Cubiculum | Ein Gästezimmer

  • Raeticus erkannte sofort die Frau des Legaten und begrüßte sie recht herzlich.


    "Salve Iulia Severa. Ja ich bin der Arzt." Raeticus sah rüber zum Bett, doch es standen jede Menge Leute und er sah die Patientin immer noch nicht. "Ich würde vorschlagen ein paar Leute verlassen das Zimmer damit ich in Ruhe Aurelia Deandra untersuchen kann."

  • Iulia hatte Raeticus im ersten Moment nicht erkannt, wozu sicher auch die Anspannung in dieser Situation beigetragen hatte, erinnerte sich nun aber doch an ihn.


    Salve. Gut das du gekommen bist, wir haben schon verzweifelt auf einen Arzt gewartet.


    Ihren Mann konnte Iulia schlecht aus dem Raum schicken. Bei Assindius war sie sich wegen seinem Verhalten unsicher. Wie würde er reagieren wenn der Arzt seine Herrin untersuchte? Aber vermutlich war es besser wenn er mitbekam, was mit seiner Herrin geschah. So schickte sie nur ein paar Sklaven aus dem Raum und wies einen von ihnen an vor der Tür zu warten, falls der Medicus etwas brauchen sollte.

  • Der medicus ordinarius wartete bis die meisten Leute gegangen waren und erkundigte sich dann bei Iulia Severa über die bisherige Lage.


    "Was ist eigentlich passiert?" Raeticus nahm seinen Helm ab, näherte sich dem Bett und öffnete seine Arzttasche.


    "Sie ist bewusstlos." stellte er sofort fest.

  • Diese Frage hatte sich Iulia selbst schon ein paar Mal gestellt.


    "Ein Sklave fand sie schon so auf dem Boden liegend. Wie es dazu gekommen ist und wie lange sie dort schon lag wissen wir nicht"


    Sie sah ihn hilflos an und hätte gern mehr sagen können, als nur das Wenige zu wiederholen, dass sie selbst erst vor Kurzem erfahren hatte. Unter Umständen hätte es Raeticus Arbeit vielleicht erleichtert.


  • „Der Herrin geht es dann nicht besser, aber mir“ brummt ich den Sklaven an, ließ ihn aber los. Dann wendete ich mich an die Hausherrin und sagte:


    "Bitte verzeiht meine Unruhe!"


    Ich ging im Raum auf und ab, hin und her, vor und zurück und schnaufte dabei wie ein Stier. Wo bleibt bloß dieser scheiß Heiler. Als er dann kam und die Sklaven rausgeschickt wurden sagte ich schlicht:


    „Ich stell mich da in die Ecke!“

  • Eigentlich hatte sich Apollonius mit dem Bienenkönig heute beschäftigen wollen. Er wollte doch dem auf den Grund gehen, ob die Bienen ähnlicher Natur waren wie die Hyänen Afrikas. Denn Apollonius meinte beobachtet zu haben, dass jener Bienenkönig tatsächlich Eier gelegt hatte. Vielleicht hatten die Bienen auch zwei Geschlechter wie die Hyänen, was ja schon Aristoteles zu berichten wusste. Doch da war sein Sklave Brutus in seinem Zimmer hineingestürmt und hatte ihn mit allerlei Gesten zu dem Gästezimmer geschleppt. Mit seiner alten und ausgebeulten Medicustasche bewaffnet näherte sich Apollonius dem Gästezimmer, klopfte und trat hinein. Bei „Notfällen“ hielt sich Apollonius nicht lange an irgendwelche Höflichkeiten. Und Brutus Schilderungen schienen ihm von einer Krisis zu sprechen. Völlig ungerührt sah sich der Medicus um, als sein Blick schon auf Iulius Reaticus fiel. Den kannte er doch? Vorher bloß…? Hmm! Nicht nur, dass sein Namensgedächtnis grauenhaft war, seine Erinnerungen an Personen trügten ihn auch oft. Aber er nickte dem Mann trotzdem mal zu. Und dann sah er auch den Rest der Anwesenden, grüßte seinen Patron, die restlichen Unbekannten mit einem kollektiven höflichen Nicken.


