• Es war ein schöner Tag, als Meridius mit dem jungen Mann in den Garten trat, welcher sich für den Posten des Vilicus beworben hatte. Zunächst einmal musste er einiges über die Person erfahren, dann einschätzen, ob er dem Mann vertrauen konnte und ihm klar machen, was alles an Arbeit auf ihn zukommen würde. Und das würde nicht wenig sein. Wenn er dann immer noch willens war, die Arbeit zu machen, dann konnte man sich einig werden. Vorher nicht.


    "Das wäre also der Garten."


    sprach er und blieb ersteinmal stehen, ehe sie dem Wandelgang des Peristyliums folgen würden.


    "Wie war nochmal Dein Name?"


    Er hatte ihn an der Türe nicht genannt.

  • "Ein außenordentlich schöner Garten, Senator."


    Drusus bewunderte kurz die schöne Gartenanlage und wandte sich dann wieder dem Senator und hoffentlich baldigem Arbeitgeber zu.


    "Oh, Verzeih mir, dass ich mir noch nicht vorstellte, Senator. Decimus Drusus, Peregrinus."


    Er nannte sicherheitshalber seinen Stand, damit der Senator nicht auf die Idee kam, dass er mit ihm verwandt war.

  • Meridius nickte. Er war also Peregrinus.


    "Aus welcher Gegend kommst Du?
    Was macht Deine Familie und wie war Dein bisheriger Werdegang?"


    Er war wahrhaft interessiert.


    Die beiden Männer setzten sich langsam in Bewegung und schlenderten ein wenig im Schatten des Säulenganges.

  • Drusus war immer noch ein wenig nervös, begann dann aber zu erzählen.


    "Meine Familie betreibt einen kleinen Betrieb, in dem Wein hergestellt und über das Mare Internum in alle möglichen Bereiche des Imperiums exportiert wird. Einst lebte ich mit meiner Familie in Syrien, aber schon vor geraumer Zeit zog es meinen Vater in die Gegend des Gibraltar. Ich half ihm beim Aufbau eines kleinen Ablegers des Betriebes. Der Hauptbetrieb wird noch immer von meinem Onkel in der Nähe von Damascus betrieben. Nachdem meine Eltern bei einem Überfall getötet wurden, es ereignete sich übrigens während dem Aufstand in Hispania, nahm ich an einigen Kursen teil, die sich der Landwirtschaft widmeten. Ich habe schon zwischenzeitlich mein Geld als Aushilfs-Vilicus verdient, auf einem kleinen Gut. Nun wurde dieses Gut allerdings aus finanziellen Gründen aufgelöst und ich las deine Anzeige in der Acta Diurna, Senator."

  • Er hatte seine Eltern bei dem Aufstand in Hispania verloren. Meridius blieb einen Moment stehen.


    "Das mit Deinen Eltern tut mir leid."


    Dann gingen sie weiter.


    "Wie ist der Weinbau in Hispania vorran gegangen? Gute Weinstöcke brauchen sehr lange bis sie eine ordentliche Ernte abwerfen. Oder habt ihr die Stöcke in Syrien ausgegraben? Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sie die Reise überleben würden... Es sind sicher iberische Sorten, die Du jetzt anbaust."

  • Drusus trauerte nur um seine Mutter. Einmal im Jahr ritt er normalerweise zu ihrem Grab am Gibraltar. Zu seinem Vater, oder eher Stief-Vater, hatte er kein gutes Verhältnis gehabt.


    "Mein Vater hat von einem dort ansässigen Bauern Weinstöcke aufgekauft. So ernteten wir schon im ersten Jahr."

  • Meridius verstand.


    "Erzähl mir über Deine Arbeit auf diesem kleinen Gut? Was hast Du dort alles tun müssen? Wie sah Deine Arbeit aus? Wem hat das Gut gehört? Was wurde alles angebaut?"


    Er musste sich bremsen, dass er nicht zu viele Fragen stellte und tat es dann doch.


    "Hast Du Dich mit etwas speziellem beschäftigt. Bücher über die Landwirtschaft gelesen? Oder über die Zucht von Tieren?"


    Sie erreichten das eine Ende des Wandelgangs und bogen ab.

