Cubiculum | M. Decimus Meridius

  • Ihre Frage holte ihn aus seinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Mit einem Lächeln blickte er sie an, stellte den Becher ab, den er in der Hand geschwenkt hatte und nahm ein Stück von der Pastete. Der Koch hatte wirklich mal wieder eine vorzügliche Arbeit getan. Sie kam ihm etwas salzig vor, für seinen Geschmack, aber es war dennoch gut.


    "Ich dachte gerade an unsere Hochzeit..."


    antwortete er und nahm einen weiteren Bissen.


    "Wir sollten den nächsten Termin nehmen, der möglich ist.
    Was meinst Du? Leider hatte es sich ja verzögert."

  • "Hmm, wäre es nicht eigentlich mein Part darüber in Tagträumereien zu verfallen?"


    meinte sie mit einem Augenzwinkern.


    "Aber ich bin deiner Meinung. Was hälst du vom ANTE DIEM III NON IUN DCCCLVI A.U.C. (3.6.2006/103 n.Chr.)?"


    Nachdenklich strich sie mit der Hand über ihre Tunika.


    "Ich hoffe es ist das letzte Mal das wir einen Termin festlegen."

  • Meridius schmunzelte.


    "Ich könnte mit dem Termin leben, wenn nicht meine Inspektionsreise durch Germanien dazwischen kommt."


    Nachdenklich nahm er ein weiters Stück Pastete in die Hand.


    "Ansonsten leben wir eben so lange zusammen, bis es rechtlich gültig ist. Dann hätte sich das Thema auch erledigt..."

  • "Deren Termin du noch nicht kennst?"


    Ein großes Fest war für sie ohnehin nicht das wichtigste. Außerdem hatte sie es schon einmal erlebt.


    " Das ununterbrochen zusammenleben, sollte dann allerdings etwas einfacher sein als bisher..."

  • Meridius lachte.


    "In der Tat. Viel hatte ich in den vergangenen Monaten nicht von Dir. Manchmal dachte ich schon, dass die Zeit vorher noch einfach war. Dich in der Erinnerung zu wissen. Aber nicht mehrere hundert Meilen entfernt, erreichbar und doch nicht..."


    Er schluckte den letzten Bissen hinunter und reinigte dann seine Hände in einer kleinen Schale Wasser.

  • "Ich bin sicher, dass die Zeit vorher einfacher war, schließlich war ich nach all den Jahren nur eine Erinnerung an die du vielleicht ab und zu gedacht hast, noch dazu eine in der ich immer noch 17 war."


    Die Vorstellung belustigte sie.


    "Mir viel es in der letzten Zeit schwerer, auch wenn du davor nicht nur eine Erinnerung warst..."


    Sie stellte ihren Becher zurück auf den Tisch.

  • Meridius wirkte nachdenklich. Die Erinnerungen... Die Vergangenheit... Sie beide hatten viel erlebt, und die Tatsache, dass sie vor ihm saß und er eine zweite Chance bekommen hatte, war nicht selbstverständlich.


    "Ich bin fertig. Ich bekomm keinen Bissen mehr runter."


    Er legte demonstrativ seine Hand auf seinen Bauch und lächelte.

  • Sie selbst hatte eigentlich auch keinen Appetit mehr, aber da sie bis jetzt ziemlich wenig gegessen hatte, nahm sie sich vor zumindest noch ein paar Bissen zu essen, sonst würde sie nachher Hunger bekommen.


    "Lass mich raten, du bist jetzt so satt das du den Rest des abends einfach nur ruhig verbringen willst?"


    Sie schaute ihn bewusst nicht an als sie die Frage stellte.

  • Er beobachtete sie, während sie aß und antwortete nicht sofort auf ihre Frage. Erst nach einem Moment der Ruhe in dem Raum, der ihr unendlich vorkommen musste und der unweigerlich dazu führte, dass sie doch aufsah, sagte er:


    "Mach Dir um mich keine Gedanken. Du bist es, die eine lange Reise hinter sich hat und Du wirst sicher müde sein. Wenn Du es möchtest kann ich Dich noch in Dein Cubiculum begleiten. Ich werde noch ein wenig arbeiten müssen..."

  • Sie mochte diese unangehme Stille nicht, so dass sie aufsah um zu erfahren, was der Grund dafür war. Auch wenn sie feststellen musste, das es nur darum ging ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.


    "Ja, ich hatte bevor ich hierher kam befürchtet, ich könnte womöglich einschlafen...


    Meinte sie nicht ganz ernst.


    "Den Weg zu meinem Cubiculum werde ich zwar auch allein finden, aber es wäre trotzdem schön wenn du mit kommst."

