Sacerdos Decima Valeria

  • Gaius Volusius Octavianus, seines Zeichen gewählter Magistrat der Colonia Agrippina und amtierender Aedil hatte sich an jenem Tage, den ANTE DIEM III KAL IUN aufgemacht auf den Weg zu den Tempeln der Stadt. Sein Bedürfnis, das ihn hierhinführte war viel weniger religiöser Natur, als offizieller und so hatte er einige Dinge formaler Art mit der hiesigen Leiterin des Cultus Deorum, der Sacerdos Decima Valeria zu besprechen.


    Nachdem ihn ein Amtsdiener in die Räumlichkeiten besagter Sacerdos geführt hatte, stand er nun da und wartete auf die Ankunft der Priesterin. Seine Toga lag kerzengerade, sein Gang war aufrecht und das schüttere Haar ordentlich zurückgekämmt.
    Behutsam sah er sich in dem Officium um. Eine Sitzecke, Regale mit allerlei Papyrusrollen und ein kleines Fenster zeigte auf den Vorplatz des Tempels. Seine Liktoren hatte er selbstverständlich draußen gelassen, während er hier in diesem Büro wartete.
    Noch schien niemand zu kommen, weshalb er sich weiter behutsam umsah ohne seine Position jeweils zu verlassen. Auf einem Tisch in der Ecke lagen einige herausgezogene Papyri- Worüber sie waren, konnte er nicht erkennen. Er hatte mit der Religiösität nur so viel am Hut, dass sie einen guten Anlass gab, sich beim Volke zu zeigen und Roms Macht und Stärke zu präsentieren. Ansonsten betete er natürlich wie jeder Römer zu den heimischen Laren und verehrte seine persönliche Schutzgottheit, den Gott Apollo. Ob Diana eifersüchtig werden würde ? Sie wurden schnell beleidigt, diese Götter, und gerade die Eifersucht unter Geschwistern war doch besonders ausgeprägt.

  • Valeria war den ganzen Morgen in ihrem Übergangs-Officium gewesen und hatte es dann nur kurz verlassen, um eine bestimmte Schriftrolle nebenan zu suchen. Mit dieser in der Hand kam sie dann zurück und blieb verwundert stehen. Die Stirn runzelte sich leicht. Komisch, wo kamm der denn plötzlich her, eben war doch noch niemand... Naja. Valeria lächelte den Neuankömmling an und wechselte die Schriftrolle von der Linken in die Rechte.
    "Salve. Kann ich dir helfen?"

  • Octavian drehte sich um, als die Sacerdos das Officium betrat.


    "Salve ehrwürdige Sacerdos, mein Name ist Gaius Volusius Octavianus. Ich komme zu Dir als amtierender Aedil. Mein Anliegen ist kurz und relativ simpel. Es geht um die Vorbereitungen der Festlichkeiten zu den Feierlichkeiten der Quinquatrus Minusculae an den Iden diesen Monats.


    Kannst Du mir etwas zu dazu sagen ?"

  • Valeria neigte den Kopf, als der Aedil sie so ansprach. Seine Frage verstand sie nicht recht, was sich in einem leichten Stirnrunzeln zeigte.
    "Nun, ehrenwerter Aedil", sagte sie.
    "Die Qunquatrus Minusculae sind bekanntlich die Festtage der Tibicines. Es wird ein Opfer zu Ehren Minervas geben und eine anschließende Volksspeisung. Doch verrate mir, wie ich dir bei deiner Frage weiterhelfen kann?"

  • "Genau deswegen bin ich hier, die Organisation der Feierlichkeiten mit den Zuständigen des Cultus Deorum zu besprechen. Ich bin dafür von den Magistraten beauftragt worden."


    Volusius holte ein wenig aus.


    "Der Magistrat plant zu der Festaktivitäten der Quinquatrus Minusculae eine Reihe von Spielen zu veranstalten, um den Bewohnern der Colonia Agrippina das Bewusstsein für die Religiösität vor Augen zu führen. Den genauen Ablauf wüßte ich daher gerne besprochen. Ich nehme an, das Opfer wird am Morgen auf dem Capitolium stattfinden ? Wie wird das von statten gehen ? Wird es öffentlicher Natur sein ?"


    Viele Fragen stellte der Aedil. Er war es gewohnt, seine Arbeit gewissenhaft auszuführen und hatte sich ebenso gewissenhaft darauf vorbereitet.

  • Valeria neigte den Kopf und deutete auf einen Stuhl. Das schien doch ein längeres Gespräch zu werden.


    "Bitte, Aedil, setz dich doch", bot sie ihm an und ging um den Schreibtisch herum, um sich selbst ebenfalls zu setzen.


