Valetudinarium - Krankenhaus

  • "Um sicherzugehen, schaue ich trotzdem noch mal in seinem Rachen nach."


    Er überstreckte den Hals des Toten, indem er den Leichnam ein Stück über die Bettkante zog, so dass der Kopf anfing, herunter zu hängen, Scato nahm einen Spreizer und führte ihn in den Rachen ein. Nachdem er freie Sicht hatte, griff er die lange Pinzette und führte sie ein. Tastend untersuchte er damit die gespreizte Speiseröhre und die Atemwege. Am Ende zog er die Instrumente wieder heraus, legte sie auf das Tablett und platzierte den Toten wieder in normaler Haltung.


    "Da ist nichts weiter zu finden. Wie es aussieht, ist er tatsächlich an diesem Püppchen erstickt! Das kann alles Mögliche heißen." Scato hob in einer hilflosen Geste die Hände. "Meine Kompetenzen enden hier.


    Mein Vorschlag: Gleicht die Beschreibung des Toten mit den aktuellen Vermisstenfällen ab. Wenn sich nichts ergibt, bereitet eine Öffentlichkeitsfahndung vor.


    Ich lasse in der Zwischenzeit eine Zeichnung vom Gesicht des Toten anfertigen. Ebenso erstelle ich einen Gipsabdruck, damit ihr nach Zeugen suchen könnt, die den Toten auch in Zukunft noch sicher identifizieren können, ohne ihn sehen zu müssen. Der Körper wird sich bald schon so verändern, dass man die einstige Person nicht mehr ohne weiteres erkennen kann, zudem verkraftet nicht jeder Zivilist den Anblick, doch bei einer Totenmaske sieht das schon anders aus. Die packen wir in die Asservatenkammer, zusammen mit einer Haarsträhne.


    Ihr beide sorgt dafür, dass Kopien der Zeichnung an die Öffentlichkeit kommen und befragt die Zeugen mithilfe der Gipsmaske und der Haarsträhne. Wir müssen herausfinden, wer der Tote ist. Wenn wir die Identität des Toten kennen, dann wird es auch leichter sein, das Verbrechen in einen Zusammenhang zu stellen."

  • Lurco hörte Scato aufmerksam zu, während er sich Notizen machte und schaute mit in den Rachen des Toten. Da war nichts weiter zu finden, obwohl Scato sich alle Mühe gegeben hatten in die Tiefen des Körpers vorzudringen. Der Mann war also an dem Püppchen erstickt.


    "Ich danke Dir für die Informationen Scato. Als erstes werde ich das Püppchen zurückholen müssen. Hoffentlich ist es noch in Maros Officium. Andernfalls werde ich selbst den Cultus Deorum aufsuchen. Zuerst benötige ich das Beweismittel zurück und im Anschluss können sie mir Auskunft darüber erteilen, ob sie von Menschen opfernden Kulten wissen.


    Die Öffentlichkeit selbst zu informieren, heißt auch den oder die Täter zu informieren. Dafür ist es noch viel zu früh. Bedenke, sobald sich herum spricht, dass wir den Toten gefunden haben, wird sich auch die Warnung der oder des Täters wie ein Lauffeuer verbreiten. Wir verbreiten nicht die Botschaft der Mörder. Wir ermitteln verdeckt und müssen vorsichtig und akribisch vorgehen.


    Nur wenn uns keine andere Möglichkeit mehr bleibt, werden wir die Öffentlichkeit selbst in die Ermittlungen einbeziehen. Es ist an uns, durch Zeugenbefragung so viel wie möglich herauszufinden und dabei so wenig Informationen wie nötig herauszugeben. Andernfalls verbauen wir uns die Chance, dass sich der oder die Täter selbst offenbaren. Zum Beispiel in dem eine Person etwas preisgibt, dass sie nicht wissen kann. Es sei denn sie ist ein Mitwisser oder gar der Täter selbst.


    Die Totenmaske ist eine sehr gute Idee, ebenso die Zeichnung. Die Vermisstenanzeigen werde ich durchgehen und mit dem äußeren Erscheinungsbild unseres Opfers abgleichen. Vermisst wird dieser Mann sicherlich. Er war reich. Und sollten seine Verwandten ihn ermordet haben, dann wird er garantiert vermisst. Immerhin möchte diese dann die Erbschaft einstreichen.


