Cubiculum | Caius Flavius Aquilius

  • Ich ließ mich auf das Bett fallen und legte die Beine hoch, während sich meine Gedanken wieder einmal nach Athen verirrten. Es schien schon eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass mir die süsse Antiope den Rücken massiert hatte, bevor ich sie in meinen Armen zum Schreien und Stöhnen gebracht hatte. Und nun lag ich in einem Zimmer der Villa Flavia Felix, als Teil der Familie, der in Rom ausgesprochen unwillkommen war. Was machte ich eigentlich hier? Es wäre leichter gewesen, gleich nach Hispania weiter zu reisen, aber ich musste mir eingestehen, dass meine Sesterzenvorräte im leichten Leben Athens mehr zusammen geschmolzen waren als ich es gedacht hatte.


    Irgend etwas würde sich schon in Rom finden lassen, da war ich mir sicher - am besten eine Arbeit, bei der ich nicht viel tun würde müssen und genug verdiente, um meine Interessen zu finanzieren. Müßig streifte ich mir sowohl die Toga als auch die Tunika ab, nachdem die Sandalen auf den Boden gefallen waren, um mich unter das kühle Laken zu legen und mich in Morpheus Arme sinken zu lassen - die erste Nacht in der stinkenden, fetten Qualle Rom. Wenigstens kam der Schlaf bald zu mir und wischte alle Überlegungen und Sorgen fort.

  • Die Hitze Roms war eines der Dinge, die ich wirklich hasste. Athen war auch heiss gewesen, heisser sogar, weil es südlicher lag, aber es war nicht dauernd so furchtbar drückend schwül gewesen wie hier in Rom. Oder lag es vielleicht daran, dass man in dieser Millionenstadt weder der Hitze in den Gassen, noch anderen Menschen wirklich entkam? Die Toga hatte ich längst malerisch auf einem der Stühle drapiert und lag in der Tunika auf meinem Bett, die Sandalen gegen die Wand geworfen, wo sie irgendwo liegen geblieben waren. Nefertiri fehlte mir doch mehr, als ich es zugeben wollte, sie wusste meine Gedanken immer abzulenken, egal, in welche dunkle Richtung sie gingen. So starrte ich an die Decke und bemerkte einen haarfeinen Riss in der dunkelroten Farbe, mit der sie gestrichen war.


    Das Wandmosaik war mir zu floral, es hätte wohl besser zu einer Frau gepasst, aber damit musste man hier wohl vorlieb nehmen. Mir wären Darstellungen nackter Nypmhen besser zupass gekommen, aber mit etwas Glück würde ich bald wieder eine nackte Nymphe für mich haben, die mir keine Zeit lassen würde, mir irgendwelche Gedanken über Mosaike zu machen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und schloss die Augen, um mich einigen deutlich angenehmeren Erinnerungen zu überlassen, während der Mond seine Bahn am Himmel weiter verfolgte. Morgen, oder auch übermorgen, würde ich mich in Rom umtun, ob es irgend etwas gab, mit dem ich meine Kasse würde aufbessern können, und sei es nur für kurze Zeit. Langsam musste ich hier zurecht kommen, und es war undenkbar, dabei die Hilfe meiner Verwandtschaft allzu sehr zu strapazieren ... nein, es würde einen anderen Weg geben. Mit dem Gedanken an ein unfreundliches, forsches Gesicht an der porta glitt ich schließlich in einen unruhigen Schlaf.

  • Die Hitze des Mittags bewog die meisten Bewohner der Villa Flavia vorwiegend dazu, die Kühle des Gebäudes zu suchen und sich möglichst wenig in Bewegung zu üben. Nachdem Sciurus ihn davon unterrichtet hatte, dass schon einige Tage zuvor ein Vetter des Felix und damit auch sein eigener Vetter in Rom eingetroffen war, war die Neugierde des Gracchus geweckt. Als sich schlussendlich herausgestellt hatte, dass es sich bei eben jenem Vetter um Aquilius handelte, wuchs die Freude in Gracchus und er nahm sich zukünftig vor, die Geschehnisse um sich herum in der Villa nicht nur nebenbei zur Kenntnis zu nehmen, sondern sich etwas aktiver in das Familiengeschehen zu integrieren. Mit Aquilius würde dies ohnehin mehr Freude denn Pflicht werden, wie es bei Furianus und Milo der Fall war, welche Gracchus nur wenig kannte und welchen er daher noch immer ein wenig Skepsis entgegen brachte, vor allem, da ihm ihre Existenz noch immer merkwürdig anmutetete, wenn auch ihre Vergangenheit nicht sonderlich merkwürdiger als diejenige ihres Vaters war. Doch mit Aquilius war ein Stück seiner eigenen Vergangenheit nach Rom zurück gekehrt und brachte endlich Vertrautes in die Villa. Wie Gracchus selbst hatte sich der Vetter lange Zeit in Achaia aufgehalten, und wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe, so hatten sich die Vettern doch immer wieder einmal getroffen. Zu gerne erinnerte er sich an seine längeren Aufenthalte in Athen, die Dispute und Diskussionen welche sie miteinander und mit wahrlich geübteren Männern geführt hatten. Gracchus war dem durchaus gewandteren Vetter meist im Wort unterlegen gewesen, doch dies hatte ihn kaum bekümmert, sah er doch so immer Potential, welches es weiter zu entfalten galt.
    Nachdem Sciurus seinen Vetter in dessen Cubiculum vermutete, stand Gracchus vor eben diesem und klopfte, mäßig laut, an die Türe.

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  • Ich hatte gerade versucht, mich trotz der Geräusche der Villa in einen Art Schlaf sinken zu lassen, denn während der Zeit der größten Mittagshitze war Rom genauso unterträglich wie alle Städte südlicher Regionen, die Hitze schien sich geradezu durch jede Ritze und jede Öffnung ins Haus zu drängen. Was hätte ich um ein wirklich eiskaltes Bad gegeben oder einige gekühlte Speisen, aber weder das Bad noch die Speisen lagen in greifbarer Nähe. Als es klopfte, öffnete ich mühsam ein Auge und war schon versucht, eine Sandale in Richtung der Tür zu werfen, damit der Sklave, der mich da höchstwahrscheinlich störte, gleich eine Kehrtwendung machen würde, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich hier die Sklaven noch nicht so gut kannte, ließ ich es bleiben und richtete mich auf.


    "Herein!" erhob ich meine Stimme und ich hätte nicht erstaunter sein können als in diesem Moment, als ich meinen Vetter Gracchus erkannte, jenen Vetter, mit dem mich eine Diskutier- und Trinkfreundschaft in Athen verbunden hatte, die wir während seiner Aufenthalte dort reichlich dazu genutzt hatten, mit den Philosophen zu diskutieren und mit den Rethoren einen Wettstreit um das beste Argument anzutreten. "Gracchus, langsam beginnt mir Rom wieder als annehmbar zu erscheinen!" Mit ausgebreiteten Armen trat ich auf meinen Vetter zu und umarmte ihn, wie es sich gehörte, ihn breit anlächelnd dabei. Er schien sich kaum geändert zu haben, das Gesicht war ein wenig kantiger geworden, der Ausdruck allgemein etwas männlicher, sehr zu seinem Vorteil. "Man sagte mir zwar, dass Furianus nicht der einzige Verwandte ist, der hier wohnt, aber dass Du es sein würdest ..."