  • "Ich werde Dich gerne begleiten."


    antwortete Meridius und beobachtete wie sie aß. Sie hatte eine elagnte Art, und ihre schlanken Finger faszinierten ihn heute immer noch wie am ersten Tag.


    "Es macht Spaß Dir zuzusehen."


    sagte er schließlich und griff erneut nach dem Becher Wein.

  • "Dabei zuzusehen wie ich esse?"


    Überrascht hielt sie inne und lächelte scheu. Ihr Verhalten erschien ihr nur normal und natürlich. Bei den letzten paar Bissen achtete sie viel bewusster als sonst darauf wie sie sich verhielt.


    "Zum Glück bin ich fertig, dieses Wissen irritiert mich doch etwas."

  • Meridius schmunzelte.


    "Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen. War ich nicht in meiner Jugend ebenso bekloppt und starrte Dich unentwegt an, egal wo wir waren, egal was wir taten?"


    Er lächelte bei der Erinnerung.


    "Nunja, damals fiel es mir nicht auf. Erst im Nachhinein und aus den Erzählungen der Anderen ist es mir bewusst geworden. Ich hoffe jedenfalls, dass es Dir nicht unangenehm ist."

  • Sie ließ sich ein wenig Zeit bis sie antwortete. Er hatte schöne Erinnerungen bei ihr geweckt und sie fühlte sich so wie damals.


    "Nein es ist mir nicht unangenehm, damals war es das auch nicht. Ich war ehrlich gesagt sehr glücklich, dass du dich offenbar so für mich interessiertest.Was mich eher irritiert hat war die Frage was dir daran wie ich esse so gefallen könnte..."

  • "Und auf diese Frage gebe ich Dir vorläufig auch keine Antwort..."


    Meridus zwinkerte ihr zu. ;)
    Dann erhob er sich und reichte ihr seine Hand.


    "Gehen wir noch ein paar Schritte ehe ich Dich auf Dein Zimmer bringe?"


    Ihre Augen sahen ihn an und er bewunderte aufs Neue ihren Glanz.
    Und diese bodenlose Tiefe, diese endlose Weite in ihrem Blick.


    "Es ist ein lauer Abend..."

  • "Wenn deine Arbeit nicht allzu dringend auf dich wartet. Ja."


    Sie griff nach der angebotenen Hand, die warm und beruhigend war und stand ebenfalls auf.


    "Du meinst also ich werde nicht frieren?"


    Jetzt nach dem längeren Sitzen merkte sie doch, dass sie den Hauptteil des Tages in einer Kutsche verbracht hatte.

  • "Mit Sicherheit nicht."


    Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Der Duft ihres Haars tat ihm ungemein gut.


    "Wir sind zwar in Germanien und man kann es nicht mit Hispania vergleichen, doch im Sommer können auch hier die Abende angenehm sein. Du wirst schon sehen..."


    Er wies ihr mit einer Handbewegung den Weg zur Türe.

  • Sie mochte die vertraute Geste und genoß seine Nähe.


    "Scheinbar bin ich genau zur richtigen Jahreszeit hierher gekommen..."


    Nachdem er sie frei gegeben hatte, verließ sie das Zimmer wartete aber im Gang auf ihn.

  • "Was abendliche Spaziergänge betrifft schon..."


    Meridius begleitete sie und gemeinsam machten sie sich auf einen kleinen Spaziergang. Sie plauderten noch über dieses und jenes, tauschten Gedanken aus. Dann brachte er seine Verlobte auf ihr Zimmer und kehrt wenig später wieder zurück, nur um dann erneut in sein Schreibzimmer zu verschwinden. Es galt eine Hochzeit zu organisieren. Die ewige Aufschieberei sollte nun ein Ende haben.

  • Meridius betrat sein Zimmer, entledigte sich seiner Tunika und warf diese in eine Ecke. An einer Schale mit Wasser wusch er sich, trocknete sich dann ab und begab sich zu Bett. In Gedanken ließ er noch einmal Revue passieren, wie er vor wenigen Momenten Iulia geliebt hatte. Ihre warme Haut, ihr Atem, die rythmischen Bewegungen ihrer Hüften, ihre Fingernägel in seinen Pobacken und Schultern. Ihr schweres Keuchen, ihr Stöhnen und wie sie ihn ansah. Es waren Bilder, die ihm nachgingen. Iulia war eine liebe Frau. In der Tat. Und eine sittsame Gattin. Eine gute Kameradin. Auch wenn die leidenschaftlichen Momente ihrer Jugendzeit vergangen waren und in dieser Ehe immer seltener wurden, bereute er nicht, dass er sie geheiratet hatte.


    Befriedigt schlief er wenig später ein.

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