    Mich ärgert es gerade dass ich das Beweismittel aus der Hand gegeben habe. Man sieht, wenn man nicht alles selbst macht, trägt man die Konsequenzen. Also zurück zu Maro und das Püppchen geschnappt. Also bis später Scato, ich komme auf Dich zurück wegen dem Püppchen. Ich werde Deine Worte als Bericht verfassen und an unseren Tribun weiterleiten",
    sagte Lurco und klappte seine Wachstafel zu.

  • "Das leuchtet ein. Siehst du, dafür bist du in der Ermittlung und ich bei denen, die alles wieder zusammenflicken, was andere zerstören. Also keine Öffentlichkeitsfahndung, aber ihr schaut in den Unterlagen, ob es eine Vermisstenmeldung gab, ja?


    Octavius Maro wird das Püppchen wohl kaum in seinem Officium als Glücksbringer auf dem Schreibtisch sitzen haben. Es wird längst in der Asservatenkammer sein. Seht mal dort nach.


    Jetzt schmeiß ich euch raus, damit die Zeichnung und die Maske angefertigt werden können, bevor der Tote sich noch weiter von dem Zustand entfernt, in dem seine Angehörigen ihn kennen."

  • "Keine Ahnung ob er überhaupt schon etwas unternommen hat. Besonders begeistert scheint er nicht gewesen zu sein. Zudem ist Maro nicht mehr im Dienst, sondern nun für die Schwarzen tätig. Also ob er da noch eine ordnungsgemäße Übergabe durchgeführt hat, bezweifele ich. Zudem gibt es keinen offiziellen Nachfolger. Das heißt, er wird das Officium an seinem letzten Dienst Tag verlassen haben und das war es für ihn. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich versuche mein Glück zuerst im alten Büro und dann in der Asservatenkammer. Bis später Scato und Danke", sagte Lurco und machte sich gemeinsam mit Pullus wieder auf den Weg.



    weiter geht es in:

    RE: [Officium] Optio Marcus Octavius Maro

  • Von hier kommend:

    RE: [Baracke VII]



    Quietus


    lief in winzigen Trippelschrittchen zum Krankenhaus, ein Kackschwamm steckte in seinem Rektum und ihm war alles andere als gut. Mittlerweile schweißnass taumelte er durch die Flure und rief leise nach Hilfe. Das gezischte "Verräter" hallte immer noch in seinem Ohr nach.


    "Scato???", rief er so leise wie möglich, dabei klang er ziemlich jämmerlich.

  • Scato hatte Nachtschicht. Er kam gerade aus dem "Reinen Raum", wo er gerade die unbenutzten, hygienisch verwahrten Materialien sichtete, weil ein Capsarius gemeint hatte, es würde "ständig alles" fehlen. Das Gegenstück dazu war der "Unreine Raum", in welchem benutzte Verbandsmaterialien landeten, Putzlappen, Inkontinenzmaterial und so weiter, alles eben, was dreckig war. Durch diese räumliche Trennung wurde eine Kontaminierung der sauberen Materialien verhindert und - ganz wichtig - eine Verwechslung mit dem benutzten Zeug. Jedenfalls hatte der Capsarius recht, man musste das mal wieder ordentlich auffüllen. Man konnte nicht vernünftig arbeiten, wenn man wegen jedem einzelnen Verband ins Lager rennen musste.


    Da hallte eine vertraute Stimme kläglich durch den nachtstillen Gang. Aus Quietus war ein Quietschus geworden.


    "Was bei den Göttern ...!" Scato entdeckte das Xylospongium, das Quietus aus dem Hinterteil ragte und die Tunika hinten hochhob. "Also ehrlich", meckerte Scato. "Für so was gibt es hygienischere Lösungen! Da musst du nicht unsere Kackschwämme zweckentfremden. Und jetzt steckt er fest, stimmt´s? Komm mit."


    Er griff Quietus am Oberarm und führte ihn in dessen Tempo um die Ecke in einen freien Raum.

  • Quietus


    "Es ist anders als es aussieht. Sie haben mich... ich habe mich versehentlich auf den Xylospongium gesetzt als ich mich abwischen wollte. Es war... es war ein Unfall Scato, ein grausamer... grausiger Unfall hörst Du?", stöhnte Qietus und wurde noch blasser, während ihm der Schweiß in Strömen von der Stirn lief.

  • "Jaaa, klar! Weil Xylospongien ja auch aufrecht in der Gegend rumstehen, so dass man sich schon mal versehentlich darauf pfählen kann. Eine blödere Ausrede ist dir nicht eingefallen."


    Kopfschüttelnd brachte er Quietus in den Raum und zeigte auf die Pritsche.