  • Mehr noch als er es sich erhofft hatte, tat es Gracchus gut, seinem Vetter gegenüber zu stehen. Er erwiderte die Umarmung mit einem glücklichen Lächeln.
    "Du wirst es nicht glauben, Aquilius, doch auch mir wird durch dein Erscheinen Rom um einiges erträglicher!"
    Er trat einen Schritt zurück und musterte seinen Vetter. An seiner stattlichen Statur hatte sich nichts geändert und es war noch immer die reinste Freude, diesen Körper unauffällig zu betrachten. Gracchus erinnerte sich an einige Abende an welchen er über sein Maß hinaus den Wein konsumiert hatte, was nicht unbedingt schwer war, da sein Maß überaus gering war, und an welchen sie eng einander sich stützend durch die Straßen geschwankt waren, das Recht auf die Torheit der Jugend stark strapazierend. Unaufgefordert, wie es früher so oft der Fall, da nicht notwendig, gewesen war, nahm Gracchus an dem kleinen Tisch im Zimmer Platz.
    "Du hast Furianus bereits kennen gelernt? Als ich aus Achaia hier ankam, war die Villa beinahe leer. Unser Vetter Felix, welchen ich bis dahin nur aus Briefen kannte, verließ bald darauf Rom, die Villa seinem Sohn überlassend. Ich kann von Glück sagen, dass er mir das Familienvermögen anvertraute, du würdest dein Heim sonst nicht wieder erkennen."
    Mit Grauen dachte er an das Gespräch mit seinem Vetter zweiten Grades über Umgestaltungen der Immobilie. Glücklicherweise hatten sich Furianus Bestrebungen dahingehend vorerst zerstreut.
    "Meine Schwester Agrippina ist noch immer bei den Vestalinnen die Virgo Vestalis Maxima."
    Eine Spur von Stolz klang aus Gracchus Stimme.
    "Nun, dies bedingt jedoch, dass sie nuneinmal nicht hier wohnt. So war die Villa recht leer, bis schließlich Furianus Bruder Milo vor der Tür stand. Vor kurzem weilte unser Vetter Aristides ebenfalls hier, doch ich habe ihn anscheinend verpasst. Es fiel mir ein wenig schwer, mich in dieses Familienleben einer mir doch ein wenig fremden Familie einzugliedern. Wie ist dein erster Eindruck?"
    Gracchus wollte nicht den Eindruck seines Vetters trüben, so erzählte er vorerst nicht mehr.

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  • Während sich Gracchus auf den Stuhl setzte, fläzte ich mich bequem zurück auf mein Bett, wir hatten es glücklicherweise nie allzu förmlich gehalten, schon gar nicht, wenn man dem langen Arm der Familie in Athen so gut entkommen konnte.
    "Ich hätte mir Rom gern noch eine Weile erspart, aber Du kennst das ja, irgendwann ist die beste Zeit zuende und man muss sich erst einmal wieder dem Ernst des Lebens zuwenden," erwiederte ich und überlegte, wann wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Es schien eine halbe Ewigkeit zurück zu liegen, viel zu lange eigentlich. Aber ich hatte schließlich auch meine Rückkehr nach Rom so weit wie möglich herausgeschoben, um dem Klima der Stadt zu entgehen. Ich erinnerte mich an unseren letzten Abend in Athen, eine Nacht vor seiner Abreise, und auch an den mordsmäßigen Kater, der mir am nächsten Tag den Schädel fast hatte zerspringen lassen - Kinder von Traurigkeit waren wir wahrlich nicht gewesen.


    "Nun, Furianus war der erste und bisher einzige Verwandte, den ich hier in der Villa antraf, und ich glaube, er hatte seine liebe Mühe, seine Begeisterung darüber zu verbergen, dass nun ein hispanischer Flavier auch noch unter dem Dach der Villa ein- und ausgeht," bemerkte ich mit einem breiten Grinsen, das bisweilen recht verwirrt wirkende Gesicht des Furianus hatte ich beileibe nicht vergessen. Wahrscheinlich fragte er sich immernoch, in welche Schublade ich zu stecken war. "Ist es nicht ein bisschen ungewöhnlich, dass Du das Familienvermögen verwaltest und Furianus der Herr im Haus sein soll?" warf ich ein, die Stirn runzelnd. Furianus' Vater schien seinem Sohn ja nicht gerade zu vertrauen, wenn er ihm nicht einmal sein Geld in die Hand gab, auch diese Umgestaltungsgedanken ließen mich eher schaudern. Was wäre wohl aus der guten alten Villa geworden? Wenigstens war mir das erspart geblieben.


    "Ich sehe schon, ich muss Agrippina besuchen, um ihr zu ihrer Erhebung zu gratulieren, verdient ist sie auf jeden Fall. Hält sie den Kopf immernoch auf diese stolze Weise nach oben? Als ich jung war, habe ich glaube ich ziemlich für sie geschwärmt," folgte ich meinen Gedanken an eine strahlend schöne Erscheinung, allerdings lagen dazwischen nun auch einige Jahre. Mit etwas Zutun von Venus allerdings würde sie inzwischen eine vollendete Schönheit geworden sein, gereift an Jahren und Charisma. Ich seufzte leise und vertrieb diese Geister meiner Kindheit wieder dorthin, wohin sie gehörten - in den hintersten Winkel meiner Gedanken.


    "Hmm, der erste Eindruck, schwer zu sagen," gewann ich etwas Zeit, um die passenden Worte zu finden. "Mir scheint der Haushalt etwas unkoordiniert, am Tag nach meiner Ankunft standen sogar die Prätorianer vor der Tür und faselten etwas von einem Mord, in den ein Mitglied des Haushalts verwickelt sein soll - das spricht nicht grade für Furianus' Haushaltsführung, auch scheint er mit recht seltsamen Leuten befreundet zu sein. Ein Gast, der mit ihm sprechen wollte, machte sich im Atrium über unsere Ahnen lustig, sodass ich ihn schließlich rauswerfen musste ... passiert so etwas hier öfter?" Einigermaßen hoffnungsvoll blickte ich ihn an, wenngleich ich irgendwie keine positive Antwort erwartete. "Abe erzähl mir von Dir ... wie ist es Dir hier ergangen, und womit vertreibst Du Dir Deine Zeit?" Mein Blick blieb auf Gracchus ruhen, und ich kam nicht umhin, ihn wie zu unseren besten Zeiten eingehend zu betrachten. Die vergangenen Monde hatten ihm wirklich gut getan und ich spielte mit dem Gedanken, ihn wie in Athen zu einem kleinen Training herauszufordern, um unsere Kräfte zu messen ... einige süße Erinnerungen an seinen dampfenden Atem kreuzten mein Bild und ließen mich eine aufrechtere Sitzhaltung einnehmen.

