[Officium II] Princeps Praetorii

  • Zitat

    Aurelius: " Der Legat der ersten Legion, Senator Titus Aurelius Ursus schickt mich, um mit dem geehrten Legatus Augusti pro Praetore Annaeus über die Zukunft des Reiches zu sprechen."


    Ich kniff die Augen zusammen. Irgendwie schwante mir etwas. Aber ich kam nicht drauf, was es war. Fragend blickte ich kurz auf zu meiner Norne. Sie gab mir jedoch zu verstehen, dass römische Politik nicht zu ihren Obliegenheiten gehörte. Wie auch immer, auf jeden Fall musste ich diesen Herrn so schnell wie möglich in das Officium des Legaten bugsieren, auch wenn er ständig mißbilligend meinen Schnäuzer fixierte.


    "Oh, die Zukunft des Imperiums. Nimm doch bitte so lange Platz. Ich melde dich an".

  • Im Grunde wäre Sextus ein sehr schlechter Politiker ohne jede Erfahrung oder Ausbildung, würde er seinem Gegenüber bei welcher Gelegenheit auch immer auf die schiefe Nase, die zusammengewachsenen Augenbrauen, das eingewachsene Furunkel, die schwarzen Zähne oder Zahnlücken oder eben auf den Schnauzbart starren würde. Und er wäre geradezu ein fürchterlicher Politiker, wenn er dabei Abneigung erkennen lassen würde. Und so dachte er auch nicht daran, dass sein kurzer Blick von seinem Gegenüber als halbe Beleidigung aufgefasst werden könnte und gab sich so charmant und leicht, wie er geplant hatte, seine Rolle zu spielen.
    “Besten Dank“, meinte er also leichthin und machte es sich auf dem angewiesenen Platz bequem. Er war gespannt, wie lange man ihn warten lassen würde. Bestimmt eine angemessene Zeit, so dass der Annaeus seine Position als scheinbar überlegener Gesprächspartner so von vornherein fixieren konnte. Ganz sicher würde er nicht aufgeregt hereingebeten und mit Freundlichkeiten überhäuft werden, dafür hatte der Mann vor ihm zu viele Legionen hinter sich und Sextus respektive Ursus zu wenige. Aber das machte nichts. Sextus mochte das Spiel, allein schon um des Spielens willen, und kannte seine Regeln. Er wartete nicht nur, er sammelte sich, ordnete Gedanken, beobachtete, resümierte, bereitete sich vor. Minuten, sinnvoll genutzt, nicht vergeudet.

  • Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    [...] "Ich habe kürzlich auf dem Markt einen hermundurischen Bernsteinhändler getroffen. Da staunst du, was? Ich habe auch gestaunt, dass die wieder hier auftauchen. Der hat mir erzählt, dass sie damit angefangen haben, chattische Händler zu überfallen und ihnen den Bernstein abzunehmen. Ferner, dass ihre Sippen ihre Streitigkeiten beendet haben, einen Anführer gewählt haben und jetzt den Chatten die Salzquellen wieder wegnehmen wollen."


    "Soweit sieht das ja ganz gut aus. Ich will aber, dass das etwas mehr Tempo aufnimmt und habe dem Händler gesagt, dass wir in der nächsten Zeit viel Bernstein sehen wollen und auch fabelhafte Preise machen werden. Auf die Art und Weise ist das Ganze ein 'normales wirtschaftliches Geschäft' und riecht nicht nach römischer Einmischung. Ich muss noch etwas daran arbeiten, um das in trockene Tücher zu bringen. Wenn ich zu Rodewini fahre, kann ich von dir einen Gruß oder eine Nachricht mitnehmen?"


    Witjon schmunzelte. "Nunja, man könnte ja diversen lokalen Kaufleuten Zuschüsse aus der Provinzkasse zukommen lassen, die damit dann quasi verdeckt aus privater Hand die Bernsteinvorkommen aufkaufen. Der Weiterverkauf könnte dann durch die Kaufleute erfolgen, die abzüglich einer bestimmten...nennen wir es 'Aufwandsentschädigung' den Verkaufserlös wieder der Provinz zukommen lassen." Diese kleine heimliche Finanzierungsmöglichkeit hatte Witjon sich gerade aus den Fingern gesaugt. Er hielt sie für gar nicht so übel und hatte natürlich auch die Freya Mercurioque als Partner der Provinz in dieser Angelegenheit im Hinterkopf.
    "Einen Gruß könntest du für mich überbringen, ja. Eine besondere Nachricht...sag einfach, dass es soweit gut läuft. Wie der Sohn seiner Nichte wächst und gedeiht, was ich ihm sonst noch hätte ausrichten lassen, weiß er ja selbst. Erkundige dich einfach, wie es bei den Mattiakern steht und lass mich wissen, wenn Rodewini etwas Ungewöhnliches zu berichten weiß, ja?"

