Cubiculum | Caius Flavius Aquilius

  • Es war damals eine Tante in den besten Jahren gewesen, von der ich gelernt hatte, wie man einer Frau das größtmögliche Vergnügen bereitet, mit Geduld und Leidenschaft zugleich, die meine ersten Versuche, mein eigenes Vergnügen mit dem ihren zu verbinden, nicht belächelt, sondern mich beständig ermutigt hatte, es wieder zu versuchen - diese Erinnerung stand in jenem Augenblick, als ich Arrecinas Keuchen hörte, nur zu deutlich vor meinen Augen. War ich nun der Mann, der ihr die Grundbegriffe des körperlichen Genusses offenbaren würde, die sie noch nicht kennengelernt hatte? War es denn wirklich so verwerflich, dieser Lust nachzugeben? Aristides' Meinung dazu glaubte ich zu kennen, doch die Meinung der Welt würde vielleicht anders aussehen. Vielleich würde man verstehen, warum ich nicht widerstehen konnte, diesem bebenden, heißen jungen Leib, der mich so sehr lockte und einlud. In diesem Augenblick war ich Mars, der Krieger, der eroberte, sich ein Land dienbar machte, und sie Venus, die mich empfing und zu halten suchte, damit ich ihrer aufgewühlten Lust den Frieden schenkte.


    Sie mit den Armen haltend wandte ich mich in Richtung der Türe meines cubiculums, der dort angebrachte Riegel war schnell vorgelegt, dass wir wirklich nicht gestört würden - ebenso schnell hatte ich meine Tunika über den Kopf abgestreift, die sie schon hochgeschoben hatte, sodass mich nur noch das Lendentuch von ihr trennte, und diese lästige Tunika, die noch immer auf ihrer Haut klebte. "Willst Du das wirklich, Arrecina?" keuchte ich leise, mit meinem Atem heiße Luft auf ihre Haut strömen lassend, meine Lippen glitten ihren biegsamen Hals entlang hinauf, küssten sich den Weg bis zu ihrer Wange empor, bis ich ihr in die Augen blicken konnte. Meine Finger schoben sachte ihre Tunika empor, enthüllten ihren schlanken, geschmeidigen Leib, die erhitzte Haut, die sich sogleich wieder an meine drückte, als gehörten sie in diesem Fieber der Lust untrennbar zusammen. Mir mussten schon die Schweißperlen auf der Stirn stehen, zumindest fühlte ich mich so, innerlich verbrennend vor Verlangen, zu oft hatte ich sie schon zurückgewiesen und gegen meinen Wunsch gehandelt - aber nun war sie nicht mehr ein Kind, sie war schon Frau, und diese Frau wollte genommen werden - von mir! Durfte ich sie denn zurückweisen?

  • Reden, reden viel zu viele Worte wurden hier nur gesprochen. Sie sah nichts mehr anderes ausser diesen Mann, ihren Onkel, den sie nun schon so lange begerhte und endlich sollte es so weit sein? Sie beide erinnerten sich nicht wirklich an viel, jeder hatte nur Bruchstücke seiner Erinnerungen grade vorhanden, aber das war sowas von egal, denn ihr Körper schien innerlich einfach zu vergehen vor dem Feuer der Leidenschaft. Seine Küsse schienen pures Feuer zu sein welches ihren Körper streifte und das innerliche Feuer wurde nur noch mehr entfacht als sie ihn mit Lendenschurz vor sich stehen sah. Deutlich konnte man sehen wie sie schlucken musste,als er so da stand und sie musste diesen Augenblick genießen bevor seine Hände schon wieder ihren Körper erkundeten. Seine Worte so dicht an ihrem Ohr und seine zarten und doch heißen und gierigen Küssen an ihrem Hals. Sie lehnte ihren Kopf leicht zurück und ließ ihn gewähren.


    "Jaaaaaaaaaa" keuchte sie ebenfalls nur und grub ihre Finger in seine Schultern und nahm dabei keinerlei Rücksicht ob es ihn schmerzte oder nicht um danach ihre Arme zu heben damit er ihr die Tunika entwenden konnte. Ihr atem ging schwer als wäre sie schon so lange Zeit eine lange Strecke gelaufen und doch war es nur das Werk dieses Mannes der ihren Körper vollkommen durcheinander brachte. Gerötet waren ihre Wangen und ihre Augen glitzerten in einem hellen Braun. Ganz langsam begaben sich ihre Hände wieder auf eine ganz besondere Erkundungstour.

  • Mehr musste ich nicht hören in diesem Augenblick, sie wusste, was sie wollte, und ich war derjenige, den sie augenscheinlich haben wollte, ich wollte sie ebenso, seit ich sie wieder getroffen hatte - war es nicht erst gestern gewesen, dass sie als Kind durch die Welt gegangen war, und heute betrachtete sie alles als Frau? Sie roch so gut, so süß, wie ein Geschenk, das sich allein für meine Hände nun bereitgelegt hatte, ich musste es nur erkunden, ertasten - sanft ließ ich die Tunika zu Boden gleiten, die sie gerade abgelegt hatte, und betrachtete ihren schlanken, biegsamen Leib, als hätte ich zuvor lange keine Frau so eindrücklich gesehen wie sie. Nur noch ihr Brusttuch und das Lendentuch mochten Schlimmeres verhindern, aber es hinderte mich nicht daran, meine Wange an die weiche Haut ihres Bauches zu schmiegen, mit den Lippen vorsichtig und behutsam jede Rundung ihrer Rippen zu erkunden, ohne das Brusttuch indes zu berühren. Dass sie mich dabei ebenso berührte, machte es mir nur schwerer, mich auf das zu konzentrieren, was meine Sinne wahrnahmen, die vollends von ihrer Gegenwart erfüllt waren - sodass sie leicht ertasten mochte, was mein Lendentuch ausfüllte und sich gegen dieses Einzwängen vehement stemmte.


