Cubiculum | Ein Gästezimmer

  • Ein Sklave zeigte uns das Gästezimmer und öffnete auch die Tür. Nach Deandra betrat ich das cubiculum und sah mich um.


    "Recht wohnlich hier, findest du nicht? Und der Senator macht einen netten Eindruck." sagte ich zu Deandra, während ich mich rücklinks auf eines der Betten fallen ließ und die Arme hinter dem Kopf verschränkte.


    "Weißt du, er hat recht. Du bist hübscher geworden. Wärst du nicht meine Schwester..." Ich verstummte und grinste breit. Das war natürlich nicht ernst zu nehmen.

  • "Hm, Meridius ist nett, er macht nicht nur diesen Eindruck."


    Wer sich derart hinlegte, signalisierte eine Einladung und die nahm ich umgehend wahr. Noch aus Kinderzeiten kannte ich seine kitzligen Stellen und ich nutzte die Situation schamlos aus.


    Dann aber sagte er nette Worte und ich hielt inne. Ein Lächeln, das Dank und gleichzeitig eine gewisse Wehmut beinhaltete, erschien auf meinem Gesicht.


    "Ich werde bestimmt als alte Jungfer sterben, weil ich außer ihm keinen anderen mehr sehe. Und ich bin allein. Was wohl die Götter damit bezwecken?"


    Ernst geworden setzte ich mich neben ihm auf das Bett.


    "Ich muss mich ablenken", sagte ich schließlich.

  • Ich lachte, als sie mich kitzelte, unddrehte mich dann auf die Seite, den Kopf in einer hand stützend und Deandra ansehend. Nur zu gut verstand ich ihre Sorgen, was mich seufzen ließ.


    "Ach komm. Du findest sicher jemanden, der dir zusagt und auch Vater gefällt. Hast du denn nicht schon jemandem im Auge? Vielleicht ein stattlicher Claudier?" fragte ich sie.
    "Ablenken? Morgen sind die Spiele, wenn dich das nicht ablenkt, dann weiß ich auch nicht."


    Sim-Off:

    Dein Postkasten ist voll. ;)

  • "Ich müsste zunächst gedanklich loslassen und das schaffe ich eben nicht. Da ist einmal mein Wort, das ich gegeben habe, und dazu kommt noch mein Herz. Er hat's und das ist das Problem, er will es für sich, aber ohne etwas zurückzugeben."


    Ich zuckte mit den Schultern und atmete einmal tief durch.


    "Gut, konzentrieren wir uns auf die Spiele. Im Grunde weiß ich noch nichts Organisatorisches. Ich kann nur hoffen, dass bisher alles in geregelten Bahnen gelaufen ist."


    Nachdenklich streifte mein Blick Corvis Gesicht.

  • Ich sah Deandra bedauernd an und überlegte, ob ich ihr etwas offenbaren sollte, doch da sprach sie schon die Spiele wieder an. Ich seufzte und rieb mir einen Moment lang die Augen.


    "Ich werde nachher mit Meridius reden und schauen, was ch in Erfahrung bringen kann", sagte ich müde und sah dann Deandra an. Sie wirkte in Gedanken und allein der Anblick ließ auch mich wieder denken, sodass ich eine Hand hob und ihr über die Wange strich.


    "Na Kleines, nun denk nicht fortwährend an ihn, hm?" versuchte ich sie aufzumuntern und schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln.

  • „Du bist nicht nur ein Bruder, du bist auch so etwas wie ein Freund. Danke!“ Trotzdem verzagt legte ich den Kopf leicht zur Seite, bemühte ein kleines Lächeln und schaute schließlich zu Boden.


    „Bist du derzeit glücklich?“, fragte ich aus einem spontanen Gedanken heraus und blickte wieder auf.

  • Ich lächelte sie an und freute mich, dass sie das so sah. Eigentlich konnte ich Deandra auch alles erzählen. Ich dachte da an etwas bestimmtes, seufzte und sah sie verdutzt an, als sie mich nach meinem Gemütszustand fragte. Konnte meine große Schwester neuerdings Gedanken lesen?