  • "Meine Arbeit lag größtenteils im Verwaltungsbereich. Ich habe nicht die Feldarbeit erlernt. Mein Vater hatte nicht die nötige Bildung im Rechnungswesen, die ich erhalten hatte. Ich führte die Buchhaltung und handelte Verträge mit Abnehmern und Lieferanten von größeren Mengen aus. Auch für das Verkaufen der Ware auf dem örtlichen Markt, dort wurde allerdings nur ein kleiner Teil verkauft, war ich verantwortlich. Ich bin viel gereist und habe Transporte der Ware begleitet. Mein Vater hat sich um die Koordination der Feldarbeiter gekümmert. Seine Fähigkeiten lagen in der Landwirtschaft. Er baute ausschließlich Wein an. Wir hielten uns allerdings ein wenig Vieh für den Fleischbedarf."


    Drusus machte eine kurze Pause und atmete tief durch.


    "Das Gut wurde vorerst gepachtet, später von meinem Vater aufgekauft. Die Geschäfte liefen gut, aber nach dem Tod meiner Eltern, stellte sich heraus, dass mein Vater das Gut meinem Onkel, zu dem ich kein gutes Verhältnis habe, vererbt hatte. Ich verließ das Landleben und zog nach Tarraco. Mit dem Geld was meine Mutter mir verebte mietete ich mir eine Wohnung in einer Insula und lebte einige Zeit davon bis ich Arbeit fand."


    Sie erreichten eine Biegung und hielten kurz an.




    "Natürlich habe ich das Buch von Cato 'über die Landwirtschaft' gelesen. Auch einige andere Lektüren."

  • Der junge Mann hatte einiges erlebt, schien gebildet und redegewandt. Alles Pluspunkte auf der imaginären Liste, die sich Meridius im Laufe des Gespräches in seinem Gedächtnis erstellt hatte. Hinzu kam, und das war fast ebenso wichtig, dass der junge Drusus weit herumgekommen war in seinem Leben. Aus Syrien stammend sprach er mit Sicherheit die griechische Sprache. Da er lange in Hispania und in Tarraco gelebt hatte, kam er wohl auch mit dem iberisch-keltischen zurecht und so eben unterhielten sie sich auf Latein. Fehlte nur noch, dass er durch einen etwaigen Kontakt zu der großen jüdischen Gemeinde in Tarraco Hebräisch konnte. Aber das wäre mit Sicherheit zu viel gewesen...


    "Es freut mich, dass Du Cato erwähnst."


    Er dachte einen Moment nach.


    "Du hast Dich sicher mit den Anforderungen vertraut gemacht, die auf Dich zukommen werden..."

  • Cato. Ja. Er hatte ein großes Werk über die Landwirtschaft geschrieben.


    "Ich las in deiner Anzeige, dass es um die Verwaltung von fünf Betrieben in Hispania geht."


    Er machte eine kurze Pause.


    "Während der Reise, die unter anderem eine längere Schifffahrt beinhaltet hat, habe ich mich außerdem grob mit den drei Branchen beschäftigt, mit denen ich noch nicht vertraut bin. Ich denke, dass ich noch weitere Lektüren über das Backen von Brot, den Anbau von Getreide und das züchten von Pferden lesen werde, sollte ich angestellt werden. Da ich eben in diesen Gebieten nicht sehr gut bin, würde ich gerne wissen ob du Fachpersonal angestellt hast, die sich auf diese Arbeiten verstehen, Senator? Sicher kann man jedem x-beliebigen Sklaven sagen, dass er das und das machen soll, aber wirklich gut wird die Arbeit von Sklaven meistens doch, wenn es um etwas anderes als Feldarbeit geht. Ich frage dich also, ob du auch freie Angestellt anstellst, die ein festes Gehalt beziehen?"

  • "Ich lasse meine Betriebe bisher von einem meiner Klienten verwalten. Von Decimianus Verus. Du erkennst schon am Namen, dass er vormals ein Sklave in meinem Besitz war. Ich ließ ihn frei und er ist ein recht fähiger Verwalter. Ich weiß nicht, ob er nur Sklaven oder Angestellte verwendet, darüber kann ich Dir leider keine Auskunft geben."


    Meridius blieb stehen.


    "Wichtig ist auch nicht so sehr, dass Du dich in allen Einzelheiten auskennst. Wichtig ist, dass Du Betriebe erfolgreich führst und die richtigen Leute findest, die die Arbeit machen."