    "Ich bin zwar nicht der Pontifex, der eigentlich zuständig wäre, doch dass Spiele stattfinden sollen, begrüße ich wirklich. Den Bürgern wird so in der Tat der Götterkult wieder ans Herz gelegt werden. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr Schüler dazubekommen würden. Nun, da es sich hier um Colonia dreht, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich dir weiterhelfen kann, da ich das Opfer der Quinquatrus Minusculae selbst leiten werde."


    Valeria räusperte sich.
    "Am Morgen des ersten Festtages wird ein Schwein zu Ehren Minervas geopfert werden. Es wird ein öffentliches Opfer sein, das vor dem Capitolinium stattfinden wird."

  • Octavianus setzte sich galant und achtete dabei auf seine Toga. Die Beine überschlug er lässig. Während die Sacerdos sprach, machte er sich einige Notizen.


    "Bene. Ich nehme an gleich im Anschluß an das Opfer beginnt die Prozession ? Gibt es schon Kenntnisse über die zu nehmende Strecke ?"


    Ein wenig begann er über zu grübeln und spielte dabei mit dem Stylus in seiner Hand.


    "Die Spiele sollten dann auf nachmittag verlegt werden, das erscheint mir ratsam. Oder gibt es Begebenheiten, die dem im Wege stehen ?"


    Er wußte ja nicht viel über die Interna und detaillierten Vorgänge mi Cultus und war froh mit der zuständigen Leiterin sprechen zu können.

  • Valeria nickte.
    "Ja, im Anschluss soll die Prozession hier im Tempelbezirk beginnen. Die Tibicines werden den Zug mit ihrem Flötenspiel begleiten, der Weg wird an dem Tempeln vorbei über Umwege zum Praetorium und wieder zurück führen. Anschließend wird es Brot und anderes für die Bürger geben. Die Spiele für den Nachmittag festzusetzen, halte ich für eine gute Idee."


    Sim-Off:

    Puh, Thema verschwitzt. :( Entschuldige!

  • Nachdem man sich über die genauen Abläufe und das Procedere klar geworden war, verabschiedete sich der Aedil von der Sacerdos. Er hatte alles soweit geregelt, was er wissen brauchte. Nun galt es die Vorbereitungen zu treffen für die Festivitäten.


    Sim-Off:

    Ich bring das Gespräch mal zu Ende, da die Quinquatrus ja schon vor der Tür stehen. ;)

  • Valeria arbeitete gerade an einem Prüfungsbogen für Livia und Fabia. Sie wollte die beiden auf die Prüfung zur Sacerdos vorbereiten. Da sie nicht wusste, was in der neugestalteten Prüfung dran kam, erwägte sie alle Möglichkeiten und dachte sich recht schwere Fragen aus. Gerade formulierte sie die Frage nach den Bedeutungen der Beinamen Iunos, als es klopfte.


    "Ja", rief Valeria, sah aber nicht auf, als die Tür sich öffnete, sondern schrieb den Satz zuerst noch zu Ende..

  • Sie schrieb den Satz noch fertig, machte einen Punkt und legte dann die Utensilien und das Pergament auf die Seite ihres Schreibtisches. Valeria bickte auf und sah eine andere Priesterin. Sie fragte sich, ob das wohl diese Aurelierin war, die sie damals schon nicht gefunden hatten, als sie neu in Colonia war und sich vorstellen wollte. Mit einem Blick musterte sie die Frau, die scheinbar Valeria kannte.


    "Sei auch du gegrüßt. Was kann ich für dich tun?" fragte Valeria nach.

  • "Nun, ich komme gerade frisch aus Mogontiacum, wo ich dem Pontifex Germania meine Aufwartung gemacht habe und habe eine Nachricht für dich. Der Pontifex wünscht wie du weisst deine Anwesenheit in Mogontiacum."

  • Valeria sagte erst einmal nichts, sondern sah die Aurelierin nur ausdruckslos an. Schickte dieser Patrizier nun also schon Handlanger, das war ja interessant. Dann ordnete Valeria einige Papiere und erwiderte:
    "Nun, mir geht es hier eigentlich recht gut... Das Collegium Pontificium weiß von meinem Aufenthalt in Colonia, ebenso wie der Pontifex Iulianus. Außerdem werde ich ihn ohnehin aufsuchen, doch werde ich nicht alles stehen und liegen lassen, um dies sofort und unverzüglich zu tun, wie du dir denken kannst. In Kürze heiratet mein Onkel. Danach werde ich ihm den verlangten Besuch abstattet, solange muss er warten."


