Gespräch mit dem Praefectus Classis Lucius Annaeus Florus

Ich wurde in diesen Raum geleitet, der zwar wunderschön bemalt war mit Szenen des Nil, doch es war ein ziemlich warmer Frühlingstag und ich hatte schon lange nichts mehr getrunken und daher blickte ich mich nach Erfrischungen um, doch konnte nichts sehen.

Salve Patronus! Es ist schön, dass wir uns wieder sehen können, nachdem ich krankheitsbedingt deine Ankunft verpasst habe.

Ich nahm kurz die kniende Stellung ein, welche die Tradition von einem Klienten verlangte, welcher seinen Patronus begrüsst, erhob mich dann aber gleich wieder, immerhin war ich ja ein hoher und hochdekorierter Offizier, nicht ein kleiner Kaufmann.

Etwas zu trinken wäre sehr schön, ich habe den ganzen Tag bisher nur geredet und zugehört, da wird man durstig.

Ich danke der Nachfrage. Soweit ich weiss, und das ist natürlich schon eine Weile her, ist sie gut in Mantua angekommen. Ich hoffe irgendwann bald auch einmal wieder in die Heimat reisen zu können.

Doch es wäre nicht schlecht, zuerst die Geschäfte zu regeln. Albata oder Classis, beides soll mir Recht sein. Gekommen bin ich eigentlich wegen deiner Aufforderung zum Thema Albata.

Ich nahm Platz und nahm mir einen Becher Wein. Genüsslich schlürfte ich einige Schluck herunter bevor ich antwortete.

Nun, die Albata, ach das ist so eine Geschichte! Nachdem der Kaiser beschlossen hatte, die Factiones nur noch als Rennställe zuzulassen, da passierte alles, was man sich als Pater Factionis nicht wünscht. Erst verschwanden die Mitglieder und dann auch noch die Fahrer. Soweit ich weiss steht uns nur noch der Fahrer des Königs von Tylus zur Verfügung und der hat in den römischen Arenen keine Chance.

Was ich also brauchen würde, wäre erstens ein guter Fahrer mit einem guten Gespann und zweitens mindestens 2 aktive Mitstreiter, welche bei den Rennen und im Training dabei sind und die Factio am Leben erhalten.

Nun, ich danke dir herzlich, doch scheinst du noch nicht ganz verstanden zu haben, wo das Problem liegt. Es ist nicht das Geld, davon habe ich genug, und auch nicht die Pferde, denn edle und schnelle Pferde erhalte ich kostenlos aus Tylus, da habe ich Beziehungen. Nein, mein Problem ist, dass ich nicht ohne die Classis zu vernachlässigen in diesem Moment einen Rennstall aufziehen und organisieren kann. Ich habe nicht die Zeit und Kraft, jetzt gerade beides zu tun, vorallem nicht, da ich dazu nach Italia reisen müsste.

Das erscheint mir absolut unmöglich im Moment.

Ja, das wäre es sicher, doch müsste ich dazu erst einmal nach Roma reisen um die Factio offiziell zu gründen, mich als Pater Factionis eintragen zu lassen, die Bauten im Hauptsitz der Factio, Mantua, einzuweihen und den Verwalter einzustellen.

Doch gerade jetzt ist dies unmöglich, wo soviel Arbeit hier auf uns wartet.

Wie dem auch sei, ich finde im Moment die Zeit nicht. Die Classis kämpft noch immer mit akuter Unterbesetzung. Wie sollen da die ganzen Transporte plus die Hilfe nach Raetien schnell erledigt werden, wenn ich meine Kraft auch noch verteile?

Wir hatten soeben Besuch von Abgesandten der Legiones II und IX. Beide wollten in erster Linie einmal nachfragen, ob wir in den nächsten Tagen Lieferungen an dringend benötigten frischen Nahrungmitteln zu ihren Lagern bringen könnten. Ausserdem steht eben die Hilfe für Raetia an.

Dann hatten wir schon mit deinem Vorgänger, Macer, abgesprochen dass wir das Hilfegesuch der Classis Britannica annehmen sollten. Diese ist nicht in der Lage die Sicherheit unserer Konvois ausserhalb der Rhenusmündung zu garantieren, da ihnen die hochseetauglichen Schiffe fehlen. Da wir diese haben, werden wir in den nächsten Wochen einen Konvoi begleiten und die Angreiffer, welche im letzten Jahr viele Konvois überfallen hatten, zur Strecke bringen.

Ausserdem stehen gemeinsame Manöver mit den Legiones II und IX an. Die Legionen wollen das Verschieben auf Flüssen vermehrt nutzen und dafür brauchen sie natürlich uns. Und wir sollten unsere Grenzschutzfunktion wieder sehr ernst nehmen und dafür benötigen wir die Vergleichsmöglichkeit mit der Legio.

Und das alles mit weniger als der absolut notwendigen Sollstärke. Dazu fehlen uns momentan fast 40 Mann!

Nachdem ich diese Äusserung fertig hatte, wollte ich Luft holen, doch aus irgendeinem Grund ging das nicht. Ich japste, hustete, doch es half nichts.

Ich sank in mir zusammen und wusste nicht mehr, was geschah.

Ein Medicus wurde sofort geholt und kümmerte sich um den Praefectus. Dieser war jedoch so völlig weggetreten, dass er weder zu Bewusstsein kam, noch etwas spürte oder merkte.

Aus diesem Grund wurde er in ein eigenes Zimmer gelegt, wo sich die Ärzte um ihn kümmerten, bis es ihm eines Tages wieder besser ging und er erwachte. Natürlich musste er erst noch einige Tage unter Beobachtung bleiben und auch Kräfte sammeln, doch eines schönen Tages war er wieder gesund und trat aus dem Zimmer, um seiner Verpflichtung bei der Stabsbesprechung des Legatus Augusti nachzukommen.