• Dierna, die der Wache gefolgt war, wartete nun in dem Audienzraum und setzte sich auf einen Stuhl. Sorgfältig legte sie ihre Hände in den Schoß und tastete rasch mit ihrer Hand an ihre Brust, ob alles noch so saß, wie es sitzen sollte. Dann wartete sie auf den Legaten.

  • Meridius betrat wenig später den Raum, nachdem er sich in seinem Officium hatte frei machen können. Er wusste zwar nicht genau, wieviel diese Iustina wusste, und ob es wirklich um eine seiner Sklavinnen ging, doch er hoffte, dass sie vielleicht etwas über die entführte Ilaria erzählen konnte. Vielleicht hatte jemand die Sklavin gesehen...


    "Salve, Iustina."


    Er grüßte und trat näher, ging um den Tisch herum, nahm Platz und forderte sie gleichfalls auf, doch an dem Tisch, ihm gegenüber Platz zu nehmen.

  • Sie betrachtete den Mann, der durch die Tür getreten war, aus aufmerksamen Augen. Das war er also, jener Mann, den sie töten sollte. Und er kam alleine. Immerhin hatte er genug Courage, um einer 'unbewaffneten' und 'harmlosen' Frau ohne Begleitung entgegen treten zu können. "Salve Legatus." erwiderte sie mit freundlicher Stimme und leistete seiner Aufforderungen Gehör. Sie stand auf und setzte sich gegenüber den Meridius wieder hin. "Illaria, nicht wahr?" fragte sie mit ruhiger Stimme.

  • Meridius lehnte sich leicht zurück. Ilaria, hatte sie gesagt. Folglich wusste sie also um was es ging. Vermutlich hatte sie die Sklavin gesehen, wenn nicht sogar gesprochen. Er wollte gerade antworten, als ihm noch ein anderer Gedanke in den Sinn schoß. Was, wenn diese Iustina eine Botschaft von den Entführern hatte?


    "Woher kennst Du diesen Namen?"


    Er sah sie fragend an.

  • Sie zuckte die Schultern. "Ich habe ihn aufgeschnappt. Die Botschaft von einer verschwundenen Sklavin des Legaten zieht sich immerhin durch die Lande und hat auch vor mir keinen Halt gemacht." sagte sie mit einem katzenhaften Läheln. Sie wusste nicht, wielange sie dieses Gespräch laufen lassen sollte und wieviel sie sagen sollte, doch Spaß machte es ihr allemal. "Sie ist entführt worden, nicht wahr?"

  • Meridius hatte sich hier eingefunden, weil er hoffte, diese Iustina könnte etwas über Ilaria wissen. So wie es schien, wusste sie jedoch nichts und machte sich nur wichtig.


    "Weißt Du jetzt etwas, oder weißt Du nichts? Ich habe viel zu tun und meine Zeit ist spärlich. Wenn es keinen konkreten Anlass gibt, warum Du hier bist, solltest Du wieder gehen."


    Er erhob sich.

  • In ihren Augen blitzte für einen Moment etwas auf und auch sie erhob sich wieder. Mit einer Hand stützte sie sich auf der Fläche des Schreibtisches ab und musterte ihn. "Ich weiß recht viel über die Kleine. Zum Beispiel die Namen ihrer Entführer und auch wo sie sich befindet. Doch alle Informationen haben ihren Preis, Legat." sagte sie in raschen und selbstsicheren Worten. "Meine Zeit ist mir selbst nämlich auch zu kostbar und vor Allem zu teuer um sie zu verschwenden." sagte sie knapp und lächelte. In ihrem Lächeln lag etwas höhnisches und herausforderndes.

  • Meridius zog eine Augenbraue nach oben. Die Frau trat relativ selbstsicher und provozierend auf. Das nette Äussere konnte ihn nicht darüber hinweg täuschen, dass sie gefährlich sein konnte. Instinktiv beobachtete er sie etwas genauer. Etwas gefiel ihm nicht.


    "Nun gut. Erst die Informationen, dann das Geld. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Informationen etwas wert sind, erhälst Du von mir einhundert Sesterzen. Ist die Sklavin dann wieder gefunden und wieder in meinem Besitz lege ich nocheinmal eintausend Sesterzen drauf."

  • Dierna's Gedanken arbeiteten fieberhaft. Wie würde sie sich ihm nun am Besten nähern können? Die hundert Sesterzen würde sie gut gebrauchen können, aber wenn sie an das damit verbundene Risiko dachte... Das Geld was sie von ihren Auftraggebern geboten bekommen hatte, würde sie ihr Leben lang ernähren können. Sie stieß sich von dem Tisch ab und näherte sich ihm langsam. "Ich habe mir eine etwas andere Art der Bezahlung vorgestellt, Legat." sagte sie mit warmer Stimme und anzüglichem Lächeln.

  • Meridius hatte kein Interesse. Auch wenn er Iulia schon lange nicht mehr gesehen hatte, war er als Soldat, was solche Verführungsversuche betraf, doch relativ resistent. Er schüttelte den Kopf.


    "Ich denke, wir lassen die Spielchen.
    Wer hat Ilaria und wo ist sie?"


    Seine Stimme war jetzt entschieden, direkt und beherrscht.

