[Scriptorium] Schreibstube des Praetoriums

  • Plötzlich ging alles schnell, ganz nach dem Geschmack des Legaten. Er rieb sich die Hände und kommentierte: "Prima! Viel Erfolg beim Unterfangen!" Der Wunsch kam von Herzen. Die Götter um ihre Unterstützung zu bitten, brauchte Menecrates nicht. Die Angelegenheit gehörte zu den alltäglichen Dingen. Außerdem gab es für den Legaten keine Zweifel am Erfolg.
    Ein Hinweis erschien ihm noch wichtig: "Körperliche Züchtigungen sind zu unterlassen. Ich sage das nur deswegen, weil in der Vergangenheit diesbezüglich offenbar keine Klarheit herrschte. Also dann: Ihr könnt wegtreten!", befahl er der Ordnung halber noch, dann wandte er sich wieder der Auflistung des Praefectus Castrorum zu, die ihn vor einer guten halben Stunde erreichte.

  • Entgegen seiner sonstigen Angewohnheit recht schweigsam stand auch Hadamar bei der kleinen Gruppe an Soldaten, die gerufen worden waren. Zum Teil lag das daran, dass sie vor dem Legaten standen, den Hadamar zum ersten Mal so direkt aus der Nähe sah, was ihm dann doch etwas Respekt einflößte. Zu einem weiteren Teil allerdings hatte seine Schweigsamkeit auch andere Gründe… Elfledas Bestattung stand bald an, und mittlerweile hatte er sich einen Plan zurecht gelegt, wie er trotz des Verbots daran teilnehmen konnte. Und obwohl er fest entschlossen war, das zu tun… ganz wohl fühlte er sich nicht dabei. Er hatte keine Ahnung, was ihm blühen würde, wenn er erwischt werden sollte, und so einfach das Rezept dagegen war – sich halt nicht erwischen zu lassen –, so schwierig konnte dessen Umsetzung in der Realität werden, das war ihm bewusst.
    Allerdings brachte es nichts, vorher viel darüber zu grübeln. Jetzt bekamen sie erst mal einen Sonderauftrag, der noch dazu ziemlich aufregend war. Einen davon gelaufenen Sklaven sollten sie also einfangen, und kaum war das Aufbruchskommando von Legat und Optio gekommen, trat auch er weg und folgte dem Rest seines Contuberniums.

  • Corvinus klopfte an die Tür des Scriptourotiums und trat, nachdem er hinein gehort hatte ein.
    "Milites Lucius Helvetius Corvinus, Centuria IV, Cohors II, zur Zeit Torwache, meldet sich mit einer Botschaft für den Legaten."
    Den Sklaven hatte er hinter sich stehen lassen.

  • Der Ianitor der Privatunterkunft des Legaten hatte die Torwache und den Begleiter - offensichtlich ein Sklave - zur Schreibstube gebracht. Hier sammelte man die Nachrichten für den Hausherrn, hier koordinierte man die Termine unter Berücksichtigung der Wünsche des Claudiers.
    Am Tag freilich hielt sich der Legat höchst selten in seinen Privaträumen auf. Selbstverständlich war die Schreibstube trotzdem besetzt, so auch heute. Früher arbeitete der Privatsekretär mit, heutzutage führte ein anderer Sklave die Arbeiten. Besonders viel gab es nicht zu tun, denn das meiste spielte sich in der Principia ab, daher freute sich der Sklave über den Besuch.



    "Herein, herein", rief er und sprach bereitwillig auf, noch bevor die Besucher das Zimmer betraten. "Ah, eine Botschaft", sagte er, als Corvinus schwieg. "Eine fröhliche? Eine traurige? Eine eilige oder eine für das kommende Jahr?" Der Sklave blickte grinsend von einem zum anderen.

  • Corvinus blickte auffordernd den mitgebrachten Sklaven an. Solange ihn keiner weggeschickte würde er bleiben. Zum einen um den Sklaven gleich wieder zum Tor zu bringen falls das gewünscht war und zum anderen hatte er inzwischen begriffen das es eine Währung im Castellum gab die schon fast härter war als Gold und das waren Gerüchte. Hier konnte man vielleicht eines aufschnappen.

