Der neue Legatus Augusti Pro Praetore

  • Meridius betrat zum ersten mal seit seiner Ankunft in Germanien die Curia Provincilias in Mogontiacum. Er grüsste die Anwesenden herzlich und nahm dann nach einige kürzeren Plaudereien über das Wetter und diverse Dinge auf dem Statthaltersitz Platz.


    "Kollegen und Römer, ich will gleich zum Punkt kommen und mich nicht mit langen Reden und Phrasen aufhalten. Ich bin hier, weil mich Rom hier her gesandt hat. Der Imperator hat mich mit dem Kommando über die Legionen in Germanien und mit der Statthalterschaft in dieser Provinz betraut. Ich werde diese Aufgabe erfüllen, mit allen Mitteln, die mir zu Verfügung stehen."


    Er hielt inne.


    "Mir ist bewusst, dass meine Person polarisiert und dass es Stimmen gibt und gab, die mit der Entscheidung, welche in Rom gefällt wurde nicht einverstanden waren. Ich habe mir selbst im Senat eine Petition an den Imperator anhören müssen, in welcher meine Loyalität in Frage gestellt wurde, und in welcher das Argument eingebracht wurde, es könne nicht gut sein, wenn zu viele Kommandeure in den Truppen aus der selben Familie stammen.


    Ich weiß nicht, wie dies hier bisher gehandhabt wurde. Jedenfalls kann ich mich noch gut an Zeiten erinnern, in welchen der größte Teil der Kommandeure und Magistrate in dieser Provinz aus dem Hause der Germanica stammten. Ich habe damals keine Gefahr für das Imperium gesehen und würde es auch heute nicht tun. Ich kann daher versichern, dass ich der Provinz Germanien, Rom und dem Kaiser mindestens ebenso treu und ergeben dienen werde, wie die Statthalter vor mir und hoffentlich auch die Statthalter die eines Tages nach mir kommen werden."


    Er blickte in die Gesichter der Anwesenden.


    "Ich habe keine Ahnung, welche Geschichten über mich verbreitet werden. Ich habe keine Ahnung, in welchem Ruf ich stehe, und es hat mich auch nie sonderlich interessiert, da ich weiß, dass all die Personen, welche mich persönlich kennen, sowieso anders darüber denken, doch ich kann versichern, dass mein Officium jederzeit für jeden offen steht.


    Ich bin auf die Mitarbeit und die anregenden Ideen von allen anwesenden angewiesen. Ich werde auf alle Vorschläge eingehen und mir die Ratschläge gründlich anhören.


    Die Arbeit der Provinzcurie soll wie bisher fortgeführt werden. Ich habe nicht vor, hier im größeren Stil einzugreifen.


    Jedoch bitte ich darum, dafür Verständnis zu haben, wenn ich als Legatus Augusti Pro Praetore in dem einen oder anderen Fall eine andere Ansicht der Sache vertrete und eine entsprechende Entscheidung zu fällen habe, die in meinem Zuständigkeitsbereich liegt."


    Er holte Luft.


    "Ich bitte daher darum, mich zu informieren, die Gedanken frei zu äussern und mit offenen Karten zu spielen. Ich bin Soldat, ein Mann des direkten Weges und kein fintenreicher Senator, welcher mit schmeichelnden Worten und List versucht zum Ziel zu kommen.


    Meine strategischen Ziele wurden durch Rom vorgegeben, meine Taktik ist einfach und klar deffiniert. Sollte jemand Bedenken haben, so bitte ich dies JETZT anzusprechen. Ansonsten bitte ich um Mitarbeit und Loyalität und darum mir das selbe Vertrauen entgegen zu bringen, welches ich jedem einzelnen der Verwaltungsbeamten und Offiziere ebenfalls entgegenzubringen bereit bin.


    Wir sind alle hier um die Provinz Germania stark und sicher, lebendig und florierend zu sehen. Das ist unser Ziel. Diesem Ziel ist alles ander unterzuordnen. Gehen wir es gemeinsam an."

