Sodann brach der Sturm über sie herein. Mit einem Satz sprangen die ersten Mitglieder des Mobs über die im Weg liegende Komode und stachelten mit weiteren Hetzrufen den Drang der anderen an, ebenfalls ins Innere der Casa vorzudringen und den letzten Widerstand bestehend aus den beiden iulischen Sklaven zu brechen. Während irgendwer im Gedränge im Vestibulum dann dafür sorgte, dass auch die Komode etwas aus dem Weg kam, sodass endlich alle, der gesamte Mob, ungehindert in die Casa einströmen konnte, starteten im Atrium bereits die ersten Kampfhandlungen zwischen den beiden Sklaven und der immer größer und größer werdenden Menschenmenge.
Den beiden iulischen Sklaven wurde spätestens in diesem Augenblick klar, dass sie wohl nicht mehr lange zu leben hatten, denn bei einer solchen quantitativen Übermacht hätte wohl selbst ein top ausgebildeter Gladiator kein Land gesehen. So also nahm Molpis allen Mut und alle Kraft zusammen und versuchte sich mit dem hölzernen Stuhlbein in den Händen nach bestem Können zu verteidigen und eventuell wenigstens den einen oder anderen Angreifer möglichst schwer zu verletzen. Jedoch erreichte er bis auf ein paar leichtere Blessuren nicht viel, was letztlich aber sicherlich auch darauf zurückzuführen war, dass sein Kampfgefährte nicht ganz so tapfer war.
Immer mehr und mehr Menschen strömten in die Casa Iulia mit dem Willen Beute zu machen und ihrer Wut auf Salinator und dessen Anhänger Ausdruck zu verleihen. Da packte Molon die pure Angst. Er ließ sein hölzernes Stuhlbein fallen und lief panisch los. Ohne konkretes Ziel, denn er wollte einfach nur hier weg, wollte leben, trugen ihn seine Beine aus dem Atrium. Er hörte noch, wie hinter ihm relativ kurz gekämpft wurde, bevor ein Teil der Meute die Jagd auf ihn eröffnete, während der andere Teil bereits mit der Suche nach wertvollen und brauchbaren Dingen begann. Es dauerte nicht lange, da gab der erste Schrank mit großem Krachen dem Angriff nach und begrub Molpis unter sich, sodass später lediglich ein Arm von ihm zu sehen sein würde.
Unterdessen flüchtete sich Molon verzeifelt in die Bibliotheca der Casa. Doch die schnellsten Anhänger des Mobs konnten ihn problemslos verfolgen. Verstecken oder gar eine erfolgreiche Flucht waren nicht möglich. Letztlich landete der Sklave im Lagerraum der Bibliothek - einer Sackgasse! Sich in der Eile nur noch einen einigermaßen stabil aussehenden Hocker krallen könnend, trafen bereits einen Augenblick später schätzungsweise ein halbes Dutzend Männer ebenfalls im Lagerraum ein und begannen mit Knüppeln und ähnlichem auf den Sklaven einzuprügeln. Während in den anderen Teilen des Hauses bereits Schränke, Regale und Truhen nach leicht transportablen Wertgegenständen durchsucht wurden, fiel nun also auch Molon dem Angriff zum Opfer. Zunächst nur bewusstlos und schwer verletzt, würde auch er später versterben.
Hernach versuchten die Eingedrungenen im gesamten Haus Beute zu machen und alles, was sie nicht gebrauchen oder gut abtransportieren konnten, wurde kurzerhand zerstört. So fielen diverse Statuen und Büsten dem Angriff genauso zum Opfer, wie zu große Möbel. Während sich an mehreren Stellen die Zerstörungswut gar gegen den bloßen Putz der Wände richtete, wurden etlicher Schmuck und teuer anmutende Kleidungsstücke von einfachen Tuniken über Togen bis hin zu schicken Kleidern für die Frau daheim erbeutet. Einzig der versteckte senatorische Tresorraum wurde bei all der blinden Gier nach Raubgut nicht entdeckt. Dafür fielen dem Mob die kleine Haushaltskasse, diverse Keramik- und Glaskunst und mehrere Sets feinstes Silbergeschirr in die Hände. Keine Stunde später war der plündernde, wütende Mob verschwunden und hinterließ eine innerlich eher an eine Ruine, denn an ein vornehmes Senatorenanwesen erinnernde Casa Iulia zurück...
SKLAVE - CASA IULIA