  • Es ließ Gracchus einen kurzen, aber doch angenehmen Schauer über den Rücken laufen, als sein Vetter sich auf seinem Bett ausbreitete, denn er hatte schon immer eine Schwäche für dessen Bewegungen gehegt. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann er diesen Fluss der Muskeln zuletzt beobachtet hatte und dies war schon recht lange her. Es war der Abend, bevor er nach Creta weitergezogen war. Bei seinem fluchtartigen Aufbruch von dort nach Nicopolis hatte er lange überlegt, ob er in Athen Zuflucht suchen sollte, doch er hatte seinen Vetter nicht in Dinge hineinziehen wollen, über welche er längst die Kontrolle verloren hatte. Daneben hatte er einen klaren Kopf gebraucht, welchen er in Gegenwart Aquilius' noch nie besessen hatte, zu sehr fühlte er sich immer zu ihm hingezogen. Wie er sich eingestehen musste auch heute noch und er befürchtete bereits, dass dies bald wieder in ausgelassenen Feiern enden würde, welchen Gracchus allgemein nicht zusprach, welche er seinem Vetter jedoch weder verwehren konnte noch wollte, wenn er daran dachte, wie nahe er ihm im Fall der allgemeinen Erheiterung meist gekommen war. Selbst das schwere Gefühl, dass das Elysium am folgenden Tage nahe war, selbst das Wissen um das eigene, beschämende Fehlverhalten war es dies immer wert gewesen.
    "Allein dieser Ausdruck, hispanische Flavier. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass man in unserer Familie pauschalisieren könnte, man könnte dich eintauschen gegen meinen Bruder, welchen wir den hispanischen Flaviern unterschieben würden. Oh, Aquilius, wäre das Leben so einfach gesponnen, doch wir haben an allen Ecken Schandflecken, die wir nicht tilgen, sondern nur ignorieren und verschweigen können. Meine eigenen ersten Erfahrungen mit Furianus waren indes ebenfalls ein wenig merkwürdig, doch nichts scheint mehr merkwürdig, wenn man sich darüber klar ist, dass er in Britannia bei einfachen Plebeijern erzogen wurde. Eingedenk dieses Umstandes dürfen wir eher erfreut darüber sein, dass aus ihm ein halbwegs anständiger Mensch geworden ist, doch er sollte selbst nicht vergessen und Umsicht walten lassen in Bezug auf Bemerkungen über Herkunft und Abstammung. Doch eingedenk dessen ist es weiter nicht verwunderlich, dass Felix ihm nicht den gesamten Besitz der Flavia anvertraute, war Furianus doch nicht lange her aus Britannia angekommen, wobei er erst kurz vor diesem Ereignis überhaupt von seiner Herkunft erfahren hatte. Eine Villa bleibt eine Villa, doch ein Vermögen vermag vieles zu ändern."
    Der Gedanke an die Schwärmereien seines Vetters für seine Schwester ließen ein Lächeln Gracchus' Lippen kräuseln. Sie waren Kinder gewesen, noch ohne Sinn für Liebe, Lust oder Verlangen, doch immer bemüht den großen Vorbildern nachzueifern.
    "Du hast Agrippina vergöttert, wenn ich mich recht entsinne, auch wenn es mir vorkommt, als wäre dies bereits in einem anderen Leben gewesen, so weit in der Vergangenheit liegt es. Ich habe sie besucht, gleich als ich in Rom ankam, sie ist zu einer wunderschönen Frau herangereift und es beruhigt mich zu wissen, dass sie im Haus der Vesta lebt. Sie ist viel zu zerbrechlich, viel zu rein für den Rest dieser Stadt."
    Schlussendlich weiteten sich Gracchus Augen besorgt und er blickte seinen Vetter verwirrt an, in dessen Augen forschend, ob er zu scherzen beliebte.
    "Praetorianer, sagst du? Ein Mord?"
    Er stützte einen Ellenbogen auf den Tisch und ließ seinen Kopf schwer auf die Hand sinken.
    "Bei den Göttern, dieser Haushalt verkommt. Wieder und wieder stehen Truppen vor unserer Tür, wegen Attentaten auf den Kaiser, Einbrüchen und nun auch noch Morden. Wo soll dies alles hinführen?"
    Ein abgrundtiefer Seufzer bahnte sich seinen Weg in die Freiheit und wieder drängte sich Gracchus der Gedanke an die kleine Unstimmigkeit zwischen Furianus und ihm auf.
    "Ich habe meine Augen dem längst abgewandt. Furianus pflegt Freundschaften aus seiner Zeit bei den Vigiles. Ja, du hast recht gehört, Vetter, den Vigiles. Bereits mit dem Namen Flavius trat er erst der Legion bei um sich später zu den Vigiles zu melden, neben Peregrini und Liberti. Wir hatten bereits einen Disput über Gelage in diesem Haus, letztendlich jedoch war ich der Meinung, dass ihm der Weg in den Cursus Honorum nur gut tut. Dazu ist er mit einer Flaminca aus dem Haus der Tiberia verlobt, ich hoffe, dies verhindert einen weiteren potentiellen Schandfleck in unserem Stammbaum. Gleiches gilt auch für seinen Bruder, sicherlich fähig, doch bin ich mir bei ihm ebenfalls noch etwas unschlüssig. Auch er tauchte hier aus heiterem Himmel auf."
    Gracchus suchte den Blick seines Vetters und ehrliche Erleichterung über dessen Anwesenheit lag darin.
    "Mein eigenes Tun bietet mir glücklicherweise Möglichkeiten, an einigem der Geschehnisse hier keinen Anteil zu haben, auch wenn mein Leibsklave mich über alles informiert. Ich habe noch in Achaia dem Iuppiter ein Gelübde abgelegt und löse dies nun ein, indem ich mich dem Cultus Deorum anschloss. Noch verrichte ich meinen Dienst als Commentarius im Tempel des Mars Ultor, doch ich hoffe darauf, dass die Prüfung zum Sacerdos nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Hast du bereits Pläne, was du hier in Rom nun mit deinem vielen Wissen anfangen möchtest?"
    Beinahe wäre es Gracchus entfallen, doch der Gedanke an Antonia saß hartnäckig wie ein störender Fleischrest zwischen den Zähnen in seinem Nacken.
    "Daneben habe ich meine Verlobung mit Claudia Antonia gefeiert. Unsere Hochzeit wird die Beziehung unserer beiden Gentes, welche bereits lose durch Felix geknüpft ist, weiter stärken. Sie wird ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen."
    Bedauerlicherweise nach Gracchus' Ansicht. Im Gegensatz gegenüber Außenstehenden und auch gegenüber den übrigen Verwandten im Haus versuchte Gracchus gegenüber Aquilius nicht einmal zu verbergen, dass diese Hochzeit für ihn nicht mehr war, als ein politisches Bündnis und dass er, abgesehen von den sozialen und politischen Vorteilen, keineswegs erfreut über eine Hochzeit war.

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  • Ich fühlte den Blick meines Vetters wie schon früher auf mir liegen, aufmerksam, interessiert, auf diese besondere Weise wach und lebendig wie schon in Athen. Eine gewisse Freude war seinen Augen nicht fremd, und auch ich freute mich, den Gefährten entspannterer Tage wieder in meiner Nähe zu wissen. Wir hatten so vieles geteilt, und von den Möglichkeiten, die einem Mann mit einem gewissen Vermögen in der Fremde gegeben waren, überreichlich Gebrauch gehabt. Fast sehnte ich diese herrlichen Tage unter der Sonne Achaias zurück, die mit einem frugalenh Frühstück begonnen hatten, dann zu den morgenlichen Leibesübungen geführt hatten, um danach mit einem Gang in die Stadt, auf den Markt und zu den Rednern und Philosophen, geendet hatten, meist abends noch mit so mancher Menge Wein und Trauben garniert. So ein unbeschwertes, fast sorgenfreies Dasein würde uns wohl kaum noch beschert sein, aber allein die Gegenwart Gracchus' beschwor den Geist dieser weitgehend sorglosen Tage wieder herbei. Fast wie Brüder waren wir gewesen, und doch auf eine andere Weise verbunden ...


