir nicht leidtun. Wie Dein Kollege sagt, mach es gleich nochmal falls Du musst. Sieht nicht hübsch aus... Tut aber gut", antwortete Lurco ehrlich.


    Am liebsten hätte er Scato die Tränen aus den Augen gewischt, aber dass konnte er im Moment nicht. Drum schenkte er ihm ein winziges, fast schmerzloses Lächeln. Scato war für ihn da und gab sein Bestes, dass rührte Lurco und er war stolz auf seinen Mann.

  • Der Centurio kam selten ins Valetudinarium. Er hatte bemerkt, dass seine Anwesenheit gewöhnlich nichts zur Genesung eines kranken oder verwundeten Miles beitrug und sie sich in Gegenwart ihres sonst so gestrengen Vorgesetzten in ihrer Lage unwohl fühlten. Außerdem war er meistens im Weg. Es gab aber durchaus Ausnahmen. Das hier war so eine. Was dewn Zeitpunkt anging, war er sich jedoch nicht sicher.


    Er fand den Capsarius Scato.
    "Scato. Ich will zu Lurco. Ist er ansprechbar und kann reden, oder soll ich wann anders nochmal wieder kommen?"

  • Scato blickte von der Wunde auf, an der er gerade arbeitete. Seine zitternden Hände und seine Tunika waren voll von Lurcos Blut. Als Capsarius war Scato Krankenpfleger und kein Wundarzt.


    "Du könntest mal den Ärzten hier in den Hintern treten, wenn du so freundlich wärst, Centurio", empfahl Scato, der verzweifelt versucht hatte, Lurcos Wunden ohne jegliche ärztliche Hilfe zu nähen. Entsprechend sahen die Resultate aus.

  • Diese Antwort irritierte Maro. Das sollte wohl nein heißen?


    "Stets gern. Aber das hab ich nicht gefragt, Miles. Was ist hier los?!"

  • "Lurcos Wunden müssen genäht werden. Aber keiner der verdammten Ärzte nimmt sich Zeit. Das Zeitfenster, in dem man eine Wunde nähen kann, ist klein! Man kann nicht ewig warten, das muss sofort genäht werden! Ich weiß nicht, was passiert ist, vielleicht ist Lurco auf dem Heimweg in der Subura niedergestochen worden?"


    Scato fummelte mit seinen zittrigen Fingern einen Knoten in das lange Haar, das er als Faden benutzte. Dann ließ er die Hände auf die Pritsche sinken und schaute in Lurcos Gesicht.


    "Ich weiß nicht, ob Lurco sprechen kann oder darf. Ich weiß es einfach nicht, ich weiß überhaupt nichts."

  • "In der Subura niedergestochen" war zwar nicht direkt falsch, traf den Kern der Sache wohl aber nicht wirklich.
    Routniniert blickte er auf die Sauerei, die sich vor ihm ausbreitete.


    "Reiß dich zusammen Miles, das kommt schon in Ordnung. Ich besorg den Arzt." Es war offensichtlich, dass der Capsarius nicht Herr der Lage war. Er selbst hatte auch nur rudimentäre Kenntnisse was Wundversorgung anging, deswegen machte er auch auf dem Absatz kehrt und begann nach einem der Chirurgen Ausschau zu halten.


    In der Tat war so einer war auch gar nicht schwer aufzutreiben und es benötigte lediglich ein paar... deutliche Worte der Überzeugung und so tauchte der Centurio mit dem Medicus Ordninarius Lucius Murena im Schlepptau im Zimmer auf. Selbiger stand im Range eines Centurios und würde die Leitung übernehmen.
    "So, hier. Wenn du so gut wärest. Waltet eures Amtes.", sagte Maro. "Wenn noch was ist, ich bin im Officium" Dann machte er kehrt um den Fachleuten bei ihrer Arbeit nicht im Weg zu stehen und mit einem letzten Blick zu Scato, der sagte "reiß dich zusammen" marschierte er aus dem Lazarett.


    Sim-Off:

    Du kannst ja Murena übernehmen und die Operation mal managen :D

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!