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    "Salve. Mein Herr, der Legatus Augusti pro Praetore, wünscht deinen Herrn, den Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates, in den kommenden Tagen zum Abendessen einzuladen. Er hat vor kurzem eine Auswahl erlesener kampanischer Weine aus Italia erhalten und würde gerne dazu die Meinung deines Herrn einholen, was die Qualität der Weine angeht."


    sagte Alvitus, nachdem er eingetreten war. Die Weine gab es tatsächlich, aber sie waren nur ein Vorwand. Das würde der Legatus Legionis sicherlich sofort erkennen. Schließlich waren die beiden Senatoren bisher alles andere als Freunde, die sich gegenseitig zur Weinverkostung einluden. Nein, es ging um etwas anderes, um eine vertrauliche Besprechung. Und auch so viel würde sich der Claudier sicherlich denken können, sobald er davon erfuhr.



  • Nachdem Alvitus schwieg, staunte ihn der Schreibstubensklave zwei Atemzüge sprachlos an. Das fiel insofern auf, weil er sich vorher von einer anderen Seite gezeigt hatte. Seit der ersten "Einladung" in die Regia war keine weitere mehr gekommen. Zumindest nicht, dass dem Sklaven dies bekannt wäre. Tja, und die Form dieser ersten Einladung kannte wohl mittlerweile jeder im Lager.


    "Äh, ja, wie nett", antwortete er schließlich. Und das meinte er wortwörtlich. Er jedenfalls hätte sich gefreut. Wie das beim Legaten aussah, wusste er nicht einzuschätzen, aber die deutliche Verbesserung der Umgangsformen würde seinem Herrn sicher gefallen. "Ich überbringe meinem Herrn gerne diese Einladung zum Abendbrot und der Weinverkostung. In den kommenden Tagen sagst du." Der Sklave schielte auf den Terminplaner auf seinem Schreibtisch, bevor er Alvitus wieder anblickte. "Steht der Abend bereits fest?"

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    "Mein Herr richtet sich, was die Wahl des Abends angeht, gerne nach den Wünschen, deines Herrn. Er bittet allerdings um eine rasche Rückmeldung. Der Wein muss schließlich genügend Zeit haben, um zu atmen."


    entgegnete Alvitus dem Sklaven des Claudiers. Wenn der Claudier ablehnen wollte, dann konnte er so nicht behaupten schon etwas anderes vorzuhaben. Außerdem war seinem Herrn der genaue Tag sowieso egal. Aber es musste bald passieren. So viel war klar.


  • "Tja also dann", erwiderte der Sklave und ging zum Schreibtisch. Er drehte den Plan zu sich und überflog die Termine.


    "Morgen Abend sieht es gut aus, übermorgen und den Tag darauf klappt es nicht. Der Samstag ist praktisch zugepflastert mit Terminen, aber der Tag danach, der sieht gut aus." Er blickte auf und wartete auf die Reaktion.

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    "Der morgige Abend dann. Und wie gesagt, es handelt sich um eine private Veranstaltung und eine entsprechend zivile Gaderobe wäre angebracht. Hat dein Herr etwaige Vorlieben bezüglich der Speisen, die der Koch beachten sollte?"


    entgegnete Alvitus seinem gegenüber und ignorierte die Beschwerden des Soldaten. Wenn der der Meinung war, seinen Posten verlassen zu müssen, um einem Sklaven zu begleiten, dann war das eben sein Problem. Was konnte ein unbewaffneter, alter Sklave in einem Lager von 5000 schwer bewaffneten Soldaten schon anstellen? In Ruhe wartete wartete er auf die Antwort des anderen Sklaven.



  • `Blöde Arschlöcher´ dachte Corvinus konnte sich aber gerade noch verkneifen das laut auszusprechen.
    Wenn er genau drüber nachdachte hat sein Wachvorgesetzter ihn ja hergeschickt und die Gelegenheit in den Privaträumen des Legaten zu sein bekam man ja auch nicht oft. Corvinus schaute sich um ob er irgendwas sehen konnte was er vielleicht als Gerücht unter den Legionären verkaufen konnte und ließ die beiden Sklaven weiterschnattern.

  • "Morgen also", murmelte der Sklave, griff sich sofort ein Schreibgerät und notierte den Termin. Ebenso den Hinweis auf die Kleidung, obwohl er glaubte, sein Herr würde sich nicht einmal bei einem Themenabend nach den Vorstellungen anderer in Bezug auf seine Kleidung richten. Der Sklave klappte die Tafel zu und richtete sich auf.


    "Vorlieben?", fragte er unnötiger Weise, steckte das Griffelende in den Mund und überlegte. Dann schüttelte er den Kopf. "Vorlieben kenne ich keine, Abneigungen schon eher. Er mag kein rotes Fleisch. Wenn du aber Näheres oder Weiteres wissen willst, müsstest du mit den Küchensklavinnen sprechen."