    "Du schmeckst so wundervoll," murmelte ich in ihre Haut, sandte neue Schauer heißer Atemluft über ihren Bauch und spielte schließlich mit der Zunge neckend in ihrem Bauchnabel, nahm mir alle Zeit, ihren Leib zu erkunden, ihre Sinne mit meinen Fingerkuppen zu befeuern. Vage Spuren mochten diese Finger hinterlassen, ich sah auch, dass sie auf meine Berührungen reagierte, wie ich auf die ihren - ich konnte nur hoffen, dass sie mir mein Lendentuch noch eine Weile lassen würde, verhinderte es doch noch, dass ich zu schnell auf ein gewisses Ziel hin strebte, ihre Finger waren aufpeitschend genug. Ich blickte zu ihr auf, in ihr Gesicht, auch auf meine Wangen musste sich eine verräterische Röte geschlichen haben, und ich wusste, dass mir der Schweiß auf der Stirn stand, so heiß war es mir geworden. Ich hätte sie sofort und auf der Stelle nehmen können, mit diesem Blick in ihren Augen, aber noch mahnte ich mich zu grundlegender Geduld.

  • Eines Abends fand sich ein Brief auf dem kleinen Tisch neben Aquilius' Bett, welchen ein Sklave dort am Tage drapiert hatte, wie es ihm aufgetragen worden war.



    Gruß und Heil, geliebter Vetter, sterblicher Dioskur,


    Ungern möchte ich dieses Schreiben mit der Bitte um Vergebung beginnen, doch was bleibt anderes? So bitte ich dich denn, mir zu verzeihen, den Schwur, den letzen Abend, dass dies nur geschriebene Worte sind, und doch - obgleich ich alles davon zu tiefst bedauere - sehe ich in meiner Verzweiflung keine andere Möglichkeit und ich hoffe so sehr, dass du mir dies nachsehen kannst, obgleich ich mir dessen gewahr bin, dass dies längstens mir nicht mehr zusteht.


    Wenn du diesen Brief in Händen hältst, habe ich Rom bereits verlassen. Ich erwähnte jenen unglückseligen Umstand des Quintus Tullius, doch was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass unsere Base Leontia nicht nach Ravenna zu ihrem Vater reiste, wie wir alle dies glaubten, sondern ihm in meinem Namen folgte, wie sie glaubte nach Aegyptus, doch nur die Götter wissen, wohin er tatsächlich mit ihr zog und welch devastativen Gedanken er nachhängt. Sciurus konnte ihre Spuren bis nach Ostia hin ausmachen und ich sehe keine andere Möglichkeit, denn ihm zu folgen, mir selbst zu folgen, mir nachzujagen gleich einem Larven, zu welchem er mich längstens gemacht hat.


    Drei Bitten habe ich an dich, Caius, und obgleich ich mir dessen gewahr bin, dass es dererlei dreier zu viel sind, so bleibt mir nichts, als sie zu wagen und auf deine Freundschaft zu hoffen und zu vertrauen. Zuerst muss ich dich bitten, dass das Wissen um die Existenz und vor allem die Äußerlichkeit des Quintus Tullius und die Gefahr, in welcher unsere Base schwebt, einzig zwischen uns bleibt, denn niemand sonst weiß bisherig davon und vorerst muss dies so bleiben. Weiters möchte ich dich bitten, ein wenig auf meine Gattin zu achten. Vermutlich wird ihr meine Abwesenheit kaum Sorge bereiten, tut dies meine Anwesenheit doch viel eher, doch sofern es die Umstände erfordern sollten, so weiß ich, dass ich niemandem mehr ihr Wohl anvertrauen könnte als dir. Zuletzt wirst du der einzige Mensch sein, welcher ob meiner Rückkehr entscheiden kann, ob dies tatsächlich noch ich bin und sofern ich es nicht sein sollte, so bitte ich dich inständig darum, dafür Sorge zu tragen, dass auch er es nicht wird sein.


    Es drängt mich danach, dieses Schreiben mit Worten zu beenden, welche ich nicht mit Tinte fixieren kann, doch ich weiß, dass du wissen wirst, welche Worte dies sind, und ich hoffe, du bewahrst sie in deinem Herzen.


    Auf bald,
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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die Worte verschwammen vor meinen Augen, und ich las mehr mit dem Herzen als mit einem bewussten Rest meines Verstandes, was mir Manius dort hinterlassen hatte - ein Teil meiner Selbst wollte nicht glauben, dass er nicht mehr hier sein sollte, auf einer Jagd nach seinem Zwilling, seiner Base - und auf der Flucht gleichzeitig davor, wer er war und wer er immer sein würde. Ich konnte nichts daran ändern, wie es war, und gleichsam wünschte ich, ich könnte dieses unsägliche Gefühl, das nur bitteren Schmerz für uns beide bereithielt, aus meiner Brust reißen, um es niemals wieder fühlen zu müssen, niemals wieder ihn so schmerzlich bewegt sehen zu müssen, so verzweifelt, so aussichtslos schmerzerfüllt.