  • Marsus' Überlegungen zur Finanzierung der hermundurischen Störaktionen gefielen mir gut. Natürlich lagen ihm auch die Auswirkungen auf den mogontinischen Markt am Herzen und ich dachte da auch nicht viel anders. Mit einem breiten Lächeln sagte ich: "Ich habe Laelius Cinna und Teutomalius für das Geschäft geködert und sie haben angebissen. Falls die klamm bei Kasse sein sollten, kann ich denen mit Staatsgeld beispringen. Sind die nicht ohnehin Mitglieder bei Freya Mercurioque? Wenn nötig, steige ich zusätzlich auch selber mit Staatsgeld in die Sache ein, einfach um dem Ding noch mehr Schwung zu verpassen. Aber erst mal muss ich mir die Chose von Modestus absegnen lassen".


    Mir war klar, dass wir die Aktivitäten der Hermunduren auf diese Weise nur begrenzt beeinflussen konnten, aber ich war zu dem Schluss gekommen, dass wir jeden Anschein einer Einmischung des Imperiums vermeiden sollten. "Was die Mattiaker angeht, sehe ich für die eigentlich nur eine Beobachterrolle. Sie sind näher dran und kriegen vielleicht das Eine oder Andere mit. Ich denke, es macht Sinn, wenn wir den Austausch von Nachrichte mit ihnen verbessern. Ich fahre dann mal zu Rodewini. Du verstehst, nach außen hin ganz inoffiziell. Auch das müsste von Modestus abgesegnet werden".

  • Verdammte Axt, Domitius hatte bereits zwei Kaufleute involviert. Das schmeckte Witjon natürlich gar nicht, denn er wollte eine Beteiligung der Freya Mercurioque sehen. "Öhm, nicht dass ich wüsste", antwortete er daher zunächst auf Massulas Nachfrage, ob Laelius Cinna und Teutomalius denn Mitglieder im Handelskonsortium seien. Dann schob er aber sogleich nach: "Aber das könnte man ja ändern." Wobei er schmal lächelte und zugleich hoffte, dass der Princeps Praetorii diesen Vorschlag als ernsthafte Möglichkeit in Betracht zog. Immerhin zog Domitius in Erwägung auch die Provinzkasse zu beteiligen falls nötig. Das klang ja schonmal verheißungsvoll.


    "Tu das", bekräftige Witjon dann Massulas Vorhaben eine Reise zu Rodewini zu unternehmen. "Ich schätze aber, der Statthalter dürfte nichts gegen deine Pläne einzuwenden haben. Immerhin ist ihm wohl am ehesten daran gelegen, so wenig wie möglich sichtbar in Germania Magna in Erscheinung zu treten. Römische Aktivitäten jenseits den Rhenus sorgen immer für viel zu viel Aufmerksamkeit. Nicht, dass die Chatten sich letztlich noch provoziert fühlen. Das will sicherlich niemand." Womit schließlich alles Wichtige gesagt wäre, wie Witjon fand.

  • Normalerweise machte sich Modestus nie die Mühe das Officium von Massula aufzusuchen. Früher oder später kam sein Klient immer mit der einen oder anderen Angelgenheit zu ihm, sodass er alles zu diesen Zeitpunkten erledigen konnte, doch heute hatte er irgendwie das Bedürfnis gehabt seinen Klienten in dessen Officium aufzusuchen.


    "Salve, Massula. Hast du etwas Zeit für mich?"


    fragte Modestus schmunzelnd und sah sich erst einmal kurz in dem Officium um. Dann nahm er es sich heraus, sich ungefragt auf einer der Sitzgelegenheiten niederzulassen. Bald würde der Feldzug beginnen. Die Verwaltung der Provinz musste aber trotz seiner Abwesenheit fortgeführt werden. Und genau deswegen war er heute hier.

  • Zitat

    Modestus: "Salve, Massula. Hast du etwas Zeit für mich?"


    Eine ziemliche Überraschung. Meistens kamen die Besucher zur anderen Tür herein und wenn alles gut ging, schleuste ich sie durch die Tür, die jetzt aufgegangen war zu Modestus. Und er war es selbst.


    "Salve, Patron. Zeit? Ich nehm sie mir einfach, wenn so hoher Besuch kommt. Irgendetwas muss dir ja unter den Nägeln brennen, wenn du sogar in mein Officium kommst." Ich stand auf, setzte mich in den anderen Sessel und stellte zwei Becher mit verdünntem Wein auf den Beistelltisch.