  • `So der Legat mag also keine rotes Fleich. Tolle Info damit kann ich ja viel auf dem Gerüchtemarkt anfangen. Los ihr blöden Sklaven redet mal über was interessanteres´ging es Corvinus druch den Kopf während seine Miene sich verdüsterte.

  • Corvinus warf nochmal einen letzten Blick in die Runde in der Hoffnung noch irgendetwas zu sehen was ihm helfen konnte. Aber er fand nichts und als er dann den Blick mit hochgezogener Augenbraue des Sekretärs des Legaten bemerkte sah er schnell zu das er aus dem Gebäude kam.
    Der alte Sklave war natürlich auf seinen gebrechlichen schwachen Beinen nicht weit gekommen. Er begleitete diesen noch bis zum Tor ohne ein Wort zu sagen und meldete sich dann bei seinem Wachvorgesetzten zurück. Der ihm natürlich gleich einen Anschiss verpasste wo er solange geblieben war.

  • Zur Zeit war es schwierig für mich den Aufenthaltsort von Menecrates immer zu wissen. deshalb ging ich für meine meldung zuerst ins Scriptorium. Ohne lange zu überlegen betrat ich wie vor meiner Flucht einfach den Raum.

  • Allerdings herrschte Dunkelheit und Stille in dieser Schreibstube, weil Menecrates vermutlich nur für eine Mütze Schlaf das Praetorium aufsuchen würde. Es gab unendlich viel zu tun nach seinem Besuch in der Regia, daher brannte noch im Arbeitszimmer des Legaten Licht, was von hier aus jedoch nicht zu sehen war. Auch die Inhalte seiner Rede vor der Legion am kommenden Tag mussten noch in Worte gekleidet werden. Zwar sprach Menecrates zumeist aus dem Stand und las nicht von einem Zettel ab, aber noch stand nicht fest, was er an Informationen für die Mannschaften weitergeben wollte.

  • Der Raum lag in völliger Dunkelheit, also musste ich doch zu den Privaträumen gehen. So wie ich Menecrates kannte würde er bestimmt noch nicht im Bett sein. Langsam machte ich auf den Weg.

  • Für den bevorstehenden Feldzug gab es auch einige private Vorkehrungen zu treffen. Zu diesem Zweck stand eine Verabredung mit Menecrates‘ Verwalter an, bei der wenig Einzelheiten, dafür aber grundlegende Änderungen erörtert werden mussten. Außerdem wollte Menecrates ein Testament aufsetzen, dass die Eigentumsübergabe im Falle seines Todes regelte. Er wählte seinen langjährigen Verwalter als Treuhänder seines Hab und Gutes während des Feldzuges aus. In Vorbereitung auf das Treffen verfasste Menecrates ein Dokument.



    Treuhandvertrag


    Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und in Vorsorge auf die kommenden Ereignisse verfüge ich:


    Mit dem heutigen Datum gilt folgender Treuhandvertrag, der sowohl im Falle meiner Unversehrtheit nach dem Feldzug als auch im Falle meines Ablebens seine Gültigkeit verliert.
    Ich übertrage heute befristet, aber ebenso vollständig das Eigentum und sämtliche Rechte über meinen gesamten Grundbesitz und über ein Barvermögen von 100.000 Sesterzen an meinen Verwalter Pitholaus Plato.


    Im Falle meiner Unversehrtheit fällt oben aufgeführtes Eigentum in Gänze wieder an mich zurück. Im Falle meines Ablebens treffe ich folgende testamentarische Verfügung:




    Testament


    Ich berufe für die bis dahin in Treuhand geführten Grundstücke sowie meine in Treuhand geführten und alle weiteren Ersparnisse meinen einzigen noch lebenden Sohn, Galeo Claudius Gallus, als Erbe.
    Er ist verpflichtet, jedem Familienmitglied, das die Kriegswirren übersteht, einen Pflichtteil von 5.000 Sesterzen auszuzahlen.
    Meine Sklaven erhalten zum Zeitpunkt meines Todes die Freiheit.




    Mogontiacum, ANTE DIEM XIII KAL IUN DCCCLXII A.U.C. (20.5.2012/109 n.Chr.)


    [Blockierte Grafik: http://img259.imageshack.us/img259/4645/siegel.gif]  H. Claudius Menecrates




    edit: Die Vernichtung des ersten Entwurfs durchgeführt.

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