    Trotzdem konnte ich nicht umhin und musste ihr antworten.
    "Hmm....nein", sagte ich nach kurzem Zögern und sah sie an.
    "Du bist es offensichtlich auch nicht."

  • Obwohl es keinen Grund gab, musste ich schmunzeln. Wir waren doch nicht nach Germania gereist, um erstmals diese „umwerfende“ Feststellung zu treffen.


    „Sind wir dem machtlos ausgeliefert oder können wir etwas dagegen tun?“


    Voller Spannung erwartete ich die Antwort meines Bruders.

  • "Ich könnte dich bitten, mich weiterzukitzeln. Dann hättest zumindest du deinen Spaß", entgegnete ich trocken und grinste dann breit.
    "Oder wir schleichen in die culina und schauen, was die Speisekammer so hergibt. Wie früher, wenn die Köchin in Vaters Auftrag gesagt hat, es gäbe keine Oliven mehr im Haus.... Weißt du noch?"

  • Gute Laune kann manchmal schnell kommen. Jetzt lachte ich jedenfalls auf das Höchste amüsiert.


    "Oje, was wäre das peinlich, wenn wir von Meridius oder einem seiner Hausbediensteten dabei erwischt werden würden. Sofort würde in der nächsten Acta zu lesen sein: Die Aurelier, der römische Geldadel, nagt offensichtlich am Hungertuch, denn nicht nur, dass sie sich fürstlich bewirten lassen ... nein, sie stehlen sich auch noch des nachts in die Speisekammer."


    Sofort fiel mir mein letzter Germaniabesuch ein und ich blickte mich nach Assindius um.


    "Schon vor einem Jahr habe ich in der Klatschspalte der Acta gestanden, als ich diese Provinz bereist habe. Bloß nicht wieder. Wohingegen der Vorschlag mit dem Kitzeln etwas hat. Ja, doch ..."


    Die Hände zum Angriff erhoben, näherte ich mich Corvinus ...

  • Ich lachte zusammen mit Deandra. Die Vorstellung war auch wirklich zu komisch, wenn man in der nächsten Acta die Kopfzeile


    "Hungernde Aurelier zu Gast beim Statthalter - Futtern auf Teufel komm raus"


    würde lesen können. Nein, dann ließ ich mich lieber kitzeln. Aber nicht kampflos. So drehte ich mich wieder auf den Rücken und wehrte die Angriffe Deandras geschickt ab. Lachen musste ich auch so. Schließlich seufzte ich und sagte:


    "Weißt du Deandra, wir haben es manchmal nicht leicht. Viele Leute schauen zu uns auf oder beobachten uns zumindest sehr genau. Über jeden Fehltritt wird genaustens Buch geführt und uns noch nachgetragen werden, wenn wir schon längst Staub zu den Füßen unserer Nachfahren sind", philosophierte ich.

  • „Ich fühle mich gerade wie in unsere Kindheit versetzt“, sagte ich in einer Lach- und Kitzelpause – nun selbst auf dem Rücken liegend. Dabei hielt ich mir die schmerzenden Wangen. Ja, Lachen konnte anstrengend sein. Bald wurde ich aber ernst.


    „Hmmmm, ich mag nicht über den Tod nachdenken. Um hinüberzugehen, muss man zunächst glücklich gelebt haben. Soll ich dir erzählen, was Sophus einmal über das Leben danach erzählt hat? Es ist eine wunderschöne Vorstellung.“

  • "Ich meinte auch nicht den Tod, sondern die Fehltritte... Oder was die Gesellschaft als solche deklariert", seufzte ich, drehte mich dann aber zu Deandra rum und nahm sie in diesem Moment all ihrer Schönheit und Spontanität war. Ein Lächeln huschte auf mein Gesicht.
    "Ja, bitte. Erzähl", bat ich sie.