    "Nun, mit dem messalinischen Makel wird mein Familienzweig wohl noch eine Weile leben müssen, bis Gras über die ganze Sache gewachsen ist. Ich frage mich immernoch, wie man so dumm sein konnte, aber was will man auch von einem Weib erwarten, dem die Macht zu Kopf gestiegen ist? In meiner Familie scheint es nicht allzu ungewöhnlich, dass die Frauen Fehlentscheidungen treffen, hast Du von Calpurnia gehört? Sie will unbedingt einen Plebejer heiraten, und das noch in manu - hätte Vater das noch miterlebt, er hätte sie mit Fug und Recht übers Knie gelegt und ihr Verstand eingeprügelt." Dass meine Stimme ziemlich empört und verärgert klang, merkte ich erst am Ende des Satzes, und gab mir Mühe, meinen hochgekochten Zorn durch ein Lächeln abzumildern - aber diese Sache ärgerte mich einfach immernoch unglaublich. "Was Furianus angeht, nun, immerhin hat er es zum Aedilen geschafft, da scheint das Erbe seines Vaters dann doch etwas gewichtiger zu sein als das der Erziehung. Wenn mir allerdings dieser Verrückte noch einmal hier begegnen sollte, wird es ernsthaft Zeit für ein klärendes Gespräch, ein solches Verhalten kann und werde ich nicht dulden, auch wenn ich nicht der Hausherr bin." Achtkantig würde ich diesen Strabo das nächste Mal rauswerfen, und das mit einem doch deutlichen inneren Vergnügen! Kein Wunder, bei den Vigiles diente so mancher seltsame Kerl ...


    "In der Zukunft liegt das Ansehen unserer Familie auch in unseren Händen, Gracchus, und ich denke, da liegt es gut - Du als Diener des Iuppiter, ich als ... na, irgendwas schon, auf jeden Fall wissen wir, worauf es ankommt," erklärte ich überzeugt und war mir recht sicher, dass von nun an ein neuer Wind in diesem Hause herrschen würde. Was mein Vetter da berichtete, ließ auch Gutes hoffen, nichts war Furianus mehr zu wünschen, als dass er sich von seinen plebejischen Denkwurzeln lösen konnte. Auch sein Bruder würde sicherlich noch seinen Weg finden, immerhin schien er ein kluger Kopf mit den richtigen Ansichten zu sein.
    "Also hast Du Deinen Weg inzwischen gefunden," bemerkte ich zu seinen Worten über den Cultus Deorum und musste kurz beifällig lächeln. Ich konnte mir meinen guten Freund Gracchus sehr gut als würdigen, aufrechten Sacerdos Iuppiters vorstellen, die männliche Erscheinung dafür hatte er, ebenso die notwendige gravitas und dignitas, um überzeugend zu sprechen. Doch, ich war mir sehr sicher, dass er als Sacerdos ein ausgesprochen gutes Bild abgeben würde, gehüllt in eine reinweiße Toga oder ein Priestergewand ... ob er immernoch so trainiert war wie früher? Für einige Augenblicke verloren sich meine Gedanken in der Betrachtung seiner Gestalt, bevor ich bemerkte, dass die eingetretene Pause länger geworden war als gewollt.


    "Und verlobt bist Du nun auch, ich hoffe, Du hast eine gutaussehende Braut erwischt? Auch wenn ich mir Dich als würdigen Ehemann kaum recht vorstellen kann, weisst Du noch, wie wir so betrunken waren, dass wir in Athen versuchten, einen Priester zu finden, der uns verheiratet? Ich glaube, der Alte, den wir schließlich aufgetrieben haben, hat noch tagelang danach über uns gelacht. Der Wein an dem Abend war aber auch verflucht gut gewesen," seufzte ich leise und schüttelte den Kopf. Gracchus verlobt, langsam fühlte ich mich wirklich alt. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass er einmal vor mir heiraten könnte. "Was ich hier vor habe, nunja. Eigentlich sollte ich mir wohl über die Politik Gedanken machen, aber um ehrlich zu sein reizt mich diese Schreierei auf der Rostra nicht unbedingt. Du wirst lachen, aber auf meiner Reise hierher habe ich mir überlegt, in den Kult des Mars einzutreten."

  • Immer wieder war die eigene Familie dazu angetan, Gracchus die Sorgenfalten auf die Stirn zu treiben. Trotz seiner jungen Jahre würde dies früher oder später dazu führen, dass sie ihm nicht mehr aus dem Antlitz wichen, wenn das Leben mehr von dieser Art bereit hielte.
    "Sei nicht so bescheiden, Vetter, es ist nicht allein der Zweig des Atticus, welcher die Bürde der Flavia tragen muss. Sei es nur durch Adoption, der Zweig des Corvinus sieht nicht nur unübersichtlich, sondern um keinen Deut besser aus. Und wie wir wissen, selbst aus so tadellosen Verbindungen wie der meiner Eltern erwächst nicht immer Gutes. Das einzig gute an meinem Bruder ist bisweilen, dass man ihn lange Zeit schon vermisst. Er scheint sich zu den christianischen Zentren aufgemacht zu haben, doch mittlerweile vermutet man ihn im Elysium. Mein eigener Bruder, doch Aquilius, ich hoffe so sehr, dass es wahr ist und dass er dort endlich erkannt hat, dass es der Götter viele sind."
    Seit der Zeit, da Gracchus als kleiner Junge nach Achaia gekommen war, hatte er Animus nicht mehr gesehen. Doch was er später in Briefen und Berichten über den Bischof von Rom lesen musste, dies war ausreichend, um keinerlei Verlangen danach zu spüren und die Existenz eines Bruders aus seinen Gedanken zu streichen.
    "Ich habe auch Calpurnia getroffen, als ich nach Rom kam, kandidierte sie nicht für den Cursus Honorum? Doch, ich befürchte, so war es. Schon damals hatte ich geglaubt, dass es nicht schlimmer werden könnte, doch was du berichtest..."
    Es drängte Gracchus förmlich dazu, die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen, doch er beherrschte sich mühsam.
    "Es ist der Egoismus dieser Zeiten, der auch unsere Familien vergiftet. Selbst Furianus heiratet aus Liebe, wie er es nennt, ist denn dies vorstellbar? Es ist ein Glück, dass seine Liebe immerhin auf die Flaminca gefallen ist, doch wieso muss er dies auch noch propagieren und kann nicht wie es sich gehört aus dem Grund einer vorteilhaften Verbindung in die Ehe gehen? Er hat sie beim Opfern getroffen..."
    Der despektierliche Tonfall ließ deutlich werden, was Gracchus davon hielt. Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, sinnierend auf die Linie blickend, wo die Wand des Zimmers in die Decke eben jenes überging. Bedächtig wanderte dieser Blick hinab und blieb auf seinem Vetter ruhen.
    "Ich bin wahrlich froh, dass du hier bist, Aquilius, wahrlich. Du weißt, mir fehlt oft ein wenig der Antrieb, dazu scheint es mir so mühselig mit Furianus über diese Dinge zu sprechen. Bisweilen habe ich das Gefühl, er nimmt mich nicht wirklich ernst, auch wenn er mich tatsächlich zu Anfang Onkel genannt hat. Entweder dies, oder er erfasst nicht, was ich versuche, ihm begreiflich zu machen. Eine Weile nach unserem Disput, als sein Bruder in Rom eintraf, hatten wir ein längeres Gespräch, doch ich werde nicht schlau aus ihm. Mal scheint er so, mal andersherum und manches mal stimmt er einer Aussage zu, ist dabei jedoch gänzlich anderer Auffassung. Ich fürchte, es fehlt ihm am nötigen Feinsinn, um sublime Äußerungen zu identifizieren."
    Es schien ihm, als könnte Gracchus bereits den aufkommenden neuen Luftzug im Haus spüren, als er über Sublimes nachdachte, spürte er doch unterschwellig schon jetzt die in ihm aufkeimende Erregung beim Anblick seines Vetters. Wie lange würde es dauern, bis sie ihre Körper gegeneinander maßen, welches mit gegenseitiger Berührung einhergehen würde? Der Reiz des Aquilius war ein gänzlich anderer, als jener, welchen Sciurus ausstrahlen konnte, sowohl sein alter Sklave aus Achaia, als auch sein jetziger treuer Diener. Und gänzlich unmöglich war jenes prickelnde Gefühl von Freude und Furcht zugleich im Angesicht seiner Verlobten.
    "Claudia ist mit einem äußerst reizenden Äußeren gesegnet, dazu zeigt sie einen großen Sinn für Ästhetik und bietet auch in rhetorischer Hinsicht alles, was man sich von einer Gattin wünschen kann. Es könnte eine durchaus angenehme Vorstellung sein, in einer Ehe mit ihr zu leben, wäre nicht diese distanzierte Oberflächlichkeit. Ich hege bisweilen das Gefühl, dass alles, was ich tun und sagen nur das Falsche sein kann. Findet sie mit anderen ein anregendes Gespräch, so scheint es ihr unmöglich jenes mit mir zu ihrer wahrhaftigen Freude zu führen, auch wenn sie vordergründig nichts anderes zeigt. Nun, es ist nur eine Ehe. So sie denn nicht an Konversation und feingeistigem Austausch interessiert ist, werde ich sie nicht dazu zwingen."
    Die Erinnerung an den erwähnten Abend in Athen treibt Gracchus geradezu ein Lachen heraus.
    "Dies ist auch nicht mehr notwendig, habe ich doch nun dich wieder hier für ein angenehmes Eheleben."
    Lachend winkte er ab.
    "Ich fürchte nur, so einfach wird es nicht mehr werden. Rom ist anders als Athen, nicht nur die Stadt, auch die Menschen. Die Rostra meide ich, was dort geboten wird hat keinerlei Ähnlichkeit mit anregender Diskussion. Der Kult des Mars wäre sicherlich eine gute Überlegung. Der mich ausbildende Sacerdos Valerius ist mittlerweile Septemvir. Ein etwas einfacher Mensch, auch wenn er den Namen Valerius trägt, so scheint er doch aus einem sehr bürgerlichen Zweig der Gens zu stammen, doch ansonsten recht kompetent. Leider bin ich mir nicht sicher, ob er weiterhin ausbilden wird, denn im anderen Fall kann es dir leicht passieren, dass du vorerst in einen anderen Kult musst. Doch wenn ich den Tempel des Mars überstanden habe, so würdest du sicherlich auch den des Iuppiter oder vielleicht des Merkur überstehen."