  • Drusus blieb ebenfalls stehen. Aufmerksam hörte er dem Senator zu.


    "Da es sich um sehr ähnliche Aufgaben handelt, wie ich sie schonmal ausgeübt habe, denke ich, dass ich das schaffen werde."

  • Dieser Drusus schien in der Tat den Eindruck zu machen, dass er für die Aufgabe geeignet wäre. Nach seinen Aussagen brachte er genügend Erfahrung mit, Interesse hatte er auch und er stand hier in diesem Garten und bot seine Arbeitskraft an. Nungut, fünfhundert Sesterzen waren auch ein Vermögen ... Meridius schmunzelte.


    Dann setzten sie sich wieder in Bewegung.


    "Dass will ich Dir gerne glauben."


    Und dann erläuerte er ihm noch dies und jenes, sprach über Verantwortung und Disziplin, die Anforderungen, welche er stellte und dergleichen mehr.


    Sim-Off:

    --> PN

  • Die beiden gingen langsam weiter und redeten noch über dieses und jenes.


    "Senator, wenn ich Bürger oder Peregrini auf dem Gut einstellte, vorrausgesetzt ich werde dein Vilicus, bis zu welchem Gehaltslimit darf ich gehen? Und wie ist es mit dem Aufkaufen oder mieten von Sklaven?"

  • Die Fragen waren in der Tat berechtigt. Meridius dachte einen Moment nach und überschlug im Kopf seine Einnahmen, und auch gleich die Ausgaben, wenn er schon dabei war. Komischerweise dachte er dabei gleich an Iulia... :D fasste sich dann aber schnell wieder und fand zum eigentlichen Thema zurück.


    "Sklaven anmieten dürfte eigentlich kaum nötig sein, schließlich befinden sich weit mehr als zwanzig in meinem Besitz. Und diese sind ausgesuchte Arbeitskräfte. Sollte dennoch mal ein Sklave zu finden sein der ein ausgezeichneter Facharbeiter ist, so kann er natürlich von Dir angemietet werden."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Sagen wir einhundert Sesterzen. Aber Du solltest nicht gleich mit dem Maximalpreis anfangen. In Zweifelsfällen, wenn einer teurer wird, aber ein wirklich guter Facharbeiter ist, kontaktiere mich einfach. Wir können dann sicher auch einmal auf zweihundert Sesterzen gehen. Doch wie gesagt, Facharbeiter. Tagelöhner und Handlanger verdienen weit darunter. Auf dem freien Markt nicht mehr als zehn Sesterzen in der Woche. Wenn sie bei mir das doppelte bekommen, können sie froh sein."


    So wie Meridius mit dem jungen Drusus sprach, hatte er sich im Grunde schon entschlossen.

  • "Du hast Dich gut verkauft."


    antwortete Meridius und lächelte.


    "Ich werde Dich einstellen. Entlassen kann ich Dich ja immer noch, falls sich zeigen sollte, dass ich mich in Dir getäuscht habe. Aber davon gehe ich nicht aus."


    Meridius blieb erneut stehen.


    "Hast Du noch Fragen, zu Deinem neuen Arbeitsplatz?"

  • "Das freut mich zu hören."


    Drusus lächelte ebenfalls.


    "Ja, wann soll ich nach Hispania aufbrechen und gibst du mir ein Schreiben mit, dass meine Einstellung bestätigt, Senator? Nicht das die Arbeiter auf deinem Landgut denken, dass ich nur ein Betrüger bin." ;)

  • Meridius lächelte.


    "Keine Angst ich hatte an alles gedacht. Auch wenn ich mir einen Verwalter halte, heißt das nicht, dass ich nicht in der Lage wäre, die Dinge selbst zu regeln. Einzig die Strecke ist etwas weit um selbst jeden Tag danach zu sehen..."


    Sie setzten sich wieder in Bewegung.


    "Ich werde ein Schreiben aufsetzen, mit welchem ich Verus Bescheid gebe, dass Du jetzt der neue Verwalter der Landgüter bist. Gleichzeitig wird er hierher nach Mogontiacum kommen. Ich brauche ihn hier. Falls Du also von ihm noch eine Einweisung erhalten möchtest, müsste dies zügig gehen."

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