  • 'Verdammt' schoss es ihr nur durch den Kopf. Eigentlich fiel ihr soetwas bedeutend leichter. Männer waren doch sonst nicht so prüde. "So kann ich dir nur sagen, dass Illaria's Leben gefährdet ist, denn was ich mir wünsche bekomme ich auf diesem Wege anscheinend nicht." versuchte sie ein wenig Zeit zu gewinnen, während sie sich iihm Schritt für Schritt näherte. Sie setzte nur zaghaft und zögerlich einen Fuß vor den nächsten. Sie versuchte die Anspannung aus ihrem Körper zu nehmen, indem sie sich einredete, dass er ihren Plan gewiss nicht durchschaute.

  • Meridius Körper ging in Anspannung. Das ganze passte ihm gar nicht. Erst meldete sie sich, weil sie angeblich etwas über eine entführte Sklavin wusste, dann gab sie offen zu, den Namen nur irgendwo aufgeschnappt zu haben, letztlich verlangte sie für ihre Information Geld, oder doch viel eher Sex. Was um alles in der Welt spielte sie hier? Er war sich sicher, dass er diese Frau nicht kannte, und so wie das ganze lief, wollte er daran auch nichts ändern.


    "Dort ist die Türe. Du solltest gehen, ehe ich die Wache rufe."


    Meridius nickte in die Richtung und sah sie bestimmt an.


    "Sofort!"

  • Dierna gefiel es nicht, dass Meridius so abweisend zu ihr war. Er schien sich offensichtlich auch nicht überreden zu lassen. Sie ließ ein leises Seufzen vernehmen und sagte dann mit leiser Stimme: "In Aleria auf Corsica." Sie sah zu ihm und hoffte, dass ihn das zurückhalten würde jetzt entgegen ihrer Pläne zu reagieren. Jedes Lächeln war aus ihrem Gesicht gewichen und Trauer legte sich in ihre Züge. Sicher waren diese möglicherweise auch gespielt, doch sie waren nicht vollkommen unecht.

  • "Wer steckt dahinter? Und wer wollte mir schaden?"


    Diese zwei Fragen folgten sofort, nachdem diese Iustinia ihm eine Antwort gegeben hatte. Sein Misstrauen indess blieb. Sie hatte nicht gerade vertrauensvoll angefangen, und die Informationen mussten auch erst noch überprüft werden.

  • "Schaden, Legat, will dir gewiss jeder in deiner Umgebung. Umso größer der Ruhm, umso mehr Feinde nennt man sein Eigen." konterte Dierna und wandte ihm den Rücken zu, um ein paar kleine Schritte von ihm fortzumachen. Mit einem raschen, gut geübten Griff zog sie den Dolch aus der Tunika heraus, oohne unnötige Bewegungen zu machen. Doch hielt sie ihre Waffe so, dass die Klinge an ihrem Unterarm lag und damit für ihn nicht sichtbar war, da sie ihm die vordere Seite des Arms zeigte. "Es sind mehrere Männer, die sich gegen dich verschwoiren haben. Mittlerweile haben sie erkannt, dass Illaria nicht deine Frau ist." erklärte sie.

  • "Ich will Namen hören."


    sagte er immer noch trocken. So lange sie keine Namen nannte, die für ihn logisch erschienen, konnte sie alles mögliche sagen und behaupten, es hatte keinen Bestand. Er griff nach einer Wachstafel.

  • "Es gibt für mich keine Sicherheiten, ob es sich für mich lohnt sie zu verraten. Ich werde Schutz benötigen, denn ihr Zorn ist mir gewiss." sagte sie trocken und musterte ihn. Sicherlich wollte er Namen hören, doch sie würde ihm nicht einen Namen nennen. Sie schritt wieder ein wenig auf ihn zu. "Eine von ihnen heisst Dierna." sagte sie kühl. "Doch sie führt nur aus und gehört nicht zu den Hintermännern. Von dieser Quelle bezog ich meine Informationen." deckte sie ihren eigenen Namen, den sie nun wohl ganz würde ablegen müssen.

  • Sie schien doch mehr zu wissen, als er ihr zugetraut hatte. Er öffnete die Wachstafel und schrieb den Namen Dierna auf.


    ....
    Dierna


    "Ich kann Dir versichern, dass ich Dich beschützen werde. Du kannst die Namen ruhig alle nennen. Ansonsten machst Du Dich sowieso der Mittäterschaft schuldig. Du hast die Wahl: Entweder Du redest freiwillig und es wird sich für Dich lohnen, oder Du schweigst, was dann jedoch bedeutet, dass ich gezwungen bin, andere Mittel anzuwenden, vor denen Dich diese Hintermänner auch nicht schützen können..."

  • "Soll das eine Drohung sein?" fragte sie ungerührt und bewegte ein wenig den Dolch in ihrer Hand. Mit Drohungen konnte er sie nicht weiter beeindrucken. In wenigen Augenblicken wäre sie ohnehin der Mittäterschaft schuldig - und nur dieser Name war gegeben. Man würde nach einer Dierna suchen, aber kaum nach einer Iustina. Auch die Wache würde annehmen, dass sie ihn getäuscht hatte. "Tullius Secundus." sog sie sich einen Namen aus ihrer Fantasie, denn ganz gewiss würde sie keine ihrer wahren Mittäter verraten. Woher sollte sie dann ihr Geld nehmen? In kleinen Schritten umkreiste sie Meridius langsam wie ein Raubtier seine Beute, darauf bedacht, dass er den Dolch nicht sah.

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