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  • "Wir müssen uns wohl beide mit unserer Familie abfinden, Gracchus, und wenigstens gibt es doch bisweilen in unserer weit verzweigten Verwandtschaft gewisse ... Lichtblicke," sagte ich und hob den Blick zu ihm. Das letzte Wort hatte ich mit Bedacht ein wenig gedehnt, denn inmitten des furchtbaren Chaos unserer Blutsverwandten war er mir immer als ein Lichtblick erschienen. Als ein Verbündeter gegen den Wahnsinn seltsamer Entscheidungen und Verhaltensweisen, auch als Vertrauter in so vielen Dingen.
    "Ich frage mich immer noch, wie man sich einem so abstrusen Kult wie diesen Christen zuwenden kann, aber, wie Du schon sagtest, unsere Familie trägt ihre Bürde überall gleichermaßen. Man könnte meinen, Felix hätte mit seiner Nachkommenschaft bisher das meiste Glück gehabt, aber auch das wird sich in der Zukunft weisen müssen." Gegen diese Erkenntnis sträubte sich in mir zwar alles, denn ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass es so sein würde, aber letztendlich würden wir sehen müssen, was auf uns, was auf die Flavier zu kommen würde.


    "Er heiratet aus Liebe? Ernsthaft?" Ich wäre vor Erstaunen fast von meinem Bett gekullert und rückte mich nun wieder zurecht. Am liebsten hätte ich mich irgendwo in ein Mauseloch verkrochen, die Absonderlichkeiten wurden, je länger ich hier blieb, immer größer. "Beim Opfern, ja?" Die Ironie mochte mir allzu deutlich anzuhören sein, dann stöhnte ich leise und gequält auf. "Eine Ehe aus Liebe, langsam kommt man sich hier vor wie bei den Wilden. Die meisten Liebesehen scheitern doch grandios, und wer darf am Ende die Scherben wieder zusammenkehren? Die Familie. Mein guter Gracchus, ich fürchte, wir werden in der Zukunft wirklich viel zu tun haben, um dieser Sache einen positiven Gewinn abzutrotzen. Wenn ich mir überlege, welche Verbindungen er eingehen hätte können - aber nun gut, eine Tiberia ist ja noch akzeptabel, wenn sie sich zumindest so lange lieben, bis er einige Erben gezeugt hat, kann man zufrieden sein."


    Liebesheiraten ... dieser Krankheit war schon Calpurnia anheim gefallen, und anscheinend setzte sich dies in der Familie fort wie eine böse Erinnerung. Nein, ich war kein Freund der Hochzeit aus Liebe, denn wenn die Liebe verging - und wo verging sie schneller als im wechselhaften, vielgesichtigen Rom? - blieb meist nur Hass übrig, oder Abscheu, und das machte das Leben für alle anderen ausgesprochen kompliziert.
    "Nun, sehen wir doch einfach zu, die beiden Brüder einmal zum Abendessen zu laden, was hältst du davon? Zum einen würde ich gerne meine Unterhaltung mit Milo fortsetzen, zum anderen ist Furianus sicherlich ein ausgesprochen amüsanter Unterhalter in Gesellschaft," meine Augen blitzten dabei amüsiert auf, denn wie die Worte gemeint waren, dürfte für Gracchus mit seinem feinen Gespür für Schwingungen und Zwischentöne offensichtlich sein. Wir hatten uns in Athen oft genug auf diese hintergründige Weise über andere amüsiert, wieso sollte es jetzt anders sein? "Ob wir die beiden für ein morgendliches Training begeistern können? Mir fehlen die Leibesübungen inzwischen doch deutlich, ich glaube, ich setze langsam an. Die Reise war so überaus langweilig." Kurz tippte ich mir auf die Bauchmuskeln und gab mir größte Mühe, wie ein erschlaffter, müder Mann zu wirken, aber ich wusste wohl, dass ich Gracchus nicht würde täuschen können.


    "Nun, wenn Du möchtest, kann ich einem eurer Gespräche gern einmal beiwohnen. Ein bisschen Erfahrung mit Frauen besitze ich ja auch, wenngleich sie mir oft genug noch wie ein Buch mit sieben Siegeln erscheinen, und ein zweites Paar Augen sieht zumeist mehr als nur eines." Ich war ausserdem neugierig auf die Frau, die demnächst ihr Leben an der Seite meines Lieblingsvetters fristen würde - und seine Beschreibung ließ nicht auf eine graue, langweilige Maus schließen, eher auf eine durchaus interessante Persönlichkeit. "Zumal fühlen sich die meisten Frauen durch doppelte Aufmerksamkeit genug geschmeichelt, ein wenig aus ihrem Mäuerchen hervor zu blicken," ich unterstrich dieses Bild mit einer beredten Geste, doch mein Blick blieb auf meinem Vetter liegen. Eigentlich kaum zu glauben, dass sie bei einem Mann wie ihm distanziert blieb, überlegte ich und schüttelte leicht zu mir selbst den Kopf. Die Welt war verrückt, und Rom der Mittelpunkt der Verrücktheit. "Nun, was den Marskult angeht, ich bin mir noch nicht sicher, ob es das Richtige ist. Eine Weile als Scriba Personalis zu arbeiten wäre sicher auch nichts verkehrtes, aber ich kenne noch nicht genug Leute hier, um eine passende Stellung auszumachen. Zumindest reizt mich der Gedanke, dem Kriegsgott zu dienen, du weisst, dass diese Riten mich immer am meisten erfüllt hatten." Eine gewisse Affinität fühlte ich zu diesem überaus virilen Kult seit Jahren, aber ob ich dem würdig sein konnte?