    Es dauerte lange, bis mein Verstand überhaupt fähig war, den Sinn all seiner Worte vollständig zu verstehen, und noch länger, bis ich nicht mehr am ganzen Leib zitternd neben meiner Schlafstatt stand und mich nicht einen Schritt weiter rührte - bis mein Leib in sich zusammensackte und glücklicherweise von meinem Lager aufgefangen wurde, auf welchem ich mich einer Katze gleich zusammenrollte und zum ersten Mal seit meiner Rückkehr mein Schluchzen mit dem Arm zwischen den Zähnen erstickte. Es mochte schwach sein, zu weinen, aber ich konnte nur um alles trauern, was uns verloren gegangen war, trauerte um die tausend versäumten Augenblicke, die wir vielleicht miteinander hätten teilen können, hätte er seinen Schwur nicht getan, um das Lachen, das so sehr aus seinem Inneren gewichen schien, dass nur noch Ernst und Beherrschung zurückgeblieben waren ... und zuletzt auch darum, dass ich ohne ihn nur immer eine leere Hülle meiner Selbst sein würde, solange ich lebte, solange die Götter mich zu atmen zwangen.


    Der zerknüllte Brief fest in meine Finger eingeschlossen, blieb ich liegen, und irgendwie verstrich die Zeit, glitt vorüber, ohne dass ich ihr mit den Gedanken folgte, im Inneren weit weg, irgendwo, denn wenn er nicht mehr da war, wo sollte ich schon sein? Ama te, Manius, ama te.

  • Der Tag war einigermaßen lang gewesen, und meiner Gewohnheit folgend, bis spät in die Nacht hinein noch zu lesen, um müde zu werden, hatte ich wieder einmal zuviel Zeit mit meinen Büchern verbracht. Dabei war mir vollkommen entfallen, dass in dieser Zeit Bridhe sicherlich schon gewartet hatte, um meinem Wort vom heutigen Nachmittag Folge zu leisten - sie fiel mir erst wieder ein, als ich die Türe zu meinem cubiculum sah und darauf zu trat. Nun, ein klein wenig Geduld zu üben, konnte ihr nicht schaden, war nicht zuletzt Geduld die Tugend der Kaiser? So mochte es auch einer Sklavin nicht allzu schlecht bekommen. Ich drückte die Tür auf und blickte in meinen privaten Raum hinein, konnte sie aber nicht sofort ausmachen - andere Sklaven hatten aufgeräumt und alles so gerichtet, wie ich es zu schätzen wusste, zwei einsame Öllampen erhellten mein cubiculum nicht zu sehr, denn um diese Stunde waren meine Augen müde und ich mochte zu grelles Licht nicht mehr.


    "Bridhe? Bist Du hier?" ließ ich mich vernehmen und straffte meine Gestalt, um nicht so müde auszusehen, wie ich mich fühlte. Es war seltsam, nach so langer Zeit alleine wieder jemanden in diesem Raum zu haben, und sei es nur, um mein leeres Bett zu füllen, dass ich ruhiger schlafen konnte. Es wurde wohl wirklich Zeit, mir endlich eine Frau zu suchen, dachte ich bei mir und war heilfroh darum, dass diese Gedanken niemand lesen konnte, klang ich doch bald wie ein frustrierter alter Mann, der ich noch lange nicht war. Ich ging weiter in mein Zimmer hinein und blickte mich nach ihr um.

  • Gerade noch rechtzeitig hatte ich es geschafft, nach meinem abendlichen Badevergnügen, in Aquilius´cubiculum zu huschen. Er war glücklicherweise noch nicht da. Also ließ ich mich vorerst auf seinem Bett nieder und wartete.
    Notdürftig hatte ich meine Haare getrocknet und mir wieder die Tunika übergestreift. Von dem, was noch bis vor einigen Minuten war, wollte ich mir nichts anmerken lassen. Ich wollte einen entspannten Eindruck machen, wenn er den Raum betreten würde.
    Dieses unsichere Gefühl in der Magengegend wurde ich immer noch nicht los. Wie sehr konnte ich mich auf sein Wort verlassen, als er sagte, er würde mich nicht anrühren. Zu den gemischten Gefühlen gesellten sich dann plötzlich auch noch Fragen, wie: Sollte ich meine Tunika an oder ausziehen? Wie sollte ich in gewissen Notsituationen reagieren?

    Doch dann öffnete sich langsam die Tür. Im Halbdunkel des Raumes konnte er mich nicht gleich ausmachen. Ich erhob mich wieder und trat einen Schritt nach vorne und antwortete zaghaft und leise.


    Dominus?

    Trotz all meiner Vorsätze, ruhig zu bleiben, bebte ich vor Aufregung.

  • "Da bist Du ja. Hilf mir," sagte ich nur schlicht und trat zu ihr heran, dabei mühsam ein Gähnen unterdrückend. Der Tag war lang gewesen, fast zu lang, und morgen früh würde ich es zweifelsohne merken. Dass sie unsicher dastand, wunderte mich nicht, und ich hatte beschlossen, so zu tun, als würde ich es nicht merken, je schneller sie diese Situation als normal zu empfinden begann, desto besser. Ich deutete ihr an, sie möge mir aus dem Umgetüm meiner Toga helfen, dann schnürte ich selbst meine Sandalen auf und streifte die Tunika locker vom Körper, bevor ich mich auf die Kante meines Betts setzte und mich langsam, die Muskelpartien des Oberkörpers nach und nach streckend, entspannte. Zumindest im Augenblick schien ich von der ewigen Gier verschont geblieben zu sein, die mir so oft einen Streich spielte, und ich konnte Bridhe als das sehen, was sie für mich sein sollte: Ein warmer Körper in der Nacht, mehr nicht. Es gab schon genug Wirrungen wegen anderem in meinem Leben, sie musste nicht auch noch hinzukommen. Wahrscheinlich war sie auch noch unberührt oder was auch immer, es sollte mir im Augenblick gleich sein.