  • Er holte tief Luft, ehe er sagte:
    "Beginnen wir zunächst mit Dir persönlich. Stimmt es, dass Du noch immer Beisitzer der Curia Hispania bist? Wie stellst Du Dir das vor?
    Was gedenkst Du dazu beizutragen, wie die Zivilverwaltung gestärkt werden kann? Wie stehst Du zum Thema anwerben und noch viel wichtiger abwerben, besonders aus ebenso geschwächten Gebieten des Imperiums?
    Wie stehst Du zur Situation in Raetia und deren Bedürfnisse?
    Wirst Du alle vier Regios bereisen?
    Wirst du selbst vorstellig werden?
    Was wird bei Dir den Schwerpunkt einnehmen? Militär oder Zivil?
    Wie steht es mit dem Verhältnis zum Limes und darüber hinaus?
    Wie siehst Du die Problematik des noch immer schwachen Handels als Folge zum letzten Krieg?
    Wie stehst Du zu den geplanten Spielen und was wird Dein Anteil an deren Erfolg sein?
    Wie autark wirst Du die Verwaltungen arbeiten lassen? Wie dezentralisiert?"
    Er hatte noch ein paar Fragen mehr auf Lager, aber vielleicht würden sich die ein oder anderen schon klären, sobald diese hier erst einmal geklärt waren.

  • Meridius machte sich einige geistige Notizen, damit er keine Frage vergaß und begann dann eine nach der anderen zu beantworten.


    "Es ist richtig, dass ich bisher Beisitzer der Curia Hispania war. Ich sage bisher, da ich bereits vor Tagen einen Brief an den Proconsul von Hispania abgeschickt habe, in welchem ich ihm mitteilte, dass ich nicht weiterhin als Beisitzer jener Einrichtung fungieren kann.


    Die Zivilverwaltung versuche ich dadurch zu stärken, dass ich den Magistraten und Verwaltungsbeamten Aufgaben zukommen lassen, welche diese beschäftigen. Die Provinzkasse ist trotz des Krieges nicht leer, meine eigene Kasse ausreichend. Es werden Bauvorhaben, Infrastukturmaßnahmen und ein ganzes Paket an Programmen sukzessiv umgesetzt werden. Ich werde sehen, wie sich die ganze Sache entwickelt und dann entsprechend reagieren.


    Als Praefectus Castrorum der Legio I und als Legatus Legionis der Legio IX habe ich mehrfach Erfahrungen im Auf-die-Beine-stellen von Legionen. Eine Provinz ist etwas ähnliches: Einzig mit dem Unterschied, dass man auf die vorhandene Verwaltung zurückgreifen kann und nicht alleine steht.


    Woher die Magistrate kommen... Ob angeworben, oder abgeworben... Ich werde mit Sicherheit nicht hingehen und Magistrate aus anderen Provinzen oder Soldaten aus anderen Einheiten abwerben. Ich habe das nie gemacht und werde es auch nie tun. Wenn allerdings jemand auf mich zukommt und nach Möglichkeiten fragt, werde ich ihm die Möglichkeiten die ich anbieten kann, selbstverständlich auch anbieten.


    Was sie Situation in Raetia betrifft, werde ich den entsprechenden Bericht demnächst durchlesen und mich dann selbst vor Ort mit den Problemen auseinandersetzen. Ich werde alle vier Regios bereisen, in diesem Sinne dann natürlich auch vorstellig werden.


    Die Schwerpunkte meiner Arbeit werden durch die Vorgaben aus Rom gesetzt. Ich habe meine Anweisungen direkt vom Imperator erhalten und werde mich an diese halten. Diese Anweisungen waren für mich klar und beinhalten Sicherheit, Frieden und Wohlstand für die Provincia Germania. Ich werde daher weder das Militär noch den zivilen Sektor bevorzugen, ein entweder oder gibt es für mich nicht.


    Der Limes ist eine nützliche Einrichtung zum Schutz dieser Provinz und wird auch weiterhin einen zentralen Stellenwert einnehmen. Germania ist eine Grenzprovinz, als solche Militärprovinz mit einer Kette von Garnisonsstädten. Das ist die Rahmenbedingung unter der meine Arbeit stattfinden wird.


    Auch wenn der Handel durch den Krieg geschwächt wurde, bedeuten die kommenden Aufbauarbeiten auf jeden Fall einen Aufschwung für die Wirtschaft, zumal die Legionen als stabile Absatzmärkte und Auftraggeber immer gegeben bleiben werden.