  • Die Lichtblicke, auf diese gedehnte Weise ausgesprochen, gingen Gracchus wie Öl die Kehle hinab und hinterließen ein wohliges Flattern in seinem Magen. Er dachte über die Liebe nach und welch sonderbares Element der Natur sie doch war. Er würde Antonia niemals lieben, nichteinmal begehren, einzig ehren. Liebe war nichts für eine Ehe, Liebe war etwas für hinter verschlossene Türen, für Beziehungen zwischen Menschen vollkommen unterschiedlichr Art.
    "Beide Brüder zu einem Abendessen laden? Fürwahr, dies scheint mir eine vorzügliche Idee zu sein, welche unserem Amüsement nur zuträglich sein kann. Bisweilen bestach mich das Gefühl, dass sie sich ebenfalls eher befremdlich, denn brüderlich sind, doch wer könnte es ihnen verdenken, kennen sie sich doch selbst ebenso wenig wie wir sie. Die Verteilung der Relationen wäre für uns also durchaus vorteilhaft. Zudem solltest du die Küche kennen lernen, welche zu besonderen Anlässen wahrhaft im Stande ist, kleine Wunderwerke aufzutischen. Ich würde Sciurus einen Hinweis darauf geben."
    In Erinnerung an Seeigel mit Melonenpaste, sauren Spargel mit Sesam und Kümmel, Omlett mit Kürbis, Tintenfisch gebacken in Honigkruste und in Mulsum eingelegte Oliven lief Gracchus bereits das Wasser im Munde zusammen. Er hatte noch nie reichlich gegessen, doch immer sehr speziell und am liebsten äußerst erlesen, und wer immer in der Culina der Villa Flavia stand, er war sich nicht zu schade Absonderliches zuzubereiten, um die Herren zufrieden zu stellen. Dazu erregte der Gedanke Furianus noch einmal beim lasziven Schlürfen der Austern beobachten zu können Gracchus solchermaßen, dass er besorgt sein Gewand zurechtrückte. Noch viel mehr jedoch brachte ihn die Bewunderung Aquilius' Körper aus dem Konzept, an welchem nicht das geringste Bisschen zu viel war. Ein Hauch von spöttischem Vorwurf schwang in seiner Stimme.
    "Du verschmähst mich demnach bereits als Partner für die morgendlichen Übungen? Du wirst schon sehen, was du von Felix' Söhnen hast. Furianus hat sicherlich keinerlei Zeit für solcherlei Kinkerlitzchen, hat er doch seine guten Freunde und Klienten zu empfangen. Milo dagegen wirst du kaum antreffen, er verlässt das Haus jeden Tag bereits früh am Morgen, doch frage mich nicht, wohin er sich aufmacht."
    Ein spitzbübisches Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "Womöglich ist er ebenfalls der Liebe zum Opfer gefallen, besitzt jedoch genügend Anstand, sie nicht mit nach Hause zu bringen."
    Das Lächeln verharrte auf seinem Gesicht, als er darüber nachdachte, ob es womöglich eine gute Idee wäre, Aquilius an seinem Gespräch mit Antonia teilhaben zu lassen. Er befürchtete, dass sie sich bedrängt fühlen könnte, daher sollte sein Vetter mehr zufällig, denn geladen erscheinen.
    "Es ist nicht so, dass ich sie grundsätzlich nicht verstehen würde, mit anderen Frauen komme ich überaus gut zurecht. Bei Gelegenheit muss ich dich der Senatorin Tiberia vorstellen, eine reizende Person! Belesen, beredt, intelligent und anmutig zugleich. Doch mache dir keine Hoffnungen, sie ist bereits vermählt."
    Über den Gemahl der Tiberia konnte Gracchus noch um einiges mehr schwärmen, vor allem über seinen Körperbau, doch dies waren Gedanken, welcher er allerhöchstens mit seinem Leibsklaven teilte.
    "Eine solche Frau ist geradezu geschaffen, um Abende mit anregenden Diskussionen und künstlerischen Betrachtungen zu füllen, ich habe sie auf einer kleinen Gesellschaft zu einem eben solchen Anlass kennen gelernt. Auch Claudia traf ich dort zu ersten mal, was mich vermuten lässt, dass sie sicherlich gleiche Qualitäten vorzuweisen hat. Doch mir will oder kann sie diese offenkundig nicht offenbaren. Wie dem auch sei, ich habe Claudia in die Villa geladen da wir uns über den Termin verständigen müssen und einige andere wichtige Kleinigkeiten. Dies würde dich sicherlich nur langweilen und mich würdest du ablenken, da ich liebend gerne jegliches übrige Thema denn die Hochzeit ansprechen würde. Doch was sagst du, ich könnte dir Sciurus schicken, wenn wir die heiklen Themen beendet haben, so dass du anschließend rein zufällig im Triclinium erscheinen kannst? Natürlich werde ich darauf achten, dass wir zu diesem Zeitpunkt den Hauptgang noch nicht angetastet haben."
    Gracchus wischte den Gedanken an Antonia bei Seite, es würde noch genügend Zeit vergehen, welche er mit ihr teilen musste.
    "Wenn du eine Anstellung suchst, so ist es nie verkehrt, die gewählten Magistrate in Augenschein zu nehmen. Leider kann ich dir nicht sonderlich viel über sie berichten. Den neuen Praetor kenne ich nicht einmal vom Namen her, ein Aedilis Curulis ist nicht gewählt, wobei ich dir keinen von beiden Kandidaten raten würde. Auch Aedilis Plebis und Tribunus Plebis sagen mir nicht viel mehr, als dass sie irgendwann einmal ihre Quaestur abgelegt haben. Womöglich gibt es einige Senatoren in hohen Ämtern, welche ebenfalls einen Scriba gebrauchen könnten, doch dazu können dir sicherlich Furianus und Milo mehr sagen. Einzig, wenn du den Weg zu den Göttern einschlagen willst, werde ich dir von Nutzen sein, denn den Weg zur Regia des Cultus Deorum kennen meine Sänftenträger bereits recht genau."

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  • Wie beruhigend das Gefühl war, noch immer mit ihm auf derselben Ebene zu sprechen, die Gedanken freimütig teilen zu können - ich hatte fast befürchtet, dass wir uns ob der langen Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten, entfremdet hatten, doch je mehr wir nun miteinander sprachen, desto mehr festigte sich der Eindruck, dass noch alles beim Alten war. Es war erleichternd und erfreulich zugleich, denn in dieser riesigen, dreckigen und vor allem verlotterten Stadt hätte ich nicht erwartet, wenigstens eine verwandte Seele zu finden.
    "Na, mit den beiden werden wir sicher ein ausgesprochen interessantes und vielseitiges Gespräch führen, und ich bekomme fast Lust, ihnen ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Wobei es bei Milo, glaube ich, deutlich abwechslungsreicher werden wird als bei Furianus. Man könnte manchmal meinen, irgend jemand hätte ihm einen Besenstiel in den Hintern geschoben, so steif und förmlich benimmt er sich. Wenn Vater das noch erlebt hätte, ich glaube, er hätte ihm so manche Lektion über das gelassene, würdige Auftreten eines Patriziers in der Öffentlichkeit erteilt ..."