    "Setz Dich zu mir, Bridhe," sagte ich und lehnte mich zurück, schwang die Beine auf das Bett und streckte mich auf der Decke aus. Es war noch immer warm, fast zu warm, um gut schlafen zu können, aber ich wollte jetzt nicht noch einen Sklaven zum Fächeln rufen, also musste es so gehen, wie es war. So blickte ich zu ihr auf und bedeutete ihr, sich zu mir auf die freie Fläche des Betts zu gesellen.

  • Er kam näher und deutete mir an, dieses Ding, welches Ähnlichkeit mit einem Bettlaken hatte, von ihm zu nehmen. Das tat ich dann auch und verstaute es auf einer Ablage. Den Rest seiner Keidung zog er selber aus. Die Kleidungsstücke sammelte ich ein und legte sie zu dem "Bettlaken". Er setzte sich. Ich hingegen blieb wie angewurzelt stehen.
    Soviele Gedanken über mein weiteres Vorgehen schwirrten in meinem Kopf herum.
    Doch dann sagte ich zu mir selbst, dies ist eine ganz normale Situation, tu so, als ob er gar nicht da wäre, tu das, was du immer tust, wenn du zu Bett gehst!
    Dann kam auch schon seine Aufforderung zu ihm ins Bett zu kommen.
    Ich war zwar immer noch etwas aufgewühlt, was aber mit den vorangegangenen Vorkommnissen im balneum zu tun hatte. Doch mittlerweile verspürte ich auch schon einen gwissen Grad an Müdigkeit und war froh mich endlich ein wenig erholen zu können. Also, entkleidete ich mich ebenso und legte meine Kleidung ebenfalls bei Seite. Da ich meine Haare bereits offen trug, hatte ich mir diese Prozedur gespart. Sie waren zwar noch etwas feucht, doch dies hatte auch eine angenehm kühlende Wirkung.
    Noch etwas zaghaft setzte ich mich zu ihm auf das Bett. Sicher mußte ich auf ihn einen sehr verkrampften Eindruck machen. Doch dann tat ich es ihm gleich und lehnte mich zurück.
    Ich starrte zur Decke hinauf und es schien als wollte ich mich förmlich mit meinen Blicken daran festhalten. Severus schwirrte immer noch in meinen Gedanken herum.
    Was hätte Aquilius wohl jetzt getan, wenn ich mich geweigert hätte, zu ihm zu kommen?

  • Sie stellte sich gar nicht einmal so ungeschickt an, die toga würde wohl auch weiterhin ihre Dienste leisten und nicht unter Löchern leiden müssen - bei neuen Sklaven erwartete ich alles und nichts zugleich - und zumindest zögerte sie auch nicht allzu lange, sich zu mir unter die Laken zu begeben. Es hätte schlechter laufen können, aber sie schien inzwischen zumindest ansatzweise verstanden zu haben, dass man ihr hier nichts Schlechtes wollte. Bei anderen Familien hätte sie es schlechter treffen können - diesen Gedanken allerdings schob ich mangels wirklicher Relevanz für den Augenblick schnell beiseite. Ihrem Geruch nach war sie frisch gewaschen, auch das Haar mochte noch feucht sein - zumindest glaubte ich das zu erahnen, ich prüfte es nicht nach - und diese erfreuliche Einfühlung in meine Bedürfnisse (wer hätte sich schon einen schmutzigen Sklaven im Bett gewünscht?) schrieb ich Cungah zu, der klugen und vor allem erfahrenen Nubierin, die schon seit langen Jahren für die Flavier tätig war und sich so gut sie konnte, um neue Sklaven kümmerte.


    Im Halbdunkel konnte ich ihren Körper kaum erkennen, dennoch war ich mir der Wärme ihrer Anwesenheit sehr wohl bewusst. Wie lange war es her, dass Nefertiri diesen Dienst für mich geleistet hatte, wenngleich natürlich mit mehr Sicherheit und mit dem Wissen einer Sklavin, die sich nichts anderes vorstellen konnte, als ihrem Herrn gut zu dienen? Es schien mir ein halbes Jahrhundert zurückzuliegen.
    "Du hast Dich gereinigt, das ist gut - das sollst Du jedes Mal sein, wenn Du bei mir liegst. Lösch das Licht .." ich deutete auf die Öllampe und tat so, als wolle ich sie auf die Entfernung auspusten, "...und komm, es ist spät geworden." Damit schlüpfte ich unter das Laken, legte mich auf die Seite und beobachtete ihren schattenhaften Umriss gegen das von draußen noch hereindringende Mondlicht - wenig von ihr konnte ich wirklich sehen, und vielleicht war es besser so, dass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte, musste dies für sie doch mehr als befremdlich sein.

  • Ich löschte das Licht und legte mich wieder hin. Das Bett schien mir sehr angenehm zu sein. Auf jeden Fall um einige Klassen besser, als das, was sich mir in den letzten Wochen als Schlafstatt bot.
    Völlig regungslos und etwas verkrampft lag ich da. Versuchte ja keinen Mucks von mir zu geben. Ich spürte förmlich seine Blicke auf mir.
    Doch irgendwann übermannte mich schließlich doch der Schlaf und ich ließ meine Anspannung einfach los. Atmete ruhig und gleichmäßig und ließ mich einfach fallen, hinab in das Reich der Träume.


    Ich sah einige Menschen, die mir in den letzten Tagen begegnet waren, war wieder auf dem Sklavenmarkt, der heftige Schlag in mein Gesicht, nachdem ich versucht hatte, zu fliehen und Severus. Ja er war auch da. Wie ich mich an ihn lehen konnte. Ich sah sein Gesicht ganz deutlich vor mir.

