Die Art, wie er mich ansah, als ich ihm meine Geschichte erzählte, sprach Bände. Ihm war wohl nie so recht bewußt gewesen, wie man in solch eine Lage kam oder wie es sein mußte, jemandes Eigentum zu sein. Er und so viele Andere glaubten wohl, Sklaven wachsen auf Bäumen, oder sie werden so geboren. Daß hinter jedem Einzelnen eine Geschichte stand, konnten sich die meisten gar nicht vorstellen.
Ob er wohl Gewissensbisse deswegen hatte, als er mich noch näher an sich heranzog und mir tröstend über das Haar strich? Es war mir in diesem moment gleich, denn es war eine Wohltat für mich, etwas menschliche Wärme zu erfahren.
Ob er mir auch Trost spenden könnte, für all das, was mir sonst noch das Leben schwer machte? Ich war mir da nicht so sicher. Hätte er in diesem Moment die ganze Wahrheit gekannt, hätte er vielleicht nicht so reagiert!
Ja, der Tod! Die letzten Tage, eigentlich schon seit dem Samhainfest, hatte ich darüber nachgedacht. Der Tod hatte vielleicht einen gewissen Schrecken auf manche, doch wenn man wußte, das dies nicht das Ende, sondern erst der anfang war, konnte einem diese Angst nichts anhaben.
Meine Mutter hatte es mir immer so erklärt, daß das ganze Leben ein Kreis war und ein Kreis hat bekanntlich keinen Anfang und kein Ende. Dies tröstete mich bei ihrem Tod und ich kam so besser mit dem Verlust zurecht. Das Land, das nach unserem Tod auf uns wartete, war doch sehr verlockend.
Ich habe keine Angst davor! Es ist nicht das Ende, sondern nur der Anfang!
Wir glauben daran, daß nur die Hülle stirbt, die Seele lebt weiter, in Tir na nÓg, dem Land der ewigen Jugend und Glückseligkeit.
Ich wußte nicht, ob es in seiner Religion etwas vergleichbares gab und ob er verstehen konnte, was ich meinte.