    Ich schnalzte mit der Zunge und ließ mich nur allzu gern von dem Gedanken an raffinierte Speisen ablenken, denn dies war eine Leidenschaft, die ich mit meinem Vetter durchaus teilte. Maßvolles Essen musste schließlich nicht bedeuten, dass man die Sinne dabei nicht auf eine Entdeckungsreise schicken durfte.
    "Mit Vergnügen lasse ich mich auf Sciurus' Künste ein, wenn Du sagst, dass sich da etwas Besonderes erwarten lässt, dann vertraue ich mich Deinem Urteil nur zu gerne an. In Athen hattest Du auch die bessere Hand für die besonderen Genüsse." Ich warf meinem Vetter einen kurzen Blick zu und musste für einen Moment ernsthaft darüber nachdenken, ob ich da nicht gerade etwas unter seiner Kleidung gesehen hatte - aber sicher war es nur eine Falte des Stoffs gewesen, die mich narrte. Ich richtete mich halb auf und lauschte seinen Worten über die Tiberia, sicherlich auch eine Frau, die es wert war, sie kennenzulernen. Gracchus und sein Händchen für intelligente Frauen waren legendär, zumindest bei mir, wenn er eine Frau für interessant befand, fand sie auch meist mein Interesse.
    "Warum sind die wirklich interessanten Frauen immer gleich verheiratet? Aber es ist vielleicht ein Hindernis, wenngleich keines, das mich aufhalten würde ..." scherzte ich leichthin und strich mit der Hand die Strähne meines Haars zurück, die sich neuerdings frech in die Stirn wagte. Demnächst würde ich mir wohl einen römischen Schnitt zulegen müssen, in Achaia hatte ich mir eine etwas lässigere Haarmode angewöhnt.


    "Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass unsere morgendlichen Übungen ohnehin feststehen," entgegnete ich auf seine Worte mit einem gespielt beleidigten Unterton. ".. und sie deswegen keiner weiteren Worte bedürfen. Ein Priester des Iuppiter muss schließlich etwas hermachen und was für ein Vetter wäre ich wohl, würde ich zulassen, dass mein liebster Verwandter langsam aber sicher zu einem faulen Opferkeksdieb wird?" Mit einem Zwinkern garniert nahm ich meinen Worten die Schärfe. "Bei deinem Abendessen mit Deiner Verlobten stehe ich Dir gern rein zufällig zur Seite, ich will sehen, dann auch einen einigermaßen gepflegten Eindruck zu machen. Ohne Nefertiri fühle ich mich langsam aber sicher so strähnig wie ein Athlet nach einem fünftägigen Marathon...." Das Thema mit der Arbeit nickte ich ab, so erfreulich war es zudem nicht, und ich wusste, wenn ich es anging, würde er mir sicherlich beistehen, so gut er konnte. Ich würde mich erst einmal über die gewählten Magistraten informieren müssen, bevor ich mich entschied, und das wollte ich nicht übereifrig übers Knie brechen.
    "Was hältst Du davon, wenn wir die nächsten Tage einmal die Thermen aufsuchen? Athen hat seine Vorzüge, aber wirklich gute Thermen gibt es leider nur in Rom." Und damit würde dieser elektrisierende Tanz neu beginnen, den wir in Athen zurückgelassen hatten. Ein Tanz der Möglichkeiten, Andeutungen und ... Gedanken.

  • Es war nicht zu verhindern, dass Gracchus der Besenstiel bildlich vor Augen erschien und es kostete ihn einiges an Mühe, dieses Bild zurück in jene Ecke seines Gedankenhauses zu drängen, aus welcher es heraufgekrochen war.
    "Ich bin sicher, es ist nur Unsicherheit, welche noch immer aus seinem Verhalten spricht. Mit der Förmlichkeit, wie mit der Leugnung seiner Herkunft versucht er womöglich jene zu kompensieren, auch wenn es mir merkwürdig erscheint, wie jemand jahrelang in einer Familie aufwachsen, seine Eltern ehren und Geschwister lieben kann, um dann mit dem Wissen um seine wahre Linie all dies aus seinem Leben zu streichen, diese Jahre zu negieren und sich auf diese Weise über den Stand der Menschen zu stellen, mit welchen er aufgewachsen ist. Doch wer von uns kann sich schon in solch eine eigentümliche Situation eindenken."
    Die Künste seines Sklaven Sciurus beliefen sich zwar nur darauf, dafür zu sorgen, dass in der Küche zubereitet wurde, was sein Herr bevorzugte, doch für Gracchus war dies ohnehin nebensächlich. Genau genommen interessierte es ihn nicht einmal, ob nicht doch Sciurus hinter dem Herdfeuer stand, solange die Speisen mundeten.
    "Interessante Frauen sind aus dem Grund verheiratet, damit du nicht auf die Idee kommst, sie heiraten zu wollen, mein lieber Aquilius. Die Ehe würde ohnehin nur jegliches Interesse durch die Sorgen des Alltags zerstören, der Reiz des belanglos, hintergründigen Gespräches verloren geben. In dieser Hinsicht ist es womöglich nicht das Schlechteste, dass Claudia ist, wie sie nun einmal ist, denn sie würde nach der Hochzeit ohnehin nicht mehr sein, was sie war. So geht zumindest nichts verloren, um was zu trauern wäre."
    Dennoch könnte sie natürlich ein wenig anders sein. Gracchus bedachte seinen Vetter mit einem gedankenvollen Blick.
    "Von deinen etwaigen Intentionen um verheiratete Frauen möchte ich jedoch nichts wissen, Vetter. Rom ist nicht Achaia, hier wirst du schneller verurteilt, als du dich am weichen Körper dieser Frau laben könntest. Nicht unbedingt vom Staat, doch der Pöbel lauert hinter jeder Ecke auf einen Fehltritt."
    Gracchus Blick folgte der Hand, welche eine Haarsträhne zurückstrich. Sein Vetter hatte sein Äußeres augenscheinlich ein wenig vernachlässigt, doch in Anbetracht der langen Reise war dies wenig verwunderlich.
    "Der Besuch der Thermen wäre wahrhaftig eine Notwendigkeit. Doch nicht nur die Becken und die Palästra, bei dieser Gelegenheit sollten wir ebenfall einen Barbier für dich auftreiben. Sonst werden sie dich bald für einen Germanen halten."
    Es war zwischen ihnen noch nie notwendig gewesen, Dinge nicht auszusprechen. Gracchus blickte an sich herab und strich nachdenklich über seinen Bauch.
    "Opferkekse sind eine Scheußlichkeit. Ich verstehe nicht, wie die Götter sich daran erfreuen können. Gebackener Getreidebrei, so trocken wie der Tiber im Sommer, so geschmacklos wie ein blaues Pallium zu einer grünen Tunika. Zumindest wenn sie am Ende des Tages von der Mensa genommen und der Priesterschaft zur Verfügung gestellt werden. Nicht zu verachten ist jedoch das Opferfleisch. Finden kleine Privatopfer statt, welche den Tempeln überantwortet werden, so fallen der Priesterschaft die zartesten Stücke zu, während das überflüssige Fleisch an die Bettler ausgegeben wird. Möglicherweise wäre es tatsächlich eimal notwendig, die angesetzten Speisen im Laconicum auszuschwitzen."
    Der Gedanke an den schwitzenden Aquilius erregte Gracchus ungemein. Er konnte sie bereits vor sich sehen, die kleinen Tropfen, welche an dem durchtrainierten Körper seines Vetters herabrinnen würden.