    Wir waren wieder im Balneum. Ich dreht mich zu ihm hinüber. Ja, ich konnte seine Nähe spüren. Er war da ganz nah bei mir. Ich fühlte seine Wärme, spürte seinen Atem. Mit meinen Armen umschlang ich ihn und übersähte ihn mit Liebkosungen. Diesmal würde ich nicht einfach wegrennen! Nein ich würde bleiben!
    Tá mé chomh doirte sin duit! flüsterte ich ihm erneut zu.

  • Es hatte lange gedauert, bis sie eingeschlafen war, und ich lag noch länger wach, die Gedanken schweifen lassend. Obwohl hier in Roma eigentlich nicht viel geschah, passierte doch immer wieder etwas, das meine Entscheidungen und meine Ziele in Zweifel zog, den eigentlich geradlinig gedachten Weg plötzlich verschlungen gestaltete und vor allem nicht so funktionierte, wie ich es mir wünschte und geplant hatte. Welcher Feldherr auch immer es gewesen war, der festgestellt hatte, dass der Schlachtplan selten den ersten Kontakt zum Feind überlebt, ich musste ihm rechtgeben. Geplant war auch der Kauf Bridhes nicht gewesen und schätzungsweise lachten sich die restlichen Sklaven der Villa gerade über mein Talent tot, immer irgendwelche Sklaven anzuschleppen, die gewiss wenig für den Dienst geeignet waren. Severus' Widerspruchsgeist, Bridhes Vergangenheit als freie Frau - das waren Dinge, die sich schlecht tilgen ließen, und mir sicherlich in Zukunft neue Schwierigkeiten beschaffen würden. Aber was wäre das Leben ohne Abwechslungen? In jenen Grübeleien über Vergangenheit und Zukunft gefangen, übermannte mich schließlich doch Morpheus' Umarmung, und der Rest der Nacht glitt ohne nennenswerte Zwischenfälle vorüber, zumindest ohne jene, an die ich mich hätte erinnern können.


    Der nächste Morgen allerdings ...es mochte einige Zeit bereits hell gewesen sein, die Aussicht auf einen recht trüben, nebligen Tag war auch nicht gerade dazu angetan, mich zu frühem Aufstehen zu bewegen. Und da war noch etwas: Im Lauf der Nacht musste ich mich meiner Sklavin gegenüber zugewendet haben, denn ich fand mich hinter ihr liegend erwachen, einen Arm um ihren Oberkörper gelegt, als hätte ich sie im Schlaf schützen wollen, den Körper eng an den ihren geschmiegt - meine typische Schlafhaltung mit Nefertiri, nur mit dem Unterschied, dass es nicht meine kleine ägyptische Wildkatze war, sondern meine Neuanschaffung, die sicherlich auch wenig Verständnis dafür haben würde, dass sich ereignet hatte, was jedem Mann in der Nacht während des Schlafs geschah - zweifelsohne, jegliches zur Zeugung eines Kindes notwendiges Gerät war vorhanden, einsatzbereit und schmiegte sich ebenso wie mein restlicher Leib warm und lebendig an ihren Körper. Ich beschloss, mich schlafend zu stellen und abzuwarten, wie sie reagieren würde ...

  • Ich verharrte in seinen Armen. Einfach seine Nähe spüren und sich geborgen fühlen.
    Was sonst noch in dieser Nacht geschehen war, konnte ich nur erahnen, denn irgendwann wurde es dunkel um mich herum.


    Ruhig und entspannt lag ich da, in diesem schönen sauberen Bett. Es mußte schon Morgen sein, denn das Licht, welches auf meine Augen traf, blendete mich und so entschied ich mich, einfach die Augen geschlossen zu halten. Es war eine wahrlich gute Nacht gewesen. Wie lange war es her, daß ich so gut geschlafen hatte? Und dann er. Ja, er war heute nacht zu mir gekommen. Es war also doch kein Traum! Nein, er war es. Er lag immer noch bei mir und hatte seinen Arm um mich geschlungen, so als ob er mich beschützen wollte. Ich konnte ihn genau spüren.
    Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, um ihn von neuem zu liebkosen. Doch dann war es, als ob mich der Schlag treffen würde. Plötzlich fiel mir ein, daß dies hier alles nicht real sein konnte! Erstens, ich war hier in Aquilius Schlafzimmer. Zweitens, ich war gestern Abend zu ihm ins Bett gestiegen. Und drittens, der Kerl, der da so nah bei mir lag,war
    Aquilius! Ich öffnete die Augen, um mich davon zu überzeugen.
    Zum Glück schlief er noch, so blieb mir noch Zeit, zu überlegen. Was sollte ich nur tun?
    Ganz ruhig Bridhe! Das Schlimmste wäre jetzt, histerisch zu werden!
    Mir fiel ein, was mein Vater mir einmal gesagt hatte, damals als Mutter gestorben war. Verschärfte Situationen bedürfen verschärftes Handeln! Wenn diese Situation nicht verschärft war!
    Wie sollte ich also handeln? Was würde passieren, wenn ich jetzt losschreien würde und die Furie spielen würde? Na klar, sicher würde er mich sonst wohin jagen! Welchen Vorteil hätte ich aber, wenn ich einen klaren Kopf behalten und mich der Situation anpassen würde. Tja, das könnte unter umständen bedeuten, daß ich schon bald keine Jung... MOMENT! War ich es denn überhaupt noch? Was war denn heute nacht wirklich passiert??? Na ja, das war mittlerweile auch egal!
    So entschied ich, es wäre das Beste, mir nichts anmerken zu lassen. Ich schloß wieder meine Augen, drehte mich zu ihm hin und tat so als ob ich noch schlafen würde.