    „Salve, Apollonius von Samothrake.“ Sein Blick fiel auf die junge Frau auf dem Bett. Das war wohl die Kranke. Da alle anderen munter und besorgt dreinschauend im Cubiculum standen, schien das auch Apollonius einzige mögliche Schlussfolgerung zu sein. Immerhin hatte er die Logik mal studiert, ein Teilaspekt der Philosophie. Zielstrebig ging er auf die junge Frau zu. „Seit wann ist sie in diesem Zustand?“ warf er die Frage in den Raum. Er stellte seine Ledertasche neben dem Bett ab und beugte sich über Deandra.

  • Just in diesem Moment war auch Meridius aus dem Nebenraum wieder zurück gekehrt, in welchen er sich kurz zurückgezogen hatte, um mit einem Sklaven etwas zu besprechen bezüglich Besorgungen, die für die Kranke auf dem Markt gemacht werden sollten.


    Einer der Ärzte der Legion war inzwischen eingetroffen und auch Apollonius betrat den Raum. Nun war also alles zugegen, was Kompetenze vorweisen konnte. Iulius Raeticus war mit Sicherheit einer der besten Chirurgen, den die Truppe bisher gehabt hatte und Apollonius eine Größe für sich.


    "Und wie sieht es aus?"


    fragte er.

  • Der Medicus hatte im Moment nur Auge für seine Patientin. Aus seiner Tasche holte er einen kleinen Silberspiegel hervor und hielt ihn über den Mund der Patientin. Er beschlug sich, Apollonius nickte einigermaßen zufrieden damit. Vorsichtig legte er seinen Zeige- und Mittelfinger auf die zarte Haut am Hals von Deandra. Seinen Kopf legte er leicht schief und schien auf etwas zu warten. Einige Sekunden verharrte er so und nickte dann erneut. Mit der rechten Hand zog er vorsichtig das Augenlied seiner Patientin herunter und besah sich ihre Augen, danach tastete er über ihre Stirn. Die erste notdürftige Untersuchung schien gemacht zu sein und Apollonius sah auf. Sein Blick schweifte durch die Unterkunft. Hatte sein Patron nicht eben etwas gefragt? Wie es steht oder so etwas? „Ich kann dazu noch keine genauen Aussagen machen, Patron. Aber wart Ihr hier als sie zusammen brach? Hat die junge Dame über Symptome geklagt? Seid wann ist sie nun schon bewusstlos?“

  • Feine Schweißperlen traten auf der Stirn und über der Oberlippe zutage, als in Deandras Phantasien nun noch ein dritter Mann auftauchte. Finger wie eiserne Schraubzwingen umklammerten das fragile Handgelenk. Mit schmerzverzerrtem Gesicht folgte der willenlose Körper, der erst spät realisierte, dass er sich nun auf einem Boot befand. Während sie den Fluss überquerten, fingen die Augenlider an zu flattern…

  • Zitat

    Original von Apollonius von Samothrake
    „Ich kann dazu noch keine genauen Aussagen machen, Patron. Aber wart Ihr hier als sie zusammen brach? Hat die junge Dame über Symptome geklagt? Seid wann ist sie nun schon bewusstlos?“


    "Ich weiß es nicht."


    antwortete Meridius und wartete einen Moment ab.


    "Ein Sklave fand sie hier auf dem Boden liegend, wie lange sie schon lag, ob lange oder kurz, kann keiner sagen. Es kann ein kurzer Moment sein, es kann auch länger sein..."


    Letzteres wäre in der Tat nicht gut.

  • Raeticus war gerade dabei seine Tasche zu öffnen als Apollonius von Samothrake das Gästezimmer betrat, sofort schloß er seine capsa und überließ die Patientin dem Gelehrten aus Alexandria. Der Medicus Ordinarius entfernte sich etwas und beobachtete nun den erfahrenen Heiler.

  • Als ich die Augen aufschlug, erfasste ich die Umstehenden erst auf den zweiten Blick. Die Gastgeber, die ich kannte, ein Mann – bei den Göttern, hatte der Wolle um sein Kinn – gab mir jedoch ebensolche Rätsel auf, wie der Auflauf in meinem Zimmer allgemein, die Tatsache, dass ich angekleidet auf dem Bett lag und mein Sklave in einer Ecke stand.


    „Assindius?!“ Frage und Wunsch nach seinem Erscheinen lagen gleichsam in dem Ausruf.


    Unwillkürlich griff meine Hand an die Stirn. Sie war warm.


    Sim-Off:

    Ich bin tatsächlich einmal zusammengeklappt, als ich eine heftige Angina bekommen hatte. Allerdings habe ich in den Minuten der Bewusstlosigkeit absolut nix geträumt, phantasiert oder sonst was.
    Nehmen wir doch die Diagnose "Angina" - damit kenne ich mich wenigstens aus.