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  • "Nun, wir sind schließlich auch als das aufgewachsen, was wir sind, werter Vetter, und das ist auch gut so. Ich will mir eine plebejische Ausbildung und Erziehung nicht einmal ansatzweise ausmalen, überlassen wir das doch Furianus," entgegnete ich schmunzelnd und neigte mich etwas vor, um den locker gewordenen Riemen meiner Sandale wieder zu richten und festzuzurren. Die eher dunklen Aussichten meines Vetters auf seine Ehe ließen mich allerdings ein wenig aufhorchen.
    "Na, komm, Gracchus, stell dich nicht ganz so pessimistisch an. Immerhin ist sie aus einer guten Familie, scheint nicht dumm und sieht anscheinend auch gut aus. Du könntest es viel schlechter treffen als das und eine Patrizierin weiss wenigstens, wie sie einem die dunklen Gedanken zerstreuen kann. Also versuche es doch nicht ganz so dunkel zu sehen, vielleicht findet ihr ja doch noch eine Basis, auf der ihr miteinander klar kommen könnt. Zu wünschen wäre es Dir jedenfalls."


    Ein wenig Optimismus konnte Gracchus nicht schaden, wobei mir der Gedanke an eine Hochzeit meines Vetters nicht vollständig behagte. Irgendwann musste es zwar so weit sein, aber so früh? Es erinnerte mich daran, dass ich auch irgendwann würde heiraten müssen. Zumindest konnte mir Vater nicht mehr irgendeine ungewollte Braut antragen, aber früher oder später würde ich mir etwas aussuchen müssen.
    "Der Pöbel ... ach nunja, bisher habe ich keine gesehen, die mich gereizt hätte, in sofern droht nicht unbedingt Gefahr. Letztendlich kommt es wohl darauf an, es mit ein bisschen Hirn zu machen und nicht wie ein liebestrunkener Tölpel auf der Straße umher zu wanken." Ich zuckte mit den Schultern und verglich Rom insgeheim mit Athen. Dort wurden die Frauen viel mehr bewacht und ich hatte dennoch so manches cubiculum von innen gesehen, in dem ich eigentlich nichts verloren gehabt hatte. So streckte ich mich ein wenig und fühlte die Hitze des Tages eine gewisse Trägheit in meine Glieder zurückspülen. Irgend etwas würde ich demnächst tun müssen, sonst würde ich wahrscheinlich noch in den Armen Gracchus' einschlafen.


    "Hm, Barbier," ich zupfte an meinem Haar und nickte schließlich ergeben. "Ja, das wird mal wieder Zeit, sonst schleppst Du ein haariges Fellmonster durch Rom und blamierst Dich mit mir in Deiner Gesellschaft." Langsam rollte ich mich vom Bett herunter und erhob mich, zu ihm herunter blickend. "Lass uns das doch gleich angehen, was meinst Du? Ich will nicht den ganzen Tag in dieser Villa hocken und den Fliegen zusehen. Am Ende kommt noch Furianus nach Hause und will höfliche Konversation machen und ich glaube, das ist heute etwas, was ich nicht auch nur ansatzweise ertragen würde." Auffordernd blickte ich ihn an und rückte mit einer Hand meine Tunika zurecht. Bloß keine Toga bei dieser Hitze ...

  • Im Bemühen, ein Lächeln zustande zu bringen, kräuselten sich Gracchus Lippen, doch so ganz wollte ihnen der Erfolg nicht vergönnt sein.
    "Du hast natürlich recht, Vetter, ich hätte es schlimmer treffen können. Dennoch betrübt mich die Vorstellung der Ehe ein wenig."
    Ganz zu schweigen davon, wie sehr ihn die Vorstellung der gemeinsamen Kopulation mit der Claudia irritierte. Bereits jetzt brachte er dem Vitumnus regelmäßig Opfergaben dar, bat inständig um einen Sohn und dachte mit Grauen an Berichte über Ehen denen nur immer wieder und wieder Töchter geschenkt wurden. Ein einziger Sohn, ein Erbe, würde Gracchus vollends ausreichen und ihn von jeglichen weiteren Pflichten entbinden.
    "Doch lass uns diese Angelegenheit nicht weiter vertiefen. Du solltest dir vorerst selbst eine Meinung über sie bilden, anschließend können wir gerne noch einmal auf das Thema zu sprechen kommen."
    Gracchus lachte bei der Vorstellung seines Vetters mit langen Haaren und einem langen Bart.
    "Mich mit dir blamieren werde ich sicher noch früh genug. Spätestens wenn wir erneut vor einem Priester stehen."
    Seinem Vetter zuzwinkernd erhob er sich und ein schalkhaftes Funkeln blitzte in seinen Augen auf.
    "An deiner Seite bin ich zu jeglicher Schandtat bereit."

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  • "Vielleicht gewöhnst Du Dich auch irgendwann an die Tatsache einer Ehe. Wenn ich daran denke, heiraten zu müssen, wird mir allerdings auch ein bisschen flau im Magen. Welche Frau vor allem, allzu viele Patriziertöchter gibt es ja wohl auch nicht, und wenn, stehen sie nicht an jeder Ecke ..." Schnell winkte ich ab und war nicht unglücklich über die Bitte meines Vetters, das Thema abzuschließen. Daran wollte ich jetzt noch nicht denken, und hoffentlich konnte ich diese leidige Heiraterei noch eine Weile vor mir her schieben. Wenigstens konnte mich kein Vater der Welt mehr dazu drängen.


    "Nochmal vor einem Priester landen möchte ich lieber nüchtern," gab ich den Scherz schmunzelnd zurück und fuhr mir nochmals mit der Hand durch das widerspenstige Haar. Er hatte Recht, ich brauchte dringend einen Barbier. "Komm, lass uns auf den Markt gehen, es muss ja nicht gleich der teuerste Barbier der Stadt sein." Damit trat ich zur Türe und ging hinaus, wohl wissend, dass mir mein Vetter folgen würde. Und danach eine Runde zu den Thermen - der Gedanke begann mir zu gefallen.


    Sim-Off:

    Edit: Link eingefügt :)

  • Sica erreichte die Tür des Cubiculums, blieb davor stehen und klopfte dezent an. Er wartete einen Moment, öffnete sie dann und trat einen halben Schritt in den Raum hinein.


    Euer Gepäck ist angekommen, Herr.


    Sica wartete ab, ob sich daraus noch weitere Anweisungen für ihn ergaben.

  • Ich hatte auf meinem Bett gelegen und gelesen, als ich das Klopfen an der Tür vernahm, und unterdrückte ein leises Seufzen. Um diese Zeit wollte ich einfach nur meine Ruhe haben und sonst nichts, aber als Sica eintrat und mir die Ankunft meines Gepäcks meldete, ahnte ich, was noch mit dem Gepäck angekommen sein mochte. Meine Laune besserte sich innerhalb kürzester Zeit enorm und ich richtete mich etwas auf, ihm zunickend.


    "Sei so gut und führ sie herein," antwortete ich ihm. "Und dann bleibst Du einen Moment lang hier, es gibt etwas zu besprechen." Was mit meinem wirklichen Gepäck geschehen würde, war mir ziemlich egal, dafür würde sicher gesorgt werden, aber es galt, die bestehenden Verhältnisse der Villa auch Nefertiri nahezubringen, bevor sich irgendwelche unangenehmen Zwischenfälle ereignen konnten. Nadias Worte hatten mir klar gemacht, dass eine eindeutige Grenzziehung vonnöten war.

  • Sicas Gesicht blieb regungslos und er nickte nur kurz. Dann sah er wieder nach draußen und bedeutete der Sklavin mit einer kurzen Geste, ihm in den Raum zu folgen. Er selbst ging ihr voran, wartete bis sie eingetreten war und schloss die Tür anschließend wieder. Dann postierte Sica sich direkt neben der Tür, blickte Aquilius mit versteinerter Miene an und wartete das Kommende ab. Er nahm an, dass ihm nun detaillierte Anweisungen gegeben werden würden, wie mit dem ganzen Gepäck zu verfahren sei. Daher bereitete er sich innerlich darauf vor, sich eine ganze Flut von Informationen zu merken.

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