  • Könnte ich in diesem Augenblick doch nur ihre Gedanken ahnen - ihr Erwachen entging mir nicht, änderte sich der Rhytmus ihres Atmens doch grundlegend - doch leider versagten mir die Götter diese Gunst und ließen mich unwissend und spekulierend zurück. Zumindest stieß sie mich nicht von sich und rannte schreiend aus meinem cubiculum - für dumm hatte ich sie von Anfang an nicht gehalten, und sie bestätigte mir diesen Eindruck durch ihre vorsichtige Reaktion. Wenigstens in diesem Punkt schien meine Menschenkenntnis mich nicht ganz verlassen zu haben, wenngleich ich an anderen Dingen schätzungsweise zu gutmütig war. Als sie begann, sich zu bewegen, ließ ich meine Augen geschlossen, versuchte entspannt zu atmen, um die Illusion meines Schlafs aufrecht zu erhalten - sie kannte mich nicht, Nefertiri hätte ich nicht täuschen können, im geheimen hatte ich sie immer im Verdacht gehabt, mich in sehr vielem sehr gut vorhersehen zu können, um ihren Willen zu erreichen.


    Dass sie dann tatsächlich mir zugewandt in meinem Arm liegen blieb, überraschte mich durchaus - immerhin war nicht zwingend davon auszugehen gewesen, dass sie überhaupt eine Form von Ruhe hier finden würde - nun, mir sollte es recht sein, was ich wollte, hatte ich anscheinend erreicht: Eine Frau in meinem Bett zu haben, die es wärmen würde, wann es mir danach war. Jede Nacht alleine zu schlafen war mir nie angenehm gewesen, und Nefertiris Fehlen machte sich unangenehm bemerkbar. Sie würde wie eine Furie toben, würde sie davon erfahren, überlegte ich und schmunzelte unwillkürlich. Hoffentlich hatte Bridhe es nicht gemerkt, dachte ich und blieb einfach liegen, hielt sie weiter und ließ meine Gedanken schweifen, während ich es genoss, ihre Wärme zu fühlen. Es ging nicht einmal so sehr um sie direkt selbst, sondern um die Nähe an sich - auf die mein Körper reagierte, wie er es immer getan hätte, wenn ich nicht gerade vollkommen betrunken war. Eine vage Hitze mischte sich in unsere Liegehaltung, und ich fühlte das Pulsieren meines Bluts durch die Adern, ohne es weiter zu verfolgen - spüren musste sie es indes doch, war das leichte Zucken meines Speers doch kaum zu ignorieren.

  • Dieses gewisse Zucken unter der Decke war mir nicht entgangen. Offenbar waren einige seiner Körperpartien bereits wach. Das bewog mich dazu, mit einem Auge zu ihm hinüber zu blinzeln, um nachzuschauen, ob der Rest mitterweile auch erwacht war. Doch weit gefehlt! Er schlief immer noch.
    Das wäre jetzt die beste Gelegenheit gewesen, einfach aufzustehen und sich dünne zu machen. Aber dürfte ich einfach so gehen? Also blieb ich doch besser liegen und betrachtete mir ihn noch etwas genauer. Wie alt er wohl war? Eigentlich sah er ja gar nicht so schlecht aus. Außerdem wirkte er auch nicht mehr so furchterregend, wie gestern, als ich ihn im Garten getroffen hatte. Schlafende Menschen sahen ja so friedlich aus.
    Die irrsinnigsten Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wenn ich jetzt ein gescheites Messer zur Hand gehabt hätte, wären fast alle meine Probleme gelöst gewesen. Dummerweise häuften sich in letzter Zeit die Situationen in meinem Leben, in denen ich ein solches Messer hätte gebrauchen können, aber keines hatte.
    Aber nein, kein Messer! Das würde zu viel Dreck machen! Das müßte auch anders funktionieren.
    Aber was war das denn? Hielt er mich hier zum Narren? Plötzlich schmunzelte er. Wollte er hier nur mit mir spielen? Über die Tatsache, daß er mich womöglich die ganze Zeit beobachtet hatte, ließ mich etwas erröten. Glücklicherweise konnte er nicht meine Gedanken lesen.
    Obwohl, wenn er spielen wollte. Nur zu!
    Ich schloß wieder meine Augen, schmiegte mich noch näher an ihn und hauchte ihm süffisant, in einem für ihn sicher fremd klingenden Akzent, Severus! entgegen.

  • Zumindest war sie keine gewöhnliche Frau - welche Sklavin hätte es schon gewagt, im Bett ihres Herrn den Namen eines anderen zu flüstern! Dennoch, der Grundgedanke, sie könnte sich in Severus' Arme geflüchtet haben, trieb mir jegliche Überlegung, sie zu mehr als nur zum Bettwärmen gebrauchen zu können, gleich vorsätzlich aus. Er hatte schon Arrecina ins Unglück gestürzt, und Nefertiri, die sich ihm aus freiem Willen eine Nacht lang hingegeben hatte, war verschollen - wahrscheinlich würde ich mir bald eine neue Bettsklavin kaufen müssen, bei all dem Glück, das mein widerspenstiger Barbar zu verbreiten imstande war. Aber so leicht sollte mir Bridhe nicht davon kommen, das schwor ich mir, Frechheit und Amüsement darüber hin oder her. Manche Dinge machte man einfach nicht. Gemächlich legte ich einen Arm fester um ihren Körper und verhinderte somit vorerst, dass sie mir entfliehen konnte - perfekt. Die notwendige Wärme und Nähe waren auch vorhanden, und so bereitete ich meine kleine Rache mit innerlichem Genuss vor.