    "Seid ihr eigentlich mit der Planung des Feldzugs jetzt durch? Im Ordo Decurionum quälen sie mich schon mit Fragen zur Sicherheit von Mogontiacum".

  • "Ja, das sind wir. Die Hilfstruppen an der Grenze bleiben in der Provinz und in Mogontiacum sowie Argentoratum jeweils fünf Cohorten der Legionen. Die Decuriones brauchen sich also keien Sorgen machen. Zumal neben deinem... Projekt, Duccius Vala auch noch eine Cohorte germanische Söldner anwirbt, sodass weniger Gesocks an der Grenze unterwegs ist, dass uns Probleme machen könnte."


    fasste Modestus noch einmal die Pläne für die Verteidigung der Provinz kurz zusammen. In Mogontiacum konnten die Decurionen wirklich unbesorgt sein. Eher eher die kleinen Städte, die näher an der Grenze waren, könnten vielleicht Probleme kriegen.


    "Es geht um die Verwaltung der Provinz, während meiner Abwesenheit. Titus Statilius Taurus wird zwar als Legatus mein Stellvertreter sein, aber er soll sich vor allem auf das Militär konzentrieren und könnte daher auch in der Provinz unterwegs sein. Ich möchte daher, dass du dich um die etwaigen Verwaltungsangelegenheiten kümmerst. Im Prinzip brauchst du nur dafür zu sorgen, dass alles weiter so läuft wie bisher."

  • Zitat

    Modestus: "Die Decuriones brauchen sich also keien Sorgen machen." ...
    "Ich möchte daher, dass du dich um die etwaigen Verwaltungsangelegenheiten kümmerst. Im Prinzip brauchst du nur dafür zu sorgen, dass alles weiter so läuft wie bisher."


    "Ja, Statilius Taurus hat im Ordo schon die Lage erläutert. Der alte Petronius Crispus hat vorgeschlagen, dass die Civitas auch eine Truppe für die Verteidigung der Stadt aufstellt. Er will eben ganz auf Nummer Sicher gehen. Um die laufenden Angelegenheiten in der Regia werde ich mich kümmern, Patron. Falls Entscheidungen anstehen, die über meinen Horizont hinausgehen, werde ich Statilius Taurus kontaktieren".


    "Ich wünsche dir und allen, die an dem Feldzug teilnehmen, den Segen und den Beistand der Götter".

  • "Sehr gut, ich hatte schon befürchtet, dass die Städte die Kosten solche Truppen aufzustellen scheuen würden."


    sagte Modestus, was bisher auch der Grund gewesen warum er diese Sache den Statilier delegiert hatte. So war machte sich dieser bei den Städten unbeliebt und nicht Modestus. Aber offenbar waren die Städt so verängstigt, dass sie gerne Truppen aufstellten. Umso besser.


    "Der Mann hat eher wenig Ahnung von der Verwaltung, aber wenn du eine Entscheidung nicht verantworten willst, dann kannst du dich auf jeden Fall an ihn wenden. Ich danke dir auf jeden Fall für deine Wünsche und ich hoffe bald wieder nach Germania zurückkehren zu können."


    sagte Modestus und schmunzelte als er die Sache mit der Verantwortung erwähnte. Manchmal konnte eine Entscheidung schwerwiegende Folgen tragen, da lies man lieber jemand anderen die Entscheidung fällen, auch wenn man ihm selbst die Optionen präsentierte. Und das waren wohl auch die einzigen Sachen, wegen denen sein Klient sich an den Statilier wenden musste. Der Mann war Militär. Den einzigen Erfahrungen des Mannes in der Verwaltung waren die obligatorischen Ämter im Cursus Honorum gewesen. Dann erhob sich Modestus, verabschiedete sich aber noch nicht, falls sein Klient noch eine letzte Rückfrage hatte.

  • Zitat

    Modestus: "Der Mann hat eher wenig Ahnung von der Verwaltung, aber wenn du eine Entscheidung nicht verantworten willst, dann kannst du dich auf jeden Fall an ihn wenden. Ich danke dir auf jeden Fall für deine Wünsche und ich hoffe bald wieder nach Germania zurückkehren zu können."


    "Na gut, dann werde ich ihn nicht mit dem bürokratischen Kram behelligen. Oder ich entscheide selbst und lass es ihn absegnen, wenn's der Form halber schöner aussieht."


    Da fiel mir noch etwas ein: "Bleiben eigentlich einige Pedites Singulares hier oder nimmst du alle mit? Andernfalls müsste ich irgendjemand organisieren, der an der Porta steht. Und wie sieht es mit Kurieren aus? Kann ich da auf den militärischen Kurierdienst zurückgreifen?"