  • Zerstreut nickte Apollonius auf die Antwort seines Patrons und tastete noch mal über die Stirn der jungen Frau. Fieber? Auch seine geübten Finger hatten eine Schwellung am Hals ertasten können, durchaus üblich bei vielen Krankheiten, doch das galt es noch zu überprüfen. Doch dann wurde die junge Frau wieder wach. Ein freundliches Lächeln huschte über das Gesicht des alten Medicus, wenn es auch nur andeutungsweise ein Lächeln war und von dem Bart halb verschluckt wurde. Apollonius sah von oben auf Deandra herunter. „Junge Dame, mein Name ist Apollonius von Samothrake. Ich bin Medicus. Ihr seid einer Schwäche anheimgefallen, aber keine Sorge. Das wird schon wieder!“ Apollonius sah zu den ganzen anderen Männern und Sklaven, Hausherren und Hausherrin. „Ich wäre Euch dankbar, wenn ihr den Raum verlasst. So kann ich hier nicht arbeiten und ich glaube, es ist auch nicht sonderlich schicklich, wenn ihr der Untersuchung beiwohnt!“ Apollonius Gesichtsausdruck schien keinen Widerspruch zu dulden. Aber in dem Moment fiel ihm ein, dass er jenen Iulier (seinen Namen wusste Apollonius natürlich immer noch nicht) wohl mal sein Schüler war. War es der junge Matinier? Dieser Cicero? Apollonius winkte ihn näher heran.


    Dann wandte er sich sofort wieder an die junge Dame vor sich. „Also, werte Dame. Wie geht es Euch? Spürt ihr Schwindel oder Übelkeit? Habt Ihr eine trockenen Mund und könnt Ihr normal schlucken?“ Apollonius griff sanft nach ihrer Hand und hielt ihr Handgelenk, dabei schien er wieder auf etwas Unsichtbares zu achten, was nur er wahrnahm. Natürlich würde er sie noch genauer untersuchen müssen, um den Grund ihres Fiebers und der Schwellung festzustellen. Aber da Deandra schon mal wach war, man konnte ja nie wissen, wie lange der Zustand währen würde, wollte er schnell noch sie selber über ihren Zustand befragen. Schließlich war es das a und o für eine richtige Prognose. Außerdem hätten die Anderen dann die Gelegenheit derweil das Feld und den Raum zu räumen.

  • Sämtliche Wahrnehmungen kamen verzögert bei mir an, selbst das Denken fiel schwer. So war mein Blick auch eher ungläubig auf den Mann, der sich als Medicus vorgestellt hatte, gerichtet. Mehr als ein Kopfnicken brachte ich als Gruß nicht heraus.


    Er meinte Schwäche? Ja, sicher. Ich hatte mich nicht wohl gefühlt, mich kurz ausgeruht und wollte doch nur einmal kurz einem menschlichen Bedürfnis nachgehen. Dabei fiel mir auf, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, wieder in das Bett gelangt zu sein. Das letzte Bild in meinem Kopf war die nicht ganz erreichte Zimmertür.


    „Assindius?“, rief ich hilflos? Was war denn bloß geschehen?


    Dann kamen so viele Fragen. Schwindel? Übelkeit? Trockener Mund? Schlucken? Ja, schlucken, genau. Ich nickte.


    „Ach, mir tut mein Hals etwas weh. Das ist ja nicht weiter dramatisch. Nur eben … Ich fühle mich so schlapp. Das Laufen wollte vorhin fast gar nicht mehr gehen.“
    Ich war doch noch nie zimperlich und einfach so rumtorkeln war doch auch nicht meine Art. Sie erinnerte mich an Betrunkene und deren Auftreten mochte ich ja noch nie.

  • Bei den Göttern, die Herrin ist aufgewacht und ruft mich. Und wat mach ich gez der Heiler will das alle verschwinden, da gehör ich ja wohl auch zu.
    Nach den ersten zwei Schritten hörte ich aber meinen Namen wieder. Und ich sprach in Gedanken zum Heiler: Gez kannst du mich ma du Vogel. Ich stürzte zur Herrin, setzte mich auf die Erde, nahm erneut ihre Hand und sagte mit leiser Stimme:


    „Hier bin ich Herrin“

  • Ich versuchte, mich aufzurichten, als mein Sklave herantrat, aber viel mehr als auf den Ellebogen abstützen konnte ich mich nicht. Mit einem Räuspern versuchte ich meiner leisen Stimme etwas mehr Kraft zu geben, schließlich hatte ich vorhin meine Worte fast selbst nicht gehört.