    "Auf alle viere da rauf, Hintern zu mir."

  • Qietus


    starrte Scato an und wusste nicht was er sagen sollte. Aber lieber lebte er mit dem Spott, als das die Rache noch grausamer ausfallen würde. Wer wusste was als nächsten einem Verräter blühen würde. Er konnte nur vermuten, wer die beiden gewesen waren. Aber eine falsche Anschuldigung später und er hätte vermutlich ein Schwert im Hintern.


    "Er stand... ist ja auch egal, jedenfalls ist mir das Missgeschick passiert. Ich wollte das alles nicht", keuchte Quietus während er wimmernd auf die Pritsche kroch und dabei einen fahren ließ der sich gewaschen hatte. Dem Befehl Hintern zu mir kam er dabei leider schon nach.

  • Scato war gerade im Gehen, weil er Material benötigte. So bekam er das Wölkchen nicht ab, dessen Nachwirkungen er bei der Rückkehr professionell ignorierte. Er kehrte zurück mit einem Capsarius, der ihm alles vorbereitete, während Scato das Unheil untersuchte. Danach verkrümelte der Capsarius sich wieder. Scato blieb.


    "Musstest du die Schwammseite nehmen", jammerte er. "Mit der anderen hättest du keine Probleme gehabt."


    Er griff seufzend nach dem Spreizer, schmierte ihn mit Öl ein und dann musste Quietus etwas erdulden, was kaum ein Mann gerne über sich ergehen ließ. Der Spreizer kam seiner Aufgabe nach und schuf Raum zum Arbeiten. Scato zog danach vorsichtig an dem Stock, den er auch bald befreit hatte, doch der Schwamm blieb natürlich an Ort und Stelle stecken. So bekam Quietus Scatos Finger zu spüren, als er nach dem Schwamm angelte. Zum Glück konnte dieser im Ganzen entfernt werden. Blut fand sich daran keines. Zu guter Letzt wurde Quietus wieder vorsichtig um den Spreizer erleichtert. Ein paar Schrammen hatte er von dem Xylospongium davongetragen, die ihm Scato mit nasser Watte sauber machte und dann einsalbte.


    "Die Salbe beugt Entzündungen vor und unterstützt die Heilung. Gut auf Hygiene achten." Er senkte die Stimme. "Unter uns, lass solchen Unfug künftig. Man kann Spielzeuge aus Holz oder Glas kaufen, niemand muss auf Alltagsgegenstände zurückgreifen. Schau dich mal auf dem Markt um. Ich schreibe dir außerdem noch ein Rezept für das Lupanar Ganymed auf."


    Das drückte er Quietus zusammen mit der restlichen Salbe in die Hand.

  • Quietus


    Hatte er gedacht, sein Leid wäre nun vorüber war er total falsch gewickelt. Jetzt ging es erst richtig los. Der Spruch den Arsch aufgerissen bekommen, bekam für Quietus heute eine ganz neue Bedeutung. Er hatte sich vorgenommen, nicht zu jammern aber er konnte seinem Vorsatz nicht treu bleiben. Scato befreite ihn von dem Stock, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes im Arsch steckte. Blieb noch der Schwamm, der sich weigerte seinen Hintern zu verlassen. Leise alle Göttern anflehend, ihm beizustehen ließ auch Qietus das über sich ergehen, was nun folgte. Scato puhlte ihm im Hintern herum, um ihm genau den zu retten.


    Endlich war er befreit, da bekam er obendrauf auch noch gute Ratschläge für seine zukünftigen Spielchen.


    "Danke für Deine Hilfe, ich werde Deinen Rat befolgen. Du wirst mir eh nicht glauben was geschehen ist, niemand wird das", stöhnte Quietus und nickte dankbar.

    Die Salbe und das Rezept drückte Quietus an sich. Vorsichtig machte er sich nach der Behandlung wieder auf den Weg. Dabei machte er noch kleinere Schritte als zuvor.

  • "Warte noch, ich komme mit! Ich habe Schichtende."


    Scato wollte die Gesichter der Barackenbrüder sehen, wenn Quietus in seinen Winzschritten hineintippelte. So sorgte er dafür, dass der Capsarius alles aufräumte, wusch seine Hände, nahm Abschied beim Optio valetudinarii und begleitete Quietus zurück zur Baracke, wobei er sich sehr wohlmeinend und verständnisvoll gab. Die guten Ratschläge hörten nicht auf, bis sie die Baracke VII erreichten.

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