  • "Die Leibwache kommt geschlossen mit nach Süden. Aber Statilius Taurus weiß davon und er will zwei Centurien für die Regia abstellen. Was die Kuriere angeht, nur zu. Nimm und nutze was du brauchst."


    antwortete Modestus auf die Fragen des Domitiers und sah den Mann vor ihm genau an. Er musterte ihn noch einmal genau und prägte sich das Gesicht gut ein. Er wollte sehen, wie er sich in den kommenden Monaten verändern würde.


    "Vale, Faustus Domitius Massula. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder."

  • Zitat

    Modestus: "Vale, Faustus Domitius Massula. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder."


    Er hatte sein Aufgabe, ich die Meine. Wir mussten jetzt unabhängig voneinander mit der Sache fertig werden.


    "Patron, ich verlass mich darauf, dass ich dich wiedersehe. Also gib Obacht. Vale."

  • Die Wache hatte ihn anstandslos eingelassen, sodass Crispus direkt zum Officium des Princeps Praetorii ging. Dort wartete Massula bereits, was alles noch einfacher machte - ohne große Probleme ging es so gleich weiter zum Legatus. Wenn auch nicht dem Augusti pro Praetore, sondern eher dem Seditiosorum pro Legato - aber naja, so hatte sich das Rad der Fortuna eben gedreht...


    "Wunderbar!"


    kommentierte er deshalb und folgte dem Domitier.

  • Nachdem Crispus beim Legatus gewesen war, kehrte er zum Officium des Princeps Praetorii zurück, um dort die Formalia zu klären. Fast hatte er die Bürokratie vergessen, deren Teil er als Optio Tabellarii ehemals selbst gewesen war.


    "Domitius, der Legatus meinte, du könntest mir eine Vollmacht in seinem Namen ausstellen, dass wir Ausrüstung für zwei Centuriae aus dem Fundus der Legio II bekommen. Und den Campus für die Ausbildung nutzen dürfen..."


    begann er direkt, als er eingetreten war.

  • Zitat

    Crispus: "Domitius, der Legatus meinte, du könntest mir eine Vollmacht in seinem Namen ausstellen, dass wir Ausrüstung für zwei Centuriae aus dem Fundus der Legio II bekommen. Und den Campus für die Ausbildung nutzen dürfen...
    ... Domitius? "


    Ich schreckte hoch. Auf einmal stand Crispus in meinem Officium. Ich musste schwer in Gedanken versunken gewesen sein, um nicht geradeheraus zu sagen, dass ich etwas eingenickt war ...


    "Ah, Petronius Crispus. Entschuldige, ich war grade ganz woanders. Eine Vollmacht? Na, setz dich erst Mal. Ausrüstung für zwei Centuriae aus dem Fundus, Campus für die Ausbildung. Ein Momentchen".


    Ich ging zur Tür zum Officium der Scribae: "Euphorbus, mach doch mal eine Vollmacht für Petronius Crispus fertig. Im Namen des Legatus wird M. Petronius Crispus ermächtigt, auf den Fundus der Legio II zuzugreifen, um die Milizen von Mogontiacum auszurüsten. Ferner darf er den Campus der Legio II für die Ausbildung in Anspruch nehmen. Und, und und ..."


    Euphorbus usselte an sein Pult und begann zu kritzeln. Nach einer Weile kam er zu uns herein und legte sein Werk vor.



    AUCTORITAS
    In Nomine Legati Augusti pro Praetore
    Provinciae Germaniae Superioris



    Marcus Petronius Crispus wird hiermit ermächtigt, die Männer der Miliz zur Verteidigung der Civitas Mogontiacensis mit mit Waffen und Ausrüstung aus dem Fundus der Legio Secunda auszustatten.


    Ferner wird er ermächtigt, den Campus der Legio Secunda zur Ausbildung und für Übungen der Miliz zu nutzen.


    Im Auftrag
    [Blockierte Grafik: http://img638.imageshack.us/img638/8418/siegeldom.png]


    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/7787/signaturqk.png]
    F. Domitius Massula
    Princeps Praetorii | Provincia Germania Superior


    Ich unterschrieb und siegelte.

  • Massula war scheinbar auch nicht mehr ganz so jugendlich - das Einschlafen am Arbeitsplatz war doch eher eine Sache älterer Semester, wenn er da an seine Zeit in der Legionsverwaltung dachte. Dort hatten so manche Evocati gearbeitet, die für den Kriegsdienst eigentlich nicht mehr taugten - aber ihre Erfahrung war an vielen Stellen eben unersetzlich.


    Schließlich hatte er das ersehnte Schriftstück in der Hand und bedankte sich.


    "Danke, dann mach' ich mich mal an die Arbeit."


    Damit grüßte er militärisch und verließ das Officium.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!