    Sachte begann ich, mich an ihr zu bewegen - ganz, als hätte sie den Namen meines Sklaven nie genannt oder es wäre der ihre gewesen. Die Art der Bewegungen war eindeutig, hätte sie ihre Schenkel gespreizt, wäre es ein leichtes gewesen, mich nun über sie zu schieben und ein kleines Morgenvergnügen zu genießen. Auch ein kleines, leises, eigentlich vollkommen harmloses Seufzen ließ ich von meinen Lippen gleiten, und so verharrte ich eine Weile, bewegte mich an ihrem Körper, als hätte ich einen ausgesprochen angenehmen Traum - nur beging ich nicht den Fehler, irgendwelche Namen zu nennen. Sollte sie ruhig noch ein wenig schmoren und glauben, ich wollte auf ihr liegen ...

  • Dummerweise war genau das eingetreten, was ich gar nicht beabsichtigt hatte. Eigentlich hatte ich gehofft, er wuerde mich wegstossen, nachdem ich ihm Severus´Namen ins Ohr gefluestrert hatte. Stattdessen zog er mich noch naeher an sich heran und seine Arme begannen, mich fest zu umschliessen. Es war mir nicht mehr moeglich, mich zu bewegen.
    Seine eindeutigen Hueftbewegungen verrieten mir, was er im Schilde fuehrte. Mich packte die Angst. Das planke Entsetzen stand in meinem Gesicht geschrieben und ich geriet in Panik, wollte um mich schlagen, doch es ging nicht! Wollte mich von ihm wegdruecken, doch es ging nicht! Nichts ging mehr! Ich hatte den Eindruck, je mehr ich mich zur Wehr setzte, desto fester wurde sein Griff.
    Ich sass in der Falle! Noch niemals zuvor war ich in eine solche Situation geraten.
    Ich geriet ausser Atem und gab einige wilde Laute von mir. Am liebsten wollte ich laut losheulen. Doch auch das war in diesem Moment unmoeglich.
    Mein Atem zitterte. Irgendwie musste ich ihm doch klarmachen, dass er damit aufhoeren sollte.
    Éirigh as! Éirigh as! Le do thoil!
    Immer und immer wieder widerholte ich es. Meine Stimme sollte bald versagen. Er musste doch meine Verzweiflung wahrnehmen, auch wenn er meine Sprache nicht verstand!
    Oder genoss er es etwa? War es das, was er wollte?
    Warum tat er das nur? Verdammt, ja, weil er das Recht dazu hatte!
    Bit-te!
    Es kroch aus meiner Kehle.
    Bit-te!
    Mehr fiel mir nicht ein.
    Wut und Verzweiflung paarten sich und ich resignierte schliesslich. Meine angespannten Muskeln erschlafften. Auch mein Bitten und Betteln erstarb.
    Ich fuegte mich meinem Schicksal. Sollte er sich nehmen, wonach ihm verlangte!

  • Nie hätte ich geglaubt, sie würde derart panisch reagieren - aber gut, es würde ihr die Lektion umso deutlicher lehren, die sie zu lernen hatte. Im Bett eines Herrn nahm man nicht den Namen eines Sklaven in den Mund, auch nicht im Scherz ... meine Augen öffneten sich, während sie flüsterte, ihre eigene Sprache gegen das vertrautere Latein tauschte, und sie mochte an meinem wachen Blick schnell erkennen, dass ich keineswegs geschlafen hatte.
    "Bridhe. Beruhige Dich," sagte ich zu ihr, als ich sie losgelassen hatte, blieb aber vor ihr liegen, ohne abzurücken - es mochte bei ihr liegen, sich Platz zu verschaffen, oder eben auch nicht.


    "Was glaubst Du, was Dir hier geschieht? Merke Dir nur eines: Der Name eines Sklaven hat im Bett eines Herrn nichts zu suchen - oder Du liegst am falschen Platz." Wahrscheinlich würde sie kein Wort von dem verstehen, was ich sagte, aber es war mir einerlei, denn dieser Punkt musste klargestellt sein, und wenn ich ihn ihr wieder und wieder einprügeln lassen musste. Wunderte es mich, dass sie sich an die Brust des Erstbesten geworfen hatte, dem sie begegnete? Eigentlich nicht, würde wohl jeder Mensch Schutz suchen, wenn er diesen anderswo nicht finden konnte und in einem fremden Land war. Dennoch, einige Regeln galt es zu beachten. Mein Körper beruhigte sich, nicht zuletzt wegen ihres Verhaltens - eine wimmernde und winselnde Frau war nun wirklich nichts, was mich in irgendeiner Form verlocken konnte und würde. Sicher, es wäre leicht gewesen, mir zu nehmen, wonach es mir gelüstete, hätte ich ernsthaft gewollt, aber danach hatte mir nie der Sinn gestanden.

  • Überraschenderweise lockerte er plötzlich wieder seinen Griff. Er begann auf mich einzureden, was wohl meiner Beruhigung dienen sollte. Schließlich gab er mich ganz frei. Sollte dies eine Demonstration seiner Macht gewesen sein, die er über mich hatte?
    Was auch immer! Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte mich zwar wieder beruhigt, doch mein Herz pochte immer noch wie verrückt.
    Mittlerweile hatte er seine Augen offen. Es war mir natürlich die ganze Zeit klar gewesen, daß er nicht mehr geschlafen hatte. Deswegen hatte ich ja die ganze Aktion mit "Du weißt schont wem" gestartet.