  • Wir lagen auf dem Rücken, ich hatte die Beine angezogen und wir hatten unser Gesicht gleichzeitig einander zugewandt. Ich lächelte ihn an, als er sagte, er wolle die Geschichte hören.


    „Schau zur Decke und stelle sie dir als Sternenhimmel vor“, forderte ich ihn auf, bevor sich mein Blick ebenfalls nach oben richtete.


    „Sophus meinte, dass einer unserer Vorfahren, seines Zeichens ein großer und bedeutender Astrologe, einmal geschrieben hatte, dass die Sterne Lichter glücklicher Menschen seien, die selbst noch im Tode ihre Freude ausstrahlen und dadurch die Gemüter der irdischen Menschheit zu erhellen suchen.“


    Meine Gedanken wanderten in vergangene Zeiten zurück, aber nach kurzem drehte ich mich wieder Corvinus zu und versuchte in seinem Gesicht zu lesen.

  • Ich folgte ihrer Aufforderung und sah zur Decke, stellte mir viele leuchtende Punkte vor. Die Geschichte, die sie mir erzählte, war kurz aber hübsch, wie ich fand.


    "Eine schöne und beruhigende Vorstellung, selbst einmal dort oben ein funkeln des Licht zu besitzen. Auch wenn ich fürchte, dass meines kein Gemüt zu erhellen vermag", sagte ich sehr leise und wandte mich mit einem wehmütig-bedrückten Gesicht wieder Deandra zu.


    "Hast du dich schon einmal gefragt, was wäre, wenn ein Aurelier wegen eines Sittenverstoßes ind Gerede kommt? Wenn wegen einem einzigen, nichtigen Familienmitglied die Ehre der Gens den Bach runter geht?" fragte ich meine Schwester. Ich vertraute ihr bedingungslos. Das war immer schon so gewesen. Und auch jetzt würde ich ihr mein vollstes Vertrauen schenken, so sie es denn wollte.

  • „Aber warum solltest du denn nicht so viel Freude ausstrahlen? Bisher ist dein Leben doch nach Wunsch verlaufen.“


    Nachdenklich betrachtete ich sein Gesicht und lauschte dem Klang seiner Stimme nach. Bedrückte ihn etwas, von dem ich noch nichts wusste? Er war doch sonst so lebhaft, fast lausbubenhaft in seinem Wesen. Doch seine nächsten Worte ließen mich erstarren. Mit großen Augen blickte ich ihn an und versuchte erneut, in seinen Augen zu lesen, was mir leider nicht gelang.


    „Wegen eines Sittenverstoßes? Nein, das habe ich mich noch nie gefragt, aber wie es ist, wenn ein Familienmitglied die falsche Gesinnung hat und mich öffentlich beschimpft, nur weil ich unsere Traditionen verteidige – das weiß ich noch sehr genau. Ich glaube, nichts kann so schlimm sein wie das, wenn ein Aurelier in der Öffentlichkeit seine Gens beschmutzt.“


    Zum Glück lag das hinter uns, hoffte ich mal. Doch wie kam Corvi nur zu dieser Frage? In Gedanken ging ich die Familienmitglieder durch, aber zu keinem fiel mir etwas ein. Der Einzige, der sich mitunter nicht nach meinem Geschmack verhielt, war Onkel Cicero: Er schäkerte beständig mit nicht standesgemäßen Mädchen. Irgendwie mochte ich das nicht.


    „Wer ist es?“, fragte ich unvermittelt und heftete mehr noch als zuvor die Augen auf meinen Bruder.

  • Das Leben vielleicht. Aber nur in einzlnen Teilen, nicht als Ganzes. Ich hatte mich nicht in den Flavier verliebt, das nicht. Das wusste ich. Dennoch zog er mich beinahe magisch an und allein der Gedanke daran, wie er eine Traube in seinem Mund verschwinden ließ, bescherte mir eine trockene Kehle. Ich lauschte Deandras Worten sehr genau und richtete mich dann auf, bis ich auf dem Bett saß. Jede noch so kleine Abneigung versuchte ich im Gesicht meiner Schwester festzustellen, aber da war nichts. Oder doch? Ich merkte nicht, wie ich die Augen leicht zusammenkniff, während ich sie abschätzend musterte. Erst, also sie nach dem Namen fragte, riss sie mich aus den Grübeleien. Ich sah weg.