    Valeria war sich darüber im Klaren, dass sie damit einen erneuten Streit provozierte. Doch wenn Rom ihr erlaubte, ihrem Dienst in Colonia nachzugehen, dann hatte der selbsternannte Pontifex maior das Nachsehen, nicht Valeria. Zudem hatte sie vor kurzem erst ihr Kind entbunden. Sie musste sich also nicht rechtfertigen, wenn sie nicht unverzüglich in Mogontiacum erschien. Um der Priesterin zu zeigen, was sie von deren Auftritt hielt, fügte sie in freundlichem Tonfall hinzu:
    "Wenn du mal wieder beim Pontifex bist, kannst du ihm das ja gern ausrichten. Aber nun entschuldige mich, ich habe noch eine Übungsprüfung zusammenzustellen."


    Valeria nickte der Aurelierin zu und widmete sich wieder ihrer Prüfung.

  • "Nun liebe Valeria, ich bin ganz sicher nicht deine Handlangerin. Du kennst die Befehle des Pontifex Maximus. Gehorche Ihnen, oder ignoriere Sie. Aber der öffentliche Tempeldienst in Colonia Claudia Ara Agrppinensum untersteht mir, jedenfalss noch etwa eine woche. Denn dann reise ich nach Rom. Da du anscheinend zu keiner Einsicht oder Kooperation fähig bist hat ein weiteres Gespräch sicher keinen sinn. Gehabe dich wohl Valeria."
    Nachdenklich verliess ich dass Offizium dieser verwirrten Priesterin. Umsomehr festigte sich bei mir die einschätzung, dass sie mehr Einweisung brauchte, um Ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

  • Valeria achtete nicht weiter auf die Worte der Sacerdos. Scheinbar verwechselte sie einen stinknormalen Pontifex mit dem Kaiser, der Pontifex Maximus war und demnach auch der Kopf des Collegium Pontificium in Rom, von dem sie die Erlaubnis hatte, in Colonia zu dienen. So scherte sie sich nicht weiter um die Sacerdos, die scheinbar noch etwas Nachhilfe brauchte, nicht nur was die Strukturen im Cultus Deorum anbelangte, sondern auch, was die Reform des Cultus Deorum anbelangte, denn danach hatten sich die Priester einer Stadt den Tempeldienst zu teilen. Wer nicht kooperativ war, war sicherlich nicht Valeria. Zudem war sie sich dessen bewusst, dass sie sich augenscheinlich besser damit auskannte, als besagte Aurelierin. Und deswegen blieb sie ruhig, schüttelte nur noch einmal den Kopf, als der Türschlag verhallt war, und schrieb leise summend weiter an ihren Übungsaufgaben für Livia und Fabia. Die Aurelierin konnte sie leider nicht ernst nehmen, kam sie der Decima doch machtgierig, uninformiert und wie die Leibgarde des störrischen patrizischen Pontifex in Germanien vor. Sie seufzte leise, sah jedoch gnädigerweise abermals davon ab, Rom über diesen Missstand im Priesterkult Germaniens zu informieren.

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    Valeria sagte erst einmal nichts, sondern sah die Aurelierin nur ausdruckslos an. Schickte dieser Patrizier nun also schon Handlanger, das war ja interessant. Dann ordnete Valeria einige Papiere und erwiderte:
    "Nun, mir geht es hier eigentlich recht gut... Das Collegium Pontificium weiß von meinem Aufenthalt in Colonia, ebenso wie der Pontifex Iulianus. Außerdem werde ich ihn ohnehin aufsuchen, doch werde ich nicht alles stehen und liegen lassen, um dies sofort und unverzüglich zu tun, wie du dir denken kannst. In Kürze heiratet mein Onkel. Danach werde ich ihm den verlangten Besuch abstattet, solange muss er warten."


    Valeria war sich darüber im Klaren, dass sie damit einen erneuten Streit provozierte. Doch wenn Rom ihr erlaubte, ihrem Dienst in Colonia nachzugehen, dann hatte der selbsternannte Pontifex maior das Nachsehen, nicht Valeria. Zudem hatte sie vor kurzem erst ihr Kind entbunden. Sie musste sich also nicht rechtfertigen, wenn sie nicht unverzüglich in Mogontiacum erschien. Um der Priesterin zu zeigen, was sie von deren Auftritt hielt, fügte sie in freundlichem Tonfall hinzu:
    "Wenn du mal wieder beim Pontifex bist, kannst du ihm das ja gern ausrichten. Aber nun entschuldige mich, ich habe noch eine Übungsprüfung zusammenzustellen."


    Valeria nickte der Aurelierin zu und widmete sich wieder ihrer Prüfung.


    Sim-Off:

    Ich frage mich woher Valeria weiß, dass "Rom" ihren Aufenthalt billigt...

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