    Das Konzept der geplanten Spiele werde ich mir erläutern lassen, so es mir zusagt, werde ich mich finanziell persönlich daran beteiligen.


    Die Verwaltungen werden auch weiterhin autark arbeiten können, jedoch bestehe ich darauf informiert zu werden. Kurz: Ich bin es als Legatus Legionis gewohnt gewesen, an meine Offiziere klare Anweisungen und Handlungsrahmen vorzugeben. Es lag dann in ihrer alleine Verantwortung diese umzusetzen und sich innerhalb dieser Rahmenbedingungen eigenständig zu bewegen. Mit diesem System bin ich bisher gut und erfolgreich verfahren und ich denke, dass es sich auf die Verwaltung übertragen lässt."


    Er sah den Duumvir an. Etwas weniger Fragen auf einmal wären nicht schlecht gewesen.


    "Weitere Fragen?"

  • Er war zwar nicht mit allen Antworten zu 100% zufrieden, aber fürs Erste war es gut. Das mit dem Abwerben machte ihn sogar sehr zufrieden, denn auch wenn er Germanien stärken wollte, war er nicht gewillt andere dafür zu schwächen. Im Groben und Ganzen konnte man wohl erst einmal mit arbeiten, auch wenn hier und da noch einige Fragen aufblitzten. Eine davon stellte er auch sogleich.
    "Beinhaltet das Sorgen für Frieden auch ein Übergriff über den Limes oder wird dieser nur gestärkt und als Grenze gesichert werden?"
    Ein Übergriff, so wusste er nur zu gut, würde keine guten Folgen haben. Besonders dann nicht, wenn die Gerüchte darüber, das Modorok noch lebte, stimmten.

  • "Die militärischen Anweisungen des Imperators waren deutlich. Die Provinz sichern und schützen, ansonsten den Frieden bewahren. Operative Unternehmungen sind in dieser Anweisung nicht enthalten."

  • Da Germanicus anscheinend keine weiteren Fragen hatte erhob ich das Wort!

    Legatus ich hätte eine Frage bezüglich der ALA II Numibia! Wird diese einer Legio unterstellt, wie sie es meines wissens in Hispania war, oder bleibt sie soweit selbstständig?

  • "Die Ala II Numidia wird wie bisher als eigenständige Truppeneinheit fungieren, in ihrem Aufgabensprektrum jedoch auch die anderen Legionen unterstützen. An ihrer taktischen Marschrichtung wird sich nichts ändern."


    Er blickte zu dem Decurio, dann wieder zu den anderen.

  • Legatus, auch ich hätte eine Frage.


    Bis vor Kurzem war die Classis hier nicht sonderlich beachtet und wurde nur dann eingesetzt, wenn Transporte nötig waren. Nun haben wir unter deinem Vorgänger bereits mit der Classis Britannica ein Abkommen getroffen, dass wir uns um die ständigen Übergriffe auf ihrem Gebiet kümmern sollen, weil sie nicht die nötigen Schiffe dafür haben.
    Ausserdem wurde in den letzten Tagen viel mit Abgesandten der Legionen über gemeinsame Manöver und Trainings gesprochen.


    Wie stehst du zu solchen Bemühungen? In Hispania hast du ja die Numerus damals auch nur in der Schlacht als Hilfstruppen mitgenommen, danach jedoch nicht mit nach Rom genommen. Droht der Classis Germanica jetzt wieder ein ähnliches Mauerblümchenwesen, oder wirst du ihre Position als Grenzschutztruppe mit starkem militärischem Anteil stärken?

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Meridius hörte den Ausführungen des Praefecten gründlich zu.


    "Praefectus, ich bin mir der Bedeutung der Classis in Grenzregionen wie am Rhenus oder Danuvius durchaus bewusst. Unsere Aufgabe ist es, das Imperium an seinen Grenzen zu sichern und so weit es geht zu verhindern, dass feindliche Heere römischen Boden betreten. Wir alle tragen unseren Teil dazu bei, die Classis einen nicht geringen.


    Welche Aufgaben auf die Flotte unter meiner Statthalterschaft zukommen werden, möchte ich jedoch in einer Stabsbesprechung der Kommandeure erörtern, welche in den kommenden Tagen stattfinden wird. Reicht Dir diese Antwort vorerst?"

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