    Wieder begann er, auf mich einzureden. Diesmal in einem schärferen Ton. Er mußte wohl sehr verärgert sein. Doch von alldem verstand ich wieder nichts außer den Worten "Herr" und "Sklave". Doch ich glaubte, den Sinn dessen, was er mich einzutrichtern versuchte, zu verstehen. Hoffte ich zumindest!
    Eines war mir gerade klar geworden: wenn ich hier ein einigermaßen erträgliches Leben haben wollte, mußte ich mich Aquilius´ Wünschen und Vorstellungen vollständig anpassen, zumindest in seiner Gegenwart.
    Doch was ich dachte oder fühlte, würde immer noch meine eigene Sache sein, worüber er niemals zu bestimmen hätte. Dieses winzigkleine Stückchen Freiheit war mir noch geblieben.
    Also, was sollte ich jetzt tun?
    Betreten sah ich ihn an, denn er lag ja noch immer mir gegenüber, so das ich ihm zwangsläufig in die Augen schauen mußte.
    Dort konnte ich noch immer seine Verärgerung erahnen. Was würde er in meinen Augen sehen? Furcht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder einfach nur Leere?
    An diesem Morgen wurde es mir wieder einmal bewußt, wie weit ich von zu Hause weg war. Zu weit, um die saftig-grünen Hügel Taras zu erblicken, zu weit, um das plätschern der Boyne zu hören und zu weit, um den Geruch der Torffeuer zu riechen. Brú na Boinne war unerreichbar geworden!
    Gerne hätte ich mich geäußert, doch dazu fehlte mir im ersten Moment der Mut.
    Doch dann traute ich mich doch. Langsam und vorsichtig setzte ich mich auf, immer seine Augen im Blick. Jede Regung wollte ich in seinem Gesicht beobachten.
    Zaghaft und leise begann ich zu sprechen. Damit er eine Ahnung hatte, wovon ich sprach, versuchte ich mich durch Handbewegungen und Gesten verständlich zu machen.


    Go raibh maith agat!


    Dabei nickte ich dankend, denn ich war dankbar , daß er mich endlich losgelassen hatte.


    Gabh mo leithscéal! Tá náire orm.


    Ich machte eine Geste des Bedauerns. Es tat mir ja auch wirklich leid!


    Cá bhfuil mara bheadh afhios agamsa.


    Ich versuchte ihm klar zu machen, daß ich nicht wußte, wie sehr ich ihn verärgert hatte.
    Die nächste Äußerung kostete mich einiges an Überwindung. Deshalb zögerte ich erst etwas, bevor ich Weiter sprach.


    Tá me leat sin!*


    Ein Ausspruch, den ich gerne einem anderen unter ganz anderen Umständen gesagt hätte! Doch es half nichts, so deutete ich erst auf mich , dann auf ihn. Anschließend legte ich mich wieder sachte neben ihn hin. Zitternd ergriff ich seine Hand, führte sie zu mir hin und legte sie schließlich auf meinem Körper ab.
    Ich spürte die Wärme seiner Hand auf mir und auch die, seines warmen Körpers, was diesmal weniger unangenehm auf mich wirkte.


    *= Ich bin dein!

  • Ich blieb ruhig, ruhiger, als ich es gedacht hatte. Nicht einmal wütend war ich, als berührte mich dies längst nicht so sehr im Inneren, wie ich es wohl gedacht hatte. War ich dabei, wie so viele andere Patrizier auch, im Inneren langsam aber sicher abzusterben, zu vergessen, wie es war, sich gefühlsmäßig zu beteiligen und mitzufühlen? Verständnis, ja, das konnte ich aufbringen. Aber ein distanziertes Verständnis, eher das eines Bobachters denn das eines Teilnehmers. Seltsam fühlte es sich an, sie so anzublicken und doch ruhig zu sein, jeder andere Mann hätte wohl anders reagiert. Langsam aber sicher begann ich zu begreifen, was Gracchus so sehr quälte, dass er sich alles verbat, jede Freude, jedes Zugeständnis.
    Dann begann sie zu sprechen, in der klangvollen Sprache ihrer Heimat, die so fremdartig wirkte, dass es mir schwer fiel, darin nicht ein schwermütiges Lied erkennen zu wollen, sondern eine Sprache. Lag es vielleicht daran, woher sie stammte, dass sie sich mit diesem Land schwertat? Es musste sehr anders sein, und doch, nun war sie in Rom, und wer in Rom war, musste sich an die Römer gewöhnen.


    Auch wenn ich die Worte nicht verstand, war der Sinn doch dank ihren Gesten nicht schwer zu verstehen - sie entschuldigte sich, und ich nickte schließlich, als Zeichen dafür, dass ich diese Entschuldigung annahm. Dass sie allerdings meine Hand auf ihren Leib legen würde, damit hatte ich nicht gerechnet - und es überraschte mich auf positive Art und Weise, zeigte es doch, dass sie zumindest vorerst bereit zu sein schien, ihre Rolle zu akzeptieren, als Sklavin zu leben, soweit es notwendig war. Ich hob die Hand langsam an, strich ihr über die Wange, wie man es wohl bei einer jüngeren Schwester getan hätte, um sie zu trösten, und meinte dann in wiederum beruhigendem Ton:
    "Schlaf jetzt wieder, Bridhe, wir haben noch Zeit. Du musst nicht tun, was Du nicht willst." Damit legte ich die Hand neben mir auf dem Bett ab, zog die Decke wieder etwas höher und streckte mich gemütlich aus, auf den Rücken rollend, ganz, als wollte ich noch eine Runde Schlaf einlegen. Damit war die Sache für mich erledigt, alles weitere würde sich irgendwann ergeben. Zumindest ein Anfang war es ...

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