    "Nicht in der Öffentlichkeit, Deandra",
    murmelte ich und seufzte schlussendlich tief. Sie wieder ansehend, sprach ich:
    "Es ist ein Mann."


    Ich stand auf und wandte ihr meinen Rücken zu, die Arme vor der Brust verschränkt. So sprach ich mit der Wand.
    "Es käme mit niemals in den Sinn, so etwas der Öffentlichkeit preiszugeben. Und ich denke, das liegt in unser beider Interesse."

  • Ein komisches Gefühl beschlich mich bei der Musterung meines Bruders. Ich legte den Kopf schief, hob die Brauen und fragte: „Hm?“ Nur ein paar Andeutungen kamen, die ich nicht wirklich verstand. Sie veranlassten mich dazu, die Stirn zu runzeln. Nicht in der Öffentlichkeit? Was konnte man schon im Hause tun? Wie passte dazu ein Sittenverstoß?


    „Ein Mann?“, fragte ich überflüssigerweise nochmals nach. Ich senkte den Kopf und blickte Corvi skeptisch von unten her an. War es doch Onkel Cicero? Er wird doch nicht etwa … Nein, also das glaubte ich nun doch nicht. Ich schüttelte den Kopf.


    Schließlich drehte mir Corvi den Rücken zu, nun konnte ich nicht einmal mehr aus seinem Gesichtsausdruck etwas erahnen. Ich rutschte an den Bettrand, stand auf und ging zu meinem Bruder. Fragend lugte ich ihn von der Seite her an.


    „Wieso weißt du davon? Wer hat es dir gesagt? Und worum geht es überhaupt?“

  • Überrascht sah ich meine Schwester an. Sie hatte eine rasche Auffassungsgabe, das musste man ihr schon lassen. Mit aufeinandergepressten Kiefern sah ich sie dann an, immernoch in der Abwehrhaltung mit den Armen vor der Brust verweilend.


    "Ja, ein Mann."


    Ich hob abwehrend die Hände und machte eine beruhigende Geste, ehe sie antworten konnte.
    "Es ist sicherlich nicht das, was du dir vorstellst. Ich..es musste einfach nur raus. Du bist die einzige Person, der ich ohne zögern mein Leben anvertrauen würde. Du kennst mich besser als Vater und Mutter, Deandra. Ich weiß, dass du es nicht gutheißen wirst, doch du kannst ein Geheimnis für dich behalten. Wie damals die Sache mit dem Opferlamm, erinnerst du dich? Nur diesmal ist es ein dunkles Geheimnis. Ich bitte dich, von Bruder zu Schwester: sage es niemandem."


    Eindringlich sah ich Deandra an, meine 'kleine' Schwester, die doch älter war als ich. Ich wollte in ihrem Gesicht lesen, wollte Gewissheit haben und ihr gerade verraten, wer es war, als es klopfte und ein Sklave eintrat, der ausrichtete, man würde Deandra und mich nun zum Abendessen erwarten. Ich schickte den Sklaven wieder fort und sah Deandra mit einem gequälten Lächeln an.


    "Wir reden ein andermal weiter. Ich...verzeih, ich muss noch einmal austreten. Wir sehen uns im triclinium."
    Ich strich ihr flüchtig über die Wange, ließ sie stehen und flüchtete regelrecht aus dem Zimmer.




    Sim-Off:

    Entschuldige, aber ich muss nach Mantua zurück. Albinus will verreisen und jemand sollte in Italien sein. Wir schreiben in der Villa Aurelia weiter, in Ordnung? Bitte schreibe Corvi mit Deandra aus der Casa des Legaten heraus. Danke :)

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