    „Was ist geschehen, Assindius?“ Trotz aller Mattigkeit sprachen die Größe der Augen und die Besorgnis darin für die soeben erlebte Aufregung. „Mir fehlt ein Teil meiner Erinnerung. Habe ich dieses Zimmer verlassen? Und wenn ja, wie lange war ich fort? Hast du Fremde in meiner Nähe bemerkt? Habe ich geträumt oder was ist hier eigentlich los?“


    Wieder griff meine Hand zur Stirn und danach sofort zum Hals.

  • „Ihr wart ohne Bewußtsein Herrin, man legte Euch auf das Bett, nachdem man Euch auf dem Boden liegend gefunden hatte. Der Hausherr ließ sofort nach Heilern schicken die sich Eurer angenommen haben.“

  • „Also habe ich dieses wüste Zeug nur geträumt“, murmelte ich. Der Blick wanderte von meinem Sklaven auf den Fußboden und verweilte dort für die Zeit des Nachdenkens. Dass ich irgendeine Krankheit ausbrütete, schien nebensächlich zu sein; vielmehr beschäftigte mich der Inhalt dieser Phantasien. Wenn es nun ein Zeichen der Götter war? Was, wenn mir dieser ganze Kram etwas sagen sollte?


    Ermattet sank ich auf das Bett zurück und grübelte weiter.


    Was, wenn der Traum mein Leben darstellen sollte? Ich hatte Männer getroffen – rein äußerlich furchtbare Männer. Zwar hatten sie mir nichts getan, aber ich fühlte dennoch Angst, spürte keine Geborgenheit, keinen Schutz.
    Unvermittelt schreckte ich zusammen … Ich wurde in den Phantasien weitergereicht! Heißt das, ich würde einen anderen Mann treffen? Nicht bei Sophus bleiben? Oder heißt das vielleicht, ich würde … Bei den Göttern! Der Mann konnte ebenso meinen Vater symbolisiert haben. Ja, richtig! Seit Monaten quälte mich die Verwandtschaftsnähe zu meinem Liebsten. Alles wäre einfach, würde ich nicht adoptierte Tochter seines entfernten Onkels sein.


    Wieder stützte ich mich auf und blickte zu meinem Leibsklaven.


    „Assindius, bring mir das Schreibzeug. Beeile dich!“

  • Weil ich mich ja beeilen sollte, sprang ich vom Boden auf und stürzte wortlos durch den Raum. Ich nahm was zu schreiben, eilte im gleichen Tempo zurück, hielt es der Herrin hin und sagte:


    „Bitte“

  • Früher hätte Apollonius den Tatendrang einer Patientin und kranken jungen Frau mit Sicherheit schnell unterbunden. Schließlich hatte die junge Dame hohes Fieber und sollte nicht schon wieder Korrespondenz führen. Aber seitdem er in letzter Zeit immer häufiger selber Beschwerden und Wehwehchen hatte, sogar öfters mal Schmerzen in der Brustgegend, war er sehr viel milder mit seinen Patienten gestimmt. So schüttelte er nur andeutungsweise den Kopf. „Junge Dame, was auch immer Ihr verfassen wollt. Diktiert es jemanden oder verschiebt es doch lieber auf später. Wenn Ihr Euch nicht schont, könnte noch schlimmeres passieren!“ Apollonius sah sich derweil im Zimmer um. Na, immerhin schien es sich etwas geleert zu haben.


    So könnte er nun mit seinen Untersuchungen anfangen. Schließlich stand immer noch im Raum, was der Grund des Fiebers und somit der Schwäche von Deandra war. „Werte Dame, um Euch zu helfen, müsste ich Euch genauer untersuchen. Natürlich könnten wir auch auf eine Sklavin zurückgreifen, wenn es Euch lieber ist. Nur sind ihre Einschätzungen wahrscheinlich zweifelhafter Natur und nicht unbedingt immer hilfreich. Doch das möchte ich Euch überlassen!“ Apollonius Mundwinkel zuckte leicht. Das war schon der größte Anflug an Freundlichkeit, die der alte Medicus den meisten Menschen gegenüber aufbringen konnte. Dabei meinte er es auch nicht böse